07.11.2018 Aufrufe

Berliner Zeitung 06.11.2018

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Exklusiv: Die Rente im Osten steigt nächstes Jahr um 3,91 Prozent – Wirtschaft Seite 6<br />

Schluss mit<br />

Analog-TV<br />

in Berlin<br />

Seite 10<br />

8°/17°<br />

Wenige Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Ostdeutsche: Weltmeister<br />

im Wiederaufstehen<br />

Seite 3<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Lauschiger Ort:<br />

Teufelsberg als Denkmal<br />

Kommentar Seite 8, Berlin Seite 9<br />

Dienstag,6.November 2018 Nr.259 HA -74. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />

Die Mauer ist wieder da:<br />

Jetzt aber als App<br />

Netzwerk Seite 24<br />

Pakistan<br />

Freigesprochen<br />

und<br />

verschwunden<br />

VonWilli Germund<br />

Bei Pakistans Medien ist das große<br />

Schweigen ausgebrochen. In den<br />

Tageszeitungen findet sich keine<br />

Zeile über das Schicksal der 51-jährigen<br />

Christin Asia Bibi, die am vergangenen<br />

Mittwoch nach acht Jahren<br />

vom Obersten Gerichtshof des<br />

Landes von dem Vorwurf der Blasphemie<br />

freigesprochen wurde und<br />

damit ihrer Hinrichtung entging.<br />

Stattdessen<br />

berichten die<br />

Medien über<br />

eine Welle von<br />

Verhaftungen<br />

von Mitgliedern<br />

der extremistischen<br />

islamischen<br />

Organisation<br />

Tehreek-e-<br />

Asia Bibi<br />

saß acht Jahre Labaik Pakistan<br />

unschuldig in Haft. (TLP). Diese<br />

stand an der<br />

Spitzeder gewaltsamen Unruhen, die<br />

nach dem Freispruch Pakistans<br />

Städte teilweise lahmlegten.<br />

Doch über das Schicksal von Asia<br />

Bibi besteht weiter Ungewissheit. Ihr<br />

Ehemann Ashiq Masih appellierte am<br />

Sonntag verzweifelt an Regierungen<br />

in Europa: „Bitte gebt uns Asyl! Wir<br />

haben solche Angst. Es ist gefährlich<br />

für uns.“ Bibis Rechtsanwalt Saif Mulook<br />

flüchtete am Sonnabend aus Pakistan<br />

nach Europa, nachdem er<br />

Morddrohungen vonislamischen Extremisten<br />

erhalten hatte. Nicht einmal<br />

der Mann, der seit dem Jahr 2010<br />

hartnäckig für Asia Bibi kämpfte und<br />

durch alle Instanzen ging, weiß, wo<br />

sich seine Mandantin befindet. Ausländische<br />

Botschaften, die eng mit<br />

dem Fall befasst waren, hüllen sich in<br />

Schweigen. Diplomaten fürchten,<br />

ihre Botschaften könnten zum Ziel<br />

von Anschlägen werden, sollte ihre<br />

Rolle bekanntwerden.<br />

Die pakistanische Regierung hat<br />

als Reaktion auf die massiven Proteste<br />

einen fragwürdigen Handel mit<br />

der TLP abgeschlossen. Danach soll<br />

die Regierung sicherstellen, dass<br />

Asia Bibi das Land nicht verlassen<br />

kann. Außerdem wird die Regierung<br />

einen Revisionsantrag gegen den<br />

Freispruch nicht verhindern.<br />

Asia Bibi hatte seit 2010 in der Todeszelle<br />

gesessen. Diefünffache Mutter<br />

war 2009 festgenommen worden,<br />

weil sie sich bei einem Streit mit muslimischen<br />

Frauen abfällig über den<br />

Propheten Mohammed geäußerthaben<br />

soll. Nunentschieden die obersten<br />

Richter,die Vorwürfe seien erfunden.<br />

Das Oberste Gericht hatte den<br />

Fall zuvor aus Furcht vorExtremisten<br />

drei Jahrelang nicht angefasst.<br />

Karl-Marx-Allee wird verkauft<br />

Blick auf die Karl-Marx-Allee: zwischen dem Frankfurter Torund dem Strausberger Platz<br />

VonUlrich Paul<br />

Die berühmteste Wohnstraße<br />

der DDR wechselt<br />

den Besitzer. Von den<br />

rund 3000 im Zuckerbäckerstil<br />

errichteten Wohnungen an<br />

der Karl-Marx-Allee, einst Stalinallee,<br />

werden nach Recherchen der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> etwa 700 Wohnungen<br />

an die Deutsche Wohnen verkauft.<br />

Zwar gibt es offiziell noch<br />

keine Bestätigung über den neuen<br />

Eigentümer,doch die Sprecherin der<br />

DeutschenWohnen, Manuela Damianakis,<br />

sagte am Montag auf Anfrage:<br />

„Wir dementieren den Ankauf<br />

nicht.“<br />

DieDeutscheWohnen ist mit etwa<br />

110 000 Wohnungen in der Hauptstadtregion<br />

der größte private Vermieter,<br />

steht wegen einer rigiden<br />

Mieterhöhungspolitik aber in der Kritik.<br />

Mieterinitiativen haben erst kürzlich<br />

angekündigt, einen Volksentscheid<br />

mit dem Ziel der Enteignung<br />

des Unternehmens anzustreben. Die<br />

Mieter der verkauften Häuser an der<br />

Karl-Marx-Allee reagieren besorgt auf<br />

den Verkauf an die Deutsche Wohnen.<br />

„Wenn ich mir was wünschen<br />

dürfte, würde ich mir jeden anderen<br />

Käufer wünschen als die Deutsche<br />

Wohnen, weil sie keinen guten Leumund<br />

hat“, sagt der Vorsitzende des<br />

Die Deutsche Wohnen will ein Stück<br />

DDR-Geschichte erwerben. Es geht<br />

um 700 Wohnungen in der einstigen<br />

Stalinallee. Die Mieter sind in Sorge.<br />

Der Bezirk prüft, ob er für einen Teil<br />

der Häuser sein Vorkaufsrecht<br />

geltend macht.<br />

Mieterbeirats,NorbertBogedein. Die<br />

Deutsche Wohnen sei bekannt dafür,<br />

dass sie sich bei Mieterhöhungen<br />

nicht am Mietspiegel orientiere und<br />

die Mieten nach oben treibe.<br />

Ganz ohne Hoffnung sind die<br />

Mieter aber nicht. Sie setzen darauf,<br />

dass der Bezirk Friedrichshain-<br />

Kreuzberg von seinem gesetzlichen<br />

Vorkaufsrecht Gebrauch macht. Das<br />

ist theoretisch für einen der vier Blöcke<br />

mit etwa 80 Wohnungen möglich,<br />

der im Milieuschutzgebiet Weberwiese<br />

liegt. Verkauft ein Hausbesitzer<br />

in einem Milieuschutzgebiet<br />

seine Immobilie,hat der Bezirkzwei<br />

Monate Zeit, um in den Kaufvertrag<br />

einzutreten, wenn zu befürchten ist,<br />

dass die Ziele des Milieuschutzes<br />

ausgehebelt werden. Ausgeübt wird<br />

das Vorkaufsrecht meist zugunsten<br />

einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft.<br />

Nicht zum Zuge kommt<br />

das Vorkaufsrecht, wenn sich der<br />

Käufer schriftlich verpflichtet, die<br />

Ziele des Milieuschutzes einzuhalten.<br />

Eine solche Verpflichtung wird<br />

Abwendungsvereinbarung genannt.<br />

Der Baustadtrat von Friedrichshain-<br />

„Wenn ich mir was wünschen dürfte,<br />

würde ich mir jeden anderen Käufer<br />

wünschen als die Deutsche Wohnen, weil sie<br />

keinen guten Leumund hat.“<br />

Norbert Bogedein,<br />

Vorsitzender des Mieterbeirats im Wohngebiet an der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain<br />

Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne),<br />

sagte am Montag, er sei „höchst alarmiert“.<br />

Sollte die Deutsche Wohnen<br />

eine Abwendungsvereinbarung unterzeichnen<br />

wollen, strebe er unter<br />

anderem an, darin die Einhaltung<br />

der Mietpreisbremse als eine Bedingung<br />

festzuschreiben. Am Montagabend<br />

stellte der Bezirkden Mietern<br />

des betroffenen Wohnblocks das<br />

Verfahren des Vorkaufsrechts bei einer<br />

Informationsveranstaltung vor.<br />

Rund 50 Bewohner kamen.<br />

IMAGO<br />

Verkäufer der vier Wohnblöcke<br />

sind jeweils vier unterschiedliche Gesellschaften<br />

bürgerlichen Rechts, die<br />

vonder Predac Immobilien Management<br />

AG betreut werden. Die Predac<br />

informierte die Mieter per Schreiben<br />

über den Verkauf, nannte aber nicht<br />

den Namen Deutsche Wohnen. Mieter,<br />

die ein Vorkaufsrecht an ihrer<br />

Wohnung haben, würden vomNotar<br />

informiert, heißt es im Schreiben. Soweit<br />

sich aus den Mietverträgen Kündigungsbeschränkungen<br />

ergäben,<br />

seien „diese vonder Käuferin ebenso<br />

zu beachten“. Ferner habe die „Käuferin<br />

Verpflichtungen zum Mieterschutz“übernommen,<br />

die einst beim<br />

Ankauf eingegangen worden seien.<br />

Dazu gehört nach Recherchen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, dass Mieter,die<br />

–vereinfacht gesagt –vor 1994 in die<br />

Wohnungen eingezogen sind, dauerhaft<br />

vor Eigenbedarfskündigungen<br />

geschützt sind. Wie berichtet,<br />

waren Mieter im vergangenen Jahr<br />

zunächst lediglich darauf verwiesen<br />

worden, dass sie für mindestens<br />

zehn Jahre vor Eigenbedarfskündigungen<br />

sicher seien. Nach Akteneinsicht<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>stellte sich<br />

aber heraus, dass bei der Privatisierung<br />

der Wohnungen Ende 1993 für<br />

die Mieter ein lebenslanger Schutz<br />

vor Eigenbedarfskündigungen vereinbartworden<br />

war.<br />

Seehofer<br />

entlässt<br />

Maaßen<br />

Verfassungsschutz-Chef<br />

muss nun doch gehen<br />

Innenminister Horst Seehofer<br />

(CSU) versetzt den umstrittenen<br />

Verfassungsschutz-Präsidenten<br />

Hans-Georg Maaßen in den einstweiligen<br />

Ruhestand. Seehofer sagte<br />

am Montag in Berlin, das am Vortag<br />

öffentlich bekanntgewordene Manuskript<br />

einer Abschiedsrede Maaßens<br />

enthalte „inakzeptable Formulierungen“.<br />

Aus diesem Grund sei<br />

eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

nicht mehr möglich.<br />

Bis zur förmlichen Entscheidung<br />

des Bundespräsidenten über dieVersetzung<br />

in den einstweiligen Ruhestand<br />

sei der Verfassungsschutzpräsident<br />

vonseinen Aufgaben entbunden,<br />

sagte Seehofer.<br />

Stellvertreter übernimmt vorerst<br />

Grundfür die Entscheidung war eine<br />

Rede Maaßens vor internationalem<br />

Geheimdienst-Publikum, in der er<br />

von teilweise linksradikalen Kräften<br />

bei den Sozialdemokraten gesprochen<br />

hatte. Sich selbst bezeichnete<br />

Maaßen als Kritiker einer „naiven<br />

und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik“.<br />

Seehofer nannte dies<br />

eine „Grenzüberschreitung“. Natürlich<br />

sei er in diesem Zusammenhang<br />

auch„ein Stückweit menschlich enttäuscht“,<br />

sagte er. „Vordiesem Hintergrund<br />

ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

vonihm mit mir,aber<br />

auch mit allen Beteiligten in welcher<br />

Funktion auch immer nicht mehr<br />

möglich.“<br />

Maaßens Stellvertreter Thomas<br />

Haldenwang wird erstmal das Amt<br />

führen. Der 58-jährige Jurist arbeitet<br />

seit 2009 im Bundesamt für Verfassungsschutz.<br />

Seit August 2013 war er<br />

dortVizepräsident. Haldenwang studierte<br />

nach Abitur und Wehrdienst<br />

bei der Marine in Marburg/Lahn<br />

Rechtswissenschaften. (dpa)<br />

Politik Seite 5, Leitartikel Seite 8<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

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(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Zwischenwahl in den USA<br />

Eine Welle baut sich langsam auf. Sie<br />

kann eine beeindruckende Höhe<br />

und Kraft entfalten. Manchmal<br />

aber bricht sie, bevor sie das Ufer<br />

erreicht.<br />

Einen solchen Moment haben die US-Demokraten<br />

Anfang Oktober erlebt. Bis dahin<br />

war die Euphorie der Opposition über die<br />

bevorstehende „blaue Welle“ bei den Kongresswahlen<br />

an diesem Dienstag groß. Blau<br />

ist die Farbe der Demokraten. In New York<br />

war Alexandria Ocasio-Cortez, eine 29-jährige<br />

Parteilinke mit puertoricanischen Wurzeln,<br />

über Nacht zur Hoffnungsträgerin für<br />

die politische Wende im Repräsentantenhaus<br />

geworden. Und imstockkonservativen<br />

Texas feierten die Medien den demokratischen<br />

Senatskandidaten Beto O’Rourke<br />

schon als „neuen Kennedy“. Kaum jemand<br />

zweifelte, dass Präsident Donald Trump<br />

nach all seinen Lügen und Unverschämtheiten<br />

am Wahltag eine gewaltige Klatsche bekommen<br />

würde.<br />

Doch dann drückte Trump seinen umstrittenen<br />

Kandidaten für den obersten Gerichtshof,<br />

Brett Kavanaugh, trotz aller Missbrauchsvorwürfe<br />

durch –und die Zustimmungswerte<br />

der Demokraten stiegen nicht.<br />

Im Gegenteil: Die wilde Attacke des erzkonservativen<br />

Abtreibungsgegners gegen die<br />

MeToo-Bewegung elektrisierte die Trump-<br />

Basis.Hinzu kamen die gutenWirtschaftsdaten.<br />

Die Umfragekurve der Republikaner<br />

ging nach oben. Plötzlich erinnerten sich<br />

viele Demokraten an das Debakel von 2016,<br />

als die Favoritin Hillary Clinton gegen alle<br />

Prognosen den Einzug ins Weiße Haus verpasste.<br />

Seither sind die Auguren vorsichtig<br />

geworden.<br />

Erste Ergebnisse am frühen Mittwoch<br />

Kurz vor Öffnung der Wahllokale zeigt sich<br />

ein differenziertes Bild. Zur Mitte der präsidialen<br />

Amtszeit stehen das gesamte Repräsentantenhaus<br />

mit 435 Abgeordneten, ein<br />

Drittel des 100-köpfigen Senats sowie drei<br />

Dutzend Gouverneure zur Wahl. Bislang<br />

werden beide Kammerndes Kongresses von<br />

den Republikanern beherrscht. Um die<br />

Mehrheit im Senat zu gewinnen, bräuchten<br />

die Demokraten rein rechnerisch nur zwei<br />

Sitze hinzugewinnen. Im Repräsentantenhaus<br />

müssen sie 23 derzeit republikanische<br />

Mandate erobern. Doch dieWahrscheinlichkeit<br />

ist genau anders herum, als es die nackten<br />

Zahlen vermuten lassen: Alles spricht dafür,dass<br />

der Senat in republikanischer Hand<br />

bleibt. Im Repräsentantenhaus hingegen haben<br />

die Demokraten gute Chancen auf die<br />

Mehrheit.<br />

Wegen der sechsjährigen Amtszeit werden<br />

im Senat nämlich nur 35 Sitze neubesetzt.<br />

Diese Mandate befinden sich derzeit<br />

überwiegend in demokratischer Hand und<br />

müssen in tendenziell konservativen Staaten<br />

wie Nord-Dakota, Indiana oder Ohio gegen<br />

erstarkte Republikaner verteidigt werden.<br />

Deshalb könnte am Ende die republikanische<br />

Mehrheit im Senat sogar wachsen.<br />

Ganz anders sieht es im Repräsentantenhaus<br />

aus: Dortbeziffertder renommierteWahlforscher<br />

Nate Silver die Chance auf einen<br />

Machtwechsel in seiner aktuellen Prognose<br />

auf 85 Prozent. Im Durchschnitt rechnen die<br />

Demoskopen mit einem Zugewinn vonetwa<br />

35 Sitzen für die Demokraten. Allerdings sind<br />

die gemessenen Mehrheiten in den meisten<br />

51 Republikaner<br />

i<br />

235<br />

i<br />

zwei Senatoren pro Bundesstaat<br />

Anzahl entsprechend<br />

Einwohner des Bundesstaates<br />

Sitzverteilung<br />

SENAT<br />

insgesamt 100 Sitze<br />

35 werden neu gewählt<br />

9Republikaner und 26 Demokraten<br />

REPRÄSENTANTENHAUS<br />

wird vollständig neu gewählt<br />

435 Sitze<br />

zurzeit 7vakant<br />

GOUVERNEURE: 36 von 50 werden neu gewählt<br />

49 Demokraten<br />

Der US-Präsident nennt die „Midterms“ eine Schicksalswahl.<br />

Die Demokraten könnten die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern.<br />

Dem Land und den Beobachtern steht ein Nervenkrimi bevor.<br />

Warten auf die Welle<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

16 9 1 Unabhängiger 33<br />

26<br />

193<br />

BLZ/REEG; QUELLE: DPA<br />

umkämpften Bezirken knapp und liegen innerhalb<br />

der statistischen Fehlergrenze.<br />

Es wird also eine äußerst spannende<br />

Wahlnacht mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen<br />

erst am frühen deutschen Mittwochmorgen.<br />

Wegen der Briefwahlmöglichkeit<br />

und regionaler Besonderheiten kann es<br />

im schlimmsten Fall sogar noch Tage dauern,<br />

bis das Ergebnis feststeht.<br />

Alles hängt nun vonder Mobilisierung ab.<br />

Traditionell geben bei den Zwischenwahlen<br />

gerade einmal 40 Prozent der Amerikaner<br />

ihre Stimme ab. Mit seinen permanenten<br />

Tweets,einer Dauerbeschallung auf Kundgebungen<br />

und seinen hasserfüllten Attacken<br />

gegen Einwanderer versucht Trump, die Basis<br />

aufzuheizen. Dabei wird seine Rhetorik<br />

immer apokalyptischer: Die Demokraten<br />

nennt er inzwischen „Verbrecher“, den<br />

Flüchtlingstreck an der mexikanischen<br />

Grenzeeine „Invasion“ und die Einwanderer<br />

„den schlimmsten Abschaum“. Entscheidend<br />

wird sein, ob es den Demokraten gelingt,<br />

ihre eigenen Anhänger und unentschiedene<br />

Wähler in stärkerem Umfang zu<br />

aktivieren. Dabei setzt die Partei vor allem<br />

auf die Frauen in den Vorstädten, bei denen<br />

der Präsident wegen seiner sexistischen Rhetorik,<br />

seiner Schweigegeldzahlungen an Ex-<br />

Geliebte und der Parteinahme für Richter<br />

Kavanaugh überwiegend unbeliebt ist.<br />

Trump steht auf keinem Wahlzettel<br />

Erste Zahlen deuten auf eine ungewöhnlich<br />

hohe Zahl von Briefwählern hin. Zwar steht<br />

Donald Trump nirgendwo auf dem Wahlzettel.<br />

Aber natürlich geht es bei den „Midterms“<br />

um seine Politik. Wechselt die Mehrheit<br />

im Repräsentantenhaus, würde das für<br />

ihn das Ende seiner Gesetzgebungsprojekte<br />

bedeuten. Zentrale politische Vorhaben wie<br />

die Zerstörung der Krankenversicherung, die<br />

Finanzierung der Mauer zu Mexiko oder eine<br />

weitere Steuersenkung könnten vom Parlament<br />

blockiertwerden.Weil die Demokraten<br />

die Kontrolle über alle Ausschüsse erhielten,<br />

dürfte es auch für Trump persönlich unangenehm<br />

werden. Mit Sicherheit würden die<br />

Russland-Kontakte, seine Einschüchterungsversuche<br />

gegenüber der Justiz sowie<br />

seine Schweigegeldzahlungen untersucht<br />

und seine brisanten Steuerunterlagen angefordertwerden.<br />

Auch ein Impeachment-Verfahren<br />

könnte das Repräsentantenhaus einleiten.<br />

Zur eigentlichen Amtsenthebung bedarf<br />

esdann freilich einer Zweidrittelmehrheit<br />

im Senat.<br />

Trump selbst stilisiertdie Abstimmung zu<br />

einer Schicksalswahl herauf: „Alles, was wir<br />

bislang erreicht haben –und das ist monumental<br />

–, steht bei dieserWahl auf dem Spiel.<br />

Das ist eine der wichtigsten Wahlen unseres<br />

Lebens“, haut er bei seinen Kundgebungen<br />

gewaltig auf den Putz. Falls die Sache schief<br />

geht, hat er aber schon einen Schuldigen<br />

ausgemacht: Paul Ryan, den Mehrheitsführer<br />

der Republikaner im Repräsentantenhaus.<br />

Erhatte es gewagt, dem Präsidenten<br />

bei der von ihm angekündigten Änderung<br />

des Staatsbürgerschaftsrechts zu widersprechen,<br />

was ihm eine deftige verbale Abreibung<br />

Trumps einbrachte. Für sich selber<br />

baut der Präsident schon vor:„Meine Hauptaufmerksamkeit<br />

hat immer dem Senat gegolten,<br />

und da läuft es wirklich gut“, sagte er<br />

am Wochenende bei einer Kundgebung in<br />

Tennessee.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute erreichen die Höchstwerte15bis 17 Grad. Dazu ist der Himmel<br />

wechselnd bewölkt. Vielerortskommt auch die Sonne heraus. Der Wind<br />

weht nur schwach aus südöstlichen Richtungen. In der Nacht gibt eszeitweise<br />

klaren Himmel, ab und zu aber auch Wolken, und es werden bis<br />

7Grad gemessen.<br />

Biowetter: In der aktuellen Luftmasse<br />

fühlen sich viele Menschen<br />

unwohl. Der gesunde Tiefschlaf verläuft<br />

gestört. Kreislauf und Blutdruck<br />

sind mitunter Schwankungen 7°/15°<br />

Wittenberge<br />

unterworfen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 23 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 41 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 57 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 66%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 15Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

7°/17° 8°/15°<br />

Luckenwalde<br />

7°/17°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

wolkig wolkig wolkig<br />

8°/15° 8°/13° 6°/13°<br />

Prenzlau<br />

8°/15°<br />

Cottbus<br />

8°/17°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

9°/17°<br />

Aus dem Sturmtief Yaprak südwestlich von Island und Hoch Zouhir über Osteuropa<br />

ergeben sich bei uns südliche Winde, mit denen vor allem in höheren Luftschichten<br />

sehr warme Luft herantransportiert wird. Ihr steht kühlere und<br />

feuchtere Luft in Bodennähe gegenüber, sodass sich gebietsweise zäher Hochnebel<br />

bildet. Zwischen der Biskaya und Nordwestitalien besteht Unwettergefahr.<br />

Sylt<br />

7°/10°<br />

Hannover<br />

7°/16°<br />

Köln<br />

7°/17°<br />

Saarbrücken<br />

8°/16°<br />

Konstanz<br />

9°/18°<br />

Hamburg<br />

6°/16°<br />

Erfurt<br />

7°/15°<br />

Frankfurt/Main<br />

6°/16°<br />

Stuttgart<br />

8°/17°<br />

Rostock<br />

6°/13°<br />

Magdeburg<br />

7°/17°<br />

Nürnberg<br />

7°/16°<br />

München<br />

6°/19°<br />

Rügen<br />

7°/11°<br />

Dresden<br />

11°/16°<br />

Deutschland: Heute scheint immer<br />

wieder die Sonne, doch teilweise ziehen<br />

Wolken vorüber. Die Höchstwerte<br />

betragen 10 bis 19 Grad, die<br />

Tiefsttemperaturen 10 bis 6Grad.<br />

Der Wind weht nur schwach aus Südost.<br />

Morgen wird die Sonne gelegentlich<br />

von Wolken verdeckt. Dabei<br />

stehen 10 bis 17Grad inAussicht,<br />

und der Wind weht nur schwach aus<br />

südlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 9°-13°<br />

Nordsee: 11°-14°<br />

Mittelmeer: 17°-26°<br />

Ost-Atlantik: 12°-17°<br />

Mondphasen: 07.11. 15.11. 23.11. 30.11.<br />

Sonnenaufgang: 07:11 Uhr Sonnenuntergang: 16:27 Uhr Mondaufgang: 05:12 Uhr Monduntergang: 16:27 Uhr<br />

Lissabon<br />

17°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

12°<br />

Reykjavik<br />

8°<br />

Dublin<br />

13°<br />

London<br />

16°<br />

Paris<br />

18°<br />

Bordeaux<br />

14°<br />

Palma<br />

19°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

20°<br />

Trondheim<br />

7°<br />

Oslo<br />

9°<br />

Stockholm<br />

11°<br />

Kopenhagen<br />

11°<br />

Berlin<br />

15°<br />

Mailand<br />

17°<br />

Tunis<br />

21°<br />

Rom<br />

20°<br />

Warschau<br />

17°<br />

Wien<br />

17° Budapest<br />

17°<br />

Palermo<br />

22°<br />

Kiruna<br />

3°<br />

Oulu<br />

7°<br />

Dubrovnik<br />

20°<br />

Athen<br />

20°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

13°<br />

Kiew<br />

10°<br />

Odessa<br />

13°<br />

Varna<br />

15°<br />

Istanbul<br />

17°<br />

Iraklio<br />

21°<br />

Archangelsk<br />

6°<br />

Moskau<br />

6°<br />

Ankara<br />

18°<br />

Antalya<br />

25°<br />

Acapulco 33° heiter<br />

Bali 36° Gewitter<br />

Bangkok 34° heiter<br />

Barbados 29° Gewitter<br />

Buenos Aires 22° wolkig<br />

Casablanca 17° sonnig<br />

Chicago 11° bewölkt<br />

Dakar 29° heiter<br />

Dubai 32° sonnig<br />

Hongkong 28° heiter<br />

Jerusalem 18° heiter<br />

Johannesburg 24° wolkig<br />

Kairo 26° sonnig<br />

Kapstadt 19° heiter<br />

Los Angeles 22° sonnig<br />

Manila 31° heiter<br />

Miami 30° wolkig<br />

Nairobi 30° heiter<br />

Neu Delhi 27° sonnig<br />

New York 20° Regen<br />

Peking 12° wolkig<br />

Perth 18° Regen<br />

Phuket 33° wolkig<br />

Rio de Janeiro 25° bedeckt<br />

San Francisco 22° sonnig<br />

Santo Domingo 29° heiter<br />

Seychellen 28° heiter<br />

Singapur 32° Gewitter<br />

Sydney 35° bewölkt<br />

Tokio 21° Schauer<br />

Toronto 17° Schauer


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 3 *<br />

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Seite 3<br />

Hingefallen? Aufstehen!<br />

1991 besetzten die Arbeiter vom NähmaschinenwerkGörlitz ihren Betrieb. Er wurde verkauft. IMAGO<br />

Wie viele Lebensgeschichten<br />

passen auf einen kleinen, zerknitterten<br />

Zettel? An einem<br />

grauen Morgen Anfang Oktober<br />

sind es ein gutes Dutzend. Hans Bartosch<br />

holt den Zettel aus der Tasche seiner Cordhose,<br />

streicht ihn glatt, mit Kugelschreiber<br />

hat er Nummern darauf gekritzelt, Station,<br />

Zimmer, Bett. So merkt er sich, wen erbesucht<br />

hat. Hinter jeder Nummer steckt ein<br />

Leben.<br />

Hans Bartosch, 56, ist Seelsorger im Krankenhaus<br />

der Pfeifferschen Stiftungen in<br />

Magdeburg. Jeden Tag um 10 Uhr, wenn<br />

nach dem Morgentrubel auf den Stationen<br />

wieder Ruhe einkehrt, dreht er seine Runde,<br />

streift über die Gänge,„seinen Acker“, wie er<br />

sagt, klopft an die Zimmertüren. „Guten Tag,<br />

ich wollte mich mal vorstellen.“<br />

DieHälfte der Gespräche seien in diesem<br />

Moment schon zu Ende,sagt er.„Unddas ist<br />

okay so. Ich mache meinen Rundgang ohne<br />

Absichten, beiläufig, das ist entscheidend.<br />

DieMenschen sollen nicht den Eindruck haben,<br />

ich wollte sie bekehren oder irgendwie<br />

in ihrer Seele herumbohren.“ Die andere<br />

Hälfte öffnet sich meist vonalleine.„Dieentscheidenden<br />

Stationen ihres Lebens erzählen<br />

die Menschen nach ein paar Minuten.“<br />

Wie zerbrechlich so ein Leben sein kann<br />

An diesem Morgen war da zum Beispiel diese<br />

ältereDame,orthopädische Station, kaputte<br />

Knie.Vierzig Jahrelang hat sie als Kindergärtnerin<br />

in Halberstadt gearbeitet. „Wie viele<br />

Tonnen Kind die geschleppt haben muss!“,<br />

sagt Bartosch. Dann war da noch ein Taubenzüchter,<br />

ein Fußballtrainer, ein Schäfer.<br />

EinKrankenhaus ist auch ein Abbild der Gesellschaft.<br />

Undwas all diese Menschen eint,<br />

die Bartosch besucht: das Jahr 1989, das jedes<br />

Leben in Ostdeutschland in ein „Vorher“<br />

und ein „Nachher“ teilte.<br />

Bartosch selbst hat dieses Jahr im Westen<br />

erlebt. Er ist im Ruhrgebiet aufgewachsen,<br />

sein Vater war Pfarrer, die Mutter Hausfrau,<br />

ein Bruder starb, als er noch klein war, der<br />

andereist geistig schwerbehindert. Dashabe<br />

ihm gezeigt, wie zerbrechlich ein Leben sein<br />

kann, sagt Bartosch.<br />

Als junger Mann ist er in der Friedensbewegung<br />

aktiv,erstudiertTheologie und wird<br />

Seelsorger. Seitdem arbeitet er mit Menschen<br />

an Lebensgrenzen: Suchtkranke, Obdachlose,<br />

schwer erziehbare Jugendliche,<br />

und immer auch im Krankenhaus, von der<br />

Geburtsstation bis zum Hospiz.<br />

Nach dem Mauerfall entdeckt Bartosch<br />

seine Faszination für den Osten, der ihm unbekannt<br />

und aufregend erscheint. Als er mit<br />

49 nach einer Veränderung sucht, entdeckt<br />

er die Stelle als Seelsorger in Magdeburg.<br />

Auf den 9. November 1989 folgte ein radikaler wirtschaftlicher Bruch.<br />

Millionen Menschen verloren ihre Arbeit, mussten neu anfangen.<br />

Der Seelsorger Hans Bartosch hat mit Tausenden am Krankenbett<br />

über ihre Biografien gesprochen. Er weiß, was man<br />

von den Ostdeutschen lernen kann: Kraft und Geduld<br />

Seit sechs Jahren arbeitet er nun hier.<br />

Viele Bekannte haben ihn anfangs für verrückt<br />

erklärt. Waserdawolle,inMagdeburg,<br />

wo nur zehn Prozent der Menschen in der<br />

Kirche seien? Er aber habe soforteine Offenheit<br />

bei den Menschen gespürt, sagt er.Auch<br />

wenn sie bis heute sofort wüssten, dass er<br />

„Wessi“ sei, als hätten sie dafür eine spezielle<br />

Witterung.<br />

Der Wessi. Noch dazu Pfarrer. Wo die<br />

meisten im Osten doch mit der Kirche ihr Leben<br />

lang nichts zu tun hatten. Ihmdie Hand<br />

zu geben, sagt er, das sei für einen ehemaligen<br />

SED-General so,wie es für ihn wäre, Beatrix<br />

von Storch die Hand zu reichen. Und<br />

doch passiert esimmer wieder. Und dann<br />

weiß er,dass damit schon was erreicht ist.<br />

Bartosch sitzt in seinem Büro, vor dem<br />

Fenster Kastanien, auf seinem Schreibtisch<br />

ein Computer und die Bibel. Bartosch<br />

schenkt Kräutertee aus einer Thermoskanne<br />

in seine Tasse.„Für fast alle hat sich 1989 fast<br />

alles verändert“, sagt er, „vieles zum Guten,<br />

das wird manchmal vergessen.“ Das festzuhalten<br />

ist ihm wichtig, in den Krankenbetten<br />

liegen auch Menschen, die in der DDR im<br />

Gefängnis saßen.<br />

Aber Bartosch kann auch verstehen, dass<br />

die meisten ihm unter Klagen berichten, wie<br />

es ihnen damals ergangen ist.„DieWende,das<br />

ist nicht nur der 9. November 1989, das ist<br />

auch alles,was danach passiertist.“<br />

Er meint: den wirtschaftlichen Kollaps,<br />

der in seiner Radikalität historisch einmalig<br />

war.Von den 14 000 Betrieben, die allein die<br />

Treuhand verwaltete, wurden bis 1994 laut<br />

Bundeszentrale für politische Bildung 4000<br />

geschlossen, weil sie als nicht mehr rentabel<br />

galten. In den ersten zwei Jahren allein verloren<br />

2,1 Millionen Menschen ihre Arbeit, 1,4<br />

Millionen verließen den Osten, eine vergleichbare<br />

Wanderungsbewegung hat es in<br />

Deutschland nie gegeben. Biszum Jahr 2000<br />

stieg die Arbeitslosenquote in den neuen<br />

Bundesländern auf 18,7 Prozent, über die<br />

VonAnne Lena Mösken, Magdeburg<br />

Der Seelsorger Hans Bartosch im Krankenhaus der<br />

Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg B. PRITZKULEIT<br />

Jahre blieb sie dabei immer doppelt so hoch<br />

wie im Westen.<br />

An den Krankenbetten erfährt Hans Bartosch,<br />

was es mit einem Leben macht, wenn<br />

Abschlüsse nicht mehr gelten, ganzeBerufsbilder<br />

abgeschafft werden, Biografien nichts<br />

mehr wert sind; wenn Familien zerrissen<br />

werden, weil die Jobs nur noch im Westen zu<br />

finden sind; wenn auf einmal nichts mehr<br />

zählt, was ein Leben ausmachte.<br />

„Darüber ist lange nicht geredet worden“,<br />

sagt Bartosch. „Das ging auch gar nicht, das<br />

kommt erst jetzt.“ Dieeserlebt haben, waren<br />

zu beschäftigt damit, neu anzufangen, einmal,<br />

zweimal, immer wieder. Auch damit,<br />

die Kränkung, die eine komplette Entwertung<br />

des eigenen Lebens bedeutet, zu verarbeiten,<br />

den Schmerz. Unddas elende Nichtstun<br />

auszuhalten.<br />

„Was noch erzählt werden muss.“ So hat<br />

Hans Bartosch das Buch genannt, in dem er<br />

seine Begegnungen am Krankenbett aufgeschrieben<br />

hat. Es ist im Frühjahr erschienen.<br />

Und wer es liest, bekommt eine Vorstellung<br />

davon, welcher Schatz in diesen gesammelten<br />

Erfahrungen Ostdeutscher liegt. Denn<br />

hinter dem SchmerzkommenbesondereFähigkeiten<br />

zum Vorschein: immer wieder aufzustehen,<br />

offen zu sein für Neues, flexibel,<br />

selbstbewusst auch, etwas ganz anderes zu<br />

machen als zuvor.<br />

Über diese Kompetenz, die viele Ostdeutsche<br />

sich nach der Wende mühevoll aneignen<br />

mussten, ist bisher wenig geredet worden.<br />

Dabei ist sie der Kern dessen, was seit einigen<br />

Jahren von Unternehmen und Politik<br />

als Voraussetzung für den Arbeitsmarkt der<br />

Zukunft angesehen wird. Das Stichwort<br />

heißt„Employability“, zu deutsch: Beschäftigungsfähigkeit.<br />

Mankönnte es auch Arbeitsmarktfitness<br />

nennen.<br />

Im vergangenen Jahr veröffentlichte<br />

McKinsey eine Studie,inder Wissenschaftler<br />

vorrechneten, dass durch die Automatisierung<br />

allein in Deutschland bis zum Jahr 2050<br />

knapp die Hälfte aller Arbeitsplätze wegfallen<br />

könnte. Besonders betroffen: die Industrie.<br />

Aber auch in allen anderen Berufsfeldern<br />

sind massive Umwälzungen zu erwarten.<br />

Es wird in nicht allzu ferner Zukunft<br />

kaum noch Jobs geben, die nicht zumindest<br />

in Teilen vonRoboternund Computernerledigt<br />

werden können, so die Forscher.<br />

Weralsoberuflich überleben will, wirdgezwungen<br />

sein, sich permanent weiterzubilden<br />

und umzuschulen. Wie die Ostdeutschen<br />

nach 1989.<br />

Hans Bartosch hatinseinemBuch kleine<br />

Dialoge zwischen den Patienten festgehalten,<br />

Dialoge wie dieser, zwei Männer, einer<br />

um die fünfzig, einer um die sechzig:„Na, un’<br />

denn, nach de’ Wende, damusst’n wr janz<br />

schnell lern’n, dat wer mit viel’m janz von<br />

vorn musstn anfang’n“, sagte der eine. „Jut,<br />

aber det ham wer dem Westen jetze voraus.<br />

Flexibel, dynamisch, det ham wer druffe.“<br />

Man kann diesen Wortwechsel zynisch finden<br />

–inihm steckt aber auch ein feiner Humor,<br />

der eine Bereitschaft signalisiert, das<br />

Leben so zu nehmen, wie es kommt. Psychologen<br />

sprechen vonResilienz, vonderWiderstandsfähigkeit<br />

in Lebenskrisen. Auch die<br />

kann man vielen Ostdeutschen attestieren.<br />

Hans Bartosch sagt: „Die innere und äußerliche<br />

Beweglichkeit der Menschen hier<br />

wird unterschätzt. Sie fallen auf die<br />

Schnauzeund machen woanders weiter.Das<br />

haben die Ostdeutschen uns voraus, davor<br />

ziehe ich den Hut.“<br />

Erst fragen, dann zuhören<br />

Es geht darum, das Scheitern umzudeuten.<br />

Ein neuen Blick auf diese Patchworkbiografien<br />

zu werfen, die nicht geradlinig, sondern<br />

voller Umwege sind. In Leipzigzum Beispiel<br />

hat Cornelia Stieler, die vor der Wende Ingenieurin<br />

war und danach erst arbeitslos und<br />

dann Marketingexpertin im Verlagswesen<br />

wurde, die Agentur Ostzigartig gegründet.<br />

Siebietet Coaching für Menschen mit Ostbiografien<br />

an und bringt ihnen bei, ihr Potenzial<br />

zu erkennen. Cornelia Stieler ist heute<br />

eine sehr beschäftigte Frau.<br />

In einer Episode im Buch steht Bartosch<br />

am Bett vonFrauN., Mitte sechzig, InnereStation,<br />

die ihn streng anschaut, als sie erfährt,<br />

dass er aus dem Westen kommt. „Haben Sie<br />

schlechte Erfahrungen mit Westdeutschen?“,<br />

fragt er.Viele,antwortet die Frau, und erzählt,<br />

wie ihr Mann einmal voneinem Wessigefragt<br />

wurde, oberfroh sei, nicht mehr russisch<br />

sprechen zu müssen. Es ist nur eine lustige<br />

Anekdote,nicht jeder im Westen weiß so wenig<br />

über die ehemalige DDR. Aber, und das<br />

will Hans Bartosch sagen: Es ist Zeit, den Ostdeutschen<br />

endlich mehr Fragen zu stellen.<br />

Unddann zuzuhören.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Politik<br />

Familie will<br />

Khashoggis<br />

Leichnam<br />

Beisetzung im saudischen<br />

Medina geplant<br />

VonFrank Nordhausen<br />

Fünf Wochen nach dem Mord an<br />

dem saudi-arabischen Journalisten<br />

Jamal Khashoggi im Istanbuler<br />

Konsulat seines Landes konzentrieren<br />

sich Angehörige und Ermittler<br />

auf den Verbleib seiner Leiche. Khashoggis<br />

Söhne haben die Regierung<br />

in Riad aufgefordert, ihnen den<br />

Leichnam zu übergeben. Siewollten<br />

ihren Vater auf einem Friedhof im<br />

saudi-arabischen Medina beisetzen,<br />

sagte Salah Khashoggi am Sonntag<br />

dem US-Sender CNN; er habe mit<br />

den Behörden darüber gesprochen<br />

und hoffe,„dass das bald passiert“.<br />

Nach anfänglicher Leugnung<br />

hatte Saudi-Arabien Ende Oktober<br />

zugegeben, dass der 59-jährige Jamal<br />

Khashoggi einem Mord zum Opfer<br />

gefallen war, als er ins Istanbuler<br />

Konsulat ging, um dort Papiere für<br />

seine geplante Hochzeit abzuholen.<br />

Laut türkischen Medien wurde der<br />

prominente Regierungskritiker und<br />

Kolumnist der Washington Post sofort<br />

nach dem Betreten des Gebäudes<br />

erwürgt und anschließend zerstückelt.<br />

Ein türkischer Beamter<br />

hatte der Washington Post zudem<br />

mitgeteilt, dass Khashoggis Leichnam<br />

in Säure aufgelöst worden sei,<br />

um alle Spuren zu verwischen. Das<br />

bestätigte ein Präsidentenberater.<br />

Eine ähnliche Aufgabe soll ein<br />

Team saudischer „Tatortreiniger“<br />

befolgt haben, das neun Tage nach<br />

demVerschwinden Khashoggis nach<br />

Istanbul geschickt wurde, um„Beweise<br />

zu vernichten“, wie die regierungsnahe<br />

Istanbuler <strong>Zeitung</strong> Sabah<br />

am Montag berichtete. Das elfköpfige<br />

Team habe eine Woche lang im<br />

Konsulat gearbeitet, bevor es am 17.<br />

Oktober wieder abreiste –dem Tag,<br />

an dem Saudi-Arabien der Türkei<br />

endlich gestattete, das Konsulat zu<br />

durchsuchen. Im Konsulatsgarten<br />

fanden die Fahnder nach offiziellen<br />

Angaben trotzdem nicht näher bezeichnete<br />

„biologische Beweise“.<br />

Thema im UN-Menschenrechtsrat<br />

DieTürkei ist nach Regierungsangaben<br />

im Besitz von Aufzeichnungen,<br />

die den Tathergang exakt dokumentieren.<br />

Staatspräsident Recep Tayyip<br />

Erdogan, der kritische Journalisten<br />

in der Türkei selbst verfolgen lässt,<br />

behauptete in einem Gastkommentar<br />

für die Washington Post, der Befehl<br />

für den „politischen Mord“ sei<br />

vonden „höchsten Ebenen“ der saudischen<br />

Regierung gekommen. Allerdings<br />

glaube er „nicht eine Sekunde<br />

lang“, dass König Salman<br />

schuldig sei. Politische Beobachter<br />

in Ankara schließen daraus, dass es<br />

Erdogan darum gehe,den faktischen<br />

saudischen Herrscher und Türkei-<br />

Kritiker Kronprinz Mohammad bin<br />

Salman zu schwächen.<br />

In Saudi-Arabien wurden zwar 18<br />

Personen im Zusammenhang mit<br />

der Tatfestgenommen. Zudem hat<br />

Riad am Montag vor dem UN-Menschenrechtsrat<br />

Aufklärung versprochen.<br />

Doch die UN-Hochkommissarin<br />

für Menschenrechte, Michelle<br />

Bachelet, hat Zweifel an einer unabhängigen<br />

saudischen Untersuchung<br />

geäußert und die Beteiligung internationaler<br />

Experten gefordert.<br />

Gedenkveranstaltung zu Ehren des ermordeten<br />

Journalisten Khashoggi<br />

AP<br />

Die CDU-Integrationspolitiker<br />

kommen an diesem<br />

Dienstag in Hannoverzusammen.<br />

Das Motto der<br />

Partei in der Integrationspolitik sei,<br />

Chancen zu bieten und gleichzeitig<br />

„klare Kante zeigen“, sagt Annette<br />

Widmann-Mauz, Integrationsbeauftragte<br />

der Bundesregierung.<br />

Frau Widmann-Mauz, was unterscheidet<br />

die CDU-Integrationspolitik<br />

vonjener der SPD?<br />

DieCDU stand immer dafür,Menschen<br />

darin zu stärken, ihren Beitrag<br />

für die Gesellschaft zu leisten und<br />

nicht auf Almosen zu setzen. Es ist<br />

gut, dass es in der Koalition einen<br />

Grundkonsens darüber gibt, dass Integration<br />

auf der Grundlage unserer<br />

gemeinsamen Rechts- undWerteordnung<br />

stattfindet. Aber natürlich ringen<br />

wir um die Sachfragen. Nehmen<br />

Sie das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz:<br />

Wir brauchen eine<br />

Steuerung der Migration, die eine<br />

Antwort auf den Fachkräftebedarf<br />

unserer Wirtschaft gibt. Aber wir<br />

müssen falsche Anreize ausschließen.<br />

Deshalb braucht es eine klare<br />

Trennung zwischen Asyl- und Einwanderungsrecht.<br />

Aber Union und SPD sehen doch für<br />

abgelehnte, aber gut integrierte Asylbewerber<br />

die Möglichkeit zum Verbleib<br />

in Deutschland vor.<br />

Und das ist auch richtig. Denn<br />

niemand versteht, warum gut integrierte<br />

Menschen mit einer Duldung,<br />

die auf dem Arbeitsmarkt Fuß<br />

gefasst haben, abgeschoben werden<br />

sollen, um sie dann über einen anderen<br />

Weg wieder anzuwerben. Deshalb<br />

war es mir wichtig, für gut Integrierte,die<br />

bereits im Land sind, eine<br />

pragmatische Lösung zu finden.<br />

„Isch kandidiere“<br />

Die CDU sucht eine neue Führung, aber nicht jeder darf antreten. Und Merkel sagt, was sie mit Merz verbindet<br />

VonDaniela Vates<br />

Eswäre ein interessantes Experiment<br />

gewesen, den ehemaligen<br />

CDU-Generalsekretär zu reaktivieren.<br />

Peter Tauber hat für den CDU-<br />

Parteivorsitz folgende Assoziation<br />

gehabt: „Jetzt fehlt nur noch Horst<br />

Schlämmer“, twitterte Tauber, jetzt<br />

Staatssekretär im Verteidigungsministerium,<br />

angesichts der zwölf Kandidaten,<br />

die Interesse daran angemeldet<br />

haben, Angela Merkel an der<br />

Spitze der CDU zu beerben. In dem<br />

Kinofilm „Isch kandidiere!“ von2009<br />

spielt der Komiker Hape Kerkeling<br />

einen Außenseiter-Bundeskanzlerkandidaten.<br />

Statt einem Generalsekretär, der<br />

in der CDU-Zentrale einen Komiker<br />

als Parteichef empfiehlt, trat allerdings<br />

die Noch-Amtsinhaberin Angela<br />

Merkel nach der Klausurtagung<br />

der CDU-Spitze vor die Presse. Und<br />

sie blieb sehr nüchtern. Es gebe jetzt<br />

zwar zwölf potenzielle Bewerber,<br />

dies allerdings bedeute nicht, dass<br />

letztlich auch so viele Kandidaten<br />

„Kulturelle Vielfalt<br />

erzeugt auch<br />

Konflikte“<br />

Die Integrationsbeauftragte Annette<br />

Widmann-Mauz über Einwanderung und<br />

Der Wettstreit um den künftigen<br />

CDU-Vorsitz ist auch ein Richtungsstreit.<br />

Haben SieSorge, dass dieser am<br />

Thema Zuwanderung und Integration<br />

ausgetragen wird?<br />

Die Integration ist eines der<br />

wichtigsten Zukunftsthemen unseres<br />

Landes. Deshalb ist es richtig,<br />

Integration zum Thema zu machen.<br />

Wichtig ist, nicht beim Beschreiben<br />

von Problemen stehen zu bleiben.<br />

Die Bürger wollen keine Problembeschreiber,<br />

sondern Problemlöser.<br />

Das haben auch die zurückliegenden<br />

Landtagswahlen gezeigt. Ja,<br />

Einwanderung schafft auch Probleme,<br />

die wir angehen müssen.<br />

Aber unser Land hat langfristig immer<br />

von Einwanderung profitiert –<br />

besonders dann, wenn wir uns bewusst<br />

für Integration entschieden<br />

haben. Nach diesem Willen, die Zukunft<br />

zu gestalten, sehnt sich auch<br />

die Partei.<br />

auf dem Parteitag anträten. Schon<br />

beim Schaulaufen an der Parteibasis,<br />

den acht Regionalkonferenzen,<br />

hat die CDU-Spitze ein erstes Sieb<br />

eingebaut: Als Kandidaten vorstellen<br />

können sich dort nur CDU-Mitglieder,<br />

die von einer der Parteigliederungen<br />

von Kreisverband bis Bundesvorstand<br />

nominiertworden sind.<br />

Zunächst war das am Montag lediglich<br />

CDU-Generalsekretärin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer,die vonihrem<br />

Landesverband Saarland ins<br />

Rennen geschickt wird.<br />

Die zwei anderen prominenten<br />

Kandidaten, Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn und Ex-Unions-Fraktionschef<br />

Friedrich Merz, kommen<br />

beide aus Nordrhein-Westfalen,<br />

dürften also vermutlich eher von einem<br />

Kreisverband vorgeschlagen<br />

werden.Vonden neun übrigen Interessenten<br />

haben der <strong>Berliner</strong> Jura-<br />

Student Jan-Philipp Knoop, der hessische<br />

Unternehmer Andreas Ritzenhoff<br />

und der Bonner Staatsrechts-Professor<br />

Matthias Herdegen<br />

ihr ernsthaftes Interesse bekundet.<br />

den Standpunkt der CDU<br />

Deutschland habe langfristig immer von Zuwanderung profitiert, sagt Widmann-Mauz im Gespräch.<br />

Vorzwei Jahren beschloss der CDU-<br />

Parteitag eine Abkehr von der doppelten<br />

Staatsbürgerschaft für türkeistämmige<br />

Menschen in Deutschland,<br />

die Kanzlerin setzt sich seither darüber<br />

hinweg. Zuletzt stellte auch<br />

CDU-Generalsekretärin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer die doppelte<br />

Staatsbürgerschaft infrage. Ist sie ein<br />

Auslaufmodell?<br />

ZUR PERSON<br />

Annette Widmann-Mauz, 52, ist seit März Beauftragte der Bundesregierung für Migration,<br />

