ER// SIE// ES// LIEST// SPIEL
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2008//01<br />
sondern in die Bindung. Je höher das Amt, desto tiefer die Bindung. Je<br />
größer die Amtsgewalt desto strenger der Dienst. Je stärker die Persön-<br />
lichkeit, desto verpönter die Willkür“.<br />
Knechts Lebensweg gestaltet sich als ein Durchschreiten von Räu-<br />
men. Räume, die auf dem Spielbrett des Lebens angeordnet sind, in<br />
denen das Durchleben und Fortschreiten Entwicklung bedeutet, Zug um<br />
Zug, immer Erfahrungen sammelnd, aber auch gespannt auf das Neue<br />
seiend. „Die Tendenz zum Bewahren, zur Treue, zum selbstlosen Dienst<br />
an der Hierarchie, und andererseits die Tendenz zum Erwachen, zum<br />
Vordringen, zum Begreifen der Wirklichkeit“ charakterisieren Knechts<br />
Lebensimpuls.<br />
Doch der kastalische Raum erweckt in Knecht zunehmend das Ge-<br />
fühl des Welkens, ein Stillstand, der in ihm den Wunsch auf neue Ufer<br />
reifen lässt. Das Bewusstsein, dass die Kastalier „eine Spezialität, ein<br />
aparter Züchtungsversuch“ sind, „eine künstlich hervorgebrachte Elite,<br />
ohne Salz, ohne Laster und Leidenschaft, ohne Frauen und Kinder“, wird<br />
immer stärker. Er erkennt, dass sie ihre wissenschaftliche Arbeit als<br />
Selbstzweck benutzen, um den Kampf des Lebens auszublenden. Knecht<br />
glaubt, dass die Welt Männer brauche, die „der Jugend die Fähigkeit des<br />
Messens und Urteilens beibringen und ihre Vorbilder sind, in der<br />
Ehrfurcht vor der Wahrheit, im Gehorsam gegen den Geist, im Dienst am<br />
Wort“. Er will mit gutem Beispiel vorangehen, will seinen Dienst der Welt<br />
opfern, will nicht länger in der Rolle eines Ersatzspielers verharren.<br />
Er möchte prägend wirken und das nicht nur als Kastalier, sondern als<br />
ein Mensch, den die ganze Welt etwas angeht und als solcher ein An-<br />
spruch auf ein Leben mit und in ihr hat.<br />
Knecht hat auf allen Ebenen versucht, die ihn bewegenden Gegensät-<br />
ze auszutarieren: Kastalien – Welt; Geistigkeit – Weltlichkeit; verschlos-<br />
sen – aufgeschlossen; das Innere – das Äußere; Dienst am Gemeinwesen<br />
– Dienst als Selbstzweck. Zu lange hat der Magister die ureigensten<br />
weltlichen Bedürfnisse nach Liebe, Lust und Trieben mit Meditation und<br />
anderen Spielarten (I Ging etc.) bezwingen müssen. Doch nun ist sein<br />
Aufbegehren ein Zusammenführen „zwischen Leib und Seele, zwischen<br />
Ideal und Wirklichkeit, ein Vermittler zwischen den Welten, ...ein Dol-<br />
metscher und Versöhner“.<br />
<strong>ER</strong>//<strong>SIE</strong>//<strong>ES</strong>//LI<strong>ES</strong>T//39