ER// SIE// ES// LIEST// SPIEL

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Die Weltliteratur wird von Süchtigen bevölkert, von Opiumessern,
Morphiumabhängigen, Haschischrauchern, vor allem aber von Säufern.
Der große Aufklärer Georg Christoph Lichtenberg notierte Ende des 18.
Jahrhunderts in einem seiner Sudelbücher: „Wenn man manchen großen
Taten und Gedanken bis zu ihrer Quelle nachspüren könnte, so würde
man finden, daß sie öfters gar nicht in der Welt sein würden, wenn die
Bouteille verkorkt geblieben wäre, aus der sie geholt wurden. Man glaubt
nicht, wie viel aus jener Öffnung hervorkommt.“ Schriftsteller aller
Zeiten und Kulturkreise haben existenzielle Grenzerfahrungen gemacht,
indem sie sich mit geistigen Drogen und Getränken abgefüllt und dabei
die Literaturgeschichte sowie uns Leser mit geistreichen Elaboraten an-
gefüllt haben. Die Literaturgeschichte ist ein Weinfass ohne Boden.
Zu den weniger beachteten Stimulanzien neben Tabak, Kaffee,
Tee, dem Alkohol und den vielen Rauschdrogen – Halluzinogenen,
Opiaten und Narkotika – zählt das Spiel, besser gesagt, das Glücksspiel:
Ungezügelte Leidenschaften, Versessenheit und Irrationalität, Entsitt-
lichung und Habsucht, die Tragik des Verlierers und der Triumph des
Gewinners, das dämonische Prinzip, die Herausforderung des Schicksals
– das alles hat das Spiel und den Typus des Spielers zum festen Motivbe-
stand der Weltliteratur werden lassen.
Der bekennende Trinker Kurt Kusenberg, Schriftsteller und Begrün-
MAGAZIN//
DAS SPIEL, DIE SUCHT,
DIE LITERATUR
DOSTOJEWSKI UND
DIE FASZINATION AM
ROULETTE
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