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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

[finanzieren]<br />

Keine Angst vor Brexit & Co.<br />

Immer neue Krisen erschüttern die Finanzmärkte. Viele Anleger sind daher verunsichert. Sie flüchten in sichere<br />

Zinspapiere und verzichten dafür auf Ertragschancen. Höchste Zeit, die Vermögensanlagen neu zu ordnen. Mit<br />

ein paar einfachen Regeln lassen sich Anlagerisiken in den Griff bekommen.<br />

An den Finanzmärkten steigt die Spannung in den kommenden<br />

Wochen. Denn die anstehende Präsidentschaftswahl in<br />

den USA rückt zunehmend in den Fokus von Börsianern und<br />

Anlegern. Sie fragen sich ob Hillary Clinton am 8. November<br />

als erste Frau in das höchste Amt der USA gewählt oder ob es Donald<br />

Trump vielleicht doch noch schafft, sie abzufangen? Wie werden am<br />

Tag danach die Börsen auf den neuen Mann oder die neue Frau im Weißen<br />

Haus reagieren? Nicht noch einmal möchten die Investoren auf<br />

dem falschen Fuß erwischt werden wie nach dem EU-Referendum in<br />

Großbritannien im vergangenen Juni. Kaum jemand hatte damals damit<br />

gerechnet, dass die Mehrheit der Briten wirklich den Brexit wagen<br />

würde. Entsprechend heftig fiel in der Woche danach die Reaktion auf<br />

das Ergebnis an den weltweiten Aktienmärkten aus.<br />

Die Risiken und Belastungsfaktoren für die Finanzmärkte werden, so<br />

scheint es, nicht weniger. Viele Anleger agieren daher ausgesprochen<br />

vorsichtig. Sie versuchen sich gegen Risiken abzusichern, indem sie<br />

„sichere Häfen“ in ihrem Portfolio übergewichten – Gold zum Beispiel<br />

oder sichere Staatsanleihen. Doch der Preis, den sie dafür zahlen ist<br />

hoch. Gold etwa wirft keine laufenden Erträge ab und bei Bundesanleihen<br />

muss der Anleger selbst bei zehnjähriger Laufzeit Minuszinsen<br />

hinnehmen. Tages- und Festgeldkonten von Banken sind eine positive<br />

Alternative. Doch auch hier liegt die Rendite wenn überhaupt in vielen<br />

Fällen nur hauchdünn über der Nulllinie.<br />

ZINSEN GIBT‘S DERZEIT NUR MIT RISIKEN<br />

„Wer kein Risiko eingehen will, zahlt als Anleger zur Zeit drauf“, weiß<br />

Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen<br />

an der Universität Hohenheim. Er warnt vor<br />

vermeintlich sicheren Anlagen, die häufig aus dem Ausland angeboten<br />

werden: „Wenn Sie tatsächlich Zinsen verdienen, heißt das, dass<br />

Sie – offenbar verdeckte – Risiken eingegangen sind, auch wenn Ihnen<br />

der Anbieter versucht, etwas anderes zu suggerieren.“<br />

Viele Anleger schreckt gerade bei Aktien die Tatsache, dass die Kurse<br />

schwanken und ihre Anlage an Wert verlieren kann. Doch genau dieses<br />

Risiko besteht auch bei Gold und sicheren Anleihen. Zwar hat der<br />

Goldkurs im laufenden Jahr von vielen Experten unerwartet mehr als<br />

ein Viertel an Wert gewonnen. Doch auf Sicht von fünf Jahren fällt die<br />

Bilanz Anfang September mit einem Minus von fast 30 Prozent ernüchternd<br />

aus. Beim gelben Edelmetall gehen Anleger aus dem Euroraum<br />

zudem ein Währungsrisiko ein, denn der Preis wird traditionell<br />

in Dollar festgesetzt.<br />

Ebenfalls ein häufig unterschätztes Risiko gehen Anleger zurzeit auch<br />

bei Bundesanleihen ein. „Wenn die Europäische Zentralbank in absehbarer<br />

Zeit ihre Geldpolitik ändert und die Zinsen steigen, fallen Langläufer<br />

von heute 100 schnell auf 80 oder 70 Prozent ihres Nennwerts“,<br />

rechnet Georg Thilenius, Geschäftsführer der Dr. Thilenius Management<br />

GmbH in Stuttgart, vor. Dieses Zinsänderungsrisiko haben viele<br />

Anleger kaum auf dem Schirm. Häufig werden<br />

ihnen grundsätzliche Gefahren in der<br />

Geldanlage erst dann bewusst, wenn es zu<br />

einer Krisensituation kommt – also dann,<br />

wenn es oft schon zu spät ist. Bis zur Finanzkrise<br />

hatte sich kaum jemand Gedanken<br />

darüber gemacht, dass auch ein zuverlässiger<br />

und solventer Vertragspartner wie<br />

etwa eine Bank über Nacht zahlungsunfähig<br />

werden kann. „Daher ist es eine Überlegung,<br />

nicht nur eine, sondern mehrere Banken<br />

zu nutzen und sich genau anzuschauen,<br />

welche Institute das sind“, rät Burghof.<br />

Hans-Peter Burghof,<br />

Universität Hohenheim.<br />

KURSANSTIEG TROTZ POLITISCHER KRISEN<br />

Auf der anderen Seite sollten gerade vorsichtige Anleger andere Risiken<br />

nicht überbewerten und darüber ihre Chancen vergessen. „Drehen<br />

Sie doch mal die Uhr 50 oder 60 Jahre zurück. Wie sah Deutschland<br />

in dieser Zeit aus? Das Land war zweigeteilt, politische Aufstände<br />

etwa in Ungarn wurden niedergeschlagen, die Mauer wurde errichtet<br />

und das Verhältnis zwischen den beiden Supermächten Russland und<br />

den USA war angespannt“, sagt Anlageexperte Thilenius. „Dennoch<br />

war die Phase zwischen 1950 und 1960 die beste an der Aktienbörse<br />

nach dem Krieg.“<br />

Auch Richard Dittrich, Leiter der Kundenbetreuung an der Börse Stuttgart,<br />

rät Anlegern dazu, auch in turbulenten Phasen Ruhe zu bewahren<br />

und besonnen zu reagieren: „Als die deutschen Aktienmärkte am<br />

Montag nach der Brexit-Entscheidung eröffnet haben, fiel der Dax zunächst<br />

auf rund 9.200 Punkte. Mitte August stand er aber bereits wieder<br />

bei mehr als 10.700 Punkten. Langfristig gehen Anleger das größte<br />

Risiko ein, wenn sie ihr Geld auf dem Sparbuch liegen lassen, anstatt<br />

es zu investieren.“ Oder aber investiert zu lassen. Egal, ob zum Beispiel<br />

der Krieg des Iran gegen den Irak in den 1990er Jahren, die Ölkrise<br />

Anfang der 1970er Jahre oder die Finanzkrise im Jahr 2008 – stets<br />

rauschten die Aktienkurse bei diesen Ereignissen rasant in den Keller<br />

– um dann spätestens nach zwei oder drei Jahren wieder auf dem Niveau<br />

zu sein, von dem aus sie gefallen sind.<br />

Risiken zu kennen, einzuschätzen und damit umzugehen ist eines der<br />

Kernelemente der Geldanlage. „Selbstverständlich sollte jeder Inves-<br />

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