Berliner Zeitung 06.11.2018
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Exklusiv: Die Rente im Osten steigt nächstes Jahr um 3,91 Prozent – Wirtschaft Seite 6<br />
Schluss mit<br />
Analog-TV<br />
in Berlin<br />
Seite 10<br />
8°/17°<br />
Wenige Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Ostdeutsche: Weltmeister<br />
im Wiederaufstehen<br />
Seite 3<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Lauschiger Ort:<br />
Teufelsberg als Denkmal<br />
Kommentar Seite 8, Berlin Seite 9<br />
Dienstag,6.November 2018 Nr.259 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Die Mauer ist wieder da:<br />
Jetzt aber als App<br />
Netzwerk Seite 24<br />
Pakistan<br />
Freigesprochen<br />
und<br />
verschwunden<br />
VonWilli Germund<br />
Bei Pakistans Medien ist das große<br />
Schweigen ausgebrochen. In den<br />
Tageszeitungen findet sich keine<br />
Zeile über das Schicksal der 51-jährigen<br />
Christin Asia Bibi, die am vergangenen<br />
Mittwoch nach acht Jahren<br />
vom Obersten Gerichtshof des<br />
Landes von dem Vorwurf der Blasphemie<br />
freigesprochen wurde und<br />
damit ihrer Hinrichtung entging.<br />
Stattdessen<br />
berichten die<br />
Medien über<br />
eine Welle von<br />
Verhaftungen<br />
von Mitgliedern<br />
der extremistischen<br />
islamischen<br />
Organisation<br />
Tehreek-e-<br />
Asia Bibi<br />
saß acht Jahre Labaik Pakistan<br />
unschuldig in Haft. (TLP). Diese<br />
stand an der<br />
Spitzeder gewaltsamen Unruhen, die<br />
nach dem Freispruch Pakistans<br />
Städte teilweise lahmlegten.<br />
Doch über das Schicksal von Asia<br />
Bibi besteht weiter Ungewissheit. Ihr<br />
Ehemann Ashiq Masih appellierte am<br />
Sonntag verzweifelt an Regierungen<br />
in Europa: „Bitte gebt uns Asyl! Wir<br />
haben solche Angst. Es ist gefährlich<br />
für uns.“ Bibis Rechtsanwalt Saif Mulook<br />
flüchtete am Sonnabend aus Pakistan<br />
nach Europa, nachdem er<br />
Morddrohungen vonislamischen Extremisten<br />
erhalten hatte. Nicht einmal<br />
der Mann, der seit dem Jahr 2010<br />
hartnäckig für Asia Bibi kämpfte und<br />
durch alle Instanzen ging, weiß, wo<br />
sich seine Mandantin befindet. Ausländische<br />
Botschaften, die eng mit<br />
dem Fall befasst waren, hüllen sich in<br />
Schweigen. Diplomaten fürchten,<br />
ihre Botschaften könnten zum Ziel<br />
von Anschlägen werden, sollte ihre<br />
Rolle bekanntwerden.<br />
Die pakistanische Regierung hat<br />
als Reaktion auf die massiven Proteste<br />
einen fragwürdigen Handel mit<br />
der TLP abgeschlossen. Danach soll<br />
die Regierung sicherstellen, dass<br />
Asia Bibi das Land nicht verlassen<br />
kann. Außerdem wird die Regierung<br />
einen Revisionsantrag gegen den<br />
Freispruch nicht verhindern.<br />
Asia Bibi hatte seit 2010 in der Todeszelle<br />
gesessen. Diefünffache Mutter<br />
war 2009 festgenommen worden,<br />
weil sie sich bei einem Streit mit muslimischen<br />
Frauen abfällig über den<br />
Propheten Mohammed geäußerthaben<br />
soll. Nunentschieden die obersten<br />
Richter,die Vorwürfe seien erfunden.<br />
Das Oberste Gericht hatte den<br />
Fall zuvor aus Furcht vorExtremisten<br />
drei Jahrelang nicht angefasst.<br />
Karl-Marx-Allee wird verkauft<br />
Blick auf die Karl-Marx-Allee: zwischen dem Frankfurter Torund dem Strausberger Platz<br />
VonUlrich Paul<br />
Die berühmteste Wohnstraße<br />
der DDR wechselt<br />
den Besitzer. Von den<br />
rund 3000 im Zuckerbäckerstil<br />
errichteten Wohnungen an<br />
der Karl-Marx-Allee, einst Stalinallee,<br />
werden nach Recherchen der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> etwa 700 Wohnungen<br />
an die Deutsche Wohnen verkauft.<br />
Zwar gibt es offiziell noch<br />
keine Bestätigung über den neuen<br />
Eigentümer,doch die Sprecherin der<br />
DeutschenWohnen, Manuela Damianakis,<br />
sagte am Montag auf Anfrage:<br />
„Wir dementieren den Ankauf<br />
nicht.“<br />
DieDeutscheWohnen ist mit etwa<br />
110 000 Wohnungen in der Hauptstadtregion<br />
der größte private Vermieter,<br />
steht wegen einer rigiden<br />
Mieterhöhungspolitik aber in der Kritik.<br />
Mieterinitiativen haben erst kürzlich<br />
angekündigt, einen Volksentscheid<br />
mit dem Ziel der Enteignung<br />
des Unternehmens anzustreben. Die<br />
Mieter der verkauften Häuser an der<br />
Karl-Marx-Allee reagieren besorgt auf<br />
den Verkauf an die Deutsche Wohnen.<br />
„Wenn ich mir was wünschen<br />
dürfte, würde ich mir jeden anderen<br />
Käufer wünschen als die Deutsche<br />
Wohnen, weil sie keinen guten Leumund<br />
hat“, sagt der Vorsitzende des<br />
Die Deutsche Wohnen will ein Stück<br />
DDR-Geschichte erwerben. Es geht<br />
um 700 Wohnungen in der einstigen<br />
Stalinallee. Die Mieter sind in Sorge.<br />
Der Bezirk prüft, ob er für einen Teil<br />
der Häuser sein Vorkaufsrecht<br />
geltend macht.<br />
Mieterbeirats,NorbertBogedein. Die<br />
Deutsche Wohnen sei bekannt dafür,<br />
dass sie sich bei Mieterhöhungen<br />
nicht am Mietspiegel orientiere und<br />
die Mieten nach oben treibe.<br />
Ganz ohne Hoffnung sind die<br />
Mieter aber nicht. Sie setzen darauf,<br />
dass der Bezirk Friedrichshain-<br />
Kreuzberg von seinem gesetzlichen<br />
Vorkaufsrecht Gebrauch macht. Das<br />
ist theoretisch für einen der vier Blöcke<br />
mit etwa 80 Wohnungen möglich,<br />
der im Milieuschutzgebiet Weberwiese<br />
liegt. Verkauft ein Hausbesitzer<br />
in einem Milieuschutzgebiet<br />
seine Immobilie,hat der Bezirkzwei<br />
Monate Zeit, um in den Kaufvertrag<br />
einzutreten, wenn zu befürchten ist,<br />
dass die Ziele des Milieuschutzes<br />
ausgehebelt werden. Ausgeübt wird<br />
das Vorkaufsrecht meist zugunsten<br />
einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft.<br />
Nicht zum Zuge kommt<br />
das Vorkaufsrecht, wenn sich der<br />
Käufer schriftlich verpflichtet, die<br />
Ziele des Milieuschutzes einzuhalten.<br />
Eine solche Verpflichtung wird<br />
Abwendungsvereinbarung genannt.<br />
Der Baustadtrat von Friedrichshain-<br />
„Wenn ich mir was wünschen dürfte,<br />
würde ich mir jeden anderen Käufer<br />
wünschen als die Deutsche Wohnen, weil sie<br />
keinen guten Leumund hat.“<br />
Norbert Bogedein,<br />
Vorsitzender des Mieterbeirats im Wohngebiet an der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain<br />
Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne),<br />
sagte am Montag, er sei „höchst alarmiert“.<br />
Sollte die Deutsche Wohnen<br />
eine Abwendungsvereinbarung unterzeichnen<br />
wollen, strebe er unter<br />
anderem an, darin die Einhaltung<br />
der Mietpreisbremse als eine Bedingung<br />
festzuschreiben. Am Montagabend<br />
stellte der Bezirkden Mietern<br />
des betroffenen Wohnblocks das<br />
Verfahren des Vorkaufsrechts bei einer<br />
Informationsveranstaltung vor.<br />
Rund 50 Bewohner kamen.<br />
IMAGO<br />
Verkäufer der vier Wohnblöcke<br />
sind jeweils vier unterschiedliche Gesellschaften<br />
bürgerlichen Rechts, die<br />
vonder Predac Immobilien Management<br />
AG betreut werden. Die Predac<br />
informierte die Mieter per Schreiben<br />
über den Verkauf, nannte aber nicht<br />
den Namen Deutsche Wohnen. Mieter,<br />
die ein Vorkaufsrecht an ihrer<br />
Wohnung haben, würden vomNotar<br />
informiert, heißt es im Schreiben. Soweit<br />
sich aus den Mietverträgen Kündigungsbeschränkungen<br />
ergäben,<br />
seien „diese vonder Käuferin ebenso<br />
zu beachten“. Ferner habe die „Käuferin<br />
Verpflichtungen zum Mieterschutz“übernommen,<br />
die einst beim<br />
Ankauf eingegangen worden seien.<br />
Dazu gehört nach Recherchen<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, dass Mieter,die<br />
–vereinfacht gesagt –vor 1994 in die<br />
Wohnungen eingezogen sind, dauerhaft<br />
vor Eigenbedarfskündigungen<br />
geschützt sind. Wie berichtet,<br />
waren Mieter im vergangenen Jahr<br />
zunächst lediglich darauf verwiesen<br />
worden, dass sie für mindestens<br />
zehn Jahre vor Eigenbedarfskündigungen<br />
sicher seien. Nach Akteneinsicht<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>stellte sich<br />
aber heraus, dass bei der Privatisierung<br />
der Wohnungen Ende 1993 für<br />
die Mieter ein lebenslanger Schutz<br />
vor Eigenbedarfskündigungen vereinbartworden<br />
war.<br />
Seehofer<br />
entlässt<br />
Maaßen<br />
Verfassungsschutz-Chef<br />
muss nun doch gehen<br />
Innenminister Horst Seehofer<br />
(CSU) versetzt den umstrittenen<br />
Verfassungsschutz-Präsidenten<br />
Hans-Georg Maaßen in den einstweiligen<br />
Ruhestand. Seehofer sagte<br />
am Montag in Berlin, das am Vortag<br />
öffentlich bekanntgewordene Manuskript<br />
einer Abschiedsrede Maaßens<br />
enthalte „inakzeptable Formulierungen“.<br />
Aus diesem Grund sei<br />
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
nicht mehr möglich.<br />
Bis zur förmlichen Entscheidung<br />
des Bundespräsidenten über dieVersetzung<br />
in den einstweiligen Ruhestand<br />
sei der Verfassungsschutzpräsident<br />
vonseinen Aufgaben entbunden,<br />
sagte Seehofer.<br />
Stellvertreter übernimmt vorerst<br />
Grundfür die Entscheidung war eine<br />
Rede Maaßens vor internationalem<br />
Geheimdienst-Publikum, in der er<br />
von teilweise linksradikalen Kräften<br />
bei den Sozialdemokraten gesprochen<br />
hatte. Sich selbst bezeichnete<br />
Maaßen als Kritiker einer „naiven<br />
und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik“.<br />
Seehofer nannte dies<br />
eine „Grenzüberschreitung“. Natürlich<br />
sei er in diesem Zusammenhang<br />
auch„ein Stückweit menschlich enttäuscht“,<br />
sagte er. „Vordiesem Hintergrund<br />
ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
vonihm mit mir,aber<br />
auch mit allen Beteiligten in welcher<br />
Funktion auch immer nicht mehr<br />
möglich.“<br />
Maaßens Stellvertreter Thomas<br />
Haldenwang wird erstmal das Amt<br />
führen. Der 58-jährige Jurist arbeitet<br />
seit 2009 im Bundesamt für Verfassungsschutz.<br />
Seit August 2013 war er<br />
dortVizepräsident. Haldenwang studierte<br />
nach Abitur und Wehrdienst<br />
bei der Marine in Marburg/Lahn<br />
Rechtswissenschaften. (dpa)<br />
Politik Seite 5, Leitartikel Seite 8<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
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Tagesthema<br />
Zwischenwahl in den USA<br />
Eine Welle baut sich langsam auf. Sie<br />
kann eine beeindruckende Höhe<br />
und Kraft entfalten. Manchmal<br />
aber bricht sie, bevor sie das Ufer<br />
erreicht.<br />
Einen solchen Moment haben die US-Demokraten<br />
Anfang Oktober erlebt. Bis dahin<br />
war die Euphorie der Opposition über die<br />
bevorstehende „blaue Welle“ bei den Kongresswahlen<br />
an diesem Dienstag groß. Blau<br />
ist die Farbe der Demokraten. In New York<br />
war Alexandria Ocasio-Cortez, eine 29-jährige<br />
Parteilinke mit puertoricanischen Wurzeln,<br />
über Nacht zur Hoffnungsträgerin für<br />
die politische Wende im Repräsentantenhaus<br />
geworden. Und imstockkonservativen<br />
Texas feierten die Medien den demokratischen<br />
Senatskandidaten Beto O’Rourke<br />
schon als „neuen Kennedy“. Kaum jemand<br />
zweifelte, dass Präsident Donald Trump<br />
nach all seinen Lügen und Unverschämtheiten<br />
am Wahltag eine gewaltige Klatsche bekommen<br />
würde.<br />
Doch dann drückte Trump seinen umstrittenen<br />
Kandidaten für den obersten Gerichtshof,<br />
Brett Kavanaugh, trotz aller Missbrauchsvorwürfe<br />
durch –und die Zustimmungswerte<br />
der Demokraten stiegen nicht.<br />
Im Gegenteil: Die wilde Attacke des erzkonservativen<br />
Abtreibungsgegners gegen die<br />
MeToo-Bewegung elektrisierte die Trump-<br />
Basis.Hinzu kamen die gutenWirtschaftsdaten.<br />
Die Umfragekurve der Republikaner<br />
ging nach oben. Plötzlich erinnerten sich<br />
viele Demokraten an das Debakel von 2016,<br />
als die Favoritin Hillary Clinton gegen alle<br />
Prognosen den Einzug ins Weiße Haus verpasste.<br />
Seither sind die Auguren vorsichtig<br />
geworden.<br />
Erste Ergebnisse am frühen Mittwoch<br />
Kurz vor Öffnung der Wahllokale zeigt sich<br />
ein differenziertes Bild. Zur Mitte der präsidialen<br />
Amtszeit stehen das gesamte Repräsentantenhaus<br />
mit 435 Abgeordneten, ein<br />
Drittel des 100-köpfigen Senats sowie drei<br />
Dutzend Gouverneure zur Wahl. Bislang<br />
werden beide Kammerndes Kongresses von<br />
den Republikanern beherrscht. Um die<br />
Mehrheit im Senat zu gewinnen, bräuchten<br />
die Demokraten rein rechnerisch nur zwei<br />
Sitze hinzugewinnen. Im Repräsentantenhaus<br />
müssen sie 23 derzeit republikanische<br />
Mandate erobern. Doch dieWahrscheinlichkeit<br />
ist genau anders herum, als es die nackten<br />
Zahlen vermuten lassen: Alles spricht dafür,dass<br />
der Senat in republikanischer Hand<br />
bleibt. Im Repräsentantenhaus hingegen haben<br />
die Demokraten gute Chancen auf die<br />
Mehrheit.<br />
Wegen der sechsjährigen Amtszeit werden<br />
im Senat nämlich nur 35 Sitze neubesetzt.<br />
Diese Mandate befinden sich derzeit<br />
überwiegend in demokratischer Hand und<br />
müssen in tendenziell konservativen Staaten<br />
wie Nord-Dakota, Indiana oder Ohio gegen<br />
erstarkte Republikaner verteidigt werden.<br />
Deshalb könnte am Ende die republikanische<br />
Mehrheit im Senat sogar wachsen.<br />
Ganz anders sieht es im Repräsentantenhaus<br />
aus: Dortbeziffertder renommierteWahlforscher<br />
Nate Silver die Chance auf einen<br />
Machtwechsel in seiner aktuellen Prognose<br />
auf 85 Prozent. Im Durchschnitt rechnen die<br />
Demoskopen mit einem Zugewinn vonetwa<br />
35 Sitzen für die Demokraten. Allerdings sind<br />
die gemessenen Mehrheiten in den meisten<br />
51 Republikaner<br />
i<br />
235<br />
i<br />
zwei Senatoren pro Bundesstaat<br />
Anzahl entsprechend<br />
Einwohner des Bundesstaates<br />
Sitzverteilung<br />
SENAT<br />
insgesamt 100 Sitze<br />
35 werden neu gewählt<br />
9Republikaner und 26 Demokraten<br />
REPRÄSENTANTENHAUS<br />
wird vollständig neu gewählt<br />
435 Sitze<br />
zurzeit 7vakant<br />
GOUVERNEURE: 36 von 50 werden neu gewählt<br />
49 Demokraten<br />
Der US-Präsident nennt die „Midterms“ eine Schicksalswahl.<br />
Die Demokraten könnten die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern.<br />
Dem Land und den Beobachtern steht ein Nervenkrimi bevor.<br />
Warten auf die Welle<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
16 9 1 Unabhängiger 33<br />
26<br />
193<br />
BLZ/REEG; QUELLE: DPA<br />
umkämpften Bezirken knapp und liegen innerhalb<br />
der statistischen Fehlergrenze.<br />
Es wird also eine äußerst spannende<br />
Wahlnacht mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen<br />
erst am frühen deutschen Mittwochmorgen.<br />
Wegen der Briefwahlmöglichkeit<br />
und regionaler Besonderheiten kann es<br />
im schlimmsten Fall sogar noch Tage dauern,<br />
bis das Ergebnis feststeht.<br />
Alles hängt nun vonder Mobilisierung ab.<br />
Traditionell geben bei den Zwischenwahlen<br />
gerade einmal 40 Prozent der Amerikaner<br />
ihre Stimme ab. Mit seinen permanenten<br />
Tweets,einer Dauerbeschallung auf Kundgebungen<br />
und seinen hasserfüllten Attacken<br />
gegen Einwanderer versucht Trump, die Basis<br />
aufzuheizen. Dabei wird seine Rhetorik<br />
immer apokalyptischer: Die Demokraten<br />
nennt er inzwischen „Verbrecher“, den<br />
Flüchtlingstreck an der mexikanischen<br />
Grenzeeine „Invasion“ und die Einwanderer<br />
„den schlimmsten Abschaum“. Entscheidend<br />
wird sein, ob es den Demokraten gelingt,<br />
ihre eigenen Anhänger und unentschiedene<br />
Wähler in stärkerem Umfang zu<br />
aktivieren. Dabei setzt die Partei vor allem<br />
auf die Frauen in den Vorstädten, bei denen<br />
der Präsident wegen seiner sexistischen Rhetorik,<br />
seiner Schweigegeldzahlungen an Ex-<br />
Geliebte und der Parteinahme für Richter<br />
Kavanaugh überwiegend unbeliebt ist.<br />
Trump steht auf keinem Wahlzettel<br />
Erste Zahlen deuten auf eine ungewöhnlich<br />
hohe Zahl von Briefwählern hin. Zwar steht<br />
Donald Trump nirgendwo auf dem Wahlzettel.<br />
Aber natürlich geht es bei den „Midterms“<br />
um seine Politik. Wechselt die Mehrheit<br />
im Repräsentantenhaus, würde das für<br />
ihn das Ende seiner Gesetzgebungsprojekte<br />
bedeuten. Zentrale politische Vorhaben wie<br />
die Zerstörung der Krankenversicherung, die<br />
Finanzierung der Mauer zu Mexiko oder eine<br />
weitere Steuersenkung könnten vom Parlament<br />
blockiertwerden.Weil die Demokraten<br />
die Kontrolle über alle Ausschüsse erhielten,<br />
dürfte es auch für Trump persönlich unangenehm<br />
werden. Mit Sicherheit würden die<br />
Russland-Kontakte, seine Einschüchterungsversuche<br />
gegenüber der Justiz sowie<br />
seine Schweigegeldzahlungen untersucht<br />
und seine brisanten Steuerunterlagen angefordertwerden.<br />
Auch ein Impeachment-Verfahren<br />
könnte das Repräsentantenhaus einleiten.<br />
Zur eigentlichen Amtsenthebung bedarf<br />
esdann freilich einer Zweidrittelmehrheit<br />
im Senat.<br />
Trump selbst stilisiertdie Abstimmung zu<br />
einer Schicksalswahl herauf: „Alles, was wir<br />
bislang erreicht haben –und das ist monumental<br />
–, steht bei dieserWahl auf dem Spiel.<br />
Das ist eine der wichtigsten Wahlen unseres<br />
Lebens“, haut er bei seinen Kundgebungen<br />
gewaltig auf den Putz. Falls die Sache schief<br />
geht, hat er aber schon einen Schuldigen<br />
ausgemacht: Paul Ryan, den Mehrheitsführer<br />
der Republikaner im Repräsentantenhaus.<br />
Erhatte es gewagt, dem Präsidenten<br />
bei der von ihm angekündigten Änderung<br />
des Staatsbürgerschaftsrechts zu widersprechen,<br />
was ihm eine deftige verbale Abreibung<br />
Trumps einbrachte. Für sich selber<br />
baut der Präsident schon vor:„Meine Hauptaufmerksamkeit<br />
hat immer dem Senat gegolten,<br />
und da läuft es wirklich gut“, sagte er<br />
am Wochenende bei einer Kundgebung in<br />
Tennessee.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute erreichen die Höchstwerte15bis 17 Grad. Dazu ist der Himmel<br />
wechselnd bewölkt. Vielerortskommt auch die Sonne heraus. Der Wind<br />
weht nur schwach aus südöstlichen Richtungen. In der Nacht gibt eszeitweise<br />
klaren Himmel, ab und zu aber auch Wolken, und es werden bis<br />
7Grad gemessen.<br />
Biowetter: In der aktuellen Luftmasse<br />
fühlen sich viele Menschen<br />
unwohl. Der gesunde Tiefschlaf verläuft<br />
gestört. Kreislauf und Blutdruck<br />
sind mitunter Schwankungen 7°/15°<br />
Wittenberge<br />
unterworfen.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 23 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 41 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 57 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 66%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 15Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Südost.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
7°/17° 8°/15°<br />
Luckenwalde<br />
7°/17°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
wolkig wolkig wolkig<br />
8°/15° 8°/13° 6°/13°<br />
Prenzlau<br />
8°/15°<br />
Cottbus<br />
8°/17°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
9°/17°<br />
Aus dem Sturmtief Yaprak südwestlich von Island und Hoch Zouhir über Osteuropa<br />
ergeben sich bei uns südliche Winde, mit denen vor allem in höheren Luftschichten<br />
sehr warme Luft herantransportiert wird. Ihr steht kühlere und<br />
feuchtere Luft in Bodennähe gegenüber, sodass sich gebietsweise zäher Hochnebel<br />
bildet. Zwischen der Biskaya und Nordwestitalien besteht Unwettergefahr.<br />
Sylt<br />
7°/10°<br />
Hannover<br />
7°/16°<br />
Köln<br />
7°/17°<br />
Saarbrücken<br />
8°/16°<br />
Konstanz<br />
9°/18°<br />
Hamburg<br />
6°/16°<br />
Erfurt<br />
7°/15°<br />
Frankfurt/Main<br />
6°/16°<br />
Stuttgart<br />
8°/17°<br />
Rostock<br />
6°/13°<br />
Magdeburg<br />
7°/17°<br />
Nürnberg<br />
7°/16°<br />
München<br />
6°/19°<br />
Rügen<br />
7°/11°<br />
Dresden<br />
11°/16°<br />
Deutschland: Heute scheint immer<br />
wieder die Sonne, doch teilweise ziehen<br />
Wolken vorüber. Die Höchstwerte<br />
betragen 10 bis 19 Grad, die<br />
Tiefsttemperaturen 10 bis 6Grad.<br />
Der Wind weht nur schwach aus Südost.<br />
Morgen wird die Sonne gelegentlich<br />
von Wolken verdeckt. Dabei<br />
stehen 10 bis 17Grad inAussicht,<br />
und der Wind weht nur schwach aus<br />
südlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 9°-13°<br />
Nordsee: 11°-14°<br />
Mittelmeer: 17°-26°<br />
Ost-Atlantik: 12°-17°<br />
Mondphasen: 07.11. 15.11. 23.11. 30.11.<br />
Sonnenaufgang: 07:11 Uhr Sonnenuntergang: 16:27 Uhr Mondaufgang: 05:12 Uhr Monduntergang: 16:27 Uhr<br />
Lissabon<br />
17°<br />
Las Palmas<br />
23°<br />
Madrid<br />
12°<br />
Reykjavik<br />
8°<br />
Dublin<br />
13°<br />
London<br />
16°<br />
Paris<br />
18°<br />
Bordeaux<br />
14°<br />
Palma<br />
19°<br />
Algier<br />
21°<br />
Nizza<br />
20°<br />
Trondheim<br />
7°<br />
Oslo<br />
9°<br />
Stockholm<br />
11°<br />
Kopenhagen<br />
11°<br />
Berlin<br />
15°<br />
Mailand<br />
17°<br />
Tunis<br />
21°<br />
Rom<br />
20°<br />
Warschau<br />
17°<br />
Wien<br />
17° Budapest<br />
17°<br />
Palermo<br />
22°<br />
Kiruna<br />
3°<br />
Oulu<br />
7°<br />
Dubrovnik<br />
20°<br />
Athen<br />
20°<br />
St. Petersburg<br />
7°<br />
Wilna<br />
13°<br />
Kiew<br />
10°<br />
Odessa<br />
13°<br />
Varna<br />
15°<br />
Istanbul<br />
17°<br />
Iraklio<br />
21°<br />
Archangelsk<br />
6°<br />
Moskau<br />
6°<br />
Ankara<br />
18°<br />
Antalya<br />
25°<br />
Acapulco 33° heiter<br />
Bali 36° Gewitter<br />
Bangkok 34° heiter<br />
Barbados 29° Gewitter<br />
Buenos Aires 22° wolkig<br />
Casablanca 17° sonnig<br />
Chicago 11° bewölkt<br />
Dakar 29° heiter<br />
Dubai 32° sonnig<br />
Hongkong 28° heiter<br />
Jerusalem 18° heiter<br />
Johannesburg 24° wolkig<br />
Kairo 26° sonnig<br />
Kapstadt 19° heiter<br />
Los Angeles 22° sonnig<br />
Manila 31° heiter<br />
Miami 30° wolkig<br />
Nairobi 30° heiter<br />
Neu Delhi 27° sonnig<br />
New York 20° Regen<br />
Peking 12° wolkig<br />
Perth 18° Regen<br />
Phuket 33° wolkig<br />
Rio de Janeiro 25° bedeckt<br />
San Francisco 22° sonnig<br />
Santo Domingo 29° heiter<br />
Seychellen 28° heiter<br />
Singapur 32° Gewitter<br />
Sydney 35° bewölkt<br />
Tokio 21° Schauer<br />
Toronto 17° Schauer
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 3 *<br />
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Seite 3<br />
Hingefallen? Aufstehen!<br />
1991 besetzten die Arbeiter vom NähmaschinenwerkGörlitz ihren Betrieb. Er wurde verkauft. IMAGO<br />
Wie viele Lebensgeschichten<br />
passen auf einen kleinen, zerknitterten<br />
Zettel? An einem<br />
grauen Morgen Anfang Oktober<br />
sind es ein gutes Dutzend. Hans Bartosch<br />
holt den Zettel aus der Tasche seiner Cordhose,<br />
streicht ihn glatt, mit Kugelschreiber<br />
hat er Nummern darauf gekritzelt, Station,<br />
Zimmer, Bett. So merkt er sich, wen erbesucht<br />
hat. Hinter jeder Nummer steckt ein<br />
Leben.<br />
Hans Bartosch, 56, ist Seelsorger im Krankenhaus<br />
der Pfeifferschen Stiftungen in<br />
Magdeburg. Jeden Tag um 10 Uhr, wenn<br />
nach dem Morgentrubel auf den Stationen<br />
wieder Ruhe einkehrt, dreht er seine Runde,<br />
streift über die Gänge,„seinen Acker“, wie er<br />
sagt, klopft an die Zimmertüren. „Guten Tag,<br />
ich wollte mich mal vorstellen.“<br />
DieHälfte der Gespräche seien in diesem<br />
Moment schon zu Ende,sagt er.„Unddas ist<br />
okay so. Ich mache meinen Rundgang ohne<br />
Absichten, beiläufig, das ist entscheidend.<br />
DieMenschen sollen nicht den Eindruck haben,<br />
ich wollte sie bekehren oder irgendwie<br />
in ihrer Seele herumbohren.“ Die andere<br />
Hälfte öffnet sich meist vonalleine.„Dieentscheidenden<br />
Stationen ihres Lebens erzählen<br />
die Menschen nach ein paar Minuten.“<br />
Wie zerbrechlich so ein Leben sein kann<br />
An diesem Morgen war da zum Beispiel diese<br />
ältereDame,orthopädische Station, kaputte<br />
Knie.Vierzig Jahrelang hat sie als Kindergärtnerin<br />
in Halberstadt gearbeitet. „Wie viele<br />
Tonnen Kind die geschleppt haben muss!“,<br />
sagt Bartosch. Dann war da noch ein Taubenzüchter,<br />
ein Fußballtrainer, ein Schäfer.<br />
EinKrankenhaus ist auch ein Abbild der Gesellschaft.<br />
Undwas all diese Menschen eint,<br />
die Bartosch besucht: das Jahr 1989, das jedes<br />
Leben in Ostdeutschland in ein „Vorher“<br />
und ein „Nachher“ teilte.<br />
Bartosch selbst hat dieses Jahr im Westen<br />
erlebt. Er ist im Ruhrgebiet aufgewachsen,<br />
sein Vater war Pfarrer, die Mutter Hausfrau,<br />
ein Bruder starb, als er noch klein war, der<br />
andereist geistig schwerbehindert. Dashabe<br />
ihm gezeigt, wie zerbrechlich ein Leben sein<br />
kann, sagt Bartosch.<br />
Als junger Mann ist er in der Friedensbewegung<br />
aktiv,erstudiertTheologie und wird<br />
Seelsorger. Seitdem arbeitet er mit Menschen<br />
an Lebensgrenzen: Suchtkranke, Obdachlose,<br />
schwer erziehbare Jugendliche,<br />
und immer auch im Krankenhaus, von der<br />
Geburtsstation bis zum Hospiz.<br />
Nach dem Mauerfall entdeckt Bartosch<br />
seine Faszination für den Osten, der ihm unbekannt<br />
und aufregend erscheint. Als er mit<br />
49 nach einer Veränderung sucht, entdeckt<br />
er die Stelle als Seelsorger in Magdeburg.<br />
Auf den 9. November 1989 folgte ein radikaler wirtschaftlicher Bruch.<br />
Millionen Menschen verloren ihre Arbeit, mussten neu anfangen.<br />
Der Seelsorger Hans Bartosch hat mit Tausenden am Krankenbett<br />
über ihre Biografien gesprochen. Er weiß, was man<br />
von den Ostdeutschen lernen kann: Kraft und Geduld<br />
Seit sechs Jahren arbeitet er nun hier.<br />
Viele Bekannte haben ihn anfangs für verrückt<br />
erklärt. Waserdawolle,inMagdeburg,<br />
wo nur zehn Prozent der Menschen in der<br />
Kirche seien? Er aber habe soforteine Offenheit<br />
bei den Menschen gespürt, sagt er.Auch<br />
wenn sie bis heute sofort wüssten, dass er<br />
„Wessi“ sei, als hätten sie dafür eine spezielle<br />
Witterung.<br />
Der Wessi. Noch dazu Pfarrer. Wo die<br />
meisten im Osten doch mit der Kirche ihr Leben<br />
lang nichts zu tun hatten. Ihmdie Hand<br />
zu geben, sagt er, das sei für einen ehemaligen<br />
SED-General so,wie es für ihn wäre, Beatrix<br />
von Storch die Hand zu reichen. Und<br />
doch passiert esimmer wieder. Und dann<br />
weiß er,dass damit schon was erreicht ist.<br />
Bartosch sitzt in seinem Büro, vor dem<br />
Fenster Kastanien, auf seinem Schreibtisch<br />
ein Computer und die Bibel. Bartosch<br />
schenkt Kräutertee aus einer Thermoskanne<br />
in seine Tasse.„Für fast alle hat sich 1989 fast<br />
alles verändert“, sagt er, „vieles zum Guten,<br />
das wird manchmal vergessen.“ Das festzuhalten<br />
ist ihm wichtig, in den Krankenbetten<br />
liegen auch Menschen, die in der DDR im<br />
Gefängnis saßen.<br />
Aber Bartosch kann auch verstehen, dass<br />
die meisten ihm unter Klagen berichten, wie<br />
es ihnen damals ergangen ist.„DieWende,das<br />
ist nicht nur der 9. November 1989, das ist<br />
auch alles,was danach passiertist.“<br />
Er meint: den wirtschaftlichen Kollaps,<br />
der in seiner Radikalität historisch einmalig<br />
war.Von den 14 000 Betrieben, die allein die<br />
Treuhand verwaltete, wurden bis 1994 laut<br />
Bundeszentrale für politische Bildung 4000<br />
geschlossen, weil sie als nicht mehr rentabel<br />
galten. In den ersten zwei Jahren allein verloren<br />
2,1 Millionen Menschen ihre Arbeit, 1,4<br />
Millionen verließen den Osten, eine vergleichbare<br />
Wanderungsbewegung hat es in<br />
Deutschland nie gegeben. Biszum Jahr 2000<br />
stieg die Arbeitslosenquote in den neuen<br />
Bundesländern auf 18,7 Prozent, über die<br />
VonAnne Lena Mösken, Magdeburg<br />
Der Seelsorger Hans Bartosch im Krankenhaus der<br />
Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg B. PRITZKULEIT<br />
Jahre blieb sie dabei immer doppelt so hoch<br />
wie im Westen.<br />
An den Krankenbetten erfährt Hans Bartosch,<br />
was es mit einem Leben macht, wenn<br />
Abschlüsse nicht mehr gelten, ganzeBerufsbilder<br />
abgeschafft werden, Biografien nichts<br />
mehr wert sind; wenn Familien zerrissen<br />
werden, weil die Jobs nur noch im Westen zu<br />
finden sind; wenn auf einmal nichts mehr<br />
zählt, was ein Leben ausmachte.<br />
„Darüber ist lange nicht geredet worden“,<br />
sagt Bartosch. „Das ging auch gar nicht, das<br />
kommt erst jetzt.“ Dieeserlebt haben, waren<br />
zu beschäftigt damit, neu anzufangen, einmal,<br />
zweimal, immer wieder. Auch damit,<br />
die Kränkung, die eine komplette Entwertung<br />
des eigenen Lebens bedeutet, zu verarbeiten,<br />
den Schmerz. Unddas elende Nichtstun<br />
auszuhalten.<br />
„Was noch erzählt werden muss.“ So hat<br />
Hans Bartosch das Buch genannt, in dem er<br />
seine Begegnungen am Krankenbett aufgeschrieben<br />
hat. Es ist im Frühjahr erschienen.<br />
Und wer es liest, bekommt eine Vorstellung<br />
davon, welcher Schatz in diesen gesammelten<br />
Erfahrungen Ostdeutscher liegt. Denn<br />
hinter dem SchmerzkommenbesondereFähigkeiten<br />
zum Vorschein: immer wieder aufzustehen,<br />
offen zu sein für Neues, flexibel,<br />
selbstbewusst auch, etwas ganz anderes zu<br />
machen als zuvor.<br />
Über diese Kompetenz, die viele Ostdeutsche<br />
sich nach der Wende mühevoll aneignen<br />
mussten, ist bisher wenig geredet worden.<br />
Dabei ist sie der Kern dessen, was seit einigen<br />
Jahren von Unternehmen und Politik<br />
als Voraussetzung für den Arbeitsmarkt der<br />
Zukunft angesehen wird. Das Stichwort<br />
heißt„Employability“, zu deutsch: Beschäftigungsfähigkeit.<br />
Mankönnte es auch Arbeitsmarktfitness<br />
nennen.<br />
Im vergangenen Jahr veröffentlichte<br />
McKinsey eine Studie,inder Wissenschaftler<br />
vorrechneten, dass durch die Automatisierung<br />
allein in Deutschland bis zum Jahr 2050<br />
knapp die Hälfte aller Arbeitsplätze wegfallen<br />
könnte. Besonders betroffen: die Industrie.<br />
Aber auch in allen anderen Berufsfeldern<br />
sind massive Umwälzungen zu erwarten.<br />
Es wird in nicht allzu ferner Zukunft<br />
kaum noch Jobs geben, die nicht zumindest<br />
in Teilen vonRoboternund Computernerledigt<br />
werden können, so die Forscher.<br />
Weralsoberuflich überleben will, wirdgezwungen<br />
sein, sich permanent weiterzubilden<br />
und umzuschulen. Wie die Ostdeutschen<br />
nach 1989.<br />
Hans Bartosch hatinseinemBuch kleine<br />
Dialoge zwischen den Patienten festgehalten,<br />
Dialoge wie dieser, zwei Männer, einer<br />
um die fünfzig, einer um die sechzig:„Na, un’<br />
denn, nach de’ Wende, damusst’n wr janz<br />
schnell lern’n, dat wer mit viel’m janz von<br />
vorn musstn anfang’n“, sagte der eine. „Jut,<br />
aber det ham wer dem Westen jetze voraus.<br />
Flexibel, dynamisch, det ham wer druffe.“<br />
Man kann diesen Wortwechsel zynisch finden<br />
–inihm steckt aber auch ein feiner Humor,<br />
der eine Bereitschaft signalisiert, das<br />
Leben so zu nehmen, wie es kommt. Psychologen<br />
sprechen vonResilienz, vonderWiderstandsfähigkeit<br />
in Lebenskrisen. Auch die<br />
kann man vielen Ostdeutschen attestieren.<br />
Hans Bartosch sagt: „Die innere und äußerliche<br />
Beweglichkeit der Menschen hier<br />
wird unterschätzt. Sie fallen auf die<br />
Schnauzeund machen woanders weiter.Das<br />
haben die Ostdeutschen uns voraus, davor<br />
ziehe ich den Hut.“<br />
Erst fragen, dann zuhören<br />
Es geht darum, das Scheitern umzudeuten.<br />
Ein neuen Blick auf diese Patchworkbiografien<br />
zu werfen, die nicht geradlinig, sondern<br />
voller Umwege sind. In Leipzigzum Beispiel<br />
hat Cornelia Stieler, die vor der Wende Ingenieurin<br />
war und danach erst arbeitslos und<br />
dann Marketingexpertin im Verlagswesen<br />
wurde, die Agentur Ostzigartig gegründet.<br />
Siebietet Coaching für Menschen mit Ostbiografien<br />
an und bringt ihnen bei, ihr Potenzial<br />
zu erkennen. Cornelia Stieler ist heute<br />
eine sehr beschäftigte Frau.<br />
In einer Episode im Buch steht Bartosch<br />
am Bett vonFrauN., Mitte sechzig, InnereStation,<br />
die ihn streng anschaut, als sie erfährt,<br />
dass er aus dem Westen kommt. „Haben Sie<br />
schlechte Erfahrungen mit Westdeutschen?“,<br />
fragt er.Viele,antwortet die Frau, und erzählt,<br />
wie ihr Mann einmal voneinem Wessigefragt<br />
wurde, oberfroh sei, nicht mehr russisch<br />
sprechen zu müssen. Es ist nur eine lustige<br />
Anekdote,nicht jeder im Westen weiß so wenig<br />
über die ehemalige DDR. Aber, und das<br />
will Hans Bartosch sagen: Es ist Zeit, den Ostdeutschen<br />
endlich mehr Fragen zu stellen.<br />
Unddann zuzuhören.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
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Politik<br />
Familie will<br />
Khashoggis<br />
Leichnam<br />
Beisetzung im saudischen<br />
Medina geplant<br />
VonFrank Nordhausen<br />
Fünf Wochen nach dem Mord an<br />
dem saudi-arabischen Journalisten<br />
Jamal Khashoggi im Istanbuler<br />
Konsulat seines Landes konzentrieren<br />
sich Angehörige und Ermittler<br />
auf den Verbleib seiner Leiche. Khashoggis<br />
Söhne haben die Regierung<br />
in Riad aufgefordert, ihnen den<br />
Leichnam zu übergeben. Siewollten<br />
ihren Vater auf einem Friedhof im<br />
saudi-arabischen Medina beisetzen,<br />
sagte Salah Khashoggi am Sonntag<br />
dem US-Sender CNN; er habe mit<br />
den Behörden darüber gesprochen<br />
und hoffe,„dass das bald passiert“.<br />
Nach anfänglicher Leugnung<br />
hatte Saudi-Arabien Ende Oktober<br />
zugegeben, dass der 59-jährige Jamal<br />
Khashoggi einem Mord zum Opfer<br />
gefallen war, als er ins Istanbuler<br />
Konsulat ging, um dort Papiere für<br />
seine geplante Hochzeit abzuholen.<br />
Laut türkischen Medien wurde der<br />
prominente Regierungskritiker und<br />
Kolumnist der Washington Post sofort<br />
nach dem Betreten des Gebäudes<br />
erwürgt und anschließend zerstückelt.<br />
Ein türkischer Beamter<br />
hatte der Washington Post zudem<br />
mitgeteilt, dass Khashoggis Leichnam<br />
in Säure aufgelöst worden sei,<br />
um alle Spuren zu verwischen. Das<br />
bestätigte ein Präsidentenberater.<br />
Eine ähnliche Aufgabe soll ein<br />
Team saudischer „Tatortreiniger“<br />
befolgt haben, das neun Tage nach<br />
demVerschwinden Khashoggis nach<br />
Istanbul geschickt wurde, um„Beweise<br />
zu vernichten“, wie die regierungsnahe<br />
Istanbuler <strong>Zeitung</strong> Sabah<br />
am Montag berichtete. Das elfköpfige<br />
Team habe eine Woche lang im<br />
Konsulat gearbeitet, bevor es am 17.<br />
Oktober wieder abreiste –dem Tag,<br />
an dem Saudi-Arabien der Türkei<br />
endlich gestattete, das Konsulat zu<br />
durchsuchen. Im Konsulatsgarten<br />
fanden die Fahnder nach offiziellen<br />
Angaben trotzdem nicht näher bezeichnete<br />
„biologische Beweise“.<br />
Thema im UN-Menschenrechtsrat<br />
DieTürkei ist nach Regierungsangaben<br />
im Besitz von Aufzeichnungen,<br />
die den Tathergang exakt dokumentieren.<br />
Staatspräsident Recep Tayyip<br />
Erdogan, der kritische Journalisten<br />
in der Türkei selbst verfolgen lässt,<br />
behauptete in einem Gastkommentar<br />
für die Washington Post, der Befehl<br />
für den „politischen Mord“ sei<br />
vonden „höchsten Ebenen“ der saudischen<br />
Regierung gekommen. Allerdings<br />
glaube er „nicht eine Sekunde<br />
lang“, dass König Salman<br />
schuldig sei. Politische Beobachter<br />
in Ankara schließen daraus, dass es<br />
Erdogan darum gehe,den faktischen<br />
saudischen Herrscher und Türkei-<br />
Kritiker Kronprinz Mohammad bin<br />
Salman zu schwächen.<br />
In Saudi-Arabien wurden zwar 18<br />
Personen im Zusammenhang mit<br />
der Tatfestgenommen. Zudem hat<br />
Riad am Montag vor dem UN-Menschenrechtsrat<br />
Aufklärung versprochen.<br />
Doch die UN-Hochkommissarin<br />
für Menschenrechte, Michelle<br />
Bachelet, hat Zweifel an einer unabhängigen<br />
saudischen Untersuchung<br />
geäußert und die Beteiligung internationaler<br />
Experten gefordert.<br />
Gedenkveranstaltung zu Ehren des ermordeten<br />
Journalisten Khashoggi<br />
AP<br />
Die CDU-Integrationspolitiker<br />
kommen an diesem<br />
Dienstag in Hannoverzusammen.<br />
Das Motto der<br />
Partei in der Integrationspolitik sei,<br />
Chancen zu bieten und gleichzeitig<br />
„klare Kante zeigen“, sagt Annette<br />
Widmann-Mauz, Integrationsbeauftragte<br />
der Bundesregierung.<br />
Frau Widmann-Mauz, was unterscheidet<br />
die CDU-Integrationspolitik<br />
vonjener der SPD?<br />
DieCDU stand immer dafür,Menschen<br />
darin zu stärken, ihren Beitrag<br />
für die Gesellschaft zu leisten und<br />
nicht auf Almosen zu setzen. Es ist<br />
gut, dass es in der Koalition einen<br />
Grundkonsens darüber gibt, dass Integration<br />
auf der Grundlage unserer<br />
gemeinsamen Rechts- undWerteordnung<br />
stattfindet. Aber natürlich ringen<br />
wir um die Sachfragen. Nehmen<br />
Sie das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz:<br />
Wir brauchen eine<br />
Steuerung der Migration, die eine<br />
Antwort auf den Fachkräftebedarf<br />
unserer Wirtschaft gibt. Aber wir<br />
müssen falsche Anreize ausschließen.<br />
Deshalb braucht es eine klare<br />
Trennung zwischen Asyl- und Einwanderungsrecht.<br />
Aber Union und SPD sehen doch für<br />
abgelehnte, aber gut integrierte Asylbewerber<br />
die Möglichkeit zum Verbleib<br />
in Deutschland vor.<br />
Und das ist auch richtig. Denn<br />
niemand versteht, warum gut integrierte<br />
Menschen mit einer Duldung,<br />
die auf dem Arbeitsmarkt Fuß<br />
gefasst haben, abgeschoben werden<br />
sollen, um sie dann über einen anderen<br />
Weg wieder anzuwerben. Deshalb<br />
war es mir wichtig, für gut Integrierte,die<br />
bereits im Land sind, eine<br />
pragmatische Lösung zu finden.<br />
„Isch kandidiere“<br />
Die CDU sucht eine neue Führung, aber nicht jeder darf antreten. Und Merkel sagt, was sie mit Merz verbindet<br />
VonDaniela Vates<br />
Eswäre ein interessantes Experiment<br />
gewesen, den ehemaligen<br />
CDU-Generalsekretär zu reaktivieren.<br />
Peter Tauber hat für den CDU-<br />
Parteivorsitz folgende Assoziation<br />
gehabt: „Jetzt fehlt nur noch Horst<br />
Schlämmer“, twitterte Tauber, jetzt<br />
Staatssekretär im Verteidigungsministerium,<br />
angesichts der zwölf Kandidaten,<br />
die Interesse daran angemeldet<br />
haben, Angela Merkel an der<br />
Spitze der CDU zu beerben. In dem<br />
Kinofilm „Isch kandidiere!“ von2009<br />
spielt der Komiker Hape Kerkeling<br />
einen Außenseiter-Bundeskanzlerkandidaten.<br />
Statt einem Generalsekretär, der<br />
in der CDU-Zentrale einen Komiker<br />
als Parteichef empfiehlt, trat allerdings<br />
die Noch-Amtsinhaberin Angela<br />
Merkel nach der Klausurtagung<br />
der CDU-Spitze vor die Presse. Und<br />
sie blieb sehr nüchtern. Es gebe jetzt<br />
zwar zwölf potenzielle Bewerber,<br />
dies allerdings bedeute nicht, dass<br />
letztlich auch so viele Kandidaten<br />
„Kulturelle Vielfalt<br />
erzeugt auch<br />
Konflikte“<br />
Die Integrationsbeauftragte Annette<br />
Widmann-Mauz über Einwanderung und<br />
Der Wettstreit um den künftigen<br />
CDU-Vorsitz ist auch ein Richtungsstreit.<br />
Haben SieSorge, dass dieser am<br />
Thema Zuwanderung und Integration<br />
ausgetragen wird?<br />
Die Integration ist eines der<br />
wichtigsten Zukunftsthemen unseres<br />
Landes. Deshalb ist es richtig,<br />
Integration zum Thema zu machen.<br />
Wichtig ist, nicht beim Beschreiben<br />
von Problemen stehen zu bleiben.<br />
Die Bürger wollen keine Problembeschreiber,<br />
sondern Problemlöser.<br />
Das haben auch die zurückliegenden<br />
Landtagswahlen gezeigt. Ja,<br />
Einwanderung schafft auch Probleme,<br />
die wir angehen müssen.<br />
Aber unser Land hat langfristig immer<br />
von Einwanderung profitiert –<br />
besonders dann, wenn wir uns bewusst<br />
für Integration entschieden<br />
haben. Nach diesem Willen, die Zukunft<br />
zu gestalten, sehnt sich auch<br />
die Partei.<br />
auf dem Parteitag anträten. Schon<br />
beim Schaulaufen an der Parteibasis,<br />
den acht Regionalkonferenzen,<br />
hat die CDU-Spitze ein erstes Sieb<br />
eingebaut: Als Kandidaten vorstellen<br />
können sich dort nur CDU-Mitglieder,<br />
die von einer der Parteigliederungen<br />
von Kreisverband bis Bundesvorstand<br />
nominiertworden sind.<br />
Zunächst war das am Montag lediglich<br />
CDU-Generalsekretärin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer,die vonihrem<br />
Landesverband Saarland ins<br />
Rennen geschickt wird.<br />
Die zwei anderen prominenten<br />
Kandidaten, Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn und Ex-Unions-Fraktionschef<br />
Friedrich Merz, kommen<br />
beide aus Nordrhein-Westfalen,<br />
dürften also vermutlich eher von einem<br />
Kreisverband vorgeschlagen<br />
werden.Vonden neun übrigen Interessenten<br />
haben der <strong>Berliner</strong> Jura-<br />
Student Jan-Philipp Knoop, der hessische<br />
Unternehmer Andreas Ritzenhoff<br />
und der Bonner Staatsrechts-Professor<br />
Matthias Herdegen<br />
ihr ernsthaftes Interesse bekundet.<br />
den Standpunkt der CDU<br />
Deutschland habe langfristig immer von Zuwanderung profitiert, sagt Widmann-Mauz im Gespräch.<br />
Vorzwei Jahren beschloss der CDU-<br />
Parteitag eine Abkehr von der doppelten<br />
Staatsbürgerschaft für türkeistämmige<br />
Menschen in Deutschland,<br />
die Kanzlerin setzt sich seither darüber<br />
hinweg. Zuletzt stellte auch<br />
CDU-Generalsekretärin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer die doppelte<br />
Staatsbürgerschaft infrage. Ist sie ein<br />
Auslaufmodell?<br />
ZUR PERSON<br />
Annette Widmann-Mauz, 52, ist seit März Beauftragte der Bundesregierung für Migration,<br />
Flüchtlingeund Integration im Kanzleramt. Die Tübingerin ist außerdem seit drei Jahren Vorsitzende<br />
der Frauen-Union, der alle weiblichen Mitglieder der CDU angehören.<br />
Richtig ist: DieStaatsbürgerschaft<br />
vermittelt Zugehörigkeit, sie ist<br />
wichtig für die Integration. Denn nur<br />
die Staatsangehörigkeit eröffnet alle<br />
demokratischen Rechte. Mich treibt<br />
die Frage um, was nach wie vor so<br />
viele Menschen daran hindert, die<br />
deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen,<br />
obwohl sie die Voraussetzungen<br />
dafür erfüllen. Aufder anderen<br />
Seite gibt es Menschen, die von<br />
Geburt an deutsche Staatsbürger<br />
sind, sich diesem Land aber nicht<br />
zugehörig fühlen. Diesen Fragen<br />
müssen wir uns stellen. Denn die<br />
Frage der Zugehörigkeit ist komplizierter,als<br />
die Debatte um den Doppelpass,<br />
der die Ausnahme bleiben<br />
muss,glauben macht.<br />
Ritzenhoffs Kreisverband Marburg<br />
allerdings hat bereits frühzeitig erklärt,<br />
die Kandidatur ihres Mitglieds<br />
nicht zu unterstützen. Bei einigen<br />
der weiteren Bewerber sei noch offen,<br />
ob ihr Bewerbungsschreiben<br />
mehr sei als eine augenblickliche<br />
Laune, hieß es in der CDU. Erwartet<br />
wird, dass auf den Regionalkonferenzen<br />
lediglich eine Handvoll Kandidaten<br />
auftritt. Ab kommender Woche<br />
bis kurz vor dem Parteitag Anfang<br />
Dezember sind die Konferenzenangesetzt.<br />
DemKoalitionsvertrag verpflichtet<br />
Eine erneute Blockade der Koalitionsarbeit<br />
in Berlin wollte Merkel im<br />
Vorsitzwechsel ihrer Partei nicht sehen.<br />
Auch international müsse es<br />
wegen eines solchen demokratischen<br />
Prozesses in der CDU „keinerlei<br />
Sorge“ geben. „Ich glaube, dass<br />
das, was wichtig ist, weitergeht“,<br />
sagte Merkel. Die Partei fühle sich<br />
dem Koalitionsvertrag verpflichtet.<br />
Einer, dem in Teilen der CDU zumindest<br />
zugetraut wird, die Koalition<br />
Vertieft das Reden über Integration<br />
die Spaltung der Gesellschaft?<br />
Integration ist per se nicht spalterisch,<br />
im Gegenteil. Aber Populisten<br />
instrumentalisieren das Thema, um<br />
zu spalten. Das dürfen wir nicht zulassen.<br />
Wir sollten selbstbewusst die<br />
Stärken unseres vielfältigen Landes<br />
herausstellen –ohne dabei blauäugig<br />
zu sein. Kulturelle Vielfalt erzeugt<br />
im täglichen Miteinander auch Reibung<br />
und Konflikte.Etwa das Unverständnis,<br />
wenn Eltern ihrem Kind<br />
die Teilnahme an einer Klassenfahrt<br />
versagen. Gerade in diesen Fällen ist<br />
es wichtig, den Dialog zu suchen. Mit<br />
Populismus ist hier niemandem gedient,<br />
am wenigsten den Kindern.<br />
Nach den USA, Ungarn und Australien<br />
zieht sich jetzt auch Österreich<br />
aus dem geplanten Migrationspakt<br />
der Vereinten Nationen zurück, die<br />
AfD fordert die Bundesregierung auf,<br />
dem Beispiel Österreichs zu folgen.<br />
Wasmeinen Sie?<br />
DieBundesregierung hat den Migrationspakt<br />
mit- und deutsche Interessen<br />
hineinverhandelt. Er soll<br />
durch Fluchtursachenbekämpfung<br />
auch dazu beitragen, dass Menschen<br />
sich gar nicht erst auf den Wegmachen<br />
müssen. Migration und Flucht<br />
sind eine globale Herausforderung –<br />
da ist es doch nur logisch, auf internationaler<br />
Bühne nach Lösungen zu<br />
suchen und Empfehlungen auszuarbeiten.<br />
Denn darum geht es: um<br />
Empfehlungen, nicht um Vorgaben.<br />
Es wäre schlicht widersinnig und<br />
verantwortungslos, sich aus Furcht<br />
vorDebatten über Zuwanderung aus<br />
internationalen Verhandlungen zu<br />
stehlen.<br />
DasGespräch führte<br />
Marina Kormbaki.<br />
ISTOCKPHOTO; IMAGO<br />
durch harsche Töne oder inhaltliche<br />
Schwerpunktsetzung ins Wanken zu<br />
bringen, war gar nicht da: Friedrich<br />
Merz gehörtdem Parteivorstand, der<br />
sich in Berlin zur Parteitagsvorbereitung<br />
zurückgezogen hatte, nicht an.<br />
Wie sie als Kanzlerin mit einem Parteivorsitzenden<br />
zusammenarbeiten<br />
würde, der sich mit seinen Vorschlägen<br />
gegen sie stellt, darüber wollte<br />
Merkel lieber nicht sprechen. Spekulationen<br />
seien das,schließlich sei ein<br />
Vorsitzender noch gar nicht gewählt.<br />
Zu ihrem Verhältnis zu Merz ließ<br />
sie so viel aber dann doch wissen. Sie<br />
seien beide politikbegeistertund hätten<br />
„immer Lösungen gefunden“. Sie<br />
habe jedenfalls keinen Zweifel, dass<br />
sie „auch mit Friedrich Merz“zusammenarbeiten<br />
könne –„wenn es sich<br />
ergibt“. Siesei jedenfalls nicht nur bereit,<br />
sondern auch gewillt, die gesamte<br />
Wahlperiode zu regieren. „Eine<br />
Bereitschaft ohne Wille ist mir nicht<br />
bekannt“, sagte Merkel. Mitglieder<br />
des Parteivorstands berichteten, die<br />
Kanzlerin sei so gelöst wie selten zuvor.<br />
Demonstrative<br />
Einigkeit der<br />
SPD-Spitze<br />
Vorverlegung des<br />
Parteitages ist vom Tisch<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Ob er das wohl mit Absicht<br />
macht? Da marschiert Andrea<br />
Nahles in das Foyer des Willy-<br />
Brandt-Hauses,eingerahmt vonden<br />
wichtigsten Politikerinnen ihrer Partei<br />
– Manuela Schwesig, Katarina<br />
Barley, Franziska Giffey, Svenja<br />
Schulze, Malu Dreyer –die gemeinsam<br />
strahlen, als hätte die SPD gerade<br />
die absolute Mehrheit gewonnen,<br />
und werpostiertsich hinter der<br />
Chefin und zieht ein Gesicht wie drei<br />
Tage Regenwetter? Genau –immer<br />
dieser Ralf Stegner.<br />
Ansonsten stört nichts die Inszenierung<br />
an diesem Montag im Willy-<br />
Brandt-Haus. Und das will schon<br />
was heißen, denn im Vorfeld der<br />
Klausur von SPD-Präsidium- und<br />
Vorstand hatte es in der Partei an allen<br />
Ecken und Enden gebrannt. Nur<br />
mit Mühe konnten eine Diskussion<br />
um die Zukunft<br />
vonAndrea Nahles<br />
verhindert<br />
werden – und<br />
mit dem trotzigen<br />
Satz der Vorsitzenden<br />
in der<br />
Süddeutschen<br />
AP<br />
SPD-Chefin<br />
Andrea Nahles<br />
<strong>Zeitung</strong>, wer<br />
glaube, esbesser<br />
zu können, solle<br />
sich eben melden.<br />
Natürlich hat sich niemand<br />
Ernstzunehmendes gemeldet.<br />
Das war der erste Erfolg, den die<br />
SPD-Chefin bei der Sitzung der Führungsgremien<br />
für sich verbuchen<br />
konnte.Der zweite war,dass die Diskussion<br />
um eine Vorverlegung des<br />
Parteitages fürs Erste vom Tisch ist.<br />
Unter anderem hatte Juso-Chefin<br />
Kevin Kühnert einen früheren Termin<br />
des Delegiertentreffens gefordert.<br />
Nahles ließ am Montag den<br />
Vorstand darüber abstimmen. Ergebnis:<br />
Nur eine Handvoll Spitzengenossen<br />
war auf Kühnerts Seite,der<br />
Rest unterstützte die Chefin.<br />
Und daesfür die gerade so gut<br />
lief, versuchte Andrea Nahles gleich<br />
noch, einen dritten Punkt zu machen:<br />
Mit der schlechten Laune in<br />
der Partei soll nun Schluss sein. „Wir<br />
haben uns untergehakt und setzen<br />
auf die Kraft des Zusammenhalts“,<br />
diese Botschaft verkündet Nahles in<br />
die Kameras, während hinter ihr zumindest<br />
der Großteil des sozialdemokratischen<br />
Führungspersonals<br />
um die Wette lächelt.<br />
Es ist ein bemerkenswerter Auftritt.<br />
Angesichts der Umfragen, die<br />
die SPD bei 13 bis 14 Prozent sehen,<br />
und auch deshalb,weil Nahles außer<br />
der vermeintlich guten Laune wenig<br />
mitgebracht hat. Nur ein paar dürre<br />
Zeilen hat der Beschluss, den der<br />
Parteivorstand an diesem Tagfasst.<br />
Erstens will die SPD bis Ende des<br />
Jahres einige wichtige inhaltliche<br />
Fragen klären, um Profil zu gewinnen.<br />
Zweites holt Nahles sich jetzt<br />
auch vom Vorstand den Auftrag ab,<br />
mit der Union Gespräche über die<br />
künftige Zusammenarbeit in der Koalition<br />
zu führen. Den gleichen Auftrag<br />
hatte sie in der vergangenenWoche<br />
