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»Jeder Investor ist ein scheues Reh«<br />
es einzufangen ist Aufgabe von Michael Pfeiffer, geschäftsführer der Invest in germany gmbH. regjo unterhielt sich<br />
mit ihm über die Instrumente der internationalen Investorenwerbung <strong>und</strong> den Standort Deutschland.<br />
Interview: Kai Bieler Fotografie: Christian Hüller<br />
Wie sehen ausländische Unternehmen den<br />
Standort Deutschland?<br />
Das <strong>Bild</strong> im Ausland hat sich in den vergangenen<br />
Jahren nachhaltig verbessert.<br />
Das hat zum einen zu tun mit den richtigen<br />
politischen Weichenstellungen. Aber zum<br />
anderen mit dem Umstand, dass die deutsche<br />
Wirtschaft auch in schwierigen Zeiten<br />
immer wieder ihre Leistungs- <strong>und</strong> Innovationsfähigkeit<br />
unter Beweis gestellt hat. Das<br />
imponiert ausländischen Unternehmen.<br />
Welche Standortfaktoren sind <strong>für</strong> ausländische<br />
Unternehmen entscheidend?<br />
Alle Investoren haben eine Frage, die im<br />
Vordergr<strong>und</strong> steht: Wie groß ist mein Markt?<br />
Denn ein Unternehmen lebt davon, dass es<br />
Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen verkauft.<br />
Wir sind das größte Land in der EU <strong>und</strong><br />
haben die höchste Kaufkraft. Deshalb ist<br />
Deutschland sehr attraktiv <strong>für</strong> Investoren.<br />
Und unmittelbar damit verb<strong>und</strong>en ist die<br />
Frage, welche Märkte kann ich vom Standort<br />
aus gut bedienen? Auch hier punktet<br />
Deutschland durch seine zentrale europäische<br />
Lage <strong>und</strong> die guten Verbindungen<br />
nach Osteuropa. Erst danach kommen aus<br />
unserer Erfahrung alle anderen Faktoren:<br />
Sind die richtigen Flächen vorhanden? Wie<br />
ist die Verkehrsanbindung? Sind die Preise,<br />
Steuern <strong>und</strong> Löhne wettbewerbsfähig?<br />
Kann Deutschland bei der letzten Frage aus<br />
Ihrer Sicht überzeugen?<br />
Natürlich reden alle darüber, wie teuer der<br />
Standort Deutschland ist. Aber „made in<br />
germany“ ist ein hoher <strong>und</strong> anerkannter<br />
Qualitätsstandard, der dazu führt, dass deutsche<br />
Produkte weltweit gekauft werden.<br />
Deutschland ist weiter Exportweltmeister<br />
vor China <strong>und</strong> den USA. Das beweist doch<br />
unsere Wettbewerbsfähigkeit. Es macht keinen<br />
Sinn, immer nur isoliert auf Löhne oder<br />
Steuersätze zu schauen. In der Summe ist<br />
Deutschland extrem wettbewerbsfähig <strong>und</strong><br />
wir haben dabei in den vergangenen Jahren<br />
nochmals zugelegt. Die Unternehmen<br />
haben sehr viel investiert, sind dadurch effizienter<br />
geworden <strong>und</strong> die Lohnstückkosten<br />
sind damit relativ gesunken.<br />
Wettbewerbsfähigkeit meint also mehr als<br />
niedrige Löhne <strong>und</strong> Steuern?<br />
Ja. Jeder Standort, der sich auf einen reinen<br />
Kostenwettbewerb einlässt, hat früher<br />
oder später ein Problem: Der nächst günstigere<br />
Wettbewerber wird ihm bald den<br />
Rang ablaufen. Deshalb werden Standorte,<br />
die nichts anderes als nur Kostenvorteile zu<br />
bieten haben, nicht bestehen können. Das<br />
ist in Deutschland glücklicherweise nicht<br />
so. Unsere Standortqualität zeichnet sich<br />
neben der hohen Produktivität auch durch<br />
eine sehr enge Verflechtung zwischen den<br />
Bereichen Produktion sowie Forschung <strong>und</strong><br />