Flüchtlingeund Integration im Kanzleramt. Die Tübingerin ist außerdem seit drei Jahren Vorsitzende<br />

der Frauen-Union, der alle weiblichen Mitglieder der CDU angehören.<br />

Richtig ist: DieStaatsbürgerschaft<br />

vermittelt Zugehörigkeit, sie ist<br />

wichtig für die Integration. Denn nur<br />

die Staatsangehörigkeit eröffnet alle<br />

demokratischen Rechte. Mich treibt<br />

die Frage um, was nach wie vor so<br />

viele Menschen daran hindert, die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen,<br />

obwohl sie die Voraussetzungen<br />

dafür erfüllen. Aufder anderen<br />

Seite gibt es Menschen, die von<br />

Geburt an deutsche Staatsbürger<br />

sind, sich diesem Land aber nicht<br />

zugehörig fühlen. Diesen Fragen<br />

müssen wir uns stellen. Denn die<br />

Frage der Zugehörigkeit ist komplizierter,als<br />

die Debatte um den Doppelpass,<br />

der die Ausnahme bleiben<br />

muss,glauben macht.<br />

Ritzenhoffs Kreisverband Marburg<br />

allerdings hat bereits frühzeitig erklärt,<br />

die Kandidatur ihres Mitglieds<br />

nicht zu unterstützen. Bei einigen<br />

der weiteren Bewerber sei noch offen,<br />

ob ihr Bewerbungsschreiben<br />

mehr sei als eine augenblickliche<br />

Laune, hieß es in der CDU. Erwartet<br />

wird, dass auf den Regionalkonferenzen<br />

lediglich eine Handvoll Kandidaten<br />

auftritt. Ab kommender Woche<br />

bis kurz vor dem Parteitag Anfang<br />

Dezember sind die Konferenzenangesetzt.<br />

DemKoalitionsvertrag verpflichtet<br />

Eine erneute Blockade der Koalitionsarbeit<br />

in Berlin wollte Merkel im<br />

Vorsitzwechsel ihrer Partei nicht sehen.<br />

Auch international müsse es<br />

wegen eines solchen demokratischen<br />

Prozesses in der CDU „keinerlei<br />

Sorge“ geben. „Ich glaube, dass<br />

das, was wichtig ist, weitergeht“,<br />

sagte Merkel. Die Partei fühle sich<br />

dem Koalitionsvertrag verpflichtet.<br />

Einer, dem in Teilen der CDU zumindest<br />

zugetraut wird, die Koalition<br />

Vertieft das Reden über Integration<br />

die Spaltung der Gesellschaft?<br />

Integration ist per se nicht spalterisch,<br />

im Gegenteil. Aber Populisten<br />

instrumentalisieren das Thema, um<br />

zu spalten. Das dürfen wir nicht zulassen.<br />

Wir sollten selbstbewusst die<br />

Stärken unseres vielfältigen Landes<br />

herausstellen –ohne dabei blauäugig<br />

zu sein. Kulturelle Vielfalt erzeugt<br />

im täglichen Miteinander auch Reibung<br />

und Konflikte.Etwa das Unverständnis,<br />

wenn Eltern ihrem Kind<br />

die Teilnahme an einer Klassenfahrt<br />

versagen. Gerade in diesen Fällen ist<br />

es wichtig, den Dialog zu suchen. Mit<br />

Populismus ist hier niemandem gedient,<br />

am wenigsten den Kindern.<br />

Nach den USA, Ungarn und Australien<br />

zieht sich jetzt auch Österreich<br />

aus dem geplanten Migrationspakt<br />

der Vereinten Nationen zurück, die<br />

AfD fordert die Bundesregierung auf,<br />

dem Beispiel Österreichs zu folgen.<br />

Wasmeinen Sie?<br />

DieBundesregierung hat den Migrationspakt<br />

mit- und deutsche Interessen<br />

hineinverhandelt. Er soll<br />

durch Fluchtursachenbekämpfung<br />

auch dazu beitragen, dass Menschen<br />

sich gar nicht erst auf den Wegmachen<br />

müssen. Migration und Flucht<br />

sind eine globale Herausforderung –<br />

da ist es doch nur logisch, auf internationaler<br />

Bühne nach Lösungen zu<br />

suchen und Empfehlungen auszuarbeiten.<br />

Denn darum geht es: um<br />

Empfehlungen, nicht um Vorgaben.<br />

Es wäre schlicht widersinnig und<br />

verantwortungslos, sich aus Furcht<br />

vorDebatten über Zuwanderung aus<br />

internationalen Verhandlungen zu<br />

stehlen.<br />

DasGespräch führte<br />

Marina Kormbaki.<br />

ISTOCKPHOTO; IMAGO<br />

durch harsche Töne oder inhaltliche<br />

Schwerpunktsetzung ins Wanken zu<br />

bringen, war gar nicht da: Friedrich<br />

Merz gehörtdem Parteivorstand, der<br />

sich in Berlin zur Parteitagsvorbereitung<br />

zurückgezogen hatte, nicht an.<br />

Wie sie als Kanzlerin mit einem Parteivorsitzenden<br />

zusammenarbeiten<br />

würde, der sich mit seinen Vorschlägen<br />

gegen sie stellt, darüber wollte<br />

Merkel lieber nicht sprechen. Spekulationen<br />

seien das,schließlich sei ein<br />

Vorsitzender noch gar nicht gewählt.<br />

Zu ihrem Verhältnis zu Merz ließ<br />

sie so viel aber dann doch wissen. Sie<br />

seien beide politikbegeistertund hätten<br />

„immer Lösungen gefunden“. Sie<br />

habe jedenfalls keinen Zweifel, dass<br />

sie „auch mit Friedrich Merz“zusammenarbeiten<br />

könne –„wenn es sich<br />

ergibt“. Siesei jedenfalls nicht nur bereit,<br />

sondern auch gewillt, die gesamte<br />

Wahlperiode zu regieren. „Eine<br />

Bereitschaft ohne Wille ist mir nicht<br />

bekannt“, sagte Merkel. Mitglieder<br />

des Parteivorstands berichteten, die<br />

Kanzlerin sei so gelöst wie selten zuvor.<br />

Demonstrative<br />

Einigkeit der<br />

SPD-Spitze<br />

Vorverlegung des<br />

Parteitages ist vom Tisch<br />

VonAndreas Niesmann<br />

Ob er das wohl mit Absicht<br />

macht? Da marschiert Andrea<br />

Nahles in das Foyer des Willy-<br />

Brandt-Hauses,eingerahmt vonden<br />

wichtigsten Politikerinnen ihrer Partei<br />

– Manuela Schwesig, Katarina<br />

Barley, Franziska Giffey, Svenja<br />

Schulze, Malu Dreyer –die gemeinsam<br />

strahlen, als hätte die SPD gerade<br />

die absolute Mehrheit gewonnen,<br />

und werpostiertsich hinter der<br />

Chefin und zieht ein Gesicht wie drei<br />

Tage Regenwetter? Genau –immer<br />

dieser Ralf Stegner.<br />

Ansonsten stört nichts die Inszenierung<br />

an diesem Montag im Willy-<br />

Brandt-Haus. Und das will schon<br />

was heißen, denn im Vorfeld der<br />

Klausur von SPD-Präsidium- und<br />

Vorstand hatte es in der Partei an allen<br />

Ecken und Enden gebrannt. Nur<br />

mit Mühe konnten eine Diskussion<br />

um die Zukunft<br />

vonAndrea Nahles<br />

verhindert<br />

werden – und<br />

mit dem trotzigen<br />

Satz der Vorsitzenden<br />

in der<br />

Süddeutschen<br />

AP<br />

SPD-Chefin<br />

Andrea Nahles<br />

<strong>Zeitung</strong>, wer<br />

glaube, esbesser<br />

zu können, solle<br />

sich eben melden.<br />

Natürlich hat sich niemand<br />

Ernstzunehmendes gemeldet.<br />

Das war der erste Erfolg, den die<br />

SPD-Chefin bei der Sitzung der Führungsgremien<br />

für sich verbuchen<br />

konnte.Der zweite war,dass die Diskussion<br />

um eine Vorverlegung des<br />

Parteitages fürs Erste vom Tisch ist.<br />

Unter anderem hatte Juso-Chefin<br />

Kevin Kühnert einen früheren Termin<br />

des Delegiertentreffens gefordert.<br />

Nahles ließ am Montag den<br />

Vorstand darüber abstimmen. Ergebnis:<br />

Nur eine Handvoll Spitzengenossen<br />

war auf Kühnerts Seite,der<br />

Rest unterstützte die Chefin.<br />

Und daesfür die gerade so gut<br />

lief, versuchte Andrea Nahles gleich<br />

noch, einen dritten Punkt zu machen:<br />

Mit der schlechten Laune in<br />

der Partei soll nun Schluss sein. „Wir<br />

haben uns untergehakt und setzen<br />

auf die Kraft des Zusammenhalts“,<br />

diese Botschaft verkündet Nahles in<br />

die Kameras, während hinter ihr zumindest<br />

der Großteil des sozialdemokratischen<br />

Führungspersonals<br />

um die Wette lächelt.<br />

Es ist ein bemerkenswerter Auftritt.<br />

Angesichts der Umfragen, die<br />

die SPD bei 13 bis 14 Prozent sehen,<br />

und auch deshalb,weil Nahles außer<br />

der vermeintlich guten Laune wenig<br />

mitgebracht hat. Nur ein paar dürre<br />

Zeilen hat der Beschluss, den der<br />

Parteivorstand an diesem Tagfasst.<br />

Erstens will die SPD bis Ende des<br />

Jahres einige wichtige inhaltliche<br />

Fragen klären, um Profil zu gewinnen.<br />

Zweites holt Nahles sich jetzt<br />

auch vom Vorstand den Auftrag ab,<br />

mit der Union Gespräche über die<br />

künftige Zusammenarbeit in der Koalition<br />

zu führen. Den gleichen Auftrag<br />

hatte sie in der vergangenenWoche<br />

bereits vom Präsidium bekommen,<br />

und angesichts der personellen<br />

Veränderung in der Union sind<br />

solche Gespräche ja eigentlich die<br />

pureSelbstverständlichkeit.<br />

Präsidiumsmitglied Udo Bullmann,<br />

der bei der Europawahl im<br />

Mai mit Katarina Barley als Spitzenduo<br />

antritt, gibt sich nach der Tagung<br />

erleichtert. „Dass meine Partei<br />

derart leidenschaftlich diskutiert,<br />

zeigt doch nur, dass unsere Leute<br />

noch für etwas brennen“, sagt er der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). „Bei der Klausurtagung<br />

habe wir das geklärt, weshalb<br />

ich sie als sehr reinigend empfunden<br />

habe“, so Bullmann weiter.<br />

„Jetzt muss gelten: Volle Konzentration<br />

auf die Europawahl und den<br />

Streit mit dem politischen Gegner.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 5 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

AfD will<br />

Regierung<br />

verklagen<br />

Partei prangert Diskussion<br />

um Verfassungsschutz an<br />

VonJan Sternberg<br />

Die AfD will die Bundesregierung<br />

vor dem Europäischen Gerichtshof<br />

für Menschenrechte in<br />

Straßburgverklagen. DiePartei sieht<br />

sich durch die Diskussion über eine<br />

mögliche Beobachtung durch den<br />

Verfassungsschutz in ihrer Chancengleichheit<br />

verletzt, teilte der AfD-<br />

Bundestagsabgeordnete Roland<br />

Hartwig am Montag in Berlin mit.<br />

Hartwig leitet eine vom AfD-Bundesvorstand<br />

eingesetzte „Arbeitsgruppe<br />

Verfassungsschutz“.<br />

Zugleich gehe die Partei gegen Extremisten<br />

in den eigenen Reihen vor.<br />

Mehrere„problematische Mitglieder“<br />

seien in den vergangenen Wochen<br />

„aus freien Stücken“ ausgetreten,<br />

sagte der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen.<br />

Sonst müsse man den „mühsamen<br />

und zeitraubenden Weg“ eines<br />

Parteiausschlussverfahrens gehen,<br />

wie etwa bei dem antisemitischen<br />

Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon<br />

in Baden-Württemberg.<br />

Die AfD fährt also eine Doppel-<br />

Strategie: Nach innen soll aufgeräumt<br />

werden, nach außen geklagt –sowohl<br />

juristisch als auch medial. Das Verfahren<br />

in Straßburg sei nur der Anfang.<br />

Sollte eine Beobachtung kommen,<br />

werde man „massiv juristisch<br />

dagegen vorgehen“, sagte Hartwig.<br />

Zudem sei ein zweites Gutachten bei<br />

dem Freiburger Staatsrechtler Dietrich<br />

Murswiek bestellt, das die Auswirkungen<br />

einer Verfassungsschutz-<br />

Beobachtung auf Beamte in der AfD<br />

untersuche. Diese hätten voraussichtlich<br />

erst dann Nachteile, wenn<br />

die Partei verboten würde.<br />

AfD-Vorsitzender Jörg Meuthen wehrt<br />

sich gegen Kritiker.<br />

DPA/SOEREN STACHE<br />

Medial versucht die AfD-Spitze,<br />

ihre Kritiker als Feinde der Meinungsfreiheit<br />

darzustellen. „Die<br />

Meinungsfreiheit ist am stärksten<br />

gefährdet durch diejenigen, die am<br />

lautesten nach einer Beobachtung<br />

der AfD durch den Verfassungsschutz<br />

fordern“, sagte Meuthen.<br />

Undsein Co-Vorsitzender Alexander<br />

Gauland stellte klar:„Wir lassen uns<br />

nichts von unserem Programm abhandeln.“<br />

Er stellte sich aber auch<br />

klar gegen seinen Parteifreund Björn<br />

Höcke. Der Thüringer Landeschef<br />

hatte am Wochenende seine Partei<br />

vor Panik angesichts einer möglichen<br />

Beobachtung durch den Verfassungsschutz<br />

gewarnt. Eine solche<br />

Angst bezeichnete Höcke, der Wortführer<br />

des ultrarechten Parteiflügels<br />

ist, auf einem Landesparteitag als<br />

„politische Bettnässerei“. Gauland<br />

sagte, er wolle mit Höcke darüber<br />

sprechen –„und ducke mich da auch<br />

gar nicht weg“. Parteischädigend sei<br />

dessen Aussage allerdings nicht.<br />

Lob verteilte die AfD-Spitze für<br />

den scheidenden Verfassungsschutz-<br />

Chef Hans Georg Maaßen, der sich<br />

mehrfach mit AfD-Politikern getroffen<br />

hatte. Meuthen sagte: „Maaßen<br />

spricht die Wahrheit aus,erhat einen<br />

exzellenten Jobgemacht.“ Auch er sei<br />

wie Maaßen davon überzeugt, dass es<br />

bei der SPD in der Bundesregierung<br />

Linksradikale gäbe. Gegenüber der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) lud Meuthen<br />

Maaßen gar zur Mitarbeit in der AfD<br />

ein: „Erwürde gut in eine demokratische<br />

Rechtsstaatspartei wie die AfD<br />

passen. Wenn er ein Interesse daran<br />

haben sollte,uns beizutreten, wäreer<br />

uns natürlich herzlich willkommen.“<br />

Eine Rede zu viel<br />

Innenminister Seehofer schickt Hans-Georg Maaßen nun doch in den einstweiligen Ruhestand<br />

VonJörg Köpke<br />

Jetzt wurde es selbst dem obersten<br />

Dienstherrn zuviel. Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer<br />

(CSU) schickte Hans-Georg<br />

Maaßen, Präsident des Bundesamtes<br />

fürVerfassungsschutzes (BfV),<br />

am Montag in den einstweiligen Ruhestand.<br />

Er sei „menschlich enttäuscht“,<br />

kommentierte Seehofer<br />

den Schritt, den viele für längst überfällig<br />

hielten.<br />

In nur drei Minuten beendete der<br />

CSU-Chef ein Trauerspiel, das die<br />

Republik seit Monaten beschäftigt,<br />

das Vertrauen in die Politik massiv<br />

beschädigt und beinahe zum Bruch<br />

der großen Koalition geführthatte.<br />

Anlass der Entscheidung war an<br />

diesem Montag eine Rede, die Maaßen<br />

vor fast drei Wochen gehalten<br />

hatte. Sie enthielt einige entscheidende<br />

Worte zuviel und bildete damit<br />

den sprichwörtlichen Tropfen,<br />

der das Fass zum Überlaufen<br />

brachte. Hetzjagden in Chemnitz<br />

seien „frei erfunden“, sagte Maaßen.<br />

Er wiederholte damit seine umstrittenen<br />

Interview-Aussagen vom September,<br />

in denen er Zweifel gesät<br />

hatte,Videomaterial mit Belegen für<br />

ausländerfeindliche Gewalt in<br />

Chemnitz könne gefälscht sein.<br />

WhistleblowerinformiertBundestag<br />

Maaßen legte sogar noch nach,<br />

sprach von„deutscher Medienmanipulation“.<br />

Es gebe eine „neue Qualität<br />

von Falschberichterstattung in<br />

Deutschland“, bewusst lanciert von<br />

„linksradikalen Kräften in der SPD“,<br />

die „von vornherein dagegen waren,<br />

eine Koalition mit der CDU/CSU<br />

einzugehen“. Die deutsche Flüchtlingspolitik<br />

nannte er „naiv“.<br />

Am 18. Oktober, vier Tage nach<br />

der Landtagswahl in Bayern, hatte<br />

der Präsident des Inlandsgeheimdienstes<br />

in Warschau so voreuropäischen<br />

Geheimdienstchefs gesprochen.<br />

Nach sechs Jahren an der<br />

Spitze des Bundesamtes für Verfassungsschutz<br />

(BfV) wollte er sich mit<br />

einigen wohl gesetzten Worten aus<br />

der elitären Runde, dem sogenannten<br />

Berner Club, verabschieden.<br />

Dessen Mitglieder treffen sich so geheim,<br />

dass sogar die bloße Existenz<br />

ihres Zirkels vehement geleugnet<br />

wird.<br />

Dennoch tauchte das Redemanuskript<br />

am 26. Oktober im Intranet der<br />

Behörde auf. Weitere neun Tage vergingen,<br />

ehe die Öffentlichkeit davon<br />

erfuhr.Nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) wurde sie dem Parlamentarischen<br />

Kontrollgremium des<br />

Bundestages durch einen Whistleblower,<br />

offenbar ein Mitarbeiter des<br />

Amtes, bekannt. Dieser wandte sich<br />

Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz a. D.<br />

DER MAASSEN-STREIT<br />

7. September 18. September 18. Oktober<br />

• • •<br />

Hans-GeorgMaaßen sagt<br />

der Bild-<strong>Zeitung</strong>,erbezweifle,<br />

dass es in ChemnitzzuHetzjagden<br />

auf Ausländergekommensei,erschließt<br />

„gezielte<br />

Falschinformation“ nicht aus.<br />

DieGeneralstaatsanwaltschaft<br />

Dresden hältein entsprechendesVideo<br />

jedoch für<br />

echt.Politiker vonSPD,Linkenund<br />

Grünen fordernMaaßens<br />

Ablösung. InnenministerSeehofer<br />

hält an ihm fest.<br />

Krisentreffen im Kanzleramt.<br />

MaaßensollStaatssekretär<br />

im Bundesinnenministerium<br />

werden –und höhere Bezüge<br />

bekommen.Dieseauch von<br />

SPD-Chefin Andrea Nahles<br />

präsentierte Lösung stößtvor<br />

alleminder SPD auf Empörung.Eine<br />

Woche spätergibt<br />

es einen neuen Kompromiss:<br />

Maaßensoll Sonderberater<br />

im Innenministerium werden<br />

–ohne Gehaltserhöhung.<br />

Bei einerAbschiedsrede vor<br />

Kollegen übt Maaßenharsche<br />

Kritik an der SPD.Politische<br />

Gegner undeinige Medien<br />

hätten versucht, ihn aus<br />

dem Amtzudrängen, heißtes<br />

im Redemanuskript.Einige<br />

Tage später istesimIntranet<br />

des Bundesamtes für Verfassungsschutzzulesen.<br />

Am 5.<br />

November versetzt Seehofer<br />

Hans-Georg Maaßeninden<br />

einstweiligenRuhestand.<br />

Starke Verbündete<br />

IMAGO<br />

an den Vizevorsitzenden des Parlamentarischen<br />

Kontrollgremiums<br />

(PKGr), den grünen Bundestagsabgeordneten<br />

Konstantin vonNotz. Er bezog<br />

sich dabei ausdrücklich auf das<br />

PKGr-Gesetz, das es Angehörigen der<br />

Nachrichtendienste gestattet, sich<br />

„bei innerdienstlichen Missständen“<br />

an das Gremium zu wenden. Von<br />

Notz bat die Bundesregierung um<br />

eine Bewertung des Vorgangs. Der<br />

Grünen-Politiker zeigte sich erstaunt,<br />

dass der Vorgang über das Wochenende<br />

öffentlich wurde.<br />

Seehofer erklärte,ihm sei das Manuskript<br />

am Freitag zugegangen.<br />

Sein Haus habe es eingehend geprüft.<br />

Passagen der Rede enthielten<br />

„inakzeptable Formulierungen“.<br />

Seehofer wirkte zerknirscht, als er<br />

sagte: „Vor diesem Hintergrund ist<br />

eine vertrauensvolle Zusammenarbeit,<br />

in welcher Funktion auch immer,nicht<br />

mehr möglich.“<br />

Neue Karriereinder Politik?<br />

Kritik an Maaßen war zuletzt immer<br />

auch als Kritik an Seehofers zögerlichem<br />

Agieren zu verstehen. Kurz vor<br />

Maaßens Demission ließen auch Koalitionspolitiker<br />

wie SPD-Innenexperte<br />

BurkhardLischka keinen Zweifel<br />

daran aufkommen, was er vom<br />

Minister erwarte. Herr Maaßen sei<br />

„eine freikreisende Rakete mit defekter<br />

Steuerung“, so Lischka. Es sei<br />

„bodenlos“, dass Maaßen mit der<br />

SPD die älteste demokratische Partei<br />

Europas in die linksradikale Ecke<br />

stelle. Sich beharrlich zu weigern,<br />

Teile der AfD zu beobachten, aber<br />

der Sozialdemokratie Linksextremismus<br />

zu unterstellen, sei ein weiterer<br />

Beleg dafür, dass Maaßens politisches<br />

Koordinatensystem vollkommen<br />

aus den Fugen geraten sei. Und<br />

zum Abschluss: „Das Problem Maaßen<br />

ist bereits seit längerem ein<br />

Problem Seehofer.“<br />

Maaßen selbst äußerte in seiner<br />

Warschauer Rede, er könne sich<br />

auch ein Leben außerhalb des<br />

Staatsdienstes vorstellen. Nicht nur<br />

in der Privatwirtschaft. Sondern<br />

auch „zum Beispiel in der Politik“. In<br />

Geheimdienstkreisen kursierte<br />

schon länger das Gerücht, Maaßen<br />

hege heimlich Sympathien für die<br />

rechtspopulistischen Ideen der AfD.<br />

Seehofer kündigte an, das Bundesamt<br />

zunächst in die Hände des<br />

bisherigen Stellvertreters Thomas<br />

Haldenwang zu legen. Eine endgültige<br />

Entscheidung seidies noch nicht.<br />

Er wolle „zeitnah“ dem Bundeskabinett<br />

einen Nachfolger vorschlagen.<br />

Jörg Köpke<br />

recherchiertseit Jahren in<br />

Geheimdienstkreisen.<br />

Der Ex-Geheimdienstchef verfügt weiter über ein dichtes Netzwerk von Gleichgesinnten in den Sicherheitsbehörden<br />

VonJörg Köpke<br />

Bis zuletzt konnte Verfassungsschutzpräsident<br />

Hans-Georg<br />

Maaßen auf ein enges Geflecht aus<br />

starken Verbündeten setzen. Der55-<br />

Jährige, der seine Beamtenlaufbahn<br />

1991 im Bundesinnenministerium<br />

begann, kennt die Chefs der wichtigsten<br />

deutschen Sicherheitsorgane<br />

seit Beginn seiner Karriere.<br />

Jahrelang arbeitete er in einer Abteilung<br />

des Innenressorts Tür an Tür<br />

unter anderem mit dem späteren<br />

Chef des Bundesnachrichtendienstes<br />

(BND), Gerhard Schindler, dessen<br />

Nachfolger Bruno Kahl sowie<br />

dem heutigen Bundespolizeipräsidenten<br />

Dieter Romann zusammen.<br />

MitRomann trat er fast zeitgleich vor<br />

38 Jahren in die CDU ein. Beide gehören<br />

einem Arbeitskreis der Union<br />

im Innenministerium an.<br />

Bis zuletzt hielten Maaßens Verbündete<br />

treu zu ihm und streuten<br />

immer wieder das Gerücht, der Verfassungsschutzchef<br />

werde bleiben,<br />

komme, was da wolle. Esmüsse nur<br />

endlich die GroKoplatzen. DieHoffnung:<br />

Mit einem neuen Mann –am<br />

liebsten Friedrich Merz – an der<br />

Spitzeder CDU wäredie Liaison mit<br />

der ungeliebten SPD rasch Geschichte<br />

und damit die Zusage obsolet,<br />

Maaßen von seinem Posten als<br />

Präsident im Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

ablösen zu müssen.<br />

NSU-Akten unter Verschluss<br />

In Sicherheitskreisen heißt es, Maaßen<br />

verfüge wie kein Zweiter über Insiderwissen<br />

im Fall der rechtsterroristischen<br />

Gruppe Nationalsozialistischer<br />

Untergrund (NSU), die verantwortlich<br />

ist für zahlreiche<br />

rechtsextremistisch motivierte<br />

Morde. Hessen ließ die NSU-Akten<br />

des Verfassungsschutzes unlängst<br />

für mehr als hundertJahreunterVerschluss<br />

stellen.<br />

Hinzu komme,sodie Sicherheitskreise,<br />

dass mit Horst Seehofer<br />

(CSU) seit März ein Mann an der<br />

Spitzedes Innenministeriums stehe,<br />

der wie auch Hans-GeorgMaaßen zu<br />

den schärfsten Kritikern der Flüchtlingspolitik<br />

von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel (CDU) zählt.<br />

Seit Montag ist Maaßen nun im<br />

Ruhestand. Geblieben ist das Netzwerk<br />

in den Nachrichtendiensten –<br />

und mit ihm der schale Beigeschmack,<br />

dass die Unterstützung für<br />

Maaßens Thesen in Geheimdienstkreisen<br />

weit verbreitet ist; dass es<br />

auch in anderen Sicherheitsbehörden<br />

Zweifel gibt an der Echtheit eines<br />

Videos, indem ein Rechtsextremist<br />

einen Demonstranten mit<br />

dunklen Haaren durch Chemnitz<br />

tritt; dass Sympathien für rechtes<br />

Gedankengut tief verwurzelt sind im<br />

deutschen Sicherheitsapparat.<br />

Grünen-Geheimdienstexperte<br />

Konstantin von Notz teilt die These,<br />

dass es neben der Causa Maaßen<br />

noch weiteren Aufarbeitungsbedarf<br />

in deutschen Sicherheitsbehörden<br />

gibt. „Hans-Georg Maaßen hat sich<br />

in seiner Rede in dieser Weise geäußert,<br />

weil er offenbar davon ausgegangen<br />

ist, dass man damit durchkommt“,<br />

sagte vonNotz der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland). „Sein Erklärungsansatz<br />

ist eins zu eins die Lesartrechtspopulistischer<br />

bis rechtsextremer<br />

Parteien in Deutschland und Europa.“<br />

Dieser Umstand allein zeige<br />

schon einen Teil des Problems auf.<br />

Für das BfV werde die Gretchenfrage<br />

nun sein, ob es den Diskussionen<br />

diverser Landesämter für Verfassungsschutz<br />

folgt und ob es die<br />

AfD nun beobachtet oder nicht, betonte<br />

der Grünen-Politiker.„Die Beantwortung<br />

dieser Frage obliegt der<br />

Behörde –wir werden den Prozess<br />

dieser Entscheidung mit Spannung<br />

verfolgen.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Gutachten: Inhaftierter hat<br />

Feuer selbst gelegt<br />

Derwegen einer Verwechslung inhaftierte<br />

und nach einem Zellenbrand<br />

in Klevegestorbene Syrerhat<br />

das Feuer einem externen Gutachten<br />

zufolge selbst gelegt. Dasgeht<br />

aus einem am Montag veröffentlichten<br />

Bericht des Düsseldorfer Justizministeriums<br />

hervor. Demnach gehen<br />

die Ermittler voneiner vorsätzlichen<br />

Brandstiftung „vermutlich mit<br />

suizidaler Absicht“ aus.Das Motiv<br />

bleibe rätselhaft, sagte Justizminister<br />

Peter Biesenbach (CDU). Derüber<br />

60 Seiten starke Bericht soll am Mittwoch<br />

im Rechtsausschuss des Landtags<br />

erörtertwerden. (dpa)<br />

Studie: Armut und Reichtum<br />

verfestigen sich<br />

Armutund Reichtum in Deutschland<br />

haben sich nach einer Studie in<br />

den vergangenen Jahren verfestigt.<br />

Gutjeder Zwanzigste lebt demnach<br />

dauerhaft, das heißt über fünf Jahre<br />

unverändert, unter der Armutsgrenze.<br />

Dassei mehr als noch in den<br />

90er-Jahren oder zu Beginn dieses<br />

Jahrhunderts,teilte die gewerkschaftsnahe<br />

Hans-Böckler-Stiftung<br />

am Montag in Berlin mit. Gleichzeitig<br />

sei seit 2005 der Anteil der dauerhaft<br />

Reichen wieder gestiegen. (dpa)<br />

Ukrainische Aktivistin stirbt<br />

nach Säureanschlag<br />

Eine ukrainische Korruptionsbekämpferin<br />

ist drei Monate nach einem<br />

Säureanschlag ihren Verletzungen<br />

erlegen. Präsident PetroPoroschenko<br />

bestätigte am Sonntagabend<br />

den Todvon Jekaterina<br />

Gandsjuk in einem Krankenhaus in<br />

Kiew.Die 33-Jährige hatte in ihrer<br />

Heimatstadt Cherson am Schwarzen<br />

Meer Fälle vonKorruption bei der<br />

Polizei öffentlich gemacht. Ende Juli<br />

wurde sie mit Schwefelsäureangegriffen<br />

und erlitt lebensgefährliche<br />

Hautverletzungen. Dieukrainischen<br />

Behörden haben in dem Fall fünf<br />

Männer festgenommen. (dpa)<br />

USA nehmen mehrere Länder<br />

von Iran-Sanktionen aus<br />

Iraner protestieren mit brennenden Flaggen<br />

gegen die Sanktionen.<br />

AP<br />

Vonden neuen Iran-Sanktionen der<br />

USA bleiben China, Indien und Italien<br />

vorerst teilweise befreit. Sonderregelungen<br />

gelten auch für Unternehmen<br />

aus Griechenland, der Türkei,<br />

Japan, Südkorea und Taiwan, wie<br />

US-Außenminister Mike Pompeo<br />

am Montag in Washington mitteilte.<br />

DieSanktionen waren am Montag in<br />

Kraft getreten und richten sich vor<br />

allem gegen die iranische Öl- und<br />

Bankenbranche. (AFP)<br />

Separatisten in Kamerun<br />

entführen rund 80 Schüler<br />

Bewaffnete Separatisten der englischsprachigen<br />

Minderheit Kameruns<br />

haben etwa 80 Schüler entführt.<br />

Siehätten bislang kein Lösegeld verlangt,<br />

forderten aber die Schließung<br />

der Schule in der nordwestlichen<br />

Stadt Bamenda, erklärte am Montag<br />

der Vorsitzende der presbyterianischen<br />

Kirche Kameruns,Samuel<br />

Fonki Forba. Auch der Schulleiter<br />

und zwei Angestellte seien verschleppt<br />

worden. (dpa)


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

.8.18<br />

.8.18<br />

MÄRKTE<br />

▼ 11494,96 (–0,21 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

.8.18<br />

Stand der Daten:05.11.2018 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

▲ 72,81 (+0,26 %)<br />

▼ 1,137 (–0,41 %)<br />

Quelle:<br />

aus DAXund MDAX vom05.11.zum Vortag<br />

Wacker Chemie 95,78 +5,18 WWWWWWWWWWW<br />

Healthineers 37,16 +2,85 WWWWWWW<br />

UniperNA 26,00 +2,16 WWWWW<br />

Linde PLC 139,80 +1,71 WWWW<br />

Metro St. 13,94 +1,27 WWW<br />

E.ON NA 8,75 +1,23 WWW<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom05.11.zum Vortag<br />

Siltronic NA 80,18 WWWWWWWWWWW –5,05<br />

Nemetschek 111,00 WWWWWWWWW –4,15<br />

DeliveryHero 35,94 WWWWWWWWW –3,90<br />

Infineon NA 17,85 WWWWWWWW –3,88<br />

Fuchs Petrolub Vz. 40,84 WWWWWWWW –3,82<br />

CTS Eventim 32,78 WWWWWWWW –3,70<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 05.11. ±% z. 02.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) +0,09<br />

3695/3091 3217,37<br />

CAC 40(FR) – 0,01<br />

5657/4897 5101,39<br />

S&P UK(UK) +0,17<br />

1590/1374 1433,59<br />

RTS (RU) +0,30<br />

1339/1039 1134,80*<br />

IBEX (ES) +0,20<br />

10643/8628 9010,70<br />

Dow Jones (US) +0,73<br />

26952/23243 25454,48<br />

Bovespa (BR) +1,08<br />

89574/69069 89377,69<br />

Nikkei (JP) – 1,55<br />

24448/20347 21898,99<br />

Hang Seng (HK) –2,29<br />

33484/24541 25868,40<br />

Stx Singap. 20 (SG) –1,93<br />

1583/1350 1399,21<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */ **<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

RaboDirect **<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

VTB Direktbank */**<br />

vtbdirekt.de 0,61 0,61 0,61<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,60 0,60 0,60<br />

Consorsbank *<br />

consorsbank.de 0,60 0,60 0,01<br />

ING-DiBa *<br />

ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,05 0,05 0,05<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,17 0,17 0,16<br />

*Neukunden<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

5.11.186<br />

5.11.186<br />

5.11.186<br />

Bis Freude 2032 imwerden Alter:Die dieRenten steigen in Deutschlandum38Prozent im nächsten Jahr deutlich. pro Jahr steigen, heißt es im neuenRentenversicherungsbericht derBundesregierung.<br />

Renten steigen um mehr als drei Prozent<br />

Gute Nachrichten für Deutschlands Ruheständler –doch ein Ende der rosigen Zeiten ist schon absehbar<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Die gesetzlichen Renten in<br />

Deutschland werden im<br />

kommendenJahrvoraussichtlich<br />

erneut um mehr<br />

als drei Prozent steigen. Dasgeht aus<br />

dem Entwurf des „Rentenversicherungsberichts<br />

2018“ hervor, der dem<br />

RedaktionsNetzwerk Deutschland<br />

(RND) vorliegt. Zum1.Juli 2019 wird<br />

ein Rentenplus von 3,18 Prozent in<br />

Westdeutschland sowie von3,91 Prozent<br />

in Ostdeutschland erwartet.<br />

Endgültig festgelegt werden soll die<br />

Rentenerhöhung für 2019 allerdings<br />

erst im kommenden Jahr, wenn die<br />

Daten zur Lohnentwicklung 2018<br />

vollständig vorliegen.<br />

Eine monatliche Rente von<br />

1000 Euro,die nur auf Westbeiträgen<br />

beruht, würde sich demnach um<br />

31,80 Euro erhöhen, eine gleich hohe<br />

Rente mit Ostbeiträgen um<br />

39,10 Euro. 2018 hatte es bereits ein<br />

Rentenplus von3,22 Prozent in Westdeutschland<br />

sowie von 3,37 Prozent<br />

in den neuen Ländern gegeben. Im<br />

kommenden Jahr wird der Rentenwert<br />

in Ostdeutschland um weitere<br />

0,7 Prozentpunkte auf 96,5 Prozent<br />

steigen.<br />

„Ab dem kommenden Jahr steigen<br />

die Renten bis zum Jahr 2032 um<br />

insgesamt rund 38 Prozent an. Dies<br />

entspricht einer durchschnittlichen<br />

Steigerungsrate von 2,5 Prozent pro<br />

Jahr“, heißt es in dem Bericht. Bis<br />

zum Jahr 2025 will die Bundesregierung<br />

ein Absinken des gesetzlichen<br />

Mit Digitaltechnik wachsen<br />

Die größtenHoffnungenvon Siemens Healthineers ruhen auf demLaboranalysesystem Atellica<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Bernd Montag ist glücklich. DefiziteimeigenenHauskannderChef<br />

der Siemens-Medizintechniktochter<br />

Healthineers bei der ersten Bilanzvorlage<br />

des Unternehmens nach seinem<br />

Börsengang im März jedenfalls<br />

nicht erkennen. Mit dem Kapitalmarkt<br />

im Rücken könnte man nun<br />

zwar einfacher zukaufen, müsse das<br />

aber nicht. „Wir haben keinen Trend<br />

verschlafen“, betont der Manager<br />

und reklamiertdie weltweite Innovationsführerschaft<br />

in seiner Branche<br />

fürSiemensHealthineers.AlsSchrittmacher<br />

sieht er die Digitaltechnik<br />

und künstliche Intelligenz (KI). Mit<br />

gut 500 Patenten allein in diesem Bereich<br />

und 40 schon verkäuflichen KI-<br />

Produkten stehe sein Konzernsogut<br />

da wie kein Wettbewerber.Die Bilanz<br />

spiegelt das auf den ersten Blick allerdings<br />

nur bedingt wider.<br />

Der Jahresüberschuss ist im Geschäftsjahr<br />

2017/18 (zum 30. September)<br />

von 1,4 auf 1,3 Milliarden<br />

Euro geschrumpft und die immer<br />

noch sehr vorzeigbare operative Gewinnmarge<br />

von 18auf 17,2 Prozent<br />

zurückgegangen. Das geht aber vor<br />

allem auf die gut 100 Millionen Euro<br />

umfassenden Kosten des Börsengangs<br />

und auf negativeWährungseffekte<br />

zurück. Aktionäre werden mit<br />

70 Cent Dividende beglückt, was sich<br />

auf 700 Millionen Euro summiert.<br />

85 Prozent davon gehen an den MutterkonzernSiemens,für<br />

den die Medizintechnik<br />

damit eine Hauptgewinnquelle<br />

bleibt. Im Rahmen einer<br />

Konzernumstrukturierung hatte Siemens-Chef<br />

Joe Kaeser die Medizintechnik<br />

im Frühjahr ausgelagert.<br />

DasGeschäft, das 2017/18 auf bereinigter<br />

Basis um knapp vier Prozent<br />

auf 13,4 Milliarden Euro gestiegen ist,<br />

wurde dabei vor allem von bildgebenden<br />

Geräten wie Computertomografen<br />

getrieben. Dort war das<br />

Wachstum doppelt so stark wie bei<br />

der Diagnostik als zweiter tragender<br />

Säule des Geschäfts.Speziell auf dem<br />

Laboranalysesystem Atellica ruhen<br />

die größten Hoffnungen. „Blut kann<br />

damit in acht Minuten analysiert<br />

werden“, betont Montag. Das sei<br />

viermal schneller als bisher und vor<br />

allem für Herzinfarktpatienten ein<br />

entscheidender Zeitgewinn.<br />

Mit anderer Digitaltechnik will<br />

Siemens Healthineers im Krankenhaus<br />

die Zeit vonder Einlieferung bis<br />

IMAGO DPA/STRATENSCHULTE<br />

STOCK&PEOPLE<br />

Rentenniveaus unter 48 Prozent mit<br />

dem Rentenpaket, das am Donnerstag<br />

im Bundestag verabschiedet werden<br />

soll, verhindern. Demnach sinkt<br />

das Sicherungsniveau laut Bericht<br />

stufenweise über 45,8 Prozent im<br />

Jahr 2030 auf 44,9 Prozent im Jahr<br />

2032.<br />

Die Bundesregierung stellt vor<br />

diesem Hintergrund erneut die Bedeutung<br />

zusätzlicher Vorsorge in den<br />

Vordergrund. „Der Rückgang des Sicherungsniveaus<br />

vor Steuern macht<br />

deutlich, dass die gesetzliche Rente<br />

zukünftig allein nicht ausreichen<br />

wird, um den Lebensstandarddes Erwerbslebens<br />

im Alter fortzuführen“,<br />

heißt es im Rentenversicherungsbericht.<br />

Dies werde inZukunft nur mit<br />

zusätzlicher Vorsorge gelingen. Zentrale<br />

Säule der Altersvorsorge werde<br />

aber auch weiterhin die gesetzliche<br />

Rente bleiben.<br />

Die Rentenfinanzen entwickeln<br />

sich im laufenden Jahr positiv.Inden<br />

ersten drei Quartalen 2018 stiegen<br />

die Beitragseinnahmen um rund<br />

4,4 Prozent –und das, obwohl der<br />

Beitragssatz zu Jahresbeginn um<br />

0,1 Prozentpunkte gesenkt worden<br />

war. Die Rentenrücklage wird nach<br />

der neuen Prognose der Bundesregierung<br />

zum Jahresende auf 38,0 Milliarden<br />

Euro ansteigen. Das entspricht<br />

1,77 Monatsausgaben. Laut<br />

Regierungsbericht wird der Rentenbeitragssatz<br />

bis zum Jahr 2023 beim<br />

aktuellenWertvon18,6Prozentstabil<br />

bleiben. Für 2024 wirdmit einem Anstieg<br />

auf 19,9 Prozent gerechnet.<br />

Bereits ab Anfang 2019 soll es mit<br />

dem Rentenpaket auch Verbesserungen<br />

bei der Mütterrente geben. Alle<br />

Mütter und Väter mit Erziehungszeit,<br />

deren Kinder vor 1992 geboren wurden,<br />

sollen zusätzlich einen halben<br />

Rentenpunkt gutgeschrieben bekommen.<br />

Diese Ausweitung führtzu<br />

zusätzlichen Rentenzahlungen von<br />

fast vier Milliarden Euro.<br />

Zudem sollen Erwerbsminderungsrentner,<br />

die wegen Krankheit<br />

nicht mehr oder nur eingeschränkt<br />

arbeiten können, künftig mehr Rente<br />

bekommen. Zudem sollen Betroffeneandersalsheutesobehandeltwerden,<br />

als wenn sie bis zum aktuellen<br />

Rentenalter gearbeitet hätten.<br />

Unterdessen zeigt sich, dass immer<br />

mehr Ältere in Deutschland<br />

einen Job haben. Der Anteil der Beschäftigten<br />

in der Altersgruppe der<br />

60- bis 64-Jährigen ist im vergangenen<br />

Jahr auf um zwei Prozentpunkte<br />

auf 58 Prozent gestiegen, heißt es im<br />

Rentenversicherungsbericht.Im Jahr<br />

2000 hatte der Anteil der Älteren mit<br />

Jobnoch bei 20 Prozent gelegen.<br />

Im vergangenen Jahr arbeiteten<br />

laut Bericht 64 Prozent der 60- bis 64-<br />

jährigen Männer sowie 53 Prozent<br />

der Frauen. 2017 waren Arbeitnehmer<br />

den Angaben zufolge im Schnitt<br />

mit 64,1 Jahren in Rente gegangen.<br />

2000 lag das tatsächliche Renteneintrittsalter<br />

noch bei 62,3 Jahren.<br />

zur Behandlung eines Patienten mit<br />

Schlaganfall von imSchnitt 90 auf<br />

20 Minuten verkürzen. Diese Zeitersparnis<br />

kann den Unterschied zwischen<br />

Genesung und lebenslangem<br />

Pflegefall ausmachen.<br />

Zwei Drittel aller Umsätze habe<br />

sein Konzern mit innovativen Produkten<br />

gemacht, die nicht älter als<br />

drei Jahre sind, schwärmt Montag.<br />

VomHoffnungsträger Atellica seien<br />

allein im Schlussquartal von Juli bis<br />

September knapp 1000 Analysesysteme<br />

ausgeliefertworden. Im laufenden<br />

Geschäftsjahr sollen davon bis<br />

zu 3500 Stück verkauft werden und<br />

im Jahr darauf doppelt so viele. Damit<br />

könnte Siemens Healthineers<br />

dann auch in der Diagnosesparte<br />

zum bisherigen Weltmarktführer Roche<br />

aufschließen.<br />

Warum die<br />

Italien-Krise so<br />

gefährlich ist<br />

Romstößtinder Euro-Zone<br />

aufblankesUnverständnis<br />

Von Detlef Drewes<br />

Die italienische Krise könnte den<br />

ganzen Euro-Raum infizieren.<br />

Müssen die Bürger in den 19 Staaten,<br />

in denen der Euro das Zahlungsmittel<br />

ist, wieder um ihr Geld fürchten?<br />

Die Finanzminister der WährungsunionwarensichamMontaginBrüssel<br />

einig: Die Regierung in Rom darf<br />

ihren geldpolitischen Schlingerkurs<br />

nicht fortsetzen. Diewichtigsten Fragen<br />

und Antworten.<br />

Wassollte Italien aus EU-Sicht tun?<br />

Mit den Vorgängerregierungen<br />

wurde vereinbart, dass die Neuverschuldung<br />

2019 höchstens 0,8 Prozent<br />

des Bruttoinlandsprodukts betragen<br />

darf. Gleichzeitig müssten Reformen<br />

angegangen werden, um die<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen<br />

und neue Jobs zu schaffen.<br />

Und washat die Regierung geplant?<br />

Der Haushaltsentwurf sieht eine<br />

dreimal so hohe Neuverschuldung<br />

vor (2,4 Prozent). Das ist zwar noch<br />

unter der Grenze, die bis zu drei Prozent<br />

erlaubt, aber dennoch ein klarer<br />

Verstoß gegen die Regeln.<br />

Wassagen die Finanzmärkte?<br />

Die Renditen für italienische<br />

Staatsanleihen steigen wöchentlich.<br />

Sie liegen derzeit bei etwa drei Prozentpunkten.<br />

Vier Prozentpunkte<br />

gelten als Grenze, dann wird das Leihen<br />

vonGeld zunehmendunbezahlbar.Die<br />

drei großen Ratingagenturen<br />

haben die Bonität italienischer<br />

Papierebereits auf die letzte Stufe vor<br />

dem Ramschniveau heruntergestuft.<br />

Gibt es eigentlich so etwas wie einen<br />

kritischen Punkt?<br />

Ja. Allgemein wird davon ausgegangen,<br />

dass eine Regierung dann<br />

einen Offenbarungseid leisten muss,<br />

wenn die Staatsverschuldung stärker<br />

steigt als die Wirtschaftsleistung. Das<br />

dürfte in Italien schon in den nächsten<br />

Monaten der Fall sein.<br />

Kann die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) nicht helfen?<br />

Das würde EZB-Präsident Mario<br />

Draghi, selbst Italiener, nur zu gern<br />

tun. Allerdings erfüllt Italien eine<br />

wichtige Voraussetzung ohnehin<br />

nicht: DieEZB darfnur die Staatsanleihen<br />

jener Länder kaufen, die reformwillig<br />

sind. Und Reformen hat<br />

Rombisher strikt abgelehnt.<br />

Wie stehen die anderen Euro-Staaten<br />

zu dem Kurs der Italiener?<br />

Im Kreisder Euro-Finanzminister<br />

gibt es nicht einen, der Verständnis<br />

für Italien hat – alle forderten am<br />

Montag die Regierung in Rom auf,<br />

sich an die Regeln zu halten. Diehat<br />

bis zum 13. November Zeit, den<br />

Haushalt zu überarbeiten.<br />

Und wenn Rom sich weigert?<br />

Dann wird die EU-Kommission<br />

das festgelegte Strafverfahren in<br />

Gang setzen. Es sieht am Ende Geldbußen,<br />

eventuell sogar den Entzug<br />

vonFördergeld aus Brüssel vor. Aber<br />

das müssten die Finanzminister einstimmig<br />

beschließen –was derzeit<br />

nicht wahrscheinlich ist, auch wenn<br />

sie den Kurs der italienischen Koalition<br />

eigentlich ablehnen.<br />

Wie groß ist die Gefahr für den Euro?<br />

DasRisiko ist hoch. Wenn die italienische<br />

Regierung so weitermacht,<br />

ihr Plan, höheres Wachstum zu<br />

schaffen, nicht aufgeht und frisches<br />

Geld immer teurer wird, geraten die<br />

Banken in Schwierigkeiten. Dann<br />

dürfte Rom Hilfen vom Euro-Raum<br />

erwarten, die weder der ESM-Notfallfonds<br />

noch die EZB leisten können.<br />

Sollten außerdem Spekulanten<br />

(wie in der Griechenland-Krise)<br />

gegen das Land und die Gemeinschaftswährung<br />

vorgehen, gerät die<br />

Lage leicht außer Kontrolle.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Chinas<br />

verpasste<br />

Chancen<br />

Für eine Marktöffnung<br />

ist es inzwischenzuspät<br />

Von Felix Lee<br />

Bei der Eröffnung der China International<br />

Import Expo am Montag<br />

in Shanghai hat der chinesische<br />

Staats- und Parteichef Xi Jinping zugesagt,<br />

Handels- und Investitionshemmnisse<br />

für ausländische Unternehmen<br />

abzubauen. Zugleich will er<br />

den Konsum von Waren aus dem<br />

Ausland in seinem Land fördern. Es<br />

ist die erste Importmesse in China.<br />

Sie soll die Marktöffnung demonstrieren.<br />

Xi versprach, Zölle zu senken und<br />

den Marktzugang zu verbessern. Zudem<br />

kündigte er an, Urheberrechte<br />

stärker zu schützen. Mehr als 3000<br />

Unternehmen aus 130 Ländern stellenaufderImportmesseihreProdukte<br />

aus.Seine Regierung wolle in China<br />

ein „Geschäftsumfeld von Weltklasse“<br />

schaffen, versprach Xi. „Wir<br />

meinen es ernst mit der Öffnung des<br />

chinesischen Markts.“<br />

Das Publikum, zumeist Unternehmer<br />

und Wirtschaftspolitiker aus<br />

aller Welt, spendete höflich Beifall.<br />

Doch große Begeisterung wollte<br />

nicht aufkommen –zuhäufig hätten<br />

die Anwesenden in den vergangenen<br />

Jahren Versprechen dieser Artschon<br />

zu hören bekommen, berichtet ein<br />

Teilnehmer.Zudem überschattet der<br />

vonUS-Präsident Donald Trump losgetretene<br />

US-chinesische Handelskrieg<br />

den Welthandel. „Chinas Maßnahmen<br />

kommen zu spät“, sagt ein<br />

in Shanghai ansässiger deutscher<br />

Unternehmer. Peking hätte seine<br />

Märkte viel früher öffnen sollen.<br />

Dann hätte Trump auch nicht so viel<br />

Munition gegen China zur Verfügung<br />

gestanden.<br />

SeitAnfangSeptembersindinden<br />

USA die Strafzölle gegen Waren aus<br />

China in Kraft. Betroffen ist rund die<br />

Hälfte aller chinesischen US-Importe.<br />

Die chinesische Führung hat ihrerseits<br />

Strafzölle auf Waren aus den<br />

USA erhoben –jedoch in Höhe eines<br />

sehr viel geringeren Warenwerts.<br />

China importiert eben weit weniger<br />

aus den USA als umgekehrt. Trump<br />

wirft den Chinesen vor, Schlüsselbranchen<br />

abzuschotten und geistiges<br />

Eigentum anderer nicht ausreichend<br />

zu schützen. Zudem zwingt<br />

China ausländische Unternehmen in<br />

China zum Techniktransfer.<br />

Wasdie chinesische Führung mit<br />

der Ausrichtung der Importmesse in<br />

diesen Tagen jedoch zu verkennen<br />

scheint: Längst geht es Trump nicht<br />

mehr nur darum, dass China den<br />

USA mehr Warenabkauft. Er will Chinas<br />

Aufstieg zu einer Hightechnation<br />

stoppen. Besonders die von der chinesischen<br />

Regierung ausgerufene<br />

Strategie „Made in China 2025“ ist<br />

dem US-Präsidenten ein Dorn im<br />

Auge.<br />

Mit dieser industriepolitischen<br />

Qualitätsoffensive will China weg<br />

von billiger Massenware, hin zum<br />

Marktführer in der Hochtechnologie.<br />

Trump sieht darin einen Angriff auf<br />

die USA –den bisherigen Technologieführer.Erist<br />

gar nicht interessiert<br />

an einer raschen Einigung mit China.<br />

Für Peking ist es daher derzeit geradezu<br />

unmöglich, eine Lösung zu finden.<br />

„Wirmeinenesernst“: Staatschef Xi Jinping<br />

verspricht –mal wieder –, Chinas<br />

Märkte für Importe zu öffnen. IMAGO/DAWEI<br />

Flaute in der Windkraftbranche<br />

Immer weniger Anlagen werden gebaut, weil die Hürden steigen und die Rendite schwindet<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Verkehrte Welt. Die Windenergiebranche<br />

fordert<br />

beharrlich, dass erheblich<br />

mehr Anlagen aufgestellt<br />

werden müssen, die eine frische BriseinelektrischeEnergieumwandeln.<br />

Bei der jüngsten Ausschreibung für<br />

neue Windräder haben sich aber erheblich<br />

weniger Projektentwickler<br />

gemeldet, als möglich gewesen wäre.<br />

Die Gründe für die Flaute sind vielfältig.<br />

Klar ist: DiePolitik muss handeln,<br />

um bei der Energiewende in der Spur<br />

zu bleiben.<br />

Die Bundesnetzagentur in Bonn<br />

teilte gerade mit, bei der Auktion seien<br />

Zuschläge für neue Anlagen an<br />

Land mit einer Gesamtleistung von<br />

lediglich 363 Megawatt vergeben<br />

worden. Dabei wollte die Behörde<br />

eigentlich Lizenzen zum Aufstellen<br />

von Windrädern für 670 Megawatt<br />

unter die Projektentwickler bringen.<br />

Netzagenturpräsident Jochen Homann<br />

stellt nüchtern fest: „Trotz<br />

einer theoretisch ausreichenden<br />

Zahl an Genehmigungen war die<br />

Ausschreibungsrunde deutlich<br />

unterzeichnet.“ So etwas gab es bislang<br />

noch nicht.<br />

Zwar waren die Angebote auch<br />

schon bei einer Auktion im Frühjahr<br />

dieses Jahres eher bescheiden ausgefallen.<br />

Doch die Größenordnung von<br />

mehr als 300 nicht verteilten Megawatt<br />

verwundert, zumal der Bundesverband<br />

Windenergie (BWE) einräumt,dassfürdieAuktionsogarProjekte<br />

in einem Umfang von insgesamt<br />

921 Megawatt zugelassen waren.<br />

Wasist da los? „Die Ergebnisse der<br />

Ausschreibungen lassen die Sorgenfalten<br />

innerhalb der Branche wachsen“,<br />

sagt BWE-Präsident Hermann<br />

Albers. Der politisch ausgelöste Einbruch<br />

der Windenergie setzesich ungebremst<br />

fort.<br />

Ständig neue Anforderungen<br />

Für ihn hat die Zurückhaltung der<br />

Projektentwickler vorallem damit zu<br />

tun, dass sie mit den Genehmigungen<br />

für das Aufstellen von Windrädern<br />

viel Ärger haben. Die Anforderungen<br />

der Behörden für neue Anlagen<br />

würden ständig erhöht. Es mangele<br />

zudem im gesamten Land an<br />

rechtssicheren Regionalplänen, die<br />

den Ausbau festschreiben. Überdies<br />

nähmen die Klagen gegen bereits erteilte<br />

Genehmigungen weiter zu.<br />

Waseinleuchtet: Wenn beispielsweise<br />

Anwohner ein Vorhaben gerichtlich<br />

anfechten, dann wird ein<br />

Projektentwickler nicht unbedingt<br />

mit diesem Windpark ineine Ausschreibung<br />

gehen. Denn die Unternehmen<br />

haben es mit relativ engen<br />

Umsetzungsfristen zu tun. Innerhalb<br />

von zweieinhalb Jahren müssen sie<br />

die Windanlagen nach der Genehmigung<br />

realisieren. Und zweieinhalb<br />

Jahresind bei Gerichtsverfahren keine<br />

lange Zeit.<br />

Matthias Zelinger schlägt indes in<br />

die gleiche Kerbe wie der BWE: „Es<br />

muss verlässlicher, aber vor allem<br />

einfacher werden, Projekte zur Ge-<br />

„GUTES GESAMTPAKET“ FÜR AUSBAU DES ÖKOSTROMS<br />

Union und SPD haben den Kompromiss der<br />

<strong>Berliner</strong> Koalition beim schnelleren Ökostromausbau<br />

als „gutes Gesamtpaket“ gelobt.<br />

„Entscheidend ist für uns, dass wir wieder<br />

zu mehr Akzeptanz bei der Windkraft an<br />

Land kommen“, heißt es in dem gemeinsamen<br />

Papier der Parteien.<br />

Das Weihnachtsgeld wird immer<br />

öfter im Internet ausgegeben. Dem<br />

stationären Handel drohen deshalb<br />

im gerade beginnenden Weihnachtsgeschäft<br />

trotz der guten Konsumstimmung<br />

Umsatzeinbußen. Zu diesem<br />

Ergebnis kommt die Unternehmensberatung<br />

EY.<br />

„Die großen Onlineanbieter bauen<br />

ihre Marktmacht kontinuierlich<br />

aus und können sich ein immer größeres<br />

Stück vom Kuchen sichern –<br />

zulasten des stationären Handels,<br />

der sich in Summe auf ein leicht rückläufiges<br />

Geschäft mit Weihnachtsgeschenken<br />

einstellen muss“, sagte EY-<br />

VomJahr 2020 an soll es deshalb zu einer<br />

„bedarfsgerechten Nachtbeleuchtung“bei<br />

Windkraftanlagen kommen. Zudem soll unter<br />

Beteiligung der Bundesländer über Mindestabstände<br />

und Höhenbegrenzungen für Windräder<br />

sowie eine Veränderung vonPlanungsverfahren<br />

gesprochen werden.<br />

Handelsexperte Thomas Harms. Der<br />

Umfrage zufolge kauft bereits gut jeder<br />

Fünfte Weihnachtsgeschenke lieber<br />

online.Zum Vergleich: Voreinem<br />

Jahr war der Anteil der E-Commerce-<br />

Nutzer nur halb so hoch.<br />

Der Onlinehandel profitiere davon,<br />

dass die Deutschen inzwischen<br />

zu Weihnachten seltener zu traditionellen<br />

Geschenken wie Büchern<br />

oder Kleidung greifen. „Heute werden<br />

besondereErlebnisse,Veranstaltungsbesuche<br />

und Reisen verschenkt“,<br />

berichtete Harms. Diese<br />

Art von Geschenken werde inerster<br />

Linie im Internet gekauft.<br />

nehmigung zu entwickeln und damit<br />

an den Auktionen teilzunehmen“,<br />

betont der Geschäftsführer des Verbands<br />

VDMA Power Systems. Essei<br />

zu einer erheblichen Herausforderung<br />

geworden, neue Windenergieprojekte<br />

zu starten, meint auch Stefan<br />

Kapferer, Geschäftsführer des<br />

Bundesverbands der Energie- und<br />

Wasserwirtschaft. Aktuell liege der<br />

Umfang neu genehmigter Projekte<br />

bei Windkraft an Land „mit monatlich<br />

etwa 120 Megawatt auf einem<br />

historischen Tiefststand“. Es zeichne<br />

sich ab,dass die Verfügbarkeit geeigneter<br />

Flächen für die Windenergie<br />

zum drängendsten Problem werde.<br />

Hinter all diesen Argumenten<br />

steckt, dass gewissermaßen der Vorrat<br />

angenehmigten Anlagen zunehmend<br />

schwindet. Es ist ein offenes<br />

Geheimnis in der Branche, dass die<br />

Projektentwickler mit den Vorhaben,<br />

die alle erforderlichen Stempel haben,<br />

derzeit sehr sorgsam umgehen.<br />

Das bedeutet, dass sie sich genau<br />

überlegen, ob sie bei einer Ausschreibung<br />

überhaupt antreten.<br />

Warten aufhöhere Vergütungen<br />

Denn je größer die Zahl der Bewerber<br />

ist, desto niedriger sind tendenziell<br />

die Zuschlagpreise, die die Betreiber<br />

für das Einspeisen von Windstrom<br />

für 20 Jahregezahlt bekommen. Also<br />

warten sie lieber ab, bis höhere Vergütungen<br />

zu erzielen sind. So wurde<br />

denn auch bei der jüngsten Versteigerung<br />

ein durchschnittlicher Zuschlagswert<br />

von genau 6,26 Cent erzielt.<br />

Dasliegt nur ganz knapp unter<br />

dem maximal zulässigen Höchstgebot<br />

von6,30Cent.<br />

Auffällig ist außerdem, dass bei<br />

den vier Ausschreibungen in diesem<br />

Jahr die Zuschlagswerte kontinuierlich<br />

gestiegen sind. All dies macht<br />

plausibel, dass Projektentwickler<br />

mehr als 500 Megawatt Windstrom<br />

bei der jüngsten Ausschreibung erst<br />

gar nicht ins Rennen geschickt haben<br />

–das Ergebnis dieses Taktierens<br />

aber ist, dass die Energiewende gebremst<br />

wird.<br />

An Ideen, wie wieder mehr Bewegung<br />

in die Windbranche gebracht<br />

werden kann, mangelt es allerdings<br />

nicht. Zelinger etwa fordert, „politische<br />

Risiken“ zu minimieren. So seien<br />

die jüngsten Initiativen der Bundesländer<br />

Nordrhein-Westfalen und<br />

Brandenburg „zu unberechenbaren<br />

und verschärften Genehmigungsregeln“<br />

vollkommen kontraproduktiv.<br />

Beide Landesregierungen wollen im<br />

Bundesrat durchsetzen, dass die Verfahren<br />

stärker in die Kommunen verlagertwerden.<br />

Albers macht sich indes erneut für<br />

ein „klares Zeit- und Mengengerüst“<br />

stark, das festlegt, wie die Bundesregierung<br />

ihr Ziel bis 2030 –ein Anteil<br />

der erneuerbaren Energien von<br />

65 Prozent am gesamten Strommix –<br />

erreichen will. Pläne fürs nächste<br />

Jahrzehnt stehen aus. Klar ist aber,<br />

dass der sogenannte Ausbaupfad bei<br />

Windenergie an Land deutlich verbreitert<br />

werden müsste: von<br />

2800 Megawatt auf 4500 bis<br />

5000 Megawatt proJahr.<br />

Das Weihnachtsgeld ist kein Auslaufmodell<br />

Die meisten Beschäftigten in Deutschlanderhalten eine Sonderzahlung –und kaufenGeschenkeimmeröfter im Internet<br />