bereits vom Präsidium bekommen,<br />
und angesichts der personellen<br />
Veränderung in der Union sind<br />
solche Gespräche ja eigentlich die<br />
pureSelbstverständlichkeit.<br />
Präsidiumsmitglied Udo Bullmann,<br />
der bei der Europawahl im<br />
Mai mit Katarina Barley als Spitzenduo<br />
antritt, gibt sich nach der Tagung<br />
erleichtert. „Dass meine Partei<br />
derart leidenschaftlich diskutiert,<br />
zeigt doch nur, dass unsere Leute<br />
noch für etwas brennen“, sagt er der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). „Bei der Klausurtagung<br />
habe wir das geklärt, weshalb<br />
ich sie als sehr reinigend empfunden<br />
habe“, so Bullmann weiter.<br />
„Jetzt muss gelten: Volle Konzentration<br />
auf die Europawahl und den<br />
Streit mit dem politischen Gegner.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
AfD will<br />
Regierung<br />
verklagen<br />
Partei prangert Diskussion<br />
um Verfassungsschutz an<br />
VonJan Sternberg<br />
Die AfD will die Bundesregierung<br />
vor dem Europäischen Gerichtshof<br />
für Menschenrechte in<br />
Straßburgverklagen. DiePartei sieht<br />
sich durch die Diskussion über eine<br />
mögliche Beobachtung durch den<br />
Verfassungsschutz in ihrer Chancengleichheit<br />
verletzt, teilte der AfD-<br />
Bundestagsabgeordnete Roland<br />
Hartwig am Montag in Berlin mit.<br />
Hartwig leitet eine vom AfD-Bundesvorstand<br />
eingesetzte „Arbeitsgruppe<br />
Verfassungsschutz“.<br />
Zugleich gehe die Partei gegen Extremisten<br />
in den eigenen Reihen vor.<br />
Mehrere„problematische Mitglieder“<br />
seien in den vergangenen Wochen<br />
„aus freien Stücken“ ausgetreten,<br />
sagte der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen.<br />
Sonst müsse man den „mühsamen<br />
und zeitraubenden Weg“ eines<br />
Parteiausschlussverfahrens gehen,<br />
wie etwa bei dem antisemitischen<br />
Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon<br />
in Baden-Württemberg.<br />
Die AfD fährt also eine Doppel-<br />
Strategie: Nach innen soll aufgeräumt<br />
werden, nach außen geklagt –sowohl<br />
juristisch als auch medial. Das Verfahren<br />
in Straßburg sei nur der Anfang.<br />
Sollte eine Beobachtung kommen,<br />
werde man „massiv juristisch<br />
dagegen vorgehen“, sagte Hartwig.<br />
Zudem sei ein zweites Gutachten bei<br />
dem Freiburger Staatsrechtler Dietrich<br />
Murswiek bestellt, das die Auswirkungen<br />
einer Verfassungsschutz-<br />
Beobachtung auf Beamte in der AfD<br />
untersuche. Diese hätten voraussichtlich<br />
erst dann Nachteile, wenn<br />
die Partei verboten würde.<br />
AfD-Vorsitzender Jörg Meuthen wehrt<br />
sich gegen Kritiker.<br />
DPA/SOEREN STACHE<br />
Medial versucht die AfD-Spitze,<br />
ihre Kritiker als Feinde der Meinungsfreiheit<br />
darzustellen. „Die<br />
Meinungsfreiheit ist am stärksten<br />
gefährdet durch diejenigen, die am<br />
lautesten nach einer Beobachtung<br />
der AfD durch den Verfassungsschutz<br />
fordern“, sagte Meuthen.<br />
Undsein Co-Vorsitzender Alexander<br />
Gauland stellte klar:„Wir lassen uns<br />
nichts von unserem Programm abhandeln.“<br />
Er stellte sich aber auch<br />
klar gegen seinen Parteifreund Björn<br />
Höcke. Der Thüringer Landeschef<br />
hatte am Wochenende seine Partei<br />
vor Panik angesichts einer möglichen<br />
Beobachtung durch den Verfassungsschutz<br />
gewarnt. Eine solche<br />
Angst bezeichnete Höcke, der Wortführer<br />
des ultrarechten Parteiflügels<br />
ist, auf einem Landesparteitag als<br />
„politische Bettnässerei“. Gauland<br />
sagte, er wolle mit Höcke darüber<br />
sprechen –„und ducke mich da auch<br />
gar nicht weg“. Parteischädigend sei<br />
dessen Aussage allerdings nicht.<br />
Lob verteilte die AfD-Spitze für<br />
den scheidenden Verfassungsschutz-<br />
Chef Hans Georg Maaßen, der sich<br />
mehrfach mit AfD-Politikern getroffen<br />
hatte. Meuthen sagte: „Maaßen<br />
spricht die Wahrheit aus,erhat einen<br />
exzellenten Jobgemacht.“ Auch er sei<br />
wie Maaßen davon überzeugt, dass es<br />
bei der SPD in der Bundesregierung<br />
Linksradikale gäbe. Gegenüber der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) lud Meuthen<br />
Maaßen gar zur Mitarbeit in der AfD<br />
ein: „Erwürde gut in eine demokratische<br />
Rechtsstaatspartei wie die AfD<br />
passen. Wenn er ein Interesse daran<br />
haben sollte,uns beizutreten, wäreer<br />
uns natürlich herzlich willkommen.“<br />
Eine Rede zu viel<br />
Innenminister Seehofer schickt Hans-Georg Maaßen nun doch in den einstweiligen Ruhestand<br />
VonJörg Köpke<br />
Jetzt wurde es selbst dem obersten<br />
Dienstherrn zuviel. Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer<br />
(CSU) schickte Hans-Georg<br />
Maaßen, Präsident des Bundesamtes<br />
fürVerfassungsschutzes (BfV),<br />
am Montag in den einstweiligen Ruhestand.<br />
Er sei „menschlich enttäuscht“,<br />
kommentierte Seehofer<br />
den Schritt, den viele für längst überfällig<br />
hielten.<br />
In nur drei Minuten beendete der<br />
CSU-Chef ein Trauerspiel, das die<br />
Republik seit Monaten beschäftigt,<br />
das Vertrauen in die Politik massiv<br />
beschädigt und beinahe zum Bruch<br />
der großen Koalition geführthatte.<br />
Anlass der Entscheidung war an<br />
diesem Montag eine Rede, die Maaßen<br />
vor fast drei Wochen gehalten<br />
hatte. Sie enthielt einige entscheidende<br />
Worte zuviel und bildete damit<br />
den sprichwörtlichen Tropfen,<br />
der das Fass zum Überlaufen<br />
brachte. Hetzjagden in Chemnitz<br />
seien „frei erfunden“, sagte Maaßen.<br />
Er wiederholte damit seine umstrittenen<br />
Interview-Aussagen vom September,<br />
in denen er Zweifel gesät<br />
hatte,Videomaterial mit Belegen für<br />
ausländerfeindliche Gewalt in<br />
Chemnitz könne gefälscht sein.<br />
WhistleblowerinformiertBundestag<br />
Maaßen legte sogar noch nach,<br />
sprach von„deutscher Medienmanipulation“.<br />
Es gebe eine „neue Qualität<br />
von Falschberichterstattung in<br />
Deutschland“, bewusst lanciert von<br />
„linksradikalen Kräften in der SPD“,<br />
die „von vornherein dagegen waren,<br />
eine Koalition mit der CDU/CSU<br />
einzugehen“. Die deutsche Flüchtlingspolitik<br />
nannte er „naiv“.<br />
Am 18. Oktober, vier Tage nach<br />
der Landtagswahl in Bayern, hatte<br />
der Präsident des Inlandsgeheimdienstes<br />
in Warschau so voreuropäischen<br />
Geheimdienstchefs gesprochen.<br />
Nach sechs Jahren an der<br />
Spitze des Bundesamtes für Verfassungsschutz<br />
(BfV) wollte er sich mit<br />
einigen wohl gesetzten Worten aus<br />
der elitären Runde, dem sogenannten<br />
Berner Club, verabschieden.<br />
Dessen Mitglieder treffen sich so geheim,<br />
dass sogar die bloße Existenz<br />
ihres Zirkels vehement geleugnet<br />
wird.<br />
Dennoch tauchte das Redemanuskript<br />
am 26. Oktober im Intranet der<br />
Behörde auf. Weitere neun Tage vergingen,<br />
ehe die Öffentlichkeit davon<br />
erfuhr.Nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) wurde sie dem Parlamentarischen<br />
Kontrollgremium des<br />
Bundestages durch einen Whistleblower,<br />
offenbar ein Mitarbeiter des<br />
Amtes, bekannt. Dieser wandte sich<br />
Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz a. D.<br />
DER MAASSEN-STREIT<br />
7. September 18. September 18. Oktober<br />
• • •<br />
Hans-GeorgMaaßen sagt<br />
der Bild-<strong>Zeitung</strong>,erbezweifle,<br />
dass es in ChemnitzzuHetzjagden<br />
auf Ausländergekommensei,erschließt<br />
„gezielte<br />
Falschinformation“ nicht aus.<br />
DieGeneralstaatsanwaltschaft<br />
Dresden hältein entsprechendesVideo<br />
jedoch für<br />
echt.Politiker vonSPD,Linkenund<br />
Grünen fordernMaaßens<br />
Ablösung. InnenministerSeehofer<br />
hält an ihm fest.<br />
Krisentreffen im Kanzleramt.<br />
MaaßensollStaatssekretär<br />
im Bundesinnenministerium<br />
werden –und höhere Bezüge<br />
bekommen.Dieseauch von<br />
SPD-Chefin Andrea Nahles<br />
präsentierte Lösung stößtvor<br />
alleminder SPD auf Empörung.Eine<br />
Woche spätergibt<br />
es einen neuen Kompromiss:<br />
Maaßensoll Sonderberater<br />
im Innenministerium werden<br />
–ohne Gehaltserhöhung.<br />
Bei einerAbschiedsrede vor<br />
Kollegen übt Maaßenharsche<br />
Kritik an der SPD.Politische<br />
Gegner undeinige Medien<br />
hätten versucht, ihn aus<br />
dem Amtzudrängen, heißtes<br />
im Redemanuskript.Einige<br />
Tage später istesimIntranet<br />
des Bundesamtes für Verfassungsschutzzulesen.<br />
Am 5.<br />
November versetzt Seehofer<br />
Hans-Georg Maaßeninden<br />
einstweiligenRuhestand.<br />
Starke Verbündete<br />
IMAGO<br />
an den Vizevorsitzenden des Parlamentarischen<br />
Kontrollgremiums<br />
(PKGr), den grünen Bundestagsabgeordneten<br />
Konstantin vonNotz. Er bezog<br />
sich dabei ausdrücklich auf das<br />
PKGr-Gesetz, das es Angehörigen der<br />
Nachrichtendienste gestattet, sich<br />
„bei innerdienstlichen Missständen“<br />
an das Gremium zu wenden. Von<br />
Notz bat die Bundesregierung um<br />
eine Bewertung des Vorgangs. Der<br />
Grünen-Politiker zeigte sich erstaunt,<br />
dass der Vorgang über das Wochenende<br />
öffentlich wurde.<br />
Seehofer erklärte,ihm sei das Manuskript<br />
am Freitag zugegangen.<br />
Sein Haus habe es eingehend geprüft.<br />
Passagen der Rede enthielten<br />
„inakzeptable Formulierungen“.<br />
Seehofer wirkte zerknirscht, als er<br />
sagte: „Vor diesem Hintergrund ist<br />
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit,<br />
in welcher Funktion auch immer,nicht<br />
mehr möglich.“<br />
Neue Karriereinder Politik?<br />
Kritik an Maaßen war zuletzt immer<br />
auch als Kritik an Seehofers zögerlichem<br />
Agieren zu verstehen. Kurz vor<br />
Maaßens Demission ließen auch Koalitionspolitiker<br />
wie SPD-Innenexperte<br />
BurkhardLischka keinen Zweifel<br />
daran aufkommen, was er vom<br />
Minister erwarte. Herr Maaßen sei<br />
„eine freikreisende Rakete mit defekter<br />
Steuerung“, so Lischka. Es sei<br />
„bodenlos“, dass Maaßen mit der<br />
SPD die älteste demokratische Partei<br />
Europas in die linksradikale Ecke<br />
stelle. Sich beharrlich zu weigern,<br />
Teile der AfD zu beobachten, aber<br />
der Sozialdemokratie Linksextremismus<br />
zu unterstellen, sei ein weiterer<br />
Beleg dafür, dass Maaßens politisches<br />
Koordinatensystem vollkommen<br />
aus den Fugen geraten sei. Und<br />
zum Abschluss: „Das Problem Maaßen<br />
ist bereits seit längerem ein<br />
Problem Seehofer.“<br />
Maaßen selbst äußerte in seiner<br />
Warschauer Rede, er könne sich<br />
auch ein Leben außerhalb des<br />
Staatsdienstes vorstellen. Nicht nur<br />
in der Privatwirtschaft. Sondern<br />
auch „zum Beispiel in der Politik“. In<br />
Geheimdienstkreisen kursierte<br />
schon länger das Gerücht, Maaßen<br />
hege heimlich Sympathien für die<br />
rechtspopulistischen Ideen der AfD.<br />
Seehofer kündigte an, das Bundesamt<br />
zunächst in die Hände des<br />
bisherigen Stellvertreters Thomas<br />
Haldenwang zu legen. Eine endgültige<br />
Entscheidung seidies noch nicht.<br />
Er wolle „zeitnah“ dem Bundeskabinett<br />
einen Nachfolger vorschlagen.<br />
Jörg Köpke<br />
recherchiertseit Jahren in<br />
Geheimdienstkreisen.<br />
Der Ex-Geheimdienstchef verfügt weiter über ein dichtes Netzwerk von Gleichgesinnten in den Sicherheitsbehörden<br />
VonJörg Köpke<br />
Bis zuletzt konnte Verfassungsschutzpräsident<br />
Hans-Georg<br />
Maaßen auf ein enges Geflecht aus<br />
starken Verbündeten setzen. Der55-<br />
Jährige, der seine Beamtenlaufbahn<br />
1991 im Bundesinnenministerium<br />
begann, kennt die Chefs der wichtigsten<br />
deutschen Sicherheitsorgane<br />
seit Beginn seiner Karriere.<br />
Jahrelang arbeitete er in einer Abteilung<br />
des Innenressorts Tür an Tür<br />
unter anderem mit dem späteren<br />
Chef des Bundesnachrichtendienstes<br />
(BND), Gerhard Schindler, dessen<br />
Nachfolger Bruno Kahl sowie<br />
dem heutigen Bundespolizeipräsidenten<br />
Dieter Romann zusammen.<br />
MitRomann trat er fast zeitgleich vor<br />
38 Jahren in die CDU ein. Beide gehören<br />
einem Arbeitskreis der Union<br />
im Innenministerium an.<br />
Bis zuletzt hielten Maaßens Verbündete<br />
treu zu ihm und streuten<br />
immer wieder das Gerücht, der Verfassungsschutzchef<br />
werde bleiben,<br />
komme, was da wolle. Esmüsse nur<br />
endlich die GroKoplatzen. DieHoffnung:<br />
Mit einem neuen Mann –am<br />
liebsten Friedrich Merz – an der<br />
Spitzeder CDU wäredie Liaison mit<br />
der ungeliebten SPD rasch Geschichte<br />
und damit die Zusage obsolet,<br />
Maaßen von seinem Posten als<br />
Präsident im Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
ablösen zu müssen.<br />
NSU-Akten unter Verschluss<br />
In Sicherheitskreisen heißt es, Maaßen<br />
verfüge wie kein Zweiter über Insiderwissen<br />
im Fall der rechtsterroristischen<br />
Gruppe Nationalsozialistischer<br />
Untergrund (NSU), die verantwortlich<br />
ist für zahlreiche<br />
rechtsextremistisch motivierte<br />
Morde. Hessen ließ die NSU-Akten<br />
des Verfassungsschutzes unlängst<br />
für mehr als hundertJahreunterVerschluss<br />
stellen.<br />
Hinzu komme,sodie Sicherheitskreise,<br />
dass mit Horst Seehofer<br />
(CSU) seit März ein Mann an der<br />
Spitzedes Innenministeriums stehe,<br />
der wie auch Hans-GeorgMaaßen zu<br />
den schärfsten Kritikern der Flüchtlingspolitik<br />
von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU) zählt.<br />
Seit Montag ist Maaßen nun im<br />
Ruhestand. Geblieben ist das Netzwerk<br />
in den Nachrichtendiensten –<br />
und mit ihm der schale Beigeschmack,<br />
dass die Unterstützung für<br />
Maaßens Thesen in Geheimdienstkreisen<br />
weit verbreitet ist; dass es<br />
auch in anderen Sicherheitsbehörden<br />
Zweifel gibt an der Echtheit eines<br />
Videos, indem ein Rechtsextremist<br />
einen Demonstranten mit<br />
dunklen Haaren durch Chemnitz<br />
tritt; dass Sympathien für rechtes<br />
Gedankengut tief verwurzelt sind im<br />
deutschen Sicherheitsapparat.<br />
Grünen-Geheimdienstexperte<br />
Konstantin von Notz teilt die These,<br />
dass es neben der Causa Maaßen<br />
noch weiteren Aufarbeitungsbedarf<br />
in deutschen Sicherheitsbehörden<br />
gibt. „Hans-Georg Maaßen hat sich<br />
in seiner Rede in dieser Weise geäußert,<br />
weil er offenbar davon ausgegangen<br />
ist, dass man damit durchkommt“,<br />
sagte vonNotz der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland). „Sein Erklärungsansatz<br />
ist eins zu eins die Lesartrechtspopulistischer<br />
bis rechtsextremer<br />
Parteien in Deutschland und Europa.“<br />
Dieser Umstand allein zeige<br />
schon einen Teil des Problems auf.<br />
Für das BfV werde die Gretchenfrage<br />
nun sein, ob es den Diskussionen<br />
diverser Landesämter für Verfassungsschutz<br />
folgt und ob es die<br />
AfD nun beobachtet oder nicht, betonte<br />
der Grünen-Politiker.„Die Beantwortung<br />
dieser Frage obliegt der<br />
Behörde –wir werden den Prozess<br />
dieser Entscheidung mit Spannung<br />
verfolgen.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Gutachten: Inhaftierter hat<br />
Feuer selbst gelegt<br />
Derwegen einer Verwechslung inhaftierte<br />
und nach einem Zellenbrand<br />
in Klevegestorbene Syrerhat<br />
das Feuer einem externen Gutachten<br />
zufolge selbst gelegt. Dasgeht<br />
aus einem am Montag veröffentlichten<br />
Bericht des Düsseldorfer Justizministeriums<br />
hervor. Demnach gehen<br />
die Ermittler voneiner vorsätzlichen<br />
Brandstiftung „vermutlich mit<br />
suizidaler Absicht“ aus.Das Motiv<br />
bleibe rätselhaft, sagte Justizminister<br />
Peter Biesenbach (CDU). Derüber<br />
60 Seiten starke Bericht soll am Mittwoch<br />
im Rechtsausschuss des Landtags<br />
erörtertwerden. (dpa)<br />
Studie: Armut und Reichtum<br />
verfestigen sich<br />
Armutund Reichtum in Deutschland<br />
haben sich nach einer Studie in<br />
den vergangenen Jahren verfestigt.<br />
Gutjeder Zwanzigste lebt demnach<br />
dauerhaft, das heißt über fünf Jahre<br />
unverändert, unter der Armutsgrenze.<br />
Dassei mehr als noch in den<br />
90er-Jahren oder zu Beginn dieses<br />
Jahrhunderts,teilte die gewerkschaftsnahe<br />
Hans-Böckler-Stiftung<br />
am Montag in Berlin mit. Gleichzeitig<br />
sei seit 2005 der Anteil der dauerhaft<br />
Reichen wieder gestiegen. (dpa)<br />
Ukrainische Aktivistin stirbt<br />
nach Säureanschlag<br />
Eine ukrainische Korruptionsbekämpferin<br />
ist drei Monate nach einem<br />
Säureanschlag ihren Verletzungen<br />
erlegen. Präsident PetroPoroschenko<br />
bestätigte am Sonntagabend<br />
den Todvon Jekaterina<br />
Gandsjuk in einem Krankenhaus in<br />
Kiew.Die 33-Jährige hatte in ihrer<br />
Heimatstadt Cherson am Schwarzen<br />
Meer Fälle vonKorruption bei der<br />
Polizei öffentlich gemacht. Ende Juli<br />
wurde sie mit Schwefelsäureangegriffen<br />
und erlitt lebensgefährliche<br />
Hautverletzungen. Dieukrainischen<br />
Behörden haben in dem Fall fünf<br />
Männer festgenommen. (dpa)<br />
USA nehmen mehrere Länder<br />
von Iran-Sanktionen aus<br />
Iraner protestieren mit brennenden Flaggen<br />
gegen die Sanktionen.<br />
AP<br />
Vonden neuen Iran-Sanktionen der<br />
USA bleiben China, Indien und Italien<br />
vorerst teilweise befreit. Sonderregelungen<br />
gelten auch für Unternehmen<br />
aus Griechenland, der Türkei,<br />
Japan, Südkorea und Taiwan, wie<br />
US-Außenminister Mike Pompeo<br />
am Montag in Washington mitteilte.<br />
DieSanktionen waren am Montag in<br />
Kraft getreten und richten sich vor<br />
allem gegen die iranische Öl- und<br />
Bankenbranche. (AFP)<br />
Separatisten in Kamerun<br />
entführen rund 80 Schüler<br />
Bewaffnete Separatisten der englischsprachigen<br />
Minderheit Kameruns<br />
haben etwa 80 Schüler entführt.<br />
Siehätten bislang kein Lösegeld verlangt,<br />
forderten aber die Schließung<br />
der Schule in der nordwestlichen<br />
Stadt Bamenda, erklärte am Montag<br />
der Vorsitzende der presbyterianischen<br />
Kirche Kameruns,Samuel<br />
Fonki Forba. Auch der Schulleiter<br />
und zwei Angestellte seien verschleppt<br />
worden. (dpa)
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
.8.18<br />
.8.18<br />
MÄRKTE<br />
▼ 11494,96 (–0,21 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
.8.18<br />
Stand der Daten:05.11.2018 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
▲ 72,81 (+0,26 %)<br />
▼ 1,137 (–0,41 %)<br />
Quelle:<br />
aus DAXund MDAX vom05.11.zum Vortag<br />
Wacker Chemie 95,78 +5,18 WWWWWWWWWWW<br />
Healthineers 37,16 +2,85 WWWWWWW<br />
UniperNA 26,00 +2,16 WWWWW<br />
Linde PLC 139,80 +1,71 WWWW<br />
Metro St. 13,94 +1,27 WWW<br />
E.ON NA 8,75 +1,23 WWW<br />
Verlierer<br />
aus DAXund MDAX vom05.11.zum Vortag<br />
Siltronic NA 80,18 WWWWWWWWWWW –5,05<br />
Nemetschek 111,00 WWWWWWWWW –4,15<br />
DeliveryHero 35,94 WWWWWWWWW –3,90<br />
Infineon NA 17,85 WWWWWWWW –3,88<br />
Fuchs Petrolub Vz. 40,84 WWWWWWWW –3,82<br />
CTS Eventim 32,78 WWWWWWWW –3,70<br />
Leitbörsen imÜberblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 05.11. ±% z. 02.11.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) +0,09<br />
3695/3091 3217,37<br />
CAC 40(FR) – 0,01<br />
5657/4897 5101,39<br />
S&P UK(UK) +0,17<br />
1590/1374 1433,59<br />
RTS (RU) +0,30<br />
1339/1039 1134,80*<br />
IBEX (ES) +0,20<br />
10643/8628 9010,70<br />
Dow Jones (US) +0,73<br />
26952/23243 25454,48<br />
Bovespa (BR) +1,08<br />
89574/69069 89377,69<br />
Nikkei (JP) – 1,55<br />
24448/20347 21898,99<br />
Hang Seng (HK) –2,29<br />
33484/24541 25868,40<br />
Stx Singap. 20 (SG) –1,93<br />
1583/1350 1399,21<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Advanzia */ **<br />
advanzia.com - 1,00 1,00<br />
RaboDirect **<br />
rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />
VTB Direktbank */**<br />
vtbdirekt.de 0,61 0,61 0,61<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,60 0,60 0,60<br />
Consorsbank *<br />
consorsbank.de 0,60 0,60 0,01<br />
ING-DiBa *<br />
ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />
Santander<br />
santander.de 0,05 0,05 0,05<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,17 0,17 0,16<br />
*Neukunden<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
5.11.186<br />
5.11.186<br />
5.11.186<br />
Bis Freude 2032 imwerden Alter:Die dieRenten steigen in Deutschlandum38Prozent im nächsten Jahr deutlich. pro Jahr steigen, heißt es im neuenRentenversicherungsbericht derBundesregierung.<br />
Renten steigen um mehr als drei Prozent<br />
Gute Nachrichten für Deutschlands Ruheständler –doch ein Ende der rosigen Zeiten ist schon absehbar<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
Die gesetzlichen Renten in<br />
Deutschland werden im<br />
kommendenJahrvoraussichtlich<br />
erneut um mehr<br />
als drei Prozent steigen. Dasgeht aus<br />
dem Entwurf des „Rentenversicherungsberichts<br />
2018“ hervor, der dem<br />
RedaktionsNetzwerk Deutschland<br />
(RND) vorliegt. Zum1.Juli 2019 wird<br />
ein Rentenplus von 3,18 Prozent in<br />
Westdeutschland sowie von3,91 Prozent<br />
in Ostdeutschland erwartet.<br />
Endgültig festgelegt werden soll die<br />
Rentenerhöhung für 2019 allerdings<br />
erst im kommenden Jahr, wenn die<br />
Daten zur Lohnentwicklung 2018<br />
vollständig vorliegen.<br />
Eine monatliche Rente von<br />
1000 Euro,die nur auf Westbeiträgen<br />
beruht, würde sich demnach um<br />
31,80 Euro erhöhen, eine gleich hohe<br />
Rente mit Ostbeiträgen um<br />
39,10 Euro. 2018 hatte es bereits ein<br />
Rentenplus von3,22 Prozent in Westdeutschland<br />
sowie von 3,37 Prozent<br />
in den neuen Ländern gegeben. Im<br />
kommenden Jahr wird der Rentenwert<br />
in Ostdeutschland um weitere<br />
0,7 Prozentpunkte auf 96,5 Prozent<br />
steigen.<br />
„Ab dem kommenden Jahr steigen<br />
die Renten bis zum Jahr 2032 um<br />
insgesamt rund 38 Prozent an. Dies<br />
entspricht einer durchschnittlichen<br />
Steigerungsrate von 2,5 Prozent pro<br />
Jahr“, heißt es in dem Bericht. Bis<br />
zum Jahr 2025 will die Bundesregierung<br />
ein Absinken des gesetzlichen<br />
Mit Digitaltechnik wachsen<br />
Die größtenHoffnungenvon Siemens Healthineers ruhen auf demLaboranalysesystem Atellica<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Bernd Montag ist glücklich. DefiziteimeigenenHauskannderChef<br />
der Siemens-Medizintechniktochter<br />
Healthineers bei der ersten Bilanzvorlage<br />
des Unternehmens nach seinem<br />
Börsengang im März jedenfalls<br />
nicht erkennen. Mit dem Kapitalmarkt<br />
im Rücken könnte man nun<br />
zwar einfacher zukaufen, müsse das<br />
aber nicht. „Wir haben keinen Trend<br />
verschlafen“, betont der Manager<br />
und reklamiertdie weltweite Innovationsführerschaft<br />
in seiner Branche<br />
fürSiemensHealthineers.AlsSchrittmacher<br />
sieht er die Digitaltechnik<br />
und künstliche Intelligenz (KI). Mit<br />
gut 500 Patenten allein in diesem Bereich<br />
und 40 schon verkäuflichen KI-<br />
Produkten stehe sein Konzernsogut<br />
da wie kein Wettbewerber.Die Bilanz<br />
spiegelt das auf den ersten Blick allerdings<br />
nur bedingt wider.<br />
Der Jahresüberschuss ist im Geschäftsjahr<br />
2017/18 (zum 30. September)<br />
von 1,4 auf 1,3 Milliarden<br />
Euro geschrumpft und die immer<br />
noch sehr vorzeigbare operative Gewinnmarge<br />
von 18auf 17,2 Prozent<br />
zurückgegangen. Das geht aber vor<br />
allem auf die gut 100 Millionen Euro<br />
umfassenden Kosten des Börsengangs<br />
und auf negativeWährungseffekte<br />
zurück. Aktionäre werden mit<br />
70 Cent Dividende beglückt, was sich<br />
auf 700 Millionen Euro summiert.<br />
85 Prozent davon gehen an den MutterkonzernSiemens,für<br />
den die Medizintechnik<br />
damit eine Hauptgewinnquelle<br />
bleibt. Im Rahmen einer<br />
Konzernumstrukturierung hatte Siemens-Chef<br />
Joe Kaeser die Medizintechnik<br />
im Frühjahr ausgelagert.<br />
DasGeschäft, das 2017/18 auf bereinigter<br />
Basis um knapp vier Prozent<br />
auf 13,4 Milliarden Euro gestiegen ist,<br />
wurde dabei vor allem von bildgebenden<br />
Geräten wie Computertomografen<br />
getrieben. Dort war das<br />
Wachstum doppelt so stark wie bei<br />
der Diagnostik als zweiter tragender<br />
Säule des Geschäfts.Speziell auf dem<br />
Laboranalysesystem Atellica ruhen<br />
die größten Hoffnungen. „Blut kann<br />
damit in acht Minuten analysiert<br />
werden“, betont Montag. Das sei<br />
viermal schneller als bisher und vor<br />
allem für Herzinfarktpatienten ein<br />
entscheidender Zeitgewinn.<br />
Mit anderer Digitaltechnik will<br />
Siemens Healthineers im Krankenhaus<br />
die Zeit vonder Einlieferung bis<br />
IMAGO DPA/STRATENSCHULTE<br />
STOCK&PEOPLE<br />
Rentenniveaus unter 48 Prozent mit<br />
dem Rentenpaket, das am Donnerstag<br />
im Bundestag verabschiedet werden<br />
soll, verhindern. Demnach sinkt<br />
das Sicherungsniveau laut Bericht<br />
stufenweise über 45,8 Prozent im<br />
Jahr 2030 auf 44,9 Prozent im Jahr<br />
2032.<br />
Die Bundesregierung stellt vor<br />
diesem Hintergrund erneut die Bedeutung<br />
zusätzlicher Vorsorge in den<br />
Vordergrund. „Der Rückgang des Sicherungsniveaus<br />
vor Steuern macht<br />
deutlich, dass die gesetzliche Rente<br />
zukünftig allein nicht ausreichen<br />
wird, um den Lebensstandarddes Erwerbslebens<br />
im Alter fortzuführen“,<br />
heißt es im Rentenversicherungsbericht.<br />
Dies werde inZukunft nur mit<br />
zusätzlicher Vorsorge gelingen. Zentrale<br />
Säule der Altersvorsorge werde<br />
aber auch weiterhin die gesetzliche<br />
Rente bleiben.<br />
Die Rentenfinanzen entwickeln<br />
sich im laufenden Jahr positiv.Inden<br />
ersten drei Quartalen 2018 stiegen<br />
die Beitragseinnahmen um rund<br />
4,4 Prozent –und das, obwohl der<br />
Beitragssatz zu Jahresbeginn um<br />
0,1 Prozentpunkte gesenkt worden<br />
war. Die Rentenrücklage wird nach<br />
der neuen Prognose der Bundesregierung<br />
zum Jahresende auf 38,0 Milliarden<br />
Euro ansteigen. Das entspricht<br />
1,77 Monatsausgaben. Laut<br />
Regierungsbericht wird der Rentenbeitragssatz<br />
bis zum Jahr 2023 beim<br />
aktuellenWertvon18,6Prozentstabil<br />
bleiben. Für 2024 wirdmit einem Anstieg<br />
auf 19,9 Prozent gerechnet.<br />
Bereits ab Anfang 2019 soll es mit<br />
dem Rentenpaket auch Verbesserungen<br />
bei der Mütterrente geben. Alle<br />
Mütter und Väter mit Erziehungszeit,<br />
deren Kinder vor 1992 geboren wurden,<br />
sollen zusätzlich einen halben<br />
Rentenpunkt gutgeschrieben bekommen.<br />
Diese Ausweitung führtzu<br />
zusätzlichen Rentenzahlungen von<br />
fast vier Milliarden Euro.<br />
Zudem sollen Erwerbsminderungsrentner,<br />
die wegen Krankheit<br />
nicht mehr oder nur eingeschränkt<br />
arbeiten können, künftig mehr Rente<br />
bekommen. Zudem sollen Betroffeneandersalsheutesobehandeltwerden,<br />
als wenn sie bis zum aktuellen<br />
Rentenalter gearbeitet hätten.<br />
Unterdessen zeigt sich, dass immer<br />
mehr Ältere in Deutschland<br />
einen Job haben. Der Anteil der Beschäftigten<br />
in der Altersgruppe der<br />
60- bis 64-Jährigen ist im vergangenen<br />
Jahr auf um zwei Prozentpunkte<br />
auf 58 Prozent gestiegen, heißt es im<br />
Rentenversicherungsbericht.Im Jahr<br />
2000 hatte der Anteil der Älteren mit<br />
Jobnoch bei 20 Prozent gelegen.<br />
Im vergangenen Jahr arbeiteten<br />
laut Bericht 64 Prozent der 60- bis 64-<br />
jährigen Männer sowie 53 Prozent<br />
der Frauen. 2017 waren Arbeitnehmer<br />
den Angaben zufolge im Schnitt<br />
mit 64,1 Jahren in Rente gegangen.<br />
2000 lag das tatsächliche Renteneintrittsalter<br />
noch bei 62,3 Jahren.<br />
zur Behandlung eines Patienten mit<br />
Schlaganfall von imSchnitt 90 auf<br />
20 Minuten verkürzen. Diese Zeitersparnis<br />
kann den Unterschied zwischen<br />
Genesung und lebenslangem<br />
Pflegefall ausmachen.<br />
Zwei Drittel aller Umsätze habe<br />
sein Konzern mit innovativen Produkten<br />
gemacht, die nicht älter als<br />
drei Jahre sind, schwärmt Montag.<br />
VomHoffnungsträger Atellica seien<br />
allein im Schlussquartal von Juli bis<br />
September knapp 1000 Analysesysteme<br />
ausgeliefertworden. Im laufenden<br />
Geschäftsjahr sollen davon bis<br />
zu 3500 Stück verkauft werden und<br />
im Jahr darauf doppelt so viele. Damit<br />
könnte Siemens Healthineers<br />
dann auch in der Diagnosesparte<br />
zum bisherigen Weltmarktführer Roche<br />
aufschließen.<br />
Warum die<br />
Italien-Krise so<br />
gefährlich ist<br />
Romstößtinder Euro-Zone<br />
aufblankesUnverständnis<br />
Von Detlef Drewes<br />
Die italienische Krise könnte den<br />
ganzen Euro-Raum infizieren.<br />
Müssen die Bürger in den 19 Staaten,<br />
in denen der Euro das Zahlungsmittel<br />
ist, wieder um ihr Geld fürchten?<br />
Die Finanzminister der WährungsunionwarensichamMontaginBrüssel<br />
einig: Die Regierung in Rom darf<br />
ihren geldpolitischen Schlingerkurs<br />
nicht fortsetzen. Diewichtigsten Fragen<br />
und Antworten.<br />
Wassollte Italien aus EU-Sicht tun?<br />
Mit den Vorgängerregierungen<br />
wurde vereinbart, dass die Neuverschuldung<br />
2019 höchstens 0,8 Prozent<br />
des Bruttoinlandsprodukts betragen<br />
darf. Gleichzeitig müssten Reformen<br />
angegangen werden, um die<br />
Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen<br />
und neue Jobs zu schaffen.<br />
Und washat die Regierung geplant?<br />
Der Haushaltsentwurf sieht eine<br />
dreimal so hohe Neuverschuldung<br />
vor (2,4 Prozent). Das ist zwar noch<br />
unter der Grenze, die bis zu drei Prozent<br />
erlaubt, aber dennoch ein klarer<br />
Verstoß gegen die Regeln.<br />
Wassagen die Finanzmärkte?<br />
Die Renditen für italienische<br />
Staatsanleihen steigen wöchentlich.<br />
Sie liegen derzeit bei etwa drei Prozentpunkten.<br />
Vier Prozentpunkte<br />
gelten als Grenze, dann wird das Leihen<br />
vonGeld zunehmendunbezahlbar.Die<br />
drei großen Ratingagenturen<br />
haben die Bonität italienischer<br />
Papierebereits auf die letzte Stufe vor<br />
dem Ramschniveau heruntergestuft.<br />
Gibt es eigentlich so etwas wie einen<br />
kritischen Punkt?<br />
Ja. Allgemein wird davon ausgegangen,<br />
dass eine Regierung dann<br />
einen Offenbarungseid leisten muss,<br />
wenn die Staatsverschuldung stärker<br />
steigt als die Wirtschaftsleistung. Das<br />
dürfte in Italien schon in den nächsten<br />
Monaten der Fall sein.<br />
Kann die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) nicht helfen?<br />
Das würde EZB-Präsident Mario<br />
Draghi, selbst Italiener, nur zu gern<br />
tun. Allerdings erfüllt Italien eine<br />
wichtige Voraussetzung ohnehin<br />
nicht: DieEZB darfnur die Staatsanleihen<br />
jener Länder kaufen, die reformwillig<br />
sind. Und Reformen hat<br />
Rombisher strikt abgelehnt.<br />
Wie stehen die anderen Euro-Staaten<br />
zu dem Kurs der Italiener?<br />
Im Kreisder Euro-Finanzminister<br />
gibt es nicht einen, der Verständnis<br />
für Italien hat – alle forderten am<br />
Montag die Regierung in Rom auf,<br />
sich an die Regeln zu halten. Diehat<br />
bis zum 13. November Zeit, den<br />
Haushalt zu überarbeiten.<br />
Und wenn Rom sich weigert?<br />
Dann wird die EU-Kommission<br />
das festgelegte Strafverfahren in<br />
Gang setzen. Es sieht am Ende Geldbußen,<br />
eventuell sogar den Entzug<br />
vonFördergeld aus Brüssel vor. Aber<br />
das müssten die Finanzminister einstimmig<br />
beschließen –was derzeit<br />
nicht wahrscheinlich ist, auch wenn<br />
sie den Kurs der italienischen Koalition<br />
eigentlich ablehnen.<br />
Wie groß ist die Gefahr für den Euro?<br />
DasRisiko ist hoch. Wenn die italienische<br />
Regierung so weitermacht,<br />
ihr Plan, höheres Wachstum zu<br />
schaffen, nicht aufgeht und frisches<br />
Geld immer teurer wird, geraten die<br />
Banken in Schwierigkeiten. Dann<br />
dürfte Rom Hilfen vom Euro-Raum<br />
erwarten, die weder der ESM-Notfallfonds<br />
noch die EZB leisten können.<br />
Sollten außerdem Spekulanten<br />
(wie in der Griechenland-Krise)<br />
gegen das Land und die Gemeinschaftswährung<br />
vorgehen, gerät die<br />
Lage leicht außer Kontrolle.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Chinas<br />
verpasste<br />
Chancen<br />
Für eine Marktöffnung<br />
ist es inzwischenzuspät<br />
Von Felix Lee<br />
Bei der Eröffnung der China International<br />
Import Expo am Montag<br />
in Shanghai hat der chinesische<br />
Staats- und Parteichef Xi Jinping zugesagt,<br />
Handels- und Investitionshemmnisse<br />
für ausländische Unternehmen<br />
abzubauen. Zugleich will er<br />
den Konsum von Waren aus dem<br />
Ausland in seinem Land fördern. Es<br />
ist die erste Importmesse in China.<br />
Sie soll die Marktöffnung demonstrieren.<br />
Xi versprach, Zölle zu senken und<br />
den Marktzugang zu verbessern. Zudem<br />
kündigte er an, Urheberrechte<br />
stärker zu schützen. Mehr als 3000<br />
Unternehmen aus 130 Ländern stellenaufderImportmesseihreProdukte<br />
aus.Seine Regierung wolle in China<br />
ein „Geschäftsumfeld von Weltklasse“<br />
schaffen, versprach Xi. „Wir<br />
meinen es ernst mit der Öffnung des<br />
chinesischen Markts.“<br />
Das Publikum, zumeist Unternehmer<br />
und Wirtschaftspolitiker aus<br />
aller Welt, spendete höflich Beifall.<br />
Doch große Begeisterung wollte<br />
nicht aufkommen –zuhäufig hätten<br />
die Anwesenden in den vergangenen<br />
Jahren Versprechen dieser Artschon<br />
zu hören bekommen, berichtet ein<br />
Teilnehmer.Zudem überschattet der<br />
vonUS-Präsident Donald Trump losgetretene<br />
US-chinesische Handelskrieg<br />
den Welthandel. „Chinas Maßnahmen<br />
kommen zu spät“, sagt ein<br />
in Shanghai ansässiger deutscher<br />
Unternehmer. Peking hätte seine<br />
Märkte viel früher öffnen sollen.<br />
Dann hätte Trump auch nicht so viel<br />
Munition gegen China zur Verfügung<br />
gestanden.<br />
SeitAnfangSeptembersindinden<br />
USA die Strafzölle gegen Waren aus<br />
China in Kraft. Betroffen ist rund die<br />
Hälfte aller chinesischen US-Importe.<br />
Die chinesische Führung hat ihrerseits<br />
Strafzölle auf Waren aus den<br />
USA erhoben –jedoch in Höhe eines<br />
sehr viel geringeren Warenwerts.<br />
China importiert eben weit weniger<br />
aus den USA als umgekehrt. Trump<br />
wirft den Chinesen vor, Schlüsselbranchen<br />
abzuschotten und geistiges<br />
Eigentum anderer nicht ausreichend<br />
zu schützen. Zudem zwingt<br />
China ausländische Unternehmen in<br />
China zum Techniktransfer.<br />
Wasdie chinesische Führung mit<br />
der Ausrichtung der Importmesse in<br />
diesen Tagen jedoch zu verkennen<br />
scheint: Längst geht es Trump nicht<br />
mehr nur darum, dass China den<br />
USA mehr Warenabkauft. Er will Chinas<br />
Aufstieg zu einer Hightechnation<br />
stoppen. Besonders die von der chinesischen<br />
Regierung ausgerufene<br />
Strategie „Made in China 2025“ ist<br />
dem US-Präsidenten ein Dorn im<br />
Auge.<br />
Mit dieser industriepolitischen<br />
Qualitätsoffensive will China weg<br />
von billiger Massenware, hin zum<br />
Marktführer in der Hochtechnologie.<br />
Trump sieht darin einen Angriff auf<br />
die USA –den bisherigen Technologieführer.Erist<br />
gar nicht interessiert<br />
an einer raschen Einigung mit China.<br />
Für Peking ist es daher derzeit geradezu<br />
unmöglich, eine Lösung zu finden.<br />
„Wirmeinenesernst“: Staatschef Xi Jinping<br />
verspricht –mal wieder –, Chinas<br />
Märkte für Importe zu öffnen. IMAGO/DAWEI<br />
Flaute in der Windkraftbranche<br />
Immer weniger Anlagen werden gebaut, weil die Hürden steigen und die Rendite schwindet<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Verkehrte Welt. Die Windenergiebranche<br />
fordert<br />
beharrlich, dass erheblich<br />
mehr Anlagen aufgestellt<br />
werden müssen, die eine frische BriseinelektrischeEnergieumwandeln.<br />
Bei der jüngsten Ausschreibung für<br />
neue Windräder haben sich aber erheblich<br />
weniger Projektentwickler<br />
gemeldet, als möglich gewesen wäre.<br />
Die Gründe für die Flaute sind vielfältig.<br />
Klar ist: DiePolitik muss handeln,<br />
um bei der Energiewende in der Spur<br />
zu bleiben.<br />
Die Bundesnetzagentur in Bonn<br />
teilte gerade mit, bei der Auktion seien<br />
Zuschläge für neue Anlagen an<br />
Land mit einer Gesamtleistung von<br />
lediglich 363 Megawatt vergeben<br />
worden. Dabei wollte die Behörde<br />
eigentlich Lizenzen zum Aufstellen<br />
von Windrädern für 670 Megawatt<br />
unter die Projektentwickler bringen.<br />
Netzagenturpräsident Jochen Homann<br />
stellt nüchtern fest: „Trotz<br />
einer theoretisch ausreichenden<br />
Zahl an Genehmigungen war die<br />
Ausschreibungsrunde deutlich<br />
unterzeichnet.“ So etwas gab es bislang<br />
noch nicht.<br />
Zwar waren die Angebote auch<br />
schon bei einer Auktion im Frühjahr<br />
dieses Jahres eher bescheiden ausgefallen.<br />
Doch die Größenordnung von<br />
mehr als 300 nicht verteilten Megawatt<br />
verwundert, zumal der Bundesverband<br />
Windenergie (BWE) einräumt,dassfürdieAuktionsogarProjekte<br />
in einem Umfang von insgesamt<br />
921 Megawatt zugelassen waren.<br />
Wasist da los? „Die Ergebnisse der<br />
Ausschreibungen lassen die Sorgenfalten<br />
innerhalb der Branche wachsen“,<br />
sagt BWE-Präsident Hermann<br />
Albers. Der politisch ausgelöste Einbruch<br />
der Windenergie setzesich ungebremst<br />
fort.<br />
Ständig neue Anforderungen<br />
Für ihn hat die Zurückhaltung der<br />
Projektentwickler vorallem damit zu<br />
tun, dass sie mit den Genehmigungen<br />
für das Aufstellen von Windrädern<br />
viel Ärger haben. Die Anforderungen<br />
der Behörden für neue Anlagen<br />
würden ständig erhöht. Es mangele<br />
zudem im gesamten Land an<br />
rechtssicheren Regionalplänen, die<br />
den Ausbau festschreiben. Überdies<br />
nähmen die Klagen gegen bereits erteilte<br />
Genehmigungen weiter zu.<br />
Waseinleuchtet: Wenn beispielsweise<br />
Anwohner ein Vorhaben gerichtlich<br />
anfechten, dann wird ein<br />
Projektentwickler nicht unbedingt<br />
mit diesem Windpark ineine Ausschreibung<br />
gehen. Denn die Unternehmen<br />
haben es mit relativ engen<br />
Umsetzungsfristen zu tun. Innerhalb<br />
von zweieinhalb Jahren müssen sie<br />
die Windanlagen nach der Genehmigung<br />
realisieren. Und zweieinhalb<br />
Jahresind bei Gerichtsverfahren keine<br />
lange Zeit.<br />
Matthias Zelinger schlägt indes in<br />
die gleiche Kerbe wie der BWE: „Es<br />
muss verlässlicher, aber vor allem<br />
einfacher werden, Projekte zur Ge-<br />
„GUTES GESAMTPAKET“ FÜR AUSBAU DES ÖKOSTROMS<br />
Union und SPD haben den Kompromiss der<br />
<strong>Berliner</strong> Koalition beim schnelleren Ökostromausbau<br />
als „gutes Gesamtpaket“ gelobt.<br />
„Entscheidend ist für uns, dass wir wieder<br />
zu mehr Akzeptanz bei der Windkraft an<br />
Land kommen“, heißt es in dem gemeinsamen<br />
Papier der Parteien.<br />
Das Weihnachtsgeld wird immer<br />
öfter im Internet ausgegeben. Dem<br />
stationären Handel drohen deshalb<br />
im gerade beginnenden Weihnachtsgeschäft<br />
trotz der guten Konsumstimmung<br />
Umsatzeinbußen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt die Unternehmensberatung<br />
EY.<br />
„Die großen Onlineanbieter bauen<br />
ihre Marktmacht kontinuierlich<br />
aus und können sich ein immer größeres<br />
Stück vom Kuchen sichern –<br />
zulasten des stationären Handels,<br />
der sich in Summe auf ein leicht rückläufiges<br />
Geschäft mit Weihnachtsgeschenken<br />
einstellen muss“, sagte EY-<br />
VomJahr 2020 an soll es deshalb zu einer<br />
„bedarfsgerechten Nachtbeleuchtung“bei<br />
Windkraftanlagen kommen. Zudem soll unter<br />
Beteiligung der Bundesländer über Mindestabstände<br />
und Höhenbegrenzungen für Windräder<br />
sowie eine Veränderung vonPlanungsverfahren<br />
gesprochen werden.<br />
Handelsexperte Thomas Harms. Der<br />
Umfrage zufolge kauft bereits gut jeder<br />
Fünfte Weihnachtsgeschenke lieber<br />
online.Zum Vergleich: Voreinem<br />
Jahr war der Anteil der E-Commerce-<br />
Nutzer nur halb so hoch.<br />
Der Onlinehandel profitiere davon,<br />
dass die Deutschen inzwischen<br />
zu Weihnachten seltener zu traditionellen<br />
Geschenken wie Büchern<br />
oder Kleidung greifen. „Heute werden<br />
besondereErlebnisse,Veranstaltungsbesuche<br />
und Reisen verschenkt“,<br />
berichtete Harms. Diese<br />
Art von Geschenken werde inerster<br />
Linie im Internet gekauft.<br />
nehmigung zu entwickeln und damit<br />
an den Auktionen teilzunehmen“,<br />
betont der Geschäftsführer des Verbands<br />
VDMA Power Systems. Essei<br />
zu einer erheblichen Herausforderung<br />
geworden, neue Windenergieprojekte<br />
zu starten, meint auch Stefan<br />
Kapferer, Geschäftsführer des<br />
Bundesverbands der Energie- und<br />
Wasserwirtschaft. Aktuell liege der<br />
Umfang neu genehmigter Projekte<br />
bei Windkraft an Land „mit monatlich<br />
etwa 120 Megawatt auf einem<br />
historischen Tiefststand“. Es zeichne<br />
sich ab,dass die Verfügbarkeit geeigneter<br />
Flächen für die Windenergie<br />
zum drängendsten Problem werde.<br />
Hinter all diesen Argumenten<br />
steckt, dass gewissermaßen der Vorrat<br />
angenehmigten Anlagen zunehmend<br />
schwindet. Es ist ein offenes<br />
Geheimnis in der Branche, dass die<br />
Projektentwickler mit den Vorhaben,<br />
die alle erforderlichen Stempel haben,<br />
derzeit sehr sorgsam umgehen.<br />
Das bedeutet, dass sie sich genau<br />
überlegen, ob sie bei einer Ausschreibung<br />
überhaupt antreten.<br />
Warten aufhöhere Vergütungen<br />
Denn je größer die Zahl der Bewerber<br />
ist, desto niedriger sind tendenziell<br />
die Zuschlagpreise, die die Betreiber<br />
für das Einspeisen von Windstrom<br />
für 20 Jahregezahlt bekommen. Also<br />
warten sie lieber ab, bis höhere Vergütungen<br />
zu erzielen sind. So wurde<br />
denn auch bei der jüngsten Versteigerung<br />
ein durchschnittlicher Zuschlagswert<br />
von genau 6,26 Cent erzielt.<br />
Dasliegt nur ganz knapp unter<br />
dem maximal zulässigen Höchstgebot<br />
von6,30Cent.<br />
Auffällig ist außerdem, dass bei<br />
den vier Ausschreibungen in diesem<br />
Jahr die Zuschlagswerte kontinuierlich<br />
gestiegen sind. All dies macht<br />
plausibel, dass Projektentwickler<br />
mehr als 500 Megawatt Windstrom<br />
bei der jüngsten Ausschreibung erst<br />
gar nicht ins Rennen geschickt haben<br />
–das Ergebnis dieses Taktierens<br />
aber ist, dass die Energiewende gebremst<br />
wird.<br />
An Ideen, wie wieder mehr Bewegung<br />
in die Windbranche gebracht<br />
werden kann, mangelt es allerdings<br />
nicht. Zelinger etwa fordert, „politische<br />
Risiken“ zu minimieren. So seien<br />
die jüngsten Initiativen der Bundesländer<br />
Nordrhein-Westfalen und<br />
Brandenburg „zu unberechenbaren<br />
und verschärften Genehmigungsregeln“<br />
vollkommen kontraproduktiv.<br />
Beide Landesregierungen wollen im<br />
Bundesrat durchsetzen, dass die Verfahren<br />
stärker in die Kommunen verlagertwerden.<br />
Albers macht sich indes erneut für<br />
ein „klares Zeit- und Mengengerüst“<br />
stark, das festlegt, wie die Bundesregierung<br />
ihr Ziel bis 2030 –ein Anteil<br />
der erneuerbaren Energien von<br />
65 Prozent am gesamten Strommix –<br />
erreichen will. Pläne fürs nächste<br />
Jahrzehnt stehen aus. Klar ist aber,<br />
dass der sogenannte Ausbaupfad bei<br />
Windenergie an Land deutlich verbreitert<br />
werden müsste: von<br />
2800 Megawatt auf 4500 bis<br />
5000 Megawatt proJahr.<br />
Das Weihnachtsgeld ist kein Auslaufmodell<br />
Die meisten Beschäftigten in Deutschlanderhalten eine Sonderzahlung –und kaufenGeschenkeimmeröfter im Internet<br />
Von Erich Reimann<br />
Knapp neun von zehn Tarifbeschäftigten<br />
in Deutschland<br />
(86,8 Prozent) erhalten in diesem<br />
Jahr Weihnachtsgeld. Wiedas Statistische<br />
Bundesamt mitteilte, beträgt<br />
das durchschnittliche Weihnachtsgeld<br />
2583 Euro brutto, das sind<br />
2,3 Prozent mehr als im Vorjahr.Zwischen<br />
Ostund West gibt es aber weiter<br />
Unterschiede: Im Durchschnitt<br />
liegt das Weihnachtsgeld der Tarifbeschäftigten<br />
in Westdeutschland mit<br />
2595Euroum3,8Prozenthöheralsin<br />
Ostdeutschland (2499 Euro).<br />
SchlechteQuote:Die Bundesnetzagentur wollte Lizenzenfür 670Megawatt vergeben<br />
–die Auktionbrachte aber nur Zuschläge für insgesamt 363 Megawatt.<br />
IMAGO<br />
Zwar besorgt sich eine knappe<br />
Mehrheit der Deutschen (53 Prozent)<br />
Weihnachtsgeschenke nach wie vor<br />
am liebsten bei den Einzelhändlern<br />
vorOrt –vor allemweilsich die Ware<br />
dort besser beurteilen lässt und sofortmitgenommen<br />
werden kann. Allerdings<br />
sinkt die Zahl der Einkaufsstraßenfans<br />
rapide.<br />
Voreinem Jahr gaben noch mehr<br />
als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten<br />
an, einen Shoppingbummel<br />
dem Einkauf im Netz vorzuziehen.<br />
Rund ein Viertel der Befragten hatte<br />
keine besonderen Vorlieben genannt.<br />
(dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Apple kürzt Produktion<br />
des neuen iPhones<br />
Dasneue günstige iPhone XR ist offenbar<br />
nicht so gefragt wie von<br />
Apple erhofft. Diedafür abgestellten<br />
Produktionskapazitäten bei den beiden<br />
führenden FertigernFoxconn<br />
und Pegatron seien nicht ausgelastet,<br />
berichtet die japanische Wirtschaftszeitung<br />
„Nikkei“. So seien bei<br />
Foxconn 60 Produktionslinien für<br />
das iPhone XR eingerichtet worden<br />
vondenen lediglich rund 45 in Betrieb<br />
seien. Dasbedeute,dass pro<br />
Tagrund 100000 Modelle weniger<br />
hergestellt würden, als es die Prognose<br />
vorsah. BeiPegatron seien Pläne<br />
für einen Ausbau der Produktion<br />
auf Eisgelegt worden, hieß es unter<br />
Berufung auf Kreise in der Zuliefererbranche<br />
weiter. (dpa)<br />
Immer mehr Gründer<br />
setzen auf innovative Ideen<br />
In Deutschland wurden im vergangenen<br />
Jahr deutlich mehr innovative<br />
Unternehmen ins Leben gerufen.<br />
2017 riefen 108000 Gründer rund<br />
60000 Start-ups ins Leben, zeigt eine<br />
am Montag veröffentlichte Studie<br />
der Förderbank KfW.ImVorjahr warenesmit<br />
93000 Gründernund<br />
54000 Start-ups noch deutlich weniger.Zuden<br />
Gründernzählt die KfW<br />
jene,die innovativeProdukte auf<br />
den Marktbringen oder auf schnelles<br />
Wachstum zielen und bestenfalls<br />
beides im Sinn haben. Damit unterscheiden<br />
sich Start-up-Gründer von<br />
üblichen Gründern, die sich mit bekannten<br />
Geschäftsideen selbstständig<br />
machen. LetztereGründungen<br />
sind starkzurückgegangen. (dpa)<br />
Nachfrage nach Maschinen<br />
schwächelt im September<br />
Deutsche Maschinen sindwenigergefragt<br />
–zumindest im Ausland. DPA/ANSPACH<br />
Deutschlands Maschinenbauer haben<br />
im September die Zurückhaltung<br />
der Kunden wegen internationaler<br />
Handelskonflikte zu spüren<br />
bekommen. DerAuftragseingang erreichte<br />
lediglich das Niveau des Vorjahresmonats,wie<br />
der Branchenverband<br />
VDMA am Montag in Frankfurtmitteilte.Die<br />
Bestellungen aus<br />
dem Ausland sanken bereinigt um<br />
Preissteigerungen um zwei Prozent.<br />
„Die Unternehmen spüren die Verunsicherung<br />
der Kunden durch die<br />
weltpolitischen Baustellen“, hieß es.<br />
Inlandsbestellungen legten hingegen<br />
um sechs Prozent zu. (dpa)<br />
Inflation in der Türkei<br />
steigt auf über 25 Prozent<br />
DerAbsturzder türkischen Landeswährung<br />
Lirahat die Inflation in der<br />
Türkei weiter steigen lassen. Wiedas<br />
nationale Statistikamt am Montag<br />
mitteilte,lagen die Verbraucherpreise<br />
im Oktober 25,24 Prozent höher<br />
als ein Jahr zuvor.ImVormonat hatte<br />
die Teuerungsrate 24,52 Prozent<br />
betragen. DerPreisanstiegimOktober<br />
ist der stärkste seit Mitte 2003,<br />
also seit gut 15 Jahren. DiehoheInflation<br />
ist vorallem eine Folge der<br />
starken Kursverluste der türkischen<br />
Lira. DieEntwicklung verteuertEinfuhren<br />
in die Türkei, auf die das<br />
Land angewiesen ist. DieTürkei<br />
weist ein chronisches Leistungsbilanzdefizit<br />
auf, importiertalso mehr<br />
Waren, als ausgeführtwerden. (dpa)
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Denkmalschutz<br />
ZITAT<br />
Kauft den<br />
Teufelsberg zurück!<br />
Silvia Perdoni<br />
will, dass Berlin die Geschickeder<br />
Erinnerungsstätte selbst lenkt.<br />
„Wir können nicht<br />
immer alles<br />
den Politikern<br />
aufhalsen.“<br />
Die Alliierten schredderten in der<br />
Spionagestation auf dem Teufelsberg<br />
bis zu zwei Tonnen Papier proTag. Abhörprotokolle<br />
so schwer wie zwei Kleinwagen.<br />
Zu lernen ist das auf einer Führung<br />
durch die alte Anlage. Und vielleicht begreifen<br />
Nachwendekinder zwischen den<br />
löchrigen Radarkuppeln am besten, was<br />
Kalter Krieg bedeutet. Wie fiebrig dieser<br />
Konflikt zwischen dem Warschauer Pakt<br />
und dem Westen ablief, der täglich solch<br />
monströse Mengen Papier vernichtete.<br />
Nicht nur deshalb steht das Areal um<br />
die Abhörstation nun zurecht unter Denkmalschutz.<br />
Aufgeschüttet aus den Trümmerndes<br />
Zweiten Weltkriegs,die den Rohbau<br />
von Hitlers Wehrtechnischer Fakultät<br />
unter sich begruben, liegen das Grauen<br />
des vergangenen Jahrhunderts und seine<br />
jahrzehntelangen Nachwehen vielleicht<br />
nirgendwo so nah beieinander wie hier.<br />
Doch will die Stadt diesen Ortzueiner<br />
lebendigen Geschichtsstätte machen,<br />
braucht es mehr als das Denkmalsiegel.<br />
Denn die Abhörstation verfällt. Es erscheint<br />
unwahrscheinlich, dass die private<br />
Eigentümergemeinschaft, die auf dem Gelände<br />
seit den 90er-Jahren mit verschiedenen<br />
Bauplänen scheiterte, sich der Erhaltung<br />
