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ImmoCompact 03/2017

Das Fachmagazin für die Immobilienwirtschaft

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nur noch selten erfüllt werden. Fahrstühle,<br />

Parkett oder Fußbodenheizung<br />

sind dort eher die Ausnahme als die Regel.<br />

Die Chance für Investoren: Neuentwicklungen,<br />

die sich an modernen Anforderungen<br />

orientieren, heben sich<br />

vom Markt ab, bieten anspruchsvollen<br />

Zielgruppen einen klaren Mehrwert und<br />

sichern damit den Wiederverkaufswert.<br />

Rohdiamant oder Kieselstein?<br />

In Medienberichten und Statistiken wird<br />

jedoch regelmäßig über hohe Leerstände<br />

berichtet und vor Landflucht gewarnt.<br />

Daher ist eine detaillierte Standortbewertung<br />

wichtig, um die Spreu vom Weizen<br />

zu trennen und das Potenzial eines bisher<br />

unterschätzten Standorts zu erkennen.<br />

Die drei wichtigsten Faktoren sind eine<br />

positive Bevölkerungsentwicklung, ein<br />

funktionierender Arbeitsmarkt sowie Investitionen<br />

in die Infrastruktur, die eine<br />

gute und schnelle Anbindung an eine<br />

Metropole gewährleisten. Bei der Bewertung<br />

der Bevölkerungsentwicklung ist es<br />

wichtig, die Zahlen nach Zuzugsgruppen<br />

aufzuschlüsseln, denn entscheidend ist<br />

nicht die Quantität, sondern die Qualität.<br />

Junge sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

und Familien sollten den<br />

Großteil der neuen Anwohner ausmachen.<br />

Im Idealfall verstärken sich die drei<br />

Faktoren gegenseitig und stoßen eine<br />

dynamische Aufwärtsentwicklung an.<br />

Praxisbeispiel: Stade<br />

Die niedersächsische Kreisstadt Stade<br />

ist ein gutes Beispiel für eine unterschätzte<br />

Randlage. Während die Preise<br />

je Quadratmeter für einen Neubau in<br />

Buxtehude und Ahrensburg, die ebenfalls<br />

zur Metropolregion Hamburg gehören<br />

und mit dem Auto sowie der Bahn<br />

schnell erreichbar sind, bei 4.000 und<br />

4.600 Euro liegen, ist in Stade der Quadratmeter<br />

im Schnitt für rund 3.200 Euro zu<br />

haben. Dieses Preisniveau hat noch starkes<br />

Entwicklungspotenzial, denn Stade ist eine<br />

wachsende Stadt. Von 2011 bis 2015 wies<br />

die Kreisstadt ein Bevölkerungswachstum<br />

von 0,58% pro Jahr aus.<br />

Der positive Trend hält weiter an. Inzwischen<br />

zählt Stade knapp über 49.000<br />

Einwohner. Günstig für Wohninvestments<br />

ist zudem, dass die Verwaltung<br />

aktiv daran arbeitet, die Bevölkerungsanzahl<br />

auf 50.000 zu erhöhen, da ab dieser Marke die Bereitschaft<br />

großer Konzerne zur Neuansiedlung steigt. Dies würde<br />

die – dank Arbeitgebern wie Airbus, DOW und E.on sowieso<br />

gute – Beschäftigungsquote von knapp 60% noch verbessern.<br />

Auch Investitionen in die Infrastruktur setzen Zuzugsanreize:<br />

In den nächsten Jahren wird etwa mit der A 26 eine direkte<br />

Verbindung von Stade nach Hamburg fertig. Die Zeiten, in denen<br />

sich viele Berufstätige aus Hamburg wegen der schlechten<br />

Anbindung gegen einen Umzug in das wesentlich günstigere<br />

Stade entschieden haben, sind dann vorbei.<br />

Präsenz zeigen<br />

Investitionen in Randlagen erfordern nicht nur im Planungsstadium<br />

eine intensive Auseinandersetzung, sondern eine<br />

kontinuierliche Präsenz in allen Projektphasen. Steht in kleineren<br />

Städten beispielsweise kein Generalunternehmen zur Verfügung,<br />

braucht der Entwickler die Expertise, die lokalen Kontakte und<br />

die zeitlichen Ressourcen, Projekte in Einzelvergabe durchzuführen<br />

und regelmäßig vor Ort zu kontrollieren.<br />

Da der Erfolg eines Wohninvestments stark von der Akzeptanz<br />

innerhalb der Bevölkerung abhängt, ist es zudem wichtig, aktiv<br />

den Dialog mit allen beteiligten Interessengruppen zu suchen,<br />

zum Beispiel in Form von Informationsveranstaltungen, der<br />

öffentlichen Vorstellung von Architektenentwürfen oder Gesprächen<br />

mit lokalen Politikern. Und auch nach Fertigstellung<br />

braucht es für die Bewirtschaftung und Verwaltung von Immobilien<br />

in Randlagen einen deutlich höheren organisatorischen und<br />

zeitlichen Aufwand als für Objekte in Großstädten. Kleinere,<br />

lokal gut vernetzte Entwickler können all dies meist besser leisten<br />

als bundesweit oder sogar international tätige Unternehmen. Sie<br />

wissen, wie die jeweiligen Ämter von einem Projekt überzeugt<br />

werden können, welche kritischen Fragen die Bürger stellen<br />

und welche lokalen Handwerksbetriebe die Kompetenz haben,<br />

Arbeiten an größeren Projekten auszuführen.<br />

Wohninvestments in Top-Lagen sind kein Erfolgsgarant mehr,<br />

und der Zeitpunkt für eine Ergänzung des Portfolios um Objekte<br />

in Randlagen ist günstig. Richtig gemacht sind solche Investments<br />

nicht einmal risikoreicher, bieten aber mehr Chancen.<br />

Wichtig ist eine gründliche Analyse des Standortes. Dabei ist<br />

nicht der Status quo entscheidend, sondern die realistische<br />

Einschätzung der künftigen Entwicklung.<br />

W<br />

Von Edward Martens, Vorstand der AVW Immobilien AG<br />

3 / <strong>2017</strong><br />

51

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