Von Erich Reimann<br />

Knapp neun von zehn Tarifbeschäftigten<br />

in Deutschland<br />

(86,8 Prozent) erhalten in diesem<br />

Jahr Weihnachtsgeld. Wiedas Statistische<br />

Bundesamt mitteilte, beträgt<br />

das durchschnittliche Weihnachtsgeld<br />

2583 Euro brutto, das sind<br />

2,3 Prozent mehr als im Vorjahr.Zwischen<br />

Ostund West gibt es aber weiter<br />

Unterschiede: Im Durchschnitt<br />

liegt das Weihnachtsgeld der Tarifbeschäftigten<br />

in Westdeutschland mit<br />

2595Euroum3,8Prozenthöheralsin<br />

Ostdeutschland (2499 Euro).<br />

SchlechteQuote:Die Bundesnetzagentur wollte Lizenzenfür 670Megawatt vergeben<br />

–die Auktionbrachte aber nur Zuschläge für insgesamt 363 Megawatt.<br />

IMAGO<br />

Zwar besorgt sich eine knappe<br />

Mehrheit der Deutschen (53 Prozent)<br />

Weihnachtsgeschenke nach wie vor<br />

am liebsten bei den Einzelhändlern<br />

vorOrt –vor allemweilsich die Ware<br />

dort besser beurteilen lässt und sofortmitgenommen<br />

werden kann. Allerdings<br />

sinkt die Zahl der Einkaufsstraßenfans<br />

rapide.<br />

Voreinem Jahr gaben noch mehr<br />

als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten<br />

an, einen Shoppingbummel<br />

dem Einkauf im Netz vorzuziehen.<br />

Rund ein Viertel der Befragten hatte<br />

keine besonderen Vorlieben genannt.<br />

(dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Apple kürzt Produktion<br />

des neuen iPhones<br />

Dasneue günstige iPhone XR ist offenbar<br />

nicht so gefragt wie von<br />

Apple erhofft. Diedafür abgestellten<br />

Produktionskapazitäten bei den beiden<br />

führenden FertigernFoxconn<br />

und Pegatron seien nicht ausgelastet,<br />

berichtet die japanische Wirtschaftszeitung<br />

„Nikkei“. So seien bei<br />

Foxconn 60 Produktionslinien für<br />

das iPhone XR eingerichtet worden<br />

vondenen lediglich rund 45 in Betrieb<br />

seien. Dasbedeute,dass pro<br />

Tagrund 100000 Modelle weniger<br />

hergestellt würden, als es die Prognose<br />

vorsah. BeiPegatron seien Pläne<br />

für einen Ausbau der Produktion<br />

auf Eisgelegt worden, hieß es unter<br />

Berufung auf Kreise in der Zuliefererbranche<br />

weiter. (dpa)<br />

Immer mehr Gründer<br />

setzen auf innovative Ideen<br />

In Deutschland wurden im vergangenen<br />

Jahr deutlich mehr innovative<br />

Unternehmen ins Leben gerufen.<br />

2017 riefen 108000 Gründer rund<br />

60000 Start-ups ins Leben, zeigt eine<br />

am Montag veröffentlichte Studie<br />

der Förderbank KfW.ImVorjahr warenesmit<br />

93000 Gründernund<br />

54000 Start-ups noch deutlich weniger.Zuden<br />

Gründernzählt die KfW<br />

jene,die innovativeProdukte auf<br />

den Marktbringen oder auf schnelles<br />

Wachstum zielen und bestenfalls<br />

beides im Sinn haben. Damit unterscheiden<br />

sich Start-up-Gründer von<br />

üblichen Gründern, die sich mit bekannten<br />

Geschäftsideen selbstständig<br />

machen. LetztereGründungen<br />

sind starkzurückgegangen. (dpa)<br />

Nachfrage nach Maschinen<br />

schwächelt im September<br />

Deutsche Maschinen sindwenigergefragt<br />

–zumindest im Ausland. DPA/ANSPACH<br />

Deutschlands Maschinenbauer haben<br />

im September die Zurückhaltung<br />

der Kunden wegen internationaler<br />

Handelskonflikte zu spüren<br />

bekommen. DerAuftragseingang erreichte<br />

lediglich das Niveau des Vorjahresmonats,wie<br />

der Branchenverband<br />

VDMA am Montag in Frankfurtmitteilte.Die<br />

Bestellungen aus<br />

dem Ausland sanken bereinigt um<br />

Preissteigerungen um zwei Prozent.<br />

„Die Unternehmen spüren die Verunsicherung<br />

der Kunden durch die<br />

weltpolitischen Baustellen“, hieß es.<br />

Inlandsbestellungen legten hingegen<br />

um sechs Prozent zu. (dpa)<br />

Inflation in der Türkei<br />

steigt auf über 25 Prozent<br />

DerAbsturzder türkischen Landeswährung<br />

Lirahat die Inflation in der<br />

Türkei weiter steigen lassen. Wiedas<br />

nationale Statistikamt am Montag<br />

mitteilte,lagen die Verbraucherpreise<br />

im Oktober 25,24 Prozent höher<br />

als ein Jahr zuvor.ImVormonat hatte<br />

die Teuerungsrate 24,52 Prozent<br />

betragen. DerPreisanstiegimOktober<br />

ist der stärkste seit Mitte 2003,<br />

also seit gut 15 Jahren. DiehoheInflation<br />

ist vorallem eine Folge der<br />

starken Kursverluste der türkischen<br />

Lira. DieEntwicklung verteuertEinfuhren<br />

in die Türkei, auf die das<br />

Land angewiesen ist. DieTürkei<br />

weist ein chronisches Leistungsbilanzdefizit<br />

auf, importiertalso mehr<br />

Waren, als ausgeführtwerden. (dpa)


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Meinung<br />

Denkmalschutz<br />

ZITAT<br />

Kauft den<br />

Teufelsberg zurück!<br />

Silvia Perdoni<br />

will, dass Berlin die Geschickeder<br />

Erinnerungsstätte selbst lenkt.<br />

„Wir können nicht<br />

immer alles<br />

den Politikern<br />

aufhalsen.“<br />

Die Alliierten schredderten in der<br />

Spionagestation auf dem Teufelsberg<br />

bis zu zwei Tonnen Papier proTag. Abhörprotokolle<br />

so schwer wie zwei Kleinwagen.<br />

Zu lernen ist das auf einer Führung<br />

durch die alte Anlage. Und vielleicht begreifen<br />

Nachwendekinder zwischen den<br />

löchrigen Radarkuppeln am besten, was<br />

Kalter Krieg bedeutet. Wie fiebrig dieser<br />

Konflikt zwischen dem Warschauer Pakt<br />

und dem Westen ablief, der täglich solch<br />

monströse Mengen Papier vernichtete.<br />

Nicht nur deshalb steht das Areal um<br />

die Abhörstation nun zurecht unter Denkmalschutz.<br />

Aufgeschüttet aus den Trümmerndes<br />

Zweiten Weltkriegs,die den Rohbau<br />

von Hitlers Wehrtechnischer Fakultät<br />

unter sich begruben, liegen das Grauen<br />

des vergangenen Jahrhunderts und seine<br />

jahrzehntelangen Nachwehen vielleicht<br />

nirgendwo so nah beieinander wie hier.<br />

Doch will die Stadt diesen Ortzueiner<br />

lebendigen Geschichtsstätte machen,<br />

braucht es mehr als das Denkmalsiegel.<br />

Denn die Abhörstation verfällt. Es erscheint<br />

unwahrscheinlich, dass die private<br />

Eigentümergemeinschaft, die auf dem Gelände<br />

seit den 90er-Jahren mit verschiedenen<br />

Bauplänen scheiterte, sich der Erhaltung<br />

in gewünschtem Umfang annimmt.<br />

Obwohl der Denkmalschutz neue Fördergelder<br />

ermöglicht, dürfte für Investoren<br />

auf dem mit hohen Hypotheken belasteten<br />

Areal kaum Profit zu machen sein.<br />

Um den seit zwei Jahrzehnten andauernden<br />

Stillstand zu beenden, sollte der<br />

Senat einen Rückkauf des Geländes nicht<br />

länger kategorisch ausschließen –selbst<br />

dann nicht, wenn dafür ein mittlerer<br />

zweistelliger Millionenbetrag nötig wäre.<br />

Denn nur so erhielte Berlin die Chance,<br />

die Geschicke dieser einmaligen Stätte<br />

endlich selbst in die Hand zu nehmen.<br />

CDU<br />

Die neue<br />

Piratenpartei<br />

Daniela Vates<br />

staunt über denAnsturmder Kandidaten<br />

für die Merkel-Nachfolge.<br />

Eshat schon etwas Komisches: Angela<br />

Merkel hat ihren Rückzug angekündigt<br />

und in der CDU hat nun ein echter<br />

Ansturm eingesetzt auf ihren bisherigen<br />

Job als Parteivorsitzende. Zuden prominenten<br />

Namen kommen mittlerweile<br />

neun weitere Interessenten. Ein wahres<br />

Getümmel findet da also statt –ineiner<br />

Partei, die sich bislang sicher nicht als Basisbewegung<br />

verstanden hat und in der<br />

die Auswahl schon zwischen zwei Kandidaten<br />

als revolutionär galt. Der angeblichen<br />

Sozialdemokratisierung folgt nun<br />

also die Piratenparteiisierung der CDU.<br />

Eine Auswirkung auf die Wahl des oder<br />

der neuen Vorsitzenden könnte das dennoch<br />

haben: DieBewerber sollen sich auf<br />

Regionalkonferenzen der Parteibasis vorstellen<br />

–ein sinnvolles Vorgehen. Doch je<br />

mehr Bewerber auf die Bühne treten,<br />

umso weniger Zeit bleibt für den Einzelnen,<br />

um seine Ideen vorzustellen und auf<br />

kritische Nachfragen der Parteimitglieder<br />

antworten zu müssen. Mit anderen Worten:<br />

Wenn der Kandidatenpool sehr in die<br />

Breite geht, fehlt in dieser begrenzten<br />

Form der Auseinandersetzung die Tiefe.<br />

Es wird dann ein Wettbewerb der Schlagworte<br />

und der Schlagfertigkeit werden,<br />

nicht einer der Nachdenklichkeit.<br />

Es ist nicht ausgeschlossen, dass<br />

manch einer der aussichtsreichen Kandidaten<br />

daran sogar ein Interesse hätte.Wer<br />

die Regionalkonferenzen für sich entscheidet,<br />

ist schließlich klar im Vorteil. Es<br />

ist kaum denkbar,dass sich die Parteitagsdelegierten<br />

gegen die Basis stellen. Es<br />

geht dabei im Übrigen nicht nur um die<br />

künftige Person an der Spitze. Es geht<br />

auch um die Frage, obdie CDU die Ära<br />

Merkel nicht nur beendet, sondern auch<br />

mit ihr bricht.<br />

Eigentlich wusste man ja schon seit<br />

einiger Zeit, wesGeistes Kind Hans-<br />

Georg Maaßen ist, welche Affekte<br />

ihn treiben und zu welch kalter Arroganz<br />

er bei Gelegenheit neigt. 2002 zum<br />

Beispiel ging es um die Frage,obman den wegen<br />

Terrorverdachts in Guantánamo einsitzenden<br />

Deutsch-Türken Murat Kurnaz nach<br />

Deutschland zurückkehren lassen sollte.<br />

Maaßen war damals Beamter im Bundesinnenministerium<br />

und schrieb ein Rechtsgutachten,<br />

in dem stand, man müsse Kurnaz<br />

nicht mehr in die Bundesrepublik einreisen<br />

lassen, schließlich habe er sich „länger als<br />

sechs Monate im Ausland aufgehalten“. Dabei<br />

hatte sich Kurnaz ja im Ausland aufhalten<br />

müssen –inGuantánamo nämlich. Maaßen<br />

wendete auch noch seine Inhaftierung gegen<br />

ihn. Zynischer geht es kaum.<br />

Nun sollte man an der Spitze eines Inlandsgeheimdienstes<br />

keinen Softie erwarten.<br />

Nicht erst seit James Bond wissen wir:<br />

Das ist ein hartes Geschäft. Bei der Lektüre<br />

von Maaßens Abschiedsrede bleibt einem<br />

aber trotz der bekannten Vorgeschichte um<br />

die Geschehnisse in Chemnitz die Spucke<br />

weg. Sieist vonIngredienzien durchsetzt, die<br />

uns aus dem Rechtspopulismus bestens bekannt<br />

sind. So spricht Maaßen tatsächlich<br />

vonlinksradikalen Kräften in der SPD,geriert<br />

sich „als Kritiker einer idealistischen, naiven<br />

und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik“<br />

und wirft deutschen Medien ein Maßan<br />

Manipulation vor, das über das in Russland<br />

übliche Maß noch hinausgehe. Zu guter<br />

Letzt lässt der 55-Jährige wissen, dass er sich<br />

„auch ein Leben außerhalb des Staatsdienstes<br />

zum Beispiel in der Politik oder in der<br />

Wirtschaft vorstellen“ könne.Man muss das<br />

alsVersuch deuten, sich der AfD anzudienen.<br />

Diehat ja längst angebissen.<br />

Am 9. November 1918 wurde die erste<br />

deutsche Republik ausgerufen, vor 29<br />

Jahren fiel am gleichen Tagdie Mauer.Damit<br />

lassen sich die Gedenktage gleichen Datums –<br />

95 Jahre Hitlerputsch und 80 Jahre Pogromnacht<br />

–überblenden. Undsomancher redet<br />

sich ein: „Die guten Linien unserer Geschichte<br />

sind stärker als die bösen.“ Doch verbindet<br />

unsere vier November-Ereignisse<br />

nicht allein der Kalendertag. Weil die deutsche<br />

Teilung Folge des Zweiten Weltkriegs<br />

war, hängt der 9. November 1989 mit dem 9.<br />

November 1923 und 1938 zusammen. Auch<br />

finden sich unter jenen, die 1989 riefen „Wir<br />

sind dasVolk“ nicht wenige,die heute Pegida-<br />

Aufmärsche und AfD-Agitation bevorzugen.<br />

Einsolcher Wandel hatte sich auch in der<br />

sehr viel schwierigeren Zeit zwischen 1918<br />

und 1933 vollzogen, und der zwingt zur<br />

Skepsis: Wäre Hitler ohne Republik und Demokratie<br />

jemals zur Macht gelangt? Hätte<br />

sich der deutsche Antisemitismus ohne Demokratie<br />

derart radikal formieren können?<br />

Vorgenau hundertJahren, in den letzten Tagen<br />

des Kaiserreichs,stellte sich der Münchner<br />

Staatswissenschaftler Arthur Cohen<br />

(1864–1940) solche Fragen. Angesichts der<br />

hereinbrechenden Zeitenwende konstatierte<br />

er die „auffallende Erscheinung, dass<br />

sich in einem Lande der Antisemitismus oft<br />

erst dann so recht bemerkbar macht, wenn<br />

die Demokratie erstarkt“. Diese Sorgebestätigte<br />

die Demokratisierung des österreichischen<br />

Wahlrechts von1896 exemplarisch. So<br />

gesehen entstanden in der nationalistisch<br />

Hans-Georg Maaßen<br />

Radikal<br />

nach rechts<br />

Markus Decker<br />

fragt sich, ob es noch mehr Beamte gibt, die Ansichten wie der<br />

bisherigeVerfassungsschutz-Chef hegen.<br />

Die Behauptung von den linksradikalen<br />

Kräften in der SPD dient im Netz allein noch<br />

als Stoff für schlechte Witze. Im Übrigen gibt<br />

es freilich nichts zu lachen. Dass ein Mann,<br />

der vor der islamistischen Radikalisierung<br />

von Kindern warnt und Rechtsextremisten<br />

in Schutz nimmt, Radikale ausgerechnet in<br />

der Sozialdemokratie ausgemacht haben<br />

will, legt seine Feindbildstruktur erschreckend<br />

offen. Der bisherige Präsident des<br />

Bundesamtes für Verfassungsschutz, der die<br />

Demokratie vor Radikalen schützen sollte,<br />

weiß nicht nur nicht, was einen zur Loyalität<br />

verpflichteten Beamten von einem Politiker<br />

unterscheidet. Er war zumindest zuletzt<br />

höchstpersönlich ein Radikaler –ein Radikaler<br />

im öffentlichen Dienst. Dies gilt umso<br />

KOLUMNE<br />

Der 9. November,<br />

ein Tagzwischen<br />

Gut und Böse<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

geprägten Welt von1918 mit der „Herrschaft<br />

der Masse,das heißt der größeren Masse“ erhebliche<br />

Gefahren für die jüdische Minderheit.<br />

Zumal sich, so Cohen,„die Angehörigen<br />

der Majorität“ mitVorliebe„auf die Minorität<br />

werfen“, weil ein solcher Kampf leicht zu gewinnen<br />

ist und meist „die Ausschaltung der<br />

Konkurrenz bezweckt“.<br />

Häufig wirdzurVerteidigung derWeimarer<br />

Demokratie angeführt, sie sei von Anfang an<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

mehr, als Maaßen die Abschiedsrede über<br />

drei Wochen nach der Entscheidung gehalten<br />

hat, ihn doch zu degradieren. Nein, mit<br />

einer emotionalen Überreaktion kann das<br />

alles nicht erklärtwerden.<br />

Die Kritik am jetzt düpierten Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer,der Maaßen bis<br />

zu diesem Montag gewähren ließ und ihn sogar<br />

befördern wollte, ist unterdessen Allgemeingut.<br />

Der Minister hat den Chef des Inlandsgeheimdienstes<br />

erst rausgeschmissen,<br />

als die Abschiedsrede öffentlich wurde und<br />

es wirklich gar nicht mehr anders ging. Nach<br />

eigener Aussage hat der CSU-Politiker auch<br />

erst am Freitag vonder Abschiedsrede erfahren,<br />

das Parlamentarische Kontrollgremium<br />

hingegen bereits am Donnerstag. Er ist also<br />

nicht auf Ballhöhe.Und er kann noch immer<br />

keinen Nachfolger für Maaßen benennen,<br />

sondern setzt dessen Stellvertreter Thomas<br />

Haldenwang lediglich kommissarisch ein.<br />

Es war indes der sozialdemokratische Innenminister<br />

Otto Schily,der Maaßen mit den<br />

Worten lobte,dieser sei „einer der besten Beamten,<br />

die ich je kennengelernt habe“. Seehofers<br />

Vorgänger Thomas de Maizière wiederum,<br />

der bereits reichlich Anlass hatte,<br />

sich vonMaaßen zu trennen, tat es nicht. Es<br />

fragt sich: Warum? Auch fragt sich, ob Maaßen<br />

der einzige in Führungskreisen der deutschen<br />

Sicherheitsbehörden ist, der so denkt,<br />

wie er denkt –oder ob er die Spitze des Eisberges<br />

markiert. Daswärealarmierend.<br />

Der Fall Maaßen ist fürs Erste zuEnde.<br />

Womöglich wird man ihn in der Politik wiedersehen,<br />

irgendwann im Bundestag schräg<br />

hinter Alexander GaulandoderAlice Weidel.<br />

Doch die Frage, obdieser Hans-Georg Maaßen<br />

mehr aussagt über Polizei und Geheimdienste,als<br />

Demokraten lieb sein kann, diese<br />

Frage steht dringlicher denn je im Raum.<br />

eine Republik ohne Demokraten gewesen.<br />

Das ist falsch. Die ersten Reichstagswahlen<br />

vom 19. Januar 1919 bescherten den gemäßigten<br />

Parteien eine satte Mehrheit von 80<br />

Prozent. In den letzten Wahlen, abgehalten<br />

am 6. November 1932, errangen die Feinde<br />

der Republik (NSDAP,KPD und DNVP) fast 60<br />

Prozent der Stimmen. Wie waren aus guten<br />

Demokraten Antidemokraten geworden? Sowohl<br />

der Erste Weltkrieg als auch die Demokratie<br />

selbst hatten „die Bande des Gesetzes<br />

und der Ordnung gelockert“, wodurch die<br />

„unruhigen Elemente“ leicht die Oberhand<br />

gewinnen konnten. Dasprognostizierte 1882<br />

derWiener AutorIsidor Singer (1859-1939) für<br />

die Zeit nach dem von ihm erwarteten europäischen<br />

Völkerkrieg. Später, 1924, notierte<br />

Ernst Bloch unter der Überschrift„Hitlers Gewalt“,<br />

was erimFrühjahr 1919 in München<br />

beobachtet hatte: „Dieselben Menschen“, die<br />

eben noch bei der Beerdigung des ermordeten<br />

BayerischenMinisterpräsidenten, des Sozialisten<br />

Kurt Eisner,„in zahllosen Trauerzügen<br />

die Straßen geschwärzt hatten“, liefen<br />

wenige Wochen später zur anderen Seite<br />

über:„Vonheute auf morgen wechselten die<br />

Fahnenschäfte den Sowjetstern mit dem Hakenkreuz.“<br />

Alldas mag die heutige Feierlaune stören,<br />

widerlegt jedoch nicht diese Einsicht: Der 9.<br />

November 1918 bildete eine von mehreren<br />

Voraussetzungen für den 9. November 1923<br />

und 1938 –und ohne die beiden Letzteren<br />

hätte der 9. November 1989 nicht stattfinden<br />

müssen.<br />

Herbert Grönemeyer,<br />

62, im Spiegel-Interview<br />

über die derzeitige politische Situation<br />

in Deutschland, Angela Merkels Flüchtlingspolitik<br />

und wann es Zeit ist, als Künstler<br />

die Stimme zu erheben<br />

AUSLESE<br />

Weiter so<br />

in Bayern<br />

Das ging schnell: Nur drei Wochen<br />

nach der Landtagswahl steht die Koalition<br />

aus CSU und Freien Wählern<br />

(FW) in Bayern. „Bayern bleibt wie es<br />

ist“, kommentiert die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Ministerpräsident Markus Söder<br />

kann trotz Wahlschlappe weitermachen<br />

wie bisher,die Freien Wähler rangen ihm<br />

keinen Kurswechsel ab.“ Dass die CSU<br />

nun ökologischer werden will, sei überfällig<br />

und dem Erfolg der Grünen geschuldet.<br />

„Stärker wirdessie schmerzen,<br />

dass sie fünf Kabinettsposten abgeben<br />

muss. Diese müssen die FW nun stark<br />

ausfüllen, wenn sie in der Koalition nicht<br />

untergehen wollen.“<br />

„Die Koalitionärehaben ein Paket geschnürt,<br />

mit dem sie bei Bürgern möglichst<br />

wenig anecken“, meint die Mittelbayerische<br />

<strong>Zeitung</strong>. „Doch das ist nicht<br />

genug. ... Beider CSU ist Wandel auch in<br />

Stil und Haltung zumindest in der ersten<br />

Reihe nicht zu erkennen. Aiwanger<br />

wirdsich verdammt schwertun, sich neben<br />

einer Partei des Weiter-so zu behaupten.“<br />

Christine Dankbar<br />

KORREKTUR<br />

Leider ist uns bei der Produktion unserer Montags-Ausgabe<br />

ein technischer Fehler unterlaufen. Durch ein Versehen<br />

wurden in denArtikel „FahrtinFlammen“ auf der<br />

Seite 9ineinem Satz einigeBuchstaben zu viel eingefügt,<br />

so dass der Sinn entstellt wurde. Wirbitten um<br />

Entschuldigung.<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Thilo Knott.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

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Textchefin: Bettina Cosack.<br />

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Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, MaikeSchultz, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

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Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3: Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

WieComputerspieler<br />

der Wissenschaft auf<br />

die Sprüngehelfen<br />

Seite 16<br />

In Berlin und Brandenburg wird das Analogfernsehen abgeschaltet Seite 10<br />

Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters scheitert vor Gericht Seite 15<br />

Stadtbild<br />

Das gespürte<br />

Lächeln<br />

BarbaraWeitzel<br />

sieht in zwei<br />

hellblaue Augen<br />

Man soll keine Leute anstarren,<br />

dennoch kann ich den Blick<br />

nur mit Anstrengung weglenken.<br />

Mehr als einmal kehrt er zu der<br />

Dame zurück, die hinter mir an der<br />

Kasse im Rollstuhl sitzt. Als hätte er<br />

einen eigenen Willen, mein Blick, einen<br />

der stärker ist als meiner und<br />

immun gegen vorlanger Zeit Gelerntes<br />

und Etikette an sich.<br />

Es sind ihreAugen, die mich in den<br />

Bann ziehen. Milchig blau sind sie,<br />

wie komplett entrahmte Milch oder<br />

wie der Himmel an manchen Tagen.<br />

Den Himmel hält man dann kaum<br />

aus,weil er so blendet in seinem Fastnichtmehrblau,<br />

gefühlt gleich über<br />

den Bäumen anfängt und alles diffus<br />

macht. DieAugen der Frau aber saugen<br />

mich regelrecht an. Dabei sieht<br />

sie gar nicht in meine Richtung. Oder<br />

doch? Ich kann es nicht sagen. Ihre<br />

Erscheinung hat etwas Entrücktes.<br />

Das weiße, dünne Haar ist sorgfältig<br />

frisiertund geföhnt und umgibt ihren<br />

Kopf wie ein zu großer Helm, so deutlich<br />

ist der Luftraum zwischen Strähnen<br />

und Kopfhaut. Sie ist sehr klein<br />

und schmal und sitzt ganz aufrecht.<br />

Siesieht aus wie ein sehr altes Kind.<br />

Im Schoß der Frau liegen eine<br />

Packung Toast, zwei Bananen und ein<br />

Päckchen Käse. Sie hat ihre Hände<br />

darumgelegt, als könnten die Nahrungsmittel<br />

wegspringen. Oder wie<br />

um einen Schatz, den es zu behüten<br />

gilt vor den Blicken der anderen. Wie<br />

meinem. Ich zwinge ihn Richtung<br />

Kassenband und sortiere meinen<br />

Einkauf darauf. „Ich wünschte, ich<br />

könnte sehen, was es hier alles so<br />

gibt“ sagt da die Frau in meinem<br />

Rücken, sehr leise und mit hoher<br />

Stimme, die jedoch nichts Piepsiges<br />

hat. Wieder schaue ich auf und klebe<br />

gleich wieder an ihren Augen.<br />

DieBegleiterin, sehr adrett gekleidet<br />

und zurechtgemacht, erzählt ihr<br />

von den Süßigkeiten, die auf Kinderblickhöhe<br />

dargeboten werden, von<br />

den Gummitieren, den Kochheften<br />

und den Schnäpsen. Obwohl es<br />

klingt, als hätten die beiden dieses<br />

Gespräch schon sehr oft geführt, beschreibt<br />

sie die Umgebung liebevoll<br />

und detailgetreu. Ihre Hand liegt dabei<br />

auf der Schulter der Blinden. Ich<br />

sehe jetzt beide abwechselnd an und<br />

habe alle Zurückhaltung abgelegt.<br />

Versuche, etwas Entschuldigendes in<br />

meinen Blick zu legen, weil ich so<br />

starre, und es scheint mir zu gelingen,<br />

denn die Begleiterin nickt mir mit den<br />

Augen zu. Vielleicht weiß sie um die<br />

Wirkung ihrer Freundin, oder ist es<br />

die Mutter?<br />

Ichlasse den Blick schweifen und<br />

versuche mir vorzustellen, wie es<br />

wäre, das alles nicht zu sehen. Und<br />

auch den Herbst nicht und die Gesichter<br />

der Menschen, die ich liebe.<br />

Und nicht dieses Hellblau, das sich<br />

jetzt, oder täusche ich mich, direkt<br />

auf mich richtet.<br />

Obwohl mir ganz schwer ist von<br />

meinen Gedanken und ich zugleich<br />

so berührt bin vom vertrauten Miteinander<br />

der beiden Frauen, muss<br />

ich lächeln, direkt in diese Augen. Sie<br />

lächeln zurück und nehmen die<br />

Mundwinkel mit. Vielleicht gehört<br />

das Lächeln zu den Erscheinungen,<br />

die man gar nicht unbedingt sehen<br />

muss. Die man spüren kann. Wie ein<br />

nur gedachtes letztes Winken im Rücken.<br />

Ichwill das gerade glauben.<br />

Abenteuerspielplatz, Ortder Zerstörung und des politischen Desinteresses: Das Gelände des Teufelsbergs verwahrloste, seit die Alliierten abzogen.<br />

Teufelsberg unter Denkmalschutz<br />

Die frühere Abhörstation bleibt erhalten. Doch kaufen will Berlin das historisch wertvolle Grundstück nicht<br />

VonStefan Strauß<br />

Die Geschichte des Teufelsbergs<br />

ist geprägt von<br />

großen Plänen, die meist<br />

gescheitert, aber dennoch<br />

so spannend sind wie ein<br />

Agententhriller. Es ist eine Geschichte<br />

vonNiedergang und Verfall.<br />

Undein Ende ist nicht absehbar.<br />

An dieser Entwicklung ändert<br />

auch erst einmal nichts, dass die Senatskulturverwaltung<br />

das Gelände<br />

jetzt unter Denkmalschutz gestellt<br />

hat. „Der Teufelsbergist ein einzigartiges<br />

und vielschichtiges Geschichtsdenkmal<br />

des 20. Jahrhunderts,das in<br />

dieser Art wohl nur in Berlin –als<br />

Hauptstadt des Nazireichs und geteilter<br />

Stadt im Kalten Krieg –entstehen<br />

konnte“, sagte Kultursenator<br />

Klaus Lederer (Linke) am Montag.<br />

Für Reinhard Naumann, den Bezirksbürgermeister<br />

von Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

kommt die<br />

Schutzklausel der Denkmalschützer<br />

viel zu spät. „Der Verfall der letzten<br />

Jahre war ein Sündenfall!“, sagte der<br />

SPD-Politiker. „Diese Entscheidung<br />

war längst überfällig!“<br />

Symbol des Kalten Krieges<br />

Der <strong>Berliner</strong> Teufelsberg besteht aus<br />

den Trümmern, die Hitlers Größenwahn<br />

in der Hauptstadt hinterlassen<br />

hat. Im Jahr 1937 sollte dort die nationalsozialistische<br />

Wehrtechnische<br />

Fakultät errichtet werden, als Teil<br />

von Hitlers Plänen einer Welthauptstadt<br />

Germania. 1940 gab es einen<br />

Baustopp. In der Nachkriegszeit<br />

wurde die Anlage gesprengt, auf dem<br />

Gelände entstanden zwei Schuttberge,<br />

zusammengetragen aus den<br />

Trümmern der zerbombten Häuser.<br />

Im Laufe von 22Jahren wurden 26<br />

Millionen Kubikmeter Schutt und<br />

Trümmer abgeladen, derTeufelsberg<br />

wuchs zum größten Berg der Stadt –<br />

er wurde zum Symbol für die Nazizeit,<br />

denWiederaufbau der Stadt und<br />

die Zeit des Kalten Krieges.<br />

Aufdie 120 Meter hohe Spitzedes<br />

Teufelsbergs setzten amerikanische<br />

und britische Militärs Anfang der<br />

60er-Jahre eine riesige Abhöranlage.<br />

Die Abhörstation Ende der 90er-Jahre: Damals wollte das Areal niemand schützen. IMAGO<br />

Bis zu1500 Mitarbeiter hörten den<br />

Telefon- und Funkverkehr in den<br />

Ostblockstaaten ab. Als Amerikaner<br />

und Briten Anfang der 90er-Jahre<br />

Berlin verließen, begann der Verfall<br />

des Teufelsberg-Geländes.<br />

Den Namen<br />

bekam das Areal wegen<br />

des nahen Teufelssees.<br />

B5<br />

Die Abhörstation<br />

mit ihren abgelegenen<br />

Gebäuden und<br />

Abhöranlage<br />

Radartürmen wurde<br />

zum Treffpunkt für Wilmersdorf<br />

Abenteurer und<br />

Sprayer. Es gab etliche<br />

Partys und viele<br />

Zerstörungen. Berlin<br />

Postfenn<br />

Heerstr.<br />

Teufelsberg<br />

120 Meter<br />

Stiftung mit tausend Studenten<br />

gründen wollte. Sie sollten auf dem<br />

Berg transzendentale Meditation<br />

und yogisches Fliegen lernen.<br />

Vordrei Jahren pachtete Marvin<br />

Schütte, Sohn des<br />

Miteigentümers<br />

Teufelsseechaussee<br />

BLZ/GALANTY<br />

interessierte sich Teufelssee<br />

nicht dafür. Die Forderung<br />

nach Denkmalschutz<br />

lehnte der<br />

Senat damals ab. Ein Fehler, wie<br />

heute alle wissen. Berlin verkaufte<br />

das Gelände 1996 an private Investoren<br />

um den Architekten Hanfried<br />

Schütte. Die neuen Besitzer planten<br />

ein Hotel, Luxuswohnungen und einen<br />

Aussichtsturm. Daraus wurde<br />

nichts,ebenso wenig aus den Plänen<br />

des Hollywoodregisseurs David<br />

Lynch, der auf dem Teufelsberg eine<br />

Friedensuniversität der Maharishi-<br />

Hanfried Schütte,<br />

das Gelände. Der<br />

junge Immobilienkaufmann<br />

hatte die<br />

Idee, aus dem Teufelsbergeinen<br />

Ortfür<br />

Kunst, Kultur, Freizeit<br />

und Sportzuentwickeln.<br />

Den Verfall<br />

des Geländes konnte<br />

auch er nicht stoppen.<br />

Künstler bezogen<br />

Ateliers, Schütte<br />

gab ihnen Freiräume<br />

und einen Rückzugsort.<br />

Er organisierte<br />

Führungen. Filmteams nutzten die<br />

marode Kulisse für Filmarbeiten.<br />

Im Mai 2018 sperrte die Bauaufsicht<br />

das Hauptgebäude wegen<br />

schwerer Baumängel. Miteigentümer<br />

des Teufelsberg-Geländes hatten<br />

ein Gutachten anfertigen lassen,<br />

das alle Mängel aufführte.Der Bezirk<br />

reagierte. Die Eigentümer gelten als<br />

zerstritten. Und Pächter Marvin<br />

Schütte will nichts mehr sagen. Er<br />

IMAGO<br />

habe das Gefühl, die Stadt werfeihm<br />

Steine vordie Füße.<br />

Im Koalitionsvertrag haben SPD,<br />

Linke und Grünevor zwei Jahren geschrieben,<br />

sie wollten den Teufelsberg<br />

als „Erinnerungs- und Naturort“<br />

zugänglich machen. Doch wäre<br />

es dafür nicht am besten, das Land<br />

Berlin kaufte das Gebäude-Ensemble<br />

vonden Eigentümernzurück? 5,2<br />

Millionen Mark zahlten die gescheiterten<br />

Investoren damals, mittlerweile<br />

soll auf der Immobilie eine<br />

Schuldsumme liegen – von einem<br />

zweistelligen Millionenbetrag ist die<br />

Rede. „Das Grundstück ist deutlich<br />

zu teuer“, sagt Daniela Billig, stadtentwicklungspolitische<br />

Sprecherin<br />

der Grünen. „Preislich sind wir uns<br />

bisher nicht einig geworden.“<br />

Der Teufelsberg liegt im Naturschutzgebiet;<br />

das 4,8 Hektar große<br />

Gelände, das nun ein Denkmal ist,<br />

wirdals Waldgebiet ausgewiesen. Zuständig<br />

sind die <strong>Berliner</strong> Forsten und<br />

die Senatsumweltverwaltung. „Wir<br />

haben kein Interesse an einem Rückkauf“,<br />

sagt Sprecher Derk Ehlert.<br />

Anwohner und Naturschützer<br />

vom Aktionsbündnis Teufelsberg<br />

würden die Ruinen am liebsten abreißen<br />

und im Stahlbetonturm ein<br />

Turmmuseum einrichten. Die CDU<br />

wollte im Oktober noch ein Sportund<br />

Erholungszentrum errichten,<br />

mit Möglichkeiten zum Laufen, Skaten,<br />

Klettern, Drachenfliegen und Rodeln<br />

imWinter.<br />

„Viele Dinge sind jetzt nicht mehr<br />

möglich“, sagt Frank Jahnke, kulturund<br />

wirtschaftspolitischer Sprecher<br />

der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus.Seine<br />

Idee:eine Ausstellung zur<br />

Geschichte und Erlebnisgastronomie<br />

–„bei diesem Ausblick!“ ,sagt Jahnke.<br />

Wasmöglich ist, bleibt trotz Denkmalschutz<br />

ungewiss. Konkrete Pläne<br />

gebe es nicht, heißt es aus dem Landesdenkmalamt.<br />

Die Unterschutzstellung<br />

desTeufelsbergs bedeute erst<br />

einmal nur, dass die Denkmalpfleger<br />

mitreden dürfen, wenn es um das<br />

Areal geht. Eine Bestandsaufnahme<br />

sei geplant. „Erst dann kann darüber<br />

nachgedacht werden,was sich erhalten<br />

oder sanieren lässt“, heißt es.<br />

NACHRICHTEN<br />

Gewerkschaft hält nichts<br />

von Senatsplan für S-Bahn<br />

Eine Firmafährtdie <strong>Berliner</strong> S-Bahn,<br />

die andererepariertsie –dieseVariante<br />

im Konzept des Senats stößt auf<br />

Gewerkschaftsseite auf Kritik. Einzuverlässiger<br />

Betrieb sei nur möglich,<br />

wenn„der S-Bahnbetrieb mit allem,<br />

was dazu gehört, aus einer Hand angeboten<br />

wird“, teilte die EisenbahnundVerkehrsgewerkschaft<br />

(EVG)am<br />

Montag mit. Zusätzliche Schnittstellen<br />

zwischen Betrieb und Instandhaltung<br />

müssten vermieden werden.<br />

Derzeitwirddie S-Bahn aus einer<br />

Hand betrieben –von einer Tochter<br />

der Deutschen Bahn.Weil das aber<br />

nicht immer ohne Probleme lief, erwägt<br />

der Senat Änderungen für die<br />

Nord-Süd-und die Ost-West-Strecken.<br />

(dpa)<br />

Vier Verletzte bei<br />

Unfall mit Polizeiauto<br />

In der Lahnstraße in Neukölln ist am<br />

Montagvormittag ein Polizeiauto<br />

mit einem Opel Corsa zusammengestoßen.<br />

DieFahrerin des Opel kam<br />

mit schweren Verletzungen in eine<br />

Klinik. Diebeiden Streifenbeamten,<br />

die mit eingeschaltetem Blaulicht<br />

und Martinshornunterwegs waren,<br />

wurden leicht verletzt. EinPassant<br />

erlitt ebenfalls leichte Verletzungen.<br />

DiePolizisten waren auf dem Weg<br />

zum Einsatz wegen einer ausgelösten<br />

Alarmanlage in einem Geschäft.<br />

DerEinsatz stellte sich später als<br />

Fehlalarmheraus. (ls.)<br />

Kulturszene engagiertsich<br />

gegen rechts<br />

Kultursenator Klaus Lederer (Linke)<br />

hat das Engagement der Kulturszene<br />

gegen rechtspopulistische und völkisch-nationale<br />

Strömungen begrüßt.<br />

Es gehöreindie Kompetenz<br />

und Autonomie vonKultureinrichtungen,<br />

sich gesellschaftspolitisch zu<br />

äußern, sagte der Linke-Politiker im<br />

Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses.„Wenn<br />

Unterstützungsanfragen<br />

auf uns zukommen, werden wir<br />

unsdem sehr offen widmen.“ Mehr<br />

als 90 Institutionen undVerbände<br />

wollen am Freitag eine„Erklärung der<br />

Vielen“ vorstellen, die für Toleranz,<br />

Solidarität und die Freiheit der Kunst<br />

wirbt. (dpa)<br />

WWF: Zustand der <strong>Berliner</strong><br />

Flüsse mäßig bis schlecht<br />

DerWWF stellt der Qualität der <strong>Berliner</strong><br />

Flüsse ein mieses Zeugnis aus.<br />

Fließgewässer in sehr gutem oder gutem<br />

ökologischen Zustand und mit<br />

entsprechendem ökologischem Potenzial<br />

gibt es in der Hauptstadt nicht<br />

mehr,wie aus einem am Montag veröffentlichten<br />

Bericht der Umweltschutzorganisation<br />

hervorgeht. (dpa)<br />

Ausflugsdampfer auf der Spree –auch<br />

kein ökologisch gesunder Fluss FRIEDEL BERND


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Berlin<br />

Schluss mit Analogfernsehen in Berlin: Wernoch einen Fernseher ohne Digitalempfänger hat, muss umrüsten.<br />

GETTY IMAGES<br />

Wenn der Bildschirm schwarz bleibt<br />

In Berlin und Brandenburg wird das Analogfernsehen abgeschaltet. 75000 Haushalte sind betroffen, viele Bürger verunsichert. Die wichtigsten Antworten<br />

VonAnnika Leister<br />

Die Telefonleitungen bei<br />

Fernsehverkäufern und<br />

Reparaturdiensten laufen<br />

seit Tagen heiß. Denn<br />

viele <strong>Berliner</strong> sind verunsichert. Einige<br />

haben Post erhalten, bei anderenläuft<br />

ein Textband über den Bildschirm–mit<br />

der Mitteilung, dass das<br />

Analogfernsehen in diesen Tagen abgestellt<br />

wird. Einige Netzanbieter<br />

machen ausgerechnet jetzt auch verstärkt<br />

Werbung für neue Verträge.<br />

Doch viele, vor allem die Älteren,<br />

wissen gar nicht, ob ihr Fernseher<br />

analog läuft und was sie jetzt tun sollen.<br />

Hier die Antworten auf die wichtigsten<br />

Fragen.<br />

Wie viele Haushalte sind betroffen?<br />

In Westdeutschland wurde die<br />

Umstellung vielerorts bereits vorgenommen,<br />

insgesamt sollen jetzt<br />

noch knapp 1,2 Millionen Haushalte<br />

betroffen sein. In Berlin sind es nach<br />

Schätzung von Uwe Haaß von der<br />

Medienanstalt Berlin-Brandenburg<br />

wohl 75 000 Haushalte. Inder Mieterstadt<br />

Berlin ist Kabelfernsehen<br />

besonders weit verbreitet, weil man<br />

für eine Satellitenschüssel in der Regel<br />

eine Genehmigung des Hausherrn<br />

braucht. Zudem ist der Empfang<br />

je nach Ausrichtung der Wohnung<br />

oft schlecht. Und nicht zuletzt<br />

bieten viele Vermieter ihren Mietern<br />

den Kabelanschluss standardmäßig.<br />

Wann ist genau Schluss mit Analogfernsehen?<br />

DieTermine zur Abschaltung variieren<br />

je nach Bezirk und Anbieter. In<br />

Berlin hat dieTelekom in dieser Nacht<br />

mit der Abschaltung begonnen, Vodafone<br />

folgt in Schüben auch am 13.,<br />

20. und 27. November.Auch Potsdam<br />

und Schönefeld sind im November<br />

dran –der Rest Brandenburgs folgt im<br />

März. In der Regel läuft bei Betroffenen<br />

zurzeit ein Spruchband mit dem<br />

Abschalttermin über den Bildschirm.<br />

Brauche ich einen neuen Vertrag?<br />

Nein –auch wenn Netzbetreiber<br />

versuchen, die Unsicherheit von<br />

Analogkunden auszunutzen und<br />

ausgerechnet jetzt neue,teurereVerträge<br />

anbieten. Ein Vertragswechsel<br />

ist bei der Abschaltung aber auf keinen<br />

Fall zwingend. DieBetreiber haben<br />

der Medienanstalt eigentlich<br />

auch zugesichert, die Informationen<br />

über die Abschaltung neutral zu halten<br />

und nicht mit Werbung zu verquicken.<br />

Verstöße dagegen können<br />

bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburggemeldet<br />

werden.<br />

Woran erkenne ich, ob mein Fernseher<br />

analog empfängt?<br />

Wer eine Zimmerantenne oder<br />

eine Satellitenschüssel zum Empfang<br />

nutzt, muss sich keine Sorgen machen.<br />

Sein Programm wird schon digital<br />

übertragen. WerKabelfernsehen<br />

empfängt –erkennbar an der weißen<br />

TV-Dose an der Wand, an die der<br />

Fernseher direkt angeschlossen ist –<br />

der muss unter Umständen umrüsten.<br />

Das gilt besonders, wenn der<br />

Fernseher, egal ob Röhre oder Flachbild,<br />

vor dem Jahr 2010 gekauft<br />

wurde. Neuere Geräte haben ein<br />

Nachrüsten lassen sich alte Fernseher mit einem solchen Digital-Receiver.<br />

FOTOLIA<br />

Empfangsteil für digitales Kabelfernsehen<br />

bereits integriert. Die beste<br />

Orientierung bietet ein Blick in die<br />

Programmliste des Fernsehers: Sind<br />

es nur rund 30 Programme,die empfangen<br />

werden, und fehlen digitale<br />

Sender wie One, Tagesschau24 oder<br />

ZDFneo, läuft das Gerät analog und<br />

eine Umrüstung ist nötig.Werrund 90<br />

Sender und ARD oder ZDF auch mit<br />

ausgewiesener „HD“-Qualität empfängt,<br />

schaut hingegen sicher digital.<br />

Wasmuss ich tun, wenn ich noch analog<br />

schaue?<br />

Wer noch analog empfängt, bei<br />

dem bleibt der Bildschirm nach der<br />

Abschaltung schwarz. Ein neuer TV<br />

muss her oder aber ein DVB-C-Kabelreceiver,<br />

mit dem das alte Gerät<br />

aufgerüstet wird. Die Receiver kosten<br />

im Handel zwischen 40 und 50<br />

Euro.Nachteil: DerReceiver braucht<br />

eine eigene Fernbedienung. „Vor allem<br />

ältere Kunden sind damit oft<br />

überfordert“, sagt Frank Riewe, Geschäftsführer<br />

von Fernseh Clavis in<br />

Wilmersdorf. Da sei ein neuer Fernseher<br />

oft die bessere Alternative. Inzwischen<br />

seien alle im Handel angebotenen<br />

Geräte digitaltauglich.<br />

Und wenn ich schon digital empfangen<br />

kann?<br />

Werschon einen Digitalempfänger<br />

im Fernseher hat, aber noch analog<br />

schaut, kann in der Regel in den<br />

Menü-Einstellungen einfach selbst<br />

auf den neuen Empfangsweg „Digital-TV“<br />

oder „DVB-C“ umstellen.<br />

Weil mit der Abschaltung des analogen<br />

TV-Programms auch die digitalen<br />

Sender neu sortiertwerden, müssen<br />

außerdem auch alle, die schon<br />

seit längerem digital empfangen,<br />

nach der Umschaltung einen Sendersuchlauf<br />

starten.<br />

Ist Radio noch analog zu empfangen?<br />

Nein. WerRadio über Kabel analog<br />

empfängt, muss ebenfalls aufrüsten:<br />

Neben dem Digital-TV-Receiver<br />

braucht es dann auch einen Radio-<br />

Receiver (in der Regel zwischen 35<br />

und 55 Euro). Auch dieser benötigt<br />

eine eigene Fernbedienung. Ein<br />

neues Radio hilft in diesem Fall<br />

nicht, denn: „Es gibt noch kein Radio-Gerät,<br />

das Digitalreceiver eingebaut<br />

hat“, erklärt Frank Riewe. Als<br />

einfachste Alternative zum Receiver<br />

empfiehlt Experte Riewe eine Wurfantenne,<br />

die an das Gerät angeschlossen<br />

wird. Dann wird der Ton<br />

aber klassisch per Ultrakurzwelle<br />

(UKW)übertragen, nicht digital.<br />

Washabe ich von der Umstellung?<br />

Mehr Sender in besserer Bildund<br />

Audioqualität.<br />

Und washaben die Anbieter davon?<br />

Das Angebot von Analogfernsehen<br />

frisst Platz in den Kanälen der<br />

Netzbetreiber. Sie wollen diesen<br />

Platz für andere Angebote nutzen,<br />

zum Beispiel neue Sender und eine<br />

höhereHD-Qualität oder –recht neu<br />

–für schnelleres Internet und Telefonie<br />

per Kabel. Vonletzterem können<br />

Verbraucher auch profitieren: Häufig<br />

ist das Internet per Kabel ähnlich<br />

leistungsstark, aber wesentlich<br />

günstiger als ein DSL-Anschluss.<br />

Immobilien-Profis: Städte wie Berlin sindüberteuert<br />

Ausländische Anleger schätzen zwar Grundstücke und Häuser in Deutschland als solide Wertanlage, doch der starke Preisanstieg treibt sie in andere Regionen<br />

