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mein/4 Stadtteilmagazin Berlin, Ausgabe Frühjahr 2018

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Die Eltern sind an allem schuld<br />

Wenn Schüler im Unterricht mit dem Handy spielen,<br />

wenn sie sich vom Schulgelände stehlen, sich im Sportumkleideraum<br />

prügeln, im Unterricht essen oder gar<br />

Lehrer beschimpfen, dann werden die Eltern zum Gespräch<br />

gebeten. Und dann stehen die Eltern ratlos vor der<br />

unlösbaren Aufgabe, das Verhalten des Kindes während<br />

ihrer Abwesenheit unter Kontrolle zu bekommen. Denn<br />

verantwortlich für inakzeptables Verhalten von Schülern<br />

sind grundsätzlich die Eltern. Auch für den Druck, den<br />

die Schule den Kindern nicht machen sollte, sind scheinbar<br />

die Eltern verantwortlich. Konsequenzen dürfen Lehrer<br />

nur über die Eltern androhen. Gleichzeitig ist Elterninitiative<br />

gefragt wie nie. Mütter und Väter sollen nicht<br />

nur ihre eigenen Kinder unterstützen, sondern auch beim<br />

Kuchenbasar und beim Sportfest helfen, sich einbringen<br />

in die Organisation der Schule, an Elternvertreterversammlungen<br />

teilnehmen und notfalls beim Senat Druck<br />

machen, wenn Lehrer oder Gelder fehlen. Die Schulen<br />

brauchen das Engagement der Eltern.<br />

Aber die Intentionen der Eltern sind andere, als die der<br />

Schule. Lehrer sind daran interessiert, Eltern in die Schule<br />

zu holen, um in ihrer Arbeit und ihren Lehrmethoden<br />

unterstützt zu werden, während Eltern durch den gesellschaftlichen<br />

Erfolgsdruck eher an der Begünstigung ihres<br />

eigenen Kindes interessiert sind. Immer mehr Eltern<br />

haben das Gefühl, die Ausbildung ihrer Kinder immer<br />

detaillierter mitbestimmen zu müssen.<br />

Vor dem Klassenraum begegne ich nach dem Unterricht<br />

einer weinenden Mutter. Sie habe die Hausaufgabe falsch<br />

verstanden und ihr Sohn habe dafür eine schlechte Zensur<br />

bekommen. Die Lehrerin findet, dass der Junge aber<br />

hätte wissen müssen, wie es richtig ist, wenn er im Unterricht<br />

aufgepasst hätte. Das Argument der Mutter: „Aber<br />

er hat doch gedacht, er hätte es im Unterricht falsch verstanden.“<br />

Das Kind steht dazwischen, hat seine Mutter<br />

zum Weinen gebracht und dazu noch eine schlechte Zensur<br />

bekommen. „Die Eltern müssen lernen, den Kindern<br />

nicht bei den Hausaufgaben zu helfen“, sagt die Lehrerin.<br />

„Wie soll ich das sonst bewerten, wenn es die Eltern<br />

machen?“ Die Mutter findet es notwendig, das Kind zu<br />

unterstützen. „Er schafft das nicht alleine“, sagt sie.<br />

So ist die Aufforderung zu Elternengagement nicht gemeint.<br />

Aber Eltern, die das falsch verstanden haben, können<br />

nicht so einfach in die Schranken gewiesen werden.<br />

Man kann leicht aggressiv werden auf heulende Mütter.<br />

„Dass die das nicht peinlich findet, hier rumzuheulen“,<br />

sagt die Lehrerin später im Lehrerzimmer und lässt sich<br />

von ihren Kollegen bestätigen, dass es richtig war, nicht<br />

nachzugeben.<br />

„Die Arbeit ist okay, wenn nur die Eltern nicht wären“,<br />

sagen Lehrer und Erzieher in Schulen und Kindergärten.<br />

„Die Eltern sind das Schlimmste!“<br />

Beschwerden verhärten oft die Fronten – und zwischen<br />

den Fronten stehen die Schüler, vielleicht mit Charly<br />

Browns typisch trauriger Haltung: „Wir sollen in der Schule<br />

aufpassen, damit wir später einen von den guten Jobs<br />

bekommen und unsere Kinder an gute Schulen schicken<br />

können, damit sie später einen von den guten Jobs bekommen<br />

und so weiter.“<br />

Ein schlechter Lehrer, der ein klares Feindbild abgibt,<br />

kann damit möglicherweise den Klassenzusammenhalt<br />

stärken. Aber Lehrer wollen längst keine Feinde mehr<br />

sein, sondern versuchen, individuelle Lernmethoden zu<br />

finden und die Eigeninitiative der Schüler zu fördern. Sie<br />

haben weit mehr Aufgaben, als Wissen zu vermitteln und<br />

Leistungen zu bewerten.<br />

Nicht nur an sozialen Brennpunktschulen, an denen mehr<br />

als die Hälfte der Schüler von Zuzahlungen befreit sind,<br />

müssen Lehrer immer öfter auch als Sozialarbeiter fungieren.<br />

Ohne dafür ausgebildet zu sein, müssen sie Elterngespräche<br />

führen, mit dem Jugendamt zusammenarbeiten<br />

und erkennen, wo eine Kindeswohlgefährdung vorliegt,<br />

was üblicherweise Vernachlässigung bedeutet. Kindeswohlgefährdung<br />

durch Hyperprotektion an High Society<br />

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