meinviertel_april_2018
mein/4 Stadtteilmagazin Berlin, Ausgabe Frühjahr 2018
mein/4 Stadtteilmagazin Berlin, Ausgabe Frühjahr 2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Eltern sind an allem schuld<br />
Wenn Schüler im Unterricht mit dem Handy spielen,<br />
wenn sie sich vom Schulgelände stehlen, sich im Sportumkleideraum<br />
prügeln, im Unterricht essen oder gar<br />
Lehrer beschimpfen, dann werden die Eltern zum Gespräch<br />
gebeten. Und dann stehen die Eltern ratlos vor der<br />
unlösbaren Aufgabe, das Verhalten des Kindes während<br />
ihrer Abwesenheit unter Kontrolle zu bekommen. Denn<br />
verantwortlich für inakzeptables Verhalten von Schülern<br />
sind grundsätzlich die Eltern. Auch für den Druck, den<br />
die Schule den Kindern nicht machen sollte, sind scheinbar<br />
die Eltern verantwortlich. Konsequenzen dürfen Lehrer<br />
nur über die Eltern androhen. Gleichzeitig ist Elterninitiative<br />
gefragt wie nie. Mütter und Väter sollen nicht<br />
nur ihre eigenen Kinder unterstützen, sondern auch beim<br />
Kuchenbasar und beim Sportfest helfen, sich einbringen<br />
in die Organisation der Schule, an Elternvertreterversammlungen<br />
teilnehmen und notfalls beim Senat Druck<br />
machen, wenn Lehrer oder Gelder fehlen. Die Schulen<br />
brauchen das Engagement der Eltern.<br />
Aber die Intentionen der Eltern sind andere, als die der<br />
Schule. Lehrer sind daran interessiert, Eltern in die Schule<br />
zu holen, um in ihrer Arbeit und ihren Lehrmethoden<br />
unterstützt zu werden, während Eltern durch den gesellschaftlichen<br />
Erfolgsdruck eher an der Begünstigung ihres<br />
eigenen Kindes interessiert sind. Immer mehr Eltern<br />
haben das Gefühl, die Ausbildung ihrer Kinder immer<br />
detaillierter mitbestimmen zu müssen.<br />
Vor dem Klassenraum begegne ich nach dem Unterricht<br />
einer weinenden Mutter. Sie habe die Hausaufgabe falsch<br />
verstanden und ihr Sohn habe dafür eine schlechte Zensur<br />
bekommen. Die Lehrerin findet, dass der Junge aber<br />
hätte wissen müssen, wie es richtig ist, wenn er im Unterricht<br />
aufgepasst hätte. Das Argument der Mutter: „Aber<br />
er hat doch gedacht, er hätte es im Unterricht falsch verstanden.“<br />
Das Kind steht dazwischen, hat seine Mutter<br />
zum Weinen gebracht und dazu noch eine schlechte Zensur<br />
bekommen. „Die Eltern müssen lernen, den Kindern<br />
nicht bei den Hausaufgaben zu helfen“, sagt die Lehrerin.<br />
„Wie soll ich das sonst bewerten, wenn es die Eltern<br />
machen?“ Die Mutter findet es notwendig, das Kind zu<br />
unterstützen. „Er schafft das nicht alleine“, sagt sie.<br />
So ist die Aufforderung zu Elternengagement nicht gemeint.<br />
Aber Eltern, die das falsch verstanden haben, können<br />
nicht so einfach in die Schranken gewiesen werden.<br />
Man kann leicht aggressiv werden auf heulende Mütter.<br />
„Dass die das nicht peinlich findet, hier rumzuheulen“,<br />
sagt die Lehrerin später im Lehrerzimmer und lässt sich<br />
von ihren Kollegen bestätigen, dass es richtig war, nicht<br />
nachzugeben.<br />
„Die Arbeit ist okay, wenn nur die Eltern nicht wären“,<br />
sagen Lehrer und Erzieher in Schulen und Kindergärten.<br />
„Die Eltern sind das Schlimmste!“<br />
Beschwerden verhärten oft die Fronten – und zwischen<br />
den Fronten stehen die Schüler, vielleicht mit Charly<br />
Browns typisch trauriger Haltung: „Wir sollen in der Schule<br />
aufpassen, damit wir später einen von den guten Jobs<br />
bekommen und unsere Kinder an gute Schulen schicken<br />
können, damit sie später einen von den guten Jobs bekommen<br />
und so weiter.“<br />
Ein schlechter Lehrer, der ein klares Feindbild abgibt,<br />
kann damit möglicherweise den Klassenzusammenhalt<br />
stärken. Aber Lehrer wollen längst keine Feinde mehr<br />
sein, sondern versuchen, individuelle Lernmethoden zu<br />
finden und die Eigeninitiative der Schüler zu fördern. Sie<br />
haben weit mehr Aufgaben, als Wissen zu vermitteln und<br />
Leistungen zu bewerten.<br />
Nicht nur an sozialen Brennpunktschulen, an denen mehr<br />
als die Hälfte der Schüler von Zuzahlungen befreit sind,<br />
müssen Lehrer immer öfter auch als Sozialarbeiter fungieren.<br />
Ohne dafür ausgebildet zu sein, müssen sie Elterngespräche<br />
führen, mit dem Jugendamt zusammenarbeiten<br />
und erkennen, wo eine Kindeswohlgefährdung vorliegt,<br />
was üblicherweise Vernachlässigung bedeutet. Kindeswohlgefährdung<br />
durch Hyperprotektion an High Society<br />
Scharfe Sicht. Sicheres Fahren.<br />
Entspanntes Ankommen.<br />
SEIKO DRIVE ist ein für den Autofahrer optimiertes<br />
Glasdesign, kombiniert mit der innovativen Spezialbeschichtung<br />
SEIKO RCC für blendfreies Sehen.<br />
SICHERE FAHRT. SICHERE ANKUNFT. MEIN SEIKO DRIVE.<br />
www.augenoptik-in-berlin.de<br />
Bötzowstr. 27 · 10407 Berlin<br />
Tel 030 - 49 780 321 · Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 10-16 Uhr