VonAlexander Sturm<br />

Starke Wirtschaft, politische Stabilität,<br />

Rechtssicherheit: Wohnungen<br />

und Häuser in Deutschland gelten<br />

Investoren weltweit als sicherer<br />

Hafen –zum Leidwesen vonMietern<br />

und Immobilienkäufern. In einigen<br />

Städten hierzulande ist die Wohnungsnot<br />

groß, Eigentum wird für<br />

viele Menschen unerschwinglich.<br />

Doch angesichts der hohen Preise<br />

wenden sich nun auch manche<br />

Großanleger ab,wie eine Analyse der<br />

Beratungsgesellschaft PwC zeigt.<br />

Demnach sanken die Immobilien-Investments<br />

in Deutschland in<br />

den vergangenen zwölf Monaten um<br />

drei Milliarden auf 65 Milliarden<br />

Euro. Wohnungen und Häuser in<br />

hiesigen Städten würden zwar von<br />

Großanlegerngeschätzt, weil sie viel<br />

Wert auf Sicherheit legten, heißt es in<br />

dem Papier, das der Deutschen-<br />

Presse-Agentur vorliegt. „Dennoch<br />

werden Berlin, Frankfurt, Hamburg<br />

und München vonvielen Investoren<br />

als überteuert angesehen“, sagt<br />

PwC-Partnerin Susanne Eickermann-Riepe.<br />

Die mehr als 800 Immobilien-Profis,<br />

die befragt wurden,<br />

finden die Häuserpreise in deutschen<br />

Großstädten –wie auch in anderen<br />

europäischen Metropolen –<br />

sehr sportlich. „Nahe am Gipfel“,<br />

„weit fortgeschritten“ oder „überteuert“,<br />

lautet häufig ihr Urteil.<br />

Großbritannien ist beliebter<br />

<strong>Berliner</strong> Mieter müssen weiter mit steigenden Wohnkosten rechnen.<br />

ren aus den USA, Großbritannien<br />

und China in großem Stil Wohnungen<br />

und Häuser in deutschen Städten<br />

gekauft.<br />

Bei Deals jenseits von zehn Millionen<br />

Euro stammte 2017 mehr als<br />

jeder zweite Euro vonausländischen<br />

Kapitalgebern, so der Verband deut-<br />

HANS RICHARD EDINGER<br />

Manchen Anlegern wurde es nun<br />

offenbar zu bunt. Ganz vorn in ihrer<br />

Gunst steht europaweit nicht mehr<br />

Deutschland, sondern Großbritannien.<br />

Auf der Insel wurden vom<br />

Schlussquartal 2017 bis zum Ende<br />

des dritten Quartals dieses Jahres 68<br />

Milliarden Euro in Immobilien investiert.<br />

Deutschland habe zu wenige<br />

Zielobjekte, und diese seien zu<br />

teuer, meint Eickermann-Riepe.<br />

„Aus diesem Grund konnte Großbritannien<br />

trotz des bevorstehenden<br />

Brexit vorbeiziehen.“ In den<br />

vergangenen Jahren hatten Investoscher<br />

Pfandbriefbanken. Die Einschätzung<br />

der Großanleger hat daher<br />

Gewicht. DieStudie ist ferner ein<br />

Beleg dafür,dass der seit einem Jahrzehnt<br />

laufende Immobilienzyklus in<br />

Deutschland inzwischen in einer<br />

Spätphase angekommen ist. Die<br />

Bundesbank warnte mehrfach vor<br />

Preisübertreibungen in Ballungsräumen.<br />

Sie sieht Überbewertungen<br />

von bis zu 30 Prozent, wenn auch<br />

noch keine bundesweite Blase.<br />

Innerhalb von Deutschland<br />

macht sich nun auch der 2019 geplante<br />

Brexit bemerkbar, zeigt die<br />

PwC-Studie. InFrankfurt, das viele<br />

Londoner Banker anzieht, stiegen<br />

die Immobilieninvestments demnach<br />

rasant: Am Main wurden acht<br />

Milliarden Euro in Wohnungen und<br />

Häuser gesteckt – ein Plus von 14<br />

Prozent binnen Jahresfrist. Damit<br />

holte Frankfurt hinsichtlich des Volumens<br />

Berlin ein. Die beiden deutschen<br />

Spitzenreiter stehen in Europa<br />

gemeinsam auf Platz drei hinter Parisund<br />

London.<br />

DieLandesbank Helaba erwartet,<br />

dass die Zahl der Bankbeschäftigten<br />

in Frankfurtmittelfristig um mindestens<br />

8000 Menschen steigt. Der Zuzug<br />

vonBankernaus London wegen<br />

des Brexit werde dazu beitragen,<br />

„dass sich der Anstieg der Wohnimmobilienpreise<br />

und Mieten mindestens<br />

in ähnlichem Tempo fortsetzt“,<br />

schätzt sie.<br />

Aber nicht nur Frankfurt, sondern<br />

auch andere deutsche Großstädte<br />

bleiben laut der PwC-Studie begehrt<br />

–trotz aller Skepsis über hohe Immobilienpreise.<br />

Gefragt nach den<br />

besten Aussichten für europäische<br />

Metropolen, sehen die befragten<br />

Profis gleich vier deutsche Städte in<br />

den TopTen: Berlin (2), Frankfurt(5),<br />

Hamburg(7) und München (10).<br />

Keine Entwarnung<br />

Auch hinsichtlich der erwarteten<br />

Mietsteigerungen geben die Studienautoren<br />

keine Entwarnung. Hier<br />

wird ebenfalls mit Aufschlägen in<br />

Frankfurtund Hamburggerechnet –<br />

und allen voraninBerlin. DieHauptstadt<br />

wird europaweit als am lukrativsten<br />

bewertet. „Die Liebesbeziehung<br />

der Immobilienbranche mit<br />

Berlin dürfte 2019 weitergehen“,<br />

heißt es.„Jeder will dortsein, und die<br />

Mieten gehen durch die Decke.“<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 11 *<br />

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Berlin<br />

Telefonforum<br />

Wiewird die<br />

Wohnung<br />

barrierefrei?<br />

Am Donnerstag antworten<br />

Experten auf Leserfragen<br />

Jedes Lebensalter hat seine Besonderheiten<br />

–auch, was das Wohnen<br />

betrifft. Mitdem Zimmer bei den Eltern<br />

fängt es an, dann folgt womöglich<br />

eine Studentenbude, ein Ein-<br />

Zimmer-Apartment oder eine<br />

Wohngemeinschaft. Steht die Gründung<br />

einer Familie an, denkt man<br />

neu über das Wohnen nach. Komfort<br />

wirdwichtiger,und dazu gehörtBarrierefreiheit<br />

in der Wohnung. Kinderwagen<br />

und Rollstuhl brauchen<br />

ähnlich viel Platz zum Rangieren.<br />

Schwellen und Stufen bremsen alles,<br />

was Rollen hat: Schmale Türen und<br />

ein Mini-Badezimmer erschweren<br />

die Beweglichkeit.<br />

Vonvornherein darauf zu achten,<br />

dass solche Hindernisse entweder<br />

gar nicht erst gebaut oder baldmöglichst<br />

beseitigt werden, erleichtert<br />

die Bewältigung des Alltags enorm.<br />

Allerdings gelten nur ein bis zwei<br />

Prozent des Wohnungsbestandes in<br />

Deutschland heute als barrierefrei<br />

oder barrierearm.Weil die Nachfrage<br />

steigt, müssen bis 2030 nach Hochrechnungen<br />

rund 2,9 Millionen barrierefreie<br />

Wohnungen gebaut werden.<br />

Modernisierung nutzen<br />

Wer heute schon eine entsprechendeWohnung<br />

braucht, ist gut beraten,<br />

aktiv zu werden. Immobilieneigentümer<br />

können selber entscheiden,<br />

wann, was,wie umgebaut wird.<br />

Für sie ist es optimal, im Rahmen einer<br />

ohnehin erforderlichen Modernisierung<br />

gleich die Barrieren zu beseitigen.<br />

Werzur Miete wohnt, muss<br />

sich mit seinem Vermieter ins Benehmen<br />

setzen.<br />

Werbei der technischen Planung<br />

helfen kann, wie man das finanziert,<br />

und wo es Zuschüsse oder Fördergeld<br />

für den Umbau zu einer barrierefreien<br />

Wohnung gibt, klären am<br />

kommenden Donnerstag Experten<br />

während unserer nächsten Telefonaktion.<br />

(BLZ)<br />

Am 8. November beantworten die <strong>Berliner</strong><br />

Architektin Sonja Hopf, spezialisiertauf barrierefreie<br />

Umbauten, und Alexander Nothaft vom<br />

Verbandder Privaten Bausparkassen die Fragen<br />

der Anrufer.Zuerreichen sind sie von<br />

16 bis 18 Uhr über diekostenloseTelefonnummer<br />

0800/000 47 43.<br />

Energieschub für Tegel<br />

Am Flughafen soll ein innovatives Versorgungssystem entstehen –vorausgesetzt, der BER öffnet<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Am Flughafen Tegel scheiden<br />

sich in Berlin die Geister:<br />

Hier die Nostalgiker,<br />

die Tegel gerne und vor allem<br />

um jeden Preis offen lassen<br />

möchten, dort die Schließbefürworter,<br />

die betonen, dass ein Weiterbetrieb<br />

des Flughafens trotz erfolgreichen<br />

Volksbegehrens nicht realistisch<br />

ist. Kaum ein Thema ist in der<br />

Hauptstadt emotionaler besetzt.<br />

Längere Zeit war es still um Zukunft<br />

und Nachnutzung des Flughafens<br />

TXL. Zuletzt hatte die <strong>Berliner</strong> Clubszene<br />

den Flughafen im Auge.<br />

Fakt ist nun: Es tut sich was in Tegel.<br />

Am Montag stellte die Tegel Projekt<br />

GmbH das neue Energiekonzept<br />

für den Forschungs- und Industriestandort<br />

Urban Tech Republic und<br />

das Schumacher Quartier vor, die<br />

entstehen sollen, wenn der alte Flughafen<br />

in Tegel seinen Betrieb einstellt.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Stadtwerke und<br />

Eon werden das Areal über ein neuartiges<br />

Niedrigtemperaturnetz in<br />

Zukunft mit Wärme und Kälte versorgen.<br />

Umweltfreundlich, nachhaltig<br />

und innovativ, sokündigte es die<br />

Bietergemeinschaft an, die als Sieger<br />

aus einer EU-weiten Konzessionsausschreibung<br />

hervorgegangen ist.<br />

Energiekunde als Produzent<br />

Es soll eines der größten Stadtentwicklungsprojekte<br />

Europas werden,<br />

das auch die rund 5000 Wohnungen<br />

einbezieht, die im Schumacher<br />

Quartier entstehen werden. Diese<br />

neuen Wohnungen werden technisch<br />

so ausgestattet, dass sie mit<br />

dem neuen Wärmenetz korrespondieren.<br />

60 Millionen Euro kostet dieses<br />

Energiekonzept für das gesamte<br />

Areal, das gebaut werden soll.<br />

Mit der Entwicklung und dem<br />

Management der Urban Tech Republic<br />

und des Schumacher Quartiers<br />

hat das Land Berlin die Tegel<br />

Projekt GmbH beauftragt.<br />

Das sogenannte Low-Exergie-<br />

Netz (kurz: LowEx-Netz) hat einen<br />

entscheidenden Vorteil gegenüber<br />

klassischen Fernwärmenetzen. Es<br />

arbeitet mit einer niedrigeren Betriebstemperatur,<br />

wodurch Wärmeverluste<br />

reduziert werden können,<br />

also auch Kosten. Laut Projektbetreiber<br />

sollen die Jahreskosten für Abnehmer<br />

von LowEx-Wärme bei Berlin<br />

TXL deutlich unter denen vergleichbarer<br />

Fernwärmesysteme liegen.<br />

Zudem kann überschüssige<br />

oder selbst erzeugte Energie, beispielsweise<br />

Produktionsabwärme<br />

Auch das alte Flughafen-Gebäude in Tegel soll energetisch saniertwerden.<br />

Zuhören: Über die Planungenfür<br />

Berlin TXL, The Urban<br />

Tech Republic und das Schumacher<br />

Quartier informiert<br />

die TegelProjekt GmbH auf<br />

der 9. öffentlichen Standortkonferenz.<br />

Sie beginnt am<br />

Dienstagabend im Technologie-<br />

und Innovationspark<br />

Berlin Humboldthain, Peter-<br />

Behrens-Halle, auf dem Gelände<br />

der TU.<br />

WAS PASSIERT, WENN TEGEL SCHLIESST?<br />

Fliegen: Außerdem besteht<br />

vorOrt die Möglichkeit, in einem<br />

virtuellen Rundgang die<br />

Urban Tech Republic kennenzulernen,<br />

Drohnen durch<br />

einen Parcours zu fliegen<br />

und im „Cube“ seine Meinung<br />

zu sagen. Die Veranstaltung<br />

beginnt um 17 Uhr.<br />

Die Adresse lautet: Gustav-<br />

Meyer-Allee 25, 13355 Berlin.<br />

Beteiligen: In drei verschiedenen<br />

Panels (Technologien<br />

für die Stadt der Zukunft;<br />

Moderierter Marktplatz-<br />

Rundgang mit Senatsbaudirektorin<br />

Regula Lüscher,<br />

Neuer Wohnraum für Berlin<br />

im Schumacher Quartier mit<br />

Bausenatorin Katrin Lompscher)<br />

kann man sich konkret<br />

über die einzelnen Projekte<br />

informieren.<br />

IMAGO<br />

von Gewerbe- und Industriebetrieben<br />

oder Energie aus erneuerbaren<br />

Quellen, dem System zugeführtwerden.<br />

Jeder Kunde ist also zugleich<br />

auch Produzent. Das Netz dient<br />

auch als Energie-Tauschplatz, denn<br />

es vereint dezentral die Energie aus<br />

Solaranlagen, Blockheizkraftwerken,<br />

Geothermie und Abwasserwärme.<br />

„In der geplanten Größenordnung<br />

ist das LowEx-Netz weltweit<br />

einzigartig“, sagte Philipp Bouteiller,<br />

Geschäftsführer der Tegel Projekt<br />

GmbH. Mit zehn Kilometern Länge<br />

sei das Wärmenetz „das nachhaltigste<br />

Energiesystem, das wir kennen“.<br />

80 Prozent der Wärmelieferung<br />

stammt aus erneuerbarer Energie.Man<br />

wolle mit der Kohlendioxid-<br />

Reduktion so „nah an die Null, wie es<br />

geht“, betonte Bouteiller.<br />

EinLeuchtturm-Projekt<br />

Berlin hat sich diesbezüglich viel<br />

vorgenommen – bis 2050 will die<br />

Stadt zur klimaneutralen Metropole<br />

mutieren. Ein Mammutprojekt wie<br />

in Tegel muss da natürlich als Avantgarde<br />

fungieren. So sieht es auch Jörg<br />

Simon, Vorstandschef der <strong>Berliner</strong><br />

Wasserbetriebe. Als kommunales<br />

Unternehmen setze man auf einem<br />

für Berlin bedeutsamen Gelände ein<br />

Energiekonzept mit Leuchtturmcharakter<br />

um, erklärte Simon.<br />

Soweit der Plan für Tegel. Denn<br />

natürlich setzt das alles eines voraus:<br />

dass der Flughafen Berlin Brandenburg<br />

fertig wird. Bisher hält BER-<br />

Chef Engelbert Lütke Daldrup am<br />

Termin fest: Im Oktober 2020 soll der<br />

neue Flughafen eröffnen. „Danach<br />

richten wir uns“, sagte Bouteiller.Ein<br />

halbes Jahr nach der BER-Eröffnung<br />

soll Tegel geschlossen werden. Für<br />

den Baubeginn ist der Sommer 2021<br />

vorgesehen, man rechnet mit einer<br />

Bauzeit vondreibis fünf Jahren.<br />

Eon-Vorstandsmitglied Karsten<br />

Wildberger sagte,der Zuschlag durch<br />

das Land Berlin beweise,dass„klimafreundliche<br />

Lösungen sich auch wirtschaftlich<br />

durchsetzen können, wenn<br />

sie intelligent und innovativ entwickelt“<br />

würden. „Für uns ist es das<br />

erste Netz einer völlig neuen Generation<br />

und ein wichtiger Schritt für die<br />

kommunale Energiewende“, sagte<br />

Wildberger weiter. Für Tegel-Fans<br />

sieht es also immer düsterer aus.<br />

Nicht nur stimmte das Abgeordnetenhaus<br />

im Juni für eine Schließung.<br />

Auch die FDP zögert: Ungewiss, ob<br />

die Liberalen noch mit einer Klage<br />

beim Verfassungsgerichtshof des<br />

Landes Berlin dem Volksentscheid<br />

zur Durchsetzung verhelfen wollen.<br />

Rentner tötet<br />

Wildschwein<br />

mit Axt<br />

80-Jähriger konnte sich<br />

gutes Fleisch nicht leisten<br />

I<br />

neinem Waldstück in Reinickendorf<br />

hat ein Rentner ein zutrauliches<br />

Wildschwein geschlachtet.<br />

Nach Ansicht von Polizisten ist dies<br />

zwar eine skurrile, aber auch traurige<br />

Geschichte.<br />

Voneinem Lidl-Parkplatz an der<br />

Karolinenstraße aus sah ein Zeuge<br />

am Donnerstagabend, wie sich in<br />

demWaldstück um das Tegeler Fließ<br />

ein Mann vorsichtig einem Wildschwein<br />

näherte. Das Tier hatte offenbar<br />

keine Angst vor dem Menschen.<br />

Plötzlich holte der Mann mit<br />

einer Axt aus und schlug zu.<br />

Der Zeuge wählte den Polizeinotruf<br />

110. In der Nähe des Parkplatzes<br />

traf gegen 22.40 Uhr eine<br />

Funkstreife ein. Die Beamten sahen<br />

eine Frau, die in einem geparkten<br />

Auto saß. „Ich warte auf meinen<br />

Mann, der gleich von der Arbeit<br />

kommt“, sagte die 75-Jährige. Was<br />

sie mit „Arbeit“ meinte, stellte sich<br />

bald heraus, als sich die Polizisten<br />

weiter in der Umgebung umschauten.<br />

Sie fanden zwischen den Bäumen<br />

eine enthauptete Bache. Nach<br />

Angaben der Polizei war das Wildschwein<br />

schon gehäutet und teilweise<br />

ausgenommen. Eingeweide<br />

und größere Stücken Fleisch waren<br />

bereits in einer Kiste verpackt. Eine<br />

Axt und ein Messer lagen daneben.<br />

Der Täter versteckte sich im Gebüsch.<br />

Bei dem Mann handelt es sich<br />

um einen 80 Jahrealten ehemaligen<br />

Fleischer.Ergab zu, das zutrauliche<br />

Tier mit der Axt erschlagen zu haben,<br />

um es dann zu schlachten und<br />

auszunehmen. Er zeigte den Polizisten<br />

auch den abgetrennten Kopf des<br />

Tieres.<br />

Die Beamten übergaben die Kadaverteile<br />

dem Förster und beschlagnahmten<br />

die Schlachtwerkzeuge.<br />

Den 80-Jährigen zeigten sie<br />

an wegen des Tatbestands der Jagdwilderei.<br />

Als Grund für seine Tatgab<br />

der Rentner an, dass er sich das gute<br />

Wildschweinfleisch einfach nicht<br />

leisten könne.<br />

Die Zahl der Fälle von Wilderei<br />

steigen in Berlin seit Jahren an. Im<br />

Jahr 2016 zählte die Kriminalstatistik<br />

120 dieser Delikte. Imvergangenen<br />

Jahr waren es bereits 151 Fälle. Wilderei<br />

wird mit Freiheitsstrafe bis zu<br />

drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.<br />

(kop.)


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Berlin<br />

Kritik an<br />

Verzögerungen<br />

bei Schulbau<br />

Opposition verärgert<br />

über Kostensteigerung<br />

CDU-Fraktionsvize Mario Czaja kritisiert<br />

steigende Kosten und Verzögerungen. DPA<br />

Die CDU-Opposition hat am<br />

Montag Kostensteigerung und<br />

Verzögerungen beim Schulbau kritisiert.<br />

„Schneller als erwartet zeigt<br />

sich nun, dass das nicht funktioniert,<br />

dass Verfahren verzögert und Bauvorhaben<br />

immer teurer werden“,<br />

sagte CDU-Fraktionsvize Mario<br />

Czaja. Zuvor hatte die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

mit Verweis auf die aktuelle Finanzplanung<br />

berichtet, dass die<br />

Bauvorhaben, die die landeseigene<br />

Wohnungsbaugesellschaft Howoge<br />

übernimmt, um mehrere Hundert<br />

Millionen Euro teurer werden als<br />

bisher geplant.<br />

Es sei von vornherein keine gute<br />

Idee gewesen, das Schulbau-Volumen<br />

auch über die Howoge abzuwickeln,<br />

sagte Czaja. Auch FDP-Fraktionsgeschäftsführer<br />

Paul Fresdorf<br />

plädierte am Montag für eine landeseigene<br />

GmbH, die den Schulbau<br />

zügiger umsetzen könnte.<br />

Unterdessen haben Senat und<br />

Howoge einen Rahmenvertrag über<br />

ihreKooperation vorbereitet, der auf<br />

der Senatssitzung an diesem Dienstag<br />

behandelt wird, wie Eva Henkel,<br />

Sprecherin der Finanzverwaltung<br />

bestätigte. Nachdem dann der Rat<br />

der Bürgermeister zugestimmt hat<br />

und der Hauptausschuss damit befasst<br />

war, kann der Senat ihn beschließen.<br />

Es werderegelmäßige Berichte<br />

an den Hauptausschuss des<br />

Abgeordnetenhauses geben, so dass<br />

auch eine parlamentarische Kontrolle<br />

gewährleistet sei, betonte SPD-<br />

Bildungspolitikerin Maja Lasic.<br />

Zu den Kostensteigerungen trage<br />

zudem bei, dass auch Gebäudeteile<br />

außerhalb von Unterrichtsräumen<br />

pädagogisch sinnvoll gestaltet wer-<br />

den, sagte Lasic.Howoge-Sprecherin<br />

Pentrop betonte, dass auf der<br />

Grundlage des Gebäude-Scans der<br />

Bildungsverwaltung nun erstmals<br />

die voraussichtlichen Gesamtkosten<br />

zusammengetragen worden seien.<br />

Ergänzend seien Planungshonorare,<br />

Ausstattungskosten, Baunebenkosten<br />

sowie Unvorhergesehenes einberechnet<br />

worden. Die Neubaukosten<br />

für das Schulzentrum Adlershof<br />

würden beispielsweise von 63 auf<br />

100 Millionen Euro steigen, weil die<br />

Schule deutlich vergrößert werde.<br />

Bei der Spandauer B.-Traven-Schule<br />

steigen die Kosten um mehr als 400<br />

Prozent, weil dortnun doch ein Neubau<br />

vorgesehen ist. Auch hier übernimmt<br />

die Howoge.Die Bauarbeiten<br />

an den Schulen werden aber erst ab<br />

2020 und noch deutlich später beginnen,<br />

weil die Planungsphase so<br />

lange dauert und zuvor Verträge erstellt<br />

werden müssen.<br />

Einige Bezirke stellen angesichts<br />

der „Schulbauoffensive“ jetzt schon<br />

Tätigkeiten ein, was Bildungsstaatssekretär<br />

Mark Rackles (SPD) in einem<br />

Schulbau-Newsletter kritisierte.<br />

„Es entstehen zunehmend<br />

Unschärfen in der Verantwortlichkeit,<br />

aus Unkenntnis oder schlichter<br />

Opportunität werden beliebige<br />

Mängel an Schulen der Schulbauoffensive<br />

zugeordnet“, schrieb er und<br />

nannte das Schadow-Gymnasium in<br />

Zehlendorf. Das dortige Bezirksamt<br />

habe dortjetzt den baulichen Unterhalt<br />

auf Null zurückgefahren. (mak.)<br />

58 118<br />

Fälle von Zweite-<br />

Reihe-Parkern, 2017<br />

Strenger Blick auf Falschparker<br />

Eine Woche lang geht die Polizei verstärkt gegen rücksichtslose Auto- und Radfahrer vor<br />

VonPhilippe Debionne<br />

und Klaus Oberst<br />

33 122<br />

Verstöße auf<br />

Busspuren 2017<br />

315<br />

Kraftfahrzeuge mussten laut<br />

Polizei aus Gründen der Gefahrenabwehr<br />

kostenpflichtig umgesetzt werden.<br />

Mal eben in zweiter<br />

Reihe parken, weil<br />

man etwas zu erledigen<br />

hat –selbst wenn<br />

dabei auch der Radweg und die Busspur<br />

blockiert werden: Dieses rücksichtslose<br />

Verhalten unzähliger Autofahrer<br />

ist in Berlin an der Tagesordnung.<br />

Eine Woche lang geht die Polizei<br />

nun in einer Schwerpunktaktion<br />

dagegen vor.<br />

„Im vergangenen Jahr wurden<br />

37 487 Halt- und Parkverstöße auf<br />

Radschutzstreifen und Radwegen,<br />

33 122 Verstöße auf Busspuren und<br />

58 118 Verstöße in zweiter Reihe zur<br />

Anzeige gebracht“, so ein Polizeisprecher.<br />

Bei einer fünftägigen Verkehrssicherheitsaktion<br />

in diesem<br />

Frühjahr habe man zudem 4093<br />

Halt- und Parkverstöße festgestellt<br />

und geahndet. Auch die erheblichen<br />

Behinderungen des BVG-Linienverkehrs<br />

und die Verzögerung in<br />

den Fahrplänen würden von<br />

Zweite-Reihe-Parkern immer wieder<br />

billigend in Kauf genommen.<br />

Sie machten sich die gefährlichen<br />

Folgen insbesondere für Radfahrende<br />

nicht bewusst, die „regelmäßig<br />

zu Ausweichmanövern in den<br />

schnellen Fließverkehr gezwungen<br />

werden“, so der Sprecher weiter.<br />

Solche Kraftfahrer würden ihr Fehlverhalten<br />

„häufig als Kavaliersdelikt“<br />

sehen.<br />

Daher werden seit Montag im gesamten<br />

Stadtgebiet gemeinsam mit<br />

Kräften der Ordnungsämter und der<br />

BVG Schwerpunktkontrollen<br />

durchgeführt. Manwolle Betroffene<br />

während der Aktion für die Folgen<br />

ihres rücksichtslosen Verhaltens in<br />

Gesprächen sensibilisieren, so die<br />

Polizei. Und –falls nötig –auch zur<br />

Kasse bitten. So wie am Montag an<br />

der Schlüterstraße Ecke Kudamm.<br />

Ab 10.30 Uhr standen hier rund<br />

Bei einer fünftägigen Schwerpunktaktion im<br />

Frühjahr 2018 wurden<br />

4093<br />

Halt- und Parkverstöße festgestellt und geahndet.<br />

zehn Polizeibeamte, ertappten innerhalb<br />

weniger Stunden eine zweistellige<br />

Zahl von Zweite-Reihe-Parkern.<br />

So wie einen aus Serbien stammenden<br />

Autofahrer, der die Aufregung<br />

um sein mitten auf dem Radweg<br />

abgestelltes Auto partout nicht<br />

„Ich habe extrem dringend pinkeln<br />

müssen und keinen Parkplatz<br />

in der Nähe gefunden.“<br />

Ausrede eines Falschparkers, der sein Auto mitten auf dem Radweg<br />

abgestellt hatte und bei der Polizeikontrolle kein Fehlverhalten<br />

seinerseits erkennen konnte.<br />

Parken<br />

verboten<br />

Spaziergang unterm Mauerpark<br />

P<br />

37 487<br />

Halt- und Parkverstöße<br />

auf Radschutzstreifen<br />

und Radwegen stellte<br />

die <strong>Berliner</strong> Polizei im<br />

Jahr 2017 fest.<br />

Bis zu<br />

369 Euro<br />

kostet das Umsetzen<br />

je nach Fahrzeugart.<br />

verstehen wollte. Zudem habe er<br />

nach eigenen Angaben keine andere<br />

Möglichkeit gehabt: Er habe<br />

„extrem dringend pinkeln“ müssen<br />

und keinen Parkplatz gefunden.<br />

Kosten für die Puller-Pause: 35 Euro.<br />

DieErklärung eines Getränkelieferanten<br />

klang hingegen nachvollziehbar.<br />

Ermüsse ein Restaurant beliefern,<br />

eine Lkw-Ladezone oder Haltebuchten<br />

habe er in der Nähe nicht gefunden.<br />

Dennoch zeigten sich die<br />

Polizisten streng: Weiterfahren oder<br />

zahlen. Weil der Lieferant es nach eigener<br />

Aussage nicht einsehen würde,<br />

aus„eigener Tasche eine Strafe für die<br />

Firma“ zu zahlen, rückte er kurzerhand<br />

wieder ab. Seine Getränke<br />

nahm er mit.<br />

Nur bei einem Zusteller der DHL<br />

drückten die Einsatzkräfte in der<br />

Schlüterstraße ein Auge zu, da „er<br />

seine Pakete nun mal ausliefern<br />

muss“, wie es hieß. Zudem hatte der<br />

berufsbedingte Verkehrssünder zwar<br />

in zweiter Reihe,aber immerhin nicht<br />

auf dem Radweg geparkt.<br />

Derwurde voneinem Radler trotz<br />

freier Bahn nicht genutzt: Der Mann<br />

fuhr unbeirrt über den Gehweg, bis<br />

auch er von der Polizei ermahnt<br />

wurde. Die Beamten beließen es bei<br />

einer strengen Belehrung.<br />

Überhaupt kamen alle gesternerwischten<br />

Verkehrssünder vergleichsweise<br />

glimpflich davon. Denn neben<br />

Verwarnungsgeldern von bis zu<br />

35 Euro werden die Autos „konsequent<br />

umgesetzt, sofern kurzfristig<br />

kein Verantwortlicher erscheint“, so<br />

die Polizei. Dann drohen je nach<br />

Fahrzeugartzusätzliche Gebühren in<br />

Höhe vonbis zu 369 Euro.<br />

An diesem Wochenende öffnen die <strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe eine fast 700 Meter lange Tunnelröhre für Besucher<br />

VonStefan Strauß<br />

In die Röhre gucken: Die Wasserbetriebe öffnen den Tunnel untermMauerpark. BERND FRIEDEL<br />

Es war ein Versprechen und es<br />

wird gehalten: An diesem Sonnabend<br />

und Sonntag können Besucher<br />

des Mauerparks in Prenzlauer<br />

Berg etwa zwölf Meter in die Tiefe<br />

steigen und den Park in seiner gesamten<br />

Länge von fast 700 Metern<br />

unterirdisch durchqueren. Über<br />

Kopfhörer bekommen die Gäste<br />

wichtige Informationen über das 20<br />

Millionen teure Projekt, und sie erfahren,<br />

wie so ein Stauraumkanal<br />

funktioniert.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe<br />

(BWB) haben seit Juli mit Hilfe einer<br />

Tunnelbohrmaschine einen Tunnel<br />

von der Bernauer Straße bis zur<br />

Gleimstraße gegraben. 20 000 Tonnen<br />

Erde wurden ausgehoben. Mit<br />

einem Außendurchmesser von<br />

4,50 Metern hat die Betonröhre nun<br />

fast die Größe eines U-Bahn-<br />

Schachtes.„Der Tunnel ist fertig gebohrt,<br />

und das wollen wir begehen –<br />

in voller Länge“, sagt Sprecherin AstridHackenesch-Rump.Für<br />

die <strong>Berliner</strong><br />

Wasserbetriebe ist der Tunnel<br />

eine Besonderheit. Es ist das bisher<br />

größte Projekt dieser Art. DerTunnel<br />

gehört zum unterirdischen Abwassersystem<br />

der Stadt. Als Stauraumkanal<br />

kann die Röhrebei starkem Regen<br />

mehr als 7600 Kubikmeter Abwasser<br />

speichern, das sonst zusammen<br />

mit dreckigem Abwasser aus<br />

den Haushalten, darunter auch Fäkalien,<br />

in die Spreeund die Panke geleitet<br />

wurde und dort Fischsterben<br />

auslöst und die Wasserqualität verschlechtert.<br />

Die Wasserbetriebe haben Anfang<br />

der 90er-Jahre mit ihrem Stauraumprogramm<br />

begonnen. Auffangbecken<br />

und Stauraumkanäle entstanden.<br />

Derzeit haben die Wasser-<br />

betriebe ein Speichervolumen von<br />

300 000 Kubikmetern, bis 2024 werden<br />

es 400 000 Kubikmeter sein.<br />

Jahrelang haben die Wasserbetriebe<br />

mit Anwohnern über diesen<br />

Tunnel gestritten. Es ging um Mitbestimmung<br />

und die Sorge, dass Besucher<br />

den Mauerparkwegen der Bauarbeiten<br />

nicht weiter so nutzen<br />

könnten wie bisher. Die Wasserbetriebe<br />

zeigten sich kooperativ.Sie zogen<br />

einen künstlerisch gestalteten<br />

Zaun um die Baustelle und versprachen<br />

den Bewohnern, sie könnten<br />

den Rohbau besichtigen, wenn er<br />

fertig sei. Nunist es soweit. Vollständig<br />

fertig ist der Stauraumkanal aber<br />

erst Ende 2019. Bis dahin wird eran<br />

die Kanalisation angeschlossen,<br />

Pumpen, Sensoren und elektronische<br />

Bauteile werden installiert.<br />

Besichtigung des Tunnels am 10. November<br />

(12–16 Uhr) und am 11.November(9–16 Uhr).<br />

Feste Schuhe und robuste Kleidung erforderlich.<br />

TreffpunktBernauer Straße. Anmeldung erforderlichunter<br />

www.bwb.de/mauerpark<br />

BLZ/GALANTY<br />

POLIZEIREPORT<br />

Radfahrerin schwer verletzt.<br />

Beieinem Verkehrsunfall am Sonntagabend<br />

in Hermsdorfist eine Radfahrerin<br />

schwer verletzt worden. Die<br />

54 Jahrealte Frau war gegen 19 Uhr<br />

auf dem Falkentaler Ring voneinem<br />

89-jährigen Autofahrer angefahren<br />

worden. DieFraustürzte auf die<br />

Fahrbahn. DerFahrer eines Dacia<br />

streifte ein parkendes Auto und stieß<br />

gegen ein weiteres,das durch den<br />

Aufprall gegen einen Baum geschoben<br />

wurde.Passanten halfen der<br />

Frau. Sanitäter brachten sie mit<br />

schweren Verletzungen am Kopf in<br />

ein Krankenhaus.Auto und Fahrrad<br />

wurden vonden Polizisten beschlagnahmt.<br />

Roller gestohlen.<br />

Polizisten haben am Sonntagabend<br />

in Neukölln zwei Jugendliche festgenommen.<br />

Siehatten zuvor einen<br />

Motorroller gestohlen. In der Biebricher<br />

Straße wurden die 15 und 16<br />

Jahrealten Jungen gestellt. Aus<br />

Furcht vorder Polizei hatten sie sich<br />

unter einem Transporter versteckt.<br />

DerMotorroller wurde dem rechtmäßigen<br />

Eigentümer übergeben.<br />

Nach der Identitätsfeststellung<br />

konnten die Jugendlichen die Wache<br />

wieder verlassen.<br />

Müllhäuser in Flammen.<br />

In zwei Müllhäuserninder Gensinger<br />

Straße in Friedrichsfelde hat es<br />

am Montagmorgen gebrannt. Menschen<br />

wurden nicht verletzt. Es entstand<br />

jedoch erheblicher Sachschaden.<br />

Beidem Feuer wurden sämtliche<br />

Mülltonnen sowie die Müllhäuser<br />

zerstört. DiePolizei geht von<br />

vorsätzlicher Brandstiftung aus.So<br />

soll das Feuer an mehreren Stellen<br />

gleichzeitig ausgebrochen sein. Das<br />

spreche für eine vorsätzliche Brandstiftung,<br />

hieß es aus dem Landeskriminalamt.<br />

Eine Anwohnerin hatte<br />

gegen 2.20 Uhrdie Flammen bemerkt,<br />

als sie zufällig aus dem Fenster<br />

blickte.Sie alarmierte die Feuerwehr.Eine<br />

konkrete Spur zum Feuerleger<br />

hat die Polizei allerdings noch<br />

nicht.<br />

Meterhohe Flammen zerstören Abfallcontainer<br />

und zwei Müllhäuser. MORRIS PUDWELL<br />

Autodiebe erwischt.<br />

In der Nacht zum Montag haben Zivilfahnder<br />

in PankowdreiAutodiebe<br />

festgenommen. DenBeamten waren<br />

gegen 2.20 Uhrinder Klemkestraße<br />

in Niederschönhausen zwei Autos<br />

aufgefallen. DerSeat und der Toyota<br />

fuhren langsam dicht beieinander.<br />

Außerdem war bei dem Toyota das<br />

Licht ausgeschaltet. In der Granitzstraße<br />

kontrollierten die Beamten<br />

beide Fahrzeuge und stellten fest,<br />

dass beim Toyota ein hinteres Dreieckfenster<br />

eingeschlagen war.Die<br />

Fahnder nahmen den Fahrer und<br />

seine mutmaßlichen Komplizen in<br />

dem Seat, zwei Männer im Alter von<br />

36 und 42 Jahren, fest. WeitereErmittlungen<br />

ergaben, dass der Toyota<br />

gestohlen worden war.<br />

Ungebremst gegen Schilderwagen.<br />

Aufder A100 am Abzweig Oberlandstraße<br />

ist in der Nacht zum Montag<br />

eine Frau in ihrem Fiat ungebremst<br />

gegen einen beleuchteten Schilderwagen<br />

gerast. DerWagen diente zur<br />

Absicherung einer Baustelle.Zeugen<br />

berichteten, dass der Aufprall so<br />

starkwar,dass der Wagen vonder<br />

Fahrbahn geschoben und ausgehoben<br />

wurde.Die Fahrerin musste aus<br />

dem Auto geschnitten werden. Sie<br />

kam schwer verletzt in ein Krankenhaus.Die<br />

Hintergründe des Unfalls<br />

sind noch nicht geklärt. (ls.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 13<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Mit dem Kampfmesser ins Sozialamt<br />

Geständnis vor Gericht: Obdachloser wollte eine Sachbearbeiterin töten –aus Fremdenhass<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Der Angeklagte vor Gericht.<br />

Mario Z. wollte in einer<br />

Obdachlosenunterkunft<br />

ein Einzelzimmer.Erbekam<br />

es nicht.<br />

Deswegen ging er am 19. September<br />

2016 zum Sozialamt an der Karl-<br />

Marx-Straße in Neukölln. Er lief in die<br />

dritte Etage,wodie Abteilung Soziale<br />

Wohnhilfe untergebracht ist. Als<br />

seine Sachbearbeiterin die Tür zu ihremBüroöffnete,ummit<br />

russischem<br />

Akzent den nächsten Kunden aufzurufen,<br />

stürmte Mario Z.mit einem<br />

Kampfmesser in der Hand auf sie zu.<br />

Er wollte sie töten. Weil sie keine<br />

Deutsche sei und durch ihr Verhalten<br />

Deutsche schädige, heißt es in der<br />

Anklage.Tatsächlich traf Mario Z.einen<br />

Kollegen der Frau, der sich ihm in<br />

denWegstellte,amOberkörper.<br />

„Ich wollte sie umbringen“, gibt<br />

der 59-jährige an diesem Montag vor<br />

einer Schwurgerichtskammer zu. Er<br />

habe so aus seiner Obdachlosigkeit<br />

herauskommen wollen, zudem hasse<br />

er Ausländer.„Ichwollte eine Ausländerin<br />

umbringen, die ich kenne, die<br />

mich beschissen hat“, erklärt ermit<br />

fester Stimme. Schließlich hätte ihm<br />

seine Sachbearbeiterin bei einem Gespräch<br />

zuvor erklärt, dass sie ihm kein<br />

Einzelzimmer besorgen könne. Sein<br />

Hass auf Ausländer geht so weit, dass<br />

er einen Namensänderung beantragt<br />

hat: Mario sei italienisch, sagt er. Er<br />

wolle Markogerufen werden.<br />

Es ist bereits der zweite Prozess gegen<br />

den früheren Taxifahrer,der nach<br />

eigener Aussage Beethoven liebt und<br />

derzeit Englisch und Französisch<br />

lernt. Wegen des Messerangriffs war<br />

er bereits im Maivorigen Jahres zu einer<br />

Freiheitsstrafe von fünf Jahren<br />

verurteilt worden. Zudem wurde die<br />

Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet,<br />

weil MarioZ.zur Tatzeit erheblich<br />

vermindert schuldfähig gewesen<br />

sein soll.<br />

Gegen das Urteil hatte die Sachbearbeiterin<br />

als Nebenklägerin Revision<br />

eingelegt. Der Angeklagte selbst ging<br />

ebenfalls gegen die Entscheidung vor,<br />

weil er nicht in der Psychiatrie landen<br />

wollte. „Ich will nach Tegel, zu den<br />

normalen Straftätern. Ich will von<br />

diesem Idiotenparagrafen weg“, begründet<br />

er.<br />

„Ich will nach Tegel,<br />

zu den normalen Straftätern.<br />

Ich will von diesem Idiotenparagrafen weg.“<br />

Mario Z., Angeklagter, zuseinem Motiv, gegen einen ersten,<br />

relativ milden Urteilsspruch Revision einzulegen<br />

PRESSEFOTO WAGNER<br />

Ironischerweise hatten beide Revisionsanträge<br />

Erfolg. DerBundesgerichtshof<br />

hob das Urteil auf mit der<br />

Begründung, die Richter im ersten<br />

Verfahren hätten Mordmerkmale wie<br />

niedrige Beweggründe und Heimtücke<br />

nicht ausreichend in Betracht gezogen.<br />

Zudem seien die Feststellungen<br />

zur verminderten Schuldfähigkeit<br />

des Angeklagten fehlerhaft.<br />

MarioZ.erklärtindem neuen Prozess,<br />

dass er schon einmal mit dem<br />

Kampfmesser, Klingenlänge 25 Zentimeter,losgezogen<br />

sei, um die Sachbearbeiterin<br />

zu töten. Dassei ein Tag<br />

vorderTatgewesen. Er sei auf halbem<br />

Weg umgekehrt. „Ich bin kein Gewohnheitsverbrecher.“<br />

Tags darauf schritt er zur Tat. Er<br />

habe der Frau in den Hals stechen<br />

wollen, sie aber nicht erwischt, sondern<br />

ihren deutschen Kollegen. „Ein<br />

Kollateralschaden“, sagt Mario Z.zynisch.<br />

Auf seiner Flucht soll er noch<br />

einen türkischstämmigen Wachmann<br />

verletzt haben. Das allerdings<br />

bestreitet der Angeklagte.<br />

Jedenfalls konnte MarioZ.das Sozialamt<br />

unbehelligt verlassen. In einer<br />

Obdachlosenunterkunft wurde er<br />

später festgenommen. Seitdem wartet<br />

er in der Psychiatrie auf ein rechtskräftiges<br />

Urteil. Ihmdroht eineVerurteilung<br />

wegen versuchten Mordes.<br />

Die Tatwaffe, die lange Zeit fehlte<br />

und deswegen auch beim ersten Prozess<br />

nicht gezeigt werden konnte,<br />

liegt nun auf dem Richtertisch. Das<br />

Messer hatte Mario Z.erst kürzlich<br />

wiedergefunden, wie er sagt –inder<br />

Psychiatrie.Nach seinen Angaben sei<br />

es aus einer Tasche mit doppeltem<br />

Boden gefallen. Niemand hatte das<br />

Messer bemerkt, er selbst hatte es<br />

nach eigener Aussage vergessen.<br />

DieSachbearbeiterin aus dem Sozialamt<br />

leidet noch immer unter den<br />

Folgen der Tat. Laut Gericht sei sie arbeitsunfähig,<br />

sie habe Schlafstörungen<br />

und könne keine U-Bahn mehr<br />

benutzen. Ob sie als Zeugin gehört<br />

werden kann, ist fraglich. Ihrem Kollegen<br />

geht es psychisch gut, er hat<br />

sich jedoch versetzen lassen.<br />

UndMario Z.? Er bereut seine Tat<br />

nicht. Die Frau habe ihm damals<br />

nicht leidgetan und auch heute nicht.<br />

Es sei immer noch „eine angemessene<br />

Überlegung, sie zu töten“.<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Berlin<br />

Wohin<br />

mit den<br />

Touristen?<br />

Branche diskutiert<br />

bessere Verteilung<br />

Die Tourismusindustrie muss<br />

sich nach Ansicht des Branchenverbandes<br />

BTW mehr Gedanken<br />

machen, wie viele Urlauber eine<br />

Region verträgt. Es gebe punktuell –<br />

etwa in Dubrovnik, Venedig, Rom –<br />

zu viele Menschen an einem Ort,<br />

sagte der Präsident des Bundesverbands<br />

der Deutschen Tourismuswirtschaft<br />

(BTW), Michael Frenzel,<br />

am Montag. „Wenn man vor der<br />

Mona Lisa steht, Ellbogen an Ellbogen,<br />

da vergeht einem selber das Lächeln“,<br />

sagte Frenzel bei einer Diskussion<br />

in Berlin. Damit mache man<br />

sich zum einen das Produkt kaputt.<br />

Zum anderen habe man auch eine<br />

Verantwortung etwa für die Umwelt.<br />

In Berlin gilt insbesondere der Innenstadtbezirk<br />

Friedrichshain-<br />

Kreuzbergals starkbelastet.<br />

Eine Linderung ist nicht unmittelbar<br />

in Sicht, schließlich sei die<br />

Lust aufs Reisen ungebrochen, sagte<br />

Frenzel. „Das Reiseziel Deutschland<br />

steuertauf das neunte Rekordjahr in<br />

Folge zu.“ Bis Ende August seien<br />

326 Millionen Übernachtungen registriert<br />

worden – etwa 4 Prozent<br />

mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />

An den Reisezielen kann das für<br />

Ärger sorgen. Das Problem, dass<br />

Ausflugsziele überfüllt sind, gibt es<br />

aus Frenzels Sicht zwar keineswegs<br />

flächendeckend. Man müsse sich<br />

aber Gedanken machen, wie man<br />

einzelne Exzesse kontrolliere. Dann<br />

müsse man in jedem Einzelfall einen<br />

Weg finden, Besucherströme zu<br />

steuern. In Berlin versucht sich die<br />

Plattform Visit-Berlin seit einiger<br />

Zeit an einem Programm, auch Außenbezirke<br />

als attraktive Reiseziele<br />

zu bewerben. (dpa)<br />

Die Oberbaumbrücke–eines der <strong>Berliner</strong><br />

Postkarten-Motive.<br />

MARKUS WÄCHTER<br />

An dieser Stelle berichten<br />

<strong>Berliner</strong> über ihren Berufsalltag.<br />

Heute: Heike Bayer.<br />

Die Inhaberin eines Kurzwarengeschäftes<br />

in der Schönhauser<br />

Allee führt inihrem Laden nicht nur<br />

Nähmaschinen, sondernsoziemlich<br />

alles,was man zum Nähen, Reparieren<br />

von Kleidung sowie für Hobbys<br />

wie Häkeln und Stricken braucht.<br />

Kurzwarengeschäfte. Das klingt<br />

ziemlich altmodisch und manch einer<br />

wird sich wundern, dass es sie<br />

überhaupt noch gibt. Doch wenn<br />

eine Branche im Einzelhandel eine<br />

Ehrung für Nachhaltigkeit verdienen<br />

würde, dann wären es diese Läden.<br />

Es gibt dortalles,womit man das Leben<br />

eines defekten Kleidungsstückes<br />

verlängern oder für den weiteren<br />

Gebrauch aufhübschen, also<br />

modernisieren kann: Knöpfe und<br />

Garn, Reißverschlüsse und aufbügelbare<br />

Flicken für durchgescheuerte<br />

Ellenbogen am Pullover; fertige<br />

Strickbündchen und Schnallen und<br />

vieles andere mehr. Kurzwarengeschäfte<br />

und Wegwerfmentalität vertragen<br />

sich nicht.<br />

Heike Bayer, Inhaberin des „Zick-<br />

ZackNähwelt“ in der Schönhauser Allee,<br />

staunt manchmal selbst, dass sie<br />

es geschafft hat, diverse Umzüge und<br />

Flauten zu überstehen und den Laden<br />

zu halten. In ihrem Geschäft am<br />

Anfang der Schönhauser Straße stehen<br />

an denWänden Schränkchen mit<br />

vielen Kästchen. Darinsind Hunderte<br />

von Knöpfen sortiert. Große und<br />

kleine,aus Holz und Metall, aus Horn<br />

oder handgefertigt aus Keramik. Auf<br />

den Regalen stehen Nähmaschinen,<br />

in den Etagen darunter liegen Stoffballen.<br />

Zudem gibt es Tüten mit<br />

Gummilitze oder Schnallen, Rollen<br />

mit Kordeln und Bändern sowie Packungen<br />

mit geheimnisvollen Aufschriften<br />

wie„BH-Verlängerer“.<br />

Guten Ratgibt’s gratis<br />

„Die Nähmaschine<br />

und ich<br />

sind ein Team“<br />

Heike Bayer handelt mit Kurzwaren. In der Branche<br />

hat nur das Auf und Ab immer Konjunktur<br />

HeikeBayer in ihrem Laden an der Schönhauser Allee.<br />

MEINE WOCHE<br />

BLZ/GERD ENGELSMANN<br />

Name: HeikeBayer<br />

Beruf: Inhaberin eines Kurzwarengeschäftes<br />

Wasverdient man in dem Beruf? „Es ist mehr Idealismus.“<br />

Wiewar Ihre Ausbildung? Lehre zur Industrie-Schneiderin, Facharbeiterin, Meisterprüfung<br />