in gewünschtem Umfang annimmt.<br />
Obwohl der Denkmalschutz neue Fördergelder<br />
ermöglicht, dürfte für Investoren<br />
auf dem mit hohen Hypotheken belasteten<br />
Areal kaum Profit zu machen sein.<br />
Um den seit zwei Jahrzehnten andauernden<br />
Stillstand zu beenden, sollte der<br />
Senat einen Rückkauf des Geländes nicht<br />
länger kategorisch ausschließen –selbst<br />
dann nicht, wenn dafür ein mittlerer<br />
zweistelliger Millionenbetrag nötig wäre.<br />
Denn nur so erhielte Berlin die Chance,<br />
die Geschicke dieser einmaligen Stätte<br />
endlich selbst in die Hand zu nehmen.<br />
CDU<br />
Die neue<br />
Piratenpartei<br />
Daniela Vates<br />
staunt über denAnsturmder Kandidaten<br />
für die Merkel-Nachfolge.<br />
Eshat schon etwas Komisches: Angela<br />
Merkel hat ihren Rückzug angekündigt<br />
und in der CDU hat nun ein echter<br />
Ansturm eingesetzt auf ihren bisherigen<br />
Job als Parteivorsitzende. Zuden prominenten<br />
Namen kommen mittlerweile<br />
neun weitere Interessenten. Ein wahres<br />
Getümmel findet da also statt –ineiner<br />
Partei, die sich bislang sicher nicht als Basisbewegung<br />
verstanden hat und in der<br />
die Auswahl schon zwischen zwei Kandidaten<br />
als revolutionär galt. Der angeblichen<br />
Sozialdemokratisierung folgt nun<br />
also die Piratenparteiisierung der CDU.<br />
Eine Auswirkung auf die Wahl des oder<br />
der neuen Vorsitzenden könnte das dennoch<br />
haben: DieBewerber sollen sich auf<br />
Regionalkonferenzen der Parteibasis vorstellen<br />
–ein sinnvolles Vorgehen. Doch je<br />
mehr Bewerber auf die Bühne treten,<br />
umso weniger Zeit bleibt für den Einzelnen,<br />
um seine Ideen vorzustellen und auf<br />
kritische Nachfragen der Parteimitglieder<br />
antworten zu müssen. Mit anderen Worten:<br />
Wenn der Kandidatenpool sehr in die<br />
Breite geht, fehlt in dieser begrenzten<br />
Form der Auseinandersetzung die Tiefe.<br />
Es wird dann ein Wettbewerb der Schlagworte<br />
und der Schlagfertigkeit werden,<br />
nicht einer der Nachdenklichkeit.<br />
Es ist nicht ausgeschlossen, dass<br />
manch einer der aussichtsreichen Kandidaten<br />
daran sogar ein Interesse hätte.Wer<br />
die Regionalkonferenzen für sich entscheidet,<br />
ist schließlich klar im Vorteil. Es<br />
ist kaum denkbar,dass sich die Parteitagsdelegierten<br />
gegen die Basis stellen. Es<br />
geht dabei im Übrigen nicht nur um die<br />
künftige Person an der Spitze. Es geht<br />
auch um die Frage, obdie CDU die Ära<br />
Merkel nicht nur beendet, sondern auch<br />
mit ihr bricht.<br />
Eigentlich wusste man ja schon seit<br />
einiger Zeit, wesGeistes Kind Hans-<br />
Georg Maaßen ist, welche Affekte<br />
ihn treiben und zu welch kalter Arroganz<br />
er bei Gelegenheit neigt. 2002 zum<br />
Beispiel ging es um die Frage,obman den wegen<br />
Terrorverdachts in Guantánamo einsitzenden<br />
Deutsch-Türken Murat Kurnaz nach<br />
Deutschland zurückkehren lassen sollte.<br />
Maaßen war damals Beamter im Bundesinnenministerium<br />
und schrieb ein Rechtsgutachten,<br />
in dem stand, man müsse Kurnaz<br />
nicht mehr in die Bundesrepublik einreisen<br />
lassen, schließlich habe er sich „länger als<br />
sechs Monate im Ausland aufgehalten“. Dabei<br />
hatte sich Kurnaz ja im Ausland aufhalten<br />
müssen –inGuantánamo nämlich. Maaßen<br />
wendete auch noch seine Inhaftierung gegen<br />
ihn. Zynischer geht es kaum.<br />
Nun sollte man an der Spitze eines Inlandsgeheimdienstes<br />
keinen Softie erwarten.<br />
Nicht erst seit James Bond wissen wir:<br />
Das ist ein hartes Geschäft. Bei der Lektüre<br />
von Maaßens Abschiedsrede bleibt einem<br />
aber trotz der bekannten Vorgeschichte um<br />
die Geschehnisse in Chemnitz die Spucke<br />
weg. Sieist vonIngredienzien durchsetzt, die<br />
uns aus dem Rechtspopulismus bestens bekannt<br />
sind. So spricht Maaßen tatsächlich<br />
vonlinksradikalen Kräften in der SPD,geriert<br />
sich „als Kritiker einer idealistischen, naiven<br />
und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik“<br />
und wirft deutschen Medien ein Maßan<br />
Manipulation vor, das über das in Russland<br />
übliche Maß noch hinausgehe. Zu guter<br />
Letzt lässt der 55-Jährige wissen, dass er sich<br />
„auch ein Leben außerhalb des Staatsdienstes<br />
zum Beispiel in der Politik oder in der<br />
Wirtschaft vorstellen“ könne.Man muss das<br />
alsVersuch deuten, sich der AfD anzudienen.<br />
Diehat ja längst angebissen.<br />
Am 9. November 1918 wurde die erste<br />
deutsche Republik ausgerufen, vor 29<br />
Jahren fiel am gleichen Tagdie Mauer.Damit<br />
lassen sich die Gedenktage gleichen Datums –<br />
95 Jahre Hitlerputsch und 80 Jahre Pogromnacht<br />
–überblenden. Undsomancher redet<br />
sich ein: „Die guten Linien unserer Geschichte<br />
sind stärker als die bösen.“ Doch verbindet<br />
unsere vier November-Ereignisse<br />
nicht allein der Kalendertag. Weil die deutsche<br />
Teilung Folge des Zweiten Weltkriegs<br />
war, hängt der 9. November 1989 mit dem 9.<br />
November 1923 und 1938 zusammen. Auch<br />
finden sich unter jenen, die 1989 riefen „Wir<br />
sind dasVolk“ nicht wenige,die heute Pegida-<br />
Aufmärsche und AfD-Agitation bevorzugen.<br />
Einsolcher Wandel hatte sich auch in der<br />
sehr viel schwierigeren Zeit zwischen 1918<br />
und 1933 vollzogen, und der zwingt zur<br />
Skepsis: Wäre Hitler ohne Republik und Demokratie<br />
jemals zur Macht gelangt? Hätte<br />
sich der deutsche Antisemitismus ohne Demokratie<br />
derart radikal formieren können?<br />
Vorgenau hundertJahren, in den letzten Tagen<br />
des Kaiserreichs,stellte sich der Münchner<br />
Staatswissenschaftler Arthur Cohen<br />
(1864–1940) solche Fragen. Angesichts der<br />
hereinbrechenden Zeitenwende konstatierte<br />
er die „auffallende Erscheinung, dass<br />
sich in einem Lande der Antisemitismus oft<br />
erst dann so recht bemerkbar macht, wenn<br />
die Demokratie erstarkt“. Diese Sorgebestätigte<br />
die Demokratisierung des österreichischen<br />
Wahlrechts von1896 exemplarisch. So<br />
gesehen entstanden in der nationalistisch<br />
Hans-Georg Maaßen<br />
Radikal<br />
nach rechts<br />
Markus Decker<br />
fragt sich, ob es noch mehr Beamte gibt, die Ansichten wie der<br />
bisherigeVerfassungsschutz-Chef hegen.<br />
Die Behauptung von den linksradikalen<br />
Kräften in der SPD dient im Netz allein noch<br />
als Stoff für schlechte Witze. Im Übrigen gibt<br />
es freilich nichts zu lachen. Dass ein Mann,<br />
der vor der islamistischen Radikalisierung<br />
von Kindern warnt und Rechtsextremisten<br />
in Schutz nimmt, Radikale ausgerechnet in<br />
der Sozialdemokratie ausgemacht haben<br />
will, legt seine Feindbildstruktur erschreckend<br />
offen. Der bisherige Präsident des<br />
Bundesamtes für Verfassungsschutz, der die<br />
Demokratie vor Radikalen schützen sollte,<br />
weiß nicht nur nicht, was einen zur Loyalität<br />
verpflichteten Beamten von einem Politiker<br />
unterscheidet. Er war zumindest zuletzt<br />
höchstpersönlich ein Radikaler –ein Radikaler<br />
im öffentlichen Dienst. Dies gilt umso<br />
KOLUMNE<br />
Der 9. November,<br />
ein Tagzwischen<br />
Gut und Böse<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
geprägten Welt von1918 mit der „Herrschaft<br />
der Masse,das heißt der größeren Masse“ erhebliche<br />
Gefahren für die jüdische Minderheit.<br />
Zumal sich, so Cohen,„die Angehörigen<br />
der Majorität“ mitVorliebe„auf die Minorität<br />
werfen“, weil ein solcher Kampf leicht zu gewinnen<br />
ist und meist „die Ausschaltung der<br />
Konkurrenz bezweckt“.<br />
Häufig wirdzurVerteidigung derWeimarer<br />
Demokratie angeführt, sie sei von Anfang an<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
mehr, als Maaßen die Abschiedsrede über<br />
drei Wochen nach der Entscheidung gehalten<br />
hat, ihn doch zu degradieren. Nein, mit<br />
einer emotionalen Überreaktion kann das<br />
alles nicht erklärtwerden.<br />
Die Kritik am jetzt düpierten Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer,der Maaßen bis<br />
zu diesem Montag gewähren ließ und ihn sogar<br />
befördern wollte, ist unterdessen Allgemeingut.<br />
Der Minister hat den Chef des Inlandsgeheimdienstes<br />
erst rausgeschmissen,<br />
als die Abschiedsrede öffentlich wurde und<br />
es wirklich gar nicht mehr anders ging. Nach<br />
eigener Aussage hat der CSU-Politiker auch<br />
erst am Freitag vonder Abschiedsrede erfahren,<br />
das Parlamentarische Kontrollgremium<br />
hingegen bereits am Donnerstag. Er ist also<br />
nicht auf Ballhöhe.Und er kann noch immer<br />
keinen Nachfolger für Maaßen benennen,<br />
sondern setzt dessen Stellvertreter Thomas<br />
Haldenwang lediglich kommissarisch ein.<br />
Es war indes der sozialdemokratische Innenminister<br />
Otto Schily,der Maaßen mit den<br />
Worten lobte,dieser sei „einer der besten Beamten,<br />
die ich je kennengelernt habe“. Seehofers<br />
Vorgänger Thomas de Maizière wiederum,<br />
der bereits reichlich Anlass hatte,<br />
sich vonMaaßen zu trennen, tat es nicht. Es<br />
fragt sich: Warum? Auch fragt sich, ob Maaßen<br />
der einzige in Führungskreisen der deutschen<br />
Sicherheitsbehörden ist, der so denkt,<br />
wie er denkt –oder ob er die Spitze des Eisberges<br />
markiert. Daswärealarmierend.<br />
Der Fall Maaßen ist fürs Erste zuEnde.<br />
Womöglich wird man ihn in der Politik wiedersehen,<br />
irgendwann im Bundestag schräg<br />
hinter Alexander GaulandoderAlice Weidel.<br />
Doch die Frage, obdieser Hans-Georg Maaßen<br />
mehr aussagt über Polizei und Geheimdienste,als<br />
Demokraten lieb sein kann, diese<br />
Frage steht dringlicher denn je im Raum.<br />
eine Republik ohne Demokraten gewesen.<br />
Das ist falsch. Die ersten Reichstagswahlen<br />
vom 19. Januar 1919 bescherten den gemäßigten<br />
Parteien eine satte Mehrheit von 80<br />
Prozent. In den letzten Wahlen, abgehalten<br />
am 6. November 1932, errangen die Feinde<br />
der Republik (NSDAP,KPD und DNVP) fast 60<br />
Prozent der Stimmen. Wie waren aus guten<br />
Demokraten Antidemokraten geworden? Sowohl<br />
der Erste Weltkrieg als auch die Demokratie<br />
selbst hatten „die Bande des Gesetzes<br />
und der Ordnung gelockert“, wodurch die<br />
„unruhigen Elemente“ leicht die Oberhand<br />
gewinnen konnten. Dasprognostizierte 1882<br />
derWiener AutorIsidor Singer (1859-1939) für<br />
die Zeit nach dem von ihm erwarteten europäischen<br />
Völkerkrieg. Später, 1924, notierte<br />
Ernst Bloch unter der Überschrift„Hitlers Gewalt“,<br />
was erimFrühjahr 1919 in München<br />
beobachtet hatte: „Dieselben Menschen“, die<br />
eben noch bei der Beerdigung des ermordeten<br />
BayerischenMinisterpräsidenten, des Sozialisten<br />
Kurt Eisner,„in zahllosen Trauerzügen<br />
die Straßen geschwärzt hatten“, liefen<br />
wenige Wochen später zur anderen Seite<br />
über:„Vonheute auf morgen wechselten die<br />
Fahnenschäfte den Sowjetstern mit dem Hakenkreuz.“<br />
Alldas mag die heutige Feierlaune stören,<br />
widerlegt jedoch nicht diese Einsicht: Der 9.<br />
November 1918 bildete eine von mehreren<br />
Voraussetzungen für den 9. November 1923<br />
und 1938 –und ohne die beiden Letzteren<br />
hätte der 9. November 1989 nicht stattfinden<br />
müssen.<br />
Herbert Grönemeyer,<br />
62, im Spiegel-Interview<br />
über die derzeitige politische Situation<br />
in Deutschland, Angela Merkels Flüchtlingspolitik<br />
und wann es Zeit ist, als Künstler<br />
die Stimme zu erheben<br />
AUSLESE<br />
Weiter so<br />
in Bayern<br />
Das ging schnell: Nur drei Wochen<br />
nach der Landtagswahl steht die Koalition<br />
aus CSU und Freien Wählern<br />
(FW) in Bayern. „Bayern bleibt wie es<br />
ist“, kommentiert die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Ministerpräsident Markus Söder<br />
kann trotz Wahlschlappe weitermachen<br />
wie bisher,die Freien Wähler rangen ihm<br />
keinen Kurswechsel ab.“ Dass die CSU<br />
nun ökologischer werden will, sei überfällig<br />
und dem Erfolg der Grünen geschuldet.<br />
„Stärker wirdessie schmerzen,<br />
dass sie fünf Kabinettsposten abgeben<br />
muss. Diese müssen die FW nun stark<br />
ausfüllen, wenn sie in der Koalition nicht<br />
untergehen wollen.“<br />
„Die Koalitionärehaben ein Paket geschnürt,<br />
mit dem sie bei Bürgern möglichst<br />
wenig anecken“, meint die Mittelbayerische<br />
<strong>Zeitung</strong>. „Doch das ist nicht<br />
genug. ... Beider CSU ist Wandel auch in<br />
Stil und Haltung zumindest in der ersten<br />
Reihe nicht zu erkennen. Aiwanger<br />
wirdsich verdammt schwertun, sich neben<br />
einer Partei des Weiter-so zu behaupten.“<br />
Christine Dankbar<br />
KORREKTUR<br />
Leider ist uns bei der Produktion unserer Montags-Ausgabe<br />
ein technischer Fehler unterlaufen. Durch ein Versehen<br />
wurden in denArtikel „FahrtinFlammen“ auf der<br />
Seite 9ineinem Satz einigeBuchstaben zu viel eingefügt,<br />
so dass der Sinn entstellt wurde. Wirbitten um<br />
Entschuldigung.<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />
Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Thilo Knott.<br />
Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />
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Story: Christian Seidl.<br />
Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />
Seite 3: Bettina Cosack.<br />
Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />
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Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
WieComputerspieler<br />
der Wissenschaft auf<br />
die Sprüngehelfen<br />
Seite 16<br />
In Berlin und Brandenburg wird das Analogfernsehen abgeschaltet Seite 10<br />
Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters scheitert vor Gericht Seite 15<br />
Stadtbild<br />
Das gespürte<br />
Lächeln<br />
BarbaraWeitzel<br />
sieht in zwei<br />
hellblaue Augen<br />
Man soll keine Leute anstarren,<br />
dennoch kann ich den Blick<br />
nur mit Anstrengung weglenken.<br />
Mehr als einmal kehrt er zu der<br />
Dame zurück, die hinter mir an der<br />
Kasse im Rollstuhl sitzt. Als hätte er<br />
einen eigenen Willen, mein Blick, einen<br />
der stärker ist als meiner und<br />
immun gegen vorlanger Zeit Gelerntes<br />
und Etikette an sich.<br />
Es sind ihreAugen, die mich in den<br />
Bann ziehen. Milchig blau sind sie,<br />
wie komplett entrahmte Milch oder<br />
wie der Himmel an manchen Tagen.<br />
Den Himmel hält man dann kaum<br />
aus,weil er so blendet in seinem Fastnichtmehrblau,<br />
gefühlt gleich über<br />
den Bäumen anfängt und alles diffus<br />
macht. DieAugen der Frau aber saugen<br />
mich regelrecht an. Dabei sieht<br />
sie gar nicht in meine Richtung. Oder<br />
doch? Ich kann es nicht sagen. Ihre<br />
Erscheinung hat etwas Entrücktes.<br />
Das weiße, dünne Haar ist sorgfältig<br />
frisiertund geföhnt und umgibt ihren<br />
Kopf wie ein zu großer Helm, so deutlich<br />
ist der Luftraum zwischen Strähnen<br />
und Kopfhaut. Sie ist sehr klein<br />
und schmal und sitzt ganz aufrecht.<br />
Siesieht aus wie ein sehr altes Kind.<br />
Im Schoß der Frau liegen eine<br />
Packung Toast, zwei Bananen und ein<br />
Päckchen Käse. Sie hat ihre Hände<br />
darumgelegt, als könnten die Nahrungsmittel<br />
wegspringen. Oder wie<br />
um einen Schatz, den es zu behüten<br />
gilt vor den Blicken der anderen. Wie<br />
meinem. Ich zwinge ihn Richtung<br />
Kassenband und sortiere meinen<br />
Einkauf darauf. „Ich wünschte, ich<br />
könnte sehen, was es hier alles so<br />
gibt“ sagt da die Frau in meinem<br />
Rücken, sehr leise und mit hoher<br />
Stimme, die jedoch nichts Piepsiges<br />
hat. Wieder schaue ich auf und klebe<br />
gleich wieder an ihren Augen.<br />
DieBegleiterin, sehr adrett gekleidet<br />
und zurechtgemacht, erzählt ihr<br />
von den Süßigkeiten, die auf Kinderblickhöhe<br />
dargeboten werden, von<br />
den Gummitieren, den Kochheften<br />
und den Schnäpsen. Obwohl es<br />
klingt, als hätten die beiden dieses<br />
Gespräch schon sehr oft geführt, beschreibt<br />
sie die Umgebung liebevoll<br />
und detailgetreu. Ihre Hand liegt dabei<br />
auf der Schulter der Blinden. Ich<br />
sehe jetzt beide abwechselnd an und<br />
habe alle Zurückhaltung abgelegt.<br />
Versuche, etwas Entschuldigendes in<br />
meinen Blick zu legen, weil ich so<br />
starre, und es scheint mir zu gelingen,<br />
denn die Begleiterin nickt mir mit den<br />
Augen zu. Vielleicht weiß sie um die<br />
Wirkung ihrer Freundin, oder ist es<br />
die Mutter?<br />
Ichlasse den Blick schweifen und<br />
versuche mir vorzustellen, wie es<br />
wäre, das alles nicht zu sehen. Und<br />
auch den Herbst nicht und die Gesichter<br />
der Menschen, die ich liebe.<br />
Und nicht dieses Hellblau, das sich<br />
jetzt, oder täusche ich mich, direkt<br />
auf mich richtet.<br />
Obwohl mir ganz schwer ist von<br />
meinen Gedanken und ich zugleich<br />
so berührt bin vom vertrauten Miteinander<br />
der beiden Frauen, muss<br />
ich lächeln, direkt in diese Augen. Sie<br />
lächeln zurück und nehmen die<br />
Mundwinkel mit. Vielleicht gehört<br />
das Lächeln zu den Erscheinungen,<br />
die man gar nicht unbedingt sehen<br />
muss. Die man spüren kann. Wie ein<br />
nur gedachtes letztes Winken im Rücken.<br />
Ichwill das gerade glauben.<br />
Abenteuerspielplatz, Ortder Zerstörung und des politischen Desinteresses: Das Gelände des Teufelsbergs verwahrloste, seit die Alliierten abzogen.<br />
Teufelsberg unter Denkmalschutz<br />
Die frühere Abhörstation bleibt erhalten. Doch kaufen will Berlin das historisch wertvolle Grundstück nicht<br />
VonStefan Strauß<br />
Die Geschichte des Teufelsbergs<br />
ist geprägt von<br />
großen Plänen, die meist<br />
gescheitert, aber dennoch<br />
so spannend sind wie ein<br />
Agententhriller. Es ist eine Geschichte<br />
vonNiedergang und Verfall.<br />
Undein Ende ist nicht absehbar.<br />
An dieser Entwicklung ändert<br />
auch erst einmal nichts, dass die Senatskulturverwaltung<br />
das Gelände<br />
jetzt unter Denkmalschutz gestellt<br />
hat. „Der Teufelsbergist ein einzigartiges<br />
und vielschichtiges Geschichtsdenkmal<br />
des 20. Jahrhunderts,das in<br />
dieser Art wohl nur in Berlin –als<br />
Hauptstadt des Nazireichs und geteilter<br />
Stadt im Kalten Krieg –entstehen<br />
konnte“, sagte Kultursenator<br />
Klaus Lederer (Linke) am Montag.<br />
Für Reinhard Naumann, den Bezirksbürgermeister<br />
von Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />
kommt die<br />
Schutzklausel der Denkmalschützer<br />
viel zu spät. „Der Verfall der letzten<br />
Jahre war ein Sündenfall!“, sagte der<br />
SPD-Politiker. „Diese Entscheidung<br />
war längst überfällig!“<br />
Symbol des Kalten Krieges<br />
Der <strong>Berliner</strong> Teufelsberg besteht aus<br />
den Trümmern, die Hitlers Größenwahn<br />
in der Hauptstadt hinterlassen<br />
hat. Im Jahr 1937 sollte dort die nationalsozialistische<br />
Wehrtechnische<br />
Fakultät errichtet werden, als Teil<br />
von Hitlers Plänen einer Welthauptstadt<br />
Germania. 1940 gab es einen<br />
Baustopp. In der Nachkriegszeit<br />
wurde die Anlage gesprengt, auf dem<br />
Gelände entstanden zwei Schuttberge,<br />
zusammengetragen aus den<br />
Trümmern der zerbombten Häuser.<br />
Im Laufe von 22Jahren wurden 26<br />
Millionen Kubikmeter Schutt und<br />
Trümmer abgeladen, derTeufelsberg<br />
wuchs zum größten Berg der Stadt –<br />
er wurde zum Symbol für die Nazizeit,<br />
denWiederaufbau der Stadt und<br />
die Zeit des Kalten Krieges.<br />
Aufdie 120 Meter hohe Spitzedes<br />
Teufelsbergs setzten amerikanische<br />
und britische Militärs Anfang der<br />
60er-Jahre eine riesige Abhöranlage.<br />
Die Abhörstation Ende der 90er-Jahre: Damals wollte das Areal niemand schützen. IMAGO<br />
Bis zu1500 Mitarbeiter hörten den<br />
Telefon- und Funkverkehr in den<br />
Ostblockstaaten ab. Als Amerikaner<br />
und Briten Anfang der 90er-Jahre<br />
Berlin verließen, begann der Verfall<br />
des Teufelsberg-Geländes.<br />
Den Namen<br />
bekam das Areal wegen<br />
des nahen Teufelssees.<br />
B5<br />
Die Abhörstation<br />
mit ihren abgelegenen<br />
Gebäuden und<br />
Abhöranlage<br />
Radartürmen wurde<br />
zum Treffpunkt für Wilmersdorf<br />
Abenteurer und<br />
Sprayer. Es gab etliche<br />
Partys und viele<br />
Zerstörungen. Berlin<br />
Postfenn<br />
Heerstr.<br />
Teufelsberg<br />
120 Meter<br />
Stiftung mit tausend Studenten<br />
gründen wollte. Sie sollten auf dem<br />
Berg transzendentale Meditation<br />
und yogisches Fliegen lernen.<br />
Vordrei Jahren pachtete Marvin<br />
Schütte, Sohn des<br />
Miteigentümers<br />
Teufelsseechaussee<br />
BLZ/GALANTY<br />
interessierte sich Teufelssee<br />
nicht dafür. Die Forderung<br />
nach Denkmalschutz<br />
lehnte der<br />
Senat damals ab. Ein Fehler, wie<br />
heute alle wissen. Berlin verkaufte<br />
das Gelände 1996 an private Investoren<br />
um den Architekten Hanfried<br />
Schütte. Die neuen Besitzer planten<br />
ein Hotel, Luxuswohnungen und einen<br />
Aussichtsturm. Daraus wurde<br />
nichts,ebenso wenig aus den Plänen<br />
des Hollywoodregisseurs David<br />
Lynch, der auf dem Teufelsberg eine<br />
Friedensuniversität der Maharishi-<br />
Hanfried Schütte,<br />
das Gelände. Der<br />
junge Immobilienkaufmann<br />
hatte die<br />
Idee, aus dem Teufelsbergeinen<br />
Ortfür<br />
Kunst, Kultur, Freizeit<br />
und Sportzuentwickeln.<br />
Den Verfall<br />
des Geländes konnte<br />
auch er nicht stoppen.<br />
Künstler bezogen<br />
Ateliers, Schütte<br />
gab ihnen Freiräume<br />
und einen Rückzugsort.<br />
Er organisierte<br />
Führungen. Filmteams nutzten die<br />
marode Kulisse für Filmarbeiten.<br />
Im Mai 2018 sperrte die Bauaufsicht<br />
das Hauptgebäude wegen<br />
schwerer Baumängel. Miteigentümer<br />
des Teufelsberg-Geländes hatten<br />
ein Gutachten anfertigen lassen,<br />
das alle Mängel aufführte.Der Bezirk<br />
reagierte. Die Eigentümer gelten als<br />
zerstritten. Und Pächter Marvin<br />
Schütte will nichts mehr sagen. Er<br />
IMAGO<br />
habe das Gefühl, die Stadt werfeihm<br />
Steine vordie Füße.<br />
Im Koalitionsvertrag haben SPD,<br />
Linke und Grünevor zwei Jahren geschrieben,<br />
sie wollten den Teufelsberg<br />
als „Erinnerungs- und Naturort“<br />
zugänglich machen. Doch wäre<br />
es dafür nicht am besten, das Land<br />
Berlin kaufte das Gebäude-Ensemble<br />
vonden Eigentümernzurück? 5,2<br />
Millionen Mark zahlten die gescheiterten<br />
Investoren damals, mittlerweile<br />
soll auf der Immobilie eine<br />
Schuldsumme liegen – von einem<br />
zweistelligen Millionenbetrag ist die<br />
Rede. „Das Grundstück ist deutlich<br />
zu teuer“, sagt Daniela Billig, stadtentwicklungspolitische<br />
Sprecherin<br />
der Grünen. „Preislich sind wir uns<br />
bisher nicht einig geworden.“<br />
Der Teufelsberg liegt im Naturschutzgebiet;<br />
das 4,8 Hektar große<br />
Gelände, das nun ein Denkmal ist,<br />
wirdals Waldgebiet ausgewiesen. Zuständig<br />
sind die <strong>Berliner</strong> Forsten und<br />
die Senatsumweltverwaltung. „Wir<br />
haben kein Interesse an einem Rückkauf“,<br />
sagt Sprecher Derk Ehlert.<br />
Anwohner und Naturschützer<br />
vom Aktionsbündnis Teufelsberg<br />
würden die Ruinen am liebsten abreißen<br />
und im Stahlbetonturm ein<br />
Turmmuseum einrichten. Die CDU<br />
wollte im Oktober noch ein Sportund<br />
Erholungszentrum errichten,<br />
mit Möglichkeiten zum Laufen, Skaten,<br />
Klettern, Drachenfliegen und Rodeln<br />
imWinter.<br />
„Viele Dinge sind jetzt nicht mehr<br />
möglich“, sagt Frank Jahnke, kulturund<br />
wirtschaftspolitischer Sprecher<br />
der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus.Seine<br />
Idee:eine Ausstellung zur<br />
Geschichte und Erlebnisgastronomie<br />
–„bei diesem Ausblick!“ ,sagt Jahnke.<br />
Wasmöglich ist, bleibt trotz Denkmalschutz<br />
ungewiss. Konkrete Pläne<br />
gebe es nicht, heißt es aus dem Landesdenkmalamt.<br />
Die Unterschutzstellung<br />
desTeufelsbergs bedeute erst<br />
einmal nur, dass die Denkmalpfleger<br />
mitreden dürfen, wenn es um das<br />
Areal geht. Eine Bestandsaufnahme<br />
sei geplant. „Erst dann kann darüber<br />
nachgedacht werden,was sich erhalten<br />
oder sanieren lässt“, heißt es.<br />
NACHRICHTEN<br />
Gewerkschaft hält nichts<br />
von Senatsplan für S-Bahn<br />
Eine Firmafährtdie <strong>Berliner</strong> S-Bahn,<br />
die andererepariertsie –dieseVariante<br />
im Konzept des Senats stößt auf<br />
Gewerkschaftsseite auf Kritik. Einzuverlässiger<br />
Betrieb sei nur möglich,<br />
wenn„der S-Bahnbetrieb mit allem,<br />
was dazu gehört, aus einer Hand angeboten<br />
wird“, teilte die EisenbahnundVerkehrsgewerkschaft<br />
(EVG)am<br />
Montag mit. Zusätzliche Schnittstellen<br />
zwischen Betrieb und Instandhaltung<br />
müssten vermieden werden.<br />
Derzeitwirddie S-Bahn aus einer<br />
Hand betrieben –von einer Tochter<br />
der Deutschen Bahn.Weil das aber<br />
nicht immer ohne Probleme lief, erwägt<br />
der Senat Änderungen für die<br />
Nord-Süd-und die Ost-West-Strecken.<br />
(dpa)<br />
Vier Verletzte bei<br />
Unfall mit Polizeiauto<br />
In der Lahnstraße in Neukölln ist am<br />
Montagvormittag ein Polizeiauto<br />
mit einem Opel Corsa zusammengestoßen.<br />
DieFahrerin des Opel kam<br />
mit schweren Verletzungen in eine<br />
Klinik. Diebeiden Streifenbeamten,<br />
die mit eingeschaltetem Blaulicht<br />
und Martinshornunterwegs waren,<br />
wurden leicht verletzt. EinPassant<br />
erlitt ebenfalls leichte Verletzungen.<br />
DiePolizisten waren auf dem Weg<br />
zum Einsatz wegen einer ausgelösten<br />
Alarmanlage in einem Geschäft.<br />
DerEinsatz stellte sich später als<br />
Fehlalarmheraus. (ls.)<br />
Kulturszene engagiertsich<br />
gegen rechts<br />
Kultursenator Klaus Lederer (Linke)<br />
hat das Engagement der Kulturszene<br />
gegen rechtspopulistische und völkisch-nationale<br />
Strömungen begrüßt.<br />
Es gehöreindie Kompetenz<br />
und Autonomie vonKultureinrichtungen,<br />
sich gesellschaftspolitisch zu<br />
äußern, sagte der Linke-Politiker im<br />
Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses.„Wenn<br />
Unterstützungsanfragen<br />
auf uns zukommen, werden wir<br />
unsdem sehr offen widmen.“ Mehr<br />
als 90 Institutionen undVerbände<br />
wollen am Freitag eine„Erklärung der<br />
Vielen“ vorstellen, die für Toleranz,<br />
Solidarität und die Freiheit der Kunst<br />
wirbt. (dpa)<br />
WWF: Zustand der <strong>Berliner</strong><br />
Flüsse mäßig bis schlecht<br />
DerWWF stellt der Qualität der <strong>Berliner</strong><br />
Flüsse ein mieses Zeugnis aus.<br />
Fließgewässer in sehr gutem oder gutem<br />
ökologischen Zustand und mit<br />
entsprechendem ökologischem Potenzial<br />
gibt es in der Hauptstadt nicht<br />
mehr,wie aus einem am Montag veröffentlichten<br />
Bericht der Umweltschutzorganisation<br />
hervorgeht. (dpa)<br />
Ausflugsdampfer auf der Spree –auch<br />
kein ökologisch gesunder Fluss FRIEDEL BERND
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
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Berlin<br />
Schluss mit Analogfernsehen in Berlin: Wernoch einen Fernseher ohne Digitalempfänger hat, muss umrüsten.<br />
GETTY IMAGES<br />
Wenn der Bildschirm schwarz bleibt<br />
In Berlin und Brandenburg wird das Analogfernsehen abgeschaltet. 75000 Haushalte sind betroffen, viele Bürger verunsichert. Die wichtigsten Antworten<br />
VonAnnika Leister<br />
Die Telefonleitungen bei<br />
Fernsehverkäufern und<br />
Reparaturdiensten laufen<br />
seit Tagen heiß. Denn<br />
viele <strong>Berliner</strong> sind verunsichert. Einige<br />
haben Post erhalten, bei anderenläuft<br />
ein Textband über den Bildschirm–mit<br />
der Mitteilung, dass das<br />
Analogfernsehen in diesen Tagen abgestellt<br />
wird. Einige Netzanbieter<br />
machen ausgerechnet jetzt auch verstärkt<br />
Werbung für neue Verträge.<br />
Doch viele, vor allem die Älteren,<br />
wissen gar nicht, ob ihr Fernseher<br />
analog läuft und was sie jetzt tun sollen.<br />
Hier die Antworten auf die wichtigsten<br />
Fragen.<br />
Wie viele Haushalte sind betroffen?<br />
In Westdeutschland wurde die<br />
Umstellung vielerorts bereits vorgenommen,<br />
insgesamt sollen jetzt<br />
noch knapp 1,2 Millionen Haushalte<br />
betroffen sein. In Berlin sind es nach<br />
Schätzung von Uwe Haaß von der<br />
Medienanstalt Berlin-Brandenburg<br />
wohl 75 000 Haushalte. Inder Mieterstadt<br />
Berlin ist Kabelfernsehen<br />
besonders weit verbreitet, weil man<br />
für eine Satellitenschüssel in der Regel<br />
eine Genehmigung des Hausherrn<br />
braucht. Zudem ist der Empfang<br />
je nach Ausrichtung der Wohnung<br />
oft schlecht. Und nicht zuletzt<br />
bieten viele Vermieter ihren Mietern<br />
den Kabelanschluss standardmäßig.<br />
Wann ist genau Schluss mit Analogfernsehen?<br />
DieTermine zur Abschaltung variieren<br />
je nach Bezirk und Anbieter. In<br />
Berlin hat dieTelekom in dieser Nacht<br />
mit der Abschaltung begonnen, Vodafone<br />
folgt in Schüben auch am 13.,<br />
20. und 27. November.Auch Potsdam<br />
und Schönefeld sind im November<br />
dran –der Rest Brandenburgs folgt im<br />
März. In der Regel läuft bei Betroffenen<br />
zurzeit ein Spruchband mit dem<br />
Abschalttermin über den Bildschirm.<br />
Brauche ich einen neuen Vertrag?<br />
Nein –auch wenn Netzbetreiber<br />
versuchen, die Unsicherheit von<br />
Analogkunden auszunutzen und<br />
ausgerechnet jetzt neue,teurereVerträge<br />
anbieten. Ein Vertragswechsel<br />
ist bei der Abschaltung aber auf keinen<br />
Fall zwingend. DieBetreiber haben<br />
der Medienanstalt eigentlich<br />
auch zugesichert, die Informationen<br />
über die Abschaltung neutral zu halten<br />
und nicht mit Werbung zu verquicken.<br />
Verstöße dagegen können<br />
bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburggemeldet<br />
werden.<br />
Woran erkenne ich, ob mein Fernseher<br />
analog empfängt?<br />
Wer eine Zimmerantenne oder<br />
eine Satellitenschüssel zum Empfang<br />
nutzt, muss sich keine Sorgen machen.<br />
Sein Programm wird schon digital<br />
übertragen. WerKabelfernsehen<br />
empfängt –erkennbar an der weißen<br />
TV-Dose an der Wand, an die der<br />
Fernseher direkt angeschlossen ist –<br />
der muss unter Umständen umrüsten.<br />
Das gilt besonders, wenn der<br />
Fernseher, egal ob Röhre oder Flachbild,<br />
vor dem Jahr 2010 gekauft<br />
wurde. Neuere Geräte haben ein<br />
Nachrüsten lassen sich alte Fernseher mit einem solchen Digital-Receiver.<br />
FOTOLIA<br />
Empfangsteil für digitales Kabelfernsehen<br />
bereits integriert. Die beste<br />
Orientierung bietet ein Blick in die<br />
Programmliste des Fernsehers: Sind<br />
es nur rund 30 Programme,die empfangen<br />
werden, und fehlen digitale<br />
Sender wie One, Tagesschau24 oder<br />
ZDFneo, läuft das Gerät analog und<br />
eine Umrüstung ist nötig.Werrund 90<br />
Sender und ARD oder ZDF auch mit<br />
ausgewiesener „HD“-Qualität empfängt,<br />
schaut hingegen sicher digital.<br />
Wasmuss ich tun, wenn ich noch analog<br />
schaue?<br />
Wer noch analog empfängt, bei<br />
dem bleibt der Bildschirm nach der<br />
Abschaltung schwarz. Ein neuer TV<br />
muss her oder aber ein DVB-C-Kabelreceiver,<br />
mit dem das alte Gerät<br />
aufgerüstet wird. Die Receiver kosten<br />
im Handel zwischen 40 und 50<br />
Euro.Nachteil: DerReceiver braucht<br />
eine eigene Fernbedienung. „Vor allem<br />
ältere Kunden sind damit oft<br />
überfordert“, sagt Frank Riewe, Geschäftsführer<br />
von Fernseh Clavis in<br />
Wilmersdorf. Da sei ein neuer Fernseher<br />
oft die bessere Alternative. Inzwischen<br />
seien alle im Handel angebotenen<br />
Geräte digitaltauglich.<br />
Und wenn ich schon digital empfangen<br />
kann?<br />
Werschon einen Digitalempfänger<br />
im Fernseher hat, aber noch analog<br />
schaut, kann in der Regel in den<br />
Menü-Einstellungen einfach selbst<br />
auf den neuen Empfangsweg „Digital-TV“<br />
oder „DVB-C“ umstellen.<br />
Weil mit der Abschaltung des analogen<br />
TV-Programms auch die digitalen<br />
Sender neu sortiertwerden, müssen<br />
außerdem auch alle, die schon<br />
seit längerem digital empfangen,<br />
nach der Umschaltung einen Sendersuchlauf<br />
starten.<br />
Ist Radio noch analog zu empfangen?<br />
Nein. WerRadio über Kabel analog<br />
empfängt, muss ebenfalls aufrüsten:<br />
Neben dem Digital-TV-Receiver<br />
braucht es dann auch einen Radio-<br />
Receiver (in der Regel zwischen 35<br />
und 55 Euro). Auch dieser benötigt<br />
eine eigene Fernbedienung. Ein<br />
neues Radio hilft in diesem Fall<br />
nicht, denn: „Es gibt noch kein Radio-Gerät,<br />
das Digitalreceiver eingebaut<br />
hat“, erklärt Frank Riewe. Als<br />
einfachste Alternative zum Receiver<br />
empfiehlt Experte Riewe eine Wurfantenne,<br />
die an das Gerät angeschlossen<br />
wird. Dann wird der Ton<br />
aber klassisch per Ultrakurzwelle<br />
(UKW)übertragen, nicht digital.<br />
Washabe ich von der Umstellung?<br />
Mehr Sender in besserer Bildund<br />
Audioqualität.<br />
Und washaben die Anbieter davon?<br />
Das Angebot von Analogfernsehen<br />
frisst Platz in den Kanälen der<br />
Netzbetreiber. Sie wollen diesen<br />
Platz für andere Angebote nutzen,<br />
zum Beispiel neue Sender und eine<br />
höhereHD-Qualität oder –recht neu<br />
–für schnelleres Internet und Telefonie<br />
per Kabel. Vonletzterem können<br />
Verbraucher auch profitieren: Häufig<br />
ist das Internet per Kabel ähnlich<br />
leistungsstark, aber wesentlich<br />
günstiger als ein DSL-Anschluss.<br />
Immobilien-Profis: Städte wie Berlin sindüberteuert<br />
Ausländische Anleger schätzen zwar Grundstücke und Häuser in Deutschland als solide Wertanlage, doch der starke Preisanstieg treibt sie in andere Regionen<br />
VonAlexander Sturm<br />
Starke Wirtschaft, politische Stabilität,<br />
Rechtssicherheit: Wohnungen<br />
und Häuser in Deutschland gelten<br />
Investoren weltweit als sicherer<br />
Hafen –zum Leidwesen vonMietern<br />
und Immobilienkäufern. In einigen<br />
Städten hierzulande ist die Wohnungsnot<br />
groß, Eigentum wird für<br />
viele Menschen unerschwinglich.<br />
Doch angesichts der hohen Preise<br />
wenden sich nun auch manche<br />
Großanleger ab,wie eine Analyse der<br />
Beratungsgesellschaft PwC zeigt.<br />
Demnach sanken die Immobilien-Investments<br />
in Deutschland in<br />
den vergangenen zwölf Monaten um<br />
drei Milliarden auf 65 Milliarden<br />
Euro. Wohnungen und Häuser in<br />
hiesigen Städten würden zwar von<br />
Großanlegerngeschätzt, weil sie viel<br />
Wert auf Sicherheit legten, heißt es in<br />
dem Papier, das der Deutschen-<br />
Presse-Agentur vorliegt. „Dennoch<br />
werden Berlin, Frankfurt, Hamburg<br />
und München vonvielen Investoren<br />
als überteuert angesehen“, sagt<br />
PwC-Partnerin Susanne Eickermann-Riepe.<br />
Die mehr als 800 Immobilien-Profis,<br />
die befragt wurden,<br />
finden die Häuserpreise in deutschen<br />
Großstädten –wie auch in anderen<br />
europäischen Metropolen –<br />
sehr sportlich. „Nahe am Gipfel“,<br />
„weit fortgeschritten“ oder „überteuert“,<br />
lautet häufig ihr Urteil.<br />
Großbritannien ist beliebter<br />
<strong>Berliner</strong> Mieter müssen weiter mit steigenden Wohnkosten rechnen.<br />
ren aus den USA, Großbritannien<br />
und China in großem Stil Wohnungen<br />
und Häuser in deutschen Städten<br />
gekauft.<br />
Bei Deals jenseits von zehn Millionen<br />
Euro stammte 2017 mehr als<br />
jeder zweite Euro vonausländischen<br />
Kapitalgebern, so der Verband deut-<br />
HANS RICHARD EDINGER<br />
Manchen Anlegern wurde es nun<br />
offenbar zu bunt. Ganz vorn in ihrer<br />
Gunst steht europaweit nicht mehr<br />
Deutschland, sondern Großbritannien.<br />
Auf der Insel wurden vom<br />
Schlussquartal 2017 bis zum Ende<br />
des dritten Quartals dieses Jahres 68<br />
Milliarden Euro in Immobilien investiert.<br />
Deutschland habe zu wenige<br />
Zielobjekte, und diese seien zu<br />
teuer, meint Eickermann-Riepe.<br />
„Aus diesem Grund konnte Großbritannien<br />
trotz des bevorstehenden<br />
Brexit vorbeiziehen.“ In den<br />
vergangenen Jahren hatten Investoscher<br />
Pfandbriefbanken. Die Einschätzung<br />
der Großanleger hat daher<br />
Gewicht. DieStudie ist ferner ein<br />
Beleg dafür,dass der seit einem Jahrzehnt<br />
laufende Immobilienzyklus in<br />
Deutschland inzwischen in einer<br />
Spätphase angekommen ist. Die<br />
Bundesbank warnte mehrfach vor<br />
Preisübertreibungen in Ballungsräumen.<br />
Sie sieht Überbewertungen<br />
von bis zu 30 Prozent, wenn auch<br />
noch keine bundesweite Blase.<br />
Innerhalb von Deutschland<br />
macht sich nun auch der 2019 geplante<br />
Brexit bemerkbar, zeigt die<br />
PwC-Studie. InFrankfurt, das viele<br />
Londoner Banker anzieht, stiegen<br />
die Immobilieninvestments demnach<br />
rasant: Am Main wurden acht<br />
Milliarden Euro in Wohnungen und<br />
Häuser gesteckt – ein Plus von 14<br />
Prozent binnen Jahresfrist. Damit<br />
holte Frankfurt hinsichtlich des Volumens<br />
Berlin ein. Die beiden deutschen<br />
Spitzenreiter stehen in Europa<br />
gemeinsam auf Platz drei hinter Parisund<br />
London.<br />
DieLandesbank Helaba erwartet,<br />
dass die Zahl der Bankbeschäftigten<br />
in Frankfurtmittelfristig um mindestens<br />
8000 Menschen steigt. Der Zuzug<br />
vonBankernaus London wegen<br />
des Brexit werde dazu beitragen,<br />
„dass sich der Anstieg der Wohnimmobilienpreise<br />
und Mieten mindestens<br />
in ähnlichem Tempo fortsetzt“,<br />
schätzt sie.<br />
Aber nicht nur Frankfurt, sondern<br />
auch andere deutsche Großstädte<br />
bleiben laut der PwC-Studie begehrt<br />
–trotz aller Skepsis über hohe Immobilienpreise.<br />
Gefragt nach den<br />
besten Aussichten für europäische<br />
Metropolen, sehen die befragten<br />
Profis gleich vier deutsche Städte in<br />
den TopTen: Berlin (2), Frankfurt(5),<br />
Hamburg(7) und München (10).<br />
Keine Entwarnung<br />
Auch hinsichtlich der erwarteten<br />
Mietsteigerungen geben die Studienautoren<br />
keine Entwarnung. Hier<br />
wird ebenfalls mit Aufschlägen in<br />
Frankfurtund Hamburggerechnet –<br />
und allen voraninBerlin. DieHauptstadt<br />
wird europaweit als am lukrativsten<br />
bewertet. „Die Liebesbeziehung<br />
der Immobilienbranche mit<br />
Berlin dürfte 2019 weitergehen“,<br />
heißt es.„Jeder will dortsein, und die<br />
Mieten gehen durch die Decke.“<br />
(dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 11 *<br />
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Berlin<br />
Telefonforum<br />
Wiewird die<br />
Wohnung<br />
barrierefrei?<br />
Am Donnerstag antworten<br />
Experten auf Leserfragen<br />
Jedes Lebensalter hat seine Besonderheiten<br />
–auch, was das Wohnen<br />
betrifft. Mitdem Zimmer bei den Eltern<br />
fängt es an, dann folgt womöglich<br />
eine Studentenbude, ein Ein-<br />
Zimmer-Apartment oder eine<br />
Wohngemeinschaft. Steht die Gründung<br />
einer Familie an, denkt man<br />
neu über das Wohnen nach. Komfort<br />
wirdwichtiger,und dazu gehörtBarrierefreiheit<br />
in der Wohnung. Kinderwagen<br />
und Rollstuhl brauchen<br />
ähnlich viel Platz zum Rangieren.<br />
Schwellen und Stufen bremsen alles,<br />
was Rollen hat: Schmale Türen und<br />
ein Mini-Badezimmer erschweren<br />
die Beweglichkeit.<br />
Vonvornherein darauf zu achten,<br />
dass solche Hindernisse entweder<br />
gar nicht erst gebaut oder baldmöglichst<br />
beseitigt werden, erleichtert<br />
die Bewältigung des Alltags enorm.<br />
Allerdings gelten nur ein bis zwei<br />
Prozent des Wohnungsbestandes in<br />
Deutschland heute als barrierefrei<br />
oder barrierearm.Weil die Nachfrage<br />
steigt, müssen bis 2030 nach Hochrechnungen<br />
rund 2,9 Millionen barrierefreie<br />
Wohnungen gebaut werden.<br />
Modernisierung nutzen<br />
Wer heute schon eine entsprechendeWohnung<br />
braucht, ist gut beraten,<br />
aktiv zu werden. Immobilieneigentümer<br />
können selber entscheiden,<br />
wann, was,wie umgebaut wird.<br />
Für sie ist es optimal, im Rahmen einer<br />
ohnehin erforderlichen Modernisierung<br />
gleich die Barrieren zu beseitigen.<br />
Werzur Miete wohnt, muss<br />
sich mit seinem Vermieter ins Benehmen<br />
setzen.<br />
Werbei der technischen Planung<br />
helfen kann, wie man das finanziert,<br />
und wo es Zuschüsse oder Fördergeld<br />
für den Umbau zu einer barrierefreien<br />
Wohnung gibt, klären am<br />
kommenden Donnerstag Experten<br />
während unserer nächsten Telefonaktion.<br />
(BLZ)<br />
Am 8. November beantworten die <strong>Berliner</strong><br />
Architektin Sonja Hopf, spezialisiertauf barrierefreie<br />
Umbauten, und Alexander Nothaft vom<br />
Verbandder Privaten Bausparkassen die Fragen<br />
der Anrufer.Zuerreichen sind sie von<br />
16 bis 18 Uhr über diekostenloseTelefonnummer<br />
0800/000 47 43.<br />
Energieschub für Tegel<br />
Am Flughafen soll ein innovatives Versorgungssystem entstehen –vorausgesetzt, der BER öffnet<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Am Flughafen Tegel scheiden<br />
sich in Berlin die Geister:<br />
Hier die Nostalgiker,<br />
die Tegel gerne und vor allem<br />
um jeden Preis offen lassen<br />
möchten, dort die Schließbefürworter,<br />
die betonen, dass ein Weiterbetrieb<br />
des Flughafens trotz erfolgreichen<br />
Volksbegehrens nicht realistisch<br />
ist. Kaum ein Thema ist in der<br />
Hauptstadt emotionaler besetzt.<br />
Längere Zeit war es still um Zukunft<br />
und Nachnutzung des Flughafens<br />
TXL. Zuletzt hatte die <strong>Berliner</strong> Clubszene<br />
den Flughafen im Auge.<br />
Fakt ist nun: Es tut sich was in Tegel.<br />
Am Montag stellte die Tegel Projekt<br />
GmbH das neue Energiekonzept<br />
für den Forschungs- und Industriestandort<br />
Urban Tech Republic und<br />
das Schumacher Quartier vor, die<br />
entstehen sollen, wenn der alte Flughafen<br />
in Tegel seinen Betrieb einstellt.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Stadtwerke und<br />
Eon werden das Areal über ein neuartiges<br />
Niedrigtemperaturnetz in<br />
Zukunft mit Wärme und Kälte versorgen.<br />
Umweltfreundlich, nachhaltig<br />
und innovativ, sokündigte es die<br />
Bietergemeinschaft an, die als Sieger<br />
aus einer EU-weiten Konzessionsausschreibung<br />
hervorgegangen ist.<br />
Energiekunde als Produzent<br />
Es soll eines der größten Stadtentwicklungsprojekte<br />
Europas werden,<br />
das auch die rund 5000 Wohnungen<br />
einbezieht, die im Schumacher<br />
Quartier entstehen werden. Diese<br />
neuen Wohnungen werden technisch<br />
so ausgestattet, dass sie mit<br />
dem neuen Wärmenetz korrespondieren.<br />
60 Millionen Euro kostet dieses<br />
Energiekonzept für das gesamte<br />
Areal, das gebaut werden soll.<br />
Mit der Entwicklung und dem<br />
Management der Urban Tech Republic<br />
und des Schumacher Quartiers<br />
hat das Land Berlin die Tegel<br />
Projekt GmbH beauftragt.<br />
Das sogenannte Low-Exergie-<br />
Netz (kurz: LowEx-Netz) hat einen<br />
entscheidenden Vorteil gegenüber<br />
klassischen Fernwärmenetzen. Es<br />
arbeitet mit einer niedrigeren Betriebstemperatur,<br />
wodurch Wärmeverluste<br />
reduziert werden können,<br />
also auch Kosten. Laut Projektbetreiber<br />
sollen die Jahreskosten für Abnehmer<br />
von LowEx-Wärme bei Berlin<br />
TXL deutlich unter denen vergleichbarer<br />
Fernwärmesysteme liegen.<br />
Zudem kann überschüssige<br />
oder selbst erzeugte Energie, beispielsweise<br />
Produktionsabwärme<br />
Auch das alte Flughafen-Gebäude in Tegel soll energetisch saniertwerden.<br />
Zuhören: Über die Planungenfür<br />
Berlin TXL, The Urban<br />
Tech Republic und das Schumacher<br />
Quartier informiert<br />
die TegelProjekt GmbH auf<br />
der 9. öffentlichen Standortkonferenz.<br />
Sie beginnt am<br />
Dienstagabend im Technologie-<br />
und Innovationspark<br />
Berlin Humboldthain, Peter-<br />
Behrens-Halle, auf dem Gelände<br />
der TU.<br />
WAS PASSIERT, WENN TEGEL SCHLIESST?<br />
Fliegen: Außerdem besteht<br />
vorOrt die Möglichkeit, in einem<br />
virtuellen Rundgang die<br />
Urban Tech Republic kennenzulernen,<br />
Drohnen durch<br />
einen Parcours zu fliegen<br />
und im „Cube“ seine Meinung<br />
zu sagen. Die Veranstaltung<br />
beginnt um 17 Uhr.<br />
Die Adresse lautet: Gustav-<br />
Meyer-Allee 25, 13355 Berlin.<br />
Beteiligen: In drei verschiedenen<br />
Panels (Technologien<br />
für die Stadt der Zukunft;<br />
Moderierter Marktplatz-<br />
Rundgang mit Senatsbaudirektorin<br />
Regula Lüscher,<br />
Neuer Wohnraum für Berlin<br />
im Schumacher Quartier mit<br />
Bausenatorin Katrin Lompscher)<br />
kann man sich konkret<br />
über die einzelnen Projekte<br />
informieren.<br />
IMAGO<br />
von Gewerbe- und Industriebetrieben<br />
oder Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen, dem System zugeführtwerden.<br />
Jeder Kunde ist also zugleich<br />
auch Produzent. Das Netz dient<br />
auch als Energie-Tauschplatz, denn<br />
es vereint dezentral die Energie aus<br />
Solaranlagen, Blockheizkraftwerken,<br />
Geothermie und Abwasserwärme.<br />
„In der geplanten Größenordnung<br />
ist das LowEx-Netz weltweit<br />
einzigartig“, sagte Philipp Bouteiller,<br />
Geschäftsführer der Tegel Projekt<br />
GmbH. Mit zehn Kilometern Länge<br />
sei das Wärmenetz „das nachhaltigste<br />
Energiesystem, das wir kennen“.<br />
80 Prozent der Wärmelieferung<br />
stammt aus erneuerbarer Energie.Man<br />
wolle mit der Kohlendioxid-<br />
Reduktion so „nah an die Null, wie es<br />
geht“, betonte Bouteiller.<br />
EinLeuchtturm-Projekt<br />
Berlin hat sich diesbezüglich viel<br />
vorgenommen – bis 2050 will die<br />
Stadt zur klimaneutralen Metropole<br />
mutieren. Ein Mammutprojekt wie<br />
in Tegel muss da natürlich als Avantgarde<br />
fungieren. So sieht es auch Jörg<br />
Simon, Vorstandschef der <strong>Berliner</strong><br />
Wasserbetriebe. Als kommunales<br />
Unternehmen setze man auf einem<br />
für Berlin bedeutsamen Gelände ein<br />
Energiekonzept mit Leuchtturmcharakter<br />
um, erklärte Simon.<br />
Soweit der Plan für Tegel. Denn<br />
natürlich setzt das alles eines voraus:<br />
dass der Flughafen Berlin Brandenburg<br />
fertig wird. Bisher hält BER-<br />
Chef Engelbert Lütke Daldrup am<br />
Termin fest: Im Oktober 2020 soll der<br />
neue Flughafen eröffnen. „Danach<br />
richten wir uns“, sagte Bouteiller.Ein<br />
halbes Jahr nach der BER-Eröffnung<br />
soll Tegel geschlossen werden. Für<br />
den Baubeginn ist der Sommer 2021<br />
vorgesehen, man rechnet mit einer<br />
Bauzeit vondreibis fünf Jahren.<br />
Eon-Vorstandsmitglied Karsten<br />
Wildberger sagte,der Zuschlag durch<br />
das Land Berlin beweise,dass„klimafreundliche<br />
Lösungen sich auch wirtschaftlich<br />
durchsetzen können, wenn<br />
sie intelligent und innovativ entwickelt“<br />
würden. „Für uns ist es das<br />
erste Netz einer völlig neuen Generation<br />
und ein wichtiger Schritt für die<br />
kommunale Energiewende“, sagte<br />
Wildberger weiter. Für Tegel-Fans<br />
sieht es also immer düsterer aus.<br />
Nicht nur stimmte das Abgeordnetenhaus<br />
im Juni für eine Schließung.<br />
Auch die FDP zögert: Ungewiss, ob<br />
die Liberalen noch mit einer Klage<br />
beim Verfassungsgerichtshof des<br />
Landes Berlin dem Volksentscheid<br />
zur Durchsetzung verhelfen wollen.<br />
Rentner tötet<br />
Wildschwein<br />
mit Axt<br />
80-Jähriger konnte sich<br />
gutes Fleisch nicht leisten<br />
I<br />
neinem Waldstück in Reinickendorf<br />
hat ein Rentner ein zutrauliches<br />
Wildschwein geschlachtet.<br />
Nach Ansicht von Polizisten ist dies<br />
zwar eine skurrile, aber auch traurige<br />
Geschichte.<br />
Voneinem Lidl-Parkplatz an der<br />
Karolinenstraße aus sah ein Zeuge<br />
am Donnerstagabend, wie sich in<br />
demWaldstück um das Tegeler Fließ<br />
ein Mann vorsichtig einem Wildschwein<br />
näherte. Das Tier hatte offenbar<br />
keine Angst vor dem Menschen.<br />
Plötzlich holte der Mann mit<br />
einer Axt aus und schlug zu.<br />
Der Zeuge wählte den Polizeinotruf<br />
110. In der Nähe des Parkplatzes<br />
traf gegen 22.40 Uhr eine<br />
Funkstreife ein. Die Beamten sahen<br />
eine Frau, die in einem geparkten<br />
Auto saß. „Ich warte auf meinen<br />
Mann, der gleich von der Arbeit<br />
kommt“, sagte die 75-Jährige. Was<br />
sie mit „Arbeit“ meinte, stellte sich<br />
bald heraus, als sich die Polizisten<br />
weiter in der Umgebung umschauten.<br />
Sie fanden zwischen den Bäumen<br />
eine enthauptete Bache. Nach<br />
Angaben der Polizei war das Wildschwein<br />
schon gehäutet und teilweise<br />
ausgenommen. Eingeweide<br />
und größere Stücken Fleisch waren<br />
bereits in einer Kiste verpackt. Eine<br />
Axt und ein Messer lagen daneben.<br />
Der Täter versteckte sich im Gebüsch.<br />
Bei dem Mann handelt es sich<br />
um einen 80 Jahrealten ehemaligen<br />
Fleischer.Ergab zu, das zutrauliche<br />
Tier mit der Axt erschlagen zu haben,<br />
um es dann zu schlachten und<br />
auszunehmen. Er zeigte den Polizisten<br />
auch den abgetrennten Kopf des<br />
Tieres.<br />
Die Beamten übergaben die Kadaverteile<br />
dem Förster und beschlagnahmten<br />
die Schlachtwerkzeuge.<br />
Den 80-Jährigen zeigten sie<br />
an wegen des Tatbestands der Jagdwilderei.<br />
Als Grund für seine Tatgab<br />
der Rentner an, dass er sich das gute<br />
Wildschweinfleisch einfach nicht<br />
leisten könne.<br />
Die Zahl der Fälle von Wilderei<br />
steigen in Berlin seit Jahren an. Im<br />
Jahr 2016 zählte die Kriminalstatistik<br />
120 dieser Delikte. Imvergangenen<br />
Jahr waren es bereits 151 Fälle. Wilderei<br />
wird mit Freiheitsstrafe bis zu<br />
drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.<br />
(kop.)
