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BIBER 10_17-2

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EASTERN<br />

UNION<br />

GELD FÜR SYRIEN<br />

1300 Western Union Filialen gibt es in Österreich,<br />

diese hier befindet sich am Schubertring. Geld,<br />

Ausweis und vor Ort ein Formular ausfüllen und<br />

schon ist das Geld auf dem Weg in die Heimat.<br />

Syrische Flüchtlinge<br />

überweisen Millionen in<br />

ihre Heimat. Wie viel genau,<br />

darüber reden sie nicht - aus<br />

Angst, dass Österreich ihnen<br />

die Sozialbeihilfen kürzt. Mit<br />

uns haben drei SyrerInnen<br />

dann doch gesprochen – über<br />

illegale Geldtransfers und<br />

wichtige Entwicklungshilfe.<br />

Von Melisa Erkurt und Bilal Albeirouti<br />

Fotos: Susanne Einzenberger und Anas Faraj (Syrien)<br />

Über Geld spricht man nicht. Das haben<br />

die Syrer von den Österreichern gelernt.<br />

„Wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass wir<br />

Geld nach Syrien schicken, denken alle, wir<br />

würden zu viel bekommen und sie kürzen<br />

uns die Beihilfen“, heißt es von allen Seiten, nachdem<br />

biber-Redakteur Bilal Albeirouti auf syrischen Facebook-<br />

Seiten und in seinem Bekanntenkreis erklärt, dass er für<br />

einen Artikel darüber recherchiert, wie und wofür Flüchtlinge<br />

Geld nach Syrien schicken. „Such dir ein anderes<br />

Thema. Das ist zu heikel“, sagen ihm die meisten Syrer.<br />

Dabei ist es nichts Neues, dass Migranten Geld in die<br />

alte Heimat senden. Die klassischen Empfängerländer von<br />

Österreich sind noch immer die Türkei und die Staaten des<br />

ehemaligen Jugoslawien. 2016 wurden laut Weltbank 4,1<br />

Milliarden aus Österreich von Migranten verschickt.<br />

Trotzdem fürchten sich die Syrer davor, dieses Thema<br />

publik zu machen. Vor allem jetzt, so kurz nach der Nationalratswahl,<br />

fürchten sich viele vor Kürzungen durch die<br />

neue Regierung. Drei SyrerInnen haben dann doch mit uns<br />

gesprochen, ihre Namen mussten wir ändern und fotografiert<br />

wollten sie auf gar keinen Fall werden.<br />

Fadi * ist seit zwei Jahren in Österreich. Er arbeitet als<br />

Küchenhilfe. Viel lieber würde der junge Mann studieren,<br />

aber er muss Geld verdienen, um seine alten Eltern in<br />

Damaskus zu unterstützen. Sein Lohn beträgt 1.070 Euro<br />

netto, davon zahlt er 300 Euro Miete für sein WG-Zimmer.<br />

500 Euro schickt er jeden Monat an seine Eltern. „Mir<br />

bleiben 270 Euro monatlich zum Leben. Da ich Raucher<br />

bin, ist das Geld schnell wieder weg.“ Fadis Vater ist krank,<br />

mit den 500 Euro kauft er Medikamente, zahlt die medizinische<br />

Betreuung, Miete und Lebenserhaltungskosten.<br />

„In Syrien sind die Lebensmittel jetzt im Krieg sehr teuer.“<br />

Die Lebensmittelpreise sind gestiegen und die syrische<br />

Währung hat an Wert verloren. „Vor dem Krieg war ein<br />

Dollar umgerechnet 50 Lira (Währung in Syrien) wert.<br />

Jetzt kommt ein Dollar auf 514.98 Lira, also mehr als das<br />

Zehnfache.“ Vor einem Jahr wusste Fadi noch nicht, dass<br />

Western Union für Flüchtlinge das Geld ohne Gebühr in die<br />

alte Heimat schickt. „Auf Facebook-Gruppen haben manche<br />

davor gewarnt, das Geld Western Union anzuvertrauen.<br />

Sie haben uns allen stattdessen angeboten, Geld über<br />

ihre Connections runter zu schicken“, erinnert sich Fadi.<br />

Fadi trifft sich damals mit einem dieser Männer und gibt<br />

ihm <strong>10</strong>0 Euro, der wiederum ruft seinen Kontakt in Syrien<br />

an, der sich mit Fadis Eltern trifft und ihnen das Geld<br />

aushändigt. „Das Problem war, dass der Mann sich etwas<br />

von dem Geld eingesteckt hat“, sagt Fadi. Dieses System<br />

hat einen Namen: „Hawala“. Ein Finanzsystem aus dem<br />

Orient, das auf Vertrauen basiert. Eine Person A, die Geld<br />

an eine Person B transferieren will, muss dem „Hawaladar“<br />

(Händler), dem sie das Geld übergibt, vertrauen. Person<br />

B muss andererseits ihrem Hawaladar vertrauen. Oft sind<br />

solche Hawaladar aber Schmuggler und das Geld kommt<br />

nie an. Ein weiteres Problem: Mit dem Hawala-System können<br />

auch Terrororganisationen wie der IS unkompliziert mit<br />

Spendengeldern finanziert werden.<br />

Doch auch Western Union steht in Kritik, für Terrorunterstützung<br />

missbraucht werden zu können. Peter<br />

Bucher, Geschäftsführer der Western Union International<br />

Dieses Foto wurde vor zwei Wochen geschossen.<br />

37 Western Union Filialen gibt es in Syrien, diese hier<br />

befindet sich in Damaskus. Zum Geld abholen braucht man<br />

nur einen Ausweis und die Transaktionsnummer, die der<br />

Absender beim Verschicken erhalten hat.<br />

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