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Credit Suisse bulletin, 2002/04

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AKTUELL<br />

«Ich bevorzuge den schnellsten Weg»<br />

Oswald J. Grübel ist der neue CEO der Credit Suisse Financial Services (CSFS). Von 1998 bis 2001<br />

leitete er bereits äusserst erfolgreich den Geschäftsbereich Private Banking, bevor dieser in die CSFS<br />

integriert wurde. Interview: Bettina Bucher und Bettina Junker<br />

Bulletin Eigentlich glaubte man Sie bereits<br />

im verdienten Ruhestand. Dann sind Sie<br />

Anfang Juli in einer schwierigen Zeit als CEO<br />

der CSFS zurückgekehrt. Haben Sie diesen<br />

Schritt je bereut?<br />

Oswald J. Grübel Nein, nie. Lange Zeit hatte<br />

ich ja nicht, um mich an den Ruhestand zu<br />

gewöhnen. Für mich war und ist die Credit<br />

Suisse Group die beste Firma, die ich je<br />

gekannt habe. Und entsprechend gross ist<br />

meine Motivation, in dieser Zeit meinen<br />

Teil zum Erfolg beizutragen.<br />

Ehemalige Mitarbeiter von Ihnen sind voll<br />

des Lobes für Sie. Was ist Ihnen als Chef<br />

wichtig? Ich bin jemand, der sich nicht<br />

scheut, den schnellsten Weg zu wählen.<br />

Wenn ich eine Information brauche, rufe ich<br />

direkt den Mitarbeiter an, von dem ich<br />

glaube, dass er sie mir geben kann – und<br />

gehe nicht etwa über seinen Chef. Kommunikation<br />

muss schnell und unkompliziert<br />

sein. Das Gleiche gilt für Entscheidungswege.<br />

War die angestrebte Vision eines Allfinanzkonzerns<br />

ein Fehlentscheid? Die Idee kam<br />

Ende der Neunzigerjahre auf, also in einem<br />

Bullenmarkt-Umfeld. Da sahen alle nur<br />

die steigenden Erträge. Heute gilt es, die<br />

Allfinanzstrategie den neuen Umständen<br />

Oswald J. Grübel,<br />

CEO der CSFS, will die<br />

Winterthur wieder zur<br />

alten Stärke zurückführen.<br />

anzupassen. Die Erfahrung der letzten<br />

Jahre hat uns gezeigt, dass sich Lebensversicherungen<br />

problemlos an einem<br />

Bankschalter verkaufen lassen. Auf der<br />

anderen Seite kann die Bank das Angebot<br />

der Versicherung auch gut mit Hypotheken<br />

anreichern. Unrealistisch bleibt die Idee,<br />

zum Beispiel Autoversicherungen in einer<br />

Bank verkaufen zu wollen. Der Bankbereich<br />

kann aber der Winterthur in der Kreierung<br />

von Produkten und im Asset Management<br />

Unterstützung bieten. Auch kann die<br />

Credit Suisse Group der Winterthur bei der<br />

Stärkung der Kapitalbasis beistehen. Die<br />

Winterthur profitiert also ihrerseits von der<br />

Einbindung in die Credit Suisse.<br />

Was bedeutet das für die Winterthur? In den<br />

letzten Wochen kursierten immer wieder<br />

Gerüchte eines möglichen Verkaufs. Diese<br />

Gerüchte entbehren jeglicher Grundlage.<br />

Die Winterthur ist ein wichtiger Teil der<br />

CSFS. Es ist eines unserer Hauptziele, die<br />

Winterthur wieder zur besten und profitabelsten<br />

Versicherung zu machen.<br />

Gleichwohl sprachen Sie an der Halbjahres-<br />

Pressekonferenz von einem Stopp der<br />

Integrationsbemühungen. Wird die Winterthur<br />

nun wieder eigenständiger? Durch den<br />

starken Brand-Namen hatte die Winterthur<br />

schon immer eine grosse Eigenständigkeit<br />

im Auftritt behalten. Organisatorisch gibt es<br />

aber einige Bereiche, die sinnvollerweise<br />

zentral unter dem Dach der CSFS geführt<br />

werden. Daran werden wir auch in Zukunft<br />

nichts ändern.<br />

Wie steht es denn um die Kapitalbasis der<br />

Winterthur? Hier gab es ja auch viele<br />

Gerüchte in letzter Zeit. Im zweiten Quartal<br />

20<strong>02</strong> hat die Credit Suisse Group der<br />

Winterthur Kapital in Höhe von insgesamt<br />

1,7 Milliarden Franken zugeführt. Per Mitte<br />

Jahr erfüllte die Winterthur die Kapitalanforderungen<br />

in allen Ländern, in denen<br />

sie tätig ist. Ausserdem hat die Winterthur<br />

Massnahmen getroffen, um die Auswirkungen<br />

der aktuellen Volatilität an den<br />

Aktienmärkten auf die Kapitalbasis zu begrenzen.<br />

Zusätzlich hat die Credit Suisse<br />

Group weitere Schritte eingeleitet, um die<br />

Kapitalbasis in den Versicherungsbereichen<br />

im zweiten Halbjahr zu verstärken.<br />

Sehr schmerzhaft dürfte für Sie als ehemaliger<br />

Private-Banking-Chef die gesunkene Profitabilität<br />

dieses Geschäftsbereichs sein. Wo<br />

liegen die Probleme? Das hat vorwiegend<br />

mit dem Markt zu tun. Die Kunden verhalten<br />

sich bei sinkenden Märkten eher passiv.<br />

Das drückt die volumenabhängigen Erträge.<br />

Wir haben unseren Kunden schon früh<br />

marktneutrale Anlagen empfohlen. Wer<br />

diesem Rat gefolgt ist, hat kein Geld verloren.<br />

Leider wurde zu wenig von diesen marktneutralen<br />

Investment-Produkten Gebrauch<br />

gemacht.<br />

Wie geht es mit der CSFS in der zweiten<br />

Jahreshälfte weiter? Das dritte Quartal ist<br />

saisonal bedingt ein schwaches. Kommt<br />

hinzu, dass durch die Besonderheiten der<br />

Versicherungsbuchhaltung die Aussichten<br />

für die Winterthur im zweiten Halbjahr<br />

auf Grund des zu erwartenden tiefen Finanzergebnisses<br />

ebenfalls nicht sehr positiv<br />

sind. Umso mehr müssen wir uns im Banking-Bereich<br />

anstrengen, wo wir weniger<br />

vom Markt abhängig sind.<br />

Credit Suisse Bulletin 4-<strong>02</strong> 27

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