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Kritik an<br />
Verzögerungen<br />
bei Schulbau<br />
Opposition verärgert<br />
über Kostensteigerung<br />
CDU-Fraktionsvize Mario Czaja kritisiert<br />
steigende Kosten und Verzögerungen. DPA<br />
Die CDU-Opposition hat am<br />
Montag Kostensteigerung und<br />
Verzögerungen beim Schulbau kritisiert.<br />
„Schneller als erwartet zeigt<br />
sich nun, dass das nicht funktioniert,<br />
dass Verfahren verzögert und Bauvorhaben<br />
immer teurer werden“,<br />
sagte CDU-Fraktionsvize Mario<br />
Czaja. Zuvor hatte die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mit Verweis auf die aktuelle Finanzplanung<br />
berichtet, dass die<br />
Bauvorhaben, die die landeseigene<br />
Wohnungsbaugesellschaft Howoge<br />
übernimmt, um mehrere Hundert<br />
Millionen Euro teurer werden als<br />
bisher geplant.<br />
Es sei von vornherein keine gute<br />
Idee gewesen, das Schulbau-Volumen<br />
auch über die Howoge abzuwickeln,<br />
sagte Czaja. Auch FDP-Fraktionsgeschäftsführer<br />
Paul Fresdorf<br />
plädierte am Montag für eine landeseigene<br />
GmbH, die den Schulbau<br />
zügiger umsetzen könnte.<br />
Unterdessen haben Senat und<br />
Howoge einen Rahmenvertrag über<br />
ihreKooperation vorbereitet, der auf<br />
der Senatssitzung an diesem Dienstag<br />
behandelt wird, wie Eva Henkel,<br />
Sprecherin der Finanzverwaltung<br />
bestätigte. Nachdem dann der Rat<br />
der Bürgermeister zugestimmt hat<br />
und der Hauptausschuss damit befasst<br />
war, kann der Senat ihn beschließen.<br />
Es werderegelmäßige Berichte<br />
an den Hauptausschuss des<br />
Abgeordnetenhauses geben, so dass<br />
auch eine parlamentarische Kontrolle<br />
gewährleistet sei, betonte SPD-<br />
Bildungspolitikerin Maja Lasic.<br />
Zu den Kostensteigerungen trage<br />
zudem bei, dass auch Gebäudeteile<br />
außerhalb von Unterrichtsräumen<br />
pädagogisch sinnvoll gestaltet wer-<br />
den, sagte Lasic.Howoge-Sprecherin<br />
Pentrop betonte, dass auf der<br />
Grundlage des Gebäude-Scans der<br />
Bildungsverwaltung nun erstmals<br />
die voraussichtlichen Gesamtkosten<br />
zusammengetragen worden seien.<br />
Ergänzend seien Planungshonorare,<br />
Ausstattungskosten, Baunebenkosten<br />
sowie Unvorhergesehenes einberechnet<br />
worden. Die Neubaukosten<br />
für das Schulzentrum Adlershof<br />
würden beispielsweise von 63 auf<br />
100 Millionen Euro steigen, weil die<br />
Schule deutlich vergrößert werde.<br />
Bei der Spandauer B.-Traven-Schule<br />
steigen die Kosten um mehr als 400<br />
Prozent, weil dortnun doch ein Neubau<br />
vorgesehen ist. Auch hier übernimmt<br />
die Howoge.Die Bauarbeiten<br />
an den Schulen werden aber erst ab<br />
2020 und noch deutlich später beginnen,<br />
weil die Planungsphase so<br />
lange dauert und zuvor Verträge erstellt<br />
werden müssen.<br />
Einige Bezirke stellen angesichts<br />
der „Schulbauoffensive“ jetzt schon<br />
Tätigkeiten ein, was Bildungsstaatssekretär<br />
Mark Rackles (SPD) in einem<br />
Schulbau-Newsletter kritisierte.<br />
„Es entstehen zunehmend<br />
Unschärfen in der Verantwortlichkeit,<br />
aus Unkenntnis oder schlichter<br />
Opportunität werden beliebige<br />
Mängel an Schulen der Schulbauoffensive<br />
zugeordnet“, schrieb er und<br />
nannte das Schadow-Gymnasium in<br />
Zehlendorf. Das dortige Bezirksamt<br />
habe dortjetzt den baulichen Unterhalt<br />
auf Null zurückgefahren. (mak.)<br />
58 118<br />
Fälle von Zweite-<br />
Reihe-Parkern, 2017<br />
Strenger Blick auf Falschparker<br />
Eine Woche lang geht die Polizei verstärkt gegen rücksichtslose Auto- und Radfahrer vor<br />
VonPhilippe Debionne<br />
und Klaus Oberst<br />
33 122<br />
Verstöße auf<br />
Busspuren 2017<br />
315<br />
Kraftfahrzeuge mussten laut<br />
Polizei aus Gründen der Gefahrenabwehr<br />
kostenpflichtig umgesetzt werden.<br />
Mal eben in zweiter<br />
Reihe parken, weil<br />
man etwas zu erledigen<br />
hat –selbst wenn<br />
dabei auch der Radweg und die Busspur<br />
blockiert werden: Dieses rücksichtslose<br />
Verhalten unzähliger Autofahrer<br />
ist in Berlin an der Tagesordnung.<br />
Eine Woche lang geht die Polizei<br />
nun in einer Schwerpunktaktion<br />
dagegen vor.<br />
„Im vergangenen Jahr wurden<br />
37 487 Halt- und Parkverstöße auf<br />
Radschutzstreifen und Radwegen,<br />
33 122 Verstöße auf Busspuren und<br />
58 118 Verstöße in zweiter Reihe zur<br />
Anzeige gebracht“, so ein Polizeisprecher.<br />
Bei einer fünftägigen Verkehrssicherheitsaktion<br />
in diesem<br />
Frühjahr habe man zudem 4093<br />
Halt- und Parkverstöße festgestellt<br />
und geahndet. Auch die erheblichen<br />
Behinderungen des BVG-Linienverkehrs<br />
und die Verzögerung in<br />
den Fahrplänen würden von<br />
Zweite-Reihe-Parkern immer wieder<br />
billigend in Kauf genommen.<br />
Sie machten sich die gefährlichen<br />
Folgen insbesondere für Radfahrende<br />
nicht bewusst, die „regelmäßig<br />
zu Ausweichmanövern in den<br />
schnellen Fließverkehr gezwungen<br />
werden“, so der Sprecher weiter.<br />
Solche Kraftfahrer würden ihr Fehlverhalten<br />
„häufig als Kavaliersdelikt“<br />
sehen.<br />
Daher werden seit Montag im gesamten<br />
Stadtgebiet gemeinsam mit<br />
Kräften der Ordnungsämter und der<br />
BVG Schwerpunktkontrollen<br />
durchgeführt. Manwolle Betroffene<br />
während der Aktion für die Folgen<br />
ihres rücksichtslosen Verhaltens in<br />
Gesprächen sensibilisieren, so die<br />
Polizei. Und –falls nötig –auch zur<br />
Kasse bitten. So wie am Montag an<br />
der Schlüterstraße Ecke Kudamm.<br />
Ab 10.30 Uhr standen hier rund<br />
Bei einer fünftägigen Schwerpunktaktion im<br />
Frühjahr 2018 wurden<br />
4093<br />
Halt- und Parkverstöße festgestellt und geahndet.<br />
zehn Polizeibeamte, ertappten innerhalb<br />
weniger Stunden eine zweistellige<br />
Zahl von Zweite-Reihe-Parkern.<br />
So wie einen aus Serbien stammenden<br />
Autofahrer, der die Aufregung<br />
um sein mitten auf dem Radweg<br />
abgestelltes Auto partout nicht<br />
„Ich habe extrem dringend pinkeln<br />
müssen und keinen Parkplatz<br />
in der Nähe gefunden.“<br />
Ausrede eines Falschparkers, der sein Auto mitten auf dem Radweg<br />
abgestellt hatte und bei der Polizeikontrolle kein Fehlverhalten<br />
seinerseits erkennen konnte.<br />
Parken<br />
verboten<br />
Spaziergang unterm Mauerpark<br />
P<br />
37 487<br />
Halt- und Parkverstöße<br />
auf Radschutzstreifen<br />
und Radwegen stellte<br />
die <strong>Berliner</strong> Polizei im<br />
Jahr 2017 fest.<br />
Bis zu<br />
369 Euro<br />
kostet das Umsetzen<br />
je nach Fahrzeugart.<br />
verstehen wollte. Zudem habe er<br />
nach eigenen Angaben keine andere<br />
Möglichkeit gehabt: Er habe<br />
„extrem dringend pinkeln“ müssen<br />
und keinen Parkplatz gefunden.<br />
Kosten für die Puller-Pause: 35 Euro.<br />
DieErklärung eines Getränkelieferanten<br />
klang hingegen nachvollziehbar.<br />
Ermüsse ein Restaurant beliefern,<br />
eine Lkw-Ladezone oder Haltebuchten<br />
habe er in der Nähe nicht gefunden.<br />
Dennoch zeigten sich die<br />
Polizisten streng: Weiterfahren oder<br />
zahlen. Weil der Lieferant es nach eigener<br />
Aussage nicht einsehen würde,<br />
aus„eigener Tasche eine Strafe für die<br />
Firma“ zu zahlen, rückte er kurzerhand<br />
wieder ab. Seine Getränke<br />
nahm er mit.<br />
Nur bei einem Zusteller der DHL<br />
drückten die Einsatzkräfte in der<br />
Schlüterstraße ein Auge zu, da „er<br />
seine Pakete nun mal ausliefern<br />
muss“, wie es hieß. Zudem hatte der<br />
berufsbedingte Verkehrssünder zwar<br />
in zweiter Reihe,aber immerhin nicht<br />
auf dem Radweg geparkt.<br />
Derwurde voneinem Radler trotz<br />
freier Bahn nicht genutzt: Der Mann<br />
fuhr unbeirrt über den Gehweg, bis<br />
auch er von der Polizei ermahnt<br />
wurde. Die Beamten beließen es bei<br />
einer strengen Belehrung.<br />
Überhaupt kamen alle gesternerwischten<br />
Verkehrssünder vergleichsweise<br />
glimpflich davon. Denn neben<br />
Verwarnungsgeldern von bis zu<br />
35 Euro werden die Autos „konsequent<br />
umgesetzt, sofern kurzfristig<br />
kein Verantwortlicher erscheint“, so<br />
die Polizei. Dann drohen je nach<br />
Fahrzeugartzusätzliche Gebühren in<br />
Höhe vonbis zu 369 Euro.<br />
An diesem Wochenende öffnen die <strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe eine fast 700 Meter lange Tunnelröhre für Besucher<br />
VonStefan Strauß<br />
In die Röhre gucken: Die Wasserbetriebe öffnen den Tunnel untermMauerpark. BERND FRIEDEL<br />
Es war ein Versprechen und es<br />
wird gehalten: An diesem Sonnabend<br />
und Sonntag können Besucher<br />
des Mauerparks in Prenzlauer<br />
Berg etwa zwölf Meter in die Tiefe<br />
steigen und den Park in seiner gesamten<br />
Länge von fast 700 Metern<br />
unterirdisch durchqueren. Über<br />
Kopfhörer bekommen die Gäste<br />
wichtige Informationen über das 20<br />
Millionen teure Projekt, und sie erfahren,<br />
wie so ein Stauraumkanal<br />
funktioniert.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe<br />
(BWB) haben seit Juli mit Hilfe einer<br />
Tunnelbohrmaschine einen Tunnel<br />
von der Bernauer Straße bis zur<br />
Gleimstraße gegraben. 20 000 Tonnen<br />
Erde wurden ausgehoben. Mit<br />
einem Außendurchmesser von<br />
4,50 Metern hat die Betonröhre nun<br />
fast die Größe eines U-Bahn-<br />
Schachtes.„Der Tunnel ist fertig gebohrt,<br />
und das wollen wir begehen –<br />
in voller Länge“, sagt Sprecherin AstridHackenesch-Rump.Für<br />
die <strong>Berliner</strong><br />
Wasserbetriebe ist der Tunnel<br />
eine Besonderheit. Es ist das bisher<br />
größte Projekt dieser Art. DerTunnel<br />
gehört zum unterirdischen Abwassersystem<br />
der Stadt. Als Stauraumkanal<br />
kann die Röhrebei starkem Regen<br />
mehr als 7600 Kubikmeter Abwasser<br />
speichern, das sonst zusammen<br />
mit dreckigem Abwasser aus<br />
den Haushalten, darunter auch Fäkalien,<br />
in die Spreeund die Panke geleitet<br />
wurde und dort Fischsterben<br />
auslöst und die Wasserqualität verschlechtert.<br />
Die Wasserbetriebe haben Anfang<br />
der 90er-Jahre mit ihrem Stauraumprogramm<br />
begonnen. Auffangbecken<br />
und Stauraumkanäle entstanden.<br />
Derzeit haben die Wasser-<br />
betriebe ein Speichervolumen von<br />
300 000 Kubikmetern, bis 2024 werden<br />
es 400 000 Kubikmeter sein.<br />
Jahrelang haben die Wasserbetriebe<br />
mit Anwohnern über diesen<br />
Tunnel gestritten. Es ging um Mitbestimmung<br />
und die Sorge, dass Besucher<br />
den Mauerparkwegen der Bauarbeiten<br />
nicht weiter so nutzen<br />
könnten wie bisher. Die Wasserbetriebe<br />
zeigten sich kooperativ.Sie zogen<br />
einen künstlerisch gestalteten<br />
Zaun um die Baustelle und versprachen<br />
den Bewohnern, sie könnten<br />
den Rohbau besichtigen, wenn er<br />
fertig sei. Nunist es soweit. Vollständig<br />
fertig ist der Stauraumkanal aber<br />
erst Ende 2019. Bis dahin wird eran<br />
die Kanalisation angeschlossen,<br />
Pumpen, Sensoren und elektronische<br />
Bauteile werden installiert.<br />
Besichtigung des Tunnels am 10. November<br />
(12–16 Uhr) und am 11.November(9–16 Uhr).<br />
Feste Schuhe und robuste Kleidung erforderlich.<br />
TreffpunktBernauer Straße. Anmeldung erforderlichunter<br />
www.bwb.de/mauerpark<br />
BLZ/GALANTY<br />
POLIZEIREPORT<br />
Radfahrerin schwer verletzt.<br />
Beieinem Verkehrsunfall am Sonntagabend<br />
in Hermsdorfist eine Radfahrerin<br />
schwer verletzt worden. Die<br />
54 Jahrealte Frau war gegen 19 Uhr<br />
auf dem Falkentaler Ring voneinem<br />
89-jährigen Autofahrer angefahren<br />
worden. DieFraustürzte auf die<br />
Fahrbahn. DerFahrer eines Dacia<br />
streifte ein parkendes Auto und stieß<br />
gegen ein weiteres,das durch den<br />
Aufprall gegen einen Baum geschoben<br />
wurde.Passanten halfen der<br />
Frau. Sanitäter brachten sie mit<br />
schweren Verletzungen am Kopf in<br />
ein Krankenhaus.Auto und Fahrrad<br />
wurden vonden Polizisten beschlagnahmt.<br />
Roller gestohlen.<br />
Polizisten haben am Sonntagabend<br />
in Neukölln zwei Jugendliche festgenommen.<br />
Siehatten zuvor einen<br />
Motorroller gestohlen. In der Biebricher<br />
Straße wurden die 15 und 16<br />
Jahrealten Jungen gestellt. Aus<br />
Furcht vorder Polizei hatten sie sich<br />
unter einem Transporter versteckt.<br />
DerMotorroller wurde dem rechtmäßigen<br />
Eigentümer übergeben.<br />
Nach der Identitätsfeststellung<br />
konnten die Jugendlichen die Wache<br />
wieder verlassen.<br />
Müllhäuser in Flammen.<br />
In zwei Müllhäuserninder Gensinger<br />
Straße in Friedrichsfelde hat es<br />
am Montagmorgen gebrannt. Menschen<br />
wurden nicht verletzt. Es entstand<br />
jedoch erheblicher Sachschaden.<br />
Beidem Feuer wurden sämtliche<br />
Mülltonnen sowie die Müllhäuser<br />
zerstört. DiePolizei geht von<br />
vorsätzlicher Brandstiftung aus.So<br />
soll das Feuer an mehreren Stellen<br />
gleichzeitig ausgebrochen sein. Das<br />
spreche für eine vorsätzliche Brandstiftung,<br />
hieß es aus dem Landeskriminalamt.<br />
Eine Anwohnerin hatte<br />
gegen 2.20 Uhrdie Flammen bemerkt,<br />
als sie zufällig aus dem Fenster<br />
blickte.Sie alarmierte die Feuerwehr.Eine<br />
konkrete Spur zum Feuerleger<br />
hat die Polizei allerdings noch<br />
nicht.<br />
Meterhohe Flammen zerstören Abfallcontainer<br />
und zwei Müllhäuser. MORRIS PUDWELL<br />
Autodiebe erwischt.<br />
In der Nacht zum Montag haben Zivilfahnder<br />
in PankowdreiAutodiebe<br />
festgenommen. DenBeamten waren<br />
gegen 2.20 Uhrinder Klemkestraße<br />
in Niederschönhausen zwei Autos<br />
aufgefallen. DerSeat und der Toyota<br />
fuhren langsam dicht beieinander.<br />
Außerdem war bei dem Toyota das<br />
Licht ausgeschaltet. In der Granitzstraße<br />
kontrollierten die Beamten<br />
beide Fahrzeuge und stellten fest,<br />
dass beim Toyota ein hinteres Dreieckfenster<br />
eingeschlagen war.Die<br />
Fahnder nahmen den Fahrer und<br />
seine mutmaßlichen Komplizen in<br />
dem Seat, zwei Männer im Alter von<br />
36 und 42 Jahren, fest. WeitereErmittlungen<br />
ergaben, dass der Toyota<br />
gestohlen worden war.<br />
Ungebremst gegen Schilderwagen.<br />
Aufder A100 am Abzweig Oberlandstraße<br />
ist in der Nacht zum Montag<br />
eine Frau in ihrem Fiat ungebremst<br />
gegen einen beleuchteten Schilderwagen<br />
gerast. DerWagen diente zur<br />
Absicherung einer Baustelle.Zeugen<br />
berichteten, dass der Aufprall so<br />
starkwar,dass der Wagen vonder<br />
Fahrbahn geschoben und ausgehoben<br />
wurde.Die Fahrerin musste aus<br />
dem Auto geschnitten werden. Sie<br />
kam schwer verletzt in ein Krankenhaus.Die<br />
Hintergründe des Unfalls<br />
sind noch nicht geklärt. (ls.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 13<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Mit dem Kampfmesser ins Sozialamt<br />
Geständnis vor Gericht: Obdachloser wollte eine Sachbearbeiterin töten –aus Fremdenhass<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Der Angeklagte vor Gericht.<br />
Mario Z. wollte in einer<br />
Obdachlosenunterkunft<br />
ein Einzelzimmer.Erbekam<br />
es nicht.<br />
Deswegen ging er am 19. September<br />
2016 zum Sozialamt an der Karl-<br />
Marx-Straße in Neukölln. Er lief in die<br />
dritte Etage,wodie Abteilung Soziale<br />
Wohnhilfe untergebracht ist. Als<br />
seine Sachbearbeiterin die Tür zu ihremBüroöffnete,ummit<br />
russischem<br />
Akzent den nächsten Kunden aufzurufen,<br />
stürmte Mario Z.mit einem<br />
Kampfmesser in der Hand auf sie zu.<br />
Er wollte sie töten. Weil sie keine<br />
Deutsche sei und durch ihr Verhalten<br />
Deutsche schädige, heißt es in der<br />
Anklage.Tatsächlich traf Mario Z.einen<br />
Kollegen der Frau, der sich ihm in<br />
denWegstellte,amOberkörper.<br />
„Ich wollte sie umbringen“, gibt<br />
der 59-jährige an diesem Montag vor<br />
einer Schwurgerichtskammer zu. Er<br />
habe so aus seiner Obdachlosigkeit<br />
herauskommen wollen, zudem hasse<br />
er Ausländer.„Ichwollte eine Ausländerin<br />
umbringen, die ich kenne, die<br />
mich beschissen hat“, erklärt ermit<br />
fester Stimme. Schließlich hätte ihm<br />
seine Sachbearbeiterin bei einem Gespräch<br />
zuvor erklärt, dass sie ihm kein<br />
Einzelzimmer besorgen könne. Sein<br />
Hass auf Ausländer geht so weit, dass<br />
er einen Namensänderung beantragt<br />
hat: Mario sei italienisch, sagt er. Er<br />
wolle Markogerufen werden.<br />
Es ist bereits der zweite Prozess gegen<br />
den früheren Taxifahrer,der nach<br />
eigener Aussage Beethoven liebt und<br />
derzeit Englisch und Französisch<br />
lernt. Wegen des Messerangriffs war<br />
er bereits im Maivorigen Jahres zu einer<br />
Freiheitsstrafe von fünf Jahren<br />
verurteilt worden. Zudem wurde die<br />
Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet,<br />
weil MarioZ.zur Tatzeit erheblich<br />
vermindert schuldfähig gewesen<br />
sein soll.<br />
Gegen das Urteil hatte die Sachbearbeiterin<br />
als Nebenklägerin Revision<br />
eingelegt. Der Angeklagte selbst ging<br />
ebenfalls gegen die Entscheidung vor,<br />
weil er nicht in der Psychiatrie landen<br />
wollte. „Ich will nach Tegel, zu den<br />
normalen Straftätern. Ich will von<br />
diesem Idiotenparagrafen weg“, begründet<br />
er.<br />
„Ich will nach Tegel,<br />
zu den normalen Straftätern.<br />
Ich will von diesem Idiotenparagrafen weg.“<br />
Mario Z., Angeklagter, zuseinem Motiv, gegen einen ersten,<br />
relativ milden Urteilsspruch Revision einzulegen<br />
PRESSEFOTO WAGNER<br />
Ironischerweise hatten beide Revisionsanträge<br />
Erfolg. DerBundesgerichtshof<br />
hob das Urteil auf mit der<br />
Begründung, die Richter im ersten<br />
Verfahren hätten Mordmerkmale wie<br />
niedrige Beweggründe und Heimtücke<br />
nicht ausreichend in Betracht gezogen.<br />
Zudem seien die Feststellungen<br />
zur verminderten Schuldfähigkeit<br />
des Angeklagten fehlerhaft.<br />
MarioZ.erklärtindem neuen Prozess,<br />
dass er schon einmal mit dem<br />
Kampfmesser, Klingenlänge 25 Zentimeter,losgezogen<br />
sei, um die Sachbearbeiterin<br />
zu töten. Dassei ein Tag<br />
vorderTatgewesen. Er sei auf halbem<br />
Weg umgekehrt. „Ich bin kein Gewohnheitsverbrecher.“<br />
Tags darauf schritt er zur Tat. Er<br />
habe der Frau in den Hals stechen<br />
wollen, sie aber nicht erwischt, sondern<br />
ihren deutschen Kollegen. „Ein<br />
Kollateralschaden“, sagt Mario Z.zynisch.<br />
Auf seiner Flucht soll er noch<br />
einen türkischstämmigen Wachmann<br />
verletzt haben. Das allerdings<br />
bestreitet der Angeklagte.<br />
Jedenfalls konnte MarioZ.das Sozialamt<br />
unbehelligt verlassen. In einer<br />
Obdachlosenunterkunft wurde er<br />
später festgenommen. Seitdem wartet<br />
er in der Psychiatrie auf ein rechtskräftiges<br />
Urteil. Ihmdroht eineVerurteilung<br />
wegen versuchten Mordes.<br />
Die Tatwaffe, die lange Zeit fehlte<br />
und deswegen auch beim ersten Prozess<br />
nicht gezeigt werden konnte,<br />
liegt nun auf dem Richtertisch. Das<br />
Messer hatte Mario Z.erst kürzlich<br />
wiedergefunden, wie er sagt –inder<br />
Psychiatrie.Nach seinen Angaben sei<br />
es aus einer Tasche mit doppeltem<br />
Boden gefallen. Niemand hatte das<br />
Messer bemerkt, er selbst hatte es<br />
nach eigener Aussage vergessen.<br />
DieSachbearbeiterin aus dem Sozialamt<br />
leidet noch immer unter den<br />
Folgen der Tat. Laut Gericht sei sie arbeitsunfähig,<br />
sie habe Schlafstörungen<br />
und könne keine U-Bahn mehr<br />
benutzen. Ob sie als Zeugin gehört<br />
werden kann, ist fraglich. Ihrem Kollegen<br />
geht es psychisch gut, er hat<br />
sich jedoch versetzen lassen.<br />
UndMario Z.? Er bereut seine Tat<br />
nicht. Die Frau habe ihm damals<br />
nicht leidgetan und auch heute nicht.<br />
Es sei immer noch „eine angemessene<br />
Überlegung, sie zu töten“.<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Wohin<br />
mit den<br />
Touristen?<br />
Branche diskutiert<br />
bessere Verteilung<br />
Die Tourismusindustrie muss<br />
sich nach Ansicht des Branchenverbandes<br />
BTW mehr Gedanken<br />
machen, wie viele Urlauber eine<br />
Region verträgt. Es gebe punktuell –<br />
etwa in Dubrovnik, Venedig, Rom –<br />
zu viele Menschen an einem Ort,<br />
sagte der Präsident des Bundesverbands<br />
der Deutschen Tourismuswirtschaft<br />
(BTW), Michael Frenzel,<br />
am Montag. „Wenn man vor der<br />
Mona Lisa steht, Ellbogen an Ellbogen,<br />
da vergeht einem selber das Lächeln“,<br />
sagte Frenzel bei einer Diskussion<br />
in Berlin. Damit mache man<br />
sich zum einen das Produkt kaputt.<br />
Zum anderen habe man auch eine<br />
Verantwortung etwa für die Umwelt.<br />
In Berlin gilt insbesondere der Innenstadtbezirk<br />
Friedrichshain-<br />
Kreuzbergals starkbelastet.<br />
Eine Linderung ist nicht unmittelbar<br />
in Sicht, schließlich sei die<br />
Lust aufs Reisen ungebrochen, sagte<br />
Frenzel. „Das Reiseziel Deutschland<br />
steuertauf das neunte Rekordjahr in<br />
Folge zu.“ Bis Ende August seien<br />
326 Millionen Übernachtungen registriert<br />
worden – etwa 4 Prozent<br />
mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />
An den Reisezielen kann das für<br />
Ärger sorgen. Das Problem, dass<br />
Ausflugsziele überfüllt sind, gibt es<br />
aus Frenzels Sicht zwar keineswegs<br />
flächendeckend. Man müsse sich<br />
aber Gedanken machen, wie man<br />
einzelne Exzesse kontrolliere. Dann<br />
müsse man in jedem Einzelfall einen<br />
Weg finden, Besucherströme zu<br />
steuern. In Berlin versucht sich die<br />
Plattform Visit-Berlin seit einiger<br />
Zeit an einem Programm, auch Außenbezirke<br />
als attraktive Reiseziele<br />
zu bewerben. (dpa)<br />
Die Oberbaumbrücke–eines der <strong>Berliner</strong><br />
Postkarten-Motive.<br />
MARKUS WÄCHTER<br />
An dieser Stelle berichten<br />
<strong>Berliner</strong> über ihren Berufsalltag.<br />
Heute: Heike Bayer.<br />
Die Inhaberin eines Kurzwarengeschäftes<br />
in der Schönhauser<br />
Allee führt inihrem Laden nicht nur<br />
Nähmaschinen, sondernsoziemlich<br />
alles,was man zum Nähen, Reparieren<br />
von Kleidung sowie für Hobbys<br />
wie Häkeln und Stricken braucht.<br />
Kurzwarengeschäfte. Das klingt<br />
ziemlich altmodisch und manch einer<br />
wird sich wundern, dass es sie<br />
überhaupt noch gibt. Doch wenn<br />
eine Branche im Einzelhandel eine<br />
Ehrung für Nachhaltigkeit verdienen<br />
würde, dann wären es diese Läden.<br />
Es gibt dortalles,womit man das Leben<br />
eines defekten Kleidungsstückes<br />
verlängern oder für den weiteren<br />
Gebrauch aufhübschen, also<br />
modernisieren kann: Knöpfe und<br />
Garn, Reißverschlüsse und aufbügelbare<br />
Flicken für durchgescheuerte<br />
Ellenbogen am Pullover; fertige<br />
Strickbündchen und Schnallen und<br />
vieles andere mehr. Kurzwarengeschäfte<br />
und Wegwerfmentalität vertragen<br />
sich nicht.<br />
Heike Bayer, Inhaberin des „Zick-<br />
ZackNähwelt“ in der Schönhauser Allee,<br />
staunt manchmal selbst, dass sie<br />
es geschafft hat, diverse Umzüge und<br />
Flauten zu überstehen und den Laden<br />
zu halten. In ihrem Geschäft am<br />
Anfang der Schönhauser Straße stehen<br />
an denWänden Schränkchen mit<br />
vielen Kästchen. Darinsind Hunderte<br />
von Knöpfen sortiert. Große und<br />
kleine,aus Holz und Metall, aus Horn<br />
oder handgefertigt aus Keramik. Auf<br />
den Regalen stehen Nähmaschinen,<br />
in den Etagen darunter liegen Stoffballen.<br />
Zudem gibt es Tüten mit<br />
Gummilitze oder Schnallen, Rollen<br />
mit Kordeln und Bändern sowie Packungen<br />
mit geheimnisvollen Aufschriften<br />
wie„BH-Verlängerer“.<br />
Guten Ratgibt’s gratis<br />
„Die Nähmaschine<br />
und ich<br />
sind ein Team“<br />
Heike Bayer handelt mit Kurzwaren. In der Branche<br />
hat nur das Auf und Ab immer Konjunktur<br />
HeikeBayer in ihrem Laden an der Schönhauser Allee.<br />
MEINE WOCHE<br />
BLZ/GERD ENGELSMANN<br />
Name: HeikeBayer<br />
Beruf: Inhaberin eines Kurzwarengeschäftes<br />
Wasverdient man in dem Beruf? „Es ist mehr Idealismus.“<br />
Wiewar Ihre Ausbildung? Lehre zur Industrie-Schneiderin, Facharbeiterin, Meisterprüfung<br />
Wielangearbeiten Sie pro Woche? 40 Stunden<br />
Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen? Ja, es macht Spaß.<br />
zung für die Aufnahme dort war<br />
eben diese Schneiderlehre, die sie<br />
dann im VEB Maßatelier absolvierte:<br />
einem volkseigenen Betrieb, der<br />
Konfektion in kleinen Serien für den<br />
Exportund die Exquisit-Läden in der<br />
DDR anfertigte. Dort blieb sie hängen,<br />
denn „die Nähmaschine und<br />
ich waren vomersten Lehrtag an ein<br />
Team, ich konnte mir nichts anderes<br />
VonMartina Doering<br />
Zudem lagern in einem hinteren<br />
Raum geheimnisvolle Kisten, in denen<br />
Heike Bayer und ihre Mitarbeiterin<br />
über die Jahredie eine oder andere<br />
Rarität aufbewahrt haben, die<br />
vielleicht irgendwann irgendein<br />
Kunde suchen könnte.Vielleicht hätten<br />
sie nicht für jedes Problem eine<br />
Lösung, meint Heike Bayer. Aber<br />
doch für ziemlich viele.<br />
Guten Rat gibt es auf jeden Fall<br />
gratis dazu, denn Heike Bayer, die im<br />
sächsischen Borna geboren wurde<br />
und dann in Berlin aufgewachsen ist,<br />
hat Ahnung von diesem Metier. Als<br />
junge Frau war sie dünn, ziemlich<br />
groß, und nicht für die gängigen<br />
Konfektionsgrößen gemacht. Da riet<br />
die Mutter ihr zu einer Schneiderlehre,<br />
damit sie sich selbst Sachen<br />
nähen könnte. Die Tochter bewarb<br />
sich kühn an der Hochschule für Design<br />
in Weißensee, doch Voraussetlialen<br />
suchte. Doch nach wenigen<br />
Jahren ging auch diese Firma pleite,<br />
und Heike Bayer machte sich 1996<br />
mit einer Kollegin selbstständig.<br />
„Aber jeder Monat war ein Kampf<br />
ums Überleben“, sagt sie.<br />
Seitdem hat sie Höhen und Tiefen<br />
erlebt. Ziemlich nachteilig für die<br />
Kurzwarenbranche hat sich ausgewirkt,<br />
dass das Angebot an Textilien<br />
zu Tiefstpreisen in den vergangenen<br />
Jahren immer größer geworden ist.<br />
Derart billige Kleidungsstücke wandernnach<br />
einer Saison oft in die Altkleider-Tonne.<br />
Zudem ist die Haltbarkeit<br />
der Discounter-Ware begrenzt,<br />
und neue Reißverschlüsse,<br />
Knöpfe und Garn kosten Mühe und<br />
Geld. Undganz sicher können heute<br />
nicht mehr so viele Menschen nähen,<br />
wie zu Zeiten, als dies noch in<br />
den Schulen gelehrtwurde.<br />
Andererseits scheint Selbst- und<br />
Handgemachtes seit einigen Jahren<br />
doch wieder Konjunktur zu haben.<br />
AufYoutube zum Beispiel zeigen unzählige<br />
Filmchen, wie man häkelt,<br />
strickt oder einen Reißverschluss<br />
einnäht. Auch in den vielen Magazinen,<br />
die das gemütliche Landleben<br />
feiern, nehmen Vorschläge und<br />
Ideen zum Nachnähen kein Ende,<br />
wobei Schnittmuster, Strick-, Stickund<br />
Häkelanleitungen gleich mitgeliefertwerden.<br />
VomNutzen der Krisen<br />
„Das wirkt sich derzeit für uns jedoch<br />
nicht auf den Umsatz aus“, sagt<br />
Heike Bayer. Es gebe zwar eine feste<br />
Community von Leuten, die nichts<br />
vonder Stange,sondernindividuelle<br />
Kleidungsstücke haben wollten, die<br />
Vintage-Sachen um- oder aufarbeiten<br />
würden oder ein Lieblingsteil retten<br />
möchten. Doch die Zahl dieser<br />
Kundinnen, die zwischen acht und<br />
achtzig Jahre alt sind, wie Heike<br />
Bayererzählt, bleibe überschaubar.<br />
Allerdings hat sie auch schon mal<br />
eine richtig gute Zeit mit ihrem Geschäft<br />
erlebt. Das war um 1999, als<br />
der Laden vonMarzahn an den Alexanderplatz<br />
zog. „Wir wurden damals<br />
von dem Kundenansturm geradezu<br />
überrollt“, sagt sie. „Wir verkauften<br />
jede Menge Nähmaschinen, Stoffe,<br />
Wolle und Näh- und Strickzubehör.“<br />
Ausschlaggebend dafür sei nicht nur<br />
die gute Lage am Alex gewesen. „Damals<br />
herrschte große Unsicherheit,<br />
den Leuten ging es nicht so gut, die<br />
Arbeitslosenzahlen waren hoch“,<br />
sagt sie. InKrisenzeiten blieben die<br />
Leute zu Hause und machten mehr<br />
Handarbeiten. Wenn es den Menschen<br />
jedoch gut ginge, dann verreisten<br />
sie öfter oder gingen aus, ins<br />
Restaurants, ins Theater, zuFreunden<br />
zum Feiern. „Unsere Branche<br />
verläuft asymmetrisch“, so lautet die<br />
Theorie von Heike Bayer. „Wenn es<br />
den Menschen gut geht, dann geht<br />
es uns schlecht –und umgekehrt.“<br />
Eine Million<br />
Euro<br />
für Bäume<br />
Senat zieht Bilanz der<br />
Spendenkampagne<br />
mehr vorstellen“, erzählt Bayer. Später<br />
machte sie die Meisterprüfung,<br />
arbeitete als Lehrausbilderin, blieb<br />
in dem Betrieb bis zum Mauerfall<br />
und pausierte ein Jahr nach der Geburtihres<br />
Kindes.Danach gab es den<br />
VEB nicht mehr. Aus der Arbeitslosigkeit<br />
fand sie durch die Anzeige eines<br />
großen Nähmaschinen-Herstellers,der<br />
Verkäuferinnen für seine Fi-<br />
Sechs Jahre nach dem Start einer<br />
sogenannten Stadtbaumkampagne<br />
in Berlin hat die Spendensumme<br />
für mehr Grün in der Stadt<br />
die Millionengrenze erreicht. Mit<br />
Hilfe des Geldes wurden bislang<br />
mehr als 8000 zusätzliche Straßenbäume<br />
gepflanzt, wie die Senatsumweltverwaltung<br />
am Montag mitteilte.<br />
In diesem Herbst kommen<br />
demnach 600 in den Bezirken Pankow,<br />
Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf<br />
und Treptow-Köpenick hinzu,<br />
im nächsten Frühjahr sind es weitere<br />
600 Bäume in Neukölln, Mitte,Friedrichshain-Kreuzberg<br />
und Tempelhof-Schöneberg.<br />
Berlin gehört mit rund 440 000<br />
Straßenbäumen laut Umweltverwaltung<br />
zu den grünsten Metropolen<br />
der Welt. Für Erhalt und Erneuerung<br />
des Bestandes sind die Bezirke zuständig,<br />
die jedoch nach Abholzungen<br />
oft nicht mit Neupflanzungen<br />
nachkommen. Im Rahmen der<br />
Stadtbaumkampagne kann daher jedermann<br />
dazu beitragen, dass neue<br />
Bäume gepflanzt werden. Die Pflanzung<br />
und dreijährige Pflege eines<br />
Baumes kostet 2000 Euro. Sind jeweils<br />
500 Euro Spenden erreicht, gibt<br />
der Senat die restlichen 1500 Euro<br />
dazu. Wer500 Euro oder mehr spendet,<br />
kann sich sogar einen Standort<br />
für „seinen“ Baum in der Stadt aussuchen.<br />
Umweltstaatssekretär Stefan Tidow<br />
nannte die Stadtbaumkampagne<br />
eine „Erfolgsgeschichte“ und<br />
dankte den Spendern, zu denen<br />
auch zahlreiche Unternehmen und<br />
Verbände gehören. „Sie helfen uns<br />
dabei, Berlin als grüne Metropole zu<br />
erhalten.“ (dpa)<br />
Dieser Ahornist einer von rund 440 000<br />
Straßenbäumen in Berlin.<br />
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109
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 15 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Brandenburg<br />
Pinus sucht<br />
nach<br />
Brandstiftern<br />
Polizei: Jedes zehnte Feuer<br />
ist gelegt worden<br />
Mit dem Ende des heißtrockenen<br />
Sommers ist in Brandenburg<br />
auch die akute Waldbrandgefahr<br />
gebannt. Doch die Polizei ermittelt<br />
weiter:Bei mehr als 40 der insgesamt<br />
rund 470 im laufenden Jahr<br />
ausgebrochenen Feuer überprüft<br />
sie, obmöglicherweise Brandstifter<br />
am Werk waren. Dasteilte die Polizei<br />
mit. Die Ermittlungen liefen derzeit<br />
noch in alle Richtungen, sagte Polizeisprecher<br />
Heiko Schmidt. „Fest<br />
steht jedoch bereits,dass bei einigen<br />
Bränden objektive Anhaltspunkte<br />
auf vorsätzliche Brandstiftungen<br />
vorhanden sind.“<br />
Anhaltspunkte gibt es seit langem<br />
etwa bei einem Großbrand in Treuenbrietzen<br />
(Potsdam-Mittelmark)<br />
Ende August: Dortermittelt die Polizeiweiter<br />
wegen schwerer Brandstiftung.<br />
Verschiedene Indizien wie die<br />
Tatsache, dass das Feuer damals an<br />
mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen<br />
war, hatten nach Angaben<br />
Schmidts von Beginn an für eine<br />
mögliche Brandstiftung gesprochen.<br />
Allerdings habe sich das bislang<br />
noch nicht erhärten lassen.<br />
Sonderkommission eingesetzt<br />
Dennoch wird weiter untersucht. So<br />
habe eine insgesamt 30-köpfige Sonderkommission<br />
namens „Pinus“ (lateinisch<br />
für Kiefer) in den Wochen<br />
nach dem Großbrand fast täglich<br />
Zeugen, Feuerwehrleute, Forstmitarbeiter<br />
sowie Brandspezialisten des<br />
Landeskriminalamtes und des Munitionsbergungsdienstes<br />
befragt, so<br />
Schmidt. Dieumfangreichen Ermittlungen<br />
hätten bisher jedoch „keine<br />
Brand in Treuenbrietzen: 600 Feuerwehrleute<br />
waren im Dauereinsatz. DPA/KAPPELER<br />
objektiven Befunde hervorgebracht,<br />
die als Ursache eine vorsätzliche<br />
Brandstiftung begründen“. Da eine<br />
Brandstiftung jedoch ebenso wenig<br />
ausgeschlossen werden könne wie<br />
fahrlässiges Herumspielen mit offenem<br />
Feuer oder das Entzünden von<br />
alten Munitionsresten im Boden, liefen<br />
die Ermittlungen weiter.<br />
Fahrlässigkeit oder Vorsatz?<br />
Brandenburgs Innenminister Karl-<br />
Heinz Schröter (SPD) hatte bei seinem<br />
Besuch bei Feuerwehrleuten in<br />
Gortz (Potsdam-Mittelmark) Ende<br />
Oktober noch einmal bekräftigt, er<br />
gehe nach wie vorvon Brandstiftung<br />
aus.„AufLuftbildernsind Brandnester<br />
in fast den gleichen Abständen zu<br />
sehen. Wenn das Zufall ist, fresse ich<br />
einen Besen“, hatte Schröter nach<br />
einem Bericht der <strong>Zeitung</strong> Märkische<br />
Allgemeine gesagt.<br />
Bei dem Waldbrand am Autobahndreieck<br />
Potsdam in Beelitz-<br />
Fichtenwalde (Potsdam-Mittelmark)<br />
Ende Juli gehen die Ermittler<br />
dagegen eher von fahrlässiger<br />
Brandstiftung aus. Die Spurensicherung<br />
vor Ort habe „vage Indizien für<br />
weggeworfene Zigaretten“ gebracht,<br />
sagte Schmidt. Ermittlungen und<br />
Spurenauswertungen zu dem Großbrand<br />
seien jedoch noch nicht vollständig<br />
abgeschlossen.<br />
Auch bei dem rund 300 Hektar<br />
großen Waldbrand am Jüterboger<br />
Keilberg (Teltow-Fläming) Ende August<br />
suchen die Ermittler weiter<br />
nach der Brandursache. (dpa)<br />
Nudelmesse in Templin: Rüdiger Weida, der Mann mit dem Bart, auf dem Marktplatz. Die anderen tragen die klassische Piratenkleidung dieser „Kirche“. BERLINER ZEITUNG/JENS BLANKENNAGEL<br />
Glückliche Verlierer<br />
Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters scheitert mit Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
VonJens Blankennagel, Templin<br />
Dastehen sie auf dem großen<br />
weiten Marktplatz<br />
und feiern eine Nudelmesse.<br />
Es sind 15 Anhänger<br />
der „Kirche des Fliegenden<br />
Spaghettimonsters“, die sich am<br />
Sonntag in Templin (Uckermark)<br />
versammelt haben. Diese, nun ja,<br />
Nudelgläubigen bezeichnen sich als<br />
eine Kirche, obwohl sie die christlichen<br />
und auch andere Kirchen als<br />
Abergläubige ansehen und selbst<br />
nur an die reine Lehreder Naturwissenschaften<br />
glauben. Auch an diesem<br />
Tagtragen sie Piratenkleidung,<br />
wie es üblich ist bei den „Pastafaris“,<br />
wie sie sich nennen. Sie lauschen<br />
dem Nudler,einer ArtPriester,der an<br />
diesem Tagdie Nudelmesse hält.<br />
Zwei Polizisten lauschen der Rede<br />
Es ist Rüdiger Weida, auf dessen<br />
Grundstück vor den Toren von<br />
Templin jeden Freitag eine Nudelmesse<br />
stattfindet. Er steht da mit<br />
Rauschebart und weitem Gewand<br />
und redet. Dass sie durchaus ernst<br />
genommen werden, zeigt die Anwesenheit<br />
der Polizei. Ein Streifenwagen<br />
steht in der Nähe, auch die beiden<br />
Beamten lauschen der Rede.<br />
Manche Leute bezeichnen diese<br />
Leute als Spinner und ihreKirche als<br />
Religionsparodie. Sie selbst aber<br />
nehmen die Sache sehr ernst und<br />
kämpfen dafür, offiziell als Weltanschauungsgemeinschaft<br />
anerkannt<br />
zu werden. Dafür ziehen sie vonGericht<br />
zu Gericht. Nun aber hat das<br />
Bundesverfassungsgericht entschieden,<br />
über diese Frage gar nicht erst<br />
entscheiden zu wollen.<br />
DenSpaghetti-Fans wurde mitgeteilt,<br />
dass die Verfassungsbeschwerde<br />
„nicht zur Entscheidung<br />
angenommen wird, weil eine weltanschauliche<br />
Betätigung des Beschwerdeführers<br />
nicht plausibel gemacht<br />
wurde.Von einer Begründung<br />
im Übrigen wird nach §93d Abs. 1<br />
Satz 3 BVerfGG abgesehen. Diese<br />
Entscheidung ist unanfechtbar.“<br />
Klingt wie ein harter Schlag. Doch<br />
die Pastafaris zeigen sich hochzufrieden.<br />
„Wir ärgern uns nicht etwa,<br />
sondern freuen uns“, behauptet<br />
Weida. „Denn wenn das Bundesverfassungsgericht<br />
beschlossen hätte,<br />
darüber zu verhandeln, dann wäre<br />
die Entscheidung sowieso erst in<br />
fünf, sechs oder sieben Jahren gekommen.“<br />
Sie seien davon ausge-<br />
„Für uns ist die Zurückweisung nicht<br />
hinnehmbar, wir werden nun beim<br />
Europäischen Gerichtshof weiter für unser<br />
Recht kämpfen, als Weltanschauungsgemeinschaft<br />
anerkannt zu werden.“<br />
Jan Splett, Vorsitzender des Vereins „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“<br />
gangen, dass sie –wie bislang bei allen<br />
Prozessen in Brandenburg–auch<br />
beim Bundesverfassungsgericht<br />
kaum Chancen gehabt hätten. „Wir<br />
waren uns von Anfang an relativ sicher,dass<br />
wir bis zum Europäischen<br />
Gerichtshof gehen müssen und haben<br />
uns vonAnfang an darauf vorbereitet“,<br />
sagt Weida. Deshalb bedeute<br />
die aktuelle Entscheidung eine große<br />
Zeitersparnis,weil es nun direkt zum<br />
Europäischen Gerichtshof gehen<br />
kann. Dafür sei nun ein halbes Jahr<br />
Zeit. „Aber wir wollen es noch vor<br />
dem Ende dieses Jahres schaffen“,<br />
sagt Weida.<br />
Der Streit begann 2014, als die<br />
Pastafaris Hinweisschilder auf ihre<br />
Nudelmesse in Templin an jene Masten<br />
hängten, an denen für die Gottesdienste<br />
der evangelischen und<br />
katholischen Kirche geworben wird.<br />
Es folgte ein Rechtsstreit, ob der<br />
zuständige Landesbetrieb tatsächlich<br />
die Erlaubnis erteilt hatte.Später<br />
verfügte die damalige Kulturministerin<br />
Sabine Kunst (SPD), dass es<br />
keine Glaubensgemeinschaft sei,<br />
sondern eine Religionsparodie<br />
„ohne ernsthafte religiöse Substanz“.<br />
Zuletzt lehnte das Brandenburger<br />
Oberlandesgericht eine Klage auf<br />
Anerkennung als Weltanschauungsgemeinschaft<br />
ab. Daraufhin ging es<br />
zum Bundesverfassungsgericht in<br />
Karlsruhe und nun nach Europa.<br />
Diesen Gang müssen die Nudel-<br />
Gläubigen nicht scheuen –jedenfalls<br />
nicht finanziell. Auf dem Marktplatz<br />
von Templin stehen zwar nur etwas<br />
mehr als ein Dutzend Fans.Doch die<br />
bundesweite Anhängerschaft ist beachtlich.<br />
Bislang konnten die Vorkämpfer<br />
die notwendigen Tausenden<br />
vonEuroimmer ohne Probleme<br />
innerhalb kurzer Zeit über Spenden<br />
im Internet einsammeln.<br />
Einem Drittel der Windanlagen droht das Aus<br />
Für rund 1300 dieser Energieerzeuger entfällt bald die seit dem Jahr 2000 gezahlte staatliche Förderung<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Brandenburg ist Windkraftland –<br />
bundesweit steht es nach Niedersachsen<br />
und Schleswig-Holstein<br />
auf Platz 3, wenn es um die produzierte<br />
Leistung der Anlagen geht.<br />
Dieser Siegeszug der „grünen Energie“<br />
ist aber auch hochumstritten –<br />
allein im Land Brandenburg gibt es<br />
mehr als 100 Bürgerinitiativen, die in<br />
der Volksinitiative „Rettet Brandenburg“<br />
gegenWindräder in ihrer Nähe<br />
kämpfen.<br />
Insgesamt 3729 Windräder<br />
Diese Kritiker könnten sich nun<br />
freuen, denn etwa einem Drittel der<br />
Anlagen in Brandenburg droht aus<br />
Geldmangel potenziell das Aus. Zuerst<br />
hat die Märkische Allgemeine<br />
<strong>Zeitung</strong> darüber berichtet.<br />
„Von den 3729 Windkraftanlagen<br />
im Land Brandenburg sind etwa<br />
1300 betroffen“, sagte Jan Hinrich<br />
Glahr, Chef des Landesverbandes<br />
Windenergie Berlin-Brandenburg,<br />
am Montag im Gespräch mit der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Der Hintergrund ist, dass Windräder<br />
einst eine teure Technologie<br />
waren. Die Errichtung solcher Anlagen<br />
wurde gefördertüber das ErneuerbareEnergien<br />
Gesetz (EEG). Investoren<br />
konnten dadurch sehr leicht<br />
Bankkredite für neue Windräder erhalten,<br />
weil der Staat sich verpflichtete,<br />
für den Strom dieser Anlagen<br />
immerhin 20 Jahre lang jenen Festpreis<br />
zu zahlen, der zur Zeit der Errichtung<br />
laut EEG galt. DieBetreiber<br />
mussten sich in dieser Zeit auch<br />
nicht um Abnehmer kümmern, da<br />
der Staat den Strom abnahm und in<br />
die Netzeeinspeiste.<br />
Nursohatten die neue Technologie<br />
überhaupt die Möglichkeit, sich<br />
am Marktgegen die etablierten Kohlekraftwerke<br />
oder Atomstrom zu behaupten.<br />
Für die Windräder der Anfangszeit<br />
gab es 9,10 Cent je Kilowattstunde<br />
Strom, heute sind an den<br />
Strombörsen gerade mal 3 bis 3,5<br />
Cent zu erzielen.<br />
Die Kritiker der Förderung rechnen<br />
vor, dass der Staat bis 2025 bis zu<br />
520 Milliarden Euro Subventionen<br />
auszahlen muss. Die Befürworter<br />
halten dagegen, dass auch die Kohleund<br />
Atomwirtschaft viele Jahrzehnte<br />
lang mit Hunderten Milliarden gefördertwurden.<br />
Jedenfalls fallen jene 1300 in<br />
Brandenburg betroffenen Anlagen<br />
nun aus der EEG-Förderung heraus,<br />
da diese für die ersten Anlagen nur<br />
bis 2020 gilt. „Damit müssen sich die<br />
Betreiber überlegen, was sie ab 2021<br />
machen“, sagte Verbandschef Glahr.<br />
Drei Möglichkeiten<br />
Dabei gibt es verschiedene Alternativen:<br />
So könnten die Betreiber die Anlage<br />
einfach abschalten und abbauen.<br />
Das finden die Windrad-Anhänger<br />
nicht so gut, da extra Stromleitungen<br />
zu denWindräderngebaut<br />
wurden, die damit nutzlos werden,<br />
während gleichzeitig über neue<br />
Stromtrassen für neue Windkraftanlagen<br />
gestritten wird.<br />
Also könnten die Windräder einfach<br />
weiter betrieben werden. „Da<br />
der Strom nicht mehr über das EEG<br />
vomStaat abgenommen wird, müssten<br />
die Betreiber sich nun einen Abnehmer<br />
am freien Markt suchen“,<br />
sagte Glahr. Als Käufer kämen<br />
Stromhändler in Fragen oder benachbarte<br />
Kommunen oder Unternehmen<br />
in der Nähe. Der Vorteil<br />
wäre, dass der Strom auch dort verbraucht<br />
wird, wo er erzeugt wird.<br />
Die dritte Möglichkeit wäre, dass<br />
die Betreiber ihre Windräder abreißen<br />
und neue bauen, die höher sind<br />
–und meistens etwa dreimal effektiver.<br />
Neue Anlagen bekommen nur<br />
noch eine EEG-Förderung von 4bis<br />
6Cent –bei einem Marktpreis von<br />
etwa 3,5 Cent keinVergleich zur einstigen<br />
Förderung.<br />
„Der Nachteil ist, dass viele<br />
Standorte,die vor20Jahren noch als<br />
Windeignungsgebiet ausgeschrieben<br />
waren und auf denen auch<br />
Windräder gebaut wurden, inzwischen<br />
nicht mehr als solche Gebiete<br />
gelten“, sagte Glahr. Dabei geht es<br />
vor allem um strengere Abstandregeln<br />
zu bewohnten Gebieten. Deshalb<br />
können dort keine alten durch<br />
neue Anlagen ersetzt werden. „Deshalb<br />
versuchen viele Betreiber nun,<br />
einen Abnehmer für ihren Strom zu<br />
finden“, sagte Glahr.<br />
NACHRICHTEN<br />
Zurückgetretene Ministerin<br />
Golze wechselt zu AWO<br />
Brandenburgs frühereGesundheitsministerin<br />
Diana Golze(Linke)<br />
wechselt zur Arbeiterwohlfahrt<br />
(AWI). Siewerde ab Dezember beim<br />
Bezirksverband Potsdam angestellt<br />
sein, bestätigte GolzeamMontag.<br />
Als Diplom-Sozialpädagogin werde<br />
sie sich unter anderem mit den Themen<br />
Armutsbekämpfung und Gemeinwesenarbeit<br />
befassen. Zuvor<br />
war bekanntgeworden, dass Golze<br />
2019 nicht mehr für den Landtag<br />
kandidieren will und auf die Spitzenkandidatur<br />
verzichtet. Siebleibt aber<br />
eine der beiden Vorsitzenden der<br />
Linkspartei im Land. Als Gesundheitsministerin<br />
war sie im Arzneimittelskandal<br />
um gestohlene Krebsmedikamente<br />
zurückgetreten. (dpa)<br />
Erste Haftstrafen wegen<br />
Brandstiftung gefordert<br />
Im Revisionsprozess um den Brandanschlag<br />
auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft<br />
in Nauen (Havelland)<br />
hat die Staatsanwaltschaft gegen einen<br />
31-Jährigen eine Haftstrafe von<br />
sechseinhalb Jahren beantragt. Im<br />
ersten Prozess war er zu sieben Jahren<br />
verurteilt worden. DerStaatsanwalt<br />
erklärte am Montag in seinem Plädoyervor<br />
dem Landgericht Potsdam,<br />
diese Strafe sei aus Gründen der generellen<br />
Abschreckung notwendig.<br />
Laut Anklage hatte der Komplizedes<br />
früheren NPD-Politikers Maik<br />
Schneider 2015 gemeinsam mit<br />
Schneider eine Sporthalle in Nauen,<br />
in die Flüchtlinge einziehen sollten,<br />
niedergebrannt. DerBundesgerichtshof<br />
hatte die Ermittlung der Gesamtstrafe<br />
gerügt –das Strafmaß in dem<br />
Revisionsprozess musste neu ermittelt<br />
werden. DieVerteidigung plädierte<br />
auf fünf Jahreund sieben Monate<br />
Haft. (dpa)<br />
Hündin Lea verjagt Vögel<br />
am AirportSchönefeld<br />
Tierische Vogelscheuche in Schönefeld:<br />
Vorstehhündin Lea von den Reitheni. DPA<br />
Sieist keine zwei Jahrealt, aber<br />
schon der Star auf der Großbaustelle<br />
des <strong>Berliner</strong> Pannenflughafens BER:<br />
Dieungarische Vorstehhündin Lea<br />
