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Der Burgbote 2017 (Jahrgang 97)

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In einer Kneipe, so viel darf als sicher gelten,<br />

wäre Juan Diego Flórez an diesem Abend<br />

nicht allein nach Hause gegangen.<br />

Nachdem der smarte Tenor mit dem<br />

lockigen Haar bereits durch seinen<br />

scheinbar spielerisch sicheren Gesang<br />

überzeugt, greift er als Zugabe zur Konzertgitarre,<br />

lächelt in die Menge und widmet<br />

sein »Besame mucho« kurzerhand<br />

»allen Damen im Publikum«. Das Instrument<br />

der Verführung wirkt, der Beifall<br />

für den Entertainer mit der feinen Stimme<br />

ist groß. Manche Besucher erheben<br />

sich sogar von ihren Stühlen – nicht nur<br />

Frauen.<br />

Knapp zwei Stunden zuvor gehört die<br />

Bühne mit dem transparenten Rundbogendach<br />

noch Gerd-Kurt Schwieren,<br />

dem Präsidenten des Kölner Männer-Gesang-Vereins<br />

(KMGV). Scheinwerfer illuminieren<br />

den Dom im weich-gelben<br />

Licht, an diesem Abend ist das Weltkulturerbe<br />

Kulisse für ein anderes Wahrzeichen,<br />

den ältesten Männerchor der<br />

Stadt. Schwieren wünscht den 3500 Gästen,<br />

darunter hochrangige Vertreter der<br />

Stadtgesellschaft, einen »unvergesslichen<br />

Abend« und ist stolz, »an diesem unverwechselbarem<br />

Ort ein besonderes Geburtstagsgeschenk<br />

präsentieren zu dürfen«.<br />

Für die 175-Jahr-Feier des KMGV<br />

hatte die Politik den Roncalliplatz, sonst<br />

ordnungsbehördliches Heiligtum, als<br />

Bühne freigegeben.<br />

Bereut haben werden es die Entscheidungsträger<br />

wohl kaum, der 150 Mann<br />

starke Chor ist für seinen Auftritt bestens<br />

gerüstet und die Technik spätestens<br />

nach dem »Trinklied« aus der Oper Ernani,<br />

dem ersten gemeinsamen Stück von<br />

Sängern und WDR-Funkhausorchester,<br />

gut ausgependelt.<br />

Galakonzert<br />

<strong>Burgbote</strong> 3 | <strong>2017</strong> | 8<br />

TAGEBUCH EINER KMGV-PRODUKTION<br />

SONNTAG, 10.9.<strong>2017</strong> MONTAG, 11.9.<strong>2017</strong><br />

16 Uhr: Patrick und Svenja Borrmann, Heiko Micheler,<br />

Norbert Rohde und Bert Badekow treffen sich,<br />

um den Roncalliplatz einzumessen. Eigentlich sollte<br />

es um 11 Uhr beginnen, aber die Demo »Pulse of<br />

Europe« macht uns einen Strich durch den Zeitplan<br />

So bleiben uns nur drei Stunden Zeit, um die<br />

Bühne und die Center-Linie einzumessen. Schnell<br />

werden auch noch die Container für das Produktions-Office<br />

und das Backstage-WC sowie das Cateringzelt<br />

eingemessen.<br />

7 Uhr: Das gesamte Orga-Team trifft sich auf dem<br />

Roncalliplatz. <strong>Der</strong> Aufbau kann beginnen.<br />

Die Firma Zeppelin hat bereits zwei Gabelstapler,<br />

einen Teleskop-Stapler und eine Gelenkarbeitsbühne<br />

(28 m Reichweite / Höhe) abgeladen.<br />

Die Firma Zeppelin hat bereits zwei Gabelstapler,<br />

einen Teleskop-Stapler und eine Gelenkarbeitsbühne<br />

(28m Reichweite / Höhe) abgeladen.<br />

Die Firma Nüssli und ihr Bauleiter André Weinert,<br />

mit 10 Monteuren sind angereist, die ersten zwei<br />

Trucks befahren den Roncalliplatz, der Aufbau der<br />

Bühne beginnt.<br />

Gleichzeitig kommt die Zeltfirma, um das Cateringzelt<br />

aufzubauen, und die Security-Firma mit dem<br />

Bauzaun, um die Baustelle abzusichern.<br />

Nur die beiden Container, die um 8 Uhr angeliefert<br />

werden sollen, sind nicht da. Nach diversen Telefonaten<br />

zwischen Bert Badekow und ToiToiDixi stellt sich<br />

heraus: Die Spedition hat eigenmächtig umgeplant!<br />

Die Container sollen jetzt gegen 13 Uhr kommen.<br />

So kann das Office nicht bezogen werden, da für<br />

die Crew kein WC vorhanden ist. Die Firma, die die<br />

Container anschließen sollte, dreht Däumchen.<br />

9 Uhr: Die Stadt Köln erscheint zum ersten Mal<br />

mit Vertretern von Ordnungsamt, Tiefbauamt und<br />

Grünflächenamt. Anlass: Übergabe des Roncalliplatzes<br />

an den KMGV (die Stadt nennt das Beweissicherung).<br />

Bert Badekow geht mit den Herrschaften<br />

den gesamten Platz ab, alle Platten (ALLE!)<br />

werden betrachtet und die beschädigten Platten fotografisch<br />

festgehalten. Bei den Bänken (aus Stahl,<br />

grau gepulvert) werden die Kratzer dokumentiert,<br />

es könnten ja neue hinzukommen.<br />

10 Uhr: <strong>Der</strong> Truck mit der LED-Wand rollt auf den<br />

Platz, um seinen Standort einzunehmen.<br />

<strong>Der</strong> Unterbau der Bühne wächst von hinten nach<br />

vorne. Langsam wird es eng mit den fehlenden Containern,<br />

da der Kranwagen bald nicht mehr in die für<br />

ihn vorgesehene Lücke fahren kann.<br />

Gerd Schwieren und Axel Hollander besuchen die<br />

Baustelle (wie die nächsten Tage immer wieder) und<br />

sind über die Dimensionen und den Technikaufwand<br />

erstaunt, getreu dem Motto »Die Geister die sie riefen«!<br />

13 Uhr: Erste Mittagspause. Die gesamte Crew<br />

(inzwischen fast 20 Menschen) begibt sich in das<br />

Zelt und Rainer Geßner bewirtet alle mit einem vorzüglichen<br />

Essen.<br />

14 Uhr: Die Container sind immer noch nicht da.<br />

Bert Badekow beschließt, den Bühnenbau anders zu<br />

strukturieren, damit die Lücke für die Container bleibt.<br />

Den ganzen Tag ‚kämpft‘ die Security mit Passanten<br />

und Radfahrern, die nicht begreifen wollen, dass sie<br />

einen Umweg fahren müssen. Aufgrund der Trailer, die<br />

<strong>Burgbote</strong> 3 | <strong>2017</strong> | 9

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