Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland. Eine Zeitreise - von den Anfängen bis zur Gegenwart
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ab 1880 Von neuem Wohlstand und „Baumschulkasernen“<br />
Belegschaft und<br />
Hilfskräfte der Firma<br />
Heins um 1904<br />
bekamen weniger als 30 Pfennige die<br />
Stunde, die Frauen die Hälfte.<br />
Ausgebildete Gärtner, die bereits eine<br />
praktische Lehre absolviert hatten, wur<strong>den</strong><br />
natürlich besser bezahlt und spielten<br />
eine besondere Rolle im Betriebsablauf.<br />
Die ungelernte, überwiegend aus der<br />
Region stammende Saisonarbeiterschaft<br />
aber war ungeschützt bezüglich ihrer<br />
Lohn- und Arbeitsverhältnisse. Es war<br />
die Zeit der Gründerjahre nach der Errichtung<br />
des Deutschen Reiches 1871. Die<br />
aufkommende Industrialisierung veränderte<br />
die gesellschaftlichen Strukturen<br />
radikal. Überall im Reich wuchsen die<br />
Städte und fraßen Bauernland. Die ländliche<br />
Bevölkerung zog es zunehmend in<br />
die Städte, wo sie bessere Arbeits- und<br />
Lebensbedingungen vorzufin<strong>den</strong> hoffte.<br />
Die Altonaer, Wedeler und <strong>Pinneberger</strong><br />
Gewerbe- und Industriebetriebe zahlten<br />
ihren Arbeitern bereits wesentlich mehr<br />
als die Baumschulen. Wie die Arbeit -<br />
geber, so waren auch die dortigen Arbeitnehmer<br />
in Interessenvertretungen organisiert.<br />
Die Arbeiterbewegung kämpfte<br />
mit <strong>den</strong> Gewerkschaften für gerechtere<br />
Löhne und Arbeitsbedingungen. Das damalige<br />
Gewerkschaftsorgan „Hamburger<br />
Echo“ berichtete ausführlich aus der<br />
Sicht der Arbeitnehmerschaft.<br />
Aus dieser Gesamtsituation ergab sich<br />
auch der erste Baumschularbeiterstreik<br />
<strong>von</strong> 1903. Sie hatten weder Arbeiter -<br />
vereine noch waren sie in Gewerkschaften<br />
organisiert. So blieben sie auf sich<br />
und ihre gegenseitige Soli darität angewiesen.<br />
Denn das Risiko für ungelernte<br />
Arbeiter, einfach ersetzt zu wer<strong>den</strong>, war<br />
hoch. Ihre Forderung nach einem<br />
Stun<strong>den</strong>satz <strong>von</strong> 30 Pfennigen und einer<br />
10-stündigen Tagesarbeitszeit wurde<br />
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