Immobilia 2015/02 - SVIT
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Immobilienwirtschaft<br />
Nachhaltigkeit<br />
Mit weniger Risiken investieren<br />
Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit trägt zur Risikominimierung bei. Wie können<br />
Risiken und Nachhaltigkeit gemessen und entlang des Lebenszyklus integriert werden? Das<br />
war das Thema einer Veranstaltung vom CCRS und Partnern aus der Immobilienwirtschaft.<br />
Ist- und Potentialanalyse mit dem ESI-Indikator<br />
Applikation unter www.esiweb.ch. Quelle: QualiCasa in Meins und Burkhard (2014)<br />
Portfolio-Analyse der Migros-Pensionskasse basierend auf ESI-Indikator<br />
Quelle: Migros-Pensionskasse in Meins und Burkhard (2014)<br />
Gesundheit und<br />
Komfort<br />
Flexibilität und<br />
Polyvalenz<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
0.5<br />
-1.0<br />
Ist-Analyse<br />
Potenzial-Analyse<br />
Ressourcenverbrauch<br />
und Treibhausgase<br />
ESI-Indikator<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
-0.2<br />
-0.4<br />
-0.6<br />
-0.8<br />
Sicherheit<br />
Erreichbarkeit<br />
und Mobilität<br />
-1<br />
Liegenschaften<br />
Der ESI-Indikator misst die finanzielle Nachhaltigkeit einer Immobilie aus Investitionssicht.<br />
Dr. Erika Meins Christian Bächinger*<br />
Risiken besser einschätzen. Viele Entscheidungen<br />
im Zusammenhang mit Immobilien<br />
sind Investitionsentscheidungen.<br />
Wie bei jeder Kapitalanlage sind dabei Rendite<br />
und Risiko zu berücksichtigen. Aber<br />
wie kann das Risiko berücksichtigt werden?<br />
Die wirtschaftliche Lage, der demografische<br />
Wandel, aber auch langfristig<br />
steigende Energiepreise oder Naturgefahren<br />
beeinflussen den Wert einer Immobilie<br />
und sind deshalb entweder eine Chance<br />
oder ein Risiko. Das Nachhaltigkeitskonzept<br />
mit seiner Langzeitperspektive ist ein<br />
taugliches Konzept für die Risikobeurteilung.<br />
Das war das Fazit einer Weiterbildungsveranstaltung,<br />
die Ende November<br />
2014 vom CCRS an der Universität Zürich<br />
gemeinsam mit Partnern aus der Praxis<br />
organisiert wurde. Sie fand anlässlich der<br />
Veröffentlichung des gleichnamigen Buches<br />
statt. Den rund 60 Teilnehmern aus<br />
der Immobilienwirtschaft wurden Konzepte<br />
und Entscheidungsgrundlagen zum<br />
Einbezug von Nachhaltigkeit entlang des<br />
gesamten Lebenszyklus präsentiert. Die<br />
konkrete Anwendung wurde anhand von<br />
sechs Beispielen aus der Praxis illustriert.<br />
<br />
ESI-Indikator zeigt Nachhaltigkeitsrisiken<br />
auf. Rolf Truninger von QualiCasa präsentierte<br />
anhand des Beispiels eines sanierungsbedürftigen<br />
Mehrfamilienhauses<br />
in Lugano, wie der ESI-Indikator als strategische<br />
Grundlage für einen Sanierungsentscheid<br />
zugunsten des Portfoliomanagements<br />
genutzt wird. Positive Werte zeigen<br />
Chancen auf eine – im Vergleich zum Gesamtmarkt<br />
– positive Wertentwicklung und<br />
umgekehrt. Das Spinnendiagramm macht<br />
mit der Ist-Analyse auf einen Blick deutlich,<br />
dass bei der Liegenschaft, vor allem bei<br />
