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Selbermacher<br />
Tanz,<br />
Atom,<br />
Wissgott, der kreative Part des Zweiergespanns. Clemens<br />
Senn ist das Gegenstück. Pünktlich, penibel, als erster im<br />
Büro und als letzter wieder raus. Bei all den Unterschieden<br />
waren sie sich in einer Sache einig: „Der Reiz an einem<br />
Problem zu arbeiten und eine Lösung zu finden. Und das<br />
was wir mit der App verwirklicht haben, ist fancy stuff<br />
und einzigartig in der Welt“, schwärmt die Kreativinstanz<br />
Wissgott.<br />
Clemens Sinn und Philipp Wissgott<br />
sind bekennende Nerds. Ihre App<br />
„Waltzing Atoms“ soll das unbeliebte<br />
Fach „Chemie“ aufspicen und<br />
gleichzeitig budgetschonend für<br />
die Schulen sein. Darunter muss<br />
manchmal das Urlaubsgeld leiden<br />
Von Amar Rajković, Foto: Christoph Liebentritt<br />
tanz!<br />
Welt verändern“ und „Zuckerberg<br />
oder Elon Musk.“<br />
– Wenn Philipp Wissgott<br />
zu den Beweggründen seiner Geschäftsidee<br />
gefragt wird, leuchten seine<br />
Augen auf und die Erzählung erreicht<br />
schnell eine globale Ebene. In dem Büro<br />
der von Wissgott und Clemens Senn<br />
gegründeten Firma „Waltzing Atoms“<br />
deutet wenig auf die Welteroberung hin.<br />
Ob wir hier tatsächlich mehr über Chemie<br />
erfahren und die nächsten Zuckerbergs<br />
kennenlernen?<br />
FANCY STUFF<br />
Die Geschäftsidee: Direkt auf ihren<br />
Smartphones lösen Schüler chemische<br />
Aufgaben. Die Lehrer können einzeln<br />
auf die Schüler eingehen und die Schulen<br />
haben keine Anschaffungskosten,<br />
weil Smartphones mittlerweile zur Standardausrüstung<br />
der Millennials gehören.<br />
Vor allem die 90% im Unterricht,<br />
die kein Interesse an Chemie haben,<br />
sollen abgeholt und begeistert werden.<br />
Kritische Stimmen gibt es vereinzelt,<br />
aber die hat es in den 90er Jahren vor<br />
der Einführung des Taschenrechners im<br />
Unterricht auch gegeben, wie Wissgott<br />
betont.<br />
Kennengelernt haben sich die beiden<br />
Nerds im Unternehmen, für das sie<br />
zuletzt gearbeitet haben. Dort hatten<br />
sie ein fixes Gehalt, fünf Urlaubswochen<br />
und keine Existenzängste, richtig<br />
herausgefordert haben sie sich nicht<br />
gefühlt. „Für mich kam die Zeit Neues<br />
auszuprobieren, nachdem ich auf der<br />
Uni eine wissenschaftliche Karriere<br />
eingeschlagen hatte und in der Arbeit<br />
nicht gefordert wurde“, erinnert sich<br />
WALZER STATT TANGO<br />
Die Waltzing-Atoms-App kommt mittlerweile in über 350<br />
Schulen österreichweit zur Anwendung. Der Name bezieht<br />
sich auf die Atome, die im Falle der richtigen Lösung zu<br />
tanzen beginnen. Warum die kleinen Freunde nicht Samba<br />
oder Tango tanzen, liegt am Sitz der Firma, erklärt uns<br />
Senn. „Der Walzer gehört zu Wien, genauso wie unser<br />
Unternehmen.“ Sowohl Senn als auch Wissgott betonen<br />
mehrfach während unseres Gesprächs die Bedeutung<br />
des Standorts und die Heimeligkeit der Szene: „Hier ist es<br />
gemütlich, die Menschen helfen einander“, so Senn und<br />
„die Tatsache, dass die Menschen in der Stadt leben wollen<br />
und nicht weiterziehen, macht den Standort attraktiv“,<br />
schließt Wissgott das Loblied auf Wien und seine Start-<br />
Up-Szene ab.<br />
Bevor wir die App ausprobieren können, um uns selbst ein<br />
Bild zu machen, fragen wir die Beiden nach ihrer Außendarstellung<br />
als Nerds: „Seit Big Bang Theory und dem<br />
autistischen Sheldon Cooper hat die Chemie einen Popularitätssprung<br />
gemacht“, erläutert Wissgott. Die Nerds sind<br />
keine Außenseiter mehr, sondern genießen das Image von<br />
Popstars – Marc Zuckerberg, Elon Musk und der österreichische<br />
Start-Up-Prinz Florian Gschwandtner (Runtastic)<br />
lassen grüßen. Wissgott und Senn, die anfangs oft auf ihr<br />
Urlaubsgeld verzichteten, blicken mit Genugtuung zurück:<br />
„Unser Privatleben ist besser geworden, weil wir nicht<br />
mehr mit schlechter Laune nach Hause kommen“ und die<br />
Entscheidung selbständig zu werden, haben die beiden<br />
Berufsnerds nicht bereut, denn sie wussten: „Wenn nicht<br />
jetzt, dann nie.“●<br />
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Die Selbermacherin-Serie ist eine redaktionelle Kooperation<br />
von das biber mit der Wirtschaftskammer Wien.<br />
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