ER// SIE// ES// LIEST// SPIEL

2008//01
KÜNSTLER//PORTRAIT//
JANG//HYUK-DONG
„Fremdsein als Chance auf der Suche nach einer künstlerischen
Identität“
„Weit öffnet sich mein Fenster“ drückt treffend meine Entwicklung
hier in Deutschland aus, als ich nach dem Studienabschluss in Korea in
dieses für mich fremde Land kam. Um hier zurechtzukommen, war ich
gezwungen, bisherige Sichtweisen auf das Leben zu verändern, meinen
Horizont zu erweitern. Natürlich gibt es auch in Korea ein mannigfal-
tiges Kunstgeschehen. Dort habe ich allerdings eine eher akademisch
geprägte Ausbildung absolviert, wobei mein Interesse besonders einer
impressionistisch-realistischen Malweise galt.
Immer ist die Figur mein Ausgangspunkt, sie wird jedoch zur abs-
trakten Form, die dann wiederum sogar Ähnlichkeit mit koreanischen
Schriftzeichen bekommen kann. Durch das Drehen des Bildes während
des Arbeitsprozesses entstehen Spannung und Irritation: handelt es sich
um Abstraktes oder Gegenständliches?
Mit dunkler Acrylfarbe und einem breiten Pinsel entstehen in relativ
kurzer Zeit malerisch-flächige Grundgerüste, in die ich dann mit Ölfarbe
hellere Akzente setze, die zu einer Konzentration führen. Die Entschei-
dung, wann ein Bild „fertig“ ist, kann dabei teilweise sehr früh fallen.
So bleibt vieles nur angedeutet. Der Betrachter ist herausgefordert, die
Bilder in sich weiterzudenken.
Nun ist mein Fenster offen. Ich habe mit gestalterischen Mitteln
einen Weg gefunden, um meine Identität als Exilkoreaner in meiner
Wahlheimat Deutschland zu erkunden.
Mein Fremdsein verstehe ich als Chance, gesellschaftliche Zusammen-
hänge aus einem anderen Blickwinkel sehen zu können. Inwiefern ist
nun meine Sozialisation in Korea hilfreich oder gegebenenfalls sogar
hinderlich für die Entwicklung meiner künstlerischen Position in Aus-
einandersetzung mit der abendländischen Bildtradition.
MAIL: jhd419@yahoo.com
ER//SIE//ES//LIEST//61