Wielangearbeiten Sie pro Woche? 40 Stunden<br />

Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen? Ja, es macht Spaß.<br />

zung für die Aufnahme dort war<br />

eben diese Schneiderlehre, die sie<br />

dann im VEB Maßatelier absolvierte:<br />

einem volkseigenen Betrieb, der<br />

Konfektion in kleinen Serien für den<br />

Exportund die Exquisit-Läden in der<br />

DDR anfertigte. Dort blieb sie hängen,<br />

denn „die Nähmaschine und<br />

ich waren vomersten Lehrtag an ein<br />

Team, ich konnte mir nichts anderes<br />

VonMartina Doering<br />

Zudem lagern in einem hinteren<br />

Raum geheimnisvolle Kisten, in denen<br />

Heike Bayer und ihre Mitarbeiterin<br />

über die Jahredie eine oder andere<br />

Rarität aufbewahrt haben, die<br />

vielleicht irgendwann irgendein<br />

Kunde suchen könnte.Vielleicht hätten<br />

sie nicht für jedes Problem eine<br />

Lösung, meint Heike Bayer. Aber<br />

doch für ziemlich viele.<br />

Guten Rat gibt es auf jeden Fall<br />

gratis dazu, denn Heike Bayer, die im<br />

sächsischen Borna geboren wurde<br />

und dann in Berlin aufgewachsen ist,<br />

hat Ahnung von diesem Metier. Als<br />

junge Frau war sie dünn, ziemlich<br />

groß, und nicht für die gängigen<br />

Konfektionsgrößen gemacht. Da riet<br />

die Mutter ihr zu einer Schneiderlehre,<br />

damit sie sich selbst Sachen<br />

nähen könnte. Die Tochter bewarb<br />

sich kühn an der Hochschule für Design<br />

in Weißensee, doch Voraussetlialen<br />

suchte. Doch nach wenigen<br />

Jahren ging auch diese Firma pleite,<br />

und Heike Bayer machte sich 1996<br />

mit einer Kollegin selbstständig.<br />

„Aber jeder Monat war ein Kampf<br />

ums Überleben“, sagt sie.<br />

Seitdem hat sie Höhen und Tiefen<br />

erlebt. Ziemlich nachteilig für die<br />

Kurzwarenbranche hat sich ausgewirkt,<br />

dass das Angebot an Textilien<br />

zu Tiefstpreisen in den vergangenen<br />

Jahren immer größer geworden ist.<br />

Derart billige Kleidungsstücke wandernnach<br />

einer Saison oft in die Altkleider-Tonne.<br />

Zudem ist die Haltbarkeit<br />

der Discounter-Ware begrenzt,<br />

und neue Reißverschlüsse,<br />

Knöpfe und Garn kosten Mühe und<br />

Geld. Undganz sicher können heute<br />

nicht mehr so viele Menschen nähen,<br />

wie zu Zeiten, als dies noch in<br />

den Schulen gelehrtwurde.<br />

Andererseits scheint Selbst- und<br />

Handgemachtes seit einigen Jahren<br />

doch wieder Konjunktur zu haben.<br />

AufYoutube zum Beispiel zeigen unzählige<br />

Filmchen, wie man häkelt,<br />

strickt oder einen Reißverschluss<br />

einnäht. Auch in den vielen Magazinen,<br />

die das gemütliche Landleben<br />

feiern, nehmen Vorschläge und<br />

Ideen zum Nachnähen kein Ende,<br />

wobei Schnittmuster, Strick-, Stickund<br />

Häkelanleitungen gleich mitgeliefertwerden.<br />

VomNutzen der Krisen<br />

„Das wirkt sich derzeit für uns jedoch<br />

nicht auf den Umsatz aus“, sagt<br />

Heike Bayer. Es gebe zwar eine feste<br />

Community von Leuten, die nichts<br />

vonder Stange,sondernindividuelle<br />

Kleidungsstücke haben wollten, die<br />

Vintage-Sachen um- oder aufarbeiten<br />

würden oder ein Lieblingsteil retten<br />

möchten. Doch die Zahl dieser<br />

Kundinnen, die zwischen acht und<br />

achtzig Jahre alt sind, wie Heike<br />

Bayererzählt, bleibe überschaubar.<br />

Allerdings hat sie auch schon mal<br />

eine richtig gute Zeit mit ihrem Geschäft<br />

erlebt. Das war um 1999, als<br />

der Laden vonMarzahn an den Alexanderplatz<br />

zog. „Wir wurden damals<br />

von dem Kundenansturm geradezu<br />

überrollt“, sagt sie. „Wir verkauften<br />

jede Menge Nähmaschinen, Stoffe,<br />

Wolle und Näh- und Strickzubehör.“<br />

Ausschlaggebend dafür sei nicht nur<br />

die gute Lage am Alex gewesen. „Damals<br />

herrschte große Unsicherheit,<br />

den Leuten ging es nicht so gut, die<br />

Arbeitslosenzahlen waren hoch“,<br />

sagt sie. InKrisenzeiten blieben die<br />

Leute zu Hause und machten mehr<br />

Handarbeiten. Wenn es den Menschen<br />

jedoch gut ginge, dann verreisten<br />

sie öfter oder gingen aus, ins<br />

Restaurants, ins Theater, zuFreunden<br />

zum Feiern. „Unsere Branche<br />

verläuft asymmetrisch“, so lautet die<br />

Theorie von Heike Bayer. „Wenn es<br />

den Menschen gut geht, dann geht<br />

es uns schlecht –und umgekehrt.“<br />

Eine Million<br />

Euro<br />

für Bäume<br />

Senat zieht Bilanz der<br />

Spendenkampagne<br />

mehr vorstellen“, erzählt Bayer. Später<br />

machte sie die Meisterprüfung,<br />

arbeitete als Lehrausbilderin, blieb<br />

in dem Betrieb bis zum Mauerfall<br />

und pausierte ein Jahr nach der Geburtihres<br />

Kindes.Danach gab es den<br />

VEB nicht mehr. Aus der Arbeitslosigkeit<br />

fand sie durch die Anzeige eines<br />

großen Nähmaschinen-Herstellers,der<br />

Verkäuferinnen für seine Fi-<br />

Sechs Jahre nach dem Start einer<br />

sogenannten Stadtbaumkampagne<br />

in Berlin hat die Spendensumme<br />

für mehr Grün in der Stadt<br />

die Millionengrenze erreicht. Mit<br />

Hilfe des Geldes wurden bislang<br />

mehr als 8000 zusätzliche Straßenbäume<br />

gepflanzt, wie die Senatsumweltverwaltung<br />

am Montag mitteilte.<br />

In diesem Herbst kommen<br />

demnach 600 in den Bezirken Pankow,<br />

Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf<br />

und Treptow-Köpenick hinzu,<br />

im nächsten Frühjahr sind es weitere<br />

600 Bäume in Neukölln, Mitte,Friedrichshain-Kreuzberg<br />

und Tempelhof-Schöneberg.<br />

Berlin gehört mit rund 440 000<br />

Straßenbäumen laut Umweltverwaltung<br />

zu den grünsten Metropolen<br />

der Welt. Für Erhalt und Erneuerung<br />

des Bestandes sind die Bezirke zuständig,<br />

die jedoch nach Abholzungen<br />

oft nicht mit Neupflanzungen<br />

nachkommen. Im Rahmen der<br />

Stadtbaumkampagne kann daher jedermann<br />

dazu beitragen, dass neue<br />

Bäume gepflanzt werden. Die Pflanzung<br />

und dreijährige Pflege eines<br />

Baumes kostet 2000 Euro. Sind jeweils<br />

500 Euro Spenden erreicht, gibt<br />

der Senat die restlichen 1500 Euro<br />

dazu. Wer500 Euro oder mehr spendet,<br />

kann sich sogar einen Standort<br />

für „seinen“ Baum in der Stadt aussuchen.<br />

Umweltstaatssekretär Stefan Tidow<br />

nannte die Stadtbaumkampagne<br />

eine „Erfolgsgeschichte“ und<br />

dankte den Spendern, zu denen<br />

auch zahlreiche Unternehmen und<br />

Verbände gehören. „Sie helfen uns<br />

dabei, Berlin als grüne Metropole zu<br />

erhalten.“ (dpa)<br />

Dieser Ahornist einer von rund 440 000<br />

Straßenbäumen in Berlin.<br />

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109


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Pinus sucht<br />

nach<br />

Brandstiftern<br />

Polizei: Jedes zehnte Feuer<br />

ist gelegt worden<br />

Mit dem Ende des heißtrockenen<br />

Sommers ist in Brandenburg<br />

auch die akute Waldbrandgefahr<br />

gebannt. Doch die Polizei ermittelt<br />

weiter:Bei mehr als 40 der insgesamt<br />

rund 470 im laufenden Jahr<br />

ausgebrochenen Feuer überprüft<br />

sie, obmöglicherweise Brandstifter<br />

am Werk waren. Dasteilte die Polizei<br />

mit. Die Ermittlungen liefen derzeit<br />

noch in alle Richtungen, sagte Polizeisprecher<br />

Heiko Schmidt. „Fest<br />

steht jedoch bereits,dass bei einigen<br />

Bränden objektive Anhaltspunkte<br />

auf vorsätzliche Brandstiftungen<br />

vorhanden sind.“<br />

Anhaltspunkte gibt es seit langem<br />

etwa bei einem Großbrand in Treuenbrietzen<br />

(Potsdam-Mittelmark)<br />

Ende August: Dortermittelt die Polizeiweiter<br />

wegen schwerer Brandstiftung.<br />

Verschiedene Indizien wie die<br />

Tatsache, dass das Feuer damals an<br />

mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen<br />

war, hatten nach Angaben<br />

Schmidts von Beginn an für eine<br />

mögliche Brandstiftung gesprochen.<br />

Allerdings habe sich das bislang<br />

noch nicht erhärten lassen.<br />

Sonderkommission eingesetzt<br />

Dennoch wird weiter untersucht. So<br />

habe eine insgesamt 30-köpfige Sonderkommission<br />

namens „Pinus“ (lateinisch<br />

für Kiefer) in den Wochen<br />

nach dem Großbrand fast täglich<br />

Zeugen, Feuerwehrleute, Forstmitarbeiter<br />

sowie Brandspezialisten des<br />

Landeskriminalamtes und des Munitionsbergungsdienstes<br />

befragt, so<br />

Schmidt. Dieumfangreichen Ermittlungen<br />

hätten bisher jedoch „keine<br />

Brand in Treuenbrietzen: 600 Feuerwehrleute<br />

waren im Dauereinsatz. DPA/KAPPELER<br />

objektiven Befunde hervorgebracht,<br />

die als Ursache eine vorsätzliche<br />

Brandstiftung begründen“. Da eine<br />

Brandstiftung jedoch ebenso wenig<br />

ausgeschlossen werden könne wie<br />

fahrlässiges Herumspielen mit offenem<br />

Feuer oder das Entzünden von<br />

alten Munitionsresten im Boden, liefen<br />

die Ermittlungen weiter.<br />

Fahrlässigkeit oder Vorsatz?<br />

Brandenburgs Innenminister Karl-<br />

Heinz Schröter (SPD) hatte bei seinem<br />

Besuch bei Feuerwehrleuten in<br />

Gortz (Potsdam-Mittelmark) Ende<br />

Oktober noch einmal bekräftigt, er<br />

gehe nach wie vorvon Brandstiftung<br />

aus.„AufLuftbildernsind Brandnester<br />

in fast den gleichen Abständen zu<br />

sehen. Wenn das Zufall ist, fresse ich<br />

einen Besen“, hatte Schröter nach<br />

einem Bericht der <strong>Zeitung</strong> Märkische<br />

Allgemeine gesagt.<br />

Bei dem Waldbrand am Autobahndreieck<br />

Potsdam in Beelitz-<br />

Fichtenwalde (Potsdam-Mittelmark)<br />

Ende Juli gehen die Ermittler<br />

dagegen eher von fahrlässiger<br />

Brandstiftung aus. Die Spurensicherung<br />

vor Ort habe „vage Indizien für<br />

weggeworfene Zigaretten“ gebracht,<br />

sagte Schmidt. Ermittlungen und<br />

Spurenauswertungen zu dem Großbrand<br />

seien jedoch noch nicht vollständig<br />

abgeschlossen.<br />

Auch bei dem rund 300 Hektar<br />

großen Waldbrand am Jüterboger<br />

Keilberg (Teltow-Fläming) Ende August<br />

suchen die Ermittler weiter<br />

nach der Brandursache. (dpa)<br />

Nudelmesse in Templin: Rüdiger Weida, der Mann mit dem Bart, auf dem Marktplatz. Die anderen tragen die klassische Piratenkleidung dieser „Kirche“. BERLINER ZEITUNG/JENS BLANKENNAGEL<br />

Glückliche Verlierer<br />

Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters scheitert mit Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

VonJens Blankennagel, Templin<br />

Dastehen sie auf dem großen<br />

weiten Marktplatz<br />

und feiern eine Nudelmesse.<br />

Es sind 15 Anhänger<br />

der „Kirche des Fliegenden<br />

Spaghettimonsters“, die sich am<br />

Sonntag in Templin (Uckermark)<br />

versammelt haben. Diese, nun ja,<br />

Nudelgläubigen bezeichnen sich als<br />

eine Kirche, obwohl sie die christlichen<br />

und auch andere Kirchen als<br />

Abergläubige ansehen und selbst<br />

nur an die reine Lehreder Naturwissenschaften<br />

glauben. Auch an diesem<br />

Tagtragen sie Piratenkleidung,<br />

wie es üblich ist bei den „Pastafaris“,<br />

wie sie sich nennen. Sie lauschen<br />

dem Nudler,einer ArtPriester,der an<br />

diesem Tagdie Nudelmesse hält.<br />

Zwei Polizisten lauschen der Rede<br />

Es ist Rüdiger Weida, auf dessen<br />

Grundstück vor den Toren von<br />

Templin jeden Freitag eine Nudelmesse<br />

stattfindet. Er steht da mit<br />

Rauschebart und weitem Gewand<br />

und redet. Dass sie durchaus ernst<br />

genommen werden, zeigt die Anwesenheit<br />

der Polizei. Ein Streifenwagen<br />

steht in der Nähe, auch die beiden<br />

Beamten lauschen der Rede.<br />

Manche Leute bezeichnen diese<br />

Leute als Spinner und ihreKirche als<br />

Religionsparodie. Sie selbst aber<br />

nehmen die Sache sehr ernst und<br />

kämpfen dafür, offiziell als Weltanschauungsgemeinschaft<br />

anerkannt<br />

zu werden. Dafür ziehen sie vonGericht<br />

zu Gericht. Nun aber hat das<br />

Bundesverfassungsgericht entschieden,<br />

über diese Frage gar nicht erst<br />

entscheiden zu wollen.<br />

DenSpaghetti-Fans wurde mitgeteilt,<br />

dass die Verfassungsbeschwerde<br />

„nicht zur Entscheidung<br />

angenommen wird, weil eine weltanschauliche<br />

Betätigung des Beschwerdeführers<br />

nicht plausibel gemacht<br />

wurde.Von einer Begründung<br />

im Übrigen wird nach §93d Abs. 1<br />

Satz 3 BVerfGG abgesehen. Diese<br />

Entscheidung ist unanfechtbar.“<br />

Klingt wie ein harter Schlag. Doch<br />

die Pastafaris zeigen sich hochzufrieden.<br />

„Wir ärgern uns nicht etwa,<br />

sondern freuen uns“, behauptet<br />

Weida. „Denn wenn das Bundesverfassungsgericht<br />

beschlossen hätte,<br />

darüber zu verhandeln, dann wäre<br />

die Entscheidung sowieso erst in<br />

fünf, sechs oder sieben Jahren gekommen.“<br />

Sie seien davon ausge-<br />

„Für uns ist die Zurückweisung nicht<br />

hinnehmbar, wir werden nun beim<br />

Europäischen Gerichtshof weiter für unser<br />

Recht kämpfen, als Weltanschauungsgemeinschaft<br />

anerkannt zu werden.“<br />

Jan Splett, Vorsitzender des Vereins „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“<br />

gangen, dass sie –wie bislang bei allen<br />

Prozessen in Brandenburg–auch<br />

beim Bundesverfassungsgericht<br />

kaum Chancen gehabt hätten. „Wir<br />

waren uns von Anfang an relativ sicher,dass<br />

wir bis zum Europäischen<br />

Gerichtshof gehen müssen und haben<br />

uns vonAnfang an darauf vorbereitet“,<br />

sagt Weida. Deshalb bedeute<br />

die aktuelle Entscheidung eine große<br />

Zeitersparnis,weil es nun direkt zum<br />

Europäischen Gerichtshof gehen<br />

kann. Dafür sei nun ein halbes Jahr<br />

Zeit. „Aber wir wollen es noch vor<br />

dem Ende dieses Jahres schaffen“,<br />

sagt Weida.<br />

Der Streit begann 2014, als die<br />

Pastafaris Hinweisschilder auf ihre<br />

Nudelmesse in Templin an jene Masten<br />

hängten, an denen für die Gottesdienste<br />

der evangelischen und<br />

katholischen Kirche geworben wird.<br />

Es folgte ein Rechtsstreit, ob der<br />

zuständige Landesbetrieb tatsächlich<br />

die Erlaubnis erteilt hatte.Später<br />

verfügte die damalige Kulturministerin<br />

Sabine Kunst (SPD), dass es<br />

keine Glaubensgemeinschaft sei,<br />

sondern eine Religionsparodie<br />

„ohne ernsthafte religiöse Substanz“.<br />

Zuletzt lehnte das Brandenburger<br />

Oberlandesgericht eine Klage auf<br />

Anerkennung als Weltanschauungsgemeinschaft<br />

ab. Daraufhin ging es<br />

zum Bundesverfassungsgericht in<br />

Karlsruhe und nun nach Europa.<br />

Diesen Gang müssen die Nudel-<br />

Gläubigen nicht scheuen –jedenfalls<br />

nicht finanziell. Auf dem Marktplatz<br />

von Templin stehen zwar nur etwas<br />

mehr als ein Dutzend Fans.Doch die<br />

bundesweite Anhängerschaft ist beachtlich.<br />

Bislang konnten die Vorkämpfer<br />

die notwendigen Tausenden<br />

vonEuroimmer ohne Probleme<br />

innerhalb kurzer Zeit über Spenden<br />

im Internet einsammeln.<br />

Einem Drittel der Windanlagen droht das Aus<br />

Für rund 1300 dieser Energieerzeuger entfällt bald die seit dem Jahr 2000 gezahlte staatliche Förderung<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Brandenburg ist Windkraftland –<br />

bundesweit steht es nach Niedersachsen<br />

und Schleswig-Holstein<br />

auf Platz 3, wenn es um die produzierte<br />

Leistung der Anlagen geht.<br />

Dieser Siegeszug der „grünen Energie“<br />

ist aber auch hochumstritten –<br />

allein im Land Brandenburg gibt es<br />

mehr als 100 Bürgerinitiativen, die in<br />

der Volksinitiative „Rettet Brandenburg“<br />

gegenWindräder in ihrer Nähe<br />

kämpfen.<br />

Insgesamt 3729 Windräder<br />

Diese Kritiker könnten sich nun<br />

freuen, denn etwa einem Drittel der<br />

Anlagen in Brandenburg droht aus<br />

Geldmangel potenziell das Aus. Zuerst<br />

hat die Märkische Allgemeine<br />

<strong>Zeitung</strong> darüber berichtet.<br />

„Von den 3729 Windkraftanlagen<br />

im Land Brandenburg sind etwa<br />

1300 betroffen“, sagte Jan Hinrich<br />

Glahr, Chef des Landesverbandes<br />

Windenergie Berlin-Brandenburg,<br />

am Montag im Gespräch mit der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Der Hintergrund ist, dass Windräder<br />

einst eine teure Technologie<br />

waren. Die Errichtung solcher Anlagen<br />

wurde gefördertüber das ErneuerbareEnergien<br />

Gesetz (EEG). Investoren<br />

konnten dadurch sehr leicht<br />

Bankkredite für neue Windräder erhalten,<br />

weil der Staat sich verpflichtete,<br />

für den Strom dieser Anlagen<br />

immerhin 20 Jahre lang jenen Festpreis<br />

zu zahlen, der zur Zeit der Errichtung<br />

laut EEG galt. DieBetreiber<br />

mussten sich in dieser Zeit auch<br />

nicht um Abnehmer kümmern, da<br />

der Staat den Strom abnahm und in<br />

die Netzeeinspeiste.<br />

Nursohatten die neue Technologie<br />

überhaupt die Möglichkeit, sich<br />

am Marktgegen die etablierten Kohlekraftwerke<br />

oder Atomstrom zu behaupten.<br />

Für die Windräder der Anfangszeit<br />

gab es 9,10 Cent je Kilowattstunde<br />

Strom, heute sind an den<br />

Strombörsen gerade mal 3 bis 3,5<br />

Cent zu erzielen.<br />

Die Kritiker der Förderung rechnen<br />

vor, dass der Staat bis 2025 bis zu<br />

520 Milliarden Euro Subventionen<br />

auszahlen muss. Die Befürworter<br />

halten dagegen, dass auch die Kohleund<br />

Atomwirtschaft viele Jahrzehnte<br />

lang mit Hunderten Milliarden gefördertwurden.<br />

Jedenfalls fallen jene 1300 in<br />

Brandenburg betroffenen Anlagen<br />

nun aus der EEG-Förderung heraus,<br />

da diese für die ersten Anlagen nur<br />

bis 2020 gilt. „Damit müssen sich die<br />

Betreiber überlegen, was sie ab 2021<br />

machen“, sagte Verbandschef Glahr.<br />

Drei Möglichkeiten<br />

Dabei gibt es verschiedene Alternativen:<br />

So könnten die Betreiber die Anlage<br />

einfach abschalten und abbauen.<br />

Das finden die Windrad-Anhänger<br />

nicht so gut, da extra Stromleitungen<br />

zu denWindräderngebaut<br />

wurden, die damit nutzlos werden,<br />

während gleichzeitig über neue<br />

Stromtrassen für neue Windkraftanlagen<br />

gestritten wird.<br />

Also könnten die Windräder einfach<br />

weiter betrieben werden. „Da<br />

der Strom nicht mehr über das EEG<br />

vomStaat abgenommen wird, müssten<br />

die Betreiber sich nun einen Abnehmer<br />

am freien Markt suchen“,<br />

sagte Glahr. Als Käufer kämen<br />

Stromhändler in Fragen oder benachbarte<br />

Kommunen oder Unternehmen<br />

in der Nähe. Der Vorteil<br />

wäre, dass der Strom auch dort verbraucht<br />

wird, wo er erzeugt wird.<br />

Die dritte Möglichkeit wäre, dass<br />

die Betreiber ihre Windräder abreißen<br />

und neue bauen, die höher sind<br />

–und meistens etwa dreimal effektiver.<br />

Neue Anlagen bekommen nur<br />

noch eine EEG-Förderung von 4bis<br />

6Cent –bei einem Marktpreis von<br />

etwa 3,5 Cent keinVergleich zur einstigen<br />

Förderung.<br />

„Der Nachteil ist, dass viele<br />

Standorte,die vor20Jahren noch als<br />

Windeignungsgebiet ausgeschrieben<br />

waren und auf denen auch<br />

Windräder gebaut wurden, inzwischen<br />

nicht mehr als solche Gebiete<br />

gelten“, sagte Glahr. Dabei geht es<br />

vor allem um strengere Abstandregeln<br />

zu bewohnten Gebieten. Deshalb<br />

können dort keine alten durch<br />

neue Anlagen ersetzt werden. „Deshalb<br />

versuchen viele Betreiber nun,<br />

einen Abnehmer für ihren Strom zu<br />

finden“, sagte Glahr.<br />

NACHRICHTEN<br />

Zurückgetretene Ministerin<br />

Golze wechselt zu AWO<br />

Brandenburgs frühereGesundheitsministerin<br />

Diana Golze(Linke)<br />

wechselt zur Arbeiterwohlfahrt<br />

(AWI). Siewerde ab Dezember beim<br />

Bezirksverband Potsdam angestellt<br />

sein, bestätigte GolzeamMontag.<br />

Als Diplom-Sozialpädagogin werde<br />

sie sich unter anderem mit den Themen<br />

Armutsbekämpfung und Gemeinwesenarbeit<br />

befassen. Zuvor<br />

war bekanntgeworden, dass Golze<br />

2019 nicht mehr für den Landtag<br />

kandidieren will und auf die Spitzenkandidatur<br />

verzichtet. Siebleibt aber<br />

eine der beiden Vorsitzenden der<br />

Linkspartei im Land. Als Gesundheitsministerin<br />

war sie im Arzneimittelskandal<br />

um gestohlene Krebsmedikamente<br />

zurückgetreten. (dpa)<br />

Erste Haftstrafen wegen<br />

Brandstiftung gefordert<br />

Im Revisionsprozess um den Brandanschlag<br />

auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft<br />

in Nauen (Havelland)<br />

hat die Staatsanwaltschaft gegen einen<br />

31-Jährigen eine Haftstrafe von<br />

sechseinhalb Jahren beantragt. Im<br />

ersten Prozess war er zu sieben Jahren<br />

verurteilt worden. DerStaatsanwalt<br />

erklärte am Montag in seinem Plädoyervor<br />

dem Landgericht Potsdam,<br />

diese Strafe sei aus Gründen der generellen<br />

Abschreckung notwendig.<br />

Laut Anklage hatte der Komplizedes<br />

früheren NPD-Politikers Maik<br />

Schneider 2015 gemeinsam mit<br />

Schneider eine Sporthalle in Nauen,<br />

in die Flüchtlinge einziehen sollten,<br />

niedergebrannt. DerBundesgerichtshof<br />

hatte die Ermittlung der Gesamtstrafe<br />

gerügt –das Strafmaß in dem<br />

Revisionsprozess musste neu ermittelt<br />

werden. DieVerteidigung plädierte<br />

auf fünf Jahreund sieben Monate<br />

Haft. (dpa)<br />

Hündin Lea verjagt Vögel<br />

am AirportSchönefeld<br />

Tierische Vogelscheuche in Schönefeld:<br />

Vorstehhündin Lea von den Reitheni. DPA<br />

Sieist keine zwei Jahrealt, aber<br />

schon der Star auf der Großbaustelle<br />

des <strong>Berliner</strong> Pannenflughafens BER:<br />

Dieungarische Vorstehhündin Lea<br />

vonden Reitheni trainiertseit vier<br />

Wochen auf den Rollfeldern, um Vögel<br />

zu vertreiben. Zudem ist sie am<br />

Flughafen Tegel auf Streife.„Vogelschlag<br />

in den Triebwerken ist eine<br />

ernste Gefahr für startende und landende<br />

Flugzeuge“, sagte Flughafensprecherin<br />

Kathrin Westhölter. (dpa)<br />

Ursachen für zwei<br />

Todesfälle ermittelt<br />

Nach dem Fund vonzweiLeichen in<br />

brennenden Autos in Guben (Spree-<br />

Neiße) und Michendorf(Potsdam-<br />

Mittelmark) hat die Polizei erste Ermittlungsergebnisse.Der<br />

52-jährige<br />

Fahrer desWagens,der voreinerWoche<br />

umkam, sei offensichtlich aufgrund<br />

eines Gesundheitsproblems<br />

gegen einen Hebellift für Rollstuhlfahrer<br />

gefahren, sagte Polizeisprecherin<br />

Ines Filohn am Montag. Das<br />

Auto ging in Flammen auf. Auch bei<br />

dem Leichenfund in Michendorf<br />

deuten die Spuren auf einen Unfall<br />

hin. DerWagen des 62-jährigen Fahrers<br />

sei am Sonnabendmorgen mit<br />

einem Gartenzaun kollidiert,sagte<br />

ein Sprecher der Polizeidirektion<br />

West. DasAuto geriet in Brand. (dpa)


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Wissenschaft<br />

Streit um<br />

Orang-Utans<br />

in Indonesien<br />

Offiziell steigt die Zahl,<br />

Experten widersprechen<br />

Die Bestände aller drei Orang-<br />

Utan-Arten gehen weiterhin<br />

schnell zurück. Dasberichten Experten<br />

im Fachblatt Current Biology<br />

und widersprechen damit einem Bericht<br />

des indonesischen Umweltministeriums,<br />

dem zufolge die Bestände<br />

der Orang-Utans in dem<br />

Land von2015 bis 2017 um mehr als<br />

10 Prozent gestiegen seien. In neun<br />

Gebieten habe sich die Population<br />

von2015 bis 2016 sogar mehr als verdoppelt,<br />

heißt es in dem Bericht der<br />

Regierung.<br />

Die Wissenschaftler um Maria<br />

Voigt vom Max-Planck-Institut für<br />

evolutionäre Anthropologie in Leipzig<br />

haben andere Erkenntnisse. So<br />

ergab eine 2018 veröffentlichte Untersuchung,<br />

dass sich die Bestände<br />

auf Borneo, wodie weitaus meisten<br />

Orang-Utans leben, von 1999 bis<br />

2015 um mehr als 100 000 Tiere vermindert<br />

hätten. Dass sich Orang-<br />

Utan-Populationen binnen eines<br />

Jahres verdoppeln, sei schon biologisch<br />

unmöglich: Orang-Utans bekommen<br />

Voigt zufolge im Mittel nur<br />

alle sechs bis sieben Jahre einen<br />

Nachkommen.<br />

Stichproben nicht repräsentativ<br />

Generell gibt es drei Arten Orang-<br />

Utans, die alle als vom Aussterben<br />

bedroht gelten: VomBorneo-Orang-<br />

Utan leben nach Angaben vonVoigt<br />

noch 70 000 bis 100 000 Tiere, vom<br />

Sumatra-Orang-Utan knapp 14 000<br />

und vom erst im vorigen Jahr entdeckten<br />

Tapanuli-Orang-Utan, der<br />

ebenfalls auf Sumatra beheimatet<br />

ist, noch etwa 800. Angesichts des<br />

andauernden Rückgangs der Wälder<br />

gehen die Forscher davon aus, dass<br />

die Bestände auf Sumatra bis 2020<br />

um 11 bis 27 Prozent sinken werden.<br />

„Alle drei Arten von Orang-Utans<br />

sind vom Aussterben bedroht und<br />

im steilen Niedergang begriffen“,<br />

sagt Ko-Autor Erik Meijaard von der<br />

Weltnaturschutzunion. Demnach<br />

stützen sich die von der Regierung<br />

ausgewerteten Gebiete auf nicht einmal<br />

fünf Prozent der Orang-Utan-<br />

Lebensräume und ausschließlich<br />

auf Schutzgebiete, obwohl die meisten<br />

der Menschenaffen außerhalb<br />

geschützter Zonen lebten. Die seltene<br />

Tapanuli-Art werde in dem Bericht<br />

gar nicht berücksichtigt.<br />

„Es ist wissenschaftlich ungerechtfertigt,<br />

Populationstrends aus<br />

diesen Arealen auf das gesamte Gebiet<br />

aller drei Arten zu übertragen“,<br />

betonen die Autoren. Die von den<br />

Forschern selbst erhobenen Daten<br />

seien wesentlich zuverlässiger, sagt<br />

Voigt: „Wir haben im gesamten Verbreitungsgebiet<br />

Proben genommen<br />

und über eine viel größere Zeitspanne.“<br />

Hauptbedrohung für die<br />

Tieresei –neben gezielten Tötungen<br />

–das Schwinden ihres Lebensraums<br />

durch den Waldverlust. So werde<br />

derzeit im Gebiet der Tapanuli-<br />

Orang-Utans ein Staudamm gebaut.<br />

Die Forscher bezweifeln auch die<br />

Behauptung der Regierung, mehrere<br />

weitere vom Aussterben bedrohte<br />

Arten hätten sich ebenfalls vermehrt,<br />

etwa das Sumatra-Nashorn.<br />

Sie fordern daher, die Methoden zur<br />

Einschätzung der Schutzbemühungen<br />

zu überprüfen. (dpa/fwt)<br />

Seltene Art: Der Tapanuli-Orang-Utan<br />

wurde erst 2017 entdeckt. PICTURE ALLIANCE<br />

Das Spiel Foldit wurde vor zehn Jahren eingeführt. Gamer haben damit die Struktur eines HIV-Proteins entschlüsselt.<br />

Bürger schaffen spielend neues Wissen<br />

Laien bringen am Computer die Forschung voran. Sie entschlüsseln Proteine und erforschen das Auge<br />

VonFrederik Jötten<br />

Die Idee klang verrückt:<br />

Laien sollten die Forschung<br />

voranbringen, indem<br />

sie ein Videospiel<br />

spielten. Vorzehn Jahren ging Foldit<br />

online.Eswar das erste wissenschaftliche<br />

Computerspiel. In ihm geht es<br />

darum, die richtige dreidimensionale<br />

Struktur von Proteinen herauszufinden.<br />

Hintergrund: Proteine sind<br />

Knäuel aus langen Ketten, die aus<br />

teils mehreren Hundert Aminosäuren<br />

zusammengesetzt sind. Sie steuernfast<br />

alle Lebensprozesse –bei Mikroben<br />

ebenso wie bei Menschen.<br />

Doch das geht nur,wenn sie ihrespezifische<br />

dreidimensionale Form einnehmen,<br />

die zum Beispiel auch als<br />

Angriffspunkt für die Medikamente<br />

entscheidend ist.<br />

Zwar können die Wissenschaftler<br />

die Abfolge der Aminosäuren recht<br />

einfach bestimmen. Daraus aber eine<br />

Vorhersage über die dreidimensionale<br />

Struktur eines Proteins abzuleiten,<br />

ist bislang kaum möglich. Die<br />

Wechselwirkungen der Aminosäure-<br />

Seitenketten sind dafür zu komplex.<br />

Forscher arbeiten deshalb manchmal<br />

jahrelang daran, die Struktur bestimmter<br />

Proteine aufzuklären.<br />

David Baker, Proteinforscher der<br />

University of Washington in Seattle,<br />

wurde nach der Jahrtausendwende<br />

klar, dass Menschen dreidimensionale<br />

Probleme besser als Computer<br />

lösen können. Er wollte den menschlichen<br />

Verstand einbinden und setzte<br />

sich mit Computerwissenschaftlern<br />

um Zoran Popovic zusammen. An<br />

dessen Center for Game Science,<br />

ebenfalls an der UniSeattle,entstand<br />

Foldit. 500 000 Spieler registrierten<br />

sich über die Jahre. Sie klärten unter<br />

anderem die Struktur eines HIV-Hüllproteins<br />

auf, das 15 Jahre ein Rätsel<br />

gewesen war. Foldit-Player wurden<br />

für solche Erfolge in Fachzeitschriften<br />

wie Natureals Mitautoren erwähnt.<br />

Wütender roter Stern<br />

In Eyewire kartieren Spieler die Nervenzellen in der Netzhaut des Auges.<br />

Im Project Discoverysuchen Spieler nach Exoplaneten im Weltraum.<br />

„Foldit ist aber nicht nur wissenschaftlich<br />

ein Erfolg“ sagt Bruno<br />

Strasser,Professor für Wissenschaftsgeschichte<br />

an der Universität Genf,<br />

der über wissenschaftliche Computerspiele<br />

forscht. „Vor allem war es<br />

eine Überraschung, dass es tatsächlich<br />

Menschen gibt, die ihren Feierabend<br />

mit Wissenschaft verbringen<br />

wollen.“ DasSpiel zählt zu den ersten<br />

Projekten, bei denen sich Laien an<br />

Forschung beteiligen, genannt: CitizenScience.„Foldit<br />

hat die Menge der<br />

Menschen, die in der weltweiten Proteinforschung<br />

tätig sind, vervierfacht“,<br />

sagt der Erfinder ZoranPopovic.<br />

„Das Internet ist ein Superhighway<br />

der Möglichkeiten für Menschen,<br />

die vorher von der<br />

akademischen Wissenschaft ausgeschlossen<br />

waren.“<br />

Die Foldit-Grafik allerdings erinnert<br />

anAbbildungen in Chemiebüchern<br />

und sieht nicht gleich nach<br />

Spaß aus: Als ob er wütend sei, springt<br />

ein roter Stern ineinem Gewirr von<br />

Ästen und Spiralen hin und her –und<br />

tatsächlich soll er Spannung ausdrücken.<br />

Bewegt man per Mausklick die<br />

Äste,die die Seitenketten der Aminosäuren<br />

darstellen, erscheinen mehr<br />

wild gewordene Sterne.Das bedeutet,<br />

die Äste sind zu dicht zusammen, ihre<br />

chemischen Gruppen behindern<br />

sich, so kann das Protein in der Natur<br />

nicht gefaltet sein.<br />

„Die Foldit-Oberfläche sieht sehr<br />

nach den 90er-Jahren aus“, sagt<br />

Bruno Strasser.„Auch die Spieler sind<br />

gealtert, viele sind mittlerweile über<br />

50.“ Von den registrierten Nutzern<br />

seien nur noch wenige Hundertaktiv,<br />

neue Spieler generiert Foldit meist<br />

unter Experten.<br />

Einen interessanten neuen Weg<br />

beschritten die Erfinder des Internet-<br />

Rollenspiels Eve Online. Die Welt-<br />

EYEWIRE/MIT<br />

CCP GAMES<br />

raum-Flugsimulation hat 500 000 registrierte<br />

Nutzer,von denen jederzeit<br />

40 000 online sind. Diesem Spiel fügten<br />

die isländischen Entwickler mit<br />

Hilfe eines Walliser Start-ups zwei<br />

wissenschaftliche Erweiterungen<br />

hinzu. Zumeinen können Spieler mikroskopische<br />

Aufnahmen, auf denen<br />

bestimmte Proteine angefärbt sind,<br />

auf auffällige Veränderungen hin untersuchen.<br />

Zum anderen werten sie<br />

Satelliten-Daten aus,umPlaneten zu<br />

entdecken. Beides läuft unter dem Titel<br />

„Project Discovery“. Die Spieler<br />

können damit Belohnungen generieren,<br />

die man auch im regulären Rollenspiel<br />

verwenden kann.<br />

„Die wissenschaftliche Fragestellung<br />

wird aneine riesige, bereits bestehende<br />

Community gegeben“, sagt<br />

Strasser.„Das ist eine sehr erfolgversprechende<br />

Idee, denn genügend<br />

Spieler anzulocken und vor allem sie<br />

langfristig im Spiel zu halten, ist der<br />

schwierigste Teil, wenn man ein wissenschaftliches<br />

Projekt mit Gaming<br />

lösen will.“ Eines der wissenschaftlichen<br />

Computerspiele mit den meisten<br />

Spielern–80 000 Registrierungen,<br />

1000 aktive Spieler im Monat –ist<br />

CENTER FOR GAME SCIENCE AT UNIVERSITY OF WASHINGTON<br />

Eyewire, entwickelt am Massachusetts<br />

Institute of Technology. Sein Erfolg<br />

liegt wohl auch darin begründet,<br />

dass es soweit wie möglich als Videospiel<br />

gestaltet wurde, das Spaß machen<br />

soll, inklusive fiktionaler Charaktereund<br />

moderner Grafik. Ziel von<br />

Eyewire ist es, den Verlauf von Nervenzellen<br />

in der Netzhaut zu kartieren.<br />

Dazu werden den SpielernWürfel<br />

vonRetina-Abschnitten zugeteilt –<br />

in jedem gibt es elektronenmikroskopische<br />

Querschnitte der Retina. Aus<br />

den flächigen Raster-Elektronenmikroskop-Aufnahmen<br />

rekonstruieren<br />

die Spieler dreidimensionale Abbilder<br />

des Nervenzellgewirrs.<br />

Nicht jeder kann forschen<br />

Eine der Erfolgreichsten bei Eyewire<br />

ist Susanne Reber-Leutenegger aus<br />

Sissach bei Basel. Sie hat kürzlich 30<br />

Millionen Punkte erreicht. Die 68-<br />

Jährige arbeitete in den 70er-Jahren<br />

während ihres Biologie-Studiums an<br />

einer 3D-Rekonstruktion eines Amphibien-Gehirns.„Damals<br />

hatten wir<br />

noch keine Hilfe vonComputern–alles<br />

war Handarbeit“, erzählt sie. Obwohl<br />

sie im Rentenalter ist, arbeitet<br />

sie noch halbtags als Buchhalterin.<br />

„Das Spiel ist sehr befriedigend, ich<br />

habe einen neuen Sinn im Leben gefunden,<br />

indem ich wieder Teil eines<br />

wissenschaftlichen Projekts wurde“,<br />

sagt die Biologin. Außerdem halte sie<br />

der Kontakt zu jüngeren Menschen in<br />

der Eyeware-Community jung.<br />

Die meisten Spieler jedoch sind<br />

männlich, beim am besten untersuchten<br />

Spiel Foldit sogar zu 90 Prozent.<br />

Zudem sind dort 80 Prozent<br />

Wissenschaftler, Ingenieure oder arbeiten<br />

in der IT-Branche.„Es gibt wenige<br />

Spieler, die beruflich nichts mit<br />

Wissenschaft oder Computernzutun<br />

haben“, sagt Bruno Strasser.„Wirsollten<br />

deshalb vorsichtig damit sein, Citizen<br />

Science als Demokratisierung<br />

der Wissenschaft anzusehen – es<br />

kann und will nicht jeder forschen.“<br />

Auch sei es übertrieben, die Spieler<br />

wissenschaftlicher Computerspiele<br />

bereits als Wissenschaftler anzusehen.<br />

„Sie tragen etwas zum Erkenntnisgewinn<br />

bei, aber eher wie Techniker<br />

mit speziellen Fähigkeiten“, sagt<br />

Strasser. „Wissenschaft ist viel mehr,<br />

vorallem auch die Entwicklung neuer<br />

Fragestellungen.“<br />

Doch auch dafür gibt es schon<br />

erste Ansätze. Mit Mapping for<br />

Change,erfunden am University College<br />

London, existiert inGroßbritannien<br />

bereits ein Projekt, mit dem<br />

Laien entscheiden können, welche<br />

Luftschadstoffe an welchem Ort gemessen<br />

werden. Für zuverlässiges<br />

Betreuen von Messstationen gibt es<br />

Punkte –wie im Computerspiel.<br />

West-Nil-Viren<br />

breiten sich in<br />

Europa aus<br />

Fast 1500 Infizierte, vor<br />

allem in südlichen Ländern<br />

In diesem Jahr hat das West-Nil-<br />

Fieber besonders viele Menschen<br />

in Europa krank gemacht oder getötet.<br />

In den EU-Mitgliedsstaaten gab<br />

es nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde<br />

ECDC bis Ende Oktober<br />

mehr als 1460 gemeldete Infektionen.<br />

Europaweit starben mindestens<br />

170 Menschen an demVirus, die<br />

meisten im Süden des Kontinents.<br />

ZumVergleich: Im gesamten Vorjahr<br />

waren es in der EU nur gut 200<br />

gemeldete Infektionen und 25 Todesfälle.<br />

Besonders viele Todesfälle gab<br />

es 2018 in Europa in Italien (44), Griechenland<br />

(42), Rumänien (42) und<br />

Serbien (35). Rund 80 Prozent der Infizierten<br />

haben keine Symptome,<br />

rund 20 Prozent bekommen eine fieberhafte,<br />

grippeähnliche Erkrankung.<br />

Nuretwa jeder 150. Mensch –in<br />

der Regel ältere Patienten mit Vorerkrankungen<br />

– erkrankt schwer mit<br />

hohem Fieber und Gehirnhautentzündung.<br />

Kaltes Wetter trägt nun in<br />

Richtung Jahresende dazu bei, dass<br />

die vorallem durch Mücken übertragenen<br />

Erreger zurückgehen.<br />

In Deutschland wurde das Virus<br />

bis auf den Fall eines Tierarztes in<br />

Bayern nur bei Reiserückkehrern<br />

nachgewiesen. Der Tierarzt steckte<br />

sich bei der Untersuchung eines Vogels<br />

an. Durch Mücken sei bislang<br />

keine Infektion in Deutschland bekanntgeworden,<br />

erklärte eine Sprecherin<br />

des Robert-Koch-Instituts.<br />

Beikaltem Wetter und ohne Mücken<br />

werde das ohnehin geringe Infektionsrisiko<br />

nun noch geringer.<br />

In Deutschland war das Virus in<br />

diesem Jahr erstmals bei Vögeln und<br />

Pferden nachgewiesen worden.<br />

Zwölf Fälle bei Vögeln und zwei bei<br />

Pferden seien bisher festgestellt worden,<br />

sagte eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts.<br />

Mit sechs<br />

Tierinfektionen habe es die meisten<br />

registrierten Fälle bisher in Sachsen-<br />

Anhalt gegeben. (dpa)<br />

Biologin entdeckt<br />

neue Flechtenart<br />

im Hunsrück<br />

Das Gewächs fand sich auf<br />

Gestein aus Taunusquarzit<br />

Eine Biologin hat im Südwesten<br />

Deutschlands eine bisher unbekannte<br />

Flechtenart entdeckt. In einem<br />

Buchenwald bei Börfink in<br />

Rheinland-Pfalz stieß Dorothee Killmann<br />

von der Universität Koblenz-<br />

Landau zusammen mit ihrem Mann<br />

Burkhard Leh auf die neue Spezies,<br />

die nach ihrer wissenschaftlichen<br />

Beschreibung nun als Verrucaria<br />

hunsrueckensis bezeichnet wird, auf<br />

Deutsch: Hunsrück-Warzenflechte.<br />

Ihre Entdeckung präsentierte sie am<br />

Montag bei einer Pressekonferenz.<br />

Killmann entdeckte die neue Art<br />

im Rahmen einer Erfassung der<br />

Flechtenarten in drei Naturwaldreservaten<br />

des Nationalparks Hunsrück-Hochwald.<br />

Dort registrierte sie<br />

im Sommer 2015 insgesamt 90<br />

Flechtenarten. „Die häufigsten kann<br />

man relativ leicht bestimmen“, sagte<br />

dieWissenschaftlerin. Eine grünlichbraune<br />

Flechte auf dem Gestein Taunusquarzit<br />

aber entzog sich auch im<br />

Labor hartnäckig jeder Bestimmung.<br />

Nach genetischen Untersuchungen<br />

und Recherchen in internationalen<br />

Sammlungen steht nun fest,<br />

dass es sich um eine bislang unbekannte<br />

Spezies handelt. Die wissenschaftliche<br />

Beschreibung veröffentlichten<br />

die Forscher um Dorothee<br />

Killmann in der Fachzeitschrift Phytotaxa.<br />

Flechten sind symbiotische<br />

Lebensgemeinschaften von Algen<br />

und Pilzen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 17 *<br />

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Sport<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Champions League, 4. Spieltag<br />

Gruppe A<br />

AS Monaco -FCBrügge Di., 18.55<br />

Atlético Madrid -Borussia Dortmund Di., 21.00<br />

1. Borussia Dortmund 3 8:0 9<br />

2. Atlético Madrid 3 5:6 6<br />

3. FC Brügge 3 2:5 1<br />

4. AS Monaco 3 2:6 1<br />

Gruppe B<br />

Tottenham Hotspur -PSV Eindhoven Di., 21.00<br />

Inter Mailand -FCBarcelona Di., 21.00<br />

Gruppe C<br />

Roter SternBelgrad -FCLiverpool Di., 18.55<br />

SSC Neapel -Paris Saint-Germain Di., 21.00<br />

Gruppe D<br />

FC Porto-LokomotiveMoskau Di., 21.00<br />

FC Schalke04-GalatasarayIstanbul Di., 21.00<br />

1. FC Porto 3 5:2 7<br />

2. FC Schalke04 3 2:1 5<br />

3. GalatasarayIstanbul 3 3:1 4<br />

4. LokomotiveMoskau 3 1:7 0<br />

Gruppe E<br />

Bayern München -AEK Athen Mi., 21.00<br />

Benfica Lissabon -Ajax Amsterdam Mi., 21.00<br />

Gruppe F<br />

Manchester City -Schachtjor Donezk Mi., 21.00<br />

Olympique Lyon -1899 Hoffenheim Mi., 21.00<br />

Gruppe G<br />

ZSKA Moskau -ASRom Mi., 18.55<br />

Viktoria Pilsen -Real Madrid Mi., 21.00<br />

Gruppe H<br />

FC Valencia -Young Boys Bern Mi., 18.55<br />

Juventus Turin -Manchester United Mi., 21.00<br />

Zweite Liga, 12. Spieltag<br />

Hamburger SV -1.FCKöln 1:0(0:0)<br />

1. Hamburger SV 12 14:11 24<br />

2. FC St. Pauli 12 18:17 22<br />

3. 1. FC Köln 12 24:17 21<br />

4. 1. FC Union Berlin 12 15: 8 20<br />

5. SpVgg Greuther Fürth 12 18:14 20<br />

6. 1. FC Heidenheim 12 19:13 19<br />

7. Dynamo Dresden 12 16:12 18<br />

8. VfL Bochum 12 21:15 17<br />

9. Jahn Regensburg 12 21:18 17<br />

10. SC Paderborn 12 22:20 17<br />

11. Holstein Kiel 12 18:17 17<br />

12. Darmstadt 98 12 17:17 17<br />

13. ErzgebirgeAue 12 12:15 14<br />

14. Arminia Bielefeld 12 15:20 12<br />

15. 1. FC Magdeburg 12 14:21 9<br />

16. SV Sandhausen 12 13:20 9<br />

17. MSV Duisburg 12 12:20 9<br />

18. FC Ingolstadt 12 12:26 7<br />

Tief erschüttert<br />

Der plötzliche Abschied Marco Sturms bringt den Deutschen Eishockey-Bund arg in die Bredouille<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Überraschungen prägten<br />

die ÄraMarco Sturms als<br />

Eishockey-Bundestrainer.<br />

Dass er 2015 als<br />

ziemlich unerfahrener Übungsleiter<br />

die deutsche Nationalmannschaft<br />

übernahm, war nicht wirklich abzusehen.<br />

Noch weniger kalkulierbar war<br />

der Erfolg, den Eishockey-Deutschland<br />

mit Olympiasilber in diesem<br />

Jahr feierte. Und auch die Ankündigung<br />

seines plötzlichen Abschieds<br />

wirkte erstaunlich. In dieser Woche<br />

trifft sich der DEB-Tross in Krefeld<br />

zum Deutschland Cup. Die Nachricht,<br />

dass Sturmunmittelbar danach<br />

als Assistenzcoach beim NHL-Klub<br />

Los Angeles Kings anheuert, erreichte<br />

die Öffentlichkeit per Pressemitteilung<br />

am späten Sonntagabend.<br />

Vermutlich wollte der Verband<br />

vermeiden, dass sich die Aufmerksamkeit<br />

in den kommenden Tagen<br />

ausschließlich um Sturmdreht. Aber<br />

genau das wird eintreten. Denn mit<br />

Sturm, 40, verliert der Deutsche Eishockey-Bund<br />

Cheftrainer, Frontmann<br />

und Heilsbringer in Personalunion.<br />

Und das von jetzt auf gleich.<br />

„Es hat uns total überrascht“, sagte<br />

Präsident Franz Reindl am Montag.<br />

Es war bekannt, dass der Dingolfinger,<br />

der 1006 Spiele in der NHL<br />

bestritt, auch als Coach in der besten<br />

Eishockeyliga der Welt arbeiten will.<br />

Das Angebot aus Los Angeles kam<br />

Ende letzte Woche nun aber überraschend<br />

schnell. Der Partnerklub der<br />

Eisbären ist derzeit das schlechteste<br />

Team in der Liga. Als Nachfolger des<br />

entlassenen Trainers John Stevens<br />

übernimmt vorübergehend Willie<br />

Desjardins, der bei Olympia Team<br />

Kanada coachte. Die Art und Weise,<br />

wie Sturms Mannschaft dem haushohen<br />

Favoriten dort den Schneid<br />

abkaufte, hat offensichtlich tiefen<br />

Eindruck hinterlassen.<br />

Der DEB wird durch Sturms Abschied<br />

tief erschüttert. „Wir wollen<br />

Für Marco Sturmerfüllt sich nun der nächste NHL-Traum.<br />

Neuland: Der Deutschland<br />

Cup wird in diesem Jahr erstmals<br />

in Krefeld ausgetragen.<br />

Gespielt wird am Donnerstag,Sonnabend<br />

und Sonntag.Gegner<br />

Deutschlands<br />

werden die Slowakei, Russland<br />

sowie die Schweiz sein.<br />

PREMIERE IN KREFELD<br />

Noebels: Vonden Eisbären<br />

gehörtnur Marcel Noebels<br />

zum Team. Jonas Müller,der<br />

wohl ebenfalls gute Chancen<br />

gehabt hätte, fällt bekanntlich<br />

wegeneiner Schultereckgelenkssprengung<br />

schon<br />

länger aus.<br />

DPA/BÄNSCH<br />

Neuling: Olympia-Silbermedaillengewinner<br />

Gerrit Fauser<br />

vonden Grizzlys Wolfsburg<br />

musste seine Teilnahme<br />

ebenfalls absagen. Für ihn<br />

rückt Phil Hungerecker vom<br />

Tabellenführer Adler Mannheim<br />

in die Mannschaft.<br />

uns ganz in Ruhe Gedanken machen“,<br />

sagte Reindl. Aber selbst<br />

wenn Deutschlands Eishockey-Vordenker<br />

wochenlang in Klausur gingen,<br />

fänden sie keinen adäquaten<br />

Ersatz. Dazu fehlen die Kandidaten.<br />

Es gibt ja den Wunsch, wieder einen<br />

einheimischen Cheftrainer zu verpflichten.<br />

Doch wo soll dieser herkommen?<br />

In der Deutschen Eishockey<br />

Liga setzen nur fünf Vereine auf<br />

einen Bandenchef mit deutschem<br />

Pass.<br />

Lösung mit Ehrhoff<br />

Und dann kommt noch hinzu, dass<br />

der neue Trainer eine entsprechende<br />

Aura mitbringen muss. Sturms Vorgänger<br />

Pat Cortina gelang es vor<br />

Weltmeisterschaften kaum, einen<br />

halbwegs wettbewerbsfähigen Kader<br />

zusammenzustellen. Bei Olympia<br />

2014 war Deutschland nicht vertreten.<br />

Unter Sturm verspürten auch<br />

die NHL-Crackswieder so etwas wie<br />

Stolz, das Nationaltrikot zu tragen.<br />

Eisbär Frank Hördler, der zum Silberteam<br />

gehörte, sagte mal: „Weil er<br />

noch so tickt wie ein Spieler, macht<br />

es so viel Spaß, mit ihm zu arbeiten.“<br />

Eine Option könnte Christian Ehrhoff<br />

sein. Der 36Jahre alte Moerser<br />

bringt es auf 862 NHL-Spiele und galt<br />

vorseinem Rücktritt in diesem Frühjahr<br />

als die Eishockey-Identifikationsfigur.<br />

„Er ist der Typ, der eine<br />

Mannschaft führen kann“, sagt Sturm<br />

über seinen wohl wichtigsten Spieler<br />

bei Olympia. Allerdings kann Ehrhoff<br />

keine Referenzen als Übungsleiter<br />

vorweisen. Lösung könnte eine Übergangsphase<br />

sein, in der Ehrhoff in das<br />

System DEB eingebunden wird, aber<br />

noch nicht die Verantwortung trägt.<br />

Als Motivator und Sympathieträger<br />

taugt er jetzt schon.<br />

Benedikt Paetzholdt<br />

glaubt, dass es für Sturmkeinen<br />

adäquaten Ersatz gibt.<br />

NACHRICHTEN<br />

HSV siegt im Spitzenspiel<br />

1:0 gegen den 1. FC Köln<br />

FUSSBALL. Durchein Torvon<br />

Pierre-Michel Lasogga (86.) gewann<br />

der Hamburger SV in der Zweiten<br />

Liga das Duell der Erstliga-Absteiger<br />

gegen den 1. FC Köln 1:0 (0:0) und<br />

übernahm die Tabellenführung.<br />

Milliarden-Deal für<br />

Real Madrid<br />

FUSSBALL. Real Madrid soll vonAdidas<br />

bis 2030 rund 1,1 Milliarden Euro<br />

erhalten. Mitjährlich 110 Millionen<br />

hätten die Königlichen dann den<br />

bestdotierten Ausrüstervertragim<br />

internationalen Fußball.<br />

14-Jähriger trifft im<br />

Paraguay-Derby<br />

FUSSBALL. Dererst 14-jährige Fernando<br />

Ovelar traf für CerroPorteno<br />

beim 2:2 gegen Olimpia zur Führung,<br />

ist damit der jüngste Ligatorschützeinder<br />

Geschichte Paraguays.<br />

Vander Vaartbeendet<br />

seine Karriere vorzeitig<br />

FUSSBALL. Rafael vander Vaarthat<br />

seine Karrierebeendet. Ursprünglich<br />

wollte der 35 Jahrealte Niederländer<br />

erst zum Saisonende aufhören,<br />

aber Trainingsverletzungen<br />

beim dänischen Erstligisten Esbjerg<br />

FB veranlassten ihn zum Rücktritt.<br />

Charrbleibt möglicherweise<br />

Box-Weltmeister<br />

BOXEN. DerKölner Manuel Charr<br />

bleibt wegen eines Verfahrensfehlers<br />

bei seiner positiven Dopingprobe<br />

eventuell WBA-Weltmeister im<br />

Schwergewicht. Diezuständige Antidoping-Agentur<br />

soll Charr keine<br />

Chance gegeben haben, beim Öffnen<br />

der B-Probe dabei zu sein.<br />

Die Exzessiven<br />

Schalkes Champions-League-Gegner Galatasaray Istanbul ist ein Klub voller Probleme<br />

