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HS 0318-WZ

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Schifffahrt | Shipping<br />

Wollen haben sie schon gewollt<br />

Die maritime Wirtschaft wird im Koalitionsvertrag der »GroKo« mit diversen Kommentaren<br />

bedacht. Ist das 177-Seiten-Papier zwar wie gewohnt vage, lohnt sich dennoch ein genauer Blick.<br />

Es geht um »Schlüsseltechnologien« und Ankündigungen. Von Michael Meyer<br />

Immer vorausgesetzt, dass die SPD den<br />

Vertrag mit CDU/CSU durch die Basis-Befragung<br />

bringt und sich die Jusos<br />

durch den Verzicht von Martin Schulz<br />

und die durchaus erfolgreiche Ressortaufteilung<br />

befrieden lassen – was kommt<br />

dann auf die maritime Wirtschaft zu?<br />

Der »absehbare finanzielle Spielraum«<br />

soll für »prioritäre Ausgaben« genutzt werden.<br />

Zu den Politikfeldern, die von diesen<br />

46 Mrd. € profitieren sollen, gehört laut Koalitionsvertrag<br />

jedoch kein maritimer oder<br />

verwandter bzw. anhängender Bereich.<br />

Das Verkehrsministerium wird wieder<br />

in bayerischer Hand sein, auch bleiben<br />

Verkehr und Digitale Infrastruktur bürokratisch<br />

vereint. Über mangelnde Arbeit<br />

dürfte sich der oder die Nachfolger/in<br />

von Alexander Dobrindt nicht beschweren.<br />

So gibt es einige maritime Baustellen,<br />

die allerdings zum Teil ressortübergreifend<br />

anzugehen sind: die Häfen und ihre<br />

Zufahrten, die Digitalisierung der Transportketten,<br />

die Ausbildung, Fördermodelle,<br />

die Modernisierung der deutschen<br />

Flagge, die Sicherung des Schiffbaus, der<br />

»• l Wir bekennen uns zur (…) Unterstützung von Schlüsseltechnologien,<br />

insbesondere (…) Maritime Wirtschaft.<br />

• l Wir WOLLEN Technologieprogramme für die Erforschung<br />

digitaler Spitzentechnologien wie Robotik, autonome<br />

Systeme, Augmented Reality, Blockchain ausbauen.<br />

Ausbau der Offshore-Windenergie, der<br />

Aufbau des Tiefseebergbaus.<br />

Doch was steckt nun eigentlich im Detail<br />

in diesem Koalitionsvertrag? Entscheidende<br />

Bedeutung kommt einer sprachlichen<br />

Unterscheidung zu, die so Mancher<br />

als kleinlich, der Politiker für den »exekutiven<br />

Alltag« jedoch als sehr wichtig erachtet:<br />

So heißt im Fachjargon das gern<br />

gewählte Wörtchen »Wollen« nichts anderes,<br />

als dass vorrausichtlich nichts passieren<br />

wird. »Werden« ist dagegen ein mehr<br />

oder weniger klarer Umsetzungsauftrag.<br />

Wobei, so ein Koalitionsvertrag wird<br />

zuweilen per se als wenig bindend angesehen.<br />

»Wenn es danach ginge, wären<br />

wir seit langem bis ins letzte Eck glasfaserverkabelt<br />

und auch sonst die Allerbesten«,<br />

moniert ein Kritiker aus dem Koalitionsumfeld.<br />

Hier nun die wichtigsten Punkte, von<br />

denen die maritime Branche direkt und<br />

indirekt zehren kann. Als kleine Hilfestellung<br />

zur eigenen Meinungsbildung sortiert<br />

nach »WOLLEN« und »WERDEN«.<br />

Der Interpretationsspielraum ist groß. M<br />

Schifffahrtsrecht<br />

Maritimes Bündnis<br />

Maritime Agenda 2015<br />

Brennstoffzelle<br />

Digitalisierung<br />

• Die Ziele der Maritimen Agenda 2025 WOLLEN wir umset-<br />

WOLLEN<br />

l<br />

zen, Förderungs- und Finanzierungsinstrumente ausbauen.<br />

• l Wir WOLLEN Flüssiggas, Landstrom und Wasserstoff als Antrieb<br />

durch Verstärkung der Förderung etablieren.<br />

• l Wir STREBEN zügig eine Ratifizierung der Hongkong-Convention<br />

an.<br />

• l Investitionen von Unternehmen in die Digitalisierung WOL-<br />

LEN wir unterstützen. Dazu WERDEN wir überprüfen, ob<br />

zugunsten digitaler Innovationsgüter die Abschreibungstabellen<br />

überarbeitet werden.<br />

• l Wir WOLLEN das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff-<br />

und Brennstoffzellentechnologie fortführen.<br />

• l Wir WOLLEN digitale Testfelder auf der Wasserstraße (»Autonomes<br />

Fahren auf der Elbe«) unterstützen.<br />

• l Nationales Hafenkonzept WOLLEN wir konsequent umsetzen<br />

• l Prioritäre Projekte des Bundesverkehrswegeplans 2030 WOL-<br />

LEN wir auskömmlich finanzieren.<br />

• l Zur Förderung des maritimen Standortes<br />

WOLLEN wir die Förderinstrumente<br />

evaluieren und weiterentwickeln.<br />

• l Auf nationaler Ebene WOLLEN wir technologieoffene<br />

Initiativen zugunsten alternativer Antriebe und Energiequellen<br />

in der Schifffahrt und in den Häfen (LNG, Wasserstoff/<br />

Brennstoffzelle, Methanol, Elektromobilität) verstärken und<br />

verstetigen.<br />

• l Einheitlicher Rechtsanwendung und Genehmigungsmanagement<br />

beim Thema LNG kommt in Häfen hohe Bedeutung zu.<br />

• l Wir WOLLEN digitale Technologien und den automatisierten<br />

Betrieb in Schifffahrt, Häfen und maritimer Lieferkette vorantreiben<br />

(z.B. digitales Testfeld Hamburger Hafen).<br />

• l Das Förderprogramm Innovative Hafentechnologien WOL-<br />

LEN wir verlängern.<br />

• l Unser Ziel ist, dass die Häfen ihre Stärken künftig gemeinsam<br />

besser nutzen – beispielsweise als »German Ports«.<br />

• l Wir WERDEN auf faire und chancengleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

für die deutsche Schiffbauindustrie im internationalen<br />

Umfeld HINWIRKEN.<br />

• l Offshore-Wind-Energie hat eine industriepolitische Bedeutung.<br />

Wir SETZEN uns für nationales Offshore-Testfeld ein.<br />

Flüssiggas<br />

Flaggenstaat<br />

30 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 3

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