vonden Reitheni trainiertseit vier<br />
Wochen auf den Rollfeldern, um Vögel<br />
zu vertreiben. Zudem ist sie am<br />
Flughafen Tegel auf Streife.„Vogelschlag<br />
in den Triebwerken ist eine<br />
ernste Gefahr für startende und landende<br />
Flugzeuge“, sagte Flughafensprecherin<br />
Kathrin Westhölter. (dpa)<br />
Ursachen für zwei<br />
Todesfälle ermittelt<br />
Nach dem Fund vonzweiLeichen in<br />
brennenden Autos in Guben (Spree-<br />
Neiße) und Michendorf(Potsdam-<br />
Mittelmark) hat die Polizei erste Ermittlungsergebnisse.Der<br />
52-jährige<br />
Fahrer desWagens,der voreinerWoche<br />
umkam, sei offensichtlich aufgrund<br />
eines Gesundheitsproblems<br />
gegen einen Hebellift für Rollstuhlfahrer<br />
gefahren, sagte Polizeisprecherin<br />
Ines Filohn am Montag. Das<br />
Auto ging in Flammen auf. Auch bei<br />
dem Leichenfund in Michendorf<br />
deuten die Spuren auf einen Unfall<br />
hin. DerWagen des 62-jährigen Fahrers<br />
sei am Sonnabendmorgen mit<br />
einem Gartenzaun kollidiert,sagte<br />
ein Sprecher der Polizeidirektion<br />
West. DasAuto geriet in Brand. (dpa)
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
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Wissenschaft<br />
Streit um<br />
Orang-Utans<br />
in Indonesien<br />
Offiziell steigt die Zahl,<br />
Experten widersprechen<br />
Die Bestände aller drei Orang-<br />
Utan-Arten gehen weiterhin<br />
schnell zurück. Dasberichten Experten<br />
im Fachblatt Current Biology<br />
und widersprechen damit einem Bericht<br />
des indonesischen Umweltministeriums,<br />
dem zufolge die Bestände<br />
der Orang-Utans in dem<br />
Land von2015 bis 2017 um mehr als<br />
10 Prozent gestiegen seien. In neun<br />
Gebieten habe sich die Population<br />
von2015 bis 2016 sogar mehr als verdoppelt,<br />
heißt es in dem Bericht der<br />
Regierung.<br />
Die Wissenschaftler um Maria<br />
Voigt vom Max-Planck-Institut für<br />
evolutionäre Anthropologie in Leipzig<br />
haben andere Erkenntnisse. So<br />
ergab eine 2018 veröffentlichte Untersuchung,<br />
dass sich die Bestände<br />
auf Borneo, wodie weitaus meisten<br />
Orang-Utans leben, von 1999 bis<br />
2015 um mehr als 100 000 Tiere vermindert<br />
hätten. Dass sich Orang-<br />
Utan-Populationen binnen eines<br />
Jahres verdoppeln, sei schon biologisch<br />
unmöglich: Orang-Utans bekommen<br />
Voigt zufolge im Mittel nur<br />
alle sechs bis sieben Jahre einen<br />
Nachkommen.<br />
Stichproben nicht repräsentativ<br />
Generell gibt es drei Arten Orang-<br />
Utans, die alle als vom Aussterben<br />
bedroht gelten: VomBorneo-Orang-<br />
Utan leben nach Angaben vonVoigt<br />
noch 70 000 bis 100 000 Tiere, vom<br />
Sumatra-Orang-Utan knapp 14 000<br />
und vom erst im vorigen Jahr entdeckten<br />
Tapanuli-Orang-Utan, der<br />
ebenfalls auf Sumatra beheimatet<br />
ist, noch etwa 800. Angesichts des<br />
andauernden Rückgangs der Wälder<br />
gehen die Forscher davon aus, dass<br />
die Bestände auf Sumatra bis 2020<br />
um 11 bis 27 Prozent sinken werden.<br />
„Alle drei Arten von Orang-Utans<br />
sind vom Aussterben bedroht und<br />
im steilen Niedergang begriffen“,<br />
sagt Ko-Autor Erik Meijaard von der<br />
Weltnaturschutzunion. Demnach<br />
stützen sich die von der Regierung<br />
ausgewerteten Gebiete auf nicht einmal<br />
fünf Prozent der Orang-Utan-<br />
Lebensräume und ausschließlich<br />
auf Schutzgebiete, obwohl die meisten<br />
der Menschenaffen außerhalb<br />
geschützter Zonen lebten. Die seltene<br />
Tapanuli-Art werde in dem Bericht<br />
gar nicht berücksichtigt.<br />
„Es ist wissenschaftlich ungerechtfertigt,<br />
Populationstrends aus<br />
diesen Arealen auf das gesamte Gebiet<br />
aller drei Arten zu übertragen“,<br />
betonen die Autoren. Die von den<br />
Forschern selbst erhobenen Daten<br />
seien wesentlich zuverlässiger, sagt<br />
Voigt: „Wir haben im gesamten Verbreitungsgebiet<br />
Proben genommen<br />
und über eine viel größere Zeitspanne.“<br />
Hauptbedrohung für die<br />
Tieresei –neben gezielten Tötungen<br />
–das Schwinden ihres Lebensraums<br />
durch den Waldverlust. So werde<br />
derzeit im Gebiet der Tapanuli-<br />
Orang-Utans ein Staudamm gebaut.<br />
Die Forscher bezweifeln auch die<br />
Behauptung der Regierung, mehrere<br />
weitere vom Aussterben bedrohte<br />
Arten hätten sich ebenfalls vermehrt,<br />
etwa das Sumatra-Nashorn.<br />
Sie fordern daher, die Methoden zur<br />
Einschätzung der Schutzbemühungen<br />
zu überprüfen. (dpa/fwt)<br />
Seltene Art: Der Tapanuli-Orang-Utan<br />
wurde erst 2017 entdeckt. PICTURE ALLIANCE<br />
Das Spiel Foldit wurde vor zehn Jahren eingeführt. Gamer haben damit die Struktur eines HIV-Proteins entschlüsselt.<br />
Bürger schaffen spielend neues Wissen<br />
Laien bringen am Computer die Forschung voran. Sie entschlüsseln Proteine und erforschen das Auge<br />
VonFrederik Jötten<br />
Die Idee klang verrückt:<br />
Laien sollten die Forschung<br />
voranbringen, indem<br />
sie ein Videospiel<br />
spielten. Vorzehn Jahren ging Foldit<br />
online.Eswar das erste wissenschaftliche<br />
Computerspiel. In ihm geht es<br />
darum, die richtige dreidimensionale<br />
Struktur von Proteinen herauszufinden.<br />
Hintergrund: Proteine sind<br />
Knäuel aus langen Ketten, die aus<br />
teils mehreren Hundert Aminosäuren<br />
zusammengesetzt sind. Sie steuernfast<br />
alle Lebensprozesse –bei Mikroben<br />
ebenso wie bei Menschen.<br />
Doch das geht nur,wenn sie ihrespezifische<br />
dreidimensionale Form einnehmen,<br />
die zum Beispiel auch als<br />
Angriffspunkt für die Medikamente<br />
entscheidend ist.<br />
Zwar können die Wissenschaftler<br />
die Abfolge der Aminosäuren recht<br />
einfach bestimmen. Daraus aber eine<br />
Vorhersage über die dreidimensionale<br />
Struktur eines Proteins abzuleiten,<br />
ist bislang kaum möglich. Die<br />
Wechselwirkungen der Aminosäure-<br />
Seitenketten sind dafür zu komplex.<br />
Forscher arbeiten deshalb manchmal<br />
jahrelang daran, die Struktur bestimmter<br />
Proteine aufzuklären.<br />
David Baker, Proteinforscher der<br />
University of Washington in Seattle,<br />
wurde nach der Jahrtausendwende<br />
klar, dass Menschen dreidimensionale<br />
Probleme besser als Computer<br />
lösen können. Er wollte den menschlichen<br />
Verstand einbinden und setzte<br />
sich mit Computerwissenschaftlern<br />
um Zoran Popovic zusammen. An<br />
dessen Center for Game Science,<br />
ebenfalls an der UniSeattle,entstand<br />
Foldit. 500 000 Spieler registrierten<br />
sich über die Jahre. Sie klärten unter<br />
anderem die Struktur eines HIV-Hüllproteins<br />
auf, das 15 Jahre ein Rätsel<br />
gewesen war. Foldit-Player wurden<br />
für solche Erfolge in Fachzeitschriften<br />
wie Natureals Mitautoren erwähnt.<br />
Wütender roter Stern<br />
In Eyewire kartieren Spieler die Nervenzellen in der Netzhaut des Auges.<br />
Im Project Discoverysuchen Spieler nach Exoplaneten im Weltraum.<br />
„Foldit ist aber nicht nur wissenschaftlich<br />
ein Erfolg“ sagt Bruno<br />
Strasser,Professor für Wissenschaftsgeschichte<br />
an der Universität Genf,<br />
der über wissenschaftliche Computerspiele<br />
forscht. „Vor allem war es<br />
eine Überraschung, dass es tatsächlich<br />
Menschen gibt, die ihren Feierabend<br />
mit Wissenschaft verbringen<br />
wollen.“ DasSpiel zählt zu den ersten<br />
Projekten, bei denen sich Laien an<br />
Forschung beteiligen, genannt: CitizenScience.„Foldit<br />
hat die Menge der<br />
Menschen, die in der weltweiten Proteinforschung<br />
tätig sind, vervierfacht“,<br />
sagt der Erfinder ZoranPopovic.<br />
„Das Internet ist ein Superhighway<br />
der Möglichkeiten für Menschen,<br />
die vorher von der<br />
akademischen Wissenschaft ausgeschlossen<br />
waren.“<br />
Die Foldit-Grafik allerdings erinnert<br />
anAbbildungen in Chemiebüchern<br />
und sieht nicht gleich nach<br />
Spaß aus: Als ob er wütend sei, springt<br />
ein roter Stern ineinem Gewirr von<br />
Ästen und Spiralen hin und her –und<br />
tatsächlich soll er Spannung ausdrücken.<br />
Bewegt man per Mausklick die<br />
Äste,die die Seitenketten der Aminosäuren<br />
darstellen, erscheinen mehr<br />
wild gewordene Sterne.Das bedeutet,<br />
die Äste sind zu dicht zusammen, ihre<br />
chemischen Gruppen behindern<br />
sich, so kann das Protein in der Natur<br />
nicht gefaltet sein.<br />
„Die Foldit-Oberfläche sieht sehr<br />
nach den 90er-Jahren aus“, sagt<br />
Bruno Strasser.„Auch die Spieler sind<br />
gealtert, viele sind mittlerweile über<br />
50.“ Von den registrierten Nutzern<br />
seien nur noch wenige Hundertaktiv,<br />
neue Spieler generiert Foldit meist<br />
unter Experten.<br />
Einen interessanten neuen Weg<br />
beschritten die Erfinder des Internet-<br />
Rollenspiels Eve Online. Die Welt-<br />
EYEWIRE/MIT<br />
CCP GAMES<br />
raum-Flugsimulation hat 500 000 registrierte<br />
Nutzer,von denen jederzeit<br />
40 000 online sind. Diesem Spiel fügten<br />
die isländischen Entwickler mit<br />
Hilfe eines Walliser Start-ups zwei<br />
wissenschaftliche Erweiterungen<br />
hinzu. Zumeinen können Spieler mikroskopische<br />
Aufnahmen, auf denen<br />
bestimmte Proteine angefärbt sind,<br />
auf auffällige Veränderungen hin untersuchen.<br />
Zum anderen werten sie<br />
Satelliten-Daten aus,umPlaneten zu<br />
entdecken. Beides läuft unter dem Titel<br />
„Project Discovery“. Die Spieler<br />
können damit Belohnungen generieren,<br />
die man auch im regulären Rollenspiel<br />
verwenden kann.<br />
„Die wissenschaftliche Fragestellung<br />
wird aneine riesige, bereits bestehende<br />
Community gegeben“, sagt<br />
Strasser.„Das ist eine sehr erfolgversprechende<br />
Idee, denn genügend<br />
Spieler anzulocken und vor allem sie<br />
langfristig im Spiel zu halten, ist der<br />
schwierigste Teil, wenn man ein wissenschaftliches<br />
Projekt mit Gaming<br />
lösen will.“ Eines der wissenschaftlichen<br />
Computerspiele mit den meisten<br />
Spielern–80 000 Registrierungen,<br />
1000 aktive Spieler im Monat –ist<br />
CENTER FOR GAME SCIENCE AT UNIVERSITY OF WASHINGTON<br />
Eyewire, entwickelt am Massachusetts<br />
Institute of Technology. Sein Erfolg<br />
liegt wohl auch darin begründet,<br />
dass es soweit wie möglich als Videospiel<br />
gestaltet wurde, das Spaß machen<br />
soll, inklusive fiktionaler Charaktereund<br />
moderner Grafik. Ziel von<br />
Eyewire ist es, den Verlauf von Nervenzellen<br />
in der Netzhaut zu kartieren.<br />
Dazu werden den SpielernWürfel<br />
vonRetina-Abschnitten zugeteilt –<br />
in jedem gibt es elektronenmikroskopische<br />
Querschnitte der Retina. Aus<br />
den flächigen Raster-Elektronenmikroskop-Aufnahmen<br />
rekonstruieren<br />
die Spieler dreidimensionale Abbilder<br />
des Nervenzellgewirrs.<br />
Nicht jeder kann forschen<br />
Eine der Erfolgreichsten bei Eyewire<br />
ist Susanne Reber-Leutenegger aus<br />
Sissach bei Basel. Sie hat kürzlich 30<br />
Millionen Punkte erreicht. Die 68-<br />
Jährige arbeitete in den 70er-Jahren<br />
während ihres Biologie-Studiums an<br />
einer 3D-Rekonstruktion eines Amphibien-Gehirns.„Damals<br />
hatten wir<br />
noch keine Hilfe vonComputern–alles<br />
war Handarbeit“, erzählt sie. Obwohl<br />
sie im Rentenalter ist, arbeitet<br />
sie noch halbtags als Buchhalterin.<br />
„Das Spiel ist sehr befriedigend, ich<br />
habe einen neuen Sinn im Leben gefunden,<br />
indem ich wieder Teil eines<br />
wissenschaftlichen Projekts wurde“,<br />
sagt die Biologin. Außerdem halte sie<br />
der Kontakt zu jüngeren Menschen in<br />
der Eyeware-Community jung.<br />
Die meisten Spieler jedoch sind<br />
männlich, beim am besten untersuchten<br />
Spiel Foldit sogar zu 90 Prozent.<br />
Zudem sind dort 80 Prozent<br />
Wissenschaftler, Ingenieure oder arbeiten<br />
in der IT-Branche.„Es gibt wenige<br />
Spieler, die beruflich nichts mit<br />
Wissenschaft oder Computernzutun<br />
haben“, sagt Bruno Strasser.„Wirsollten<br />
deshalb vorsichtig damit sein, Citizen<br />
Science als Demokratisierung<br />
der Wissenschaft anzusehen – es<br />
kann und will nicht jeder forschen.“<br />
Auch sei es übertrieben, die Spieler<br />
wissenschaftlicher Computerspiele<br />
bereits als Wissenschaftler anzusehen.<br />
„Sie tragen etwas zum Erkenntnisgewinn<br />
bei, aber eher wie Techniker<br />
mit speziellen Fähigkeiten“, sagt<br />
Strasser. „Wissenschaft ist viel mehr,<br />
vorallem auch die Entwicklung neuer<br />
Fragestellungen.“<br />
Doch auch dafür gibt es schon<br />
erste Ansätze. Mit Mapping for<br />
Change,erfunden am University College<br />
London, existiert inGroßbritannien<br />
bereits ein Projekt, mit dem<br />
Laien entscheiden können, welche<br />
Luftschadstoffe an welchem Ort gemessen<br />
werden. Für zuverlässiges<br />
Betreuen von Messstationen gibt es<br />
Punkte –wie im Computerspiel.<br />
West-Nil-Viren<br />
breiten sich in<br />
Europa aus<br />
Fast 1500 Infizierte, vor<br />
allem in südlichen Ländern<br />
In diesem Jahr hat das West-Nil-<br />
Fieber besonders viele Menschen<br />
in Europa krank gemacht oder getötet.<br />
In den EU-Mitgliedsstaaten gab<br />
es nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde<br />
ECDC bis Ende Oktober<br />
mehr als 1460 gemeldete Infektionen.<br />
Europaweit starben mindestens<br />
170 Menschen an demVirus, die<br />
meisten im Süden des Kontinents.<br />
ZumVergleich: Im gesamten Vorjahr<br />
waren es in der EU nur gut 200<br />
gemeldete Infektionen und 25 Todesfälle.<br />
Besonders viele Todesfälle gab<br />
es 2018 in Europa in Italien (44), Griechenland<br />
(42), Rumänien (42) und<br />
Serbien (35). Rund 80 Prozent der Infizierten<br />
haben keine Symptome,<br />
rund 20 Prozent bekommen eine fieberhafte,<br />
grippeähnliche Erkrankung.<br />
Nuretwa jeder 150. Mensch –in<br />
der Regel ältere Patienten mit Vorerkrankungen<br />
– erkrankt schwer mit<br />
hohem Fieber und Gehirnhautentzündung.<br />
Kaltes Wetter trägt nun in<br />
Richtung Jahresende dazu bei, dass<br />
die vorallem durch Mücken übertragenen<br />
Erreger zurückgehen.<br />
In Deutschland wurde das Virus<br />
bis auf den Fall eines Tierarztes in<br />
Bayern nur bei Reiserückkehrern<br />
nachgewiesen. Der Tierarzt steckte<br />
sich bei der Untersuchung eines Vogels<br />
an. Durch Mücken sei bislang<br />
keine Infektion in Deutschland bekanntgeworden,<br />
erklärte eine Sprecherin<br />
des Robert-Koch-Instituts.<br />
Beikaltem Wetter und ohne Mücken<br />
werde das ohnehin geringe Infektionsrisiko<br />
nun noch geringer.<br />
In Deutschland war das Virus in<br />
diesem Jahr erstmals bei Vögeln und<br />
Pferden nachgewiesen worden.<br />
Zwölf Fälle bei Vögeln und zwei bei<br />
Pferden seien bisher festgestellt worden,<br />
sagte eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts.<br />
Mit sechs<br />
Tierinfektionen habe es die meisten<br />
registrierten Fälle bisher in Sachsen-<br />
Anhalt gegeben. (dpa)<br />
Biologin entdeckt<br />
neue Flechtenart<br />
im Hunsrück<br />
Das Gewächs fand sich auf<br />
Gestein aus Taunusquarzit<br />
Eine Biologin hat im Südwesten<br />
Deutschlands eine bisher unbekannte<br />
Flechtenart entdeckt. In einem<br />
Buchenwald bei Börfink in<br />
Rheinland-Pfalz stieß Dorothee Killmann<br />
von der Universität Koblenz-<br />
Landau zusammen mit ihrem Mann<br />
Burkhard Leh auf die neue Spezies,<br />
die nach ihrer wissenschaftlichen<br />
Beschreibung nun als Verrucaria<br />
hunsrueckensis bezeichnet wird, auf<br />
Deutsch: Hunsrück-Warzenflechte.<br />
Ihre Entdeckung präsentierte sie am<br />
Montag bei einer Pressekonferenz.<br />
Killmann entdeckte die neue Art<br />
im Rahmen einer Erfassung der<br />
Flechtenarten in drei Naturwaldreservaten<br />
des Nationalparks Hunsrück-Hochwald.<br />
Dort registrierte sie<br />
im Sommer 2015 insgesamt 90<br />
Flechtenarten. „Die häufigsten kann<br />
man relativ leicht bestimmen“, sagte<br />
dieWissenschaftlerin. Eine grünlichbraune<br />
Flechte auf dem Gestein Taunusquarzit<br />
aber entzog sich auch im<br />
Labor hartnäckig jeder Bestimmung.<br />
Nach genetischen Untersuchungen<br />
und Recherchen in internationalen<br />
Sammlungen steht nun fest,<br />
dass es sich um eine bislang unbekannte<br />
Spezies handelt. Die wissenschaftliche<br />
Beschreibung veröffentlichten<br />
die Forscher um Dorothee<br />
Killmann in der Fachzeitschrift Phytotaxa.<br />
Flechten sind symbiotische<br />
Lebensgemeinschaften von Algen<br />
und Pilzen. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 17 *<br />
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Sport<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Champions League, 4. Spieltag<br />
Gruppe A<br />
AS Monaco -FCBrügge Di., 18.55<br />
Atlético Madrid -Borussia Dortmund Di., 21.00<br />
1. Borussia Dortmund 3 8:0 9<br />
2. Atlético Madrid 3 5:6 6<br />
3. FC Brügge 3 2:5 1<br />
4. AS Monaco 3 2:6 1<br />
Gruppe B<br />
Tottenham Hotspur -PSV Eindhoven Di., 21.00<br />
Inter Mailand -FCBarcelona Di., 21.00<br />
Gruppe C<br />
Roter SternBelgrad -FCLiverpool Di., 18.55<br />
SSC Neapel -Paris Saint-Germain Di., 21.00<br />
Gruppe D<br />
FC Porto-LokomotiveMoskau Di., 21.00<br />
FC Schalke04-GalatasarayIstanbul Di., 21.00<br />
1. FC Porto 3 5:2 7<br />
2. FC Schalke04 3 2:1 5<br />
3. GalatasarayIstanbul 3 3:1 4<br />
4. LokomotiveMoskau 3 1:7 0<br />
Gruppe E<br />
Bayern München -AEK Athen Mi., 21.00<br />
Benfica Lissabon -Ajax Amsterdam Mi., 21.00<br />
Gruppe F<br />
Manchester City -Schachtjor Donezk Mi., 21.00<br />
Olympique Lyon -1899 Hoffenheim Mi., 21.00<br />
Gruppe G<br />
ZSKA Moskau -ASRom Mi., 18.55<br />
Viktoria Pilsen -Real Madrid Mi., 21.00<br />
Gruppe H<br />
FC Valencia -Young Boys Bern Mi., 18.55<br />
Juventus Turin -Manchester United Mi., 21.00<br />
Zweite Liga, 12. Spieltag<br />
Hamburger SV -1.FCKöln 1:0(0:0)<br />
1. Hamburger SV 12 14:11 24<br />
2. FC St. Pauli 12 18:17 22<br />
3. 1. FC Köln 12 24:17 21<br />
4. 1. FC Union Berlin 12 15: 8 20<br />
5. SpVgg Greuther Fürth 12 18:14 20<br />
6. 1. FC Heidenheim 12 19:13 19<br />
7. Dynamo Dresden 12 16:12 18<br />
8. VfL Bochum 12 21:15 17<br />
9. Jahn Regensburg 12 21:18 17<br />
10. SC Paderborn 12 22:20 17<br />
11. Holstein Kiel 12 18:17 17<br />
12. Darmstadt 98 12 17:17 17<br />
13. ErzgebirgeAue 12 12:15 14<br />
14. Arminia Bielefeld 12 15:20 12<br />
15. 1. FC Magdeburg 12 14:21 9<br />
16. SV Sandhausen 12 13:20 9<br />
17. MSV Duisburg 12 12:20 9<br />
18. FC Ingolstadt 12 12:26 7<br />
Tief erschüttert<br />
Der plötzliche Abschied Marco Sturms bringt den Deutschen Eishockey-Bund arg in die Bredouille<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Überraschungen prägten<br />
die ÄraMarco Sturms als<br />
Eishockey-Bundestrainer.<br />
Dass er 2015 als<br />
ziemlich unerfahrener Übungsleiter<br />
die deutsche Nationalmannschaft<br />
übernahm, war nicht wirklich abzusehen.<br />
Noch weniger kalkulierbar war<br />
der Erfolg, den Eishockey-Deutschland<br />
mit Olympiasilber in diesem<br />
Jahr feierte. Und auch die Ankündigung<br />
seines plötzlichen Abschieds<br />
wirkte erstaunlich. In dieser Woche<br />
trifft sich der DEB-Tross in Krefeld<br />
zum Deutschland Cup. Die Nachricht,<br />
dass Sturmunmittelbar danach<br />
als Assistenzcoach beim NHL-Klub<br />
Los Angeles Kings anheuert, erreichte<br />
die Öffentlichkeit per Pressemitteilung<br />
am späten Sonntagabend.<br />
Vermutlich wollte der Verband<br />
vermeiden, dass sich die Aufmerksamkeit<br />
in den kommenden Tagen<br />
ausschließlich um Sturmdreht. Aber<br />
genau das wird eintreten. Denn mit<br />
Sturm, 40, verliert der Deutsche Eishockey-Bund<br />
Cheftrainer, Frontmann<br />
und Heilsbringer in Personalunion.<br />
Und das von jetzt auf gleich.<br />
„Es hat uns total überrascht“, sagte<br />
Präsident Franz Reindl am Montag.<br />
Es war bekannt, dass der Dingolfinger,<br />
der 1006 Spiele in der NHL<br />
bestritt, auch als Coach in der besten<br />
Eishockeyliga der Welt arbeiten will.<br />
Das Angebot aus Los Angeles kam<br />
Ende letzte Woche nun aber überraschend<br />
schnell. Der Partnerklub der<br />
Eisbären ist derzeit das schlechteste<br />
Team in der Liga. Als Nachfolger des<br />
entlassenen Trainers John Stevens<br />
übernimmt vorübergehend Willie<br />
Desjardins, der bei Olympia Team<br />
Kanada coachte. Die Art und Weise,<br />
wie Sturms Mannschaft dem haushohen<br />
Favoriten dort den Schneid<br />
abkaufte, hat offensichtlich tiefen<br />
Eindruck hinterlassen.<br />
Der DEB wird durch Sturms Abschied<br />
tief erschüttert. „Wir wollen<br />
Für Marco Sturmerfüllt sich nun der nächste NHL-Traum.<br />
Neuland: Der Deutschland<br />
Cup wird in diesem Jahr erstmals<br />
in Krefeld ausgetragen.<br />
Gespielt wird am Donnerstag,Sonnabend<br />
und Sonntag.Gegner<br />
Deutschlands<br />
werden die Slowakei, Russland<br />
sowie die Schweiz sein.<br />
PREMIERE IN KREFELD<br />
Noebels: Vonden Eisbären<br />
gehörtnur Marcel Noebels<br />
zum Team. Jonas Müller,der<br />
wohl ebenfalls gute Chancen<br />
gehabt hätte, fällt bekanntlich<br />
wegeneiner Schultereckgelenkssprengung<br />
schon<br />
länger aus.<br />
DPA/BÄNSCH<br />
Neuling: Olympia-Silbermedaillengewinner<br />
Gerrit Fauser<br />
vonden Grizzlys Wolfsburg<br />
musste seine Teilnahme<br />
ebenfalls absagen. Für ihn<br />
rückt Phil Hungerecker vom<br />
Tabellenführer Adler Mannheim<br />
in die Mannschaft.<br />
uns ganz in Ruhe Gedanken machen“,<br />
sagte Reindl. Aber selbst<br />
wenn Deutschlands Eishockey-Vordenker<br />
wochenlang in Klausur gingen,<br />
fänden sie keinen adäquaten<br />
Ersatz. Dazu fehlen die Kandidaten.<br />
Es gibt ja den Wunsch, wieder einen<br />
einheimischen Cheftrainer zu verpflichten.<br />
Doch wo soll dieser herkommen?<br />
In der Deutschen Eishockey<br />
Liga setzen nur fünf Vereine auf<br />
einen Bandenchef mit deutschem<br />
Pass.<br />
Lösung mit Ehrhoff<br />
Und dann kommt noch hinzu, dass<br />
der neue Trainer eine entsprechende<br />
Aura mitbringen muss. Sturms Vorgänger<br />
Pat Cortina gelang es vor<br />
Weltmeisterschaften kaum, einen<br />
halbwegs wettbewerbsfähigen Kader<br />
zusammenzustellen. Bei Olympia<br />
2014 war Deutschland nicht vertreten.<br />
Unter Sturm verspürten auch<br />
die NHL-Crackswieder so etwas wie<br />
Stolz, das Nationaltrikot zu tragen.<br />
Eisbär Frank Hördler, der zum Silberteam<br />
gehörte, sagte mal: „Weil er<br />
noch so tickt wie ein Spieler, macht<br />
es so viel Spaß, mit ihm zu arbeiten.“<br />
Eine Option könnte Christian Ehrhoff<br />
sein. Der 36Jahre alte Moerser<br />
bringt es auf 862 NHL-Spiele und galt<br />
vorseinem Rücktritt in diesem Frühjahr<br />
als die Eishockey-Identifikationsfigur.<br />
„Er ist der Typ, der eine<br />
Mannschaft führen kann“, sagt Sturm<br />
über seinen wohl wichtigsten Spieler<br />
bei Olympia. Allerdings kann Ehrhoff<br />
keine Referenzen als Übungsleiter<br />
vorweisen. Lösung könnte eine Übergangsphase<br />
sein, in der Ehrhoff in das<br />
System DEB eingebunden wird, aber<br />
noch nicht die Verantwortung trägt.<br />
Als Motivator und Sympathieträger<br />
taugt er jetzt schon.<br />
Benedikt Paetzholdt<br />
glaubt, dass es für Sturmkeinen<br />
adäquaten Ersatz gibt.<br />
NACHRICHTEN<br />
HSV siegt im Spitzenspiel<br />
1:0 gegen den 1. FC Köln<br />
FUSSBALL. Durchein Torvon<br />
Pierre-Michel Lasogga (86.) gewann<br />
der Hamburger SV in der Zweiten<br />
Liga das Duell der Erstliga-Absteiger<br />
gegen den 1. FC Köln 1:0 (0:0) und<br />
übernahm die Tabellenführung.<br />
Milliarden-Deal für<br />
Real Madrid<br />
FUSSBALL. Real Madrid soll vonAdidas<br />
bis 2030 rund 1,1 Milliarden Euro<br />
erhalten. Mitjährlich 110 Millionen<br />
hätten die Königlichen dann den<br />
bestdotierten Ausrüstervertragim<br />
internationalen Fußball.<br />
14-Jähriger trifft im<br />
Paraguay-Derby<br />
FUSSBALL. Dererst 14-jährige Fernando<br />
Ovelar traf für CerroPorteno<br />
beim 2:2 gegen Olimpia zur Führung,<br />
ist damit der jüngste Ligatorschützeinder<br />
Geschichte Paraguays.<br />
Vander Vaartbeendet<br />
seine Karriere vorzeitig<br />
FUSSBALL. Rafael vander Vaarthat<br />
seine Karrierebeendet. Ursprünglich<br />
wollte der 35 Jahrealte Niederländer<br />
erst zum Saisonende aufhören,<br />
aber Trainingsverletzungen<br />
beim dänischen Erstligisten Esbjerg<br />
FB veranlassten ihn zum Rücktritt.<br />
Charrbleibt möglicherweise<br />
Box-Weltmeister<br />
BOXEN. DerKölner Manuel Charr<br />
bleibt wegen eines Verfahrensfehlers<br />
bei seiner positiven Dopingprobe<br />
eventuell WBA-Weltmeister im<br />
Schwergewicht. Diezuständige Antidoping-Agentur<br />
soll Charr keine<br />
Chance gegeben haben, beim Öffnen<br />
der B-Probe dabei zu sein.<br />
Die Exzessiven<br />
Schalkes Champions-League-Gegner Galatasaray Istanbul ist ein Klub voller Probleme<br />
VonTobias Schächter<br />
AmWochenende stellte der Galatasaray<br />
Spor Kulübü einen Text<br />
auf seine Homepage mit der Überschrift„Wir<br />
wollen keine Richter,sondern<br />
Schiedsrichter“. In diesem geißelt<br />
der amtierende türkische Meister<br />
angebliche Ungerechtigkeiten der<br />
Referees gegen sich. Seit vier Pflichtspielen<br />
ist Galatasaray sieglos,letzten<br />
Freitag verspielte die ElfimDerbygegen<br />
Fenerbahce eine 2:0-Führung<br />
und musste am Ende über ein 2:2 froh<br />
sein. Seit dieser Saison gibt es auch in<br />
der Türkei denVideo-Assistenten, am<br />
Freitag entschied dessen Eingriff auf<br />
Elfmeter für Fener, den Jailson zum<br />
1:2 (66.) nutzte.Zum zweiten Malhintereinander<br />
war BarisSimsek alsVAR-<br />
Referee bei einem Spiel vonGalatasarayzugeteilt,<br />
Gala-Trainer FatihTerim<br />
ätzte gegen Schiedsrichter und Video-Assistent<br />
und rechtfertigte mit<br />
deren vermeintlich schlechter Leistung<br />
auch die Jagdszenen zwischen<br />
den Spielernbeider Teams nach dem<br />
Schlusspfiff.<br />
Es war eine Massenschlägerei, die<br />
an ein„Match“ zweier Hooligangruppen<br />
erinnerte. Dass nur drei Spieler<br />
hinterher die Rote Karte sahen –<br />
Ndiaye(Galatasaray) sowie die Fener-<br />
Stars Soldado und Jailson –, ist erstaunlich.<br />
Im offiziellen Statement<br />
von Galatasaray heißt es, Schiedsrichter<br />
hätten für das Fairplay zu sorgen.<br />
Der Gewaltexzess, der offenbar<br />
Gala-Profi Younes Belhanda ausgelöst<br />
hatte, wurde als Reaktion auf die<br />
schwache Schiedsrichter-Leistung<br />
erklärt. EinseltsamesVerständnis von<br />
Fairplay wirddadokumentiert.<br />
Galatasaray befindet sich in einer<br />
spielerischen Krise, der Rückstand<br />
Massenschlägerei als Epilog: Galatasaraytrifft<br />
auf Fenerbahce.<br />
AFP/KOSE<br />
auf Tabellenführer Basaksehir beträgt<br />
nun vier Punkte. Und bei einer Niederlage<br />
beim FC Schalke am Dienstagabend<br />
(21 Uhr) droht das Ausnach<br />
der Gruppenphase in der Champions-League.Derzeit<br />
liegen die Türken<br />
einen Zähler hinter Schalke (fünf<br />
Punkte) und Tabellenführer Porto<br />
(sieben). Das vorzeitige Abgeschnittensein<br />
vonden Geldströmen der Königsklasse<br />
würde die existenziellen<br />
Nöte des Klubs verschärfen. Die türkischen<br />
Klubs bezahlen die Gehälter<br />
ihrer Spieler ebenso wie Bankkredite<br />
in Euro oder Dollar, generieren Einnahmen<br />
aber fast nur in Lira. Der<br />
Wert der heimischen Währung aber<br />
hat seit Jahresbeginn durch die Währungskrise<br />
im Vergleich zu Euro und<br />
Dollar rund 40 Prozent verloren. Nun<br />
stellen die Klubs die Gehälter auf Lira<br />
um.<br />
Gerade erst verlängerte der 65<br />
Jahre alte Terim seinen Vertrag bis<br />
2021 –mit einer Option auf weitere<br />
drei Jahre! Derewige Terim, zum vierten<br />
Malbei Galatasaray,unterschrieb<br />
also einen Vertrag für die Ewigkeit.<br />
Nurbekommt er künftig statt 3,1 Millionen<br />
Euro 20 Millionen Lira pro<br />
Jahr. Auch die Spieler sollen bei der<br />
Umgestaltung ihrer laufenden Verträge<br />
keine Einbußen hinnehmen,<br />
verspricht Terim.<br />
Aktuell türmen sich die Verbindlichkeiten<br />
des Klubs auf sagenhafte<br />
470 Millionen Euro, den Rivalen Fenerbahce<br />
(620 Millionen) und Besiktas<br />
(360 Millionen) geht es nicht besser.<br />
Das ruinöse Geschäftsmodell –<br />
Altstars aus dem Ausland für viel Geld<br />
zu kaufen und für viel weniger wieder<br />
abzugeben –führte bei Galatasaray<br />
seit dem Uefa-Pokal-Gewinn im Jahr<br />
2000 zu einer negativen Transferbilanz<br />
vonfast 175 Millionen Euro.<br />
Doch die glitzernde Fassade der<br />
Süperlig ist nicht erst seit der Währungskrise<br />
eingestürzt. Stars sucht<br />
man vergebens bei Galatasaray, der<br />
uruguayische Torwart Fernando<br />
Muslera, 32, und der ehemalige Hoffenheimer<br />
Stürmer Eren Derdiyok,<br />
30, sind die prominentesten Kicker.<br />
Aktuell machen wieder Gerüchte<br />
um ausstehende Spielergehälter die<br />
Runde.Umzuüberleben, musste Galatasaray<br />
in den letzten Jahren wertvolle<br />
Grundstücke verkaufen und bekam<br />
vom Staat Steuern inHöhe von<br />
100 Millionen Euro erlassen. Die Financial-Fairplay-Kontrolleure<br />
der<br />
Uefa kündigten jüngst erneut eine<br />
Prüfung an. Der Klub legte dagegen<br />
Beschwerde beim Sportgerichtshof<br />
(Cas) ein.<br />
Trainer Terim hat sich inseinen<br />
neuen Vertrag übrigens eine Prämie<br />
von75Millionen Lirafür den Gewinn<br />
der Königsklasse schreiben lassen,<br />
der Mann aus Adanadenkt immer in<br />
großen Dimensionen.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
FC Liverpool<br />
Eine<br />
Kapitulation<br />
Hendrik Buchheister<br />
klagt über die Nichtberücksichtigung<br />
vonShaqiri.<br />
Eine Reise ins Rajko-Mitic-Stadion<br />
vonRoter SternBelgrad gehört<br />
zuden unbequemsten Aufgaben<br />
eines Fußballprofis. Das Publikum<br />
gilt als fanatisch, mehrmals<br />
wurde der Klub schon wegen rassistischer<br />
Gesänge seines Anhangs belangt.<br />
Für die in Deutschland mit<br />
großer Aufregung geführte Debatte<br />
um Pyrotechnik hätten Fans aus Belgrad<br />
vermutlich nur ein mildes Lächeln<br />
übrig. Manbraucht starke Nerven,<br />
um hier zu bestehen.<br />
Nervenschwäche ist sicher nicht<br />
Xherdan Shaqiris Problem, trotzdem<br />
hat ihn sein Verein, der FC Liverpool,<br />
nicht mit auf die Reise zur Champions-League-Partie<br />
am Dienstag in<br />
Belgrad genommen. Jürgen Klopp<br />
führt als Begründung an, dass der<br />
Klub jede Ablenkung vermeiden und<br />
den Fokus auf das Spiel richten<br />
wolle. Das wäre mit Shaqiri nur<br />
schwer möglich gewesen, er wäredie<br />
zentrale Figur der Veranstaltung geworden<br />
–und das nicht im Positiven.<br />
DerDoppeladler<br />
Der ehemalige Bayern-Profi, der für<br />
die Schweizer Nationalmannschaft<br />
spielt, hat albanische Eltern und<br />
stammt aus dem Kosovo.Die Region<br />
hat 2008 ihre Unabhängigkeit von<br />
Serbien erklärt, doch Serbien erkennt<br />
die Unabhängigkeit nicht an.<br />
Bei der WM in Russland feierte Shaqirisein<br />
Torgegen Serbien, indem er<br />
mit den Händen den Doppeladler<br />
formte, das Symbol Albaniens und<br />
eine Provokation gegenüber den Serben.<br />
Beim Spiel bei Roter Sternhätte<br />
er mit besonders heftigen Anfeindungen<br />
rechnen müssen, auch Tumulte<br />
wären möglich gewesen.<br />
Einerseits ist es so eine vernünftige<br />
Entscheidung, ihn zu Hause zu<br />
lassen. Andererseits ist Liverpools<br />
Entschluss auch deprimierend, weil<br />
er eine Kapitulation vornationalistischer<br />
Verblendung ist. Natürlich ist<br />
es nicht zulässig, Menschen mit<br />
komplizierter Herkunftsgeschichte<br />
Vorschriften in Identitätsfragen zu<br />
machen. Es ist Shaqiris gutes Recht,<br />
sich nicht nur als Schweizer,sondern<br />
auch als Kosovare oder Albaner zu<br />
fühlen. Problematisch wirdes, wenn<br />
aus der eigenen Identität die Ablehnung<br />
anderer erwächst. Also: Wenn<br />
die serbischen Fans Shaqiri wegen<br />
seiner Herkunft als Feindbild sehen<br />
und er sie wiederum als Triumphgeste<br />
instrumentalisiert.<br />
Im Fußball sollte es, wie auch<br />
sonst im Leben, keine Rolle spielen,<br />
woher jemand kommt. Dass Shaqiri<br />
dem Spiel in Belgrad fernbleibt,<br />
zeigt, dass die Herkunft aber eben<br />
doch ein Faktor ist. Außerdem<br />
könnte der Fall eine problematische<br />
Vorbildfunktion haben. Fans könnten<br />
künftig jedem gegnerischen<br />
Spieler mit einem feindseligen Empfang<br />
drohen – und darauf hoffen,<br />
dass sein Verein ihn zu Hause lässt.<br />
Mit dem albanischen „Doppeladler“ jubelte<br />
Shaqiri bei der WM gegen Serbien. IMAGO<br />
Geldregen für Hertha<br />
Die <strong>Berliner</strong> sammeln durch eine Anleihe am Kapitalmarkt 40 Millionen Euro ein. Doch für welchen Zweck?<br />
VonSebastian Schmitt<br />
Zurzeit ist mächtig was los<br />
bei Hertha BSC. Fast kein<br />
Tagvergeht, ohne dass die<br />
<strong>Berliner</strong> neue Schlagzeilen<br />
produzieren. Dominant ist der Streit<br />
mit den eigenen Ultras: Nachdem<br />
die Gruppierungen„Harlekins Berlin<br />
98“ und „Hauptstadtmafia“ den Krisengipfel<br />
am Montag absagten, ist<br />
eine Lösung noch nicht in Sicht. Gegenüber<br />
dieser <strong>Zeitung</strong> betont Hertha,<br />
weiter gesprächsbereit zu sein.<br />
Gleichzeitig bleibt die Tür für die Ultras<br />
für den am Donnerstag erstmals<br />
bei Hertha geplanten Runden Tisch<br />
zu. Ursprünglich hatte die Geschäftsleitung<br />
neben den Vertretern<br />
aller Fangruppen, der Fanhilfe und<br />
der Fanvertretung auch die Ultras<br />
eingeladen. Nach den schweren Ausschreitungen<br />
beim Auswärtsspiel in<br />
Dortmund machte Hertha eine vorherige<br />
Aussprache zur Bedingung.<br />
Die Ultras sprachen von „Erpressung“,<br />
sodass kein Ende der Eiszeit<br />
zwischen Geschäftsführung und<br />
dem harten Fan-KerninSicht ist.<br />
Erfolgreiche Werbung<br />
Goldene Euro fließen für die Blau-Weißen.<br />
„Die erfolgreiche Emission ist<br />
Beleg für die gute wirtschaftliche Entwicklung<br />
des Vereins und bildet damit eine gute<br />
Basis für die nächsten Entwicklungsschritte<br />
von Hertha BSC.“<br />
Ingo Schiller, Geschäftsführer Finanzen, bastelt weiter fleißig an der Zukunft des Klubs.<br />
„Nie wieder Relegation“<br />
GETTY<br />
Miteiner ganz anderen Meldung ließ<br />
Hertha am Montagnachmittag aufhorchen:<br />
Die <strong>Berliner</strong> haben mit einer<br />
Anleihe am Kapitalmarkt 40 Millionen<br />
Euro eingesammelt. „Die<br />
erstmalige Begebung einer institutionellen<br />
Anleihe ist ein großer Erfolg<br />
für Hertha BSC. Wir möchten<br />
uns bei den begleitenden Banken<br />
und vorallem bei den Investoren, die<br />
uns ihr Vertrauen geschenkt haben,<br />
bedanken“, erklärte Finanzchef Ingo<br />
Schiller. Die Anleihe hat eine Laufzeit<br />
von fünf Jahren und einen Zinssatz<br />
von6,5 Prozent.<br />
DieAusgabe vonWertpapieren ist<br />
als Instrument zur Kapitalbeschaffung<br />
in der Bundesliga schon länger<br />
in Mode. Häufig wurde dabei in den<br />
vergangenen Jahren auf sogenannte<br />
Fan-Anleihen im niedrigen einstelligen<br />
Millionen Bereich zurückgegriffen.<br />
Auch Herthas Anhänger bekamen<br />
bereits 2015 die Option, ihrem<br />
Herzensklub Geld zu pumpen.<br />
Kapitalspritzen mit einem derart<br />
großen Volumen sind eher ungewöhnlich.<br />
In der Bundesliga ist lediglich<br />
Schalke 04 in diese Sphären<br />
vorgestoßen: Vor zwei Jahren sammelten<br />
die Gelsenkirchener rund 50<br />
Millionen Euro ein –bei einer Verzinsung<br />
von 4,25 bis 5Prozent, also<br />
zu günstigeren Konditionen als Hertha.<br />
Auf der Suche nach Geldgebern<br />
lud Schiller in der vergangenen Wochen<br />
potenzielle Investoren zu Verkaufsveranstaltungen<br />
nach Berlin<br />
und Frankfurt ein. Die sogenannte<br />
Roadshow scheint erfolgreich gewesen<br />
zu sein. Investoren aus Deutschland<br />
und Europa sollen zugegriffen<br />
haben.„Die erfolgreiche Emission ist<br />
Beleg für die gute wirtschaftliche<br />
Entwicklung des Vereins und bildet<br />
damit eine gute Basis für die nächsten<br />
Entwicklungsschritte vonHertha<br />
BSC“, erklärte Schiller. Welche<br />
Schritte das sein sollen, also für welchen<br />
Zweck Hertha frisches Geld benötigt,<br />
verriet Schiller nicht. Ein<br />
kurzfristiger Liquiditätsbedarf<br />
scheint ausgeschlossen zu sein. Genauso,<br />
dass Hertha die Millionen in<br />
neue Spieler investiert.<br />
Rückkauf der KKR-Anteile<br />
Dafür wird schon länger spekuliert,<br />
dass Anteile vomUS-Finanzinvestor<br />
Kohlberg Kravis Roberts (KKR) zurückgekauft<br />
werden sollen. 2014<br />
hatte KKR 61,2 Millionen Euro überwiesen<br />
–darunter rund 18 Millionen<br />
für einen Anteil von9,7 Prozent. Damals<br />
wurde Herthas Wert auf 220<br />
Millionen Euro taxiert. Inzwischen<br />
ist der Klub durch das gesteigerte<br />
Umsatzvolumen als Stammgast in<br />
der Bundesliga deutlich mehr wert,<br />
sodass ein möglicher Rückkauf über<br />
30 Millionen Euro kosten dürfte.<br />
Das Geld könnte auch für das eigene<br />
Stadion benötigt werden, das<br />
Hertha zu 100 Prozent privat finanzieren<br />
möchte. Ob der Klub seine<br />
reine Fußballarena wie von ihm favorisiert<br />
imOlympiapark bekommt,<br />
liegt am <strong>Berliner</strong> Senat. Zuletzt gab<br />
es im Abgeordnetenhaus aber auch<br />
mächtig Gegenwind. Schon bald<br />
wirdKlarheit herrschen. Hertha wird<br />
das Geheminis zeitnah lüften. Neue<br />
Schlagzeilen sind also schon programmiert.<br />
Sebastian Schmitt<br />
beobachtet, wie Klubs zu<br />
Finanzkonzernen werden.<br />
Sechs Jahre nach dem Skandalspiel kehrt Hertha nach Düsseldorf zurück. Eine Zeitreise, Teil 1: Peter Niemeyer erinnert sich<br />
VonMichael Jahn<br />
Peter Niemeyer ist hin- und hergerissen.<br />
In der vorigen Woche,<br />
beim DFB-Pokalspiel zwischen<br />
Darmstadt 98 und Hertha BSC (0:2),<br />
wurde der 34-Jährige in der Halbzeitpause<br />
vom aktiven Fußball verabschiedet.<br />
Der Rahmen passte, waren<br />
doch die beiden Kontrahenten im Pokal<br />
zwei seiner wichtigsten Stationen<br />
in seiner Karriere. 16 Jahre war Niemeyer,<br />
stets ein überaus engagierter<br />
Mittelfeldspieler, aktiv. Erspielte für<br />
Twente Enschede in Holland, fürWerder<br />
Bremen, fünf Jahre für Hertha<br />
BSC und zuletzt für Darmstadt. Nun<br />
muss er sich neu orientieren, neu positionieren.<br />
Für die Zeit danach hat er<br />
sich gewappnet, aber dennoch überwiegt<br />
wohl im Moment noch ein sehr<br />
wehmütiges Gefühl.„Plötzlich bist du<br />
nicht mehr der Fußballer Niemeyer“,<br />
sagt er am Telefon.<br />
Zwischen 2010 und 2015 erlebte er<br />
bei Hertha zahlreiche Turbulenzen –<br />
den Aufstieg in die Erste Liga 2011,<br />
den dramatischen Abstieg samt Relegation<br />
2012 und den Wiederaufstieg<br />
mit ihm als starkem Kapitän. Später<br />
nahm ihn Coach Jos Luhukay aus<br />
„sportlichen Gründen“ die Binde<br />
wieder weg und machte Fabian Lustenberger<br />
zum Spielführer.<br />
Aufdie Frage,obdie beiden<br />
Relegationsspiele im<br />
Mai 2012 gegen Fortuna<br />
Düsseldorf (1:2 und 2:2),<br />
die mit dem Abstieg der<br />
<strong>Berliner</strong> und einem handfesten<br />
Skandal endeten,<br />
sein schlimmstes Erlebnis<br />
als Profi gewesen sei, muss<br />
Niemeyer überlegen. „Ich<br />
weiß nicht genau, ob das<br />
skandalöse Spiel in Düsseldorfamschlimmsten<br />
war oder wenn<br />
man wie ich zuletzt fast ein Jahr verletzt<br />
außen vor ist.“ Wegen zahlreicher<br />
Verletzungen musste er auch<br />
seine Karrierebeenden.<br />
In der Spielzeit 2011/12 gehörte<br />
Peter Niemeyer zu den wichtigsten<br />
Profis bei Hertha BSC. In 31 Saisonspielen<br />
war er dabei, erlebte die Entlassungen<br />
der TrainerMarkusBabbel<br />
und Michael Skibbe, den Frust der<br />
Fans und die vergebliche Rettungsak-<br />
Ex-Führungskraft:<br />
Peter Niemeyer<br />
tion durch Altmeister Otto Rehhagel.<br />
Niemeyer stand in den beiden Mannschaften,<br />
die Rehhagel in der Relegation<br />
aufbot –bei der 1:2-Niederlage<br />
im Olympiastadion und beim 2:2 im<br />
Tollhaus der Düsseldorfer<br />
Arena.<br />
„Dieses zweite Spiel war<br />
unmöglich“, sagt Niemeyer,<br />
„man hätte es wegen<br />
irregulärer Bedingungen<br />
unbedingt abbrechen<br />
IMAGO/HUEBNER<br />
und wiederholen müssen.<br />
Das ging gar nicht.“ Doch<br />
nicht die Leiden auf dem<br />
Rasen waren das heftigste<br />
Erlebnis für Niemeyer. In<br />
der Nachschau sagt er: „Das<br />
Schlimmste für mich waren unsere<br />
Auftritte nach den Spielen vor dem<br />
DFB-Sportgericht in Frankfurt am<br />
Main. Als Zeuge kam man sich vorwie<br />
ein Angeklagter! Unmöglich!“ Niemeyer<br />
gehörte als Führungsspieler<br />
und Spielführer damals zur Hertha-<br />
Delegation, die zuerst vordem Sportgericht<br />
und schließlich auch vordem<br />
DFB-Bundesgericht<br />
musste.<br />
erscheinen<br />
Niemeyer spricht nicht mehr gern<br />
über die Relegation. „Dakanneinem<br />
schlecht werden“, sagt er nur.Mit seiner<br />
alten Liebe Hertha BSC wird es<br />
garantiert imnächsten Jahr ein Wiedersehen<br />
geben. Er besitzt schließlich<br />
einen Anschlussvertrag bei Hertha,<br />
der aber noch nicht genau definiert<br />
ist. Im Moment ist Niemeyer ein Suchender.<br />
Erwill imFußballgeschäft<br />
bleiben und hat etwa bei Ajax Amsterdam<br />
und Twente Enschede hospitiert.<br />
Auch bei der Plattform DAZN<br />
war er als Experte aktiv.Und er macht<br />
seinen Trainerschein. „Ich möchte<br />
mich breit aufstellen“, sagt er. Am<br />
liebsten aber hätte er nochgerne weiterFußball<br />
gespielt. Doch derKörper<br />
setzte ein Stoppzeichen. Die Ferse<br />
entpuppte sich als Schwachstelle.<br />
„Nie wieder Relegation“, sagt er noch<br />
am Telefon, „das möchte man nicht<br />
mehr erleben.“<br />
Michael Jahn<br />
erinnertsich auch nicht gern<br />
an den 15. Mai 2012.<br />
Wenn ein<br />
Remis nicht<br />
mehr genug ist<br />
Die Union-Profis reden<br />
plötzlich vom Aufstieg<br />
VonMathias Bunkus<br />
Ein neuer Trainer, ein grundlegend<br />
veränderter Kader, dazu<br />
mit dem 1. FC Köln und den Hamburger<br />
SV zwei Schwergewichte als<br />
Liganeulinge,schließlich die unliebsamen<br />
Erfahrungen aus der Vorsaison,<br />
als die Köpenicker nach starkem<br />
Startgar noch vonder Abstiegsangst<br />
gepackt wurden. Kein Wunder<br />
also, dass die Vereinsführung, die<br />
Profis,aber auch die Anhängerschaft<br />
gemeinschaftlich mit Demut und<br />
dementsprechend vorsichtig formuliertem<br />
Saisonziel in die Spielzeit<br />
2018/19 gestartet sind. Aber siehe<br />
und höreda, nach etwas mehr als einem<br />
Drittel der Saison, hat sich zumindest<br />
bei den Protagonisten auf<br />
dem Spielfeld die Erwartungshaltung<br />
grundlegend geändert. Ein 1:1<br />
beim Tabellenneunten SSV Jahn Regensburgist<br />
nicht mehr genug.<br />
„Ich bin nicht zufrieden, wir haben<br />
heute nicht gut gespielt. Regensburg<br />
war die bessere Mannschaft.<br />
Und wir verlieren die nächsten zwei<br />
Punkte“, klagte allen voran Keeper<br />
Rafal Gikiewicz, der im Nachgang<br />
der Partie so mit dem Spielverlauf<br />
und dem Ergebnis haderte, dass er<br />
sich partout nicht über den vonihm<br />
in der 29. Minute parierten Elfmeter<br />
freuen wollte. Auch die Tatsache,<br />
dass sein Kopfball-Ausgleich gegen<br />
Heidenheim in der Endauswahl zum<br />
Tordes Monats Oktober steht, war<br />
ihm kein Trost: „Das ist egal. Scheißegal.“<br />
Unions polnischer Torwartredete<br />
sich in Rage.„Ich bin nicht zufrieden.<br />
Normalerweise müssten wir<br />
Erster sein mit fünf, sechs Punkten<br />
mehr.Ich schaue nur nach vorne. Ich<br />
habe hohe Ziele, will nicht Zweiter,<br />
Dritter oder Vierter sein. Ich will<br />
Platz eins und aufsteigen in dieser<br />
Saison. Wir müssen reden“, wütete<br />
Gikiewicz. Ups, da war es also doch,<br />
das so verpönte Wort. Acht Buchstaben,<br />
ein großes Ziel –Aufstieg! Mit20<br />
Zählern steht Union nach vier Unentschieden<br />
in Serieauf Platz vier.<br />
Verfolgerduell gegen Fürth<br />
Mitden gesteigerten Ansprüchen ist<br />
Rafal Gikiewicz im übrigen nicht allein.<br />
„Klar ist, dass man psychologisch<br />
gerne oben stehen würde,<br />
wenn man jetzt drei-, viermal die<br />
Chance hatte, den Sprung an die<br />
Spitze zumachen. Aber das Wichtigste<br />
ist, am Ende der Saison auf<br />
dem richtigen Tabellenplatz zu stehen“,<br />
gab sich Außenverteidiger Ken<br />
Reichel etwas diplomatischer als<br />
sein Hintermann.Vom„richtigen Tabellenplatz“<br />
ist Union aber noch ein<br />
Stück entfernt. Am Sonntag kommt<br />
der Tabellenfünfte Greuther Fürth<br />
an die Alte Försterei. Innenverteidiger<br />
Marvin Friedrich gab für das Verfolgerduell<br />
schon mal die Marschroutevor:„Natürlich<br />
wollen wir jetzt<br />
zu Hause endlich mal wieder drei<br />
Punkte holen. Mit Unentschieden<br />
tappt man nur auf der Stelle.“<br />
Aber so wasvon unzufrieden:<br />
Rafal Gikiewicz.<br />
IMAGO/KOCH
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 19 *<br />
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Feuilleton<br />
Arte-Doku<br />
begleitet Journalisten<br />
der New York Times<br />
Seite 21<br />
„Schon die ersten zehn Minuten sind eine Qual.“<br />
Ralf Schenk über den Siegerfilm beim Leipziger Dokumentarfilmfestival Seite 20<br />
Buchumschläge<br />
Sieht aus wie<br />
