Der Burgbote 2017 (Jahrgang 97)

175 Jahre ZDV und KMGV Festakt in der Kölner Philharmonie
Festakt
2.2017 | 6
So enden halt festliche Anlässe in Köln:
Frank-Walter Steinmeier, der Bundespräsident,
hakt sich auf der einen Seite bei seiner
Ehefrau unter, auf der anderen bei der
Ehefrau von Michael Hoffmann, dem Präsidenten
des Zentral Dombau-Vereins (ZDV).
Und dann schwingt er seinen Oberkörper
rhythmisch von links nach rechts. Steinmeier
grinst vergnügt, über die Kölner vermutlich,
über sich selbst oder die Tatsache,
dass er nun hier, in der Philharmonie,
gemeinsam mit 2000 Besuchern schunkelt,
während die Menschen beseelt »Am
Dom zo Kölle« singen.
Es ist der würdevolle Ausklang eines vielstimmigen
Festakts, der einerseits von prominenten
Rednern geprägt wird, andererseits
vom Kölner Männer-Gesang-Verein
(KMGV), dessen 150 Sänger sich quer
durch die eigene Historie und ein gutes
Stück deutscher Musikgeschichte singen.
Auch und gerade in dieser Sangesstärke
harmonieren sie hervorragend mit dem
Orchester der Neuen Philharmonie Westfalen.
Dafür werden sie und ihr Dirigent,
Bernhard Steiner, am Ende mit Ovationen
bedacht.
An diesem symbolträchtigen Ort, unweit
des Kölner Doms, vereinen KMGV und ZDV
ihre Feierlichkeiten.
Beide Vereine bestehen seit 175 Jahren, in
denen die Nähe zueinander unterschiedlich
stark ausprägt war. Hier und jetzt, im Jahr
2017, wirken sie wie zweieiige Zwillinge –
eigenständig, aber doch mit gleichen Wurzeln.
»Zwei untrennbar mit dem bürgerschaftlichen
Engagement in der Stadt verbundene
Vereine«, lobt dann auch Oberbürgermeisterin
Henriette Reker in ihrer
Rede. Schon bei der Grundsteinlegung zur
Vollendung des Doms im Jahr 1842 sang
der Männerchor – bis heute spendet der
KGMV oftmals Auftrittserlöse an den ZDV.
Und Reker würdigt die gesangliche und
genreübergreifende Vielfalt im Repertoire
des KMGV. »Sie pflegen das Liedgut der
Stadt, begeistern mit einem klassischen Programm
genauso wie zur Karnevalszeit mit
dem Divertissementchen«, sagt die Oberbürgermeisterin.
In der Philharmonie, beim feierlichen Festakt,
vermischt sich die Partnerschaft der beiden
Vereine wie ein Mixgetränk, das recht
gut den Geschmack der Besucher zu treffen
scheint. »Beide Vereine sind so etwas wie die
ältesten Bürgerinitiativen der Stadt« sagt
Norbert Walter-Borjans, Finanzminister des
Landes NRW. Hier spricht er sein letztes
Grußwort in ministerialer Funktion. Er wirkt
so, als sei er mit seinem Schicksal einigermaßen
zufrieden, denn er steht im wohl
schönsten Konzertsaal der Stadt, wo er einst
als Dezernent zur Stadtspitze gehörte.
Und auch Rainer Maria Kardinal Woelki,
Erzbischof von Köln, vereint ZDV und
KMGV in seiner Jubiläumsbilanz. »Beide
Vereine sind tragende Säulen und das Fundament
des Kölner Doms«, sagt er in seiner
Festrede. Und die Kölnische Rundschau
überschreibt den Bericht über den Festakt
mit der Zeile: »Aus Tradition gemeinsam«.
Eine musikalische Symbiose gelingt an diesem
Tag Sängern und Musikern, sie sorgen
für einen beachtlichen Klangteppich. Dass
die 150 Herren ohne Noten singen – sämtliche
Texte und Klangfolgen haben sie für
diesen Anlass verinnerlicht – komplettiert
das imposante Bild auf der Bühne der Philharmonie.
Den Lohengrin singen sie, für
Richard Wagners Parsifal übernehmen sie
die Rolle des Knappenchors der Gralsritter,
für Hoffmanns Erzählungen von Jacques
Offenbach mimen sie den feurigen Studentenchor.
Immer wieder wird die Verbindung
dieser weltbekannten Komponisten zu Köln
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