Berliner Kurier 25.10.2018
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BERLIN<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Kabarettistin<br />
Idil Baydar,43<br />
Jahrealt,<br />
gehörtzuden<br />
Nominierten<br />
des „Respektpreis“<br />
2018.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: imago<br />
Immer wieder kommt es<br />
leider auch in Berlin, der<br />
toleranten und weltoffenen<br />
Großstadt, zu Übergriffen<br />
auf Menschen aus der<br />
LGBTG-Szene: 324 Angriffe<br />
und Beleidigungen gegen<br />
Schwule, aber auch lesbische<br />
Frauen und Transsexuelle<br />
wurden2017 beim Anti-<br />
Gewalt-Projekt Maneo gemeldet.<br />
Am 2. November<br />
wird nundie neue Statistik<br />
vorgestellt –und gleichzeitig<br />
überreicht Justizsenator<br />
Dr. Dirk Behrendt den diesjährigen<br />
Respektpreis,eine<br />
Auszeichnung an Menschen,<br />
dieaktiv gegen Homophobie<br />
kämpfen. Eine<br />
der sechs Nominierten ist<br />
die Kabarettistin Idil Baydar<br />
–inder Rolle ihrerKunstfigur<br />
Jilet Ayse setzt sie sich<br />
aufihrem Youtube-Kanal<br />
für die Akzeptanz allergesellschaftlichen<br />
Gruppen<br />
ein. Ihre Videos erreichen<br />
bis zu 80000 Klicks. In einem<br />
Interview sagte Baydar:<br />
„Du musst nicht homosexuell<br />
sein,umdich für Homosexuelle<br />
einzusetzen, du<br />
musst auch kein Migrant<br />
sein, um dich für Migranten<br />
einzusetzen, du mussteinfach<br />
nur wollen, dass wir in<br />
einer glücklichen Welt leben.“<br />
Weiterhin nominiert<br />
sind die Kita-Broschüre<br />
„Murat spiel Prinzessin,<br />
Alex hat zwei Mütter und<br />
Sophie heißt jetztBen“ und<br />
das Portal „Queer History“.<br />
Die Neugier im<br />
Umspannwerk<br />
wargroßbei<br />
einem Tagder<br />
offenen Tür im<br />
Vorjahr<br />
Der Backsteinbau<br />
in Kreuzberghätte<br />
den Campus<br />
für Start-ups<br />
beherbergen sollen.<br />
Im September<br />
mussten Polizisten<br />
das soeben geräumte<br />
Umspannwerk schützen.<br />
Fotos: Lebie ,Imago<br />
Hundetherapie<br />
Kuschelkurse für<br />
<strong>Berliner</strong> Schüler<br />
SEITE 8<br />
Google-Campus-Pläne beerdigt<br />
<strong>Berliner</strong> Bleibe gesucht,<br />
viel Ärger gefunden<br />
Was wie ein Kampf<br />
zwischen David<br />
und Goliath begann,<br />
endete mit einem Sieg vieler<br />
kleinerDavids –und einem augenscheinlich<br />
glücklichen Goliath.<br />
So sah es aus, als der US-<br />
Internetriese Google gestern im<br />
Umspannwerk in Kreuzberg<br />
verkündete, dass man dort nun<br />
doch nicht zum Jahresende einen<br />
Campus eröffnen wird.<br />
Stattdessen soll ein „Haus für<br />
soziales Engagement“ einziehen,<br />
betrieben von der Onlinespendenplattform<br />
Betterplace<br />
und dem Verein Karuna, der<br />
sich um Kinder und Jugendliche<br />
in Not kümmert.<br />
„Wir haben eingesehen, dass<br />
dieser Weg der beste für Kreuzberg<br />
ist“, sagte Googles Startup-Chef<br />
Rowan Barnett. Erhabe<br />
mit Dutzenden gemeinnützigen<br />
OrganisationenimKiez gesprochen<br />
und sei zum Schluss<br />
gekommen, die 3000 Quadratmeter,<br />
die Google angemietet<br />
hat und derzeit noch renoviert,<br />
Betterplace und Karuna zu<br />
überlassen. Insgesamt 14 Millionen<br />
Euro werde man für das<br />
Projektausgeben.<br />
Der Campus wäre der siebte<br />
außerhalb den USA gewesen.<br />
Dahinter verbergen sich sogenannte<br />
Hubs für Start-ups, die<br />
Google mit Investoren und potentiellen<br />
Mitarbeitern zusam-<br />
*<br />
BERLINER KURIER, Donnerstag, 25. Oktober 2018<br />
US-Internet-Riese überlässt seine<br />
Räume zwei sozialen Einrichtungen<br />
Von<br />
ANNE LENA MÖSKEN<br />
und<br />
ELMAR SCHÜTZE<br />
menbringt. So etwas zieht Zehntausende<br />
Besucher aus der Startup-Szene<br />
an.<br />
Doch rasch war Kreuzberg gepflastert<br />
mit Aufklebern mit<br />
dem Schriftzug: „Google ist kein<br />
guter Nachbar“ und „Fuck off<br />
Google“. Anwohnerinitiativen<br />
protestierten, im September<br />
wurde das Umspannwerk für ein<br />
paar Stunden besetzt.<br />
Aus Sicht von FDP-Fraktionschef<br />
Sebastian Czaja ist Google<br />
eingeknickt. Und Berlin verliere<br />
„die Gunst der Gründer, weil<br />
Wohnraum und Büroflächen<br />
fehlen und optimale Förderbedingungen<br />
nur Marketingversprechen<br />
bleiben.“<br />
Da in Berlin immer noch die<br />
meisten Start-ups im ganzen<br />
Land sitzen,wie der gerade veröffentlichte<br />
Start-up-Monitor<br />
zeigt, ist CzajasVision vielleicht<br />
etwas düster.<br />
So deutet die von der Grünen<br />
Ramona Pop geführte Senatswirtschaftsverwaltung<br />
Googles<br />
Sinneswandel positiv. Die Pläne<br />
zeigten die „zunehmende Bedeutung<br />
von sozial und ökologisch<br />
orientierten Unternehmen und<br />
der nicht-gewinnorientierten<br />
Ökonomie“.<br />
Die Vertreter der Sozialunternehmen<br />
saßenamMittwoch mit<br />
auf dem Podium. „Oft sind die<br />
großen Techkonzerne die einzigen<br />
die das Geld haben, ihre Zukunftsvisionen<br />
auch umzusetzen“,<br />
sagte Joana Breidenbach,<br />
Mitbegründerin von Betterplace.<br />
Das gilt zumindest bis 2023, so<br />
lange läuft der Mietvertrag.