eine Keksdose<br />
Cornelia Geißler<br />
mag Waldseegrün und<br />
Blaue-Flecken-Blau<br />
Auf dem Titel des Buches<br />
„Schwimmt Brot in Milch?“ sieht<br />
man ein Mädchen, um deren Kopf<br />
sich eine Katze klammert. Vondort<br />
wirft das Tier etwas in die mit einer<br />
weißen Flüssigkeit gefüllte Schüssel,<br />
die das Mädchen in der Hand hält.<br />
Das von Katrin Stangl gestaltete Kinderbuch<br />
hat vor zwei Monaten den<br />
Preis der Stiftung Buchkunst erhalten,<br />
die höchste Auszeichnung in diesem<br />
Bereich. Vieles an dem Buch ist<br />
besonders,vor allem aber die Farben.<br />
Die Künstlerin nennt sie Blaue-Flecken-Blau,<br />
Süßkram-Rot, Ei-Gelb<br />
und Minzgrün. Da ist klar,warum sie<br />
Kinderaugen magisch anziehen.<br />
Auf meinem Tisch liegt ein Buch,<br />
dessen Titelzeile Bibliophile lockt.<br />
„Die Kleider der Bücher“ heißt sie.Es<br />
ist klein wie ein Taschenkalender,<br />
aber in Pappe gebunden wie ein erwachsenes<br />
Buch. Das Vorsatzpapier<br />
ist golden. Die Autorin Jhumpa Lahiri<br />
verbindet ihre Worte über das<br />
Aussehen der Bücher mit der Erinnerung<br />
an ihreKindheit, als ihreMutter<br />
wünschte,dass sie traditionelle bengalische<br />
Kleider trüge. Das in London<br />
geborene Mädchen fühlte sich<br />
jedoch in Jeans und T-Shirts wohler.<br />
„Schlecht gekleidet zu sein ist immer<br />
eine Strafe“, schreibt sie.Nicht selten<br />
habe sie gehört, dass ein Buch wegen<br />
eines falschen Umschlags zu wenig<br />
Aufmerksamkeit bekommen hätte.<br />
„Sieht aus wie eine Keksdose“, stand<br />
als Lesekommentar unter einem ihrerBücher.<br />
Die heute in New York lebende<br />
Autorin ist Vizepräsidentin des PEN<br />
American Center. Dennoch musste<br />
sie erleben, dass Buchgestalter allein<br />
wegen ihres Namens zu indischen<br />
Motiven für das Cover greifen. Das<br />
kleine, bei Rowohlt erschienene<br />
„Kleider“-Buch trägt keine Bilder<br />
vorn,nur den Titel und den Autorennamen.<br />
Es hat die Farbe vonverblassenden<br />
blauen Flecken –nein, es ist<br />
Waldseegrün. Innere Werte zählen,<br />
wie auch hier, bei diesem schön geschriebenen<br />
kleinen Essay.Aber niemand<br />
ist frei davon, dass auch das<br />
ÄußereEindruck macht.<br />
Manchmal ist es gar<br />
nicht so schlimm,<br />
wenn einen ungeahnte<br />
Hindernisse davon<br />
abhalten, pünktlich zur größten<br />
Ballettpremiere des Jahres zu kommen.<br />
Aufeinmal sitzt man per Nacheinlass<br />
auf einem Platz, den man<br />
sonst als Kritikerin nie kennenlernen<br />
würde. Ganz oben, im dritten Rang<br />
auf der Seite.Von dortsieht man nun<br />
in der ersten Hälfte ein anderes<br />
Stück als später in der zweiten Hälfte<br />
unten.<br />
Sicher, alles ist sehr weit weg.<br />
Aber ein großartiges Stummfilm-<br />
Panorama mit ausladenden Gesten<br />
und viel Pomp tut sich von daoben<br />
auf. Ein dramatisches Bildertheater<br />
mit Tanz. Alexei Ratmansky, Petipa-<br />
Experte und einer der wichtigsten<br />
klassischen Choreographen der Gegenwart,<br />
hat für das <strong>Berliner</strong> Staatsballett<br />
die 1877 in St. Petersburg uraufgeführte<br />
„La Bayadère“ rekonstruiert.<br />
Herausgekommen ist ein<br />
großes Ballett, das tatsächlich ein<br />
wenig den Atem einer anderen Zeit<br />
in sich trägt. Natürlich behalten all<br />
die großen klassischen Ballette auch<br />
in den aktualisierten Fassungen, die<br />
heute weltweit aufgeführt werden,<br />
Die Liebe der Tempeltänzerin<br />
Alexei Ratmansky hat die historische „Bayadère“ für das Staatsballett grandios rekonstruiert<br />
ihren Charakter. Aber die Bewegungen<br />
sind athletischer. Oft werden Figuren<br />
psychologisiert, die Handlung<br />
wird gestrafft und oft auch subtiler<br />
gestaltet. Auf Pantomimen wird wo<br />
immer möglich verzichtet. Dasführt<br />
zum Teil zu herausragenden Ergebnissen.<br />
Aber im Laufe von mehr als<br />
einem Jahrhundert drohen darüber<br />
die Quellen verloren zu gehen.<br />
Die Bewegung hin zur historischen<br />
Rekonstruktion hat vor zirka<br />
zehn Jahren deutlich Fahrt aufgenommen,<br />
und der Russe Alexei Ratmansky,der<br />
unter anderem Direktor<br />
des Moskauer Bolschoi-Balletts gewesen<br />
ist, ist ihr wichtigster Protagonist.<br />
Die„Bayadère“ ist bereits seine<br />
siebte akribische Petipa-Rekonstruktion.<br />
Zuvor hat er unter anderem<br />
schon historische Fassungen<br />
von „Schwanensee“ und „Dornröschen“<br />
erarbeitet. Jetzt also indischexotistischer<br />
Pomp in Reinkultur auf<br />
der Bühne der Staatsoper Unter den<br />
Linden.<br />
Mit toten Tigern und Elefanten,<br />
mit Tempeldienerinnen, Schlangenbeschwörern,<br />
Fakiren und Feuertänzern.<br />
Mit Polina Semionova als fantastische<br />
Bayadère Nikia, die den<br />
Krieger Solor mit Haut und Haaren<br />
VonMichaela Schlagenwerth<br />
Pomp in Reinkultur.„La Bayadère“ warauch ein Ballett für die adelige Oberschicht des zaristischen Russlands.<br />
liebt. Mit ihrer mächtigen Gegenspielerin,<br />
der Radscha-Tochter<br />
Gamsatti, von Yolanda Correa als<br />
verlogene Denver-Clan-Megäre<br />
stahlhart und virtuos getanzt. Solor<br />
(Alejandro Virelles) ist so etwas wie<br />
ein Spielball zwischen diesen beiden<br />
Frauen. Eine eigentlich erbärmliche,<br />
dem Opiumrausch verfallene, sich<br />
der Macht des Radschas fügende Figur.Sowirderinspäteren<br />
Fassungen<br />
meist nicht gezeigt. Seinen Räuschen<br />
und Halluzinationen entspringen<br />
die bedeutendsten Szenen<br />
des Balletts.Vor allem der legendäre<br />
weiße Akt, bei dem 32 Schatten aus<br />
dem nebelverhangenen Himalaja<br />
herabsteigen und Nikia und Solor<br />
sich im Traum vereinen.<br />
Die„Bayadère“ ist ein Grand Ballet<br />
bei dem das Staatsballett alles<br />
aufbietet, was es hat, auch Kinder<br />
und Jugendliche der Ballettschule<br />
sind beteiligt. Daseinen hier so ganz<br />
eine lang vergangene Zeit anspringt<br />
hat vor allem mit der anderen Weise<br />
zu tanzen zu tun. Mit den anderen<br />
Weisen, die Beine anzuwinkeln, zu<br />
strecken, zu drehen. Sowie mit den<br />
hochdramatischen, ausladenden<br />
Pantomimen. Ein wenig mehr Mut<br />
zur dramatischen Attitude würde<br />
YAN REVAZOV<br />
man hier den Protagonisten durchaus<br />
noch wünschen. Aber wenn Polina<br />
Semionova als verratene Geliebte<br />
vor dem abtrünnigen Geliebten<br />
und seiner bösen Braut tanzen<br />
muss,ist das schlicht herzzerreißend<br />
schön.<br />
Petipa übernahm für seine Divertissements,sokann<br />
man im hervorragenden<br />
Programmheft nachlesen,<br />
zum Teil eins zu eins Illustrationen,<br />
die auf einer Indienreise des<br />
Prinzen of Wales entstanden waren.<br />
Wie etwa den indischen Tanz mit<br />
Trommlern. Die„Bayadère“ ist auch<br />
das, eine historische Rekonstruktion<br />
eines kolonial-exotistischen Erbes,ein<br />
Ballett für die adelige Oberschicht<br />
des zaristischen Russlands.<br />
Anders als in späteren Fassungen<br />
stehen keine Festgäste auf der<br />
Bühne. Denn unverhohlen sind<br />
diese Gäste, für die all der Rausch,<br />
die Pracht und Virtuosität betrieben<br />
wird, wir,das sich delektierende Publikum.<br />
Ein großer Erfolg, auch für<br />
das neue Leitungsteam Johannes<br />
Öhman und Sasha Waltz.<br />
La Bayadère Staatsoper Unter den Linden,<br />
weitere Termine: 9. November,15., 26.,<br />
28. Dezember,18. Januar<br />
NACHRICHTEN<br />
Baselitz schenkt Fondation<br />
Beyeler Monumentalwerk<br />
GeorgBaselitz hat dem Schweizer<br />
Museum Fondation Beyeler in Riehen<br />
bei Basel ein Monumentalgemälde<br />
geschenkt. DasÖlgemälde<br />
„Wer alles? Wasalles?“ zeigt zwei<br />
Menschen auf den Kopf gestellt, ein<br />
seit den 1960er-Jahren wiederkehrendes<br />
Motiv im Werk des deutschen<br />
Malers.Baselitz malte das gut drei<br />
mal vier Meter große Bild im Jahr<br />
2016. DasMuseum hatte es Anfang<br />
des Jahres im Rahmen einer großen<br />
RetrospektivezuBaselitz’80. Geburtstag<br />
gezeigt. Nunwill es dem<br />
Maler einen eigenen Künstlerraum<br />
widmen. Darinwerden zwei weitere<br />
WerkeimBesitz des Museums sowie<br />
langfristige Leihgaben aus Privatbesitz<br />
ausgestellt. Baselitz war mit dem<br />
Gründer des Museums befreundet.<br />
„Ernst Beyeler hat sich sehr für mich<br />
eingesetzt“, zitiertdas Museum den<br />
Maler. (dpa)<br />
Grütterswill Leipzig mit<br />
Freiheitsdenkmal ehren<br />
DieStadt Leipzig sollte aus Sicht von<br />
Kulturstaatsministerin Monika Grütters<br />
doch noch ihr Freiheits- und<br />
Einheitsdenkmal bekommen. Sie<br />
finde es bedauerlich, „dass ausgerechnet<br />
in Leipzig, wo im Oktober<br />
1989 die Macht vonSED und Stasi<br />
durch ein friedlich aufbegehrendes<br />
Volk gebrochen wurde,immer noch<br />
nicht angemessen an dieses herausragende<br />
Ereignis erinnertwird“,<br />
sagte Grütters am Montagabend in<br />
Leipzig. Dorteröffnete sie die völlig<br />
neu konzipierte Dauerausstellung<br />
des Zeitgeschichtlichen Forums zu<br />
Repression und Widerstand in der<br />
DDR. (dpa)<br />
Angela Merkels Make-up<br />
in Pariser Kunststiftung<br />
DerPuder ist zu einem Haufen angeordnet<br />
und thront auf einem Podest.<br />
DasMake-up legt sich Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel auf, wenn sie vor<br />
die Kameratritt. In Parisist es nun<br />
Teil der Installation „The HappyMuseum“<br />
(Das Glücksmuseum) des<br />
Wahl-<strong>Berliner</strong>s Simon Fujiwarain<br />
der Pariser Kunststifung „Lafayette<br />
Anticipations“ nahe dem Centre<br />
Pompidou. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Im Korb<br />
Schlümpfe, Monde<br />
und saure Gurken<br />
VonBarbaraWrede<br />
Was glotzte der so unverschämt in meinen<br />
Einkaufswagen? Fehlte nur noch,<br />
dass er darin herumwühlte. Etwas über mittelalt<br />
war der Typ, schwarzer Anzug. Seine<br />
Begleitung, ganz in Rot gekleidet, etwas dicker,<br />
Spitzbart, hielt eine 500-Gramm-Tüte<br />
mit Fruchtgummischlümpfen in der Hand<br />
und schüttelte sie. Dass es die gab, hatte ich<br />
fast vergessen. Einige Jahre lang hatte ich<br />
mich fast ausschließlich von ihnen und anderem<br />
Gummizeugs ernährt, ganz besonders<br />
schmackhaft fand ich es damals, sie in<br />
schwarzen Tee zu tunken. Ich war süchtig<br />
nach sauren Gurken, weißen Gummibären<br />
aus dem Kühlschrank, grünen Halbmonden.<br />
Mit dem Entzug hatte ich lange zu kämpfen<br />
gehabt. Deshalb mied ich in Discounterndie<br />
Gänge, wo diese Süßigkeiten in Großpackungen<br />
angeboten wurden. Hier war doch<br />
gar nicht der Großpackungsfruchtgummigang,<br />
ich schnupperte nach dem entsprechenden<br />
Duft, aber stattdessen roch es verbrannt.<br />
Kokelte hier jemand? Die beiden<br />
Männer steckten ihreKöpfe zusammen, von<br />
irgendwo her hatte der in Schwarz eine Box<br />
mit Gummierdbeeren aufgegabelt und pulte<br />
amVerschluss herum. Kicherndes Gemecker<br />
wie von Ziegen. Schnell weg hier. Bezahlen,<br />
einpacken und raus aus dem Laden.<br />
Die beiden Typen waren schon da. Wie<br />
konnte das sein?Warteten die etwa auf mich?<br />
Achnee,der Rote nahm Kurs auf eine Limousine,<br />
dass er ein Bein nachzog, sah ich erst<br />
jetzt. Aber was machte der Schwarze da?<br />
Fummelte an meinem Fahrrad herum. Ich<br />
pfiff auf zwei Fingern. Einige Leute drehten<br />
sich um, der Fahrradfummler nicht. Jetzt<br />
schmiss er etwas in meinen Fahrradkorb.<br />
BARBARA WREDE<br />
Wasdort schon alles reingelegt worden war!<br />
Ichhasse es,wenn Leute das machen, genau<br />
so wie die Leute, die ihre Pfandflaschen stehen<br />
lassen und meinen, Flaschensammler<br />
könnten davon reich werden. Können die<br />
das Leergut nicht einfach selbst zurückbringen<br />
und den Sammlern das Pfandgeld so in<br />
die Hand drücken?<br />
Ichpfiff noch einmal. Keine Reaktion. Ob<br />
ich ihn erwischen würde,bevor er zu seinem<br />
Kumpel in die Limousine sprang? Washatte<br />
der mir in den Korb gelegt? DerKorb war mit<br />
Kabelbindern befestigt. Es kam immer wieder<br />
vor, dass die mir zerschnitten wurden,<br />
deshalb habe ich in jeder Handtasche Kabelbinder,sicher<br />
ist sicher.Vor einiger Zeit hatte<br />
mir jemand die Schrauben der Gepäckträgerhalterung<br />
abmontiert, alles klappte während<br />
der Fahrt nach hinten und auf die<br />
Straße. Glück, dass gerade kein Auto kam.<br />
Seitdem ruckeleich mein Radvor jeder Fahrt<br />
ordentlich durch. Waswackelt, wird festgezurrt.<br />
So schaffe ich locker 250 Kilometer in<br />
der Woche.<br />
Der Typ hatte mir eine Riesentüte mit<br />
Schlümpfen, Erdbeeren, Gurken und Monden<br />
in den Korb gepackt. Bestimmt ein Kilo.<br />
Na, warte. Ich sprang auf mein Rad, erwischte<br />
den Wagen gerade noch und klopfte<br />
hinten an die Scheibe.<br />
Zzzzzz ging sie herunter.Ja, bitte? Diebeiden<br />
Herren auf der Rückbank starrten zu mir<br />
heraus.−Das hierhabenSie versehentlich in<br />
meinem Fahrradkorb abgelegt, sagte ich und<br />
warfdie Tüte durch das Fenster.Klatsch. Satanisches<br />
Gelächter hallte zu mir heraus.<br />
Das verfolgt mich bis heute, verbunden<br />
mit einem unwiderstehlichen Schmacht<br />
nach Fruchtgummi. Merke: Es gibt sicher<br />
gute Gründe, etwas in Limousinen zu werfen,<br />
aber Obacht! Es könnte sein, dass man<br />
den Teufel samt Beelzebub trifft.
20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
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Feuilleton<br />
Verlorene Jugend<br />
Neue deutsche Filme beim 61. Leipziger Dokumentarfilmfestival<br />
VonRalf Schenk<br />
Am dritten Tag drohte das<br />
Leipziger Festival aus den<br />
Fugen zu geraten. Im Wettbewerb<br />
neuer deutscher<br />
Dokumentarfilme lief „Lord of the<br />
Toys“ von Pablo Ben Yakov und Kameramann<br />
André Krummel. Zweieinhalb<br />
Monate lang hatte das Team<br />
mit einer Clique Dresdner Youtuber<br />
gedreht. Ein paar Jungs und wenige<br />
Mädchen, eine elternlose Generation,<br />
die sich durch den Film labert,<br />
säuft, knutscht, die Sprayflasche im<br />
Anschlag, mit der man den anderen<br />
gern auch mal „vergast“. Schon die<br />
ersten zehn Minuten sind eine Qual:<br />
eine Einstellung ohne Schnitt, Komasaufen<br />
bis zum Exzess, rassistische,<br />
sexistische Sprüche, ich fick<br />
dich ins Maul als akustische Dauerschleife,<br />
die Kamera immer dicht<br />
dran. Eine Ouvertüre, die psychisch<br />
und physisch schmerzt. Und<br />
schmerzensoll.<br />
Widerstand vorder Premiere<br />
Noch vorder Premiereregte sich Widerstand.<br />
Das Aktionsnetzwerk<br />
„Leipzig nimmt Platz“ nannte den<br />
Film „ein kleines bisschen Nazi“. Die<br />
regionale <strong>Zeitung</strong> glaubte zu erkennen,<br />
dass hier nur „Dummheit und<br />
Dumpfheit gehuldigt“ werde. Doch<br />
genau das Gegenteil ist der Fall.<br />
„Lordofthe Toys“ ist ein ebenso verstörender<br />
wie souveräner Film über<br />
eine Parallelwelt, der das deutsche<br />
Kino noch nie so nahe kam. Ihm<br />
wurde der Hauptpreis des Festivals,<br />
die „Goldene Taube“ verliehen.<br />
Dokumentarfilm als Chance, gesellschaftliche<br />
Phänomene sichtbar<br />
zu machen, Unangenehmes nicht<br />
„Lord of the Toys“ ist ein ebenso verstörender wie souveräner Film über eine Parallelwelt, der das deutsche Kino noch nie so nahe kam.<br />
auszublenden. Dabei wird der 20-<br />
jährige Max, der Anführer der Clique,<br />
durchaus ambivalent gezeichnet: einerseits<br />
der charismatische Typ, mit<br />
Hunderttausenden Followern in den<br />
sozialen Medien, ein Meister der<br />
Selbstvermarktung, der die Anwesenheit<br />
der Kamera für sich zu nutzen<br />
weiß. Zugleich registriert deren<br />
unbestechlicher Blick sein psychopathisches<br />
Potenzial und die tendenzielle<br />
Lust, Grenzen ins Radikale<br />
zu überschreiten.<br />
Dramaturgisch führt„Lord ofthe<br />
Toys“ von privaten in öffentliche<br />
Räume: aus derWohnung in dieWelt.<br />
Dass Max inzwischen Kontakt zu<br />
den rechtsextremistischen Identitären<br />
hält, braucht der Film nicht zu<br />
belegen; das kann ich im Netz nachlesen,<br />
auch vonseinen sogenannten<br />
Spaßvideos über den „Honigkaust“.<br />
Aufder Leinwand erlebe ich hautnah<br />
atmosphärisch mit, wie sich eine<br />
smarte Führerfigur aus dem Ei pellt.<br />
Wiesie ihreJünger um sich sammelt.<br />
Wiesie tröstet, Zärtlichkeit stiftet, die<br />
körperliche Nähe dann wieder durch<br />
Zynismen durchbricht und zur Aktion<br />
anheizt. Niemand vermag vorauszusehen,<br />
was aus spätpubertärer<br />
Langeweile,Verwirrnis und Infantilität,<br />
aus der Abwesenheit sozialer<br />
ROLAND SCHELIGA<br />
Kompetenz noch erwachsen wird.<br />
Doch eines macht „Lordofthe Toys“<br />
deutlich: Es wirdein weiter Wegsein<br />
von der Deradikalisierung dieser<br />
verlorenen Jugend zu ihrer Rehumanisierung.<br />
Mag sein, dass andere neue deutsche<br />
Filme im Schatten dieses Streitobjekts<br />
standen. Zum Beispiel Andreas<br />
Goldsteins „Der Funktionär“,<br />
eine Annäherung an seinen Vater<br />
Klaus Gysi (1912–1999), der in der<br />
DDR Leiter des Aufbau-Verlags, Kulturminister,<br />
Botschafter und Staatssekretär<br />
für Kirchenfragen war. Ein<br />
Mann, der in allen politischen Turbulenzen<br />
dem kommunistischen Glauben<br />
treublieb. Gysi hatte die Familie<br />
verlassen, als der Sohn noch Kind<br />
war, der Film ist ein Essay über die<br />
Leerstelle, die der Verschwundene<br />
hinterließ. Entsprechend nutzt Goldstein<br />
nur selten die üblichen historischen<br />
Dokumente,sondernoft Fotos<br />
mit menschenleeren Räumen, dazu<br />
Ausschnitte aus Fernsehdiskussionen<br />
mit dem Vater: ein eloquenter<br />
Herr, der nicht aufhören kann zu reden.<br />
Die Hauptfrage, die „Der Funktionär“<br />
aufwirft, betrifft allerdings<br />
den Umgang mit Geschichte überhaupt:<br />
Mitwelchem Recht maßen wir<br />
Jüngere uns an, historische Biografien<br />
in aller Härte zu beurteilen?Würden<br />
wir gleiche Maßstäbe an unsere<br />
eigeneVita anlegen?<br />
Zwei alte Männer mahnen<br />
Altmeister Werner Herzog hatte das<br />
Festival mit „Meeting Gorbachev“ eröffnet.<br />
Mehrfach ist der 76-jährige Regisseur<br />
zu dem 87-jährigen einstigen<br />
sowjetischen Partei- und Staatschef<br />
gereist; die Interviews bilden das Skelett<br />
des Films,dazu eine Menge Nachrichtenbilder<br />
aus mehreren Jahrzehnten.<br />
Herzogs Hommage an den<br />
Politiker, der maßgeblich dazu beitrug,<br />
den Kalten Krieg zu beenden,<br />
schließt eine Warnung vor neuem<br />
Wettrüsten ein. Insofern ist „Meeting<br />
Gorbachev“, trotz seiner Konventionalität,<br />
kein überflüssiges Werk: Zwei<br />
alte Männer verbünden sich in der<br />
dringenden Mahnung, die Welt nicht<br />
erneut aufs Spiel zu setzen.<br />
In der Wahrnehmungsfalle<br />
Neal Shustermans Roman über einen Jungen mit Schizophrenie „Kompass ohne Norden“<br />
VonPetraKohse<br />
Zwei Dinge weißt du. Erstens: Du<br />
warst da. Zweitens: Du kannst<br />
nicht da gewesen sein.“ Der US-<br />
Schriftsteller Neal Shusterman hat<br />
Erfahrung mit Paradoxen. Er erfindet<br />
sie seit Jahren für seine Science-Fiction-Jugendbücher,<br />
von denen einige<br />
auch auf Deutsch erschienen<br />
sind („Vollendet“, „Scythe“). Dieersten<br />
Worte seines Romans „Kompass<br />
ohne Norden“ aber markieren keine<br />
neue Fiktion, sondern eine Wahrnehmungsfalle,<br />
inder sein eigener<br />
sistenzen.„Unser Hotel lag irgendwo<br />
in der linken Achselhöhle eines fetten<br />
Typen in Queens.“ Das Hotel ist<br />
echt, Queens ist echt, der Besitzer<br />
war wirklich fett und hatte eine linke<br />
Achselhöhle. Aber die Konkretheit<br />
des Gefühls, genau dort zusiedeln,<br />
zieht Caden unter Wasser.<br />
Caden leidet an Schizophrenie.Er<br />
verbringt einige Wochen auf einer<br />
psychiatrischen Jugendstation, erlebt<br />
das Auf und Ab des ärztlichen<br />
Herumexperimentierens mit Medikamenten,<br />
lernt Gleichaltrige in ihren<br />
jeeigenen Situationen kennen<br />
Sohn viele Jahre gesteckt hat. Weswegen<br />
das Buch aber trotzdem keine<br />
Dokumentation geworden ist. Es<br />
handelt sich vielmehr um ein poetisches<br />
Prisma, dessen Struktur<br />
ebenso anspruchsvoll ist wie sein<br />
Sujet. Es ist Literatur. Aber auf der<br />
Grundlage authentischer Erfahrung.<br />
Ein Jugendlicher, eine Künstlernatur,<br />
sinkt in die Tiefe. Errutscht<br />
aus dem Koordinatensystem der<br />
Weltvorstellung, die die anderen<br />
Menschen teilen, und ertrinkt in einem<br />
eigenen Universum aus Bildern,<br />
Klängen und wabernden Konund<br />
kann die Einrichtung am Ende<br />
wieder verlassen. Nicht geheilt. („,Es<br />
ist endlos da unten’, sagt der Kapitän.<br />
,Und lass dir von niemandem was<br />
anderes einreden.’“) Aber stabilisiert.<br />
Er wird klarkommen können,<br />
so wie Shustermans Sohn Brendan<br />
in Wirklichkeit auch.<br />
Das Buch, das im Original „Challenger<br />
Deep“ heißt, also eine Raumfahrtindie<br />
Tiefe ankündigt, operiert<br />
genretreu mit einer Entdeckungsdramaturgie.<br />
Die Wahnwelt, die bei<br />
Caden auf See angesiedelt und mit<br />
maritimen Figuren bevölkert ist,<br />
spiegelt durchaus die realen Ereignisse<br />
seiner Therapie, aber den<br />
Entpixelungscode bekommt man<br />
nur Stück für Stück in die Hand. Ein<br />
Papagei und ein Schiffsjunge treten<br />
auf, ein Steuermann, eine Galionsfigur.<br />
Der Kapitän aber spielt erwartungsgemäß<br />
die wichtigste Rolle.<br />
Ein seltsames Buch, ein schönes<br />
Buch, dessen von Ingo Herzke wunderbar<br />
rhytmisiert ins Deutsche<br />
übertragene Sprache fast süchtig<br />
macht. Ein Jugendbuch? Ich wollte<br />
es eigentlich nur testlesen, um zu<br />
entscheiden, ob es sich für eine 14-<br />
Jährige eignet. Und während ich<br />
zum Schluss kam, dass das eigentlich<br />
nicht der Fall ist, fing meine<br />
Tochter bereits an, das spielerisch<br />
assoziative Sprechen des Steuermanns<br />
zu imitieren. Literatur,<br />
die im allerbesten<br />
Sinne an einem vorbeizieht.<br />
NealShusterman:Kompass<br />
ohne Norden Deutsch von<br />
IngoHerzke. Ab 14 Jahren.<br />
Hanser,München 2018.<br />
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•„In achtzig Jahren um die Welt“,<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 21 *<br />
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Feuilleton/Medien<br />
Kleine<br />
Treffer unter<br />
Feinden<br />
Über einen AfD-Antrag<br />
zugunsten freier Musiker<br />
VonPetraKohse<br />
Die <strong>Berliner</strong> AfD hat den Antrag<br />
an den Senat gestellt, sich bei<br />
derVerteilung öffentlicher Mittel„für<br />
die Einhaltung von Honoraruntergrenzen<br />
für freie Musiker im Land<br />
Berlin einzusetzen (...) Richtschnur<br />
sollen die bereits vonden Berufsverbänden<br />
geforderten Mindeststandards<br />
sein“. Auch wenn man sich sofort<br />
fragt, warum hier nur der Musiker<br />
und nicht aller Künstler gedacht<br />
wird, kann man gegen einen solchen<br />
Vorstoß unmöglich etwas haben.<br />
Oder doch?<br />
Nun geht es natürlich nicht um<br />
einen frommen Wunsch unter Mitmenschen,<br />
sondern umden Antrag<br />
einer Oppositionsfraktion und damit<br />
ein Instrument der politischen<br />
Debatte; in diesem Fall: ein kleines<br />
Geschoss. Der rot-rot-grüne Senat<br />
tue nicht genug für die freischaffenden<br />
Musiker, ist der Vorwurf hinter<br />
dem Antrag, was der Grünen-Politiker<br />
Daniel Wesener beim Kulturausschuss<br />
am Montag sogleich scharf<br />
zurückwies: „Langer Rede, kurzer<br />
Sinn: Guten Morgen, liebe AfD“.<br />
Hätte diese recherchiert, hätte sie<br />
aus der jüngsten Zeit drei Anfragen<br />
von ihm, also Wesener, gefunden,<br />
aus deren Beantwortung hervorgehe,<br />
dass die Praxis, bei den Juryentscheidungen<br />
Honorarrichtlinien<br />
spartenspezifischer Verbände<br />
zu berücksichtigen, längst bestehe.<br />
Undauch Bettina Bohle vomVerband<br />
DACH Berlin, der Interessensvertretung<br />
von Künstlern des Jazz,<br />
der Neuen Musik, der Alten Musik<br />
und des zeitgenössischen Musiktheaters,<br />
die als Sachverständige geladen<br />
war,distanzierte sich zunächst<br />
von der „Inanspruchnahme“ des<br />
Themas durch die AfD und wollte<br />
voneiner Festlegung vonUntergrenzen<br />
nichts wissen. Alles schick also<br />
bei den freien Musikernund die AfD<br />
auf dem Holzweg?<br />
Für Jazzmusiker gibt es schon empfohlene<br />
Honoraruntergrenzen. GETTY/THANANIT<br />
Im Gegenteil ist das Thema dringlich,<br />
denn die Musik, so Bohle etwas<br />
später in ihren Ausführungen, sei in<br />
der Förderung definitiv unterrepräsentiert,<br />
und dass Kultursenator<br />
Klaus Lederer mehrfach bestätigte,<br />
die Juryswürden regelmäßig auf Honorarempfehlungen<br />
hingewiesen,<br />
machte nur umso deutlicher, dass<br />
sie darauf nicht verpflichtet werden,<br />
wobei es im Fall der besonders facettenreich<br />
produzierenden Musikbranche<br />
überdies so ist, dass für<br />
manche Musikrichtungen noch gar<br />
keine Empfehlungen vorliegen.<br />
Daran wird jetzt, so Bohle nach<br />
der Sitzung im Gespräch, natürlich<br />
mit Hochdruck gearbeitet. Und dass<br />
in der Kulturausschuss-Debatte einer<br />
Erhöhung der Fördertöpfe für<br />
Musik nicht widersprochen wurde,<br />
dürfte der Branche insgesamt auch<br />
nicht schaden. So dass dem seltsam<br />
einseitigen und am politisch-verwalterischen<br />
Diskurs vorbeigehenden<br />
AfD-Antrag, der mit Sicherheit abgelehnt<br />
werden wird, doch etwas Gutes<br />
entsprießen kann. Dasletztlich Richtige<br />
also aus der falschen Richtung?<br />
Wie man sich zu so etwas stellt, ist<br />
momentan nicht nur in der Kulturpolitik<br />
die größte Herausforderung.<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Nach drei Tagen musikalischer<br />
wie politischer Unruhe in Musik<br />
sowie Filmvorführungen und Diskussionen,<br />
die das Jazzfest versammelt<br />
hatte, endete das Festival an seinem<br />
vierten Tagmit Introvertiertheit und<br />
Gefühlsnachsinnen: „Melancholic<br />
Sunday“ hatte die neue Kuratorin Nadin<br />
Deventer den letzten Tagdes Programms<br />
genannt.<br />
Nicht die von Eröffnungsredner<br />
Bonaventure Soh Bejeng Ndikung<br />
neu beschworene Protestfunktion<br />
des Jazz, nicht die zersplitterte Euphorie<br />
des Art Ensemble of Chicago,<br />
das man beim Festival noch einmal<br />
erleben konnte, nicht der gefeaturte<br />
Afro-Futurismus, sondern Gitarren-<br />
Meditationen über musikalische Kerninhalte<br />
prägten den Abschlussabend<br />
im Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele;<br />
zunächst war das Septett des<br />
Norwegers KimMyhr zu hören.<br />
Letzteres weckte Jazz-externe Assoziationen;<br />
an Jams der Grateful<br />
Dead konnte man denken, aber auch<br />
an Krautrock, als sich Schleifenbewegungen<br />
perpetuierten und Myhr<br />
hierzu gelegentlich angenehm knarzende<br />
Störgeräusche aus seinen<br />
Loop- und Harmonizer-Pedalen<br />
lockte. Besonders als gegen Ende ein<br />
schönes Akustikgitarren-Cluster zu<br />
Getriebene<br />
und Antreiber<br />
Die Arte-Doku „Mission Wahrheit“<br />
begleitet über ein Jahr lang die Reporter<br />
der New York Times<br />
VonTorsten Wahl<br />
MarkMazzetti, Leiter des Investigativteams in Washington.<br />
WDR/ALETHEIA FILMS (2)<br />
Maggie Haberman, Korrespondentin der NewYorkTimes für das<br />
Weiße Haus, beim Telefonat mit Donald Trump.<br />
Melancholie und Handtasche<br />
Kim Myhr,Mary Halvorson und Bill Frisell beschlossen das Jazzfest<br />
losem Beat im Neun-Viertel-Takt<br />
fortschritt, erinnerte man sich auch<br />
an das Neunziger-Jahre-Projekt Pluramon<br />
des Kölner Komponisten Marcus<br />
Schmickler, ebenso an Alben der<br />
Jazz-affinen Chicagoer Postrock-Ikonen<br />
Tortoise.Was passte,ein Festivalschwerpunkt<br />
war ja das Jazz-Erbe der<br />
„Windy City“.<br />
Die„Artist in Residence“ des Festivals<br />
Mary Halvorson lebt und wirkt in<br />
NewYork, nachdem sie als Solokünstlerin<br />
und Gesprächspartnerin in Erscheinung<br />
getreten war, spielte sie<br />
am Sonntagabend mit einem Oktett,<br />
das sich trotz forschen Free-Form-<br />
Solierens der Bläser auch an Gedecktheit<br />
und Zurückhaltung hielt; auch<br />
Halvorson selbst überließ ihren Mitmusikern<br />
das Rampenlicht, meist<br />
gab ihr glasklarer Semi-Akustik-Klang<br />
merkwürdig autistisch wirkende Motivevor,die<br />
dann vonder Band in traditionellere<br />
Emotionsgefilde geführt<br />
und dort ausgeschlachtet wurden;<br />
besonders hervorzuheben die Pedal-<br />
Steel-Gitarristin Susan Alcorn, die einerseits<br />
im Ensemblespiel sehr<br />
Die Szene scheint ein Ritual<br />
zu sein. „Da hinten<br />
sitzen die Feinde desVolkes!“<br />
ruft Donald Trump<br />
und lenkt die Aufmerksamkeit Tausender<br />
Anhänger auf das halbe Dutzend<br />
Reporter, das im Saal vor Laptops<br />
sitzt und ausgebuht und verhöhnt<br />
werden darf. Selbst erfahrene<br />
Mitarbeiter der New York Times<br />
(NYT) erleben die Zeit seit dem<br />
Amtsantritt von Trump im Januar<br />
2017 als einmalig oder stürmisch.<br />
Aber selten wirddie Bedrohung auch<br />
physisch so konkret wie hier. Über<br />
ein Jahr lang haben die FilmemacherinLiz<br />
Garbus und ihr Team die NYT-<br />
Mannschaft begleitet. Arte zeigt die<br />
Reportage heute komplett mit allen<br />
vier Folgen –essind aufschlussreiche<br />
dreieinhalb Stunden.<br />
Auf den ersten Blick fällt auf, dass<br />
es bei der Produktion dieser traditionsreichen<br />
Tageszeitung kaum noch<br />
um die gedruckte Papier-Ausgabe<br />
geht. Die Reporter und Redakteure<br />
publizieren online-daueraktuell, oft<br />
geht es um Minuten, in denen ein<br />
Text vor der Konkurrenz erscheint.<br />
Während Pressekonferenzen live<br />
übertragen werden, werden schon<br />
die Texte geschrieben. Trumps Twitter-Stil<br />
steckt an –und führt zuFehlern.<br />
MalwirdeinWort falsch verstanden,<br />
mal schießt einer übers Ziel hinaus<br />
und bekommt Twitter-Verbot.<br />
Das Investigativ-Team der New<br />
York Times aber ist nicht nur getrieben<br />
von Trumps Politikstil, sondern<br />
treibt auch selbst die Politik an. Über<br />
Monate hinweg verbeißen sich Dutzende<br />
Reporter in die Frage, wie<br />
Trumps Wahlkampf von russischen<br />
Quellen beeinflusst wurde. Immer<br />
wieder wittertein Reporter eine ganz<br />
große Story, immer neue Figuren aus<br />
Trumps Umfeld werden geschasst.<br />
Hier ähnelt die Dokumentation<br />
noch am ehesten der Spielfilm-Dramaturgie<br />
und kann sogar mit einem<br />
echten Finale aufwarten: Die New<br />
York Times bekam im April 2018<br />
gleich drei Pulitzer-Preise, die<br />
höchste Auszeichnung für US-Medien,<br />
alle liegen sich in den Armen.<br />
Dabei sind die einst so hartumkämpften<br />
Details, wer wann wem<br />
was gesagt hat, mit einigem Abstand<br />
gar nicht mehr so interessant. Spannender<br />
sind die Einblicke in die Arbeitswelt<br />
der Redakteure, vondenen<br />
der Zuschauer ein halbes Dutzend<br />
näher kennenlernt. So muss Chefredakteur<br />
Dean Baquet, der erste Afroamerikaner<br />
auf dem Posten, trotz<br />
des Online-Booms viele Redakteure<br />
entlassen, um mehr Investigativ-Reporter<br />
einstellen zu können. Maggie<br />
Haberman, die Trumps Wegseit vielen<br />
Jahren als Boulevard-Reporterin<br />
begleitet hatte, wird zur gefragten<br />
Trump-Expertin, hat fast eine Million<br />
Follower auf Twitter –aber bekommt<br />
ihre drei Kinder kaum noch<br />
zu Gesicht. Denn sie schreibt nicht<br />
nur, sondern sitzt für den täglichen<br />
Podcast am Mikro und wird als Gesicht<br />
der Redaktion geschminkt und<br />
vor die TV-Kameras geholt. Glenn<br />
Thrush wiederum, ein witzig plaudernder<br />
Autor, muss seinen Platz<br />
räumen, als die MeToo-Debatte, die<br />
die <strong>Zeitung</strong> selbst mit angestoßen<br />
hatte, die eigenen Reihen erreicht.<br />
Dass sich die NYT nicht nur für ihre<br />
Leistungen feiernlässt, sondernEinblick<br />
in eigene Fehler gewährt, ist<br />
selten in der Medienbranche.<br />
Die Dokumentation „Mission<br />
Wahrheit“ konzentriertsich starkauf<br />
die Arbeit der Redaktion in der New<br />
Yorker Zentrale und dem Hauptstadtbüro<br />
in Washington. Immer<br />
wieder überrascht, dass sich Trumps<br />
Leute, wenn sie keine populistische<br />
Show bieten müssen, mit den Mitarbeitern<br />
der NYT ganz unaufgeregt<br />
unterhalten. Die Redakteure haben<br />
sehr viele Informanten im Regierungslager,<br />
selbst der Ultrarechte<br />
Steve Bannon begegnet den Reporternaußerhalb<br />
der Hallen kollegial.<br />
Nurselten begleitet das Filmteam<br />
einen Journalisten in die Provinz, wo<br />
ganz andere Wahrheiten warten.<br />
Denn den Sieg Donald Trumps hat<br />
die NewYorkTimes weder vorher gesehen<br />
noch kann sie ihn erklären. So<br />
will die junge, aus Haiti stammende<br />
Reporterin Yamiche Alcindar von einem<br />
Paar wissen, was sie vonder Kürzung<br />
eines Sozialprogramms durch<br />
Trump halten, von dem es profitiert<br />
hatte. Zuihrer Überraschung erfährt<br />
sie, dass selbst arme Anhänger der<br />
Republikaner es wichtiger finden,<br />
dass mit dem eingesparten Geld endlich<br />
die Mauer zu Mexiko gebaut wird<br />
–dafür würden sie Opfer bringen.<br />
Auch wenn Arte demVierteiler,der<br />
im Original einfach nur „Die vierte<br />
Gewalt“ hieß, den Untertitel „Die<br />
New York Times und Donald<br />
Trump“ gegeben hat, so betonen<br />
die Reporter immer wieder, dass sie<br />
nicht explizit gegen diesen Präsidenten<br />
arbeiten. Auch Pulitzer-<br />
Preisträger Matthew Rosenberg, der<br />
zu einer Voraufführung nach Berlin<br />
kam, erklärte, wer immer wieder<br />
„Lüge, Lüge“ ruft, gelte schnell als<br />
Besserwisser. Es gehe nicht um<br />
Rechthaben, sondern um Werte –<br />
und dieser Kampf ende nicht mit Donald<br />
Trumps Präsidentschaft.<br />
Mission Wahrheit DieNew York Timesund<br />
DonaldTrump .6.11., 20.15 Uhr,Arte<br />
schöne, wenngleich vielleicht uinintendierte<br />
Mikrotonalität in die Textur<br />
einflocht, andererseits feinsinnige<br />
Zweispiele mit Halvorson produzierte.<br />
Sinnbild von Halvorsons Kunst<br />
war indes ihre Oma-Handtasche, die<br />
sie prominent mitführte und als Rückenkissen<br />
auf ihrem Stuhl verwendete:<br />
Analog zu ihrem Umgang mit<br />
der Jazztradition rennt sie stilsicher<br />
nicht mit einer dieser scheußlichen<br />
Gucci-Riesenprotztüten herum, sondern<br />
einer mittelgroßen Vintage-Applikation.<br />
Sehr gut!<br />
Den Abschluss des Abschlusses<br />
machte der Gitarrist Bill Frisell. Er<br />
präsentierte allein sein neues Werk<br />
„Music Is“, das werkschauhaft Eigenkompositionen<br />
aus drei Jahrzehnten<br />
neu interpretiert; sein klarer, warmer<br />
Quasi-Fender-Sound führte durch<br />
naive Americana, Loop-Pedal-Minimalismus,Country-Anleihen<br />
und angedeutete<br />
Jazz-Motivik. Gegen Ende<br />
erklang dann seineVersion desThelonius-Monk-Klassikers<br />
„Epistrophy“.<br />
Frisells ein wenig zu langer Auftritt<br />
wirkte wie ein klassischer Soundtrack<br />
zu einem imaginären Film, der seine<br />
erheblichen Technikfähigkeiten dem<br />
Sehnsuchtspotenzial seiner Melodiefragmente<br />
unterordnet. Zur Zugabe<br />
holte er Halvorson und ihre Handtasche<br />
auf die Bühne.<br />
NACHRICHTEN<br />
Journalisten-Verband fordert<br />
Einsatz für Pressefreiheit<br />
DerDeutsche Journalisten-Verband<br />
(DJV)hat seine Mitglieder zum Einsatz<br />
für die Pressefreiheit aufgerufen.<br />
Es sei „bedauerlich, aber unverzichtbar,dass<br />
sich Journalisten in<br />
Deutschland aktiver als in der Vergangenheit<br />
für dieses Grundrecht<br />
einsetzen müssten“, erklärte die Organisation<br />
am Montag in Dresden.<br />
DieDelegierten des DJV-Verbandstags<br />
billigten dortzuvor die „Dresdner<br />
Erklärung“. Darinbekräftigt der<br />
Branchenverband die Bindung der<br />
Arbeit seiner Mitglieder an Demokratie<br />
und Rechtsstaatlichkeit. „Der<br />
Deutsche Journalisten-Verband<br />
lehnt alle Formen vonpolitischem<br />
Extremismus gleich welcher Ausrichtung<br />
strikt ab“, heißt es darin.<br />
Parteien seien aufgefordert, die ungehinderte<br />
Ausübung des Journalistenberufs<br />
zu gewährleisten. Außerdem<br />
forderten mehr als 200 Delegierte<br />
des DJV-Verbandstags von<br />
Medienunternehmen in einer Resolution<br />
mehr Vielfalt bei der Auswahl<br />
vonMitarbeitern. (AFP)<br />
Neue ZDF-Krimiserie spielt<br />
im Erzgebirge<br />
Für die Schauspielerin Teresa Weißbach<br />
ist ein Traum in Erfüllung gegangen.<br />
Siedreht für das ZDF unweit<br />
ihrer Heimatstadt Stollbergden Pilotfilm<br />
zur neuen Serie„Erzgebirgekrimi<br />
–Der Tote im Stollen“. „Das ist<br />
ein totales Heimspiel“, sagte die gebürtige<br />
Zwickauerin am Montag bei<br />
einem Settermin in Schwarzenberg.<br />
Teresa Weißbach spielt die Försterin<br />
Saskia Bergelt und gehörtzueinem<br />
fünfköpfigen Ermittlerteam. Gemeinsam<br />
mit Hauptkommissar<br />
Adam (Stephan Luca), seiner Assistentin<br />
Karina (LaraMandoki) und<br />
Rechtsmedizinerin Charlotte von<br />
Sellinn (Adina Vetter) müssen sie in<br />
der ersten Folge den Todeines Bergbau-Professors<br />
aufklären. Ein<br />
Sendetermin steht noch nicht fest.<br />
Derzeit plane das Zweite mit einer<br />
Ausstrahlung nicht vorMärz2019.<br />
Wahrscheinlicher sei jedoch der<br />
Herbst, sagte ZDF-Redakteur Pit<br />
Rampelt. (dpa)<br />
Journalisten in Myanmar<br />
legen Berufung ein<br />
Diebeiden in Myanmar inhaftierten<br />
Reuters-Journalisten gehen nach ihrerVerurteilung<br />
zu sieben Jahren<br />
Haft in Berufung. ZurBegründung<br />
erklärte die Nachrichtenagentur am<br />
Montag, das Urteil sei „falsch“. Die<br />
Polizei habe den Reporterneine<br />
Falle gestellt, „überzeugende Beweise“<br />
dafür habe das Gericht ignoriert.<br />
Dievon der Staatsanwaltschaft<br />
vorgebrachten Beweise reichten für<br />
eine Verurteilung nicht aus.Die beiden<br />
Reuters-Mitarbeiter,der 32-jährige<br />
Wa Lone und der 28-jährige<br />
Kyaw SoeOo, waren Anfang September<br />
zu sieben Jahren Haft verurteilt<br />
worden. Siehatten über die Tötung<br />
vonzehn Angehörigen der muslimischen<br />
Rohingya-Minderheit berichtet.<br />
International wurde das Urteil<br />
scharfkritisiert. Myanmars Defacto-Regierungschefin,<br />
die Friedensnobelpreisträgerin<br />
Aung San<br />
SuuKyi, verteidigte das Urteil. (dpa)<br />
Der Gitarrist Bill Frisell präsentierte sein neustes Werk „Music Is“. ROLAND OWSNITZKI<br />
TOP 10<br />
Sonntag,4.November<br />
1 Tatort ARD 9,22 26 %<br />
2 Tagesschau ARD 6,96 21 %<br />
3 heute journal ZDF 5,12 17 %<br />
4 Katie Fforde ZDF 4,70 13%<br />
5 heute ZDF 4,62 17 %<br />
6 Terra X ZDF 4,25 13 %<br />
7 Berlin direkt ZDF 4,06 14 %<br />
8 RTL Aktuell RTL 3,71 14 %<br />
9 Voice of Germany SAT.1 3,46 11 %<br />
10 TerraXpress ZDF 2,88 11 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
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·<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
20.00: Dornröschen (Russian Classical Ballet)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30 Kleines Haus: Revolt. She said. Revolt again.<br />
/Mar-a-Lago.<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Der Seelenbrecher<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
20.00: Have aCup of Teamit Sophie Rois (Sophie<br />
Rois, Mark McRae, Clemens Maria Schönborn)<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: Bande àPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />
Außenseiter:SQ(Thomas Rohe &Ali Heffetz)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: DieTanzstunde<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Der Kirschgarten<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30: =[ungefähr gleich]<br />
20.00: Hamlet<br />
Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Waszählt, ist die Familie!<br />
Vaganten Bühne (& 312 45 29)<br />
20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90<br />
Minuten!)<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
19.30: Die Selbstmord-Schwestern<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
(Karsten Kaie)<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Jüdische Kulturtage2018: Lerne Lachen ohne<br />
zu weinen III<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Oliver Polack liest... (Oliver Polack)<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Keine Künstler! Keine Haustiere!<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
Theater Verlängertes Wohnzimmer<br />
(& 45 30 63 51) 20.00 Saal: Das offene Wohnzimmer<br />
–Open Stage(EvaWunderbar und Gäste)<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
20.00: Weber N°5: Ich liebe ihn! (Philipp Weber)<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Hilfe, ich werde erwachsen! (Marc Weide)<br />
KLASSIK<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(& 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30 Minuten<br />
Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />
Hochschule für Musik Hanns Eisler<br />
(& 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Vortragsabend<br />
Gesangklassen vonAnna Samul, Stephan Rüga,er<br />
Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge<br />
(& 54 72 21 00) 16.00: Joachim Vetter,Orgelkonzert<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
19.00: Orania.Classical: EinavYarden (Piano), Haydn:<br />
Fantasie C-Dur,Sonate F-Dur;Bartók: Three Burlesques,<br />
op. 8c; Schumann: Fantasie C-Dur,op. 17<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />
19.15: Einführung (Staatskapelle Berlin)<br />
20.00: Staatskapelle Berlin, Ltg.Manfred Honeck,<br />
Anne-Sophie Mutter (Violine), Lang Lang (Klavier),<br />
Festkonzert120 Jahre Deutsche Grammophon, Ludwig<br />
vanBeethoven: Ouvertüre zur Oper „Fidelio“ op.<br />
72, Romanze für Violine und Orchester F-Dur op. 50,<br />
„Leonoren“-Ouvertüre Nr.3C-Dur op. 72; Wolfgang<br />
Amadeus Mozart: Konzertfür Klavier und Orchester<br />
c-Moll; John Williams: „Markings“ für Violine, Streicher<br />
und Harfe<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(& 254 88 -1 32) 19.00: Einführung (Jack Quartet)<br />
20.00: Jack Quartet, Botschafter der NeuenMusik,<br />
Zosha Di Castri: Streichquartett Nr.1;Morton<br />
Feldman: Structures für Streichquartett; Elliott<br />
Carter:Streichquartett Nr.3;Liza Lim: „The Weaver’s<br />
Knot“ für Streichquartett; Iannis Xenakis: „Tetras“ für<br />
Streichquartett<br />
Theater im Delphi (& 01 80 6/ 70 07)<br />
19.30: :lounge–Claudio Monteverdi! –lautten<br />
compagneyBerlin, Improvisationen, Arrangements<br />
&Elektronik, Monteverdis Musik in historischen und<br />
modernen Klängen<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (& 318 50)<br />
19.30: Stipendiat*innen der Paul-Hindemith-Gesellschaft,<br />
Kammerkonzert, kostenlose Einlasskarten<br />
erf.<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Hans im Glück (ab 6bis 10 J.)<br />
Charlottchen (& 324 47 17)<br />
10.30: Das KaffeetassenPuppentheater und seine<br />
verrückten Freunde (ab 3J.)<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (& 991 79 27)<br />
10.00: Der kleine Wind,<br />
Figurentheater Grashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Ei-Pad, Affe und Giraffe,Theater Rafael Zwischenraum,<br />
iPad-Theater (ab 3J.)<br />
Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />
10.30: Matti Patti Bu, Schattentheater<br />
(ab 3bis 6J.)<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Magdeburg hieß früher Madagaskar (ab 6J.)<br />
Haus der Jugend Anne Frank<br />
(Mecklenburgische Str.15) 10.30: Dunkelmunkel.<br />
Novemberlieder,mimicus, die Kinderliedermacher,<br />
(ab 3bis 8J.)<br />
Humboldt-Box (Schlosspl. 5)<br />
9.00: Das ist auch unsere Baustelle!<br />
Jaro Theater (& 341 04 42)<br />
10.30: Ein Dinosaurier im Kühlschrank, Puppen –und<br />
Schauspiel (ab 3bis 9J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />
10.00: Der weite Horizont–Indianische Kulturen &<br />
die Kunstdes Kennenlernens, interaktiveAusstellung<br />
(ab 3bis 12 J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
10.00: Aschenputtel, Märchenspiel (ab 4J.)<br />
Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />
10.00: Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />
Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />
10.00: Frederik, derTräumer,Theater Vielfalt, Schattenspiel<br />
(ab 2bis 6J.). Anm. erf.<br />
Theater Mirakulum (& 449 08 20)<br />
10.00: DiekleinedickeRaupe Nimmersatt, Thomas<br />
Mierau, Puppenmusical (ab 3bis 10 J.)<br />
Lesung<br />
Benedict Wells<br />
grüßt von<br />
der Leinwand<br />
Wer vonder Aktion „Lesen<br />
hilft“ schon gehört hat<br />
und dieses Stichwort zur Suche<br />
im Internet benutzt, der<br />
stößt auf jede Menge prominenter<br />
Autoren und muss erst<br />
einmal sortieren: Unter diesem<br />
Titel finden heute gleich<br />
in mehreren Städten Benefizlesungen<br />
statt. Es ist ein Anliegen<br />
des unabhängigen Buchhandels,<br />
sich damit für die<br />
Flüchtlingsrettung im Meer<br />
durch Sea-Watch zu postionieren.<br />
In Berlin lesen MirnaFunk<br />
(„Winternhähe“), Helene Hegemann<br />
(„Bungalow“), Christian<br />
Torkler („Der Platz an der<br />
Sonne“) und Takis Würger<br />
(„Der Club“). Benedict Wells,<br />
der dabei sein wollte, aber<br />
nicht kann, wirdperVideobotschaft<br />
