Immobilia 2015/02 - SVIT
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MARKTPLATZ<br />
PRODUKTE-NEWS<br />
Das Gebäude als Prosument<br />
EIGENSTROMERZEUGUNG UND -NUTZUNG<br />
IN WOHN- UND GEWERBEHAUS PERFEKT<br />
UMGESETZT. Die dezentrale Stromerzeugung<br />
durch Photovoltaik (PV)<br />
und Wärmekraftkopplung (WKK) wird<br />
in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen.<br />
Die Eigenschaften der Gebäude<br />
verschieben sich dadurch vom reinen<br />
Energiekonsumenten zu sogenannten<br />
«Prosumenten». Das bedeutet, dass<br />
ein Gebäude gleichzeitig Produzent<br />
und Konsument der selber benötigten<br />
Energie ist. Gebäude mit einer gemischten<br />
Nutzung von Wohnen und Gewerbe<br />
eignen sich besonders gut zur<br />
Erzeugung und Eigennutzung von dezentralem<br />
Strom aus Photovoltaik und<br />
Wärmekraftkopplung. Das Gewerbe beansprucht<br />
primär während des Tages<br />
Energie. Der Wohnbereich benötigt dagegen<br />
vor allem in den Morgen- und<br />
Abendstunden den grössten Teil des<br />
Energiebedarfs.<br />
PV UND WKK – DIE IDEALE KOMBINATION.<br />
Jacky De Blasio hat als Bauherr schon<br />
in seiner auf der anderen Strassenseite<br />
liegenden Autogarage wie auch in seinem<br />
privaten Einfamilienhaus langjährige<br />
Erfahrungen mit der dezenralen<br />
Stromerzeugung durch Blockheizkraftwerke<br />
sammeln können. Fürs Wohn und<br />
Gewerbehaus ging er nun einen Schritt<br />
weiter. Der selbst erzeugte Strom von<br />
PV und WKK sollte im Gebäude selbst<br />
genutzt werden. Bei der WKK-Anlage<br />
ist das kein Problem, bei der PV-Anlage<br />
ist dies dagegen nur sehr beschränkt<br />
planbar. Anhand der unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse der beiden Ladenlokale<br />
und der vier Wohneinheiten wurde das<br />
Energiekonzept erstellt.<br />
WÄRMERÜCKGEWINNUNG DER GEWER-<br />
BEKÜHLUNG. Das BHKW deckt im Winter,<br />
mit einer elektrischen Leistung zwischen<br />
6 und 15 kW, den Strom für das<br />
gesamte Gebäude Verkaufsläden und<br />
Wohnungen. Die Wärme wird für den<br />
Heizungsbedarf und fürs Warmwasser<br />
eingesetzt. Die PV-Anlage liefert, mit<br />
einer Leistung von 30 kWp, primär im<br />
Sommer den Strom. Der Überschussstrom<br />
der PV-Anlage wird ins öffentliche<br />
Netz eingespeist. Der grösste Einzelverbraucher<br />
ist mit einer Leistung<br />
von 10 kW die an 365 Tagen laufende<br />
Gewerbekühle. Die daraus entstehende<br />
Abwärme wird im Sommer zur Warmwassererwärmung<br />
und im Winter<br />
zusätzlich auch noch zur Heizungsunterstützung<br />
genutzt. Die fehlende<br />
Energie wird durch den bedarfsgerechten<br />
Betrieb des BHKW gedeckt.<br />
STROMVERKAUF AN DRITTE. Die 2014<br />
in Kraft getretene Energieverordnung<br />
zur Stromeigennutzung ermöglicht<br />
Hausbesitzern, den selbst erzeugten<br />
Strom von WKK und PV direkt an die<br />
Endverbraucher im gleichen Gebäude<br />
zu verkaufen. Dieser Verkauf an Dritte<br />
ist nun im Wohn- und Gewerbehaus<br />
in Marnand VD umgesetzt worden. Die<br />
sieben Endverbraucher (zwei Ladenlokale,<br />
vier Wohnungen, allgemeiner<br />
Stromverbrauch) sind mit eigenen internen<br />
Strom- und Wärmezähler ausgerüstet.<br />
Der Netzstromanschlusspunkt,<br />
der aus einem 4-Quadranten-Stromzähler<br />
besteht, bilanziert nur noch den<br />
gesamten Stromeingang ins Gebäude<br />
sowie die Rückspeisung der PV-Anlage.<br />
Die individuelle Abrechnung an die<br />
sieben Endverbraucher (sowohl für den<br />
Strom wie auch für Wärme und Warmwasser)<br />
erfolgt durch eine externe<br />
Clearingstelle.<br />
FAZIT. Die Transformation vom<br />
reinen Konsument zum Prosument<br />
wurde im Wohn- und Gewerbehaus in<br />
Marnand VD ideal umgesetzt. Wie hoch<br />
der Eigenstromnutzungsgrad schlussendlich<br />
ausfallen wird, ist noch nicht<br />
genau abschätzbar. Für die individuelle<br />
Abrechnung wurden alle Endverbraucher<br />
mit Energiezählern ausgerüstet.<br />
Anhand dieser Daten wird die Energieversorgung<br />
weiter optimiert. Sobald<br />
erste verlässliche Ergebnisse zur Verfügung<br />
stehen, werden wir darüber<br />
berichten.<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
CoGen Sàrl<br />
Heinz Eichenberger<br />
Champ Pallet 5<br />
CH 1801 Le Mont-Pèlerin<br />
Mobil: +41 79 103 25 54<br />
BESONDERHEITEN<br />
– Das Gebäude setzt die 2014 in Kraft getretene Energieverordnung<br />
«Eigenstromnutzung mit Verkauf an Dritte» konsequent um.<br />
– Der Strom durch die PV-Anlage (vorwiegend im Sommerhalbjahr) und<br />
die WKK-Anlage (vorwiegend im Winterhalbjahr) wird prioritär im<br />
eigenen Gebäude genutzt.<br />
– Der Überschussstrom der PV-Anlage wird ins öffentliche<br />
Netz eingespeist.<br />
– Die individuelle Abrechnung des Strom- und Wärmeverbrauchs erfolgt<br />
durch eine externe Clearingstelle.<br />
Stromnetz<br />
Erdgas/Biogas<br />
Wasser<br />
Photovoltaik<br />
4 Wohnungen<br />
2 Ladenlokale<br />
Photovoltaik<br />
Bodenheizung<br />
Deckenheizung<br />
Kühlregale<br />
Warmwasser<br />
Abwärme<br />
Stromverteilung WKK Gewerbekühlung Wärmeverteilung Kombi-<br />
Speicher<br />
Warmwasser-<br />
Boiler<br />
PROSUMENT<br />
«Prosument» ist die Zusammensetzung der Begriffe Produzent und Konsument.<br />
Der Zukunftsforscher Alvin Toffler verwendete 1980 im Buch «The Third<br />
Wave» diesen Begriff erstmals. Er bezeichnet darin Personen als «Prosumenten»,<br />
die gleichzeitig Konsument und Produzent des eingesetzten Produkts<br />
sind.