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Schifffahrt | Shipping<br />
Erck Rickmers<br />
Bereits Anfang des Jahres hatte Zeaborn-Geschäftsführer<br />
Ove Meyer eine<br />
Flotte von bis zu 250 Schiffen im Management<br />
als Ziel ausgegeben. »Die Konsolidierung<br />
der deutschen Ship Manager ist<br />
überfällig. Auch in Zukunft werden wir<br />
weiteres Wachstum durch die zügige Integration<br />
weiterer Tonnage und Unternehmen<br />
vorantreiben«, heißt es bei Zeaborn.<br />
Gut möglich, dass eine weitere<br />
Übernahme nicht lange auf sich<br />
warten lässt.<br />
Konsolidierung<br />
setzt sich fort<br />
Foto: Förster<br />
Die Konsolidierung<br />
in der deutschen<br />
Reedereiszene<br />
geht also<br />
unvermindert<br />
weiter, auf allen<br />
Ebenen. Das<br />
jüngst an den<br />
Start gegangene<br />
Joint Venture<br />
»Blue Net<br />
Chartering«<br />
von Peter Döhle<br />
und Costamare<br />
managt künftig<br />
220 Containerschiffe<br />
im mittleren<br />
und mittelgroßen Segment bis<br />
14.000 TEU, der Befrachtungsverbund<br />
Hanseatic Unity Chartering aus Borealis,<br />
Reederei Nord und Bernhard Schulte<br />
wurde durch Leonhardt & Blumberg<br />
(einschließlich Buss Shipping) und Atlantic<br />
/ Asiatic Lloyd verstärkt und bringt<br />
es auf 233 Einheiten zwischen 900 und<br />
9.000 TEU. Dazu hatte Claus-Peter Offen<br />
im März 2017 die Conti-Reederei aus<br />
München übernommen und inzwischen<br />
nach Hamburg geholt.<br />
Die Familiengeschichte der Rickmers,<br />
die bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts<br />
zurückreicht, ist reich an Tradition<br />
und – quer durch fünf Generationen<br />
– auch immer wieder geprägt von<br />
Rückschlägen. Für Erck Rickmers aber<br />
ist der Verkauf seiner Reederei kein<br />
Scheitern, keine Niederlage. »Tradition<br />
beziehe ich nicht auf ein Produkt,<br />
sondern aufs Unternehmertum, und<br />
dazu gehört, sich von Zeit zu Zeit neu<br />
zu erfinden.« So sei seine Entscheidung<br />
zu verstehen. Ihm gehören etliche Immobilien<br />
in Hamburg und Berlin sowie<br />
Beteiligungen an anderen Unternehmen.<br />
Asset-Management statt Reederei<br />
Eine Minderheitsbeteiligung, wie sie<br />
Bruder Bertram bei der Übernahme von<br />
Rickmers Maritime durch Zeaborn eingenommen<br />
hat, sei für ihn nicht in Frage<br />
gekommen. Es sei dennoch kein endgültiger<br />
Abschied von der Schifffahrt, stellt<br />
Erck Rickmers klar. Mit 34 eigenen und<br />
gemeinsam mit Investoren finanzierten<br />
Containerschiffen sei die E.R. Capital<br />
Holding künftig der größte Einzelkunde<br />
der verkauften Reederei. Insgesamt verbleiben<br />
noch 80 Mitarbeiter in der Gruppe,<br />
die noch das Domizil wechseln wird.<br />
Darüber hinaus soll eine zum Jahreswechsel<br />
unter dem Traditionsnamen<br />
»Blue Star« neu etablierte Gesellschaft<br />
Schifffahrtsinvestments für institutionelle<br />
Anleger entwickeln. Dafür war Ende<br />
des Jahres das komplette Investment-<br />
Team unter Christoph Geck-Schlich von<br />
der Offen Gruppe abgeworben worden.<br />
Die blau-weiße Reederei-Flagge, einst<br />
eigenhändig von Erck Rickmers entworfen,<br />
wie auch der Unternehmensname<br />
»E.R. Schiffahrt« werden eingemottet.<br />
»Vielleicht brauchen wir beides später<br />
noch einmal«, sagt der Firmengründer.<br />
Er wolle sich zunächst aber anderen Projekten<br />
widmen, »es wird etwas Neues im<br />
philanthropischen Bereich geben.« M<br />
Geschichte von Zeaborn<br />
• l April 2013 – Die Reederei wird gegründet.<br />
Dahinter steht der Bremer<br />
Bauunternehmer Kurt Zech<br />
mit 90% der Anteile.<br />
• l April 2014 – In China werden<br />
Bauaufträge für bis zu zehn MPP-<br />
Schiffe gezeichnet. Sie werden später<br />
wieder aufgegeben. Als Ziel<br />
wird eine Flotte von knapp<br />
100 Schiffen ausgegeben – 30 in eigenem<br />
Besitz, 30 in Charter und<br />
30 im Spotmarkt.<br />
• l Juli 2015 – Beteiligung (50%) an<br />
der Befrachtungsgesellschaft EMS<br />
ConBulk<br />
• l Mai 2016 – Mehrheitliche Übernahme<br />
der Ahrensburger HC-<br />
Gruppe mit 14 MPP-Schiffen sowie<br />
von sämtlichen Schiffsbeteiligungen.<br />
Dazu kommt eine Kooperation<br />
mit Carisbrooke Shipping,<br />
weitere 16 MPP-Schiffe<br />
wechseln ins Zeaborn-Management.<br />
• l März 2017 – Die Rickmers Linie<br />
wird übernommen. Es entsteht<br />
eine kombinierte Flotte von rund<br />
50 MPP-Frachtern von 7.500 bis<br />
30.000 dwt.<br />
• l September 2017 – Ein Konsortium<br />
um die Bremer Zeaborn-Gruppe<br />
und Bertram Rickmers als Minderheitsgesellschafter<br />
übernimmt<br />
die Shipmanagement-Sparte (Maritime<br />
Services) von der insolventen<br />
Rickmers Holding.<br />
• l Januar 2018 – Übernahme von<br />
E.R. Schiffahrt und des Maklers<br />
Harper Petersen von Erck Rickmers.<br />
Die Flotte der gemanagten<br />
Containerschiffe und Bulker<br />
wächst auf 165 Einheiten an.<br />
Abstract: Erck Rickmers sells E.R. Schiffahrt and Harper Petersen to Zeaborn<br />
Hamburg entrepreneur Erck Rickmers (53) has decided to sell his ship management<br />
and ship brokerage activities. Bremen-based Zeaborn Group acquired all shares in<br />
E.R. Schiffahrt and shipbroker Harper Petersen & Co. Hamburg will remain the headquarters<br />
of the combined companies. Since size matters amid increasing competition,<br />
the decision has been strategically reasonable, said Rickmers. Selling its ship management<br />
and brokerage units does not mean that the Erck Rickmers Group is saying farewell<br />
to shipping. With a total of 34 vessels under the E.R.-flag, fully owned or jointly<br />
financed with investors, the Group will retain a significant involvement in the maritime<br />
industry.<br />
Further information: redaktion@hansa-online.de<br />
HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 3 29