VonTobias Schächter<br />

AmWochenende stellte der Galatasaray<br />

Spor Kulübü einen Text<br />

auf seine Homepage mit der Überschrift„Wir<br />

wollen keine Richter,sondern<br />

Schiedsrichter“. In diesem geißelt<br />

der amtierende türkische Meister<br />

angebliche Ungerechtigkeiten der<br />

Referees gegen sich. Seit vier Pflichtspielen<br />

ist Galatasaray sieglos,letzten<br />

Freitag verspielte die ElfimDerbygegen<br />

Fenerbahce eine 2:0-Führung<br />

und musste am Ende über ein 2:2 froh<br />

sein. Seit dieser Saison gibt es auch in<br />

der Türkei denVideo-Assistenten, am<br />

Freitag entschied dessen Eingriff auf<br />

Elfmeter für Fener, den Jailson zum<br />

1:2 (66.) nutzte.Zum zweiten Malhintereinander<br />

war BarisSimsek alsVAR-<br />

Referee bei einem Spiel vonGalatasarayzugeteilt,<br />

Gala-Trainer FatihTerim<br />

ätzte gegen Schiedsrichter und Video-Assistent<br />

und rechtfertigte mit<br />

deren vermeintlich schlechter Leistung<br />

auch die Jagdszenen zwischen<br />

den Spielernbeider Teams nach dem<br />

Schlusspfiff.<br />

Es war eine Massenschlägerei, die<br />

an ein„Match“ zweier Hooligangruppen<br />

erinnerte. Dass nur drei Spieler<br />

hinterher die Rote Karte sahen –<br />

Ndiaye(Galatasaray) sowie die Fener-<br />

Stars Soldado und Jailson –, ist erstaunlich.<br />

Im offiziellen Statement<br />

von Galatasaray heißt es, Schiedsrichter<br />

hätten für das Fairplay zu sorgen.<br />

Der Gewaltexzess, der offenbar<br />

Gala-Profi Younes Belhanda ausgelöst<br />

hatte, wurde als Reaktion auf die<br />

schwache Schiedsrichter-Leistung<br />

erklärt. EinseltsamesVerständnis von<br />

Fairplay wirddadokumentiert.<br />

Galatasaray befindet sich in einer<br />

spielerischen Krise, der Rückstand<br />

Massenschlägerei als Epilog: Galatasaraytrifft<br />

auf Fenerbahce.<br />

AFP/KOSE<br />

auf Tabellenführer Basaksehir beträgt<br />

nun vier Punkte. Und bei einer Niederlage<br />

beim FC Schalke am Dienstagabend<br />

(21 Uhr) droht das Ausnach<br />

der Gruppenphase in der Champions-League.Derzeit<br />

liegen die Türken<br />

einen Zähler hinter Schalke (fünf<br />

Punkte) und Tabellenführer Porto<br />

(sieben). Das vorzeitige Abgeschnittensein<br />

vonden Geldströmen der Königsklasse<br />

würde die existenziellen<br />

Nöte des Klubs verschärfen. Die türkischen<br />

Klubs bezahlen die Gehälter<br />

ihrer Spieler ebenso wie Bankkredite<br />

in Euro oder Dollar, generieren Einnahmen<br />

aber fast nur in Lira. Der<br />

Wert der heimischen Währung aber<br />

hat seit Jahresbeginn durch die Währungskrise<br />

im Vergleich zu Euro und<br />

Dollar rund 40 Prozent verloren. Nun<br />

stellen die Klubs die Gehälter auf Lira<br />

um.<br />

Gerade erst verlängerte der 65<br />

Jahre alte Terim seinen Vertrag bis<br />

2021 –mit einer Option auf weitere<br />

drei Jahre! Derewige Terim, zum vierten<br />

Malbei Galatasaray,unterschrieb<br />

also einen Vertrag für die Ewigkeit.<br />

Nurbekommt er künftig statt 3,1 Millionen<br />

Euro 20 Millionen Lira pro<br />

Jahr. Auch die Spieler sollen bei der<br />

Umgestaltung ihrer laufenden Verträge<br />

keine Einbußen hinnehmen,<br />

verspricht Terim.<br />

Aktuell türmen sich die Verbindlichkeiten<br />

des Klubs auf sagenhafte<br />

470 Millionen Euro, den Rivalen Fenerbahce<br />

(620 Millionen) und Besiktas<br />

(360 Millionen) geht es nicht besser.<br />

Das ruinöse Geschäftsmodell –<br />

Altstars aus dem Ausland für viel Geld<br />

zu kaufen und für viel weniger wieder<br />

abzugeben –führte bei Galatasaray<br />

seit dem Uefa-Pokal-Gewinn im Jahr<br />

2000 zu einer negativen Transferbilanz<br />

vonfast 175 Millionen Euro.<br />

Doch die glitzernde Fassade der<br />

Süperlig ist nicht erst seit der Währungskrise<br />

eingestürzt. Stars sucht<br />

man vergebens bei Galatasaray, der<br />

uruguayische Torwart Fernando<br />

Muslera, 32, und der ehemalige Hoffenheimer<br />

Stürmer Eren Derdiyok,<br />

30, sind die prominentesten Kicker.<br />

Aktuell machen wieder Gerüchte<br />

um ausstehende Spielergehälter die<br />

Runde.Umzuüberleben, musste Galatasaray<br />

in den letzten Jahren wertvolle<br />

Grundstücke verkaufen und bekam<br />

vom Staat Steuern inHöhe von<br />

100 Millionen Euro erlassen. Die Financial-Fairplay-Kontrolleure<br />

der<br />

Uefa kündigten jüngst erneut eine<br />

Prüfung an. Der Klub legte dagegen<br />

Beschwerde beim Sportgerichtshof<br />

(Cas) ein.<br />

Trainer Terim hat sich inseinen<br />

neuen Vertrag übrigens eine Prämie<br />

von75Millionen Lirafür den Gewinn<br />

der Königsklasse schreiben lassen,<br />

der Mann aus Adanadenkt immer in<br />

großen Dimensionen.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

FC Liverpool<br />

Eine<br />

Kapitulation<br />

Hendrik Buchheister<br />

klagt über die Nichtberücksichtigung<br />

vonShaqiri.<br />

Eine Reise ins Rajko-Mitic-Stadion<br />

vonRoter SternBelgrad gehört<br />

zuden unbequemsten Aufgaben<br />

eines Fußballprofis. Das Publikum<br />

gilt als fanatisch, mehrmals<br />

wurde der Klub schon wegen rassistischer<br />

Gesänge seines Anhangs belangt.<br />

Für die in Deutschland mit<br />

großer Aufregung geführte Debatte<br />

um Pyrotechnik hätten Fans aus Belgrad<br />

vermutlich nur ein mildes Lächeln<br />

übrig. Manbraucht starke Nerven,<br />

um hier zu bestehen.<br />

Nervenschwäche ist sicher nicht<br />

Xherdan Shaqiris Problem, trotzdem<br />

hat ihn sein Verein, der FC Liverpool,<br />

nicht mit auf die Reise zur Champions-League-Partie<br />

am Dienstag in<br />

Belgrad genommen. Jürgen Klopp<br />

führt als Begründung an, dass der<br />

Klub jede Ablenkung vermeiden und<br />

den Fokus auf das Spiel richten<br />

wolle. Das wäre mit Shaqiri nur<br />

schwer möglich gewesen, er wäredie<br />

zentrale Figur der Veranstaltung geworden<br />

–und das nicht im Positiven.<br />

DerDoppeladler<br />

Der ehemalige Bayern-Profi, der für<br />

die Schweizer Nationalmannschaft<br />

spielt, hat albanische Eltern und<br />

stammt aus dem Kosovo.Die Region<br />

hat 2008 ihre Unabhängigkeit von<br />

Serbien erklärt, doch Serbien erkennt<br />

die Unabhängigkeit nicht an.<br />

Bei der WM in Russland feierte Shaqirisein<br />

Torgegen Serbien, indem er<br />

mit den Händen den Doppeladler<br />

formte, das Symbol Albaniens und<br />

eine Provokation gegenüber den Serben.<br />

Beim Spiel bei Roter Sternhätte<br />

er mit besonders heftigen Anfeindungen<br />

rechnen müssen, auch Tumulte<br />

wären möglich gewesen.<br />

Einerseits ist es so eine vernünftige<br />

Entscheidung, ihn zu Hause zu<br />

lassen. Andererseits ist Liverpools<br />

Entschluss auch deprimierend, weil<br />

er eine Kapitulation vornationalistischer<br />

Verblendung ist. Natürlich ist<br />

es nicht zulässig, Menschen mit<br />

komplizierter Herkunftsgeschichte<br />

Vorschriften in Identitätsfragen zu<br />

machen. Es ist Shaqiris gutes Recht,<br />

sich nicht nur als Schweizer,sondern<br />

auch als Kosovare oder Albaner zu<br />

fühlen. Problematisch wirdes, wenn<br />

aus der eigenen Identität die Ablehnung<br />

anderer erwächst. Also: Wenn<br />

die serbischen Fans Shaqiri wegen<br />

seiner Herkunft als Feindbild sehen<br />

und er sie wiederum als Triumphgeste<br />

instrumentalisiert.<br />

Im Fußball sollte es, wie auch<br />

sonst im Leben, keine Rolle spielen,<br />

woher jemand kommt. Dass Shaqiri<br />

dem Spiel in Belgrad fernbleibt,<br />

zeigt, dass die Herkunft aber eben<br />

doch ein Faktor ist. Außerdem<br />

könnte der Fall eine problematische<br />

Vorbildfunktion haben. Fans könnten<br />

künftig jedem gegnerischen<br />

Spieler mit einem feindseligen Empfang<br />

drohen – und darauf hoffen,<br />

dass sein Verein ihn zu Hause lässt.<br />

Mit dem albanischen „Doppeladler“ jubelte<br />

Shaqiri bei der WM gegen Serbien. IMAGO<br />

Geldregen für Hertha<br />

Die <strong>Berliner</strong> sammeln durch eine Anleihe am Kapitalmarkt 40 Millionen Euro ein. Doch für welchen Zweck?<br />

VonSebastian Schmitt<br />

Zurzeit ist mächtig was los<br />

bei Hertha BSC. Fast kein<br />

Tagvergeht, ohne dass die<br />

<strong>Berliner</strong> neue Schlagzeilen<br />

produzieren. Dominant ist der Streit<br />

mit den eigenen Ultras: Nachdem<br />

die Gruppierungen„Harlekins Berlin<br />

98“ und „Hauptstadtmafia“ den Krisengipfel<br />

am Montag absagten, ist<br />

eine Lösung noch nicht in Sicht. Gegenüber<br />

dieser <strong>Zeitung</strong> betont Hertha,<br />

weiter gesprächsbereit zu sein.<br />

Gleichzeitig bleibt die Tür für die Ultras<br />

für den am Donnerstag erstmals<br />

bei Hertha geplanten Runden Tisch<br />

zu. Ursprünglich hatte die Geschäftsleitung<br />

neben den Vertretern<br />

aller Fangruppen, der Fanhilfe und<br />

der Fanvertretung auch die Ultras<br />

eingeladen. Nach den schweren Ausschreitungen<br />

beim Auswärtsspiel in<br />

Dortmund machte Hertha eine vorherige<br />

Aussprache zur Bedingung.<br />

Die Ultras sprachen von „Erpressung“,<br />

sodass kein Ende der Eiszeit<br />

zwischen Geschäftsführung und<br />

dem harten Fan-KerninSicht ist.<br />

Erfolgreiche Werbung<br />

Goldene Euro fließen für die Blau-Weißen.<br />

„Die erfolgreiche Emission ist<br />

Beleg für die gute wirtschaftliche Entwicklung<br />

des Vereins und bildet damit eine gute<br />

Basis für die nächsten Entwicklungsschritte<br />

von Hertha BSC.“<br />

Ingo Schiller, Geschäftsführer Finanzen, bastelt weiter fleißig an der Zukunft des Klubs.<br />

„Nie wieder Relegation“<br />

GETTY<br />

Miteiner ganz anderen Meldung ließ<br />

Hertha am Montagnachmittag aufhorchen:<br />

Die <strong>Berliner</strong> haben mit einer<br />

Anleihe am Kapitalmarkt 40 Millionen<br />

Euro eingesammelt. „Die<br />

erstmalige Begebung einer institutionellen<br />

Anleihe ist ein großer Erfolg<br />

für Hertha BSC. Wir möchten<br />

uns bei den begleitenden Banken<br />

und vorallem bei den Investoren, die<br />

uns ihr Vertrauen geschenkt haben,<br />

bedanken“, erklärte Finanzchef Ingo<br />

Schiller. Die Anleihe hat eine Laufzeit<br />

von fünf Jahren und einen Zinssatz<br />

von6,5 Prozent.<br />

DieAusgabe vonWertpapieren ist<br />

als Instrument zur Kapitalbeschaffung<br />

in der Bundesliga schon länger<br />

in Mode. Häufig wurde dabei in den<br />

vergangenen Jahren auf sogenannte<br />

Fan-Anleihen im niedrigen einstelligen<br />

Millionen Bereich zurückgegriffen.<br />

Auch Herthas Anhänger bekamen<br />

bereits 2015 die Option, ihrem<br />

Herzensklub Geld zu pumpen.<br />

Kapitalspritzen mit einem derart<br />

großen Volumen sind eher ungewöhnlich.<br />

In der Bundesliga ist lediglich<br />

Schalke 04 in diese Sphären<br />

vorgestoßen: Vor zwei Jahren sammelten<br />

die Gelsenkirchener rund 50<br />

Millionen Euro ein –bei einer Verzinsung<br />

von 4,25 bis 5Prozent, also<br />

zu günstigeren Konditionen als Hertha.<br />

Auf der Suche nach Geldgebern<br />

lud Schiller in der vergangenen Wochen<br />

potenzielle Investoren zu Verkaufsveranstaltungen<br />

nach Berlin<br />

und Frankfurt ein. Die sogenannte<br />

Roadshow scheint erfolgreich gewesen<br />

zu sein. Investoren aus Deutschland<br />

und Europa sollen zugegriffen<br />

haben.„Die erfolgreiche Emission ist<br />

Beleg für die gute wirtschaftliche<br />

Entwicklung des Vereins und bildet<br />

damit eine gute Basis für die nächsten<br />

Entwicklungsschritte vonHertha<br />

BSC“, erklärte Schiller. Welche<br />

Schritte das sein sollen, also für welchen<br />

Zweck Hertha frisches Geld benötigt,<br />

verriet Schiller nicht. Ein<br />

kurzfristiger Liquiditätsbedarf<br />

scheint ausgeschlossen zu sein. Genauso,<br />

dass Hertha die Millionen in<br />

neue Spieler investiert.<br />

Rückkauf der KKR-Anteile<br />

Dafür wird schon länger spekuliert,<br />

dass Anteile vomUS-Finanzinvestor<br />

Kohlberg Kravis Roberts (KKR) zurückgekauft<br />

werden sollen. 2014<br />

hatte KKR 61,2 Millionen Euro überwiesen<br />

–darunter rund 18 Millionen<br />

für einen Anteil von9,7 Prozent. Damals<br />

wurde Herthas Wert auf 220<br />

Millionen Euro taxiert. Inzwischen<br />

ist der Klub durch das gesteigerte<br />

Umsatzvolumen als Stammgast in<br />

der Bundesliga deutlich mehr wert,<br />

sodass ein möglicher Rückkauf über<br />

30 Millionen Euro kosten dürfte.<br />

Das Geld könnte auch für das eigene<br />

Stadion benötigt werden, das<br />

Hertha zu 100 Prozent privat finanzieren<br />

möchte. Ob der Klub seine<br />

reine Fußballarena wie von ihm favorisiert<br />

imOlympiapark bekommt,<br />

liegt am <strong>Berliner</strong> Senat. Zuletzt gab<br />

es im Abgeordnetenhaus aber auch<br />

mächtig Gegenwind. Schon bald<br />

wirdKlarheit herrschen. Hertha wird<br />

das Geheminis zeitnah lüften. Neue<br />

Schlagzeilen sind also schon programmiert.<br />

Sebastian Schmitt<br />

beobachtet, wie Klubs zu<br />

Finanzkonzernen werden.<br />

Sechs Jahre nach dem Skandalspiel kehrt Hertha nach Düsseldorf zurück. Eine Zeitreise, Teil 1: Peter Niemeyer erinnert sich<br />

VonMichael Jahn<br />

Peter Niemeyer ist hin- und hergerissen.<br />

In der vorigen Woche,<br />

beim DFB-Pokalspiel zwischen<br />

Darmstadt 98 und Hertha BSC (0:2),<br />

wurde der 34-Jährige in der Halbzeitpause<br />

vom aktiven Fußball verabschiedet.<br />

Der Rahmen passte, waren<br />

doch die beiden Kontrahenten im Pokal<br />

zwei seiner wichtigsten Stationen<br />

in seiner Karriere. 16 Jahre war Niemeyer,<br />

stets ein überaus engagierter<br />

Mittelfeldspieler, aktiv. Erspielte für<br />

Twente Enschede in Holland, fürWerder<br />

Bremen, fünf Jahre für Hertha<br />

BSC und zuletzt für Darmstadt. Nun<br />

muss er sich neu orientieren, neu positionieren.<br />

Für die Zeit danach hat er<br />

sich gewappnet, aber dennoch überwiegt<br />

wohl im Moment noch ein sehr<br />

wehmütiges Gefühl.„Plötzlich bist du<br />

nicht mehr der Fußballer Niemeyer“,<br />

sagt er am Telefon.<br />

Zwischen 2010 und 2015 erlebte er<br />

bei Hertha zahlreiche Turbulenzen –<br />

den Aufstieg in die Erste Liga 2011,<br />

den dramatischen Abstieg samt Relegation<br />

2012 und den Wiederaufstieg<br />

mit ihm als starkem Kapitän. Später<br />

nahm ihn Coach Jos Luhukay aus<br />

„sportlichen Gründen“ die Binde<br />

wieder weg und machte Fabian Lustenberger<br />

zum Spielführer.<br />

Aufdie Frage,obdie beiden<br />

Relegationsspiele im<br />

Mai 2012 gegen Fortuna<br />

Düsseldorf (1:2 und 2:2),<br />

die mit dem Abstieg der<br />

<strong>Berliner</strong> und einem handfesten<br />

Skandal endeten,<br />

sein schlimmstes Erlebnis<br />

als Profi gewesen sei, muss<br />

Niemeyer überlegen. „Ich<br />

weiß nicht genau, ob das<br />

skandalöse Spiel in Düsseldorfamschlimmsten<br />

war oder wenn<br />

man wie ich zuletzt fast ein Jahr verletzt<br />

außen vor ist.“ Wegen zahlreicher<br />

Verletzungen musste er auch<br />

seine Karrierebeenden.<br />

In der Spielzeit 2011/12 gehörte<br />

Peter Niemeyer zu den wichtigsten<br />

Profis bei Hertha BSC. In 31 Saisonspielen<br />

war er dabei, erlebte die Entlassungen<br />

der TrainerMarkusBabbel<br />

und Michael Skibbe, den Frust der<br />

Fans und die vergebliche Rettungsak-<br />

Ex-Führungskraft:<br />

Peter Niemeyer<br />

tion durch Altmeister Otto Rehhagel.<br />

Niemeyer stand in den beiden Mannschaften,<br />

die Rehhagel in der Relegation<br />

aufbot –bei der 1:2-Niederlage<br />

im Olympiastadion und beim 2:2 im<br />

Tollhaus der Düsseldorfer<br />

Arena.<br />

„Dieses zweite Spiel war<br />

unmöglich“, sagt Niemeyer,<br />

„man hätte es wegen<br />

irregulärer Bedingungen<br />

unbedingt abbrechen<br />

IMAGO/HUEBNER<br />

und wiederholen müssen.<br />

Das ging gar nicht.“ Doch<br />

nicht die Leiden auf dem<br />

Rasen waren das heftigste<br />

Erlebnis für Niemeyer. In<br />

der Nachschau sagt er: „Das<br />

Schlimmste für mich waren unsere<br />

Auftritte nach den Spielen vor dem<br />

DFB-Sportgericht in Frankfurt am<br />

Main. Als Zeuge kam man sich vorwie<br />

ein Angeklagter! Unmöglich!“ Niemeyer<br />

gehörte als Führungsspieler<br />

und Spielführer damals zur Hertha-<br />

Delegation, die zuerst vordem Sportgericht<br />

und schließlich auch vordem<br />

DFB-Bundesgericht<br />

musste.<br />

erscheinen<br />

Niemeyer spricht nicht mehr gern<br />

über die Relegation. „Dakanneinem<br />

schlecht werden“, sagt er nur.Mit seiner<br />

alten Liebe Hertha BSC wird es<br />

garantiert imnächsten Jahr ein Wiedersehen<br />

geben. Er besitzt schließlich<br />

einen Anschlussvertrag bei Hertha,<br />

der aber noch nicht genau definiert<br />

ist. Im Moment ist Niemeyer ein Suchender.<br />

Erwill imFußballgeschäft<br />

bleiben und hat etwa bei Ajax Amsterdam<br />

und Twente Enschede hospitiert.<br />

Auch bei der Plattform DAZN<br />

war er als Experte aktiv.Und er macht<br />

seinen Trainerschein. „Ich möchte<br />

mich breit aufstellen“, sagt er. Am<br />

liebsten aber hätte er nochgerne weiterFußball<br />

gespielt. Doch derKörper<br />

setzte ein Stoppzeichen. Die Ferse<br />

entpuppte sich als Schwachstelle.<br />

„Nie wieder Relegation“, sagt er noch<br />

am Telefon, „das möchte man nicht<br />

mehr erleben.“<br />

Michael Jahn<br />

erinnertsich auch nicht gern<br />

an den 15. Mai 2012.<br />

Wenn ein<br />

Remis nicht<br />

mehr genug ist<br />

Die Union-Profis reden<br />

plötzlich vom Aufstieg<br />

VonMathias Bunkus<br />

Ein neuer Trainer, ein grundlegend<br />

veränderter Kader, dazu<br />

mit dem 1. FC Köln und den Hamburger<br />

SV zwei Schwergewichte als<br />

Liganeulinge,schließlich die unliebsamen<br />

Erfahrungen aus der Vorsaison,<br />

als die Köpenicker nach starkem<br />

Startgar noch vonder Abstiegsangst<br />

gepackt wurden. Kein Wunder<br />

also, dass die Vereinsführung, die<br />

Profis,aber auch die Anhängerschaft<br />

gemeinschaftlich mit Demut und<br />

dementsprechend vorsichtig formuliertem<br />

Saisonziel in die Spielzeit<br />

2018/19 gestartet sind. Aber siehe<br />

und höreda, nach etwas mehr als einem<br />

Drittel der Saison, hat sich zumindest<br />

bei den Protagonisten auf<br />

dem Spielfeld die Erwartungshaltung<br />

grundlegend geändert. Ein 1:1<br />

beim Tabellenneunten SSV Jahn Regensburgist<br />

nicht mehr genug.<br />

„Ich bin nicht zufrieden, wir haben<br />

heute nicht gut gespielt. Regensburg<br />

war die bessere Mannschaft.<br />

Und wir verlieren die nächsten zwei<br />

Punkte“, klagte allen voran Keeper<br />

Rafal Gikiewicz, der im Nachgang<br />

der Partie so mit dem Spielverlauf<br />

und dem Ergebnis haderte, dass er<br />

sich partout nicht über den vonihm<br />

in der 29. Minute parierten Elfmeter<br />

freuen wollte. Auch die Tatsache,<br />

dass sein Kopfball-Ausgleich gegen<br />

Heidenheim in der Endauswahl zum<br />

Tordes Monats Oktober steht, war<br />

ihm kein Trost: „Das ist egal. Scheißegal.“<br />

Unions polnischer Torwartredete<br />

sich in Rage.„Ich bin nicht zufrieden.<br />

Normalerweise müssten wir<br />

Erster sein mit fünf, sechs Punkten<br />

mehr.Ich schaue nur nach vorne. Ich<br />

habe hohe Ziele, will nicht Zweiter,<br />

Dritter oder Vierter sein. Ich will<br />

Platz eins und aufsteigen in dieser<br />

Saison. Wir müssen reden“, wütete<br />

Gikiewicz. Ups, da war es also doch,<br />

das so verpönte Wort. Acht Buchstaben,<br />

ein großes Ziel –Aufstieg! Mit20<br />

Zählern steht Union nach vier Unentschieden<br />

in Serieauf Platz vier.<br />

Verfolgerduell gegen Fürth<br />

Mitden gesteigerten Ansprüchen ist<br />

Rafal Gikiewicz im übrigen nicht allein.<br />

„Klar ist, dass man psychologisch<br />

gerne oben stehen würde,<br />

wenn man jetzt drei-, viermal die<br />

Chance hatte, den Sprung an die<br />

Spitze zumachen. Aber das Wichtigste<br />

ist, am Ende der Saison auf<br />

dem richtigen Tabellenplatz zu stehen“,<br />

gab sich Außenverteidiger Ken<br />

Reichel etwas diplomatischer als<br />

sein Hintermann.Vom„richtigen Tabellenplatz“<br />

ist Union aber noch ein<br />

Stück entfernt. Am Sonntag kommt<br />

der Tabellenfünfte Greuther Fürth<br />

an die Alte Försterei. Innenverteidiger<br />

Marvin Friedrich gab für das Verfolgerduell<br />

schon mal die Marschroutevor:„Natürlich<br />

wollen wir jetzt<br />

zu Hause endlich mal wieder drei<br />

Punkte holen. Mit Unentschieden<br />

tappt man nur auf der Stelle.“<br />

Aber so wasvon unzufrieden:<br />

Rafal Gikiewicz.<br />

IMAGO/KOCH


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Arte-Doku<br />

begleitet Journalisten<br />

der New York Times<br />

Seite 21<br />

„Schon die ersten zehn Minuten sind eine Qual.“<br />

Ralf Schenk über den Siegerfilm beim Leipziger Dokumentarfilmfestival Seite 20<br />

Buchumschläge<br />

Sieht aus wie<br />

eine Keksdose<br />

Cornelia Geißler<br />

mag Waldseegrün und<br />

Blaue-Flecken-Blau<br />

Auf dem Titel des Buches<br />

„Schwimmt Brot in Milch?“ sieht<br />

man ein Mädchen, um deren Kopf<br />

sich eine Katze klammert. Vondort<br />

wirft das Tier etwas in die mit einer<br />

weißen Flüssigkeit gefüllte Schüssel,<br />

die das Mädchen in der Hand hält.<br />

Das von Katrin Stangl gestaltete Kinderbuch<br />

hat vor zwei Monaten den<br />

Preis der Stiftung Buchkunst erhalten,<br />

die höchste Auszeichnung in diesem<br />

Bereich. Vieles an dem Buch ist<br />

besonders,vor allem aber die Farben.<br />

Die Künstlerin nennt sie Blaue-Flecken-Blau,<br />

Süßkram-Rot, Ei-Gelb<br />

und Minzgrün. Da ist klar,warum sie<br />

Kinderaugen magisch anziehen.<br />

Auf meinem Tisch liegt ein Buch,<br />

dessen Titelzeile Bibliophile lockt.<br />

„Die Kleider der Bücher“ heißt sie.Es<br />

ist klein wie ein Taschenkalender,<br />

aber in Pappe gebunden wie ein erwachsenes<br />

Buch. Das Vorsatzpapier<br />

ist golden. Die Autorin Jhumpa Lahiri<br />

verbindet ihre Worte über das<br />

Aussehen der Bücher mit der Erinnerung<br />

an ihreKindheit, als ihreMutter<br />

wünschte,dass sie traditionelle bengalische<br />

Kleider trüge. Das in London<br />

geborene Mädchen fühlte sich<br />

jedoch in Jeans und T-Shirts wohler.<br />

„Schlecht gekleidet zu sein ist immer<br />

eine Strafe“, schreibt sie.Nicht selten<br />

habe sie gehört, dass ein Buch wegen<br />

eines falschen Umschlags zu wenig<br />

Aufmerksamkeit bekommen hätte.<br />

„Sieht aus wie eine Keksdose“, stand<br />

als Lesekommentar unter einem ihrerBücher.<br />

Die heute in New York lebende<br />

Autorin ist Vizepräsidentin des PEN<br />

American Center. Dennoch musste<br />

sie erleben, dass Buchgestalter allein<br />

wegen ihres Namens zu indischen<br />

Motiven für das Cover greifen. Das<br />

kleine, bei Rowohlt erschienene<br />

„Kleider“-Buch trägt keine Bilder<br />

vorn,nur den Titel und den Autorennamen.<br />

Es hat die Farbe vonverblassenden<br />

blauen Flecken –nein, es ist<br />

Waldseegrün. Innere Werte zählen,<br />

wie auch hier, bei diesem schön geschriebenen<br />

kleinen Essay.Aber niemand<br />

ist frei davon, dass auch das<br />

ÄußereEindruck macht.<br />

Manchmal ist es gar<br />

nicht so schlimm,<br />

wenn einen ungeahnte<br />

Hindernisse davon<br />

abhalten, pünktlich zur größten<br />

Ballettpremiere des Jahres zu kommen.<br />

Aufeinmal sitzt man per Nacheinlass<br />

auf einem Platz, den man<br />

sonst als Kritikerin nie kennenlernen<br />

würde. Ganz oben, im dritten Rang<br />

auf der Seite.Von dortsieht man nun<br />

in der ersten Hälfte ein anderes<br />

Stück als später in der zweiten Hälfte<br />

unten.<br />

Sicher, alles ist sehr weit weg.<br />

Aber ein großartiges Stummfilm-<br />

Panorama mit ausladenden Gesten<br />

und viel Pomp tut sich von daoben<br />

auf. Ein dramatisches Bildertheater<br />

mit Tanz. Alexei Ratmansky, Petipa-<br />

Experte und einer der wichtigsten<br />

klassischen Choreographen der Gegenwart,<br />

hat für das <strong>Berliner</strong> Staatsballett<br />

die 1877 in St. Petersburg uraufgeführte<br />

„La Bayadère“ rekonstruiert.<br />

Herausgekommen ist ein<br />

großes Ballett, das tatsächlich ein<br />

wenig den Atem einer anderen Zeit<br />

in sich trägt. Natürlich behalten all<br />

die großen klassischen Ballette auch<br />

in den aktualisierten Fassungen, die<br />

heute weltweit aufgeführt werden,<br />

Die Liebe der Tempeltänzerin<br />

Alexei Ratmansky hat die historische „Bayadère“ für das Staatsballett grandios rekonstruiert<br />

ihren Charakter. Aber die Bewegungen<br />

sind athletischer. Oft werden Figuren<br />

psychologisiert, die Handlung<br />

wird gestrafft und oft auch subtiler<br />

gestaltet. Auf Pantomimen wird wo<br />

immer möglich verzichtet. Dasführt<br />

zum Teil zu herausragenden Ergebnissen.<br />

Aber im Laufe von mehr als<br />

einem Jahrhundert drohen darüber<br />

die Quellen verloren zu gehen.<br />

Die Bewegung hin zur historischen<br />

Rekonstruktion hat vor zirka<br />

zehn Jahren deutlich Fahrt aufgenommen,<br />

und der Russe Alexei Ratmansky,der<br />

unter anderem Direktor<br />

des Moskauer Bolschoi-Balletts gewesen<br />

ist, ist ihr wichtigster Protagonist.<br />

Die„Bayadère“ ist bereits seine<br />

siebte akribische Petipa-Rekonstruktion.<br />

Zuvor hat er unter anderem<br />

schon historische Fassungen<br />

von „Schwanensee“ und „Dornröschen“<br />

erarbeitet. Jetzt also indischexotistischer<br />

Pomp in Reinkultur auf<br />

der Bühne der Staatsoper Unter den<br />

Linden.<br />

Mit toten Tigern und Elefanten,<br />

mit Tempeldienerinnen, Schlangenbeschwörern,<br />

Fakiren und Feuertänzern.<br />

Mit Polina Semionova als fantastische<br />

Bayadère Nikia, die den<br />

Krieger Solor mit Haut und Haaren<br />

VonMichaela Schlagenwerth<br />

Pomp in Reinkultur.„La Bayadère“ warauch ein Ballett für die adelige Oberschicht des zaristischen Russlands.<br />

liebt. Mit ihrer mächtigen Gegenspielerin,<br />

der Radscha-Tochter<br />

Gamsatti, von Yolanda Correa als<br />

verlogene Denver-Clan-Megäre<br />

stahlhart und virtuos getanzt. Solor<br />

(Alejandro Virelles) ist so etwas wie<br />

ein Spielball zwischen diesen beiden<br />

Frauen. Eine eigentlich erbärmliche,<br />

dem Opiumrausch verfallene, sich<br />

der Macht des Radschas fügende Figur.Sowirderinspäteren<br />

Fassungen<br />

meist nicht gezeigt. Seinen Räuschen<br />

und Halluzinationen entspringen<br />

die bedeutendsten Szenen<br />

des Balletts.Vor allem der legendäre<br />

weiße Akt, bei dem 32 Schatten aus<br />

dem nebelverhangenen Himalaja<br />

herabsteigen und Nikia und Solor<br />

sich im Traum vereinen.<br />

Die„Bayadère“ ist ein Grand Ballet<br />

bei dem das Staatsballett alles<br />

aufbietet, was es hat, auch Kinder<br />

und Jugendliche der Ballettschule<br />

sind beteiligt. Daseinen hier so ganz<br />

eine lang vergangene Zeit anspringt<br />

hat vor allem mit der anderen Weise<br />

zu tanzen zu tun. Mit den anderen<br />

Weisen, die Beine anzuwinkeln, zu<br />

strecken, zu drehen. Sowie mit den<br />

hochdramatischen, ausladenden<br />

Pantomimen. Ein wenig mehr Mut<br />

zur dramatischen Attitude würde<br />

YAN REVAZOV<br />

man hier den Protagonisten durchaus<br />

noch wünschen. Aber wenn Polina<br />

Semionova als verratene Geliebte<br />

vor dem abtrünnigen Geliebten<br />

und seiner bösen Braut tanzen<br />

muss,ist das schlicht herzzerreißend<br />

schön.<br />

Petipa übernahm für seine Divertissements,sokann<br />

man im hervorragenden<br />

Programmheft nachlesen,<br />

zum Teil eins zu eins Illustrationen,<br />

die auf einer Indienreise des<br />

Prinzen of Wales entstanden waren.<br />

Wie etwa den indischen Tanz mit<br />

Trommlern. Die„Bayadère“ ist auch<br />

das, eine historische Rekonstruktion<br />

eines kolonial-exotistischen Erbes,ein<br />

Ballett für die adelige Oberschicht<br />

des zaristischen Russlands.<br />

Anders als in späteren Fassungen<br />

stehen keine Festgäste auf der<br />

Bühne. Denn unverhohlen sind<br />

diese Gäste, für die all der Rausch,<br />

die Pracht und Virtuosität betrieben<br />

wird, wir,das sich delektierende Publikum.<br />

Ein großer Erfolg, auch für<br />

das neue Leitungsteam Johannes<br />

Öhman und Sasha Waltz.<br />

La Bayadère Staatsoper Unter den Linden,<br />

weitere Termine: 9. November,15., 26.,<br />

28. Dezember,18. Januar<br />

NACHRICHTEN<br />

Baselitz schenkt Fondation<br />

Beyeler Monumentalwerk<br />

GeorgBaselitz hat dem Schweizer<br />

Museum Fondation Beyeler in Riehen<br />

bei Basel ein Monumentalgemälde<br />

geschenkt. DasÖlgemälde<br />

„Wer alles? Wasalles?“ zeigt zwei<br />

Menschen auf den Kopf gestellt, ein<br />

seit den 1960er-Jahren wiederkehrendes<br />

Motiv im Werk des deutschen<br />

Malers.Baselitz malte das gut drei<br />

mal vier Meter große Bild im Jahr<br />

2016. DasMuseum hatte es Anfang<br />

des Jahres im Rahmen einer großen<br />

RetrospektivezuBaselitz’80. Geburtstag<br />

gezeigt. Nunwill es dem<br />

Maler einen eigenen Künstlerraum<br />

widmen. Darinwerden zwei weitere<br />

WerkeimBesitz des Museums sowie<br />

langfristige Leihgaben aus Privatbesitz<br />

ausgestellt. Baselitz war mit dem<br />

Gründer des Museums befreundet.<br />

„Ernst Beyeler hat sich sehr für mich<br />

eingesetzt“, zitiertdas Museum den<br />

Maler. (dpa)<br />

Grütterswill Leipzig mit<br />

Freiheitsdenkmal ehren<br />

DieStadt Leipzig sollte aus Sicht von<br />

Kulturstaatsministerin Monika Grütters<br />

doch noch ihr Freiheits- und<br />

Einheitsdenkmal bekommen. Sie<br />

finde es bedauerlich, „dass ausgerechnet<br />

in Leipzig, wo im Oktober<br />

1989 die Macht vonSED und Stasi<br />

durch ein friedlich aufbegehrendes<br />

Volk gebrochen wurde,immer noch<br />

nicht angemessen an dieses herausragende<br />

Ereignis erinnertwird“,<br />

sagte Grütters am Montagabend in<br />

Leipzig. Dorteröffnete sie die völlig<br />

neu konzipierte Dauerausstellung<br />

des Zeitgeschichtlichen Forums zu<br />

Repression und Widerstand in der<br />

DDR. (dpa)<br />

Angela Merkels Make-up<br />

in Pariser Kunststiftung<br />

DerPuder ist zu einem Haufen angeordnet<br />

und thront auf einem Podest.<br />

DasMake-up legt sich Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel auf, wenn sie vor<br />

die Kameratritt. In Parisist es nun<br />

Teil der Installation „The HappyMuseum“<br />

(Das Glücksmuseum) des<br />

Wahl-<strong>Berliner</strong>s Simon Fujiwarain<br />

der Pariser Kunststifung „Lafayette<br />

Anticipations“ nahe dem Centre<br />

Pompidou. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Im Korb<br />

Schlümpfe, Monde<br />

und saure Gurken<br />

VonBarbaraWrede<br />

Was glotzte der so unverschämt in meinen<br />

Einkaufswagen? Fehlte nur noch,<br />

dass er darin herumwühlte. Etwas über mittelalt<br />

war der Typ, schwarzer Anzug. Seine<br />

Begleitung, ganz in Rot gekleidet, etwas dicker,<br />

Spitzbart, hielt eine 500-Gramm-Tüte<br />

mit Fruchtgummischlümpfen in der Hand<br />

und schüttelte sie. Dass es die gab, hatte ich<br />

fast vergessen. Einige Jahre lang hatte ich<br />

mich fast ausschließlich von ihnen und anderem<br />

Gummizeugs ernährt, ganz besonders<br />

schmackhaft fand ich es damals, sie in<br />

schwarzen Tee zu tunken. Ich war süchtig<br />

nach sauren Gurken, weißen Gummibären<br />

aus dem Kühlschrank, grünen Halbmonden.<br />

Mit dem Entzug hatte ich lange zu kämpfen<br />

gehabt. Deshalb mied ich in Discounterndie<br />

Gänge, wo diese Süßigkeiten in Großpackungen<br />

angeboten wurden. Hier war doch<br />

gar nicht der Großpackungsfruchtgummigang,<br />

ich schnupperte nach dem entsprechenden<br />

Duft, aber stattdessen roch es verbrannt.<br />

Kokelte hier jemand? Die beiden<br />

Männer steckten ihreKöpfe zusammen, von<br />

irgendwo her hatte der in Schwarz eine Box<br />

mit Gummierdbeeren aufgegabelt und pulte<br />

amVerschluss herum. Kicherndes Gemecker<br />

wie von Ziegen. Schnell weg hier. Bezahlen,<br />

einpacken und raus aus dem Laden.<br />

Die beiden Typen waren schon da. Wie<br />

konnte das sein?Warteten die etwa auf mich?<br />

Achnee,der Rote nahm Kurs auf eine Limousine,<br />

dass er ein Bein nachzog, sah ich erst<br />

jetzt. Aber was machte der Schwarze da?<br />

Fummelte an meinem Fahrrad herum. Ich<br />

pfiff auf zwei Fingern. Einige Leute drehten<br />

sich um, der Fahrradfummler nicht. Jetzt<br />

schmiss er etwas in meinen Fahrradkorb.<br />

BARBARA WREDE<br />

Wasdort schon alles reingelegt worden war!<br />

Ichhasse es,wenn Leute das machen, genau<br />

so wie die Leute, die ihre Pfandflaschen stehen<br />

lassen und meinen, Flaschensammler<br />

könnten davon reich werden. Können die<br />

das Leergut nicht einfach selbst zurückbringen<br />

und den Sammlern das Pfandgeld so in<br />

die Hand drücken?<br />

Ichpfiff noch einmal. Keine Reaktion. Ob<br />

ich ihn erwischen würde,bevor er zu seinem<br />

Kumpel in die Limousine sprang? Washatte<br />

der mir in den Korb gelegt? DerKorb war mit<br />

Kabelbindern befestigt. Es kam immer wieder<br />

vor, dass die mir zerschnitten wurden,<br />

deshalb habe ich in jeder Handtasche Kabelbinder,sicher<br />

ist sicher.Vor einiger Zeit hatte<br />

mir jemand die Schrauben der Gepäckträgerhalterung<br />

abmontiert, alles klappte während<br />

der Fahrt nach hinten und auf die<br />

Straße. Glück, dass gerade kein Auto kam.<br />

Seitdem ruckeleich mein Radvor jeder Fahrt<br />

ordentlich durch. Waswackelt, wird festgezurrt.<br />

So schaffe ich locker 250 Kilometer in<br />

der Woche.<br />

Der Typ hatte mir eine Riesentüte mit<br />

Schlümpfen, Erdbeeren, Gurken und Monden<br />

in den Korb gepackt. Bestimmt ein Kilo.<br />

Na, warte. Ich sprang auf mein Rad, erwischte<br />

den Wagen gerade noch und klopfte<br />

hinten an die Scheibe.<br />

Zzzzzz ging sie herunter.Ja, bitte? Diebeiden<br />

Herren auf der Rückbank starrten zu mir<br />

heraus.−Das hierhabenSie versehentlich in<br />

meinem Fahrradkorb abgelegt, sagte ich und<br />

warfdie Tüte durch das Fenster.Klatsch. Satanisches<br />

Gelächter hallte zu mir heraus.<br />

Das verfolgt mich bis heute, verbunden<br />

mit einem unwiderstehlichen Schmacht<br />

nach Fruchtgummi. Merke: Es gibt sicher<br />

gute Gründe, etwas in Limousinen zu werfen,<br />

aber Obacht! Es könnte sein, dass man<br />

den Teufel samt Beelzebub trifft.


