unternehmen Oktober 2016
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Vorfahrt für den<br />
Bus der Zukunft<br />
Die Mannschaft von Daimler-Bus-Chef Hartmut Schick ersinnt komplett neue<br />
Mobilitätskonzepte. In ihren Nahverkehrssystemen weiß jeder Bus, wo der<br />
andere steckt. Die High-Tech im Innern macht die Fahrt obendrein sicherer,<br />
geschmeidig – und die Fahrzeuge zu rollenden Hochleistungsrechnern.<br />
Sie haben den Busführerschein. Was fasziniert Sie<br />
am Busfahren?<br />
Man fährt auf der Landstraße mit Tempo 80 Kilometer,<br />
es ist sehr komfortabel. Durch die großen Spiegel kann<br />
ich meine Position auf der Straße genau einschätzen.<br />
Spannend ist, dass man sehr weit vorne sitzt. Das heißt,<br />
du lenkst im Kreisverkehr erst, wenn du mitten drin<br />
bist. Busfahren macht mir Spaß. Gleichzeitig ist es mir<br />
wichtig, ein Gefühl für die Produkte zu bekommen.<br />
Wann sind Sie zum letzten Mal Bus gefahren?<br />
Im März. Da habe ich meine Mutter im Schwarzwald<br />
abgeholt. Wir sind weiter ins Murgtal. Lustig war es, als<br />
wir auf einem Busrastplatz angehalten haben. Nebenan<br />
kamen 60 Leute aus dem Bus, während ich nur mit<br />
meiner Mutter aussteige.<br />
Auch bei den Bussen geht der Trend zum autonomen<br />
Fahren. Sie haben kürzlich in Amsterdam ihren<br />
„Future Bus“ mit dem „City Pilot“ vorgestellt …<br />
Der Future Bus mit dem „City Pilot“ ist ein teilautonomer<br />
Bus. Das heißt, der Fahrer muss am Steuer sitzen<br />
und jederzeit bereit sein, einzugreifen. Bis wir damit in<br />
Serie gehen, werden mindestens fünf Jahre vergehen.<br />
Daimler beschäftigt sich schon seit längerem mit<br />
dem Thema teilautonomes Fahren.<br />
Das stimmt. Schon vor drei Jahren gab es die Fahrt der<br />
S-Klasse von Mannheim nach Pforzheim, angelehnt an<br />
Berta Benz‘ erste Fahrt. Vor zwei Jahren haben wir einen<br />
autonomen Truck, den Future Bus 2025 mit „Highway<br />
Pilot“-System, vorgestellt. In den USA testen wir seit<br />
dem vergangenen Jahr mit dem Freightliner Inspiration<br />
Truck den ersten autonom fahrenden Lkw weltweit<br />
mit Straßenzulassung. Seit <strong>Oktober</strong> 2015 testen wir<br />
den Actros mit „Highway Pilot“ auch auf öffentlichen<br />
Straßen.<br />
Welchen Ansatz gibt es da in der Bussparte?<br />
Wir setzen auf eine Anwendung, die möglichst schnell<br />
zum Einsatz kommen kann. Im Stadtbus haben wir uns<br />
jedoch für ein BRT-System entschieden, also ein Bus-<br />
Rapid-Transit-System. Bei diesem ist eine Spur für den<br />
Bus reserviert.<br />
Was kann der teilautonome Bus besser als ein herkömmlicher?<br />
Unser Fahrzeug hält auf 20 Zentimeter exakt die Spur.<br />
Möglich wird das durch verschiedene Systeme wie<br />
Fernradar, Nahradar, GPS und 3D-Kameras. Außerdem<br />
fährt der City Pilot für autonomes Fahren Haltestellen<br />
exakt an. Dadurch wird der Busfahrer entlastet und<br />
kann sich darauf konzentrieren, das Umfeld zu beobachten.<br />
Das Fahrzeug ist mit 14 Kameras ausgestattet,<br />
die die Umgebung erfassen und so beispielsweise erkennen,<br />
wenn sich ein Kind auf die Fahrbahn bewegt.<br />
Vor Hindernissen bremst der Bus selbstständig ab. Dennoch<br />
wird die nächsten zehn, zwanzig Jahre immer ein<br />
Fahrer mit von der Partie sein.<br />
Was bringen all diese neuen Technologien?<br />
Vor allem mehr Sicherheit, aber die Busfahrten werden<br />
zudem effizienter. Beispielsweise kommuniziert das<br />
Fahrzeug mit Ampeln, reduziert die Geschwindigkeit<br />
oder beschleunigt entsprechend sanft, nutzt grüne<br />
Wellen und verbraucht weniger Kraftstoff. Auch der<br />
Komfort für Fahrgäste ist größer.<br />
Funktioniert so ein Konzept auch im Ausland? Dort<br />
spielen Ampeln oft eine untergeordnete Rolle …<br />
Zur Person<br />
Hartmut Schick ist<br />
seit 2009 Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung<br />
der Evobus<br />
GmbH und verantwortet<br />
das weltweite<br />
Busgeschäft des<br />
Daimler-Konzerns.<br />
Nach dem Studium<br />
des Maschinenbaus<br />
stieg er 1986 in der<br />
Zentralen Forschung<br />
ein. Er bewies sich<br />
auf einer Vielzahl von<br />
Positionen, baute unter<br />
anderem 1997 das<br />
Mercedes-Benz Werk<br />
in Juiz de Fora/Brasilien<br />
auf. Schick ist<br />
verheiratet und hat<br />
zwei Kinder (26 und<br />
27 Jahre). Er entspannt<br />
sich beim<br />
Joggen, drei Mal die<br />
Woche läuft er zehn<br />
Kilometer. Am Wochenende<br />
kauft er ein<br />
und kocht für die Familie.<br />
Dazu steht er<br />
samstagnachmittags<br />
in der Küche, nebenher<br />
läuft die Fußball-<br />
Bundesliga, vor allem<br />
die Spiele des FC<br />
Bayern München.<br />
Spaß am Busfahren: Hartmut Schick ist seit 2009 Evobus-Chef und leitet das weltweite Daimler-Busgeschäft.<br />
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