zugeschaltet. DerOrt ist<br />
bewusst gewählt: In der Zionskirche<br />
fand in der DDR die oppositionelle<br />
Umweltbibliothek<br />
ein Zuhause. Zum Eintrittspreis<br />
von 10 Euro schreiben<br />
die Veranstalter in Klammern:<br />
gerne mehr. Cornelia Geißler<br />
Charity-Lesung 20 Uhr, Zionskirche<br />
Exil in<br />
Indiehausen<br />
Künstler suchen sich selbst.<br />
Eine schöne Woche, um Erzählhaltungen<br />
im Songwritertum zu erkunden<br />
Larmoyant und überheblich: Father John Misty.Man hörtihm gerne zu.<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt die wunderbare Schneckenpost<br />
vonLindsayJordan alias Snail Mail,<br />
den großspurigen Selbstgeißler<br />
Father John Misty und die<br />
Konzeptsongwriterin Eleanor Friedberger<br />
Ein Mädchen zu sein ist kein<br />
Genre“, sagt die sympathische<br />
Indierockerin Lindsay<br />
Jordan. Dasgilt auch, findet<br />
sie, für die lesbische Orientierung<br />
(check) und die Jugend (check, sie ist<br />
19). Jordan veröffentlicht ihre schönen<br />
Songs im Quartett Snail Mail,<br />
Schneckenpost. Das würde ich hier<br />
gern imGegensatz zu den anderen<br />
Zuschreibungen als Schublade benutzen:<br />
Für Musik, die mit Bedacht<br />
formuliert, handgeschrieben ist und<br />
eingetütet, die sich Zeit nimmt,<br />
Stimmungen auf ihreAmbivalenz zu<br />
überprüfen und diese zu reflektieren.<br />
Dazu ist Jordan in der Lage,weil<br />
sie offenbar klug ist, aber auch weil<br />
sie seit dem fünften Lebensjahr<br />
knallharte zwei Stunden täglich klassischen<br />
Gitarrenunterricht hatte. So<br />
erkläre ich –zum Teil –die tolle Lässigkeit<br />
und Leichtigkeit, mit der sie<br />
durch vielerlei Stimmungen driftet,<br />
die sie vor allem durch ihr Gitarrenspiel<br />
kennzeichnet: vorsichtiges<br />
Zupfen, härteres Schrammeln, Betonung<br />
auf Dichte oder die weiten<br />
Räume des Dröhnens, offene Stimmungen,<br />
klare Akkorde. Natürlich<br />
mag ich auch ihre, je nun, jugendliche<br />
Stimme, die recht ungeschützt<br />
und in eingängigen Melodien vom<br />
jungen Leben und dem schon etwas<br />
erfahreneren Lieben singt: „I’m not<br />
in love with your absence“, heißt es<br />
in einem meiner Lieblingssongs ihres<br />
Debütalbums „Lush“, dem ganz<br />
zarten letzten „Anyway“, „and I’ve<br />
gotten to knowthe quiet and still forgiveyou<br />
anytime“.<br />
Ein bisschen unklar noch, mit einigen<br />
wunden Fragezeichen in der<br />
Stimme,weil es halt so ist mit 19 (wie<br />
ich in einem kleinen selbstsentimentalen<br />
Anflug mich erinnere). Die<br />
Könnerschaft an der Gitarreerinnert<br />
natürlich an Courtney Barnett, die<br />
sie auch benutzt, um einen an sich<br />
unvirtuosen Indierock mit musikalischer<br />
Tiefe auszustatten. Mit der<br />
(wie mit anderen tollen Indierockerinnen<br />
dieser Tage, Anna Calvi, Torres,<br />
etc) teilt sie auch die Queerness<br />
und das Geschlecht. Nicht aber den<br />
Soundund die Songhaltung –höchstens<br />
vielleicht den Blick zurück auf<br />
Neunziger-Frauen wie Liz Phair (die<br />
damals wiederum schlecht gelaunt<br />
heterosexuell von ihrem „Exile In<br />
Guyville“ berichtete). Ihre Queerness,<br />
sagt unterdessen Lindsay Jor-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Vorname<br />
20.15<br />
CinemaParis (& 881 31 19)Der Vorname 15.40,<br />
18.00, 20.30<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Bohemian<br />
Rhapsody 14.15, 17.20; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 20.30<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40)Der Trafikant 15.00,<br />
17.45, 20.30; Bohemian Rhapsody (OF) 15.00,<br />
18.00, 21.00; Anden Rändern der Welt 15.15;<br />
Der Affront 17.30; Gundermann 20.00; The Cakemaker<br />
(OmU) 15.30, 20.45; Mario 17.50; Der<br />
Klang der Stimme 14.15; Girl (OmU) 16.30; Girl<br />
19.00; AStar Is Born (OmU) 20.20; Werk ohne<br />
Autor 15.15, 19.30; Dogman 14.00, 19.00; Touch<br />
Me Not 16.15; BlacKkKlansman (OmU) 21.20<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Der Affront 18.00;<br />
Intrigo: Tod eines Autors 20.15; Der Klang der<br />
Stimme 18.15; Abgeschnitten 20.00<br />
KantKino (& 319 98 66) 25 km/h 15.10, 17.50,<br />
20.30; Die Unglaublichen II15.00; Mackie Messer<br />
– Brechts Dreigroschenfilm 17.45, 20.30;<br />
Book Club – Das Beste kommt noch 18.40;<br />
BlacKkKlansman 21.00; Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />
15.00; Ballon 17.15, 20.00;AStar<br />
Is Born 16.00;The Guilty 16.40, 19.00, 21.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Bohemian<br />
Rhapsody 13.40, 16.45, 20.00, 23.15; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.00; AStar Is<br />
Born 17.15; 25 km/h 20.15; Halloween 23.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.15,<br />
17.40, 22.50; Hauptrolle Berlin: Helden wie wir<br />
20.00; Die Unglaublichen II 14.30; Halloween<br />
17.30; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
20.30; 3D: Venom 23.10; Ballon 14.20; 25 km/h<br />
17.10; AStar Is Born 19.50; Bohemian Rhapsody<br />
(OF) 23.00; 25 km/h 15.10; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal17.50, 20.20, 22.40; Wuff 14.15;<br />
Die Unglaublichen II 16.50;Abgeschnitten 19.45;<br />
25 km/h 22.50<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Verliebt in<br />
meine Frau –Amoureux de ma femme (OmU)<br />
11.00; Sweet Country (OmU) 12.45; Utoya 22.<br />
Juli (OmU) 14.45; Unser Saatgut: Wir ernten, was<br />
wir säen –Seed: The Untold Story (OmU) 16.15;<br />
Gundermann (DFmenglU)18.00; Bad Times at the<br />
El Royale 20.15; The Man Who Killed Don Quixote<br />
(OmU) 22.35; 303 (OmU) 11.00;<br />
Offenes Geheimnis –Todos lo saben(OmU) 13.30;<br />
Verliebt in meine Frau –Amoureux de ma femme<br />
(OmU) 15.35; Ballon 17.00; Girl (OmU) 19.00;<br />
Dogman (OmU) 20.45; Blue My Mind 22.30;<br />
Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster<br />
moderner Polizeiarbeit“ 11.00; Cinderella<br />
the Cat –Lagatta Cenerentola (OmU) 12.20; Shut<br />
Up and Play the Piano (OmU) 13.45; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 15.10; Durch die<br />
Wand –The Dawn Wall (OmU) 16.30; Why Are We<br />
Creative? (OmU) 18.15; BlacKkKlansman (OmU)<br />
20.00; Mandy 22.15<br />
Intimes (& 29 77 76 40) Wuff 16.45; Ballon<br />
19.00; AStar Is Born (OmU) 21.15; Eins, zwei,<br />
drei (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Gundermann<br />
17.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
19.30; Leave No Trace (OmU) 22.00; Die Gentrifizierung<br />
bin ich. Beichte eines Finsterlings 16.00;<br />
WhyAre We Creative? (OmU) 18.00, 21.45; Familie<br />
Brasch 19.45<br />
Zukunft (& 01 76/57 861079) Utoya 22. Juli<br />
(OmU) 18.15; Girl (OmU) 20.00; Gundermann<br />
22.00; Nur ein TaginBerlin 18.00; Blue My Mind<br />
19.30; Mandy (OmU) 21.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Bohemian<br />
Rhapsody 13.40, 16.40, 19.40; 25 km/h 13.50,<br />
16.50, 19.50; AStar Is Born 14.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.10; Die Unglaublichen<br />
II 14.10, 17.10; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.20; Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 14.20; Der Vorname 17.00, 20.00; Halloween<br />
17.10, 20.10; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 17.15; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.20, 20.20; Abgeschnitten<br />
19.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 20.00<br />
Kino Kiste (& 998 74 81) Sweet Country 14.00;<br />
Die Abenteuer von Wolfsblut 16.00; Wackersdorf<br />
17.55; Grüner wirdís nicht 20.05<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um14.15; Bohemian<br />
Rhapsody 14.15, 17.10, 19.30; 25 km/h 14.15,<br />
17.00, 19.45; Die Unglaublichen II 14.30, 16.20;<br />
Gänsehaut 214.40, 17.40; Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 14.40, 17.00, 19.40; Johnny English<br />
14.45, 17.15,20.15;<br />
Wildhexe 14.50; Smallfoot 15.10; Wuff17.15;<br />
Halloween 17.20, 20.00; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.20; Abgeschnitten 19.40;<br />
Venom 19.50; Klassentreffen 1.0 20.00; AStar Is<br />
Born 20.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B Bad Times at the<br />
El Royale (OmU) 16.10, 21.50; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 19.00<br />
fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Girl (OmU)<br />
17.45; Der Affront –L‘insulte (OmU) 18.00; Touch<br />
Me Not (OmU) 19.45; Ex Libris: Die Public Library<br />
von New York –ExLibris: New York Public Library<br />
(OmU) 20.15; The Guilty –Den skyldige (OmU)<br />
22.15<br />
Moviemento (& 692 47 85)Touch MeNot (OmU)<br />
14.30, 17.15; The Cakemaker (OmU) 20.00; The<br />
Man Who Killed Don Quixote (OmU) 22.15; Wildhexe<br />
10.15, 12.15, 14.15, 16.15; Pornfilmfestival:<br />
Las Hijas del Fuego (OmenglU) 18.15; Touch<br />
Me Not (OmU) 20.45; The Cakemaker (OmenglU)<br />
23.30; LilianeSusewind –Ein tierischesAbenteuer<br />
10.15; Blue My Mind(OmU) 12.30, 21.30, 23.45;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.45;<br />
Gundermann 16.45; WhyAre We Creative? (OmU)<br />
19.30<br />
Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Glücklich wie<br />
Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 20.00<br />
Sputnik (& 694 11 47) Wackersdorf 16.00; Projekt:<br />
Antarktis 18.00; Kindeswohl –The Children<br />
Act (OmU) 19.45; Mandy (OmU) 21.30; Moritz<br />
Daniel Oppenheim 16.00; Blue My Mind (OmU)<br />
17.45; OffenesGeheimnis –Todoslosaben (OmU)<br />
19.30; Bad Times at the El Royale (OmU) 21.45;<br />
Kinobar im Sputnik WhyAre We Creative? (OmU)<br />
19.00; Filmclub –Filmclub (OmU) 20.45<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Die Unglaublichen II<br />
15.00; Der Trafikant 17.40, 20.20; New Der Vorname<br />
16.15, 18.30,20.45<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Johnny English:<br />
Manlebt nur dreimal 14.00, 16.00,18.00, 20.30;<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 15.15; Die<br />
Unglaublichen II 15.15; Der Vorname 15.30,<br />
18.00, 20.15; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
15.30; Halloween 17.30, 20.30; 25km/h<br />
17.30, 20.00; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 17.45, 20.00<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 13.00; An den Rändern<br />
der Welt 13.00; Bohemian Rhapsody 14.15,<br />
17.15, 20.15; Wuff 15.00; Wildhexe 15.00; Seestück<br />
17.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.30; AStar Is Born 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.00;<br />
Bohemian Rhapsody 14.00, 16.30, 19.45; Die<br />
Unglaublichen II 14.10, 16.50; 25 km/h 14.15,<br />
17.00, 20.00; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
14.30, 17.00, 20.00; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />
Halloween 14.30; Der Vorname 14.30, 17.15,<br />
20.15; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 16.45; Halloween 17.15,<br />
20.15; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
17.30, 20.00; Abgeschnitten 19.50; Sneak Preview<br />
20.30<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Liliane Susewind –Ein<br />
tierisches Abenteuer 17.00; Weit. Die Geschichte<br />
von einem Weg umdie Welt 19.00; Gundermann<br />
21.15; Unser Saatgut: Wir ernten, was wir säen –<br />
Seed: The Untold Story (OmU) 18.00; Ava (OmU)<br />
19.45; The Guilty –Den skyldige (OmU) 21.45<br />
Babylon (& 242 59 69)LenaLove (m. Diskussion)<br />
9.00; Marcello il Bello: Das große Fressen –La<br />
grande bouffe (OmU) 17.30; Korea Independent:<br />
Myeoneuri: My Son‘s Crazy Wife (OmenglU) 18.30;<br />
Marcello il Bello: Hochzeit auf italienisch –Matrimonio<br />
all‘italiana (OmenglU) 20.00; Korea Independent:<br />
Dangshinui Bootak –Mothers(OmenglU)<br />
20.15; Gundermann 22.15; 2001: Odyssee im<br />
Weltraum –2001: ASpace Odyssey (OmU) 22.30<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 13.15; AStar<br />
Is Born (OmU) 15.00, 21.00; Bad Times atthe El<br />
Royale (OmU) 18.00;Wildhexe 11.30, 15.15;The<br />
Cakemaker (OmU) 13.15, 19.00; Call Me By Your<br />
Name (OmU) 21.15<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 0200) Wildhexe<br />
11.00; Bohemian Rhapsody 11.00, 14.00,<br />
16.30, 20.00, 22.45; 25 km/h 11.10, 13.30,<br />
17.00, 19.45, 23.15; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 11.20, 14.10; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 11.30; Das schönste Mädchen der Welt 11.40;<br />
Das Haus der geheimnisvollen Uhren 11.45;<br />
Gänsehaut 2: GruseligesHalloween 11.50, 17.20;<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 12.00,<br />
14.00; Der Vorname 14.15,16.50, 20.30, 23.10;<br />
Ballon 14.20; Die Unglaublichen II 14.30, 17.30;<br />
3D: Venom 14.40, 20.15, 23.15; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.40, 17.10, 20.00; AStar<br />
Is Born 16.40, 19.30, 22.30; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.20, 19.50, 23.00;<br />
Halloween 17.30, 20.20, 23.10; Abgeschnitten<br />
19.40; The Nun 22.40; Bad Times at the El Royale<br />
22.50<br />
Hackesche Höfe (& 283 4603) Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 15.00; Nanouk (OmU) 17.00,<br />
22.00; Touch Me Not 19.15; Moritz Daniel Oppenheim<br />
(OmU) 14.30; Glücklich wie Lazzaro<br />
–Lazzaro felice (OmU) 16.45; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 19.30, 22.15; Dogman (OmU)<br />
14.30, 19.00; Blue MyMind 16.45, 21.15; Die<br />
Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings<br />
(DFmenglU)14.30; Mackie Messer–Brechts Dreigroschenfilm<br />
16.45; AStar Is Born (OmU) 19.30,<br />
22.15; Offenes Geheimnis–Todos lo saben(OmU)<br />
15.00; Girl(OmU) 17.45, 20.00; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 22.15<br />
International (& 24 75 60 11) Bohemian Rhapsody<br />
16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 19.00,<br />
22.00<br />
Z-inema (& 28 38 91 21) Mandy (OmU) 20.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Wenn ich Chef<br />
wäre 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
JohnnyEnglish: Man lebt nur dreimal 14.00,17.15,<br />
20.00; Bohemian Rhapsody 14.00,16.20, 19.30;<br />
YolArkadasim II (OmU) 14.15, 17.10,19.45; Gänsehaut<br />
2: Gruseliges Halloween 14.20, 17.15;Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 14.20, 16.50,<br />
19.30; 25 km/h 14.25, 16.50, 19.40; Smallfoot<br />
–Ein eisigartigesAbenteuer 14.30, 17.30;Die Unglaublichen<br />
II 14.30, 17.00; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.50; Halloween 17.10,<br />
20.00; Der Nussknacker und die vier Reiche –The<br />
Nutcracker and the Four Realms (OF) 19.45; Bohemian<br />
Rhapsody (OF) 19.50; Venom 20.00<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Glücklich wie Lazzaro –<br />
Lazzaro felice (OmU) 15.45; Der Affront –L‘insulte<br />
(OmU) 18.00; Takes onFamily and Relationships<br />
20.00; Dogman (OmU) 22.00<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) AStar Is Born (OmU)<br />
18.00, 21.00<br />
Passage (& 68 23 70 18) Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 14.30, 17.30, 20.30; Sneak Preview<br />
22.30; Werk ohneAutor 15.15, 19.30; Der Affront<br />
–L‘insulte (OmU) 15.00; Der Affront 17.30; Gundermann<br />
19.50; Alles ist gut 15.00; Der Klang der<br />
Stimme 17.00; An den Rändern der Welt (OmU)<br />
19.00; BadTimes at the El Royale (OmU) 21.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Bohemian Rhapsody<br />
(OF) 18.00, 21.00, 22.00; AStar Is Born (OF)<br />
17.30, 20.30; Dogman (OmU) 17.20, 19.40; Bad<br />
Times at the El Royale (OF) 18.30; BlacKkKlansman<br />
(OF) 21.30; Offenes Geheimnis –Todos lo<br />
saben (OmU) 17.00; Halloween (OmU) 20.00;<br />
Halloween (OF) 22.30<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Bohemian Rhapsody14.00, 16.45, 19.45; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 14.20, 20.00; Die<br />
Unglaublichen II 14.40; Halloween 17.05, 20.15;<br />
Venom 17.30<br />
Wolf (& 921 039333) Baby Wolfgang präsentiert:<br />
Girl (OmU) 10.30; Dogman (OmU) 12.10,<br />
19.00; Ex Libris: Die Public Library von New York<br />
–ExLibris: New York Public Library (OmU) 12.20;<br />
Girl (OmU) 14.20; Das kleine Gespenst 16.20;<br />
Touch MeNot (OmU) 16.30, 21.10; Blue My Mind<br />
(OmU) 19.10; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(Omdt+englU) 21.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die Unglaublichen<br />
II 15.00; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 15.30; Der Vorname 17.45, 20.00; Der<br />
Trafikant 17.45, 20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) 25km/h<br />
15.40, 18.15, 20.50; Der Klang der Stimme<br />
15.15;Anden Rändernder Welt 17.15;Werk ohne<br />
Autor 19.30; Die Unglaublichen II 15.00; AStar Is<br />
Born (OmU) 17.30, 20.30; Gundermann 14.30,<br />
20.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.15; Der Vorname 15.30, 17.45, 20.00<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 13.45;<br />
JohnnyEnglish: Man lebtnur dreimal –JohnnyEnglish<br />
Strikes Again (OmU) 13.45, 23.00; Die Unglaublichen<br />
II 13.45,16.40; Bohemian Rhapsody<br />
13.45, 17.00, 19.40; Der Vorname 14.00, 16.30,<br />
20.20; 25 km/h 14.00, 16.50, 19.40, 22.50;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.20; Wuff<br />
14.30; Ballon 16.10;
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 23 ·<br />
·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
dan, sei kein Teil ihrer musikalischen<br />
Identität, sie habe einfach keine lesbischen<br />
Vorbilder gekannt: „Wenn<br />
ich daher für andere als Role Model<br />
funktioniere, dann ist das natürlich<br />
cool. Nur will ich meine Identität<br />
nicht kapitalisieren.“ Klar ist ihr aber,<br />
dass dies imSinger/Songwritertum<br />
ein schwierigerVorsatz ist –esgehtja<br />
gerade darum, sich selbst zu zeigen.<br />
Einer,der vonnichts anderem als<br />
diesem Konflikt singt, ist bekanntlich<br />
Father John Misty. Nach einer<br />
längeren, halb prickelnden Karriere<br />
als Josh bzw. J.Tillman sowie einer<br />
Zeit als Drummer der FleetFoxes gelang<br />
ihm der Mainstream-Durchbruch,<br />
als er sich 2012 in den larmoyantenundüberheblichen<br />
Indierockstar<br />
Father John Misty verwandelte.<br />
„Songwriter“ heißt einer der Titel<br />
seines immerhin schon vierten Albums<br />
„God’s Favorite Customer“.<br />
Musikalisch ist er als karge Klavier/<br />
Stimme-Nummer kein repräsentativer<br />
auf einer Sammlung insgesamt<br />
durcharrangierter Siebzigerreverenzen.<br />
In „Songwriter“ nun tauscht er<br />
die Rollen von Künstler und Muse,<br />
die in Mistys Fall seine Frau Emma<br />
ist. Waswäre, fragt er, wenn sie über<br />
POP<br />
Eleanor Friedberger 6. 11., 20 Uhr,<br />
Berghain Kantine, Telefon: 29 36 02 10<br />
Snail Mail 7. 11., 20 Uhr,Badehaus.<br />
20.30 Uhr,Telefon: 25 93 30 42<br />
Father John Misty 7. 11., 20 Uhr,<br />
Huxleys, Telefon: 78 09 98 46<br />
IMAGO<br />
ihn singen würde und zur Bezirzung<br />
der Massen all seine Schwächen ausplauderte<br />
und überhöhte? Dann<br />
fühlt er sich typischerweise schuldig,<br />
weil er sie eben fortgesetzt in der Öffentlichkeit<br />
entkleide.Wie dasumgekehrt<br />
klingen könnte, zeigt er selbst<br />
auf„Mr.Tillman“, wo er denTitelhelden<br />
aus der Perspektiveeines Hotelconcierges<br />
auf allerlei alkoholische<br />
und sonst problematische Eskapaden<br />
hinweist –offenbar nichtGottes<br />
sondern des Schnapsladens bester<br />
Kunde. Aber ich höre ihm beim<br />
Selbstgeißeln immer gernzu.<br />
Eleanor Friedberger begann um<br />
die Jahrtausendwende gemeinsam<br />
mit ihrem Bruder miteiner Band namens<br />
Fiery Furnaces. Als Solo-Singer/Songwriterin<br />
spielt sie seit ein<br />
paar Jahren diverse Stile zwischen<br />
Folk- und Softrock durch. Zuletzt auf<br />
„Rebound“ angeblich den Gothrock<br />
der frühen Achtziger: Der Titel bezieht<br />
sich nicht aufs Basketball-Manöver,<br />
sondern einen entsprechend<br />
sortierten grecoamerikanischen<br />
Club in NewYork(siehat griechische<br />
Wurzeln). CooleIdee, aberallzu dunkel<br />
(gotisch) klingt ihr Synthpop<br />
nicht. Istaber sehr hübsch.<br />
Diskussion<br />
Ameise und<br />
Diktatur<br />
der Kunst<br />
Seit der Werkschau Mama<br />
Johnny im Jahr 2006 propagiertJonathan<br />
Meese die Herrschaft<br />
der Kunst: „Die Diktatur<br />
der Kunst ist die Herrschaft der<br />
Kunst, nicht des Künstlers.<br />
Kunst ist die einzige Alternative,<br />
denn nur Kunst als Stoffwechsel<br />
der Sache löst den revolutionären<br />
Druck und erschafft<br />
den totalen Paradigma-<br />
Wechsel.“ Gleichzeitig ist der<br />
Mensch Meese hinter der<br />
Kunstfigur fast verschwunden,<br />
hat er sich zur „Ameise der<br />
Kunst“ geschrumpft. Anlässlich<br />
des Erscheinens der ersten<br />
umfangreichen Biografie des<br />
Künstlers „Jonathan Meese<br />
1970-2023“ diskutieren der<br />
Kunstwissenschaftler Robert<br />
Eikmeyer, einer der Autoren<br />
des Buches und Herausgeber<br />
der „Ausgewählten Schriften<br />
zur Diktatur der Kunst“, und<br />
BazonBrock. Susanne Lenz<br />
Diktaturder Kunst 18.30 Uhr,Denkerei,<br />
Oranienplatz 2. Im Anschluss,abca.<br />
20. 15 Uhr Treffenmit allen, die die<br />
Denkerei bei der Suchenach neuen<br />
Räumen in Kreuzberg unterstützen.<br />
Theater Zitadelle (& 335 37 94)<br />
10.00: Das schönste Ei der Welt, Gastspiel Theater<br />
Geist (ab 3 J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />
9.30 Planetariumssaal: Raumschiff Erde, Planetariumsshow(ab<br />
5J.)<br />
11.00 Planetariumssaal: VonJahreszeiten zu kosmischen<br />
Weiten, Planetariumsshow(ab 9J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Backfabrik (& 44 03 16 11)<br />
20.00: Marlow, Volker Kutscher<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
20.00: Junger Mann, Wolf Haas<br />
Der Zauberberg (& 56 73 90 91)<br />
19.30: Julia Mann, die Mutter vonHeinrich und<br />
Thomas Mann, Dagmar vonGersdorf<br />
Dorotheenstädtische Buchhandlung Tierg.<br />
(& 394 30 47) 20.00: 9. Krimimarathon: Niemals,<br />
Andreas Pflüger.Anm.erf.<br />
exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />
18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur, mit Reinhard<br />
Gagel. Anm. erf.<br />
Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />
20.00: Verbrecher Versammlung.50+50=100 –<br />
Ein Doppelgeburtstag,Ambros Waibel &Andreas<br />
Rüttenauer,Aus den Werken vonRüttenauer und<br />
Waibel lesen Fritz Burschel, René Hamann, Yvonne<br />
Griesel, Katja Kullmann u.v.a. –und vielleicht auch<br />
die Autoren selbst.<br />
Haus für Poesie (& 48 52 45 -0)<br />
19.00: Weiter Schreiben. Literatur und Musik aus<br />
Krisengebieten, Rasha Habbal, Mariam Meetra, Widad<br />
Nabi<br />
Institut Francais Berlin –Maison de France<br />
(Kurfürstendamm 211) 19.00 Salle Boris Vian: Neuer<br />
Lucky Luke–Comic, Achdé &Jul, mit Gespräch,<br />
Live-Zeichnung und Signierstunde. Mod.: Lars von<br />
Thörne. Anm. erf.<br />
Karl-Liebknecht-Haus (Kleine Alexanderstr.28)<br />
18.00 Rosa-Luxemburg-Saal: geDRUCKtes: Das<br />
Gespenst des Populismus, Bernd Stegemann, Lesung<br />
und Gespräch mit Dr.Gesine Lötzsch und Bernd<br />
Stegemann. Anm. erf.<br />
Lettrétage (& 692 45 38)<br />
14.00 Veranstaltungsraum: Tagder slowenischen<br />
Literatur<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.30: Kreuzberg Slam<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
19.30: In Memoriam –Briefe ausdem ersten Weltkrieg,mit<br />
Jürgen Flimm<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Theater Adlershof (& 23 93 45 79)<br />
19.00: Wersind wir –Die Erfahrung ostdeutsch zu<br />
sein, Jana Hensel,WolfgangEngler<br />
Zionskirche (& 44 04 36 44)<br />
20.00: „Lesen hilft“ –Charity-Lesung <strong>Berliner</strong><br />
Autor*innen zugunsten ziviler Seenotrettung,Helene<br />
Hegemann, Takis Würger u. a., Mod.: Judith Poznan<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Tobias Christl Solo (voc) +Gunter Hampel<br />
Quartett, JAB105 –Jazzaus Berlin<br />
AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Nothing But Thieves<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Jeremy Rose Quartett feat. KurtRosenwinkel,<br />
Within &Without<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Alex vonSchlippenbach (p), Dag Magnus<br />
Narvesen (dr)<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Barb Jungr sings Bob Dylan<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
20.00: JPEGMafia<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
21.00: Jojo Mayer, Nerve<br />
Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />
19.30: State Champs, Seaway, Stand Atlantic, Woes<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
20.00: Black Honey<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Blood Orange<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
21.00 Bar:Popsalon: Sophia Kennedyund Mense<br />
Reents<br />
KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />
14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), KlanGalerie<br />
Mittagskultur<br />
17.00: RoyCarroll (Elektroakustische Medien),<br />
KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />
21.00: RoyCarroll (Elektroakustische Medien),<br />
KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />
Madame CLAUDE (& 84 11 08 59)<br />
21.30: Darmok, Campfire Session<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: The Aces<br />
20.00: Lydia Lunch’sBig Sexy Noise<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: GraceCarter,Aeris Roves<br />
Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />
22.30: MikeSternBand feat. DarrylJones, Keith<br />
Carlock &Bob Malach<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
21.30: Dominic Eglis Plurism with Feya Faku More<br />
Fufu!<br />
Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />
20.00: The Cat Empire<br />
Theater untermDach (& 902 95 38 17)<br />
20.00: Allan Praskin (alt-sax), Lars Gühlcke(b), Jan<br />
Leipnitz (drum), Jazz am Helmholtzplatz<br />
Urban Spree (Revaler Str.99)<br />
21.00: Cold Cave,Cold Cave<br />
Wittenauer Jazzscheune (& 85 61 16 82)<br />
20.30: Corina Bartra 6tett<br />
Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />
20.30: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />
Cincel<br />
CLUB<br />
Acker Stadt Palast (& 441 00 09)<br />
19.00: Bailacomoquieras –Dancelikeyouwant,<br />
Damian Ketterer<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
23.00: Super Tuesday, RayBang &Dick Nasty<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Bellmeria<br />
Humboldthain Club (& 46 90 53 65)<br />
20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Beatgeeks, Suff Daddy, LeBob<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Agaric, S:VT<br />
aka Sven vonThülen, Katiusha, Michael Placke<br />
vabali spa Berlin (& 911 48 60)<br />
19.00 Innenpool: Vabali Spa Lounge, Bensh<br />
BALLROOM<br />
bebop (& 01 76 31 49 02)<br />
21.00: Tangobar,Thomas<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />
Leandro<br />
KINO<br />
3D: Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
16.15; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
17.00, 20.00; Der Trafikant 17.15, 19.30; Touch<br />
Me Not (OmU) 18.45; Sneak Preview (OmU)<br />
20.00; #Female Pleasure 20.00; Werk ohne<br />
Autor 21.40; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
(OmU) 22.30; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />
22.30; AStar Is Born (OmU) 22.30; Halloween<br />
(OmU) 23.00<br />
Krokodil (& 44 049298) Familie Brasch 17.45;<br />
TouchMeNot (OmU) 19.30; Nanouk(OmU) 21.45<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Afabrica de<br />
nada (OmU) 17.30; Kurzgesehen:Die Froidl-Kurzfilmnacht<br />
20.30; Wackersdorf 22.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.15; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 14.15; Bohemian<br />
Rhapsody 14.20, 17.00, 20.15, 22.40; Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 14.30; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.30; Die<br />
Unglaublichen II 14.30; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 14.30; 25 km/h14.30, 17.15, 20.00,<br />
23.00; Der Vorname 14.50, 17.20, 19.45; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.00, 17.30,<br />
20.00, 22.50; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 16.40; Abgeschnitten<br />
16.40, 22.45; 3D: Die Unglaublichen II 17.00;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.15,<br />
20.00, 22.45; Venom 17.30; Halloween 17.30,<br />
20.15, 23.00; Ballon 19.40; A Star Is Born<br />
19.40; 3D: Venom 20.00; Bad Times at the El Royale<br />
20.15; Hunter Killer 22.30; Intrigo: Todeines<br />
Autors 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) 25 km/h<br />
13.35, 16.40, 19.40; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 13.45; Wuff 13.50; Die Unglaublichen<br />
II 13.50, 16.55; JohnnyEnglish: Man lebt nurdreimal<br />
13.55, 17.30; Bohemian Rhapsody 14.15,<br />
16.30, 19.50;Gänsehaut 2:GruseligesHalloween<br />
14.25; Der Vorname 14.25, 16.50, 20.00; Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 14.50; Halloween<br />
16.50, 20.20; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.00; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.35, 20.10; AStar<br />
Is Born 19.30; Abgeschnitten 19.35; 3D: Venom<br />
20.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Book Club –Das Bestekommtnoch 15.00;Ballon<br />
17.30, 20.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Kindeswohl 18.00; Ballon<br />
20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 17.00,20.00<br />
Urania-Filmbühne (& 218 90 91) Why Are We<br />
Creative? (OmU) 16.30,19.00<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Spatzenkino: Verflixt und<br />
aufgeweckt 10.00; Mario (OmU) 17.30; The Cakemaker<br />
(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 12.10,<br />
14.50; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
10.00, 12.00, 14.00, 17.40, 20.15; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 10.00; Die Unglaublichen<br />
II 10.00, 14.35; Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 10.00, 12.15, 14.45, 17.20; Wildhexe<br />
12.20; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />
um 12.40; Bohemian Rhapsody 14.40, 16.20,<br />
19.30; Halloween 17.30, 20.00; Der Vorname<br />
17.30, 20.00; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 20.00<br />
Kino imKulturhaus Spandau (& 333 60 81) Grüner<br />
wirdís nicht 15.15; Gundermann 17.45; Offenes<br />
Geheimnis 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 0711) DerVorname 15.00,<br />
17.30, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />
12.10, 14.25, 17.25; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 10.00, 12.00; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal 10.00, 11.50, 14.00, 18.15,<br />
20.30, 22.55; Die Unglaublichen II 10.00, 12.45,<br />
15.20, 16.50; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
10.00, 12.10, 14.40, 17.15; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 10.00; Bohemian Rhapsody<br />
10.00, 14.20, 16.20, 19.30, 22.40; Wildhexe<br />
12.15; Das schönsteMädchen derWelt12.35; 25<br />
km/h 14.00, 16.50, 19.45, 22.40; Gänsehaut 2:<br />
Gruseliges Halloween 15.00; Halloween 17.30,<br />
20.15, 23.00;AStarIsBorn19.40; Venom20.00;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 20.00,<br />
22.30; The Nun 22.50; The Equalizer II 22.50<br />
Thalia Movie Magic (& 774 3440) Die Unglaublichen<br />
II 15.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
15.30; Bohemian Rhapsody 15.30, 17.45,<br />
20.30;Gänsehaut2:GruseligesHalloween 15.45;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 17.45, 20.30; Halloween 18.15,<br />
20.30; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
18.15, 20.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
18.30, 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 955100) Eugene Green: La sapienza<br />
(OmenglU;m.Vorfilm) 20.00; Magical History<br />
Tour: SoIsThis (OF) /Zorn‘s Lemma (OF) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80806969)<br />
Wuff 12.30, 17.00, 20.10; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 12.30, 15.00, 17.30; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 12.30; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 12.30, 15.25, 18.00,<br />
20.30, 23.00; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
12.30, 14.30; Bohemian Rhapsody 13.30,<br />
17.00,20.30,22.40;Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 13.45, 19.50;<br />
Halloween 13.50, 16.45, 19.40, 23.00; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 14.00; Gänsehaut 2:Gruseliges<br />
Halloween 14.00, 17.55; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.00, 17.00; 25km/h 14.00,<br />
17.00, 20.00, 23.00; Venom 14.10, 19.50; Die<br />
Unglaublichen II14.10, 16.10, 20.10; Wildhexe<br />
14.30; Der Trafikant 14.30, 17.15, 20.00; AStar<br />
Is Born 14.50, 16.30, 19.45; Der Vorname 15.00,<br />
17.30, 20.00, 22.40; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 15.10; Ballon 16.30, 19.40, 23.00;<br />
Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 16.35;<br />
3D: Venom 17.00, 22.50; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 17.10; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
17.10, 19.50, 22.30; Book Club –Das Beste<br />
kommt noch 17.10; The Nun 17.50, 20.20,<br />
23.00; Werk ohne Autor 19.10; Abgeschnitten<br />
19.30, 22.50; Bad Times at the El Royale 19.45,<br />
23.00; Intrigo: Tod eines Autors 19.50; Hunter<br />
Killer 20.20, 23.10; Mission: Impossible –Fallout<br />
22.30; BlacKkKlansman 22.45; The Equalizer II<br />
23.00; The Happytime Murders 23.10; The First<br />
Purge 23.10; Predator –Upgrade 23.15<br />
CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer (OF) 13.30;<br />
Bohemian Rhapsody (OF) 13.30, 16.45, 20.00,<br />
22.30; Venom (OF) 13.45; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />
Halloween –Goosebumps 2: Haunted Halloween<br />
(OF) 13.45;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche –The Nutcracker<br />
and the Four Realms (OF) 14.00; AStar<br />
Is Born (OF) 14.00, 16.00, 19.20, 22.20; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal –Johnny English<br />
Strikes Again (OF) 14.15, 18.00, 20.20, 23.15;<br />
Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF) 14.45;<br />
Crazy Rich –Crazy Rich Asians (OF) 16.20,20.15;<br />
3D: Venom (OF) 16.30, 19.20, 22.40; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche –The Nutcracker<br />
and the Four Realms (OF) 17.00, 19.45,<br />
23.15; 3D: Die Unglaublichen II –Incredibles II<br />
(OF) 17.10; Halloween (OF) 17.20, 20.30, 23.15;<br />
Bad Times at the El Royale (OF) 19.30; Intrigo:<br />
Todeines Autors –Intrigo: Death ofanAuthor (OF)<br />
22.50; BlacKkKlansman (OF) 23.00<br />
CineStarIMAX (& 04 51/703 02 00)3D: Pandas<br />
11.30; Bohemian Rhapsody (OF) 12.50, 19.30,<br />
22.50; Bohemian Rhapsody 16.10<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Nachlass<br />
17.45; Mandy (OmU) 20.00; Waldheims Walzer<br />
(OmenglU) 22.15<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.00; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 14.00, 16.00, 22.30; Wuff 15.00; Die<br />
Unglaublichen II 15.00; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 15.00, 17.30; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />
Halloween 16.00, 18.00; Halloween 17.30,<br />
20.00, 22.30; 25 km/h 17.30, 20.00, 22.30; Der<br />
Vorname 18.00, 20.15,22.30; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 20.00;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 20.00,<br />
22.30<br />
Casablanca (& 677 57 52) Gundermann 16.15;<br />
Verliebt in meine Frau 18.45; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />
Ballon 14.00; Bohemian Rhapsody 14.05,17.15,<br />
20.00; Der Vorname 14.15, 16.45; Smallfoot –<br />
Ein eisigartiges Abenteuer 14.20; 25 km/h 14.20,<br />
17.15, 20.20; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
14.30, 17.05, 19.30; Die Unglaublichen II<br />
14.30, 17.00; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />
14.40; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.45; 3D: Venom 17.00, 19.45; Halloween<br />
17.15, 20.15; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 17.35, 19.50; Abgeschnitten 19.30; AStar<br />
Is Born 19.45<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 0311) Bohemian<br />
Rhapsody 14.00,17.10, 19.30;JohnnyEnglish:<br />
Man lebt nur dreimal 14.15, 17.00, 20.00;<br />
25 km/h 14.15, 17.00, 19.50; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 14.20, 16.55, 19.30; Gänsehaut<br />
2: Gruseliges Halloween 14.30, 17.50;<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.45; Die<br />
Unglaublichen II 14.45, 16.45; Halloween 17.15,<br />
20.15; Venom 19.50; Yol Arkadasim II (OmU)<br />
20.20<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 1976) The<br />
Cakemaker (OmU) 18.45; BlacKkKlansman 20.45<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 4001) An den Rändern<br />
der Welt 18.00; Blue My Mind (OmU) 19.45; I,<br />
Olga –Ja, Olga Hepnarova (OmU) 21.45<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Wildhexe 13.15;<br />
Gundermann 15.15; Ballon 11.00; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 13.45; Wuff 15.45,<br />
18.15; Familie Brasch 20.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 406085) Das Prinzip<br />
Montessori: Die Lust am Selber-Lernen 16.00;<br />
Gundermann 18.00; Offenes Geheimnis 20.00<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) The Cakemaker<br />
15.00; Der Trafikant 17.30, 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Itzhak Perlman –Ein Leben für<br />
die Musik 18.00, 20.30<br />
Capitol (& 831 64 17) Der Trafikant 15.00,<br />
17.45, 20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />
Glücklich wie Lazzaro 17.00; Film und Diskussion<br />
(m. Einführung) 19.30<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) KinderwagenKino:<br />
Der Trafikant 10.30; An den Rändern<br />
der Welt 14.00; Der Trafikant 14.15, 20.45; Gundermann<br />
15.30; Die Unglaublichen II 15.30; Wildhexe<br />
16.00; Der Vorname 16.45, 18.45, 20.45;<br />
Polnischer Filmclub: Jestem morderca –Ich bin<br />
ein Mörder: I‘m aKiller (m. Gästen, Lesung u.<br />
Gespräch) 18.00; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />
18.00, 20.45; AStar IsBorn 18.00<br />
UCI Kinowelt Potsdam Center (& 03 31/2337233)<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 13.45; Gänsehaut<br />
2:Gruseliges Halloween 13.50; Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 17.00; Smallfoot 14.15;<br />
Johnny English 14.30, 17.15, 20.00; Bohemian<br />
Rhapsody16.20, 19.45; Halloween 16.45, 20.15;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 16.50,<br />
19.50; Ballon 19.30<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal15.30, 17.45, 20.00<br />
Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Werk ohne Autor 18.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Die Unglaublichen<br />
II 14.15, 17.10; Bohemian Rhapsody<br />
14.15, 17.15, 20.15; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 14.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.35; Smallfoot 14.40; Gänsehaut 14.40,<br />
17.00; Johnny English 14.45, 17.00, 19.50; Hotel<br />
Transsilvanien 14.45; Ballon 14.45; 25 km/h<br />
15.00, 17.15, 20.00; 3D: Venom 17.10, 19.45;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.15,<br />
20.20; Klassentreffen 1.0 17.20, 20.15; Halloween<br />
17.35, 20.00;Der Vorname17.45,20.05; A<br />
Star Is Born 19.50;Abgeschnitten 20.10<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 5454) Die<br />
Unglaublichen II15.15; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 15.30; Johnny English 15.30, 20.45;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 17.45; 3D: Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 18.00, 20.30; Halloween 18.00,<br />
20.30; Wackersdorf 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.00; Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 14.05; Bohemian<br />
Rhapsody 14.45, 17.30, 20.00; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 15.30, 17.45; Ballon 16.00;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 16.10,<br />
20.45; Halloween 18.05, 20.30; Klassentreffen<br />
1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
18.20; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
20.15<br />
Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 17.00; Halloween<br />
19.00<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 15.30; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 16.15; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 17.45, 20.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 18.30, 20.45; Ballon 20.30
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
CHAT<br />
„Die Welt wird<br />
radikal<br />
transformiert“<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Kenner<br />
der digitalen Welt zu Wort. Sean Stewart<br />
ist Autor und Kreativ- und Design-Direktor<br />
des Mixed-Reality-<br />
Start-ups „Magic Leap“. Er wird zu<br />
Gast sein bei der MediaTechCon, einer<br />
internationalen Konferenz für<br />
Medientechnologien in Potsdam am<br />
14. und 15. November.<br />
Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />
Welt am Morgen?<br />
Wahrscheinlich so wie die meisten<br />
Menschen. Ich suche mein<br />
Smartphone, schaue auf die Uhr,<br />
würde gerne länger schlafen, lese<br />
stattdessen die Nachrichten, die<br />
über Nacht angekommen sind. (Die<br />
Leute vonVRNow verschicken Mails<br />
immer um 3Uhr morgens.) Wir haben<br />
Alexa zu Hause (Amazons<br />
Smarthome-App). Das Gerät ist<br />
mein zweiter Ansprechpartner –<br />
nach meiner Frau natürlich, aber<br />
noch vormeiner Tochter,die ich später<br />
wecke. Alexa bitte ich, Musik zu<br />
spielen und mich daran zu erinnern,<br />
dass ich den Teenicht zu lange ziehen<br />
lasse.<br />
Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />
zurzeit. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
Die Welt wird radikal transformiert,<br />
aber das werden wir im Alltag<br />
kaum bemerken. Meine Großmutter<br />
ist im Planwagen zur Welt gekommen<br />
und flog mit einem Düsenjet zu<br />
meiner Hochzeit. In ihrem Leben erlebte<br />
sie die Entwicklung von Autos<br />
und Radios, das Fernsehen war neu,<br />
die Raumfahrt begann, der erste<br />
Computer wurde gestartet. Unser<br />
Umgang mit KI wird ähnlich verlaufen:<br />
Jeden Tag werden wir Zeugen<br />
kleiner Veränderungen werden, die<br />
den Alltag angenehmer machen.<br />
Meine Kinder kennen kein Leben<br />
ohne Smartphone und Internet. Ihre<br />
Kinder werden nie erfahren, dass es<br />
eine Zeit gab, inder nur Menschen<br />
sprechen konnten.<br />
Wird es eines Tages eine Lösung geben,<br />
damit wir über unsere Daten<br />
wirklich selbst verfügen können?<br />
Ich glaube nicht, dass in naher<br />
Zukunft Regierungen und Unternehmen<br />
auf den extensiven Gebrauch<br />
vonBig Data verzichten werden.<br />
Es ist trotzdem möglich, dass<br />
wir uns für den besseren Schutz unserer<br />
Daten einsetzen.<br />
Welchen Science-Fiction-Film haben<br />
Sienicht nur einmal gesehen?<br />
Weil vorhin die Rede von Künstlicher<br />
Intelligenz war: Ich kann Spike<br />
Jonzes „Her“ empfehlen. Das ist der<br />
beste Film über KI, den ich kenne.Er<br />
ist an manchen Stellen sehr bewegend,<br />
an anderen herrlich absurd.<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Nein, solange es der Familie gutgeht<br />
und die Arbeit keinen kritischen<br />
Punkt erreicht hat. Ich schaue mir<br />
gerne historische Kostümfilme an.<br />
Da wir uns alle unsicher fühlen, was<br />
die Zukunft angeht, suchen wir instinktiv<br />
nach etwas, was nichts mit<br />
der Zeit der Computerprogramme<br />
zu tun hat. Diese Filme passen dazu.<br />
Sean Stewart<br />
wird bei der MediaTechCon<br />
in Potsdam sprechen.<br />
Fast eine Stunde nahm sich Apple-Chef TimCook im Oktober Zeit, um sich die App von Peter Kolski am Brandenburger Torerklären zu lassen.<br />
Die Mauer ist wieder da<br />
Zwei junge <strong>Berliner</strong> haben eine App entwickelt, mit der ein historisches Hauptstadtgefühl entsteht<br />
VonJulika Bickel<br />
DerWegzum Brandenburger<br />
Tor ist versperrt.<br />
„Achtung! Sie verlassen<br />
jetzt West-Berlin“, warnt<br />
ein Schild –zum Glück nur, wenn<br />
man auf sein iPhone schaut. Mit der<br />
App„MauAR“ wird das Smartphone<br />
zum Zeitfenster in die Vergangenheit:<br />
Eine virtuelle <strong>Berliner</strong> Mauer<br />
blockiert die Sicht zum ehemaligen<br />
Ostberlin. Es ist erstaunlich, wie echt<br />
das aussieht. Vorbeifahrende Autos<br />
und die Menschen auf der anderen<br />
Straßenseite, die Richtung Pariser<br />
Platz schlendern, verschwinden auf<br />
dem Bildschirm hinter der Mauer.<br />
Möglich ist diese Zeitreise mit Hilfe<br />
von modernster Technologie: Durch<br />
Augmented Reality und GPS-Lokalisierung<br />
erscheint die <strong>Berliner</strong> Mauer<br />
wieder an den Originalorten.<br />
Apple-Chef Cook beeindruckt<br />
DieApp-Idee für„MauAR“ haben die<br />
beiden <strong>Berliner</strong> Peter Kolski und Sebastian<br />
Strauß entwickelt. Siehat sogar<br />
Apple-Chef Tim Cook beeindruckt.<br />
Bei seinem Berlin-Besuch<br />
am 21. Oktober hatte er sich mit Peter<br />
Kolski am Mauerstreifen vordem<br />
Brandenburger Torgetroffen. Cook<br />
nahm sich fast eine Stunde Zeit, um<br />
sich das Projekt in allen Details erklären<br />
