Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland. Eine Zeitreise - von den Anfängen bis zur Gegenwart
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Ab dem Frühjahr 1934 entstand der<br />
„Erste Rosengarten“. Es begann nun eine<br />
ideelle und materielle Gemeinschafts -<br />
arbeit ohne Vergleich. Die Rosenbaumschulen<br />
und Hochbaumschulen spendeten,<br />
wie versprochen, das gesamte<br />
Pflanzmaterial und stellten auch die<br />
Fachkräfte <strong>zur</strong> Aufpflanzung <strong>zur</strong> Ver -<br />
fügung. Die Tiefbau-, Steinmetz-, Tischler-<br />
und Malerarbeiten wur<strong>den</strong> <strong>von</strong> <strong>den</strong><br />
<strong>Pinneberger</strong> Firmen kostenlos erbracht.<br />
Lediglich die Materialkosten trug die<br />
Stadt. Die Mitglieder der „Technischen<br />
Not hilfe“, eine Einrichtung aus der Weimarer<br />
Republik, leisteten viele Stun<strong>den</strong><br />
kostenlosen Einsatz. So entstand <strong>bis</strong> <strong>zur</strong><br />
Eröffnung im Juli 1935 eine fulminante<br />
Anlage, die die gewünschte Doppelfunktion<br />
„Stadtpark für alle“ und „Schau-<br />
garten der Rosen“ erfüllte.<br />
Eröffnung und Niedergang<br />
Die Eröffnungsfeierlichkeiten wur<strong>den</strong><br />
vom NSDAP-dominierten Magistrat und<br />
seinem Bürgermeister Backhaus parteipolitisch<br />
genutzt und die Gemeinschaftsleistung<br />
als typische nationalsozialis -<br />
tische Errungenschaft hervorgehoben. Die<br />
in <strong>den</strong> Jahren zuvor geleisteten Ideen,<br />
Konzepte und Projekte wur<strong>den</strong> dagegen<br />
weitgehend verschwiegen. Ganz Pinneberg<br />
und Rellingen waren auf <strong>den</strong> Beinen.<br />
Alle Gesangsvereine Pinnebergs<br />
und Rellingens traten auf. Ein Rosenwalzer<br />
wurde komponiert und uraufgeführt.<br />
Der Reichssender Hamburg berichtete<br />
live. Ein Vergleich der bemerkenswerten<br />
Auftritte junger Damen <strong>von</strong> 1932 und<br />
1937 während der Rosenfeste brachte<br />
<strong>den</strong> politischen Wandel in optisch beeindruckender<br />
Weise zum Ausdruck: Tanzten<br />
sie 1932 in berückend leichten Sommerkleidern<br />
barfuß Ballettfantasien auf<br />
einer Holzdielentribüne, so stan<strong>den</strong> sie<br />
sechs Jahre später in groteske Fantasiedirndl<br />
gezwängt in Reih und Glied.<br />
Der erste <strong>Pinneberger</strong> Rosengarten bestand<br />
ganze sieben Jahre. Das beispiel-<br />
Holsteiner Rosenfest<br />
1932 – Tanzvorführung<br />
in Rellingen<br />
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