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Immobilia 2015/02 - SVIT

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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

Büromarkt SchweiZ<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

Der Büromarkt Schweiz blickt in eine ungewisse Zukunft. Einer abnehmenden Wachstumsdynamik<br />

steht die deutliche Ausweitung des Angebots gegenüber. Der Markt wird sich<br />

gemäss zweier aktueller Studien auf höhere Leerstände einstellen müssen.<br />

ANGEBOT VON UND NACHFRAGE NACH BÜROFLÄCHEN IM HAUPTSZENARIO<br />

in 1000 m 2<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

Gesamtnettonachfrage<br />

Nettozugang<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2 2<strong>02</strong>3 2<strong>02</strong>4 2<strong>02</strong>5<br />

The Circle (Visualisierung) ist zusammen mit dem Ambassador House das Epizentrum der Marktbewegungen am Büroflächenmarkt Zürich<br />

(Jahre 2016 und 2019).<br />

Ivo Cathomen<br />

<br />

Sich öffnende Schere. «Der Büromarkt<br />

ist das Sorgenkind der Immobilienwirtschaft»,<br />

sagt Martin Bernhard, Head Research<br />

von JLL Jones Lang LaSalle. Steigende<br />

Leerstände und eine weiterhin hohe<br />

Bautätigkeit geben Anlass zur Sorge, dass<br />

dem Büromarkt eine lang anhaltende Phase<br />

eines Überangebots bevorsteht. Dies<br />

umso mehr, als die jüngsten Notenbankentscheide<br />

dies- und jenseits der Grenzen<br />

den Franken stärken und die hiesige Wirtschaft<br />

bremsen. Im November waren beispielsweise<br />

die Ökonomen der UBS noch<br />

von einem BIP-Wachstum von 1,8% für<br />

das angelaufene Jahr ausgegangen. Nach<br />

der Wechselkursfreigabe korrigierten sie<br />

die Voraussage auf 0,5%. Welches Wirtschaftswachstum<br />

sich tatsächlich einstellen<br />

wird, hängt vom Einfluss der EZB-Finanzspritze<br />

auf Zinsen, Wechselkurs und<br />

Wirtschaftswachstum in der EU ab.<br />

In der Studie «Büromarkt Schweiz<br />

<strong>2015</strong>» geht JLL im Hauptszenario von einem<br />

kontinuierlich abnehmenden Wachstum<br />

der Beschäftigung im Raum Zürich<br />

aus. Im Durchschnitt der kommenden<br />

zehn Jahre dürfte der Zuwachs noch 0,5%<br />

pro Jahr betragen. In den Boomjahren der<br />

2000er-Jahre waren es jeweils rund 4%.<br />

Zusammen mit der abnehmenden Zuwanderungsdynamik<br />

und einer steigenden Flächeneffizienz<br />

wird dies gemäss JLL-Prognosen<br />

am Büromarkt Zürich (Stadt und<br />

Gemeinden Kloten, Opfikon, Schlieren und<br />

Wallisellen) zu einer Zusatznachfrage von<br />

210 000 m 2 bis 2<strong>02</strong>5 führen. Angebotsseitig<br />

sind heute in Zürich 390 000 m 2 Bürofläche<br />

im Angebot. Dies entspricht einer<br />

Quote von 5,1% am Gesamtbestand. Bis<br />

Ende 2019 sind weitere 390 000 m 2 projektiert<br />

oder bereits im Bau. Auffallend<br />

sind dabei die «Ausreisser» in den Jahren<br />

2016 und 2018. Dann werden voraussichtlich<br />

die Neuflächen im Ambassador House<br />

bzw. The Circle auf den Markt kommen.<br />

Bei beiden Mega-Projekten ist der Vermietungsstand<br />

noch gering. Unter dem Strich<br />

werden bis 2<strong>02</strong>5 möglicherweise bis zu<br />

438 000 m 2 hinzukommen, was nach der<br />

Modelrechnung in einer Angebotsquote<br />

von 7,6% münden würde. Ausschlaggebend<br />

für die tatsächliche Entwicklung sind<br />

zwei Faktoren: Beschäftigungswachstum<br />

und tatsächliche Neubautätigkeit.<br />

Einige internationale<br />

Büromärkte weisen seit<br />

Jahren höhere Leerstände<br />

aus als Schweizer Standorte.»<br />

Volatile Märkte Zürich und Genf. Wie CSL<br />

Immobilien (siehe nebenstehenden Artikel)<br />

beurteilt auch JLL die Märkte Basel und<br />

Bern im Unterschied zu Zürich und Genf<br />

als relativ entspannt. Am Rheinknie und in<br />

der Bundeshauptstadt liegen die Angebotsquoten<br />

gerade einmal bei 2,2% bzw. 1,8%,<br />

sodass selbst eine teilweise markante prognostizierte<br />

Ausweitung des Angebots<br />

durch Neubauten den Markt nicht aus der<br />

Fassung bringt. In Basel sieht man der Fertigstellung<br />

der Roche-Türme entspannter<br />

entgegen als auch schon. Trotz verschiedener<br />

Hochhausprojekte – Grosspeter Tower<br />

(11 800 m 2 Büro), Meret- Oppenheim-<br />

Hochhaus (10 000 m 2 ) und dem Claraturm<br />

(7500 m 2 ) – ist der Flächenzuwachs für den<br />

freien Markt eher bescheiden. Der Markt in<br />

Bern folgt aufgrund des Bedarfs von Bund<br />

und staatsnahen Betrieben einer eigenen<br />

Dynamik und bleibt trotz Vorzeigeprojekten<br />

wie SBB-Hauptsitz, PostParc/Schanze<br />

und Post Hauptsitz/WankdorfCity behäbig.<br />

Der Genfer Markt ist von einem deutlichen<br />

Anstieg der Leerstände ab dem Jahr 2012<br />

geprägt (Angebotsquote 2014: 4,9%).<br />

Grosse, freistehende Flächen und Projekte<br />

in der Pipeline betreffen die umliegenden,<br />

dynamischen Entwicklungsgebiete. Grösstes<br />

Einzelprojekt ist «Pont-Rouge» der SBB<br />

mit bis zu 110 000 m 2 .<br />

Renditen bleiben tief. Die Spitzenanfangsrenditen<br />

für bevorzugte Lagen von Büroimmobilien<br />

liegen gemäss JLL bei 3,2% in Zürich<br />

und 3,6% in Genf. Daran dürfte sich<br />

angesichts des gegenwärtigen Zinsumfeldes<br />

und mangels Anlagealternativen wenig<br />

ändern. Das Interesse an Objekten in C-Lagen<br />

ist weiterhin gering, zumal hier das Risiko<br />

von strukturellen Leerständen steigt. <br />

Quelle: JLL (Hrsg.): Büromarkt Schweiz <strong>2015</strong>. Zürich, <strong>2015</strong>.<br />

www.jll.ch<br />

32 | immobilia Februar <strong>2015</strong>

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