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Immobilia 2015/02 - SVIT

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Verband<br />

KUB Lunchgespräche<br />

KUB will sinnvollere Bauregeln<br />

Mit zahlreichen Einwendungen hat die KUB dazu beigetragen, dass strittige Punkte in der<br />

revidierten Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich angepasst wurden.<br />

Da die ehemaligen Industrieareale (im Bild das Hürlimann-Areal) in der Stadt<br />

Zürich fast alle bebaut sind, muss die revidierte BZO für Verdichtungsmöglichkeiten<br />

sorgen. Dafür braucht es aber noch Anpassungen.<br />

Reto Westermann*<br />

Knapper Raum. Nirgendwo in<br />

der Schweiz wird soviel gebaut<br />

wie in der Stadt Zürich.<br />

Grund dafür ist vor allem die hohe<br />

Nachfrage nach Wohnraum<br />

durch Neuzuzüger. Alleine zwischen<br />

1989 und 2014 wuchs<br />

die Bevölkerung der Stadt um<br />

44 000 Personen auf derzeit<br />

knapp über 400 000 Einwohner.<br />

Und falls die wirtschaftliche<br />

Entwicklung nicht stagniert,<br />

ist mit einer anhaltend hohen<br />

Nachfrage nach Wohnraum<br />

zu rechnen – bis 2<strong>02</strong>5 gehen<br />

die Prognosen von zwischen<br />

28 000 und 50 000 zusätzlichen<br />

Einwohnern aus. Doch der Platz<br />

in Zürich wird immer knapper<br />

– derzeit sind nur noch 5% der<br />

Flächen in den Bauzonen nicht<br />

belegt. Entsprechend grosses<br />

Gewicht haben in dieser Situation<br />

die Regelungen in der Bauund<br />

Zonenordnung der Stadt<br />

Zürich (BZO).<br />

<br />

Einwendungen der KUB. Im<br />

Herbst 2013 wurde die BZO-<br />

Überarbeitung unter dem Titel<br />

«Wachsen, aber richtig!» durch<br />

den Stadtrat präsentiert und in<br />

die Vernehmlassung gegeben.<br />

Auch die KUB hat daran teilgenommen<br />

und Einwendungen<br />

gemacht. «Unsere Mitglieder<br />

beraten vor allem grössere Investoren,<br />

für die es wichtig ist,<br />

gescheite Leitlinien zu haben –<br />

entsprechend haben wir uns dafür<br />

eingesetzt», sagt KUB-Vorstandsmitglied<br />

Ivo Moeschlin,<br />

der die Arbeitsgruppe geleitet<br />

hat. Es sei schnell klar gewesen,<br />

dass der Vorschlag des Stadtrates<br />

eher eine Verschlechterung<br />

als eine Verbesserung bringen<br />

würde: «Es ist unverständlich,<br />

dass man mehr Dichte fordert<br />

und gleichzeitig die Ausnutzung<br />

herabsetzt», sagt Moeschlin.<br />

Konkret hat die KUB unter<br />

anderem folgende wichtige<br />

Einwände vorgetragen:<br />

– Verzicht auf die Voranwendung<br />

der BZO, da diese<br />

viele Projekte blockiert oder<br />

bereits aufwendig geplante<br />

Bauvorhaben verunmöglicht<br />

hätte<br />

– Beibehalt oder Erhöhung<br />

der Nutzungsdichte statt<br />

Herabsetzung<br />

– Flexiblere Auslegung der<br />

Vorschriften zur Nutzung<br />

von Erdgeschossen<br />

– Reduktion der Mindestfläche<br />

für Arealüberbauungen<br />

– Verzicht auf Abzonungen<br />

(Zone W3 zu Zone W3b)<br />

– Verzicht auf die Abschaffung<br />

des «Zürcher Untergeschosses»,<br />

um Ausnutzungsverluste<br />

zu verhindern<br />

