MagaziN - Agentur für Text und Bild GbR
MagaziN - Agentur für Text und Bild GbR
MagaziN - Agentur für Text und Bild GbR
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der IHK-Chef <strong>und</strong> räumt<br />
dann ein: „Wir haben in der Region nach wie vor eine zu geringe<br />
Gründungsaktivität <strong>und</strong> eine zu kleinteilige Wirtschaftsstruktur. Circa<br />
95 Prozent unserer r<strong>und</strong> 63.000 IHK-Mitgliedsunternehmen sind<br />
kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen.“ Auch bei der positiven Wirkung<br />
der vielen Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen sieht er noch Defizite. So<br />
verließe der Großteil der gut ausgebildeten Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
immer noch die Region. „Hier müssen wir früher den Kontakt suchen,<br />
damit potenzielle Gründer ihre Geschäftsideen hier umsetzen".<br />
Dazu brauche es neben intensiver Beratung auch schnelle<br />
Genehmigungsverfahren, individuelle Finanzierungs- <strong>und</strong> Fördermittelangebote<br />
<strong>und</strong> ausgeprägte Kompetenznetzwerke, so Dr.<br />
Thomas Hofmann. Gerade in der Beratung von Existenzgründern<br />
sieht er eine „Kernkompetenz der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern“.<br />
Entsprechend bietet das Gründerbüro der IHK Leipzig Hilfe bei der<br />
ostdeutschland ist bei den wichtigsten Standortfaktoren im Vergleich mit<br />
Südosteuropa <strong>und</strong> Asien wettbewerbsfähig, so das ifo-Institut.<br />
Erstellung von Businessplänen, der Beantragung von Krediten <strong>und</strong><br />
Fördermitteln <strong>und</strong> branchenspezifische Folgeberatungen. Mit aktuellen<br />
Informationen zu Gewerbeflächen <strong>und</strong> der Einzelhandelsstruktur<br />
unterstützt die Kammer angehende Unternehmer bei der Suche nach<br />
dem richtigen Standort. Neuansiedlungen von Investoren seien zwar<br />
„Sache der Wirtschaftsförderer“, so Hofmann. „Wir liefern diesen<br />
aber Zahlen <strong>und</strong> Fakten im Vorfeld von Ansiedlungen <strong>und</strong> auch<br />
unsere Aktivitäten im Bereich der Außenwirtschaft führen mitunter<br />
zu ausländischen Investitionen in der Region.“<br />
Doch wie ist es mit der Wettbewerbsfähigkeit Ostdeutschlands<br />
im Vergleich zu Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa <strong>und</strong> Südostasien tatsächlich<br />
bestellt? Dieser Frage widmete sich im Sommer 2007 die Dresdner<br />
Niederlassung des ifo Instituts <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung im Auftrag<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung.<br />
Dazu wurden 39 Standortfaktoren untersucht <strong>und</strong> sowohl deutsche<br />
Unternehmen mit Niederlassungen im Ausland als auch ausländische<br />
Unternehmen mit Niederlassungen in Ostdeutschland auf deren<br />
Relevanz <strong>für</strong> ihre Standortwahl befragt.<br />
Reine Formsache<br />
Starke regulierung <strong>und</strong> hohe bürokratische<br />
Hürden verursachen erhebliche<br />
Kosten <strong>für</strong> Unternehmen. entsprechend<br />
negativ beeinflussen sie<br />
die Attraktivität eines Standortes.<br />
Am Anfang der Rangliste stehen dabei allgemeine Faktoren wie<br />
Rechtssicherheit, politische Stabilität <strong>und</strong> Eigentumsverhältnisse.<br />
„Damit ein Standort international überhaupt in die engere Auswahl<br />
kommt, müssen gr<strong>und</strong>legende Rahmenbedingungen erfüllt sein“,<br />
erklärt Dr. Joachim Ragnitz, einer der Verfasser der Studie, deren<br />
hohe Bedeutung. Erst dann kämen andere Faktoren zum Tragen.<br />
Ein Ergebnis der Untersuchung ist, dass sich ausländische Investoren<br />
aufgr<strong>und</strong> der günstigen Produktionsbedingungen in Ostdeutschland<br />
ansiedeln. „Das wirkt angesichts der Diskussionen um den teuren<br />
Standort Deutschland erst einmal überraschend.“ Doch bei den ausländischen<br />
Investoren tauchten die Arbeitskosten erst an 14. Stelle<br />
des Rankings auf. „Für ausländische Direktinvestitionen stehen eher<br />
die Infrastruktur, das Fachkräftepotenzial, die dichte Forschungslandschaft<br />
sowie Fördermittel im Vordergr<strong>und</strong>. In diesen Punkten ist<br />
Ostdeutschland gut aufgestellt“, so Ragnitz weiter. Dagegen tauchen<br />
weiche Standortfaktoren nur auf den hinteren Plätzen auf. „Diese<br />
werden in ihrer Bedeutung <strong>für</strong> den internationalen Wettbewerb klar<br />
überschätzt“, glaubt der Wissenschaftler, sondern kämen frühestens<br />
bei der lokalen Standortwahl zum Tragen.<br />
In ihrer Zusammenfassung kommen die Autoren zu dem<br />
Schluss, „dass Ostdeutschland entgegen einem weit verbreiteten<br />
Vorurteil ein attraktiver Investitionsstandort ist, der bei vielen <strong>für</strong><br />
Ansiedlungen relevanten Standortfaktoren gut oder sogar sehr gut<br />
abschneidet“. Diese Vorteile müssten besser kommuniziert werden,<br />
so Dr. Joachim Ragnitz. Weiteren Handlungsbedarf sieht er in der<br />
besseren Vernetzung der Forschung mit der Wirtschaft aber auch in<br />
der <strong>Bild</strong>ungspolitik. Denn angesichts des demografischen Wandels<br />
gehöre es zu einer der großen Herausforderungen, die Verfügbarkeit<br />
von hochqualifiziertem Personal weiter zu gewährleisten.<br />
Wie das demografische Problem zum Standortrisiko werden<br />
kann, zeigt eine Studie des Instituts <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung Halle.<br />
Demnach sinkt die Zahl der 20-59-Jährigen im Osten bis zum Jahr<br />
2020 auf 80 Prozent des Niveaus von 2007. Bis zum Jahr 2050 droht<br />
gar fast eine Halbierung. Eine Entwicklung, die später auch den Westen<br />
Deutschlands treffen wird. Nur verstärkte Investitionen in <strong>Bild</strong>ung<br />
könnten helfen, einen „Herbst in den blühenden Landschaften“<br />
am Standort Deutschland zu verhindern.