Entwicklung aus. Unsere dichte, vielfältige<br />
<strong>und</strong> wirtschaftsnah ausgerichtete Wissenschaftslandschaft<br />
ist ein entscheidender<br />
Faktor, gerade <strong>für</strong> ausländische Unternehmen<br />
aus dem Bereich der Hochtechnologie.<br />
Da spielt es auch keine Rolle, dass wir an<br />
der einen oder anderen Stelle etwas teurer<br />
sind.<br />
Für Nokia scheinbar schon …<br />
Unternehmen wie Nokia <strong>und</strong> unter Umständen<br />
andere verlassen Deutschland, wenn es<br />
um die reine Produktfertigung geht. Sobald<br />
wieder eine Entwicklungsleistung damit verb<strong>und</strong>en<br />
ist, sind wir sehr wettbewerbsfähig.<br />
Das sehen Sie auch am Beispiel Bochum,<br />
wo der kanadische Blackberry-Hersteller<br />
„Research In Motion“ (RIM) demnächst<br />
ein europäisches Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungszentrum<br />
eröffnen wird.<br />
Wie wichtig sind die oft genannten „weichen<br />
Standortfaktoren“ aus Ihrer Sicht?<br />
Sie spielen eine nicht zu unterschätzende<br />
Rolle. Denn den neuen Standort eines<br />
Unternehmens bauen Menschen auf. Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> Führungskräfte müssen sich<br />
wohlfühlen. Das tun sie nur in einer Region,<br />
wo ihre Kinder vernünftig zur Schule gehen<br />
regjo LeIPZIg/HALLe iNterVieW 15<br />
können, wo es vielfältige Freizeit- <strong>und</strong> Kulturangebote<br />
<strong>für</strong> ihre Familie gibt, wo sich<br />
diese auch sicher fühlt. Wir merken aus<br />
unseren Kontakten, dass dieser Wohlfühlfaktor<br />
zunehmend wichtiger wird. Das hat<br />
auch damit zu tun, dass man in dieser globalisierten<br />
Welt wieder stärker an einem Platz<br />
zu Hause sein möchte. Als Unternehmen<br />
<strong>und</strong> als Individuum.<br />
Woher kommen ausländische Investoren in<br />
Deutschland?<br />
Die meisten <strong>und</strong> wichtigsten Auslandsinvestitionen<br />
kommen aus den USA. Das wird<br />
auch in Zukunft so bleiben. In der Statistik<br />
der Invest in Germany GmbH ist Japan die<br />
Nummer zwei. Was einfach daran liegt, dass<br />
wir ein sehr gutes Büro in Tokio haben. Beide<br />
Länder gehören zu den technologieführenden<br />
Ländern weltweit <strong>und</strong> setzen Maßstäbe<br />
in Sachen Qualität. Ein Umstand, der im<br />
globalisierten Wettbewerb immer wichtiger<br />
werden wird. Die eigentliche Nummer zwei<br />
bei den ausländischen Investitionen ist aber<br />
der europäische Raum. Hier werden wir<br />
unsere Aktivitäten nachhaltig verstärken.<br />
Was sind genau Ihre Aufgaben?<br />
Wir haben als Investitionsagentur des B<strong>und</strong>es<br />
die Aufgabe, Neuansiedlungen von ausländischen<br />
Unternehmen zu akquirieren.<br />
Wir müssen den ausländischen Investor<br />
dazu zu kriegen, sich <strong>für</strong> Deutschland zu<br />
interessieren. Und herausfinden, wer es ist.<br />
Das ist das vielleicht komplizierteste an dem<br />
ganzen Prozess. Denn der Investor hat nur<br />
das allgemeine Ziel, wirtschaftlich zu wachsen,<br />
aber kein bestimmtes Land vor Augen.<br />
Hier müssen wir im internationalen Wettbewerb<br />
der Standortagenturen bestehen.<br />
Wie sieht Ihre Zielgruppe dabei aus?<br />
Wir analysieren den Standort Deutschland<br />
sehr genau <strong>und</strong> schauen: Was sind hier die<br />
Zukunftsbranchen? Erst wenn wir genau<br />
wissen, wo wir stark sind <strong>und</strong> was Unternehmen<br />
an uns schätzen, gehen wir auf