20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Feuilleton<br />

Verlorene Jugend<br />

Neue deutsche Filme beim 61. Leipziger Dokumentarfilmfestival<br />

VonRalf Schenk<br />

Am dritten Tag drohte das<br />

Leipziger Festival aus den<br />

Fugen zu geraten. Im Wettbewerb<br />

neuer deutscher<br />

Dokumentarfilme lief „Lord of the<br />

Toys“ von Pablo Ben Yakov und Kameramann<br />

André Krummel. Zweieinhalb<br />

Monate lang hatte das Team<br />

mit einer Clique Dresdner Youtuber<br />

gedreht. Ein paar Jungs und wenige<br />

Mädchen, eine elternlose Generation,<br />

die sich durch den Film labert,<br />

säuft, knutscht, die Sprayflasche im<br />

Anschlag, mit der man den anderen<br />

gern auch mal „vergast“. Schon die<br />

ersten zehn Minuten sind eine Qual:<br />

eine Einstellung ohne Schnitt, Komasaufen<br />

bis zum Exzess, rassistische,<br />

sexistische Sprüche, ich fick<br />

dich ins Maul als akustische Dauerschleife,<br />

die Kamera immer dicht<br />

dran. Eine Ouvertüre, die psychisch<br />

und physisch schmerzt. Und<br />

schmerzensoll.<br />

Widerstand vorder Premiere<br />

Noch vorder Premiereregte sich Widerstand.<br />

Das Aktionsnetzwerk<br />

„Leipzig nimmt Platz“ nannte den<br />

Film „ein kleines bisschen Nazi“. Die<br />

regionale <strong>Zeitung</strong> glaubte zu erkennen,<br />

dass hier nur „Dummheit und<br />

Dumpfheit gehuldigt“ werde. Doch<br />

genau das Gegenteil ist der Fall.<br />

„Lordofthe Toys“ ist ein ebenso verstörender<br />

wie souveräner Film über<br />

eine Parallelwelt, der das deutsche<br />

Kino noch nie so nahe kam. Ihm<br />

wurde der Hauptpreis des Festivals,<br />

die „Goldene Taube“ verliehen.<br />

Dokumentarfilm als Chance, gesellschaftliche<br />

Phänomene sichtbar<br />

zu machen, Unangenehmes nicht<br />

„Lord of the Toys“ ist ein ebenso verstörender wie souveräner Film über eine Parallelwelt, der das deutsche Kino noch nie so nahe kam.<br />

auszublenden. Dabei wird der 20-<br />

jährige Max, der Anführer der Clique,<br />

durchaus ambivalent gezeichnet: einerseits<br />

der charismatische Typ, mit<br />

Hunderttausenden Followern in den<br />

sozialen Medien, ein Meister der<br />

Selbstvermarktung, der die Anwesenheit<br />

der Kamera für sich zu nutzen<br />

weiß. Zugleich registriert deren<br />

unbestechlicher Blick sein psychopathisches<br />

Potenzial und die tendenzielle<br />

Lust, Grenzen ins Radikale<br />

zu überschreiten.<br />

Dramaturgisch führt„Lord ofthe<br />

Toys“ von privaten in öffentliche<br />

Räume: aus derWohnung in dieWelt.<br />

Dass Max inzwischen Kontakt zu<br />

den rechtsextremistischen Identitären<br />

hält, braucht der Film nicht zu<br />

belegen; das kann ich im Netz nachlesen,<br />

auch vonseinen sogenannten<br />

Spaßvideos über den „Honigkaust“.<br />

Aufder Leinwand erlebe ich hautnah<br />

atmosphärisch mit, wie sich eine<br />

smarte Führerfigur aus dem Ei pellt.<br />

Wiesie ihreJünger um sich sammelt.<br />

Wiesie tröstet, Zärtlichkeit stiftet, die<br />

körperliche Nähe dann wieder durch<br />

Zynismen durchbricht und zur Aktion<br />

anheizt. Niemand vermag vorauszusehen,<br />

was aus spätpubertärer<br />

Langeweile,Verwirrnis und Infantilität,<br />

aus der Abwesenheit sozialer<br />

ROLAND SCHELIGA<br />

Kompetenz noch erwachsen wird.<br />

Doch eines macht „Lordofthe Toys“<br />

deutlich: Es wirdein weiter Wegsein<br />

von der Deradikalisierung dieser<br />

verlorenen Jugend zu ihrer Rehumanisierung.<br />

Mag sein, dass andere neue deutsche<br />

Filme im Schatten dieses Streitobjekts<br />

standen. Zum Beispiel Andreas<br />

Goldsteins „Der Funktionär“,<br />

eine Annäherung an seinen Vater<br />

Klaus Gysi (1912–1999), der in der<br />

DDR Leiter des Aufbau-Verlags, Kulturminister,<br />

Botschafter und Staatssekretär<br />

für Kirchenfragen war. Ein<br />

Mann, der in allen politischen Turbulenzen<br />

dem kommunistischen Glauben<br />

treublieb. Gysi hatte die Familie<br />

verlassen, als der Sohn noch Kind<br />

war, der Film ist ein Essay über die<br />

Leerstelle, die der Verschwundene<br />

hinterließ. Entsprechend nutzt Goldstein<br />

nur selten die üblichen historischen<br />

Dokumente,sondernoft Fotos<br />

mit menschenleeren Räumen, dazu<br />

Ausschnitte aus Fernsehdiskussionen<br />

mit dem Vater: ein eloquenter<br />

Herr, der nicht aufhören kann zu reden.<br />

Die Hauptfrage, die „Der Funktionär“<br />

aufwirft, betrifft allerdings<br />

den Umgang mit Geschichte überhaupt:<br />

Mitwelchem Recht maßen wir<br />

Jüngere uns an, historische Biografien<br />

in aller Härte zu beurteilen?Würden<br />

wir gleiche Maßstäbe an unsere<br />

eigeneVita anlegen?<br />

Zwei alte Männer mahnen<br />

Altmeister Werner Herzog hatte das<br />

Festival mit „Meeting Gorbachev“ eröffnet.<br />

Mehrfach ist der 76-jährige Regisseur<br />

zu dem 87-jährigen einstigen<br />

sowjetischen Partei- und Staatschef<br />

gereist; die Interviews bilden das Skelett<br />

des Films,dazu eine Menge Nachrichtenbilder<br />

aus mehreren Jahrzehnten.<br />

Herzogs Hommage an den<br />

Politiker, der maßgeblich dazu beitrug,<br />

den Kalten Krieg zu beenden,<br />

schließt eine Warnung vor neuem<br />

Wettrüsten ein. Insofern ist „Meeting<br />

Gorbachev“, trotz seiner Konventionalität,<br />

kein überflüssiges Werk: Zwei<br />

alte Männer verbünden sich in der<br />

dringenden Mahnung, die Welt nicht<br />

erneut aufs Spiel zu setzen.<br />

In der Wahrnehmungsfalle<br />

Neal Shustermans Roman über einen Jungen mit Schizophrenie „Kompass ohne Norden“<br />

VonPetraKohse<br />

Zwei Dinge weißt du. Erstens: Du<br />

warst da. Zweitens: Du kannst<br />

nicht da gewesen sein.“ Der US-<br />

Schriftsteller Neal Shusterman hat<br />

Erfahrung mit Paradoxen. Er erfindet<br />

sie seit Jahren für seine Science-Fiction-Jugendbücher,<br />

von denen einige<br />

auch auf Deutsch erschienen<br />

sind („Vollendet“, „Scythe“). Dieersten<br />

Worte seines Romans „Kompass<br />

ohne Norden“ aber markieren keine<br />

neue Fiktion, sondern eine Wahrnehmungsfalle,<br />

inder sein eigener<br />

sistenzen.„Unser Hotel lag irgendwo<br />

in der linken Achselhöhle eines fetten<br />

Typen in Queens.“ Das Hotel ist<br />

echt, Queens ist echt, der Besitzer<br />

war wirklich fett und hatte eine linke<br />

Achselhöhle. Aber die Konkretheit<br />

des Gefühls, genau dort zusiedeln,<br />

zieht Caden unter Wasser.<br />

Caden leidet an Schizophrenie.Er<br />

verbringt einige Wochen auf einer<br />

psychiatrischen Jugendstation, erlebt<br />

das Auf und Ab des ärztlichen<br />

Herumexperimentierens mit Medikamenten,<br />

lernt Gleichaltrige in ihren<br />

jeeigenen Situationen kennen<br />

Sohn viele Jahre gesteckt hat. Weswegen<br />

das Buch aber trotzdem keine<br />

Dokumentation geworden ist. Es<br />

handelt sich vielmehr um ein poetisches<br />

Prisma, dessen Struktur<br />

ebenso anspruchsvoll ist wie sein<br />

Sujet. Es ist Literatur. Aber auf der<br />

Grundlage authentischer Erfahrung.<br />

Ein Jugendlicher, eine Künstlernatur,<br />

sinkt in die Tiefe. Errutscht<br />

aus dem Koordinatensystem der<br />

Weltvorstellung, die die anderen<br />

Menschen teilen, und ertrinkt in einem<br />

eigenen Universum aus Bildern,<br />

Klängen und wabernden Konund<br />

kann die Einrichtung am Ende<br />

wieder verlassen. Nicht geheilt. („,Es<br />

ist endlos da unten’, sagt der Kapitän.<br />

,Und lass dir von niemandem was<br />

anderes einreden.’“) Aber stabilisiert.<br />

Er wird klarkommen können,<br />

so wie Shustermans Sohn Brendan<br />

in Wirklichkeit auch.<br />

Das Buch, das im Original „Challenger<br />

Deep“ heißt, also eine Raumfahrtindie<br />

Tiefe ankündigt, operiert<br />

genretreu mit einer Entdeckungsdramaturgie.<br />

Die Wahnwelt, die bei<br />

Caden auf See angesiedelt und mit<br />

maritimen Figuren bevölkert ist,<br />

spiegelt durchaus die realen Ereignisse<br />

seiner Therapie, aber den<br />

Entpixelungscode bekommt man<br />

nur Stück für Stück in die Hand. Ein<br />

Papagei und ein Schiffsjunge treten<br />

auf, ein Steuermann, eine Galionsfigur.<br />

Der Kapitän aber spielt erwartungsgemäß<br />

die wichtigste Rolle.<br />

Ein seltsames Buch, ein schönes<br />

Buch, dessen von Ingo Herzke wunderbar<br />

rhytmisiert ins Deutsche<br />

übertragene Sprache fast süchtig<br />

macht. Ein Jugendbuch? Ich wollte<br />

es eigentlich nur testlesen, um zu<br />

entscheiden, ob es sich für eine 14-<br />

Jährige eignet. Und während ich<br />

zum Schluss kam, dass das eigentlich<br />

nicht der Fall ist, fing meine<br />

Tochter bereits an, das spielerisch<br />

assoziative Sprechen des Steuermanns<br />

zu imitieren. Literatur,<br />

die im allerbesten<br />

Sinne an einem vorbeizieht.<br />

NealShusterman:Kompass<br />

ohne Norden Deutsch von<br />

IngoHerzke. Ab 14 Jahren.<br />

Hanser,München 2018.<br />

352S., 19 Euro.<br />

Hinter den Kulissen<br />

Prominente erzählen<br />

„Bud Spencer“<br />

4-teiliges Bestseller Set<br />

Die vierteilige Autobiografie des<br />

Kultschauspielers Bud Spencer im<br />

schönen Geschenkschuber:<br />

•„Mein Leben, meine Filme“,<br />

•„In achtzig Jahren um die Welt“,<br />

•„Ich esse, also bin ich“,<br />

•„Was ich euch noch sagen wollte“.<br />

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Herbst18<br />

Wie ich mir meinen Platz<br />

in der Fernsehhölle verdient habe<br />

Zynisch, provokant, aber gnadenlos ehrlich!<br />

In seinem Buch schildert Regisseur Kai Tilgen<br />

die lustigsten, schlimmsten und absurdesten<br />

Momente seiner Fernsehlaufbahn.<br />

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Flake: Der Tastenficker<br />

Die Biografie desKeyboarders von<br />

Rammstein –Flake.<br />

Mit seinem selbstironischen Werk<br />

brachte Flake die wohl sympathischste<br />

Künstlerbiografie seit der Erfindung des<br />

Klaviers hervor.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 21 *<br />

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Feuilleton/Medien<br />

Kleine<br />

Treffer unter<br />

Feinden<br />

Über einen AfD-Antrag<br />

zugunsten freier Musiker<br />

VonPetraKohse<br />

Die <strong>Berliner</strong> AfD hat den Antrag<br />

an den Senat gestellt, sich bei<br />

derVerteilung öffentlicher Mittel„für<br />

die Einhaltung von Honoraruntergrenzen<br />

für freie Musiker im Land<br />

Berlin einzusetzen (...) Richtschnur<br />

sollen die bereits vonden Berufsverbänden<br />

geforderten Mindeststandards<br />

sein“. Auch wenn man sich sofort<br />

fragt, warum hier nur der Musiker<br />

und nicht aller Künstler gedacht<br />

wird, kann man gegen einen solchen<br />

Vorstoß unmöglich etwas haben.<br />

Oder doch?<br />

Nun geht es natürlich nicht um<br />

einen frommen Wunsch unter Mitmenschen,<br />

sondern umden Antrag<br />

einer Oppositionsfraktion und damit<br />

ein Instrument der politischen<br />

Debatte; in diesem Fall: ein kleines<br />

Geschoss. Der rot-rot-grüne Senat<br />

tue nicht genug für die freischaffenden<br />

Musiker, ist der Vorwurf hinter<br />

dem Antrag, was der Grünen-Politiker<br />

Daniel Wesener beim Kulturausschuss<br />

am Montag sogleich scharf<br />

zurückwies: „Langer Rede, kurzer<br />

Sinn: Guten Morgen, liebe AfD“.<br />

Hätte diese recherchiert, hätte sie<br />

aus der jüngsten Zeit drei Anfragen<br />

von ihm, also Wesener, gefunden,<br />

aus deren Beantwortung hervorgehe,<br />

dass die Praxis, bei den Juryentscheidungen<br />

Honorarrichtlinien<br />

spartenspezifischer Verbände<br />

zu berücksichtigen, längst bestehe.<br />

Undauch Bettina Bohle vomVerband<br />

DACH Berlin, der Interessensvertretung<br />

von Künstlern des Jazz,<br />

der Neuen Musik, der Alten Musik<br />

und des zeitgenössischen Musiktheaters,<br />

die als Sachverständige geladen<br />

war,distanzierte sich zunächst<br />

von der „Inanspruchnahme“ des<br />

Themas durch die AfD und wollte<br />

voneiner Festlegung vonUntergrenzen<br />

nichts wissen. Alles schick also<br />

bei den freien Musikernund die AfD<br />

auf dem Holzweg?<br />

Für Jazzmusiker gibt es schon empfohlene<br />

Honoraruntergrenzen. GETTY/THANANIT<br />

Im Gegenteil ist das Thema dringlich,<br />

denn die Musik, so Bohle etwas<br />

später in ihren Ausführungen, sei in<br />

der Förderung definitiv unterrepräsentiert,<br />

und dass Kultursenator<br />

Klaus Lederer mehrfach bestätigte,<br />

die Juryswürden regelmäßig auf Honorarempfehlungen<br />

hingewiesen,<br />

machte nur umso deutlicher, dass<br />

sie darauf nicht verpflichtet werden,<br />

wobei es im Fall der besonders facettenreich<br />

produzierenden Musikbranche<br />

überdies so ist, dass für<br />

manche Musikrichtungen noch gar<br />

keine Empfehlungen vorliegen.<br />

Daran wird jetzt, so Bohle nach<br />

der Sitzung im Gespräch, natürlich<br />

mit Hochdruck gearbeitet. Und dass<br />

in der Kulturausschuss-Debatte einer<br />

Erhöhung der Fördertöpfe für<br />

Musik nicht widersprochen wurde,<br />

dürfte der Branche insgesamt auch<br />

nicht schaden. So dass dem seltsam<br />

einseitigen und am politisch-verwalterischen<br />

Diskurs vorbeigehenden<br />

AfD-Antrag, der mit Sicherheit abgelehnt<br />

werden wird, doch etwas Gutes<br />

entsprießen kann. Dasletztlich Richtige<br />

also aus der falschen Richtung?<br />

Wie man sich zu so etwas stellt, ist<br />

momentan nicht nur in der Kulturpolitik<br />

die größte Herausforderung.<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Nach drei Tagen musikalischer<br />

wie politischer Unruhe in Musik<br />

sowie Filmvorführungen und Diskussionen,<br />

die das Jazzfest versammelt<br />

hatte, endete das Festival an seinem<br />

vierten Tagmit Introvertiertheit und<br />

Gefühlsnachsinnen: „Melancholic<br />

Sunday“ hatte die neue Kuratorin Nadin<br />

Deventer den letzten Tagdes Programms<br />

genannt.<br />

Nicht die von Eröffnungsredner<br />

Bonaventure Soh Bejeng Ndikung<br />

neu beschworene Protestfunktion<br />

des Jazz, nicht die zersplitterte Euphorie<br />

des Art Ensemble of Chicago,<br />

das man beim Festival noch einmal<br />

erleben konnte, nicht der gefeaturte<br />

Afro-Futurismus, sondern Gitarren-<br />

Meditationen über musikalische Kerninhalte<br />

prägten den Abschlussabend<br />

im Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele;<br />

zunächst war das Septett des<br />

Norwegers KimMyhr zu hören.<br />

Letzteres weckte Jazz-externe Assoziationen;<br />

an Jams der Grateful<br />

Dead konnte man denken, aber auch<br />

an Krautrock, als sich Schleifenbewegungen<br />

perpetuierten und Myhr<br />

hierzu gelegentlich angenehm knarzende<br />

Störgeräusche aus seinen<br />

Loop- und Harmonizer-Pedalen<br />

lockte. Besonders als gegen Ende ein<br />

schönes Akustikgitarren-Cluster zu<br />

Getriebene<br />

und Antreiber<br />

Die Arte-Doku „Mission Wahrheit“<br />

begleitet über ein Jahr lang die Reporter<br />

der New York Times<br />

VonTorsten Wahl<br />

MarkMazzetti, Leiter des Investigativteams in Washington.<br />

WDR/ALETHEIA FILMS (2)<br />

Maggie Haberman, Korrespondentin der NewYorkTimes für das<br />

Weiße Haus, beim Telefonat mit Donald Trump.<br />

Melancholie und Handtasche<br />

Kim Myhr,Mary Halvorson und Bill Frisell beschlossen das Jazzfest<br />

losem Beat im Neun-Viertel-Takt<br />

fortschritt, erinnerte man sich auch<br />

an das Neunziger-Jahre-Projekt Pluramon<br />

des Kölner Komponisten Marcus<br />

Schmickler, ebenso an Alben der<br />

Jazz-affinen Chicagoer Postrock-Ikonen<br />

Tortoise.Was passte,ein Festivalschwerpunkt<br />

war ja das Jazz-Erbe der<br />

„Windy City“.<br />

Die„Artist in Residence“ des Festivals<br />

Mary Halvorson lebt und wirkt in<br />

NewYork, nachdem sie als Solokünstlerin<br />

und Gesprächspartnerin in Erscheinung<br />

getreten war, spielte sie<br />

am Sonntagabend mit einem Oktett,<br />

das sich trotz forschen Free-Form-<br />

Solierens der Bläser auch an Gedecktheit<br />

und Zurückhaltung hielt; auch<br />

Halvorson selbst überließ ihren Mitmusikern<br />

das Rampenlicht, meist<br />

gab ihr glasklarer Semi-Akustik-Klang<br />

merkwürdig autistisch wirkende Motivevor,die<br />

dann vonder Band in traditionellere<br />

Emotionsgefilde geführt<br />

und dort ausgeschlachtet wurden;<br />

besonders hervorzuheben die Pedal-<br />

Steel-Gitarristin Susan Alcorn, die einerseits<br />

im Ensemblespiel sehr<br />

Die Szene scheint ein Ritual<br />

zu sein. „Da hinten<br />

sitzen die Feinde desVolkes!“<br />

ruft Donald Trump<br />

und lenkt die Aufmerksamkeit Tausender<br />

Anhänger auf das halbe Dutzend<br />

Reporter, das im Saal vor Laptops<br />

sitzt und ausgebuht und verhöhnt<br />

werden darf. Selbst erfahrene<br />

Mitarbeiter der New York Times<br />

(NYT) erleben die Zeit seit dem<br />

Amtsantritt von Trump im Januar<br />

2017 als einmalig oder stürmisch.<br />

Aber selten wirddie Bedrohung auch<br />

physisch so konkret wie hier. Über<br />

ein Jahr lang haben die FilmemacherinLiz<br />

Garbus und ihr Team die NYT-<br />

Mannschaft begleitet. Arte zeigt die<br />

Reportage heute komplett mit allen<br />

vier Folgen –essind aufschlussreiche<br />

dreieinhalb Stunden.<br />

Auf den ersten Blick fällt auf, dass<br />

es bei der Produktion dieser traditionsreichen<br />

Tageszeitung kaum noch<br />

um die gedruckte Papier-Ausgabe<br />

geht. Die Reporter und Redakteure<br />

publizieren online-daueraktuell, oft<br />

geht es um Minuten, in denen ein<br />

Text vor der Konkurrenz erscheint.<br />

Während Pressekonferenzen live<br />

übertragen werden, werden schon<br />

die Texte geschrieben. Trumps Twitter-Stil<br />

steckt an –und führt zuFehlern.<br />

MalwirdeinWort falsch verstanden,<br />

mal schießt einer übers Ziel hinaus<br />

und bekommt Twitter-Verbot.<br />

Das Investigativ-Team der New<br />

York Times aber ist nicht nur getrieben<br />

von Trumps Politikstil, sondern<br />

treibt auch selbst die Politik an. Über<br />

Monate hinweg verbeißen sich Dutzende<br />

Reporter in die Frage, wie<br />

Trumps Wahlkampf von russischen<br />

Quellen beeinflusst wurde. Immer<br />

wieder wittertein Reporter eine ganz<br />

große Story, immer neue Figuren aus<br />

Trumps Umfeld werden geschasst.<br />

Hier ähnelt die Dokumentation<br />

noch am ehesten der Spielfilm-Dramaturgie<br />

und kann sogar mit einem<br />

echten Finale aufwarten: Die New<br />

York Times bekam im April 2018<br />

gleich drei Pulitzer-Preise, die<br />

höchste Auszeichnung für US-Medien,<br />

alle liegen sich in den Armen.<br />

Dabei sind die einst so hartumkämpften<br />

Details, wer wann wem<br />

was gesagt hat, mit einigem Abstand<br />

gar nicht mehr so interessant. Spannender<br />

sind die Einblicke in die Arbeitswelt<br />

der Redakteure, vondenen<br />

der Zuschauer ein halbes Dutzend<br />

näher kennenlernt. So muss Chefredakteur<br />

Dean Baquet, der erste Afroamerikaner<br />

auf dem Posten, trotz<br />

des Online-Booms viele Redakteure<br />

entlassen, um mehr Investigativ-Reporter<br />

einstellen zu können. Maggie<br />

Haberman, die Trumps Wegseit vielen<br />

Jahren als Boulevard-Reporterin<br />

begleitet hatte, wird zur gefragten<br />

Trump-Expertin, hat fast eine Million<br />

Follower auf Twitter –aber bekommt<br />

ihre drei Kinder kaum noch<br />

zu Gesicht. Denn sie schreibt nicht<br />

nur, sondern sitzt für den täglichen<br />

Podcast am Mikro und wird als Gesicht<br />

der Redaktion geschminkt und<br />

vor die TV-Kameras geholt. Glenn<br />

Thrush wiederum, ein witzig plaudernder<br />

Autor, muss seinen Platz<br />

räumen, als die MeToo-Debatte, die<br />

die <strong>Zeitung</strong> selbst mit angestoßen<br />

hatte, die eigenen Reihen erreicht.<br />

Dass sich die NYT nicht nur für ihre<br />

Leistungen feiernlässt, sondernEinblick<br />

in eigene Fehler gewährt, ist<br />

selten in der Medienbranche.<br />

Die Dokumentation „Mission<br />

Wahrheit“ konzentriertsich starkauf<br />

die Arbeit der Redaktion in der New<br />

Yorker Zentrale und dem Hauptstadtbüro<br />

in Washington. Immer<br />

wieder überrascht, dass sich Trumps<br />

Leute, wenn sie keine populistische<br />

Show bieten müssen, mit den Mitarbeitern<br />

der NYT ganz unaufgeregt<br />

unterhalten. Die Redakteure haben<br />

sehr viele Informanten im Regierungslager,<br />

selbst der Ultrarechte<br />

Steve Bannon begegnet den Reporternaußerhalb<br />

der Hallen kollegial.<br />

Nurselten begleitet das Filmteam<br />

einen Journalisten in die Provinz, wo<br />

ganz andere Wahrheiten warten.<br />

Denn den Sieg Donald Trumps hat<br />

die NewYorkTimes weder vorher gesehen<br />

noch kann sie ihn erklären. So<br />

will die junge, aus Haiti stammende<br />

Reporterin Yamiche Alcindar von einem<br />

Paar wissen, was sie vonder Kürzung<br />

eines Sozialprogramms durch<br />

Trump halten, von dem es profitiert<br />

hatte. Zuihrer Überraschung erfährt<br />

sie, dass selbst arme Anhänger der<br />

Republikaner es wichtiger finden,<br />

dass mit dem eingesparten Geld endlich<br />

die Mauer zu Mexiko gebaut wird<br />

–dafür würden sie Opfer bringen.<br />

Auch wenn Arte demVierteiler,der<br />

im Original einfach nur „Die vierte<br />

Gewalt“ hieß, den Untertitel „Die<br />

New York Times und Donald<br />

Trump“ gegeben hat, so betonen<br />

die Reporter immer wieder, dass sie<br />

nicht explizit gegen diesen Präsidenten<br />

arbeiten. Auch Pulitzer-<br />

Preisträger Matthew Rosenberg, der<br />

zu einer Voraufführung nach Berlin<br />

kam, erklärte, wer immer wieder<br />

„Lüge, Lüge“ ruft, gelte schnell als<br />

Besserwisser. Es gehe nicht um<br />

Rechthaben, sondern um Werte –<br />

und dieser Kampf ende nicht mit Donald<br />

Trumps Präsidentschaft.<br />

Mission Wahrheit DieNew York Timesund<br />

DonaldTrump .6.11., 20.15 Uhr,Arte<br />

schöne, wenngleich vielleicht uinintendierte<br />

Mikrotonalität in die Textur<br />

einflocht, andererseits feinsinnige<br />

Zweispiele mit Halvorson produzierte.<br />

Sinnbild von Halvorsons Kunst<br />

war indes ihre Oma-Handtasche, die<br />

sie prominent mitführte und als Rückenkissen<br />

auf ihrem Stuhl verwendete:<br />

Analog zu ihrem Umgang mit<br />

der Jazztradition rennt sie stilsicher<br />

nicht mit einer dieser scheußlichen<br />

Gucci-Riesenprotztüten herum, sondern<br />

einer mittelgroßen Vintage-Applikation.<br />

Sehr gut!<br />

Den Abschluss des Abschlusses<br />

machte der Gitarrist Bill Frisell. Er<br />

präsentierte allein sein neues Werk<br />

„Music Is“, das werkschauhaft Eigenkompositionen<br />

aus drei Jahrzehnten<br />

neu interpretiert; sein klarer, warmer<br />

Quasi-Fender-Sound führte durch<br />

naive Americana, Loop-Pedal-Minimalismus,Country-Anleihen<br />

und angedeutete<br />

Jazz-Motivik. Gegen Ende<br />

erklang dann seineVersion desThelonius-Monk-Klassikers<br />

„Epistrophy“.<br />

Frisells ein wenig zu langer Auftritt<br />

wirkte wie ein klassischer Soundtrack<br />

zu einem imaginären Film, der seine<br />

erheblichen Technikfähigkeiten dem<br />

Sehnsuchtspotenzial seiner Melodiefragmente<br />

unterordnet. Zur Zugabe<br />

holte er Halvorson und ihre Handtasche<br />

auf die Bühne.<br />

NACHRICHTEN<br />

Journalisten-Verband fordert<br />

Einsatz für Pressefreiheit<br />

DerDeutsche Journalisten-Verband<br />

(DJV)hat seine Mitglieder zum Einsatz<br />

für die Pressefreiheit aufgerufen.<br />

Es sei „bedauerlich, aber unverzichtbar,dass<br />

sich Journalisten in<br />

Deutschland aktiver als in der Vergangenheit<br />

für dieses Grundrecht<br />

einsetzen müssten“, erklärte die Organisation<br />

am Montag in Dresden.<br />

DieDelegierten des DJV-Verbandstags<br />

billigten dortzuvor die „Dresdner<br />

Erklärung“. Darinbekräftigt der<br />

Branchenverband die Bindung der<br />

Arbeit seiner Mitglieder an Demokratie<br />

und Rechtsstaatlichkeit. „Der<br />

Deutsche Journalisten-Verband<br />

lehnt alle Formen vonpolitischem<br />

Extremismus gleich welcher Ausrichtung<br />

strikt ab“, heißt es darin.<br />

Parteien seien aufgefordert, die ungehinderte<br />

Ausübung des Journalistenberufs<br />

zu gewährleisten. Außerdem<br />

forderten mehr als 200 Delegierte<br />

des DJV-Verbandstags von<br />

Medienunternehmen in einer Resolution<br />

mehr Vielfalt bei der Auswahl<br />

vonMitarbeitern. (AFP)<br />

Neue ZDF-Krimiserie spielt<br />

im Erzgebirge<br />

Für die Schauspielerin Teresa Weißbach<br />

ist ein Traum in Erfüllung gegangen.<br />

Siedreht für das ZDF unweit<br />

ihrer Heimatstadt Stollbergden Pilotfilm<br />

zur neuen Serie„Erzgebirgekrimi<br />

–Der Tote im Stollen“. „Das ist<br />

ein totales Heimspiel“, sagte die gebürtige<br />

Zwickauerin am Montag bei<br />

einem Settermin in Schwarzenberg.<br />

Teresa Weißbach spielt die Försterin<br />

Saskia Bergelt und gehörtzueinem<br />

fünfköpfigen Ermittlerteam. Gemeinsam<br />

mit Hauptkommissar<br />

Adam (Stephan Luca), seiner Assistentin<br />

Karina (LaraMandoki) und<br />

Rechtsmedizinerin Charlotte von<br />

Sellinn (Adina Vetter) müssen sie in<br />

der ersten Folge den Todeines Bergbau-Professors<br />

aufklären. Ein<br />

Sendetermin steht noch nicht fest.<br />

Derzeit plane das Zweite mit einer<br />

Ausstrahlung nicht vorMärz2019.<br />

Wahrscheinlicher sei jedoch der<br />

Herbst, sagte ZDF-Redakteur Pit<br />

Rampelt. (dpa)<br />

Journalisten in Myanmar<br />

legen Berufung ein<br />

Diebeiden in Myanmar inhaftierten<br />

Reuters-Journalisten gehen nach ihrerVerurteilung<br />

zu sieben Jahren<br />

Haft in Berufung. ZurBegründung<br />

erklärte die Nachrichtenagentur am<br />

Montag, das Urteil sei „falsch“. Die<br />

Polizei habe den Reporterneine<br />

Falle gestellt, „überzeugende Beweise“<br />

dafür habe das Gericht ignoriert.<br />

Dievon der Staatsanwaltschaft<br />

vorgebrachten Beweise reichten für<br />

eine Verurteilung nicht aus.Die beiden<br />

Reuters-Mitarbeiter,der 32-jährige<br />

Wa Lone und der 28-jährige<br />

Kyaw SoeOo, waren Anfang September<br />

zu sieben Jahren Haft verurteilt<br />

worden. Siehatten über die Tötung<br />

vonzehn Angehörigen der muslimischen<br />

Rohingya-Minderheit berichtet.<br />

International wurde das Urteil<br />

scharfkritisiert. Myanmars Defacto-Regierungschefin,<br />

die Friedensnobelpreisträgerin<br />

Aung San<br />

SuuKyi, verteidigte das Urteil. (dpa)<br />

Der Gitarrist Bill Frisell präsentierte sein neustes Werk „Music Is“. ROLAND OWSNITZKI<br />

TOP 10<br />

Sonntag,4.November<br />

1 Tatort ARD 9,22 26 %<br />

2 Tagesschau ARD 6,96 21 %<br />

3 heute journal ZDF 5,12 17 %<br />

4 Katie Fforde ZDF 4,70 13%<br />

5 heute ZDF 4,62 17 %<br />

6 Terra X ZDF 4,25 13 %<br />

7 Berlin direkt ZDF 4,06 14 %<br />

8 RTL Aktuell RTL 3,71 14 %<br />

9 Voice of Germany SAT.1 3,46 11 %<br />

10 TerraXpress ZDF 2,88 11 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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·<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Dornröschen (Russian Classical Ballet)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30 Kleines Haus: Revolt. She said. Revolt again.<br />

/Mar-a-Lago.<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Seelenbrecher<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

20.00: Have aCup of Teamit Sophie Rois (Sophie<br />

Rois, Mark McRae, Clemens Maria Schönborn)<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Bande àPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />

Außenseiter:SQ(Thomas Rohe &Ali Heffetz)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: DieTanzstunde<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Der Kirschgarten<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30: =[ungefähr gleich]<br />

20.00: Hamlet<br />

Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Waszählt, ist die Familie!<br />

Vaganten Bühne (& 312 45 29)<br />

20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90<br />

Minuten!)<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.30: Die Selbstmord-Schwestern<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Jüdische Kulturtage2018: Lerne Lachen ohne<br />

zu weinen III<br />

Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />

20.00: Oliver Polack liest... (Oliver Polack)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Keine Künstler! Keine Haustiere!<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />

Theater Verlängertes Wohnzimmer<br />

(& 45 30 63 51) 20.00 Saal: Das offene Wohnzimmer<br />

–Open Stage(EvaWunderbar und Gäste)<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

20.00: Weber N°5: Ich liebe ihn! (Philipp Weber)<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Hilfe, ich werde erwachsen! (Marc Weide)<br />

KLASSIK<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30 Minuten<br />

Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />

Hochschule für Musik Hanns Eisler<br />

(& 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Vortragsabend<br />

Gesangklassen vonAnna Samul, Stephan Rüga,er<br />

Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge<br />

(& 54 72 21 00) 16.00: Joachim Vetter,Orgelkonzert<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

19.00: Orania.Classical: EinavYarden (Piano), Haydn:<br />

Fantasie C-Dur,Sonate F-Dur;Bartók: Three Burlesques,<br />

op. 8c; Schumann: Fantasie C-Dur,op. 17<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

19.15: Einführung (Staatskapelle Berlin)<br />

20.00: Staatskapelle Berlin, Ltg.Manfred Honeck,<br />

Anne-Sophie Mutter (Violine), Lang Lang (Klavier),<br />

Festkonzert120 Jahre Deutsche Grammophon, Ludwig<br />

vanBeethoven: Ouvertüre zur Oper „Fidelio“ op.<br />

72, Romanze für Violine und Orchester F-Dur op. 50,<br />

„Leonoren“-Ouvertüre Nr.3C-Dur op. 72; Wolfgang<br />

Amadeus Mozart: Konzertfür Klavier und Orchester<br />

c-Moll; John Williams: „Markings“ für Violine, Streicher<br />

und Harfe<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(& 254 88 -1 32) 19.00: Einführung (Jack Quartet)<br />

20.00: Jack Quartet, Botschafter der NeuenMusik,<br />

Zosha Di Castri: Streichquartett Nr.1;Morton<br />

Feldman: Structures für Streichquartett; Elliott<br />

Carter:Streichquartett Nr.3;Liza Lim: „The Weaver’s<br />

Knot“ für Streichquartett; Iannis Xenakis: „Tetras“ für<br />

Streichquartett<br />

Theater im Delphi (& 01 80 6/ 70 07)<br />

19.30: :lounge–Claudio Monteverdi! –lautten<br />

compagneyBerlin, Improvisationen, Arrangements<br />

&Elektronik, Monteverdis Musik in historischen und<br />

modernen Klängen<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (& 318 50)<br />

19.30: Stipendiat*innen der Paul-Hindemith-Gesellschaft,<br />

Kammerkonzert, kostenlose Einlasskarten<br />

erf.<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Hans im Glück (ab 6bis 10 J.)<br />

Charlottchen (& 324 47 17)<br />

10.30: Das KaffeetassenPuppentheater und seine<br />

verrückten Freunde (ab 3J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (& 991 79 27)<br />

10.00: Der kleine Wind,<br />

Figurentheater Grashüpfer (& 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Ei-Pad, Affe und Giraffe,Theater Rafael Zwischenraum,<br />

iPad-Theater (ab 3J.)<br />

Fliegendes Theater (& 692 21 00)<br />

10.30: Matti Patti Bu, Schattentheater<br />

(ab 3bis 6J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Magdeburg hieß früher Madagaskar (ab 6J.)<br />

Haus der Jugend Anne Frank<br />

(Mecklenburgische Str.15) 10.30: Dunkelmunkel.<br />

Novemberlieder,mimicus, die Kinderliedermacher,<br />

(ab 3bis 8J.)<br />

Humboldt-Box (Schlosspl. 5)<br />

9.00: Das ist auch unsere Baustelle!<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: Ein Dinosaurier im Kühlschrank, Puppen –und<br />

Schauspiel (ab 3bis 9J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont–Indianische Kulturen &<br />

die Kunstdes Kennenlernens, interaktiveAusstellung<br />

(ab 3bis 12 J.)<br />

Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />

10.00: Aschenputtel, Märchenspiel (ab 4J.)<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />

Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />

10.00: Frederik, derTräumer,Theater Vielfalt, Schattenspiel<br />

(ab 2bis 6J.). Anm. erf.<br />

Theater Mirakulum (& 449 08 20)<br />

10.00: DiekleinedickeRaupe Nimmersatt, Thomas<br />

Mierau, Puppenmusical (ab 3bis 10 J.)<br />

Lesung<br />

Benedict Wells<br />

grüßt von<br />

der Leinwand<br />

Wer vonder Aktion „Lesen<br />

hilft“ schon gehört hat<br />

und dieses Stichwort zur Suche<br />

im Internet benutzt, der<br />

stößt auf jede Menge prominenter<br />

Autoren und muss erst<br />

einmal sortieren: Unter diesem<br />

Titel finden heute gleich<br />

in mehreren Städten Benefizlesungen<br />

statt. Es ist ein Anliegen<br />

des unabhängigen Buchhandels,<br />

sich damit für die<br />

Flüchtlingsrettung im Meer<br />

durch Sea-Watch zu postionieren.<br />

In Berlin lesen MirnaFunk<br />

(„Winternhähe“), Helene Hegemann<br />

(„Bungalow“), Christian<br />

Torkler („Der Platz an der<br />

Sonne“) und Takis Würger<br />

(„Der Club“). Benedict Wells,<br />

der dabei sein wollte, aber<br />

nicht kann, wirdperVideobotschaft<br />

zugeschaltet. DerOrt ist<br />

bewusst gewählt: In der Zionskirche<br />

fand in der DDR die oppositionelle<br />

Umweltbibliothek<br />

ein Zuhause. Zum Eintrittspreis<br />

von 10 Euro schreiben<br />

die Veranstalter in Klammern:<br />

gerne mehr. Cornelia Geißler<br />

Charity-Lesung 20 Uhr, Zionskirche<br />

Exil in<br />

Indiehausen<br />

Künstler suchen sich selbst.<br />

Eine schöne Woche, um Erzählhaltungen<br />

im Songwritertum zu erkunden<br />

Larmoyant und überheblich: Father John Misty.Man hörtihm gerne zu.<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt die wunderbare Schneckenpost<br />

vonLindsayJordan alias Snail Mail,<br />

den großspurigen Selbstgeißler<br />

Father John Misty und die<br />

Konzeptsongwriterin Eleanor Friedberger<br />

Ein Mädchen zu sein ist kein<br />

Genre“, sagt die sympathische<br />

Indierockerin Lindsay<br />

Jordan. Dasgilt auch, findet<br />

sie, für die lesbische Orientierung<br />

(check) und die Jugend (check, sie ist<br />

19). Jordan veröffentlicht ihre schönen<br />

Songs im Quartett Snail Mail,<br />

Schneckenpost. Das würde ich hier<br />

gern imGegensatz zu den anderen<br />

Zuschreibungen als Schublade benutzen:<br />

Für Musik, die mit Bedacht<br />

formuliert, handgeschrieben ist und<br />

eingetütet, die sich Zeit nimmt,<br />

Stimmungen auf ihreAmbivalenz zu<br />

überprüfen und diese zu reflektieren.<br />

Dazu ist Jordan in der Lage,weil<br />

sie offenbar klug ist, aber auch weil<br />

sie seit dem fünften Lebensjahr<br />

knallharte zwei Stunden täglich klassischen<br />

Gitarrenunterricht hatte. So<br />

erkläre ich –zum Teil –die tolle Lässigkeit<br />

und Leichtigkeit, mit der sie<br />

durch vielerlei Stimmungen driftet,<br />

die sie vor allem durch ihr Gitarrenspiel<br />

kennzeichnet: vorsichtiges<br />

Zupfen, härteres Schrammeln, Betonung<br />

auf Dichte oder die weiten<br />

Räume des Dröhnens, offene Stimmungen,<br />

klare Akkorde. Natürlich<br />

mag ich auch ihre, je nun, jugendliche<br />

Stimme, die recht ungeschützt<br />

und in eingängigen Melodien vom<br />

jungen Leben und dem schon etwas<br />

erfahreneren Lieben singt: „I’m not<br />

in love with your absence“, heißt es<br />

in einem meiner Lieblingssongs ihres<br />

Debütalbums „Lush“, dem ganz<br />

zarten letzten „Anyway“, „and I’ve<br />

gotten to knowthe quiet and still forgiveyou<br />

anytime“.<br />

Ein bisschen unklar noch, mit einigen<br />

wunden Fragezeichen in der<br />

Stimme,weil es halt so ist mit 19 (wie<br />

ich in einem kleinen selbstsentimentalen<br />

Anflug mich erinnere). Die<br />

Könnerschaft an der Gitarreerinnert<br />

natürlich an Courtney Barnett, die<br />

sie auch benutzt, um einen an sich<br />

unvirtuosen Indierock mit musikalischer<br />

Tiefe auszustatten. Mit der<br />

(wie mit anderen tollen Indierockerinnen<br />

dieser Tage, Anna Calvi, Torres,<br />

etc) teilt sie auch die Queerness<br />

und das Geschlecht. Nicht aber den<br />

Soundund die Songhaltung –höchstens<br />

vielleicht den Blick zurück auf<br />

Neunziger-Frauen wie Liz Phair (die<br />

damals wiederum schlecht gelaunt<br />

heterosexuell von ihrem „Exile In<br />

Guyville“ berichtete). Ihre Queerness,<br />

sagt unterdessen Lindsay Jor-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Vorname<br />

20.15<br />

CinemaParis (& 881 31 19)Der Vorname 15.40,<br />

18.00, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Bohemian<br />

Rhapsody 14.15, 17.20; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 20.30<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40)Der Trafikant 15.00,<br />

17.45, 20.30; Bohemian Rhapsody (OF) 15.00,<br />

18.00, 21.00; Anden Rändern der Welt 15.15;<br />

Der Affront 17.30; Gundermann 20.00; The Cakemaker<br />

(OmU) 15.30, 20.45; Mario 17.50; Der<br />

Klang der Stimme 14.15; Girl (OmU) 16.30; Girl<br />

19.00; AStar Is Born (OmU) 20.20; Werk ohne<br />

Autor 15.15, 19.30; Dogman 14.00, 19.00; Touch<br />

Me Not 16.15; BlacKkKlansman (OmU) 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Der Affront 18.00;<br />

Intrigo: Tod eines Autors 20.15; Der Klang der<br />

Stimme 18.15; Abgeschnitten 20.00<br />

KantKino (& 319 98 66) 25 km/h 15.10, 17.50,<br />

20.30; Die Unglaublichen II15.00; Mackie Messer<br />

– Brechts Dreigroschenfilm 17.45, 20.30;<br />

Book Club – Das Beste kommt noch 18.40;<br />

BlacKkKlansman 21.00; Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />

15.00; Ballon 17.15, 20.00;AStar<br />

Is Born 16.00;The Guilty 16.40, 19.00, 21.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Bohemian<br />

Rhapsody 13.40, 16.45, 20.00, 23.15; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 15.00; AStar Is<br />

Born 17.15; 25 km/h 20.15; Halloween 23.00;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 14.15,<br />

17.40, 22.50; Hauptrolle Berlin: Helden wie wir<br />

20.00; Die Unglaublichen II 14.30; Halloween<br />

17.30; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

20.30; 3D: Venom 23.10; Ballon 14.20; 25 km/h<br />

17.10; AStar Is Born 19.50; Bohemian Rhapsody<br />

(OF) 23.00; 25 km/h 15.10; Johnny English: Man<br />

lebt nur dreimal17.50, 20.20, 22.40; Wuff 14.15;<br />

Die Unglaublichen II 16.50;Abgeschnitten 19.45;<br />

25 km/h 22.50<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Verliebt in<br />

meine Frau –Amoureux de ma femme (OmU)<br />

11.00; Sweet Country (OmU) 12.45; Utoya 22.<br />

Juli (OmU) 14.45; Unser Saatgut: Wir ernten, was<br />

wir säen –Seed: The Untold Story (OmU) 16.15;<br />

Gundermann (DFmenglU)18.00; Bad Times at the<br />

El Royale 20.15; The Man Who Killed Don Quixote<br />

(OmU) 22.35; 303 (OmU) 11.00;<br />

Offenes Geheimnis –Todos lo saben(OmU) 13.30;<br />

Verliebt in meine Frau –Amoureux de ma femme<br />

(OmU) 15.35; Ballon 17.00; Girl (OmU) 19.00;<br />

Dogman (OmU) 20.45; Blue My Mind 22.30;<br />

Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster<br />

moderner Polizeiarbeit“ 11.00; Cinderella<br />

the Cat –Lagatta Cenerentola (OmU) 12.20; Shut<br />

Up and Play the Piano (OmU) 13.45; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 15.10; Durch die<br />

Wand –The Dawn Wall (OmU) 16.30; Why Are We<br />

Creative? (OmU) 18.15; BlacKkKlansman (OmU)<br />

20.00; Mandy 22.15<br />

Intimes (& 29 77 76 40) Wuff 16.45; Ballon<br />

19.00; AStar Is Born (OmU) 21.15; Eins, zwei,<br />

drei (DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Gundermann<br />

17.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

19.30; Leave No Trace (OmU) 22.00; Die Gentrifizierung<br />

bin ich. Beichte eines Finsterlings 16.00;<br />

WhyAre We Creative? (OmU) 18.00, 21.45; Familie<br />

Brasch 19.45<br />

Zukunft (& 01 76/57 861079) Utoya 22. Juli<br />

(OmU) 18.15; Girl (OmU) 20.00; Gundermann<br />

22.00; Nur ein TaginBerlin 18.00; Blue My Mind<br />

19.30; Mandy (OmU) 21.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Bohemian<br />

Rhapsody 13.40, 16.40, 19.40; 25 km/h 13.50,<br />

16.50, 19.50; AStar Is Born 14.00; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 14.10; Die Unglaublichen<br />

II 14.10, 17.10; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.20; Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 14.20; Der Vorname 17.00, 20.00; Halloween<br />

17.10, 20.10; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 17.15; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.20, 20.20; Abgeschnitten<br />

19.45; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 20.00<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Sweet Country 14.00;<br />

Die Abenteuer von Wolfsblut 16.00; Wackersdorf<br />

17.55; Grüner wirdís nicht 20.05<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um14.15; Bohemian<br />

Rhapsody 14.15, 17.10, 19.30; 25 km/h 14.15,<br />

17.00, 19.45; Die Unglaublichen II 14.30, 16.20;<br />

Gänsehaut 214.40, 17.40; Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 14.40, 17.00, 19.40; Johnny English<br />

14.45, 17.15,20.15;<br />

Wildhexe 14.50; Smallfoot 15.10; Wuff17.15;<br />

Halloween 17.20, 20.00; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.20; Abgeschnitten 19.40;<br />

Venom 19.50; Klassentreffen 1.0 20.00; AStar Is<br />

Born 20.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B Bad Times at the<br />

El Royale (OmU) 16.10, 21.50; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 19.00<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Girl (OmU)<br />

17.45; Der Affront –L‘insulte (OmU) 18.00; Touch<br />

Me Not (OmU) 19.45; Ex Libris: Die Public Library<br />

von New York –ExLibris: New York Public Library<br />

(OmU) 20.15; The Guilty –Den skyldige (OmU)<br />

22.15<br />

Moviemento (& 692 47 85)Touch MeNot (OmU)<br />

14.30, 17.15; The Cakemaker (OmU) 20.00; The<br />

Man Who Killed Don Quixote (OmU) 22.15; Wildhexe<br />

10.15, 12.15, 14.15, 16.15; Pornfilmfestival:<br />

Las Hijas del Fuego (OmenglU) 18.15; Touch<br />

Me Not (OmU) 20.45; The Cakemaker (OmenglU)<br />

23.30; LilianeSusewind –Ein tierischesAbenteuer<br />

10.15; Blue My Mind(OmU) 12.30, 21.30, 23.45;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.45;<br />

Gundermann 16.45; WhyAre We Creative? (OmU)<br />

19.30<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Glücklich wie<br />

Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 20.00<br />

Sputnik (& 694 11 47) Wackersdorf 16.00; Projekt:<br />

Antarktis 18.00; Kindeswohl –The Children<br />

Act (OmU) 19.45; Mandy (OmU) 21.30; Moritz<br />

Daniel Oppenheim 16.00; Blue My Mind (OmU)<br />

17.45; OffenesGeheimnis –Todoslosaben (OmU)<br />

19.30; Bad Times at the El Royale (OmU) 21.45;<br />

Kinobar im Sputnik WhyAre We Creative? (OmU)<br />

19.00; Filmclub –Filmclub (OmU) 20.45<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Die Unglaublichen II<br />

15.00; Der Trafikant 17.40, 20.20; New Der Vorname<br />

16.15, 18.30,20.45<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Johnny English:<br />

Manlebt nur dreimal 14.00, 16.00,18.00, 20.30;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 15.15; Die<br />

Unglaublichen II 15.15; Der Vorname 15.30,<br />

18.00, 20.15; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

15.30; Halloween 17.30, 20.30; 25km/h<br />

17.30, 20.00; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 17.45, 20.00<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 13.00; An den Rändern<br />

der Welt 13.00; Bohemian Rhapsody 14.15,<br />

17.15, 20.15; Wuff 15.00; Wildhexe 15.00; Seestück<br />

17.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.30; AStar Is Born 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 14.00;<br />

Bohemian Rhapsody 14.00, 16.30, 19.45; Die<br />

Unglaublichen II 14.10, 16.50; 25 km/h 14.15,<br />

17.00, 20.00; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

14.30, 17.00, 20.00; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween 14.30; Der Vorname 14.30, 17.15,<br />

20.15; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.45; Halloween 17.15,<br />

20.15; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

17.30, 20.00; Abgeschnitten 19.50; Sneak Preview<br />

20.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Liliane Susewind –Ein<br />

tierisches Abenteuer 17.00; Weit. Die Geschichte<br />

von einem Weg umdie Welt 19.00; Gundermann<br />

21.15; Unser Saatgut: Wir ernten, was wir säen –<br />

Seed: The Untold Story (OmU) 18.00; Ava (OmU)<br />

19.45; The Guilty –Den skyldige (OmU) 21.45<br />

Babylon (& 242 59 69)LenaLove (m. Diskussion)<br />

9.00; Marcello il Bello: Das große Fressen –La<br />

grande bouffe (OmU) 17.30; Korea Independent:<br />

Myeoneuri: My Son‘s Crazy Wife (OmenglU) 18.30;<br />

Marcello il Bello: Hochzeit auf italienisch –Matrimonio<br />

all‘italiana (OmenglU) 20.00; Korea Independent:<br />

Dangshinui Bootak –Mothers(OmenglU)<br />

20.15; Gundermann 22.15; 2001: Odyssee im<br />

Weltraum –2001: ASpace Odyssey (OmU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 13.15; AStar<br />

Is Born (OmU) 15.00, 21.00; Bad Times atthe El<br />

Royale (OmU) 18.00;Wildhexe 11.30, 15.15;The<br />

Cakemaker (OmU) 13.15, 19.00; Call Me By Your<br />

Name (OmU) 21.15<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 0200) Wildhexe<br />

11.00; Bohemian Rhapsody 11.00, 14.00,<br />

16.30, 20.00, 22.45; 25 km/h 11.10, 13.30,<br />

17.00, 19.45, 23.15; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 11.20, 14.10; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 11.30; Das schönste Mädchen der Welt 11.40;<br />

Das Haus der geheimnisvollen Uhren 11.45;<br />

Gänsehaut 2: GruseligesHalloween 11.50, 17.20;<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 12.00,<br />

14.00; Der Vorname 14.15,16.50, 20.30, 23.10;<br />

Ballon 14.20; Die Unglaublichen II 14.30, 17.30;<br />

3D: Venom 14.40, 20.15, 23.15; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 14.40, 17.10, 20.00; AStar<br />

Is Born 16.40, 19.30, 22.30; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.20, 19.50, 23.00;<br />

Halloween 17.30, 20.20, 23.10; Abgeschnitten<br />

19.40; The Nun 22.40; Bad Times at the El Royale<br />

22.50<br />

Hackesche Höfe (& 283 4603) Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 15.00; Nanouk (OmU) 17.00,<br />

22.00; Touch Me Not 19.15; Moritz Daniel Oppenheim<br />

(OmU) 14.30; Glücklich wie Lazzaro<br />

–Lazzaro felice (OmU) 16.45; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 19.30, 22.15; Dogman (OmU)<br />

14.30, 19.00; Blue MyMind 16.45, 21.15; Die<br />

Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings<br />

(DFmenglU)14.30; Mackie Messer–Brechts Dreigroschenfilm<br />

16.45; AStar Is Born (OmU) 19.30,<br />

22.15; Offenes Geheimnis–Todos lo saben(OmU)<br />

15.00; Girl(OmU) 17.45, 20.00; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 22.15<br />

International (& 24 75 60 11) Bohemian Rhapsody<br />

16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 19.00,<br />

22.00<br />

Z-inema (& 28 38 91 21) Mandy (OmU) 20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Wenn ich Chef<br />

wäre 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

JohnnyEnglish: Man lebt nur dreimal 14.00,17.15,<br />

20.00; Bohemian Rhapsody 14.00,16.20, 19.30;<br />

YolArkadasim II (OmU) 14.15, 17.10,19.45; Gänsehaut<br />

2: Gruseliges Halloween 14.20, 17.15;Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 14.20, 16.50,<br />

19.30; 25 km/h 14.25, 16.50, 19.40; Smallfoot<br />

–Ein eisigartigesAbenteuer 14.30, 17.30;Die Unglaublichen<br />

II 14.30, 17.00; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 14.50; Halloween 17.10,<br />

20.00; Der Nussknacker und die vier Reiche –The<br />

Nutcracker and the Four Realms (OF) 19.45; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 19.50; Venom 20.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Glücklich wie Lazzaro –<br />

Lazzaro felice (OmU) 15.45; Der Affront –L‘insulte<br />

(OmU) 18.00; Takes onFamily and Relationships<br />

20.00; Dogman (OmU) 22.00<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) AStar Is Born (OmU)<br />

18.00, 21.00<br />

Passage (& 68 23 70 18) Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 14.30, 17.30, 20.30; Sneak Preview<br />

22.30; Werk ohneAutor 15.15, 19.30; Der Affront<br />

–L‘insulte (OmU) 15.00; Der Affront 17.30; Gundermann<br />

19.50; Alles ist gut 15.00; Der Klang der<br />

Stimme 17.00; An den Rändern der Welt (OmU)<br />

19.00; BadTimes at the El Royale (OmU) 21.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Bohemian Rhapsody<br />

(OF) 18.00, 21.00, 22.00; AStar Is Born (OF)<br />

17.30, 20.30; Dogman (OmU) 17.20, 19.40; Bad<br />

Times at the El Royale (OF) 18.30; BlacKkKlansman<br />

(OF) 21.30; Offenes Geheimnis –Todos lo<br />

saben (OmU) 17.00; Halloween (OmU) 20.00;<br />

Halloween (OF) 22.30<br />

UCI Kinowelt Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Bohemian Rhapsody14.00, 16.45, 19.45; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 14.20, 20.00; Die<br />

Unglaublichen II 14.40; Halloween 17.05, 20.15;<br />

Venom 17.30<br />

Wolf (& 921 039333) Baby Wolfgang präsentiert:<br />

Girl (OmU) 10.30; Dogman (OmU) 12.10,<br />

19.00; Ex Libris: Die Public Library von New York<br />

–ExLibris: New York Public Library (OmU) 12.20;<br />

Girl (OmU) 14.20; Das kleine Gespenst 16.20;<br />

Touch MeNot (OmU) 16.30, 21.10; Blue My Mind<br />

(OmU) 19.10; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />

(Omdt+englU) 21.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die Unglaublichen<br />

II 15.00; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 15.30; Der Vorname 17.45, 20.00; Der<br />

Trafikant 17.45, 20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) 25km/h<br />

15.40, 18.15, 20.50; Der Klang der Stimme<br />

15.15;Anden Rändernder Welt 17.15;Werk ohne<br />

Autor 19.30; Die Unglaublichen II 15.00; AStar Is<br />

Born (OmU) 17.30, 20.30; Gundermann 14.30,<br />

20.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.15; Der Vorname 15.30, 17.45, 20.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 13.45;<br />

JohnnyEnglish: Man lebtnur dreimal –JohnnyEnglish<br />

Strikes Again (OmU) 13.45, 23.00; Die Unglaublichen<br />

II 13.45,16.40; Bohemian Rhapsody<br />

13.45, 17.00, 19.40; Der Vorname 14.00, 16.30,<br />

20.20; 25 km/h 14.00, 16.50, 19.40, 22.50;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 14.20; Wuff<br />

14.30; Ballon 16.10;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 23 ·<br />

