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Vom Musée d‘Orsay nach Leipzig zurück<br />
Die „Kreuzabnahme“ aus dem jahre 1906, „Selbstporträt als Fahnenträger“ von<br />
1911 aus Poznan <strong>und</strong> „Porträt Frau Douglas“ (Irma Hübner), entstanden 1909 sowie<br />
„Salome“, II. Fassung von 1899 (v.l.n.r.).<br />
bluttriefenden Abschlachterei.“ Und weiter in diesem Stile.<br />
Längst ist klar, dass es sich um ein herausragendes Corinthsches<br />
Gemälde handelt. Bereits ein Vergleich mit Max Beckmanns<br />
„Kreuzabnahme“ von 1917, die ihren Platz im New Yorker Museum<br />
of Modern Art gef<strong>und</strong>en hat, läßt erkennen, wie berechtigt der Aus-<br />
Die Ausstellung bedient die fünf klassischen Themenfelder Selbstporträt,<br />
Mythos <strong>und</strong> Bibel, Akt <strong>und</strong> Alltag, Porträt, Landschaft <strong>und</strong> Stillleben.<br />
stellungstitel von der Geburt der Moderne gewählt ist. Die Ankäufe<br />
von 1935 <strong>und</strong> 1962 – das „Porträt Frau Douglas“ <strong>und</strong> „Johannes<br />
der Täufer“– sowie die durch Testament eines Dresdners dem Hause<br />
1956 vermachte „Salome II“ erfreuten sich dagegen einer begeisterten<br />
Aufnahme.<br />
Die alttestamentarische Gestalt der Salome war seit den 1880er<br />
Jahren, besonders aber nach der Dramatisierung durch Oscar Wilde<br />
1883, ein Vorzugsthema der bildenden Kunst. Die perverse Entartung<br />
des Sexuellen, die liebeshungrige Weiber zu schmachtenden Hyänen<br />
macht, deren Exstase sich nur mit Blut befriedigen lässt, fesselte die<br />
regjo LeIPZIg/HALLe Kultur 67<br />
Zeitgenossen des Fin de Siècle, rief aber auch zum offenen Protest<br />
gegen unheilige <strong>und</strong> antireligiöse Erotik auf.<br />
Was die Erotik anbelangt, ist Corinths Werk gewiss nichts <strong>für</strong><br />
Kostverächter. Er liebte die fülligen Formen wie Rubens, sein Modell<br />
war häufig seine Gattin Charlotte Berend-Corinth, selbst eine<br />
begabte Künstlerin, die nach seinem Tode am 17. Juli 1925 sein<br />
Werk betreute. So beschreibt sie ihn: „Er war bei den Vorberei-<br />
tungen zu einem <strong>Bild</strong> sehr sensibel. Es musste gute Laune auf beiden<br />
Seiten sein, ... ein schwingender Ton.“ Wir erleben Corinth in der<br />
Ausstellung mit Selbstporträts <strong>und</strong> als hervorragenden Porträtisten,<br />
meist bedeutender Zeitgenossen <strong>und</strong> reizvoller Damen, wie etwa<br />
Frau Douglas, so der Spitzname der Ehefrau des Landschaftsmalers<br />
Ulrich Hübner, weiterhin mit feurigen Blumenstillleben <strong>und</strong><br />
nicht zuletzt mit Landschaften r<strong>und</strong> um den von ihm so sehr gelieb-<br />
ten Walchensee.<br />
Im 150. jahr: Museum der bildenden Künste Leipzig, Katharinenstr. 10, 04109<br />
Leipzig, Tel. 0341/216990, www.mdbk.de