zu lassen. Kolski zeigte ihm,<br />
welche Idee hinter „MauAR“ steckt.<br />
Cook gefielen der Tatendrang und<br />
der Idealismus.Als Vorreiter auf dem<br />
Gebiet von Augmented Reality bezeichnete<br />
Cook im Gespräch das<br />
<strong>Berliner</strong> Team.<br />
Kolski zeigte dem Apple-Chef am<br />
Brandenburger Tor, wie mit moderner<br />
Technik die Geschichte der<br />
Mauer nachvollziehbar gemacht<br />
wird. Aus allen Perspektiven kann<br />
man die Mauer durch sein Smartphone<br />
betrachten, von Jahrzehnt zu<br />
Jahrzehnt springen und dabei beobachten,<br />
wie aus einem Stacheldraht<br />
der hohe Betonwall wird. Historische<br />
Videos, Fotos und Tonaufnahmen,<br />
die am zugehörigen Ort in<br />
der Luft schweben, vermitteln, wie<br />
es damals im geteilten Berlin war.<br />
Strauß sagt:„Das gemeinsame Erlebnis<br />
soll die Menschen zusammenführen.“<br />
Bald soll es sogar möglich sein,<br />
auf die virtuelle Mauerzumalen.<br />
Es sei eine neue Art, wie man vonder<br />
Vergangenheit lernen könne, tweetete<br />
der Apple-Chef später, der ein<br />
großer Fan von Augmented Reality<br />
ist. Er freue sich schon auf die Appim<br />
App Store, wo sich Nutzer ab dem 9.<br />
November,Tag des Mauerfalls,registrieren<br />
können. Dass der CEO von<br />
Augmented Reality (AR) erweitertdie<br />
existierende Welt<br />
um uns herum mit computergenerierten<br />
Ergänzungen,<br />
zum Beispiel mit Infotexten,<br />
Bildern, Videos oder virtuellen<br />
Objekten, die auf dem<br />
Bildschirmerscheinen oder<br />
durch eine Brille sichtbar<br />
werden. Das bekannteste<br />
Beispiel ist das Spiel „Pokemon<br />
Go“.<br />
ERWEITERTE WELTEN<br />
Bei Virtual Reality (VR) erschafft<br />
die Technik eine eigene<br />
virtuelle Wirklichkeit.<br />
Der Nutzer setzt eine massiveBrille<br />
auf, die Bewegtbilder<br />
geben ihm dann das Gefühl,<br />
fremde Welten zu entdecken.<br />
So gabesspektakuläre<br />
Projekte, die den<br />
Betrachter nach Tschernobyl<br />
führten oder in das letzte<br />
Bergwerk im Ruhrgebiet.<br />
Die Macher der App: Stefan Strauß (links) und Peter Kolski.<br />
Die App „MauAR“ haben<br />
die <strong>Berliner</strong> Peter Kolski und<br />
Sebastian Strauß entwickelt.<br />
Ab dem 9. November 2018<br />
sollen sich mögliche Nutzer<br />
in Apples App-Store registrieren<br />
können. Ursprünglich<br />
sollte die App an dem historischen<br />
Datum gestartet werden,<br />
aber das ist technisch<br />
noch nicht möglich. Mehr Infos<br />
unter:www.mauar.berlin<br />
JULIKA BICKEL/BLZ<br />
BROOKS KRAFT/DPA<br />
Apple so stark anihre Idee glaubt,<br />
motiviertdie beiden ungemein.„Das<br />
gibt uns ganz viel Kraft“, sagt Kolski.<br />
DasBesondereandiesem Projekt ist<br />
nämlich auch, dass keine finanzstarke<br />
Agentur dahintersteckt, sondern<br />
zwei Tüftler, die mit viel Engagement<br />
und Leidenschaft in ihrer<br />
Freizeit die App entwickelt haben.<br />
Vorallem für Kolski ist es eine Herzensangelegenheit.<br />
Er hatte die Idee<br />
vor einem Jahr während des Hackathons<br />
„Coding Da Vinci“, einem<br />
Wettbewerb bei dem Programmierenund<br />
Museen zusammenkamen.<br />
Als die Stiftung <strong>Berliner</strong> Mauerihr<br />
Archiv vorstellte, wusste er sofort,<br />
dass er mit diesen Daten eine AR-Anwendung<br />
schreiben wollte. „Es ist<br />
kein Spiel, sondern eine ernsthafte<br />
Anwendung, die den Menschen<br />
wirklich etwas bringt“, sagt er. Sein<br />
Erstentwurf der App gewann den<br />
Preis in der Kategorie „Most Technical“.<br />
Anfangs waren sie noch ein<br />
vierköpfiges Team, doch alle anderen<br />
sprangen aus verschiedenen<br />
Gründen nach kurzer Zeit wieder<br />
ab. Daher war Kolski froh, als sein<br />
Schulfreund Sebastian Strauß zu<br />
seinem Partner wurde. Strauß<br />
kümmert sich vor allem ums Marketing<br />
und unterstützt Kolski bei<br />
der Entwicklung.<br />
Beide haben einen persönlichen<br />
Bezug zur Mauer: 1980 und 1981 geboren,<br />
sind sie im Westen in Reinickendorf<br />
nahe der Grenze aufgewachsen.<br />
Sie erinnern sich an den<br />
Smog, andie Aussichtsplattformen,<br />
von denen sie als Kinder Richtung<br />
Osten geblickt haben, wie sie Nachrichten<br />
mit Luftballons hinüber geschickt<br />
haben.<br />
Strauß’Vater floh in den Westen,<br />
dessen Eltern sind in Ostberlin geblieben.<br />
Kurz nach der Wende hat<br />
Kolski mit seiner Schulklasse einen<br />
Ausflug ins ehemalige Ostberlin unternommen:<br />
„Sie haben die gleiche<br />
Sprachegesprochen, aber es war ein<br />
anderes Land. Alles war anders“, erzählt<br />
er. Als sogenannte Mauerspechte<br />
klopften sie Mauerteile ab<br />
und spielten im ehemaligen Todesstreifen.<br />
Stacheldraht und Todesstreifen<br />
Der Eindruck, wenn man die App<br />
ausprobiert: Es ist ein düsteres Gefühl,<br />
vor der meterhohen Mauer<br />
und ihren Wachtürmen zu stehen.<br />
Noch beklemmender wirdes, wenn<br />
man in den Todesstreifen gelangt –<br />
umgeben von Mauern, Stacheldraht<br />
und Soldaten. „Es geht uns<br />
um dieses immersive Erlebnis“,<br />
sagt Strauß. „Man soll wirklich ein<br />
Gespür dafür bekommen, was es<br />
bedeutet, wenn eine Stadt durch<br />
eine Mauergeteilt ist.“<br />
Auch andere Apps haben sich<br />
dem Thema <strong>Berliner</strong> Mauer bereits<br />
gewidmet, zum Beispiel die Apps<br />
„Die <strong>Berliner</strong> Mauer“ und„Mauerschau“,<br />
die mobile Stadttouren am<br />
Grenzstreifen entlang anbieten.<br />
Eine Art Stadtführung fehlt der<br />
„MauAR“-App noch, doch bei keiner<br />
anderen App wird die geteilte<br />
Stadt so visuell greifbar wie bei ihr.<br />
Augmented Reality bietet die Möglichkeit,<br />
Geschichte tatsächlich erlebbar<br />
zu machen. Dasist nichtnur<br />
für Touristen spannend, sondern<br />
auch für alle <strong>Berliner</strong>, die nach<br />
1989 geboren wurden, hoffen die<br />
Macher. Kolski sagt: „Du nimmst<br />
das Handy runter, und die Mauer<br />
bleibt im Gedächtnis.“<br />
Cook ließ sich das Ergebnis direkt<br />
am Brandenburger Torzeigen. Sein<br />
Kommentar lautete: „Dank an Peter<br />
Kolski und das mauAR-Team, dass<br />
sie die Geschichte der <strong>Berliner</strong><br />
Mauer durch Augmented Reality<br />
zum Leben erweckt haben – eine<br />
neue Art, aus der Vergangenheit zu<br />
lernen.“<br />
Julika Bickel wurde<br />
mit der App auch an den<br />
Todesstreifen erinnert.<br />
Verteilerkästen<br />
werden zu<br />
Ladestationen<br />
Telekom bietet Service für<br />
Elektroautos<br />
Die Verteilerkästen der Deutschen<br />
Telekom spielen künftig<br />
auch eine Rolle beim Ausbau der<br />
Elektromobilität. Der Bonner Konzern<br />
nahm am Montag in Bonn und<br />
Darmstadt erste öffentliche Stromtankstellen<br />
in Betrieb, bei denen die<br />
Verteilerkästen fürs Internet und für<br />
Telefonate als Zwischenstation genutzt<br />
werden. Diese Nutzung bereits<br />
vorhandener Infrastruktur erspare<br />
zusätzliche Aufbauten im Stadtbild,<br />
erklärte die Telekom. DieLadesäulen<br />
selbst können bis zu zehn Meter vom<br />
Verteilerkasten entfernt sein.<br />
Allerdings sollte man Zeit mitbringen:<br />
In einer Stunde gibt es den<br />
Angaben zufolge Strom nur für eine<br />
Reichweite von 50bis 75 Kilometer,<br />
je nach Fahrzeugtyp. Ganz billig ist<br />
die Sache nicht: Eine Ladesession –<br />
egal wie leer die Batterie ist –kostet<br />
7,89 Euro. Wie viele Verteilerkästen<br />
für die Zusatzfunktion umgebaut<br />
werden, wurde nicht bekannt –die<br />
Telekom wollte dies nicht sagen, da<br />
dies vom Ausgang von Genehmigungsverfahren<br />
abhängig sei. Solche<br />
Genehmigungen sind nötig, da die<br />
Kästen auf kommunalem Grundstehen.<br />
Klar ist aber, dass der Ausbau<br />
bundesweit erfolgen soll.<br />
Zusätzlich zu den grauen Kästen<br />
setzt die Telekom auf Schnell-Ladestationen,<br />
die neu gebaut werden.<br />
Binnen drei Monaten sollen 100 solcher<br />
Stationen ans Netz gehen, in<br />
drei Jahren sollen es 500 sein. In zehn<br />
Minuten werden die Batterien den<br />
Angaben zufolge so aufgeladen, dass<br />
das E-Fahrzeug etwa 100 Kilometer<br />
weit kommt. Kosten: 14,49 Euro pro<br />
Ladesession. (dpa)<br />
Verleger<br />
verlangen<br />
Unterstützung<br />
Politiker gefordert beim<br />
Leistungsschutzrecht<br />
D<br />
ie <strong>Zeitung</strong>s- und Zeitschriftenverleger<br />
fordern von der Bundesregierung<br />
eine klare Unterstützung<br />
beim europäischen Leistungsschutzrecht.<br />
DasEU-Parlament habe<br />
mit für ein solches Recht gestimmt,<br />
sagte Rudolf Thiemann, Präsident<br />
des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger,<br />
zum Auftakt des Verbandskongresses<br />
„Publishers’ Summit<br />
2018“. Im Ministerrat gebe es nun<br />
allerdings Stimmen, die dieses Recht<br />
aushöhlen wollten. Das europaweite<br />
Leistungsschutzrecht (LSR) soll die<br />
Rechte von Verlagen insbesondere<br />
gegenüber Internetkonzernen schützen,<br />
die vonjournalistischen Inhalten<br />
profitieren. „Sinnvoll ist ein Presseverlegerrecht<br />
allerdings erst dann,<br />
wenn es zweifelsfrei auch Suchmaschinen-<br />
und Aggregatoren-Snippets<br />
erfasst“, sagte Thiemann.<br />
Deutschland müsse im Ministerrat<br />
für ein entsprechendes Verlegerrecht<br />
eintreten. Justizministerin Katharina<br />
Barley (SPD) sagte, der Anspruch<br />
derVerlage, finanziell an Einnahmen<br />
der Internetkonzerne<br />
beteiligt zu werden, die diese mit<br />
Presseinhalten erzielen, sei absolut<br />
legitim.„Aber ich verhehle nicht, dass<br />
da noch Punkte sind, an denen wir<br />
miteinander redenmüssen.“ Mathias<br />
Döpfner, Präsident des Bundesverbands<br />
Deutscher <strong>Zeitung</strong>sverleger,<br />
sagte,ersei sehr beunruhigt nach den<br />
Ausführungender Ministerin. „Wenn<br />
ich politische Höflichkeit richtig verstehe,<br />
hat sie uns gesagt, so wie das<br />
europäische Copyright jetzt auf dem<br />
Tisch liegt, werden wir das nicht unterstützen.<br />
Unddas ist offen gestanden<br />
eine ziemliche Katastrophe.“<br />
(dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />
denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />
(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10<br />
(für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />
15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Camping<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />
Wissen vor acht –Natur 19.55 (für HG) Börse<br />
vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Die Kanzlei<br />
Kinderkram. Anwaltsserie<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Überraschung.Arztserie<br />
21.45 (für HG) Report Mainz<br />
Moderation: Moderation: Fritz Frey<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Im Angesicht des<br />
Verbrechens<br />
0.25 (für HG) Tagesschau<br />
0.35 (für HG) Weltspiegel extra<br />
Denkzettel für Donald Trump?<br />
Kongresswahlen inden USA<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />
Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Hol dir<br />
die Kohle –5.000 €für deine Idee 16.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen<br />
–Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />
Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />
18.45 aktuell 19.05 (für HG)Alles was<br />
zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 (für HG) Der Lehrer<br />
Irgendwie war's besser,als er noch<br />
nicht geredet hat...Comedyserie<br />
21.15 (für HG) Der Lehrer<br />
Wir woll'n euch knutschen sehen!<br />
Comedyserie<br />
22.15 (für HG) Der Lehrer<br />
40.000 Gründe, die Eier in die Hand<br />
zu nehmen, anstatt sie zu schaukeln!<br />
23.15 (für HG) Beck is back!<br />
Ausbruch. Anwaltsserie<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
Matthias istheillos überfordert, als seine<br />
Mutter Gisela (Ruth Reinecke) eines<br />
Tagesvor seiner Türsteht. Nach einem<br />
Oberschenkelhalsbruch istdie Seniorin<br />
nicht nurauf einen Rollstuhl, sondern auch<br />
aufdie Hilfe ihres Sohnes angewiesen. Das<br />
Auftauchen der schlechtgelauntenRentne-<br />
Choreographed by<br />
Adrienne Canterna<br />
MDR WDR rinbringtschon bald dasFamilienlebenaus Arte<br />
16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />
Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />
Sandmann 19.00 (für HG) MDR Regional<br />
19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Einfach<br />
genial 20.15 (für HG) Umschau 20.45 (für<br />
HG) Der Osten –Entdecke wodulebst 21.15<br />
(für HG) MDR Zeitreise 21.45 (für HG) Aktuell<br />
22.05 (für HG) Wir waren doch Nachbarn<br />
22.50 (für HG) Polizeiruf 110. Der Ring mit<br />
dem blauen Saphir.TV-Kriminalfilm, D1973<br />
0.00 (für HG) Liebe. Drama, D2018 0.30 (für<br />
HG) Hauptstadtrevier 1.20 (für HG) Umschau<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG) Gartenreise 16.00 (für HG)<br />
Rundschau 16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30<br />
Regional 18.00 (für HG) Abendschau 18.30<br />
(für HG) Rundschau 19.00 Münchner Runde<br />
extra 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort. Freies<br />
Land. TV-Kriminalfilm, D2017 21.45 (für<br />
HG) Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />
22.30 Bitches und Elfen 23.15 nacht:sicht<br />
23.45 KlickKlack 0.15 BR-Klassik 1.15 Rundschau<br />
Nacht 1.25 (für HG) Dahoam isDahoam<br />
1.55 (für HG) Wir inBayern<br />
Vox<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 ZwischenTüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 (für HG) Die Höhle der Löwen 22.45<br />
Das Vorstellungsgespräch. Share 23.50 nachrichten<br />
0.10 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. TodamStraßenrand<br />
1.10 Medical Detectives – Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Giftige Beziehungen<br />
1.55 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Bitteres Ende<br />
Super RTL<br />
14.45 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.10<br />
Bugs Bunny &LooneyTunes 15.45 Voll zu<br />
spät! 16.15 Zig &Sharko –Meerjungfrauen<br />
frisst man nicht! 16.45 Hotel Transsilvanien –<br />
Die Serie 17.15 Zak Storm –Super Pirat<br />
17.45 Sally Bollywood 18.10 Bugs Bunny &<br />
LooneyTunes 18.40 Woozle Goozle 19.15 AL-<br />
VINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Angelo!<br />
20.15 (für HG) SechsTage, sieben Nächte.<br />
Abenteuerfilm, USA 1998 22.15 Murder She<br />
Solved –Frauen auf Täterjagd 23.15 Murder<br />
She Solved –Frauen auf Täterjagd<br />
Sport1<br />
14.30 Normal. Magazin der Arbeitsgemeinschaft<br />
Behinderung und Medien 15.00 StorageWars<br />
–Die Geschäftemacher 15.30 Texas<br />
Flip and Move 16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />
Guter Riecher 17.30 Storage<br />
Wars –Geschäfte in Texas. Sommerhitze 18.30<br />
StorageWars –Geschäfte in Texas. Gut getarnt<br />
19.30 Bundesliga aktuell. Die tägliche News-<br />
Sendung für Fußballfans 19.55 Eishockey:<br />
Champions Hockey League 22.30 Bundesliga<br />
aktuell 23.15 Scooore! 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SOKO Stuttgart. Herrgottsbescheißerle<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />
HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Die Gattin des<br />
Anwalts 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SOKO Köln. Der Tote im Tank<br />
19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Der Tote im Garten<br />
20.15 (für HG) Exodus? –Antisemitismus in<br />
Europa<br />
Dokumentation<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
Moderation: Ilka Brecht<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Die Kriminalisten<br />
Dem Verbrechen auf der Spur<br />
22.45 Mann, Sieber!<br />
Mit Tobias Mann, Christoph Sieber<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
Talk<br />
0.30 heute+<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Alles oder<br />
Nichts. Soap 10.30 Klinik am Südring –Die<br />
Familienhelfer 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold,<br />
Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00<br />
Klinik am Südring –Die Familienhelfer 17.30<br />
Schicksale –und plötzlich ist alles anders<br />
18.00 Endlich Feierabend! Moderation: Annett<br />
Möller,Daniel Boschmann 18.30 Alles oder<br />
Nichts. Soap 19.00 Genial daneben –Das<br />
Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Männerhort<br />
Komödie,D2014<br />
Mit Christoph Maria Herbst, Elyas<br />
M'Barek, Detlev Buck, Serkan<br />
Çetinkaya,Cosma Shiva Hagen u.a.<br />
Regie: Franziska Meyer Price<br />
22.20 akte 20.18<br />
23.10 Focus TV –Reportage<br />
Notarzt am Limit! –Dauereinsatz für<br />
den Rettungsdienst<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
Leben am Limit: Hartz IV<br />
2.15 So gesehen<br />
12.45 (für HG) Aktuell 13.05 Planet Wissen<br />
14.05 Morden imNorden 14.55 Morden im<br />
Norden 15.45 Erlebnisreisen 16.00 (für HG)<br />
Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Auf Leben und Tod(4) 21.00 (für HG) Quarks<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Die geliebten<br />
Schwestern. Historienfilm, D/A/CH<br />
2014 1.00 (für HG) Quarks 1.45 Erlebnisreisen<br />
2.00 Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />
nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />
NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama –die<br />
Reporter 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für<br />
HG) Tatort. Tote Erde. TV-Kriminalfilm, D2012<br />
23.30 (für HG) Weltbilder 0.00 Aus dem Hinterhalt<br />
1.00 (für HG) NDR Talk Show<br />
Kabel eins<br />
8.35 EUReKA –Die geheime Stadt 9.30 Navy<br />
CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without aTrace<br />
12.10 Numb3rs 13.00 Castle 13.55 The<br />
Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi<br />
kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern<br />
uns drum 20.15 The Core –Der innere Kern.<br />
Actionfilm,USA/D/CDN/GB 2003 23.00 The<br />
DayAfter Tomorrow. Katastrophenfilm, USA<br />
2004 1.10 Late News 1.15 Deep Blue Sea.<br />
Actionthriller,USA/AUS 1999<br />
RTL 2<br />
6.55 Die Straßencops –Jugend im Visier 8.55<br />
Frauentausch 10.55 Family Stories 13.00 Hilf<br />
mir! Jung,pleite, verzweifelt ... 14.00 Köln<br />
50667 15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer 17.00 News<br />
17.10 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />
Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />
Hartz und herzlich –Die Plattenbauten von<br />
Bitterfeld-Wolfen 22.20 Hartz und herzlich –<br />
Rückkehr in die Benz-Baracken 0.20 Autopsie<br />
Spezial: Die letzten Stunden von ... 1.10 Die<br />
Forensiker –Profis amTatort<br />
Eurosport 1<br />
12.30 Marathon: New-York-City-Marathon 14.00<br />
Fußball. Major League Soccer 15.30 Marathon:<br />
New-York-City-Marathon 17.00 Springreiten:<br />
Weltcup 18.00 Fußball. Major League Soccer<br />
19.25 EurosportNews 19.30 Springreiten: Morocco<br />
RoyalTour 20.00 Horse Excellence 20.30<br />
Olympische Spiele. Legenden hautnah 21.00<br />
Fußball 22.00 Judo:World Tour 22.30 Drohnen<br />
Rennen. DR1 ChampionSeries 23.25 Eurosport<br />
News 23.35 Fußball. Major League Soccer 0.35<br />
Fußball. Major League Soccer<br />
SAT.1, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />
Männerhort<br />
Umsichendlicheine dringend nötige Auszeit vonihren Ehefrauen zu nehmen,<br />
richtensich derSoftwareentwickler Eroll, der Dixiklo-Verkäufer Lars<br />
(Christoph-Maria Herbst,r.) undder Pilot Helmut (Detlev Buck,l.) im Zentralheizungskeller<br />
ihrer Neubausiedlungein Refugium ein. Hier können die<br />
schwer gestressten Herren in aller Ruhe tun, wassie wollen: Computerspielen,<br />
Fußball guckenund bei ein paar kühlen Bierchen den liebenGotteinen guten<br />
Mann sein lassen. Doch mit der Ruhe ist es jähvorbei, als der Facility-Manager<br />
Aykutvon demRückzugsortder drei Herren Wind bekommtund dortebenfalls<br />
Asyl beantragt. Kurzweilige Ensemblekomödie vonRegisseurin FranziskaMeyer<br />
Price,die aufdem gleichnamigen Theaterstück des deutsch-isländischen<br />
Autors Kristof Magnussonbasiert.<br />
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Collien Konzert &Theater GmbH präsentiert<br />
RBB BERLIN, 22.00 UHR TV-KOMÖDIE<br />
Oma ist verknallt<br />
Foto: Sat.1<br />
dem Gleichgewicht. Da kommtMatthias<br />
eine unkonventionelle Idee:Umdie Laune<br />
seiner Mutter zu bessern, erfindet er einen<br />
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Liebesbriefe zu schrieben. Undtatsächlich,<br />
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blühtGisela auf. Dochwie lange wird er mit<br />
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diesem Schwindel durchkommen?<br />
(Dtl./2018)<br />
Foto: RBBBerlin<br />
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5 4 7 8 1 2 6 9 3<br />
3 1 9 5 6 4 7 2 8<br />
2 8 6 3 7 9 1 5 4<br />
4 3 8 7 2 5 9 1 6<br />
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7 9 1 4 3 6 5 8 2<br />
2 8 3 7 5 9 4 6 1<br />
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6 7 8 3 4 2 1 9 5<br />
5.10 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.30 Zoobabies 6.20<br />
Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />
jungen Ärzte 10.35 Elefant, Tiger &Co. 11.25<br />
Zoobabies 12.15 Unterwegs auf dem Ho-Chi-<br />
Minh-Pfad (2/2) 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />
nach Meer 14.00 ARD-Mittagsmagazin 15.00<br />
Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />
Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Geheimnisvolle Orte<br />
Die Synagoge mit der goldenen Kuppel<br />
Dokumentationsreihe<br />
21.00 1929 –Das Jahr Babylon<br />
Dokumentation<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Oma ist verknallt TV-Komödie, D’18<br />
Mit Florian Panzner,Ruth Reinecke,<br />
Hilde Dalik, Konstantin Schmidt u.a.<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Die große radioeins Satireshow<br />
Moderation: Florian Schroeder<br />
0.45 Abendshow<br />
ProSieben<br />
11.00 How IMet Your Mother. Das letzte Mal<br />
in NewYork/Der gebrochene Bro-Code 11.50<br />
2Broke Girls. BoyToy/Die Geschmacksfrage.<br />
Comedyserie 12.40 Mom. Violet und die ahnungslosen<br />
Trottel/Das mutierte Muttertier.<br />
Comedyserie 13.30 Twoand aHalf Men. Spüren<br />
Sie meinen Finger?/Weiche von mir,Mary<br />
Poppins/Ist das meine Hose? Comedyserie<br />
14.45 The Middle. Die geschenkte Putzfrau/<br />
Die Lala-Band. Comedyserie 15.40 The Big<br />
Bang Theory. Der Romantik-Ninja/Keiner ist so<br />
kaputt wie ich/Prinzessinnen der Wissenschaft.<br />
Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Silly Simpsony/Global<br />
Clowning.Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Die Simpsons<br />
Doppeltes Einkommen, kinderlos /<br />
Homer Academy.Zeichentrickserie<br />
21.15 Die Simpsons<br />
Curling Queen /Die Farbe Gelb<br />
Zeichentrickserie<br />
22.10 Family Guy Ein Haus voller Peter /Der<br />
Herzensbrecher-Hund. Zeichentrickserie<br />
23.10 Mr.Griffin –Kein Bock auf Schule<br />
Durbins Absturz /Acht Schweine und<br />
eine Ratte. Comedyserie<br />
0.05 Die Simpsons Die 138. Episode, eine<br />
Sondervorstellung.Zeichentrickserie<br />
11.50 Begegnung mit den Meeresvölkern 12.15<br />
(für HG)Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt<br />
Land Kunst 13.40 Mit Kompass und Köpfchen<br />
auf hoher See 14.10 Absturz ins Leben. Drama,<br />
F2016 16.00 Grenzflüsse 16.55 (für HG)<br />
X:enius 17.20 MitKompass und Köpfchen auf<br />
hoher See 17.50 360° Geo Reportage 18.35<br />
Amerikas Flüsse 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />
HG) Re: 20.15 (für HG)Mission Wahrheit –Die<br />
NewYorkTimes und DonaldTrump 23.45 Arte<br />
Journal 0.10 Love Island. Komödie, KRO/D/BIH/<br />
CH 2014 1.30 Europa hochprozentig<br />
3Sat<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.15 Mein Périgord 13.25<br />
Pulverfass Italien –Unter den Vulkanen Ätna,<br />
Vesuv und Stromboli 14.10 Universum 15.00<br />
Auf den Schienen des Doppeladlers 18.30<br />
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Das<br />
Attentat –Sarajevo 1914. TV-Thriller,A/CZ/D<br />
2014 21.55 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />
22.25 (für HG) 14 –Tagebücher des Ersten<br />
Weltkriegs 23.55 Der Landesverrat 0.45 Von<br />
Eva bis Jesus: Streifzüge durch Bibel und Koran<br />
1.45 10vor10 2.15 Wilde Schönheiten<br />
Phoenix<br />
9.30 phoenix plus 10.00 phoenix vor ort<br />
11.15 phoenix plus 12.00 phoenix vor ort<br />
12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />
16.00 Black in the USA (1+2/2) 17.30<br />
phoenix der tag 18.00 Schicksal Schule? So<br />
gerecht ist Amerika! 18.30 Nixon –Arroganz<br />
der Macht 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
Stars gegenTrump –Amerikas neuer Widerstand<br />
21.30 Trump und Putin: Komplott gegen<br />
Amerika? Dokumentarfilm, D2018 22.15<br />
phoenix runde 23.00 phoenix der tag 0.00<br />
phoenix runde 0.45 phoenix vor ort<br />
Kika<br />
11.35 (für HG) Doki 12.00 Tom 12.30 Garfield<br />
12.55 Käpt'n Flinn und die Dino-Piraten<br />
13.15 Max &Maestro 13.40 Die Pfefferkörner<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 Hank Zipzer<br />
15.25 Mirette ermittelt 16.00 (für HG) Mia<br />
and me –Abenteuer in Centopia 16.50 (für<br />
HG) Der kleine Prinz 17.35 Max &Maestro<br />
18.00 Sesamstraße präsentiert: Eine Möhre<br />
für Zwei 18.10 Sam 18.35 Elefantastisch!<br />
18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Yakari 19.25<br />
pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.<br />
Ka Live 20.10 (für HG) Durch die Wildnis<br />
Dmax<br />
16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Border<br />
Control –Spaniens Grenzschützer 17.15 Hardcore<br />
Pawn: Das härteste Pfandhaus Detroits<br />
18.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />
Alaskas 19.15 Fang des Lebens–Der gefährlichste<br />
Job Alaskas 20.15 Steel Buddies –<br />
Stahlharte Geschäfte 21.15 112: Feuerwehr im<br />
Einsatz 22.15 Im Angesicht des Feuers 23.15<br />
Escobar: Die Jagd nach den Millionen 0.15<br />
Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 1.10<br />
112: Feuerwehr im Einsatz 2.00 Diesel Brothers<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 Mensch, Leute!<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Weltspiegel-Reportage<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 19.15 Lindnerund dieFDP 20.00<br />
Tagesschau 20.15 Hartaberfair 21.32 Ichwill<br />
leben! Dokumentarfilm, D2018 22.02 Extra<br />
22.15 Tagesthemen 22.45 tagesschau24 live<br />
23.10 SchicksalSchule?Sogerechtist Amerika!<br />
23.40 SpielohneGrenzen 0.25 Tagesschau 0.35<br />
Weltspiegel extra 1.05 tagesschau24 live 1.35<br />
Patient Amerika –Gesundheit unbezahlbar 2.05<br />
Schicksal Schule? So gerechtist Amerika! 2.35<br />
Weltspiegel extra 3.05 tagesschau24 live<br />
ONE<br />
10.35 Lindenstraße 11.05 In allerFreundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 11.55 Verrückt nach Meer 12.45<br />
Sturmder Liebe 13.30 Sturm derLiebe 14.20<br />
Weingut Wader–DieErbschaft. TV-Drama, D2018<br />
15.50 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
16.40 PartyofFive 17.20 Lindenstraße 17.50<br />
Hart aber herzlich 18.40 Sturm derLiebe 19.25<br />
Sturm derLiebe 20.15 DoctorWho 20.55 Doctor<br />
Who 21.45 Hustle–Unehrlichwährt am längsten<br />
22.35 Class 23.20 DoctorWho 0.00 Doctor Who<br />
0.50 Hustle–Unehrlich währtamlängsten 1.40<br />
Class 2.25 Close Up 2.50 SträtersMännerhaushalt<br />
3.35 Hartaberherzlich 4.25 Lindenstraße<br />
4.55 Verrückt nach Meer<br />
ZDF NEO<br />
8.10 Topfgeldjäger 9.05 Lafer! Lichter! Lecker!<br />
9.50 Baresfür Rares 10.45 Bares fürRares<br />
11.35 kaputt und ... zugenäht! 12.20 Die Rettungsflieger<br />
13.50 (für HG)Columbo. Eingründlich<br />
motivierterTod.TV-Kriminalfilm, USA 1973 15.00<br />
Heldt 15.45 Die Rettungsflieger 17.15 (für HG)<br />
Columbo. Ein gründlich motivierter Tod. TV-Kriminalfilm,<br />
USA 1973 18.30 Bares fürRares 19.20<br />
Bares für Rares 20.15 (für HG) KommissarinHeller.<br />
Querschläger. TV-Kriminalfilm,D2014 21.45<br />
(fürHG) Nachtschicht. Wirsindallekeine Engel.<br />
TV-Kriminalfilm, D2015 23.15 Lobbyistin 0.15 The<br />
KillerInside 1.40 Mo Hayders –Die Behandlung.<br />
Thriller,B2014 3.40 TerraX4.25 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
5.30 Mysterien desWeltalls 6.15 Mysterien des<br />
Weltalls 8.30 Poker Brain –ImKopf der Profi-Zocker<br />
9.15 Ermittler! 10.00 Dem Verbrechen auf<br />
der Spur 12.15 Aufgeklärt –Spektakuläre Kriminalfälle<br />
13.00 ZDF-History 13.45 DDR mobil<br />
14.30 Die schwersten Unglücke der DDR 16.30<br />
Mysteriöse Kriminalfälle der DDR 17.15 Die<br />
Macht der Stasi 18.00 Die letzteTruppe und der<br />
Fall der Mauer 18.45 Manganknollen vom Meeresgrund<br />
19.30 Reise durch die Erdgeschichte<br />
21.00 Katastrophen, die Geschichte machten<br />
21.45 Leschs Kosmos 23.15 Mysterien des Weltalls<br />
0.45 (für HG) heute-journal 1.15 Mysterien<br />
des Weltalls<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Mit Werken von Dvorák, Schubert,<br />
R. Strauss, Brahms, ca. 117 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Beethovens 5. Klavierkonzert.<br />
In seinem letzten Klavierkonzert erreicht<br />
das Zusammenspiel von Solist und Orchester<br />
vollendete Gleichberechtigung.Das Werk ist<br />
ebenso Sinfonie wie Solokonzert., ca. 56 Min.<br />
22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Alte Musik Wer erfand das Orgelkonzert? Hän<br />
del und Bach auf dem Weg zueiner neuen<br />
Gattung., ca. 30 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Draußen im Watt leg ich dich hin” Mit Anna-Katharina<br />
Müller,Adrian Furrer,Urs Stämpfli.<br />
Regie: Dominik Busch, ca. 50 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung NataschaWodin: „Irgendwo in diesem<br />
Dunkel” (12/15), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
5.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Studio 9 Kultur und Politik am Morgen. U.a.<br />
Kalenderblatt:Vor 60 Jahren: Die Zentrale<br />
Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen wird<br />
in Ludwigsburg gegründet, ca. 235 Minuten<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Sprechstunde Lungenhochdruck: Gefahr für<br />
Lunge und Herz. Gast: Prof. Dr.med. Ardeschir<br />
Ghofrani (Oberarzt mit Schwerpunkt Pneumologie,<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinik<br />
Gießen). Mit Martin Winkelheide,<br />
ca. 80 Minuten<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musikstadt Berlin Streifzüge durch das klassische<br />
Musikleben der Hauptstadt, ca. 56 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin „Polizei sah ich nicht, nur viele<br />
SA-Leute”.Erinnerung an die Pogromnacht<br />
vom 9.November 1938., ca. 26 Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Märkische Wandlungen 28. Filmfestival Cottbus<br />
–Eröffnungsabend. Mit Danuta Görnandt,<br />
Peter Claus, ca. 56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Simone Kopmajer., ca. 30 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente India meets the World.<br />
Mit Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz live Radio Bigband Lettland &Randy Brecker.Mit<br />
Karsten Mützelfeldt, ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Julie Creffield ist zu fett, um zu rennen.<br />
Dasist jedenfalls,was der Arzt<br />
der 40-jährigen Londonerin in recht<br />
unverblümter Artvor sechs Jahren<br />
ins Gesicht sagte.Dakannte er Creffield<br />
schlecht. DieMutter eines Kindes<br />
begann zu laufen und hält seitdem<br />
irgendwie nicht mehr an: „Ich<br />
bin vielleicht 30 Halbmarathons,<br />
Ultramarathons und Triathlons gelaufen<br />
–alles,was mich herausfordert“.<br />
So auch am Wochenende,wo<br />
die immer noch recht kräftige Creffield<br />
am NewYorker Marathon<br />
mitlief.<br />
Josh Brolin ist Vater geworden und<br />
gemäß des Anlasses im Zustand<br />
fröhlicher Hysterie.„Mama Kathryn<br />
war während dieses Wunders einer<br />
Geburtherausragend, und Bean ist<br />
ein makelloses Prachtstück durch<br />
und durch“, vermeldete Brolin (50)<br />
pflichtschuldig im digitalen Geburtenanzeiger<br />
Instagram. Mutter ist<br />
das Model Kathryn Boyd und der<br />
Nachwuchs trägt den gewöhnungsbedürftigen<br />
Namen Westlyn Reign,<br />
vonden ElternkurzBean, also<br />
Bohne genannt.<br />
Axl Rose ist schlecht zu sprechen<br />
auf den amerikanischen Präsidenten<br />
Donald Trump.Dieser hatte,<br />
wie es so seine Artist, ohne zu fragen<br />
Musik vonGuns n’Roses während<br />
seines Wahlkampfes gespielt.<br />
Es gebe jemanden im Weißen Haus,<br />
der wenig Achtung vorder Wahrheit,<br />
Moraloder Empathie habe,<br />
twitterte Rose entzürnt, um<br />
dann nachzulegen: Es sei<br />
schon eine ArtIronie,<br />
dass Trump-Unterstützerder<br />
„Anti-Trump-Musik“<br />
zuhörten, so der 56-<br />
Jährige.Rose hatte<br />
dazu<br />
aufgerufen,<br />
bei<br />
den Zwischenwahlen<br />
an diesem Dienstag<br />
für die oppositionellen<br />
Demokraten zu<br />
stimmen. (mpw./mit<br />
dpa)<br />
Wermag den Präsidenten<br />
nicht und will nicht, dass der<br />
seine Musik spielt. IMAGO<br />
TIERE<br />
Erich kennt keine falsche Zurückhaltung<br />
und beißt zu. DPA/W. GRUBITZSCH<br />
Alarm: In dem sächsischen, nahe bei<br />
Leipzig gelegenen DorfKaditzsch<br />
geht es seit neuestem hoch her.Denn<br />
hier führen jetzt Erich und Margot ihr<br />
harsches Regime.Neulich zum Beispiel,<br />
auf dem Dorfplatz: Da nahmen<br />
sich die beiden Gänse laut schimpfend<br />
und auch zwickend einen harmlosen<br />
Passanten vor, der mit seiner<br />
Schubkarrevollkommen arglos vorbeigerollt<br />
kam. Kein Zufall: Margot<br />
und Erich werden vonihrem Besitzer<br />
HenryVogel in aller Öffentlichkeit<br />
ausgeführt–ohne Leine! Und: Die<br />
beiden mittlerweile achtmonatigen<br />
Gänse haben die entscheidende Prägephase,nämlich<br />
die ersten 16 Lebensstunden,<br />
gemeinsam mitVogel<br />
auf einer MatratzeimStall verbracht.<br />
Jetzt ist er ein Familienmitglied, das<br />
gegen jeden verteidigt wird, der ihm<br />
zu nahe kommt. (schl.)<br />
Die Brooklyn-Bridge wurdet gesperrt für die Kolonne, die „El Chapo“ zum Gericht fährt(rechts).<br />
Im Ausnahmezustand<br />
In New York hatder Prozess gegen den Drogenboss „El Chapo“ begonnen –die ganze Stadt leidet darunter<br />
VonSebastian Moll, New York<br />
Bei Gerichtsanhörungen<br />
wandertJoaquín Guzmáns<br />
(61) erster Blick immer direkt<br />
zu seiner Frau, sofern<br />
sie denn im Saal sitzt. Auch mit Beginn<br />
seines Strafprozesses kann der<br />
mexikanische Drogenboss, besser<br />
bekannt unter seinem Spitznamen<br />
„El Chapo“, wieder nach<br />
Emma Coronel und den gemeinsamen<br />
Zwillingstöchtern Ausschau<br />
halten. Erstmal müssen allerdings<br />
–unter höchsten Sicherheitsauflagen<br />
–zwölf Geschworene<br />
gefunden werden, die über den<br />
Mann urteilen sollen, der lange als<br />
einer der meistgesuchten Verbrecher<br />
der Welt galt.<br />
Nach rund zwei Jahren im Hochsicherheitsgefängnis<br />
in Manhattan<br />
–das härter sein soll als das Lager<br />
Guantánamo auf Kuba – begann<br />
am Montag für den nur 164 Zentimeter<br />
großen El Chapo („der<br />
Kurze“) der Prozess mit der Auswahl<br />
der zwölf Geschworenen, die<br />
aus Sicherheitsgründen anonym<br />
über Guzmáns Schicksal entscheiden<br />
sollen. Zu groß sei die von ElChapo<br />
ausgehende Gewalt, nachdem er<br />
mutmaßlich Hunderte Menschen ermorden,<br />
angreifen und entführen<br />
ließ, meint Richter Brian Cogan. Der<br />
Auswahlvorgang könnte sich über<br />
mehrereTage hinziehen.<br />
Ganz New York leidet unter dem<br />
Prozess. Die Brooklyn Bridge ist eine<br />
der HauptverkehrsaderninNewYork,<br />
täglich fahren mehr als 120000 Autos<br />
über die Brücke, die den bevölkerungsreichsten<br />
Stadtteil Brooklyn mit<br />
1<br />
Milliarde Dollar soll Joaquín<br />
„El Chapo“ Guzmáns Vermögenlaut<br />
Forbes im Jahre<br />
2012 betragen haben.<br />
SCHWERREICHER SCHWERVERBRECHER<br />
dem Geschäftszentrum in Manhattan<br />
verbindet. Umso ungehaltener<br />
waren die NewYorker, als Ende September<br />
zur Hauptverkehrszeit die<br />
Brücke komplett gesperrt wurde.<br />
Grund für die Sperrung war der<br />
Hochsicherheits-Transport<br />
des gefürchteten Drogenkartell-Bosses<br />
El Chapo<br />
von seinem Gefängnis im<br />
südlichen Manhattan zum<br />
Gericht des EasternDistrict<br />
von New York. Eswar nur<br />
eine Anhörung, zu der Joaquim<br />
Guzmán nach Brooklyn<br />
musste, doch wenn<br />
seine Gerichtsverhandlung<br />
nun beginnt, müssen die<br />
NewYorker mit täglichem Chaos auf<br />
der Brooklyn Bridge rechnen.<br />
DasVerkehrsärgernis könnte Monate<br />
lang andauern, das an Sensationsprozesse<br />
eigentlich gewohnte<br />
NewYorkerwartet eines der längsten<br />
und spektakulärsten Verfahren der<br />
vergangenen Jahrzehnte.ElChapo ist<br />
ein Public Enemy, ein Feind des Staa-<br />
200<br />
Tonnen Kokain soll der<br />
Drogenboss allein in die<br />
Vereinigten Staaten<br />
geschmuggelt haben.<br />
Joaquín „El<br />
Chapo“ Guzmán<br />
33<br />
Morde werden El Chapo im<br />
NewYorker Prozess zur Last<br />
gelegt, begangen hat er sehr<br />
viel mehr.<br />
AFP<br />
tes erster Güte,und die Anklage wird<br />
versuchen, wie es die NewYorkTimes<br />
beschrieb, die „epische Geschichte“<br />
nicht nur des Aufstiegs vonElChapo<br />
zum wichtigsten und größten Drogenboss<br />
der Welt zu erzählen, sondern<br />
gleichzeitig den Juroren<br />
eine Lehrstunde über<br />
die Verflechtungen und die<br />
Geschichte des weltweiten<br />
Drogenhandels zu erteilen.<br />
Für die USA steht viel<br />
auf den Spiel. Seit in den<br />
70er-Jahren Präsident Nixon<br />
der „Drogenseuche“<br />
den Krieg erklärt hat, hat<br />
das Land nach Schätzungen<br />
der Forschungsgruppe<br />
Drug Policy Alliance mehr als eine Billion<br />
Dollar für den Kampfgegen Drogen<br />
ausgegeben. Donald Trump hat<br />
gelobt, diesen Kampf auszuweiten,<br />
obwohl immer lautereStimmen kritisieren,<br />
dass der Kampfnicht nur den<br />
Drogenkonsum und die damit verbundene<br />
Kriminalität nicht zurück<br />
gedrängt hat, sonderndassdie Politik<br />
der Kriminalisierung mit den Folgen<br />
der Masseninhaftierung und der Militarisierung<br />
der Polizei massiven gesellschaftlichen<br />
Schaden anrichtet.<br />
Mit der mutmaßlichen Verurteilung<br />
vonElChapo kann die amerikanische<br />
Anti-Drogenpolitik nun zumindest<br />
einen sichtbaren Triumph<br />
verbuchen. Am Drogenproblem wird<br />
sie freilich nichts ändern. Die Drogenimporte<br />
sind seit El Chapos Verhaftung<br />
nicht zurückgegangen, die<br />
Strukturen des Sinaloa-Kartells sind<br />
weiterhin intakt. Zudem hat sich das<br />
amerikanische Drogenproblem von<br />
Kokain aus Südamerika auf synthetische<br />
Opiate aus der Pharmaindustrie<br />
verlagert.<br />
Dennoch wird die Anklage, wie<br />
aus einem Memo hervorgeht, beim<br />
Prozess hervorheben, welche verheerenden<br />
Folgen das Drogenproblem<br />
für amerikanische Städte wie New<br />
York, Miami und Chicago hat und<br />
hatte. Der Versuch der Regierung, El<br />
Chapo als Sündenbock für Amerikas<br />
soziale Schwierigkeiten hinzustellen,<br />
ist eindeutig.<br />
Daran, dass es zu einer Verurteilung<br />
zu lebenslanger Haft kommt, besteht<br />
indes kaum ein Zweifel. Die<br />
Staatsanwaltschaft wird Tausende<br />
von Seiten an Dokumenten vorbringen,<br />
in denen Chapo Mord oder Beteiligung<br />
am Mord in vermutlich<br />
Hunderten von Fällen nachgewiesen<br />
wird.<br />
Millionen für den Nachlass des Mondfahrers<br />
Sebastian Moll<br />
steht dank El Chapo ebenfalls<br />
in NewYork im Stau.<br />
Neil Armstrong hortete zeit seines Lebens alle möglichen Dinge. 2000 von ihnen kamen nun unter den Hammer<br />
Neil Armstrongs<br />
Pilotenhelm<br />
AP/HERITAGE AUCTIONS<br />
Handgeschriebene Notizen, Anstecknadeln<br />
und eine Fahne,<br />
die mit ins All geflogen war –insgesamt<br />
2000 private Erinnerungsstücke<br />
von Neil Armstrong, dem ersten<br />
Mann auf dem Mond, wurden am<br />
Wochenende bei einer Auktion versteigert.<br />
Raumfahrt-Liebhaber gaben<br />
zusammen gut 6,5 Millionen<br />
Euro (7,45 Millionen Dollar) für die<br />
Memorabilien aus, wie das Auktionshaus<br />
Heritage Auctians in Dallas<br />
(US-Bundesstaat Texas) auf seiner<br />
Webseite mitteilte.Den höchsten Erlös<br />
mit fast 470 000 Dollar erzielte dabei<br />
eine Identifikationsplakette, die<br />
Armstrong (1930-2012) in der Mondlandefähre<br />
„Eagle“ bei<br />
sich hatte.<br />
Armstrong war seinerzeit<br />
Kommandant der<br />
Raumfähre Apollo 11.<br />
Mitihm flogen die Astronauten<br />
Buzz Aldrin und<br />
Michael Collins zum<br />
Mond. Armstrong steuerte<br />
am 20. Juli 1969 die<br />
Landefähre „Eagle“ und<br />
meldete sich mit den<br />
mittlerweile geflügeltenWorten„The<br />
Eagle has landed“ bei der Bodenstation<br />
auf der Erde.<br />
Noch berühmter sind seine<br />
Worte, die er sprach, als er dann einige<br />
Stunden später, am<br />
21. Juli 1969 (MEZ), als<br />
erster Mensch den Mond<br />
betrat: „Das ist ein kleiner<br />
Schritt für den Menschen<br />
…ein …riesiger<br />
Sprung für die Menschheit.“<br />
Armstrong pflegte<br />
zeitlebens seine Sammelleidenschaft<br />
und<br />
hob alles auf. Unter den<br />
mehr als 2000 Stücken, die seine<br />
Söhne versteigern ließen, war auch<br />
ein Raumanzug, den Armstrong<br />
1966 an Bord der Weltraummission<br />
Gemini 8getragen hatte. Erbrachte<br />
AFP/IMOTHY A. CLARY<br />
der Familie immerhin fast 110 000<br />
Dollar.<br />
„Es gibt Stücke, die einen zum<br />
Denken bringen, Stücke, die einen<br />
zum Lachen bringen, und Stücke,<br />
die einen dazu bringen, sich vor<br />
Staunen am Kopf zu kratzen“, sagte<br />
Armstrongs Sohn Mark vor der Versteigerung.<br />
Die Familie hatte bereits zuvor<br />
historische Objekte des Vaters dem<br />
Raumfahrtmuseum (National Air<br />
and Space Museum) in Washington<br />
überlassen. Zwei weitere Auktionen<br />
mit restlichen Stücken aus dem<br />
Nachlass sind für das kommende<br />
Jahr geplant. (dpa)<br />
Sneaker,<br />
Jeans und<br />
Knitterleder<br />
Stilkritik: Heiko Maas zieht<br />
den Anzug aus -warum nur?<br />
VonMarcus Weingärtner<br />
Heiko Maas gilt als Politiker neuer<br />
Prägung, der Außenminister<br />
macht auf dem internationalen Parkett<br />
zumeist eine gute Figur, ist alert<br />
und –für einen deutschen Politiker<br />
seit Gerhard Schröder eher ungewöhnlich<br />
– immer bemerkenswert<br />
gut angezogen. Maas’ Anzüge sitzen,<br />
seine Krawatten zeugen von Stilbewusstsein.<br />
Und wer einmal Gerhard<br />
Schröder in einer Badehose gesehen<br />
hat, der weiß, wie wichtig ein gut geschnittener<br />
Anzug für die Außenwahrnehmung<br />
sein kann.<br />
Waswar passiert? Der Außenminister<br />
kam zur Präsidiumssitzung der<br />
SPD in die Parteizentrale der Partei im<br />
Willy-Brandt-Haus.Der Termin hatte<br />
Maas offenbar daheim auf dem Sofa<br />
überrascht. Der Fahrer wartete wohl<br />
schon, da wirft man halt so über,was<br />
an derGarderobe hängt. Im Falle des<br />
Außenministers waren das eine Lederjacke,<br />
ein sogenannter Herrenschal<br />
und ein paar Sneaker zu einer<br />
dunklen Jeans. Kann man machen.<br />
Danach vielleicht noch ein Abstecher zu<br />
Curry 36? Weit ist’snicht. DPA/GREGOR FISCHER<br />
Bei Heiko Maas ergeben sich nur<br />
zwei Probleme. Erstens ist der Mann<br />
der Außenminister dieses Landes,<br />
man möchte ihn aus den einen oder<br />
anderen Gründen nicht in seiner Privatkleidung<br />
sehen. Auch Guido Westerwelle<br />
ließ sich in legerer Kleidung<br />
ablichten, doch diese bestand zumeist<br />
aus der zwar biederen, aber<br />
durchaus seriös daherkommenden<br />
Kombination Chino,Hemdund Pullover.<br />
Womit wir beim zweiten Problem<br />
wären: Maas’ Lederjacke sieht<br />
billig aus, nach Massenproduktion<br />
vom schwedischen Oberbekleidungsdiscounter,dessenzuglänzendes<br />
Leder,gar Kunstleder knittrig am<br />
Arm hängt und dort auch noch eine<br />
Idee zu lang ist. Das Schälchen des<br />
Außenministers dient offenbar der<br />
reinen Zierde, vor rund zehn Jahren<br />
war diese Art von Tuch en vogue,<br />
warum, das weiß heute kein Mensch<br />
mehr. Als ob das nicht schlimm genug<br />
wäre, trägt Maas dazu ein paar<br />
Hightop-Sneaker, die ihm inder Gesamterscheinung<br />
etwas von einem<br />
sympathischen Känguru verleihen.<br />
Dasist ganz süß.Wenn man 15 ist.<br />
Alldas kann manabtun und für irrelevant<br />
erklären, Maas ist eben nicht<br />
mehr jene Art Politiker, der in Zeiten<br />
nach dem Krieg und später im Kalten<br />
Krieg den Anzug wie eine Rüstung<br />
trug. Bei manchen Politikern dieser<br />
Zeiten hatte man das Gefühl, sie würden<br />
darin schlafen, so wenig konnte<br />
man sich Edmund Stoiber, Helmut<br />
Kohl oder Helmut Schmidt in sogenannter<br />
Leisure Wear, Freizeitkleidung,<br />
vorstellen. Aber will man das<br />
denn überhaupt? Eines muss man<br />
Maas allerdings lassen –sograuenhaft<br />
bekleidet wie sein Kollege von<br />
der CSU, Alexander Dobrindt, ist der<br />
Außenminister nicht einmal am<br />
Sonntagabend. Nicht mal in schwarzemKnitterleder.
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