den Themen «Ressourcenverbrauch und<br />
Treibhausgase» sowie «Gesundheit und<br />
Komfort», Handlungsbedarf besteht (siehe<br />
Abbildung 1). Die Potentialanalyse zeigt,<br />
dass anlässlich der geplanten Instandsetzung<br />
gleichzeitig gezielt das Nachhaltigkeitsrisiko<br />
bedeutend verringert werden<br />
kann. Ausgehend von der IST- und Potentialanalyse<br />
hat QualiCasa dem Eigentümer,<br />
einem institutionellen Investor, konkrete<br />
Sanierungsmassnahmen anhand der<br />
BKP-Positionen empfohlen, wie beispielsweise<br />
eine kostenoptimierte Wärmedämmung,<br />
den Einbau von Sonnenkollektoren<br />
und die Nutzung des Grundwassers für<br />
Wärme und Kälte.<br />
Günstige Neubauwohnungen ohne Renditeeinbussen.<br />
Für Immobilien im Finanzvermögen<br />
hat der Regierungsrat von Basel-<br />
Stadt ein Konzept beschlossen, dabei sollen<br />
die drei Aspekte der Nachhaltigkeit (Ökologie,<br />
Gesellschaft und Ökonomie) im Gleichgewicht<br />
sein. Was das konkret heisst, zeigte<br />
Rolf Borner von Immobilien Basel-Stadt<br />
am Beispiel einer Arealentwicklung an innerstädtischer<br />
Lage. Hier wurden die entscheidenden<br />
Weichen bereits bei den Vorgaben<br />
des Projektwettbewerbs gestellt:<br />
Neben hohen ökologischen Anforderungen<br />
wurde das Ziel, preisgünstigen Wohnraum<br />
zu schaffen, bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit<br />
durch eine Beschränkung<br />
der Wohnflächen erreicht.<br />
Sanierung: Nachhaltigkeit lohnt sich.<br />
Die Pensionskasse der Zürcher Kantonalbank<br />
hat als Anlageziel im Bereich Immobilien<br />
eine Quote von nachhaltigen Immobilien<br />
von 20% und mehr. Sanierungen<br />
werden so durchgeführt, dass der Energieverbrauch<br />
nachher unter einem definierten<br />
Benchmark liegt. Wie dies bei gleichzeitiger<br />
Wirtschaftlichkeit erreicht wird,<br />
zeigte Marcel Stieger am Beispiel der Sanierung<br />
von vier Mehrfamilienhäusern in<br />
Zürich Affoltern, die in den 1980er-Jahren<br />
gebaut worden waren. Aufgrund der komplizierten<br />
Dachgeometrie wurde auf ein<br />
komplett neues Wärmedämmverbundsystem<br />
verzichtet. Stattdessen wurden ein<br />
Erdsondenfeld und eine Wärmepumpe installiert,<br />
die den Strombedarf mittels einer<br />
neuen Fotovoltaik-Anlage generiert. Dieses<br />
Projekt orientiert sich am «ZeroEmission»-<br />
Konzept von Prof. Leibundgut. Diese Investitionsalternative<br />
erzielt mit Ausnahme<br />
eines Verkaufs die höchste Rendite für die<br />
Eigentümer, da mit der umfassenden Sanierung<br />
das bestehende Mietzinspotential<br />
erhöht und besser ausgenützt werden<br />
kann.<br />
Systematischer Einbezug im Portfolio-<br />
Management. Bei der SUVA ist die Nachhaltigkeit<br />
mit der Anlagestrategie verankert.<br />
Beim Portfolio-Management wird für alle<br />
Liegenschaften im Portfolio standardmässig<br />
der ESI-Indikator ermittelt und systematisch<br />
in die Portfolio-/Objektstrategie integriert.<br />
Am Beispiel des Neubauprojektes<br />
FLOR in Uster zeigt Franz Fischer, wie diese<br />
Entscheidungsgrundlagen beim Inves-<br />
28 | immobilia Februar <strong>2015</strong>