– Keine fixe Festlegung von<br />

Flächenanteilen für Dienstleistungsbetriebe.<br />

Der Platz in Zürich wird immer<br />

knapper – zurzeit sind nur noch 5% der<br />

Flächen in den Bauzonen nicht belegt.»<br />

Wichtige Forderungen erfüllt.<br />

Neben der KUB äusserten<br />

auch zahlreiche andere Organisationen<br />

zum Teil harsche<br />

Kritik an der revidierten BZO,<br />

insbesondere im Hinblick auf<br />

die eigentlich nötige Verdichtung<br />

in der Stadt Zürich. Im Oktober<br />

2014 krebste der Stadtrat<br />

deshalb ein Stück weit zurück<br />

und stellte eine überarbeitete<br />

Version der BZO vor. Darin sind<br />

viele Punkte, die auch von der<br />

KUB beanstandet worden sind,<br />

wieder rückgängig gemacht<br />

worden, insbesondere die Herabsetzung<br />

der Ausnutzung.<br />

Konkret wird zwar weiterhin<br />

auf die Nutzung des Untergeschosses<br />

zu Wohnzwecken verzichtet,<br />

doch dafür darf neu ein<br />

zusätzliches Vollgeschoss gebaut<br />

werden. Geändert wurde<br />

auch der Passus bezüglich der<br />

Arealüberbauungen, in dem<br />

man die Mindestfläche wieder<br />

reduzierte. Und auch den<br />

Zwang, Gewer beflächen in Erdgeschossen<br />

anzubieten, lockerte<br />

der Stadtrat. Damit wurden<br />

also auch einige wichtige Einwendungen<br />

der KUB berücksichtigt.<br />

KUB setzt sich weiter ein. Keine<br />

Einsicht zeigte der Stadtrat<br />

leider beim Thema «Vorwirkung»:<br />

Zwar wurden die strittigen<br />

Punkte der Revision durch<br />

die angepasste Version vom<br />

Herbst 2014 ersetzt, weiterhin<br />

müssen aber alle Bauprojekte<br />

gemäss der bestehenden<br />

und der revidierten BZO beurteilt<br />

werden – im Zweifelsfall<br />

gilt jeweils die schärfere Regelung.<br />

«Das macht die Planung<br />

von neuen Bauvorhaben unnötig<br />

kompliziert», sagt KUB-<br />

Vorstandsmitglied Moeschlin.<br />

«Und unter Umständen müssen<br />

sich Bauherren jetzt an Regelungen<br />

halten, die später vom<br />

Gemeinderat wieder aus der<br />

BZO gestrichen werden.»<br />

Bis der Gemeinderat endgültig<br />

für klare Verhältnisse bezüglich<br />

der BZO sorgen wird,<br />

dauert es noch einige Zeit: Derzeit<br />

liegt das Geschäft bei der<br />

zuständigen Kommission. Diese<br />

wird frühestens gegen Ende<br />

des Jahres ihre Arbeit abschliessen<br />

und dem Gemeinderat einen<br />

Vorschlag unterbreiten –<br />

wie dieser dann aussieht, ist<br />

derzeit noch unklar. «Wir von<br />

der KUB setzen uns jedenfalls<br />

weiter dafür ein, dass alle Punkte,<br />

welche für die bauliche Entwicklung<br />

schlecht sind, doch<br />

noch korrigiert werden», sagt<br />

Ivo Moeschlin.<br />

Merkblatt zur Voranwendung der revidierten<br />

BZO: www.stadt-zuerich.ch/hbd › Städtebau<br />

› Planung › Bau- und Zonenordnung<br />

* Reto westermann<br />

Reto Westermann, Journalist<br />

BR, dipl. Arch. ETH,<br />

Alpha Media AG, Winterthur,<br />

ist Medienbeauftragter<br />

der KUB.<br />

immobilia Februar <strong>2015</strong> | 59

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