·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

dan, sei kein Teil ihrer musikalischen<br />

Identität, sie habe einfach keine lesbischen<br />

Vorbilder gekannt: „Wenn<br />

ich daher für andere als Role Model<br />

funktioniere, dann ist das natürlich<br />

cool. Nur will ich meine Identität<br />

nicht kapitalisieren.“ Klar ist ihr aber,<br />

dass dies imSinger/Songwritertum<br />

ein schwierigerVorsatz ist –esgehtja<br />

gerade darum, sich selbst zu zeigen.<br />

Einer,der vonnichts anderem als<br />

diesem Konflikt singt, ist bekanntlich<br />

Father John Misty. Nach einer<br />

längeren, halb prickelnden Karriere<br />

als Josh bzw. J.Tillman sowie einer<br />

Zeit als Drummer der FleetFoxes gelang<br />

ihm der Mainstream-Durchbruch,<br />

als er sich 2012 in den larmoyantenundüberheblichen<br />

Indierockstar<br />

Father John Misty verwandelte.<br />

„Songwriter“ heißt einer der Titel<br />

seines immerhin schon vierten Albums<br />

„God’s Favorite Customer“.<br />

Musikalisch ist er als karge Klavier/<br />

Stimme-Nummer kein repräsentativer<br />

auf einer Sammlung insgesamt<br />

durcharrangierter Siebzigerreverenzen.<br />

In „Songwriter“ nun tauscht er<br />

die Rollen von Künstler und Muse,<br />

die in Mistys Fall seine Frau Emma<br />

ist. Waswäre, fragt er, wenn sie über<br />

POP<br />

Eleanor Friedberger 6. 11., 20 Uhr,<br />

Berghain Kantine, Telefon: 29 36 02 10<br />

Snail Mail 7. 11., 20 Uhr,Badehaus.<br />

20.30 Uhr,Telefon: 25 93 30 42<br />

Father John Misty 7. 11., 20 Uhr,<br />

Huxleys, Telefon: 78 09 98 46<br />

IMAGO<br />

ihn singen würde und zur Bezirzung<br />

der Massen all seine Schwächen ausplauderte<br />

und überhöhte? Dann<br />

fühlt er sich typischerweise schuldig,<br />

weil er sie eben fortgesetzt in der Öffentlichkeit<br />

entkleide.Wie dasumgekehrt<br />

klingen könnte, zeigt er selbst<br />

auf„Mr.Tillman“, wo er denTitelhelden<br />

aus der Perspektiveeines Hotelconcierges<br />

auf allerlei alkoholische<br />

und sonst problematische Eskapaden<br />

hinweist –offenbar nichtGottes<br />

sondern des Schnapsladens bester<br />

Kunde. Aber ich höre ihm beim<br />

Selbstgeißeln immer gernzu.<br />

Eleanor Friedberger begann um<br />

die Jahrtausendwende gemeinsam<br />

mit ihrem Bruder miteiner Band namens<br />

Fiery Furnaces. Als Solo-Singer/Songwriterin<br />

spielt sie seit ein<br />

paar Jahren diverse Stile zwischen<br />

Folk- und Softrock durch. Zuletzt auf<br />

„Rebound“ angeblich den Gothrock<br />

der frühen Achtziger: Der Titel bezieht<br />

sich nicht aufs Basketball-Manöver,<br />

sondern einen entsprechend<br />

sortierten grecoamerikanischen<br />

Club in NewYork(siehat griechische<br />

Wurzeln). CooleIdee, aberallzu dunkel<br />

(gotisch) klingt ihr Synthpop<br />

nicht. Istaber sehr hübsch.<br />

Diskussion<br />

Ameise und<br />

Diktatur<br />

der Kunst<br />

Seit der Werkschau Mama<br />

Johnny im Jahr 2006 propagiertJonathan<br />

Meese die Herrschaft<br />

der Kunst: „Die Diktatur<br />

der Kunst ist die Herrschaft der<br />

Kunst, nicht des Künstlers.<br />

Kunst ist die einzige Alternative,<br />

denn nur Kunst als Stoffwechsel<br />

der Sache löst den revolutionären<br />

Druck und erschafft<br />

den totalen Paradigma-<br />

Wechsel.“ Gleichzeitig ist der<br />

Mensch Meese hinter der<br />

Kunstfigur fast verschwunden,<br />

hat er sich zur „Ameise der<br />

Kunst“ geschrumpft. Anlässlich<br />

des Erscheinens der ersten<br />

umfangreichen Biografie des<br />

Künstlers „Jonathan Meese<br />

1970-2023“ diskutieren der<br />

Kunstwissenschaftler Robert<br />

Eikmeyer, einer der Autoren<br />

des Buches und Herausgeber<br />

der „Ausgewählten Schriften<br />

zur Diktatur der Kunst“, und<br />

BazonBrock. Susanne Lenz<br />

Diktaturder Kunst 18.30 Uhr,Denkerei,<br />

Oranienplatz 2. Im Anschluss,abca.<br />

20. 15 Uhr Treffenmit allen, die die<br />

Denkerei bei der Suchenach neuen<br />

Räumen in Kreuzberg unterstützen.<br />

Theater Zitadelle (& 335 37 94)<br />

10.00: Das schönste Ei der Welt, Gastspiel Theater<br />

Geist (ab 3 J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />

9.30 Planetariumssaal: Raumschiff Erde, Planetariumsshow(ab<br />

5J.)<br />

11.00 Planetariumssaal: VonJahreszeiten zu kosmischen<br />

Weiten, Planetariumsshow(ab 9J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Backfabrik (& 44 03 16 11)<br />

20.00: Marlow, Volker Kutscher<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

20.00: Junger Mann, Wolf Haas<br />

Der Zauberberg (& 56 73 90 91)<br />

19.30: Julia Mann, die Mutter vonHeinrich und<br />

Thomas Mann, Dagmar vonGersdorf<br />

Dorotheenstädtische Buchhandlung Tierg.<br />

(& 394 30 47) 20.00: 9. Krimimarathon: Niemals,<br />

Andreas Pflüger.Anm.erf.<br />

exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />

18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur, mit Reinhard<br />

Gagel. Anm. erf.<br />

Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />

20.00: Verbrecher Versammlung.50+50=100 –<br />

Ein Doppelgeburtstag,Ambros Waibel &Andreas<br />

Rüttenauer,Aus den Werken vonRüttenauer und<br />

Waibel lesen Fritz Burschel, René Hamann, Yvonne<br />

Griesel, Katja Kullmann u.v.a. –und vielleicht auch<br />

die Autoren selbst.<br />

Haus für Poesie (& 48 52 45 -0)<br />

19.00: Weiter Schreiben. Literatur und Musik aus<br />

Krisengebieten, Rasha Habbal, Mariam Meetra, Widad<br />

Nabi<br />

Institut Francais Berlin –Maison de France<br />

(Kurfürstendamm 211) 19.00 Salle Boris Vian: Neuer<br />

Lucky Luke–Comic, Achdé &Jul, mit Gespräch,<br />

Live-Zeichnung und Signierstunde. Mod.: Lars von<br />

Thörne. Anm. erf.<br />

Karl-Liebknecht-Haus (Kleine Alexanderstr.28)<br />

18.00 Rosa-Luxemburg-Saal: geDRUCKtes: Das<br />

Gespenst des Populismus, Bernd Stegemann, Lesung<br />

und Gespräch mit Dr.Gesine Lötzsch und Bernd<br />

Stegemann. Anm. erf.<br />

Lettrétage (& 692 45 38)<br />

14.00 Veranstaltungsraum: Tagder slowenischen<br />

Literatur<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

20.30: Kreuzberg Slam<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: In Memoriam –Briefe ausdem ersten Weltkrieg,mit<br />

Jürgen Flimm<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Theater Adlershof (& 23 93 45 79)<br />

19.00: Wersind wir –Die Erfahrung ostdeutsch zu<br />

sein, Jana Hensel,WolfgangEngler<br />

Zionskirche (& 44 04 36 44)<br />

20.00: „Lesen hilft“ –Charity-Lesung <strong>Berliner</strong><br />

Autor*innen zugunsten ziviler Seenotrettung,Helene<br />

Hegemann, Takis Würger u. a., Mod.: Judith Poznan<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Tobias Christl Solo (voc) +Gunter Hampel<br />

Quartett, JAB105 –Jazzaus Berlin<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Nothing But Thieves<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Jeremy Rose Quartett feat. KurtRosenwinkel,<br />

Within &Without<br />

Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Alex vonSchlippenbach (p), Dag Magnus<br />

Narvesen (dr)<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Barb Jungr sings Bob Dylan<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

20.00: JPEGMafia<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

21.00: Jojo Mayer, Nerve<br />

Bi Nuu (& 69 56 68 40)<br />

19.30: State Champs, Seaway, Stand Atlantic, Woes<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

20.00: Black Honey<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: Blood Orange<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

21.00 Bar:Popsalon: Sophia Kennedyund Mense<br />

Reents<br />

KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />

14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), KlanGalerie<br />

Mittagskultur<br />

17.00: RoyCarroll (Elektroakustische Medien),<br />

KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />

21.00: RoyCarroll (Elektroakustische Medien),<br />

KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />

Madame CLAUDE (& 84 11 08 59)<br />

21.30: Darmok, Campfire Session<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: The Aces<br />

20.00: Lydia Lunch’sBig Sexy Noise<br />

PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />

20.00: GraceCarter,Aeris Roves<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.30: MikeSternBand feat. DarrylJones, Keith<br />

Carlock &Bob Malach<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.30: Dominic Eglis Plurism with Feya Faku More<br />

Fufu!<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

20.00: The Cat Empire<br />

Theater untermDach (& 902 95 38 17)<br />

20.00: Allan Praskin (alt-sax), Lars Gühlcke(b), Jan<br />

Leipnitz (drum), Jazz am Helmholtzplatz<br />

Urban Spree (Revaler Str.99)<br />

21.00: Cold Cave,Cold Cave<br />

Wittenauer Jazzscheune (& 85 61 16 82)<br />

20.30: Corina Bartra 6tett<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

20.30: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />

Cincel<br />

CLUB<br />

Acker Stadt Palast (& 441 00 09)<br />

19.00: Bailacomoquieras –Dancelikeyouwant,<br />

Damian Ketterer<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang &Dick Nasty<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Bellmeria<br />

Humboldthain Club (& 46 90 53 65)<br />

20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Beatgeeks, Suff Daddy, LeBob<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Agaric, S:VT<br />

aka Sven vonThülen, Katiusha, Michael Placke<br />

vabali spa Berlin (& 911 48 60)<br />

19.00 Innenpool: Vabali Spa Lounge, Bensh<br />

BALLROOM<br />

bebop (& 01 76 31 49 02)<br />

21.00: Tangobar,Thomas<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

KINO<br />

3D: Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />

16.15; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

17.00, 20.00; Der Trafikant 17.15, 19.30; Touch<br />

Me Not (OmU) 18.45; Sneak Preview (OmU)<br />

20.00; #Female Pleasure 20.00; Werk ohne<br />

Autor 21.40; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

(OmU) 22.30; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />

22.30; AStar Is Born (OmU) 22.30; Halloween<br />

(OmU) 23.00<br />

Krokodil (& 44 049298) Familie Brasch 17.45;<br />

TouchMeNot (OmU) 19.30; Nanouk(OmU) 21.45<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Afabrica de<br />

nada (OmU) 17.30; Kurzgesehen:Die Froidl-Kurzfilmnacht<br />

20.30; Wackersdorf 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00)<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.15; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 14.15; Bohemian<br />

Rhapsody 14.20, 17.00, 20.15, 22.40; Smallfoot<br />

– Ein eisigartiges Abenteuer 14.30; Hotel<br />

Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.30; Die<br />

Unglaublichen II 14.30; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 14.30; 25 km/h14.30, 17.15, 20.00,<br />

23.00; Der Vorname 14.50, 17.20, 19.45; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 15.00, 17.30,<br />

20.00, 22.50; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 16.40; Abgeschnitten<br />

16.40, 22.45; 3D: Die Unglaublichen II 17.00;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.15,<br />

20.00, 22.45; Venom 17.30; Halloween 17.30,<br />

20.15, 23.00; Ballon 19.40; A Star Is Born<br />

19.40; 3D: Venom 20.00; Bad Times at the El Royale<br />

20.15; Hunter Killer 22.30; Intrigo: Todeines<br />

Autors 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) 25 km/h<br />

13.35, 16.40, 19.40; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 13.45; Wuff 13.50; Die Unglaublichen<br />

II 13.50, 16.55; JohnnyEnglish: Man lebt nurdreimal<br />

13.55, 17.30; Bohemian Rhapsody 14.15,<br />

16.30, 19.50;Gänsehaut 2:GruseligesHalloween<br />

14.25; Der Vorname 14.25, 16.50, 20.00; Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 14.50; Halloween<br />

16.50, 20.20; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 17.00; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.35, 20.10; AStar<br />

Is Born 19.30; Abgeschnitten 19.35; 3D: Venom<br />

20.15<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Book Club –Das Bestekommtnoch 15.00;Ballon<br />

17.30, 20.30<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Kindeswohl 18.00; Ballon<br />

20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 17.00,20.00<br />

Urania-Filmbühne (& 218 90 91) Why Are We<br />

Creative? (OmU) 16.30,19.00<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Spatzenkino: Verflixt und<br />

aufgeweckt 10.00; Mario (OmU) 17.30; The Cakemaker<br />

(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 0211) Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 12.10,<br />

14.50; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

10.00, 12.00, 14.00, 17.40, 20.15; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 10.00; Die Unglaublichen<br />

II 10.00, 14.35; Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 10.00, 12.15, 14.45, 17.20; Wildhexe<br />

12.20; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />

um 12.40; Bohemian Rhapsody 14.40, 16.20,<br />

19.30; Halloween 17.30, 20.00; Der Vorname<br />

17.30, 20.00; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 20.00<br />

Kino imKulturhaus Spandau (& 333 60 81) Grüner<br />

wirdís nicht 15.15; Gundermann 17.45; Offenes<br />

Geheimnis 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 0711) DerVorname 15.00,<br />

17.30, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />

12.10, 14.25, 17.25; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 10.00, 12.00; Johnny English: Man<br />

lebt nur dreimal 10.00, 11.50, 14.00, 18.15,<br />

20.30, 22.55; Die Unglaublichen II 10.00, 12.45,<br />

15.20, 16.50; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

10.00, 12.10, 14.40, 17.15; Das Haus der<br />

geheimnisvollen Uhren 10.00; Bohemian Rhapsody<br />

10.00, 14.20, 16.20, 19.30, 22.40; Wildhexe<br />

12.15; Das schönsteMädchen derWelt12.35; 25<br />

km/h 14.00, 16.50, 19.45, 22.40; Gänsehaut 2:<br />

Gruseliges Halloween 15.00; Halloween 17.30,<br />

20.15, 23.00;AStarIsBorn19.40; Venom20.00;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 20.00,<br />

22.30; The Nun 22.50; The Equalizer II 22.50<br />

Thalia Movie Magic (& 774 3440) Die Unglaublichen<br />

II 15.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

15.30; Bohemian Rhapsody 15.30, 17.45,<br />

20.30;Gänsehaut2:GruseligesHalloween 15.45;<br />

Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />

Silberrücken 17.45, 20.30; Halloween 18.15,<br />

20.30; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

18.15, 20.30; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

18.30, 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 955100) Eugene Green: La sapienza<br />

(OmenglU;m.Vorfilm) 20.00; Magical History<br />

Tour: SoIsThis (OF) /Zorn‘s Lemma (OF) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80806969)<br />

Wuff 12.30, 17.00, 20.10; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 12.30, 15.00, 17.30; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 12.30; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 12.30, 15.25, 18.00,<br />

20.30, 23.00; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

12.30, 14.30; Bohemian Rhapsody 13.30,<br />

17.00,20.30,22.40;Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 13.45, 19.50;<br />

Halloween 13.50, 16.45, 19.40, 23.00; Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 14.00; Gänsehaut 2:Gruseliges<br />

Halloween 14.00, 17.55; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 14.00, 17.00; 25km/h 14.00,<br />

17.00, 20.00, 23.00; Venom 14.10, 19.50; Die<br />

Unglaublichen II14.10, 16.10, 20.10; Wildhexe<br />

14.30; Der Trafikant 14.30, 17.15, 20.00; AStar<br />

Is Born 14.50, 16.30, 19.45; Der Vorname 15.00,<br />

17.30, 20.00, 22.40; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 15.10; Ballon 16.30, 19.40, 23.00;<br />

Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 16.35;<br />

3D: Venom 17.00, 22.50; 3D: Die Unglaublichen<br />

II 17.10; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

17.10, 19.50, 22.30; Book Club –Das Beste<br />

kommt noch 17.10; The Nun 17.50, 20.20,<br />

23.00; Werk ohne Autor 19.10; Abgeschnitten<br />

19.30, 22.50; Bad Times at the El Royale 19.45,<br />

23.00; Intrigo: Tod eines Autors 19.50; Hunter<br />

Killer 20.20, 23.10; Mission: Impossible –Fallout<br />

22.30; BlacKkKlansman 22.45; The Equalizer II<br />

23.00; The Happytime Murders 23.10; The First<br />

Purge 23.10; Predator –Upgrade 23.15<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer (OF) 13.30;<br />

Bohemian Rhapsody (OF) 13.30, 16.45, 20.00,<br />

22.30; Venom (OF) 13.45; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween –Goosebumps 2: Haunted Halloween<br />

(OF) 13.45;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche –The Nutcracker<br />

and the Four Realms (OF) 14.00; AStar<br />

Is Born (OF) 14.00, 16.00, 19.20, 22.20; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal –Johnny English<br />

Strikes Again (OF) 14.15, 18.00, 20.20, 23.15;<br />

Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF) 14.45;<br />

Crazy Rich –Crazy Rich Asians (OF) 16.20,20.15;<br />

3D: Venom (OF) 16.30, 19.20, 22.40; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche –The Nutcracker<br />

and the Four Realms (OF) 17.00, 19.45,<br />

23.15; 3D: Die Unglaublichen II –Incredibles II<br />

(OF) 17.10; Halloween (OF) 17.20, 20.30, 23.15;<br />

Bad Times at the El Royale (OF) 19.30; Intrigo:<br />

Todeines Autors –Intrigo: Death ofanAuthor (OF)<br />

22.50; BlacKkKlansman (OF) 23.00<br />

CineStarIMAX (& 04 51/703 02 00)3D: Pandas<br />

11.30; Bohemian Rhapsody (OF) 12.50, 19.30,<br />

22.50; Bohemian Rhapsody 16.10<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Nachlass<br />

17.45; Mandy (OmU) 20.00; Waldheims Walzer<br />

(OmenglU) 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.00; Johnny English: Man lebt nur<br />

dreimal 14.00, 16.00, 22.30; Wuff 15.00; Die<br />

Unglaublichen II 15.00; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 15.00, 17.30; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween 16.00, 18.00; Halloween 17.30,<br />

20.00, 22.30; 25 km/h 17.30, 20.00, 22.30; Der<br />

Vorname 18.00, 20.15,22.30; Klassentreffen 1.0<br />

–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 20.00;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 20.00,<br />

22.30<br />

Casablanca (& 677 57 52) Gundermann 16.15;<br />

Verliebt in meine Frau 18.45; Klassentreffen 1.0<br />

–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

Ballon 14.00; Bohemian Rhapsody 14.05,17.15,<br />

20.00; Der Vorname 14.15, 16.45; Smallfoot –<br />

Ein eisigartiges Abenteuer 14.20; 25 km/h 14.20,<br />

17.15, 20.20; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />

14.30, 17.05, 19.30; Die Unglaublichen II<br />

14.30, 17.00; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />

14.40; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.45; 3D: Venom 17.00, 19.45; Halloween<br />

17.15, 20.15; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 17.35, 19.50; Abgeschnitten 19.30; AStar<br />

Is Born 19.45<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 0311) Bohemian<br />

Rhapsody 14.00,17.10, 19.30;JohnnyEnglish:<br />

Man lebt nur dreimal 14.15, 17.00, 20.00;<br />

25 km/h 14.15, 17.00, 19.50; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 14.20, 16.55, 19.30; Gänsehaut<br />

2: Gruseliges Halloween 14.30, 17.50;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.45; Die<br />

Unglaublichen II 14.45, 16.45; Halloween 17.15,<br />

20.15; Venom 19.50; Yol Arkadasim II (OmU)<br />

20.20<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 1976) The<br />

Cakemaker (OmU) 18.45; BlacKkKlansman 20.45<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) An den Rändern<br />

der Welt 18.00; Blue My Mind (OmU) 19.45; I,<br />

Olga –Ja, Olga Hepnarova (OmU) 21.45<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Wildhexe 13.15;<br />

Gundermann 15.15; Ballon 11.00; Pettersson<br />

und Findus: Findus zieht um 13.45; Wuff 15.45,<br />

18.15; Familie Brasch 20.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 406085) Das Prinzip<br />

Montessori: Die Lust am Selber-Lernen 16.00;<br />

Gundermann 18.00; Offenes Geheimnis 20.00<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) The Cakemaker<br />

15.00; Der Trafikant 17.30, 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Itzhak Perlman –Ein Leben für<br />

die Musik 18.00, 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Der Trafikant 15.00,<br />

17.45, 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />

Glücklich wie Lazzaro 17.00; Film und Diskussion<br />

(m. Einführung) 19.30<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) KinderwagenKino:<br />

Der Trafikant 10.30; An den Rändern<br />

der Welt 14.00; Der Trafikant 14.15, 20.45; Gundermann<br />

15.30; Die Unglaublichen II 15.30; Wildhexe<br />

16.00; Der Vorname 16.45, 18.45, 20.45;<br />

Polnischer Filmclub: Jestem morderca –Ich bin<br />

ein Mörder: I‘m aKiller (m. Gästen, Lesung u.<br />

Gespräch) 18.00; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />

18.00, 20.45; AStar IsBorn 18.00<br />

UCI Kinowelt Potsdam Center (& 03 31/2337233)<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 13.45; Gänsehaut<br />

2:Gruseliges Halloween 13.50; Die Unglaublichen<br />

II 14.00, 17.00; Smallfoot 14.15;<br />

Johnny English 14.30, 17.15, 20.00; Bohemian<br />

Rhapsody16.20, 19.45; Halloween 16.45, 20.15;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 16.50,<br />

19.50; Ballon 19.30<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal15.30, 17.45, 20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Werk ohne Autor 18.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) Die Unglaublichen<br />

II 14.15, 17.10; Bohemian Rhapsody<br />

14.15, 17.15, 20.15; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 14.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />

Uhren 14.35; Smallfoot 14.40; Gänsehaut 14.40,<br />

17.00; Johnny English 14.45, 17.00, 19.50; Hotel<br />

Transsilvanien 14.45; Ballon 14.45; 25 km/h<br />

15.00, 17.15, 20.00; 3D: Venom 17.10, 19.45;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.15,<br />

20.20; Klassentreffen 1.0 17.20, 20.15; Halloween<br />

17.35, 20.00;Der Vorname17.45,20.05; A<br />

Star Is Born 19.50;Abgeschnitten 20.10<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 5454) Die<br />

Unglaublichen II15.15; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 15.30; Johnny English 15.30, 20.45;<br />

Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />

Silberrücken 17.45; 3D: Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 18.00, 20.30; Halloween 18.00,<br />

20.30; Wackersdorf 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 4828)<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.00; Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 14.05; Bohemian<br />

Rhapsody 14.45, 17.30, 20.00; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 15.30, 17.45; Ballon 16.00;<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 16.10,<br />

20.45; Halloween 18.05, 20.30; Klassentreffen<br />

1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

18.20; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

20.15<br />

Linden-Kino Wusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 17.00; Halloween<br />

19.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 15.30; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 16.15; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 17.45, 20.00; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 18.30, 20.45; Ballon 20.30


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Die Welt wird<br />

radikal<br />

transformiert“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Kenner<br />

der digitalen Welt zu Wort. Sean Stewart<br />

ist Autor und Kreativ- und Design-Direktor<br />

des Mixed-Reality-<br />

Start-ups „Magic Leap“. Er wird zu<br />

Gast sein bei der MediaTechCon, einer<br />

internationalen Konferenz für<br />

Medientechnologien in Potsdam am<br />

14. und 15. November.<br />

Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />

Welt am Morgen?<br />

Wahrscheinlich so wie die meisten<br />

Menschen. Ich suche mein<br />

Smartphone, schaue auf die Uhr,<br />

würde gerne länger schlafen, lese<br />

stattdessen die Nachrichten, die<br />

über Nacht angekommen sind. (Die<br />

Leute vonVRNow verschicken Mails<br />

immer um 3Uhr morgens.) Wir haben<br />

Alexa zu Hause (Amazons<br />

Smarthome-App). Das Gerät ist<br />

mein zweiter Ansprechpartner –<br />

nach meiner Frau natürlich, aber<br />

noch vormeiner Tochter,die ich später<br />

wecke. Alexa bitte ich, Musik zu<br />

spielen und mich daran zu erinnern,<br />

dass ich den Teenicht zu lange ziehen<br />

lasse.<br />

Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />

zurzeit. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Die Welt wird radikal transformiert,<br />

aber das werden wir im Alltag<br />

kaum bemerken. Meine Großmutter<br />

ist im Planwagen zur Welt gekommen<br />

und flog mit einem Düsenjet zu<br />

meiner Hochzeit. In ihrem Leben erlebte<br />

sie die Entwicklung von Autos<br />

und Radios, das Fernsehen war neu,<br />

die Raumfahrt begann, der erste<br />

Computer wurde gestartet. Unser<br />

Umgang mit KI wird ähnlich verlaufen:<br />

Jeden Tag werden wir Zeugen<br />

kleiner Veränderungen werden, die<br />

den Alltag angenehmer machen.<br />

Meine Kinder kennen kein Leben<br />

ohne Smartphone und Internet. Ihre<br />

Kinder werden nie erfahren, dass es<br />

eine Zeit gab, inder nur Menschen<br />

sprechen konnten.<br />

Wird es eines Tages eine Lösung geben,<br />

damit wir über unsere Daten<br />

wirklich selbst verfügen können?<br />

Ich glaube nicht, dass in naher<br />

Zukunft Regierungen und Unternehmen<br />

auf den extensiven Gebrauch<br />

vonBig Data verzichten werden.<br />

Es ist trotzdem möglich, dass<br />

wir uns für den besseren Schutz unserer<br />

Daten einsetzen.<br />

Welchen Science-Fiction-Film haben<br />

Sienicht nur einmal gesehen?<br />

Weil vorhin die Rede von Künstlicher<br />

Intelligenz war: Ich kann Spike<br />

Jonzes „Her“ empfehlen. Das ist der<br />

beste Film über KI, den ich kenne.Er<br />

ist an manchen Stellen sehr bewegend,<br />

an anderen herrlich absurd.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Nein, solange es der Familie gutgeht<br />

und die Arbeit keinen kritischen<br />

Punkt erreicht hat. Ich schaue mir<br />

gerne historische Kostümfilme an.<br />

Da wir uns alle unsicher fühlen, was<br />

die Zukunft angeht, suchen wir instinktiv<br />

nach etwas, was nichts mit<br />

der Zeit der Computerprogramme<br />

zu tun hat. Diese Filme passen dazu.<br />

Sean Stewart<br />

wird bei der MediaTechCon<br />

in Potsdam sprechen.<br />

Fast eine Stunde nahm sich Apple-Chef TimCook im Oktober Zeit, um sich die App von Peter Kolski am Brandenburger Torerklären zu lassen.<br />

Die Mauer ist wieder da<br />

Zwei junge <strong>Berliner</strong> haben eine App entwickelt, mit der ein historisches Hauptstadtgefühl entsteht<br />

VonJulika Bickel<br />

DerWegzum Brandenburger<br />

Tor ist versperrt.<br />

„Achtung! Sie verlassen<br />

jetzt West-Berlin“, warnt<br />

ein Schild –zum Glück nur, wenn<br />

man auf sein iPhone schaut. Mit der<br />

App„MauAR“ wird das Smartphone<br />

zum Zeitfenster in die Vergangenheit:<br />

Eine virtuelle <strong>Berliner</strong> Mauer<br />

blockiert die Sicht zum ehemaligen<br />

Ostberlin. Es ist erstaunlich, wie echt<br />

das aussieht. Vorbeifahrende Autos<br />

und die Menschen auf der anderen<br />

Straßenseite, die Richtung Pariser<br />

Platz schlendern, verschwinden auf<br />

dem Bildschirm hinter der Mauer.<br />

Möglich ist diese Zeitreise mit Hilfe<br />

von modernster Technologie: Durch<br />

Augmented Reality und GPS-Lokalisierung<br />

erscheint die <strong>Berliner</strong> Mauer<br />

wieder an den Originalorten.<br />

Apple-Chef Cook beeindruckt<br />

DieApp-Idee für„MauAR“ haben die<br />

beiden <strong>Berliner</strong> Peter Kolski und Sebastian<br />

Strauß entwickelt. Siehat sogar<br />

Apple-Chef Tim Cook beeindruckt.<br />

Bei seinem Berlin-Besuch<br />

am 21. Oktober hatte er sich mit Peter<br />

Kolski am Mauerstreifen vordem<br />

Brandenburger Torgetroffen. Cook<br />

nahm sich fast eine Stunde Zeit, um<br />

sich das Projekt in allen Details erklären<br />

zu lassen. Kolski zeigte ihm,<br />

welche Idee hinter „MauAR“ steckt.<br />

Cook gefielen der Tatendrang und<br />

der Idealismus.Als Vorreiter auf dem<br />

Gebiet von Augmented Reality bezeichnete<br />

Cook im Gespräch das<br />

<strong>Berliner</strong> Team.<br />

Kolski zeigte dem Apple-Chef am<br />

Brandenburger Tor, wie mit moderner<br />

Technik die Geschichte der<br />

Mauer nachvollziehbar gemacht<br />

wird. Aus allen Perspektiven kann<br />

man die Mauer durch sein Smartphone<br />

betrachten, von Jahrzehnt zu<br />

Jahrzehnt springen und dabei beobachten,<br />

wie aus einem Stacheldraht<br />

der hohe Betonwall wird. Historische<br />

Videos, Fotos und Tonaufnahmen,<br />

die am zugehörigen Ort in<br />

der Luft schweben, vermitteln, wie<br />

es damals im geteilten Berlin war.<br />

Strauß sagt:„Das gemeinsame Erlebnis<br />

soll die Menschen zusammenführen.“<br />

Bald soll es sogar möglich sein,<br />

auf die virtuelle Mauerzumalen.<br />

Es sei eine neue Art, wie man vonder<br />

Vergangenheit lernen könne, tweetete<br />

der Apple-Chef später, der ein<br />

großer Fan von Augmented Reality<br />

ist. Er freue sich schon auf die Appim<br />

App Store, wo sich Nutzer ab dem 9.<br />

November,Tag des Mauerfalls,registrieren<br />

können. Dass der CEO von<br />

Augmented Reality (AR) erweitertdie<br />

existierende Welt<br />

um uns herum mit computergenerierten<br />

Ergänzungen,<br />

zum Beispiel mit Infotexten,<br />

Bildern, Videos oder virtuellen<br />

Objekten, die auf dem<br />

Bildschirmerscheinen oder<br />

durch eine Brille sichtbar<br />

werden. Das bekannteste<br />

Beispiel ist das Spiel „Pokemon<br />

Go“.<br />

ERWEITERTE WELTEN<br />

Bei Virtual Reality (VR) erschafft<br />

die Technik eine eigene<br />

virtuelle Wirklichkeit.<br />

Der Nutzer setzt eine massiveBrille<br />

auf, die Bewegtbilder<br />

geben ihm dann das Gefühl,<br />

fremde Welten zu entdecken.<br />

So gabesspektakuläre<br />

Projekte, die den<br />

Betrachter nach Tschernobyl<br />

führten oder in das letzte<br />

Bergwerk im Ruhrgebiet.<br />

Die Macher der App: Stefan Strauß (links) und Peter Kolski.<br />

Die App „MauAR“ haben<br />

die <strong>Berliner</strong> Peter Kolski und<br />

Sebastian Strauß entwickelt.<br />

Ab dem 9. November 2018<br />

sollen sich mögliche Nutzer<br />

in Apples App-Store registrieren<br />

können. Ursprünglich<br />

sollte die App an dem historischen<br />

Datum gestartet werden,<br />

aber das ist technisch<br />

noch nicht möglich. Mehr Infos<br />

unter:www.mauar.berlin<br />

JULIKA BICKEL/BLZ<br />

BROOKS KRAFT/DPA<br />

Apple so stark anihre Idee glaubt,<br />

motiviertdie beiden ungemein.„Das<br />

gibt uns ganz viel Kraft“, sagt Kolski.<br />

DasBesondereandiesem Projekt ist<br />

nämlich auch, dass keine finanzstarke<br />

Agentur dahintersteckt, sondern<br />

zwei Tüftler, die mit viel Engagement<br />

und Leidenschaft in ihrer<br />

Freizeit die App entwickelt haben.<br />

Vorallem für Kolski ist es eine Herzensangelegenheit.<br />

Er hatte die Idee<br />

vor einem Jahr während des Hackathons<br />

„Coding Da Vinci“, einem<br />

Wettbewerb bei dem Programmierenund<br />

Museen zusammenkamen.<br />

Als die Stiftung <strong>Berliner</strong> Mauerihr<br />

Archiv vorstellte, wusste er sofort,<br />

dass er mit diesen Daten eine AR-Anwendung<br />

schreiben wollte. „Es ist<br />

kein Spiel, sondern eine ernsthafte<br />

Anwendung, die den Menschen<br />

wirklich etwas bringt“, sagt er. Sein<br />

Erstentwurf der App gewann den<br />

Preis in der Kategorie „Most Technical“.<br />

Anfangs waren sie noch ein<br />

vierköpfiges Team, doch alle anderen<br />

sprangen aus verschiedenen<br />

Gründen nach kurzer Zeit wieder<br />

ab. Daher war Kolski froh, als sein<br />

Schulfreund Sebastian Strauß zu<br />

seinem Partner wurde. Strauß<br />

kümmert sich vor allem ums Marketing<br />

und unterstützt Kolski bei<br />

der Entwicklung.<br />

Beide haben einen persönlichen<br />

Bezug zur Mauer: 1980 und 1981 geboren,<br />

sind sie im Westen in Reinickendorf<br />

nahe der Grenze aufgewachsen.<br />

Sie erinnern sich an den<br />

Smog, andie Aussichtsplattformen,<br />

von denen sie als Kinder Richtung<br />

Osten geblickt haben, wie sie Nachrichten<br />

mit Luftballons hinüber geschickt<br />

haben.<br />

Strauß’Vater floh in den Westen,<br />

dessen Eltern sind in Ostberlin geblieben.<br />

Kurz nach der Wende hat<br />

Kolski mit seiner Schulklasse einen<br />

Ausflug ins ehemalige Ostberlin unternommen:<br />

„Sie haben die gleiche<br />

Sprachegesprochen, aber es war ein<br />

anderes Land. Alles war anders“, erzählt<br />

er. Als sogenannte Mauerspechte<br />

klopften sie Mauerteile ab<br />

und spielten im ehemaligen Todesstreifen.<br />

Stacheldraht und Todesstreifen<br />

Der Eindruck, wenn man die App<br />

ausprobiert: Es ist ein düsteres Gefühl,<br />

vor der meterhohen Mauer<br />

und ihren Wachtürmen zu stehen.<br />

Noch beklemmender wirdes, wenn<br />

man in den Todesstreifen gelangt –<br />

umgeben von Mauern, Stacheldraht<br />

und Soldaten. „Es geht uns<br />

um dieses immersive Erlebnis“,<br />

sagt Strauß. „Man soll wirklich ein<br />

Gespür dafür bekommen, was es<br />

bedeutet, wenn eine Stadt durch<br />

eine Mauergeteilt ist.“<br />

Auch andere Apps haben sich<br />

dem Thema <strong>Berliner</strong> Mauer bereits<br />

gewidmet, zum Beispiel die Apps<br />

„Die <strong>Berliner</strong> Mauer“ und„Mauerschau“,<br />

die mobile Stadttouren am<br />

Grenzstreifen entlang anbieten.<br />

Eine Art Stadtführung fehlt der<br />

„MauAR“-App noch, doch bei keiner<br />

anderen App wird die geteilte<br />

Stadt so visuell greifbar wie bei ihr.<br />

Augmented Reality bietet die Möglichkeit,<br />

Geschichte tatsächlich erlebbar<br />

zu machen. Dasist nichtnur<br />

für Touristen spannend, sondern<br />

auch für alle <strong>Berliner</strong>, die nach<br />

1989 geboren wurden, hoffen die<br />

Macher. Kolski sagt: „Du nimmst<br />

das Handy runter, und die Mauer<br />

bleibt im Gedächtnis.“<br />

Cook ließ sich das Ergebnis direkt<br />

am Brandenburger Torzeigen. Sein<br />

Kommentar lautete: „Dank an Peter<br />

Kolski und das mauAR-Team, dass<br />

sie die Geschichte der <strong>Berliner</strong><br />

Mauer durch Augmented Reality<br />

zum Leben erweckt haben – eine<br />

neue Art, aus der Vergangenheit zu<br />

lernen.“<br />

Julika Bickel wurde<br />

mit der App auch an den<br />

Todesstreifen erinnert.<br />

Verteilerkästen<br />

werden zu<br />

Ladestationen<br />

Telekom bietet Service für<br />

Elektroautos<br />

Die Verteilerkästen der Deutschen<br />

Telekom spielen künftig<br />

auch eine Rolle beim Ausbau der<br />

Elektromobilität. Der Bonner Konzern<br />

nahm am Montag in Bonn und<br />

Darmstadt erste öffentliche Stromtankstellen<br />

in Betrieb, bei denen die<br />

Verteilerkästen fürs Internet und für<br />

Telefonate als Zwischenstation genutzt<br />

werden. Diese Nutzung bereits<br />

vorhandener Infrastruktur erspare<br />

zusätzliche Aufbauten im Stadtbild,<br />

erklärte die Telekom. DieLadesäulen<br />

selbst können bis zu zehn Meter vom<br />

Verteilerkasten entfernt sein.<br />

Allerdings sollte man Zeit mitbringen:<br />

In einer Stunde gibt es den<br />

Angaben zufolge Strom nur für eine<br />

Reichweite von 50bis 75 Kilometer,<br />

je nach Fahrzeugtyp. Ganz billig ist<br />

die Sache nicht: Eine Ladesession –<br />

egal wie leer die Batterie ist –kostet<br />

7,89 Euro. Wie viele Verteilerkästen<br />

für die Zusatzfunktion umgebaut<br />

werden, wurde nicht bekannt –die<br />

Telekom wollte dies nicht sagen, da<br />

dies vom Ausgang von Genehmigungsverfahren<br />

abhängig sei. Solche<br />

Genehmigungen sind nötig, da die<br />

Kästen auf kommunalem Grundstehen.<br />

Klar ist aber, dass der Ausbau<br />

bundesweit erfolgen soll.<br />

Zusätzlich zu den grauen Kästen<br />

setzt die Telekom auf Schnell-Ladestationen,<br />

die neu gebaut werden.<br />

Binnen drei Monaten sollen 100 solcher<br />

Stationen ans Netz gehen, in<br />

drei Jahren sollen es 500 sein. In zehn<br />

Minuten werden die Batterien den<br />

Angaben zufolge so aufgeladen, dass<br />

das E-Fahrzeug etwa 100 Kilometer<br />

weit kommt. Kosten: 14,49 Euro pro<br />

Ladesession. (dpa)<br />

Verleger<br />

verlangen<br />

Unterstützung<br />

Politiker gefordert beim<br />

Leistungsschutzrecht<br />

D<br />

ie <strong>Zeitung</strong>s- und Zeitschriftenverleger<br />

fordern von der Bundesregierung<br />

eine klare Unterstützung<br />

beim europäischen Leistungsschutzrecht.<br />

DasEU-Parlament habe<br />

mit für ein solches Recht gestimmt,<br />

sagte Rudolf Thiemann, Präsident<br />

des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger,<br />

zum Auftakt des Verbandskongresses<br />

„Publishers’ Summit<br />

2018“. Im Ministerrat gebe es nun<br />

allerdings Stimmen, die dieses Recht<br />

aushöhlen wollten. Das europaweite<br />

Leistungsschutzrecht (LSR) soll die<br />

Rechte von Verlagen insbesondere<br />

gegenüber Internetkonzernen schützen,<br />

die vonjournalistischen Inhalten<br />

profitieren. „Sinnvoll ist ein Presseverlegerrecht<br />

allerdings erst dann,<br />

wenn es zweifelsfrei auch Suchmaschinen-<br />

und Aggregatoren-Snippets<br />

erfasst“, sagte Thiemann.<br />

Deutschland müsse im Ministerrat<br />

für ein entsprechendes Verlegerrecht<br />

eintreten. Justizministerin Katharina<br />

Barley (SPD) sagte, der Anspruch<br />

derVerlage, finanziell an Einnahmen<br />

der Internetkonzerne<br />

beteiligt zu werden, die diese mit<br />

Presseinhalten erzielen, sei absolut<br />

legitim.„Aber ich verhehle nicht, dass<br />

da noch Punkte sind, an denen wir<br />

miteinander redenmüssen.“ Mathias<br />

Döpfner, Präsident des Bundesverbands<br />

Deutscher <strong>Zeitung</strong>sverleger,<br />

sagte,ersei sehr beunruhigt nach den<br />

Ausführungender Ministerin. „Wenn<br />

ich politische Höflichkeit richtig verstehe,<br />

hat sie uns gesagt, so wie das<br />

europäische Copyright jetzt auf dem<br />

Tisch liegt, werden wir das nicht unterstützen.<br />

Unddas ist offen gestanden<br />

eine ziemliche Katastrophe.“<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />

denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />

(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10<br />

(für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Camping<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen vor acht –Natur 19.55 (für HG) Börse<br />

vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Kanzlei<br />

Kinderkram. Anwaltsserie<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Überraschung.Arztserie<br />

21.45 (für HG) Report Mainz<br />

Moderation: Moderation: Fritz Frey<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Im Angesicht des<br />

Verbrechens<br />

0.25 (für HG) Tagesschau<br />

0.35 (für HG) Weltspiegel extra<br />

Denkzettel für Donald Trump?<br />

Kongresswahlen inden USA<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />

Nächste, bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Hol dir<br />

die Kohle –5.000 €für deine Idee 16.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen<br />

–Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />

Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />

18.45 aktuell 19.05 (für HG)Alles was<br />

zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Irgendwie war's besser,als er noch<br />

nicht geredet hat...Comedyserie<br />

21.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Wir woll'n euch knutschen sehen!<br />

Comedyserie<br />

22.15 (für HG) Der Lehrer<br />

40.000 Gründe, die Eier in die Hand<br />

zu nehmen, anstatt sie zu schaukeln!<br />

23.15 (für HG) Beck is back!<br />

Ausbruch. Anwaltsserie<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

Matthias istheillos überfordert, als seine<br />

Mutter Gisela (Ruth Reinecke) eines<br />

Tagesvor seiner Türsteht. Nach einem<br />

Oberschenkelhalsbruch istdie Seniorin<br />

nicht nurauf einen Rollstuhl, sondern auch<br />

aufdie Hilfe ihres Sohnes angewiesen. Das<br />

Auftauchen der schlechtgelauntenRentne-<br />

Choreographed by<br />

Adrienne Canterna<br />

MDR WDR rinbringtschon bald dasFamilienlebenaus Arte<br />

16.00 (für HG) MDR um vier 17.45 (für HG)<br />

Aktuell 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG)<br />

Sandmann 19.00 (für HG) MDR Regional<br />

19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Einfach<br />

genial 20.15 (für HG) Umschau 20.45 (für<br />

HG) Der Osten –Entdecke wodulebst 21.15<br />

(für HG) MDR Zeitreise 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.05 (für HG) Wir waren doch Nachbarn<br />

22.50 (für HG) Polizeiruf 110. Der Ring mit<br />

dem blauen Saphir.TV-Kriminalfilm, D1973<br />

0.00 (für HG) Liebe. Drama, D2018 0.30 (für<br />

HG) Hauptstadtrevier 1.20 (für HG) Umschau<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Gartenreise 16.00 (für HG)<br />

Rundschau 16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30<br />

Regional 18.00 (für HG) Abendschau 18.30<br />

(für HG) Rundschau 19.00 Münchner Runde<br />

extra 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort. Freies<br />

Land. TV-Kriminalfilm, D2017 21.45 (für<br />

HG) Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />

22.30 Bitches und Elfen 23.15 nacht:sicht<br />

23.45 KlickKlack 0.15 BR-Klassik 1.15 Rundschau<br />

Nacht 1.25 (für HG) Dahoam isDahoam<br />

1.55 (für HG) Wir inBayern<br />

Vox<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 ZwischenTüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 (für HG) Die Höhle der Löwen 22.45<br />

Das Vorstellungsgespräch. Share 23.50 nachrichten<br />

0.10 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. TodamStraßenrand<br />

1.10 Medical Detectives – Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Giftige Beziehungen<br />

1.55 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Bitteres Ende<br />

Super RTL<br />

14.45 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.10<br />

Bugs Bunny &LooneyTunes 15.45 Voll zu<br />

spät! 16.15 Zig &Sharko –Meerjungfrauen<br />

frisst man nicht! 16.45 Hotel Transsilvanien –<br />

Die Serie 17.15 Zak Storm –Super Pirat<br />

17.45 Sally Bollywood 18.10 Bugs Bunny &<br />

LooneyTunes 18.40 Woozle Goozle 19.15 AL-<br />

VINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Angelo!<br />

20.15 (für HG) SechsTage, sieben Nächte.<br />

Abenteuerfilm, USA 1998 22.15 Murder She<br />

Solved –Frauen auf Täterjagd 23.15 Murder<br />

She Solved –Frauen auf Täterjagd<br />

Sport1<br />

14.30 Normal. Magazin der Arbeitsgemeinschaft<br />

Behinderung und Medien 15.00 StorageWars<br />

–Die Geschäftemacher 15.30 Texas<br />

Flip and Move 16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Guter Riecher 17.30 Storage<br />

Wars –Geschäfte in Texas. Sommerhitze 18.30<br />

StorageWars –Geschäfte in Texas. Gut getarnt<br />

19.30 Bundesliga aktuell. Die tägliche News-<br />

Sendung für Fußballfans 19.55 Eishockey:<br />

Champions Hockey League 22.30 Bundesliga<br />

aktuell 23.15 Scooore! 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SOKO Stuttgart. Herrgottsbescheißerle<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />

HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Die Gattin des<br />

Anwalts 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SOKO Köln. Der Tote im Tank<br />

19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Der Tote im Garten<br />

20.15 (für HG) Exodus? –Antisemitismus in<br />

Europa<br />

Dokumentation<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Moderation: Ilka Brecht<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Die Kriminalisten<br />

Dem Verbrechen auf der Spur<br />

22.45 Mann, Sieber!<br />

Mit Tobias Mann, Christoph Sieber<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

Talk<br />

0.30 heute+<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Alles oder<br />

Nichts. Soap 10.30 Klinik am Südring –Die<br />

Familienhelfer 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />

–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold,<br />

Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />

Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />

im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.00<br />

Klinik am Südring –Die Familienhelfer 17.30<br />

Schicksale –und plötzlich ist alles anders<br />

18.00 Endlich Feierabend! Moderation: Annett<br />

Möller,Daniel Boschmann 18.30 Alles oder<br />

Nichts. Soap 19.00 Genial daneben –Das<br />

Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Männerhort<br />

Komödie,D2014<br />

Mit Christoph Maria Herbst, Elyas<br />

M'Barek, Detlev Buck, Serkan<br />

Çetinkaya,Cosma Shiva Hagen u.a.<br />

Regie: Franziska Meyer Price<br />

22.20 akte 20.18<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Notarzt am Limit! –Dauereinsatz für<br />

den Rettungsdienst<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Leben am Limit: Hartz IV<br />

2.15 So gesehen<br />

12.45 (für HG) Aktuell 13.05 Planet Wissen<br />

14.05 Morden imNorden 14.55 Morden im<br />

Norden 15.45 Erlebnisreisen 16.00 (für HG)<br />

Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Auf Leben und Tod(4) 21.00 (für HG) Quarks<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Die geliebten<br />

Schwestern. Historienfilm, D/A/CH<br />

2014 1.00 (für HG) Quarks 1.45 Erlebnisreisen<br />

2.00 Lokalzeit aus Köln<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />

NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama –die<br />

Reporter 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für<br />

HG) Tatort. Tote Erde. TV-Kriminalfilm, D2012<br />

23.30 (für HG) Weltbilder 0.00 Aus dem Hinterhalt<br />

1.00 (für HG) NDR Talk Show<br />

Kabel eins<br />

8.35 EUReKA –Die geheime Stadt 9.30 Navy<br />

CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15 Without aTrace<br />

12.10 Numb3rs 13.00 Castle 13.55 The<br />

Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi<br />

kommt 18.55 Achtung Kontrolle! Wir kümmern<br />

uns drum 20.15 The Core –Der innere Kern.<br />

Actionfilm,USA/D/CDN/GB 2003 23.00 The<br />

DayAfter Tomorrow. Katastrophenfilm, USA<br />

2004 1.10 Late News 1.15 Deep Blue Sea.<br />

Actionthriller,USA/AUS 1999<br />

RTL 2<br />

6.55 Die Straßencops –Jugend im Visier 8.55<br />

Frauentausch 10.55 Family Stories 13.00 Hilf<br />

mir! Jung,pleite, verzweifelt ... 14.00 Köln<br />

50667 15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00<br />

Krass Schule –Die jungen Lehrer 17.00 News<br />

17.10 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />

Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />

Hartz und herzlich –Die Plattenbauten von<br />

Bitterfeld-Wolfen 22.20 Hartz und herzlich –<br />

Rückkehr in die Benz-Baracken 0.20 Autopsie<br />

Spezial: Die letzten Stunden von ... 1.10 Die<br />

Forensiker –Profis amTatort<br />

Eurosport 1<br />

12.30 Marathon: New-York-City-Marathon 14.00<br />

Fußball. Major League Soccer 15.30 Marathon:<br />

New-York-City-Marathon 17.00 Springreiten:<br />

Weltcup 18.00 Fußball. Major League Soccer<br />

19.25 EurosportNews 19.30 Springreiten: Morocco<br />

RoyalTour 20.00 Horse Excellence 20.30<br />

Olympische Spiele. Legenden hautnah 21.00<br />

Fußball 22.00 Judo:World Tour 22.30 Drohnen<br />

Rennen. DR1 ChampionSeries 23.25 Eurosport<br />

News 23.35 Fußball. Major League Soccer 0.35<br />

Fußball. Major League Soccer<br />

SAT.1, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />

Männerhort<br />

Umsichendlicheine dringend nötige Auszeit vonihren Ehefrauen zu nehmen,<br />

richtensich derSoftwareentwickler Eroll, der Dixiklo-Verkäufer Lars<br />

(Christoph-Maria Herbst,r.) undder Pilot Helmut (Detlev Buck,l.) im Zentralheizungskeller<br />

ihrer Neubausiedlungein Refugium ein. Hier können die<br />

schwer gestressten Herren in aller Ruhe tun, wassie wollen: Computerspielen,<br />

Fußball guckenund bei ein paar kühlen Bierchen den liebenGotteinen guten<br />

Mann sein lassen. Doch mit der Ruhe ist es jähvorbei, als der Facility-Manager<br />

Aykutvon demRückzugsortder drei Herren Wind bekommtund dortebenfalls<br />

Asyl beantragt. Kurzweilige Ensemblekomödie vonRegisseurin FranziskaMeyer<br />

Price,die aufdem gleichnamigen Theaterstück des deutsch-isländischen<br />

Autors Kristof Magnussonbasiert.<br />

(Dtl./2014)<br />

Anzeige<br />

10th<br />

Anniversary<br />

Tour<br />

10th<br />

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Tour<br />

10th<br />

Anniversary<br />

Tour<br />

Collien Konzert &Theater GmbH präsentiert<br />

RBB BERLIN, 22.00 UHR TV-KOMÖDIE<br />

Oma ist verknallt<br />

Foto: Sat.1<br />

dem Gleichgewicht. Da kommtMatthias<br />

eine unkonventionelle Idee:Umdie Laune<br />

seiner Mutter zu bessern, erfindet er einen<br />

Tickets: rock-the-ballet.de<br />

Verehrer und beginntdamit,ihr anonyme<br />

Liebesbriefe zu schrieben. Undtatsächlich,<br />

01. -03.02.2019 Admiralspalast<br />

blühtGisela auf. Dochwie lange wird er mit<br />

TICKETS unter: www.eventim.de<br />

diesem Schwindel durchkommen?<br />

(Dtl./2018)<br />

Foto: RBBBerlin<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

3 7 1<br />

2<br />

2 9<br />

6 8 3<br />

5 8 9<br />

4 2<br />

8 6<br />

9 3 8<br />

4 7 3<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

6 5<br />

1<br />

7 9 8<br />

9 6<br />

1 8<br />

1 4<br />

SUDOKU<br />

9 5 7 3<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom VOM 05.11.2018<br />

MITTEL mittel<br />

6 5 4 2 9 7 3 8 1<br />

8 9 1 6 5 3 2 4 7<br />

7 2 3 1 4 8 5 6 9<br />

5 4 7 8 1 2 6 9 3<br />

3 1 9 5 6 4 7 2 8<br />

2 8 6 3 7 9 1 5 4<br />

4 3 8 7 2 5 9 1 6<br />

9 6 5 4 3 1 8 7 2<br />

1 7 2 9 8 6 4 3 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 05.11.2018<br />

vom 5.11.2018<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

8 1 6 2 9 5 3 7 4<br />

5 4 9 8 7 3 2 1 6<br />

3 2 7 6 1 4 9 5 8<br />

4 6 5 1 2 8 7 3 9<br />

7 9 1 4 3 6 5 8 2<br />

2 8 3 7 5 9 4 6 1<br />

9 3 2 5 8 1 6 4 7<br />

1 5 4 9 6 7 8 2 3<br />

6 7 8 3 4 2 1 9 5<br />

5.10 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.30 Zoobabies 6.20<br />

Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />

jungen Ärzte 10.35 Elefant, Tiger &Co. 11.25<br />

Zoobabies 12.15 Unterwegs auf dem Ho-Chi-<br />

Minh-Pfad (2/2) 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />

nach Meer 14.00 ARD-Mittagsmagazin 15.00<br />

Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />

Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Die Synagoge mit der goldenen Kuppel<br />

Dokumentationsreihe<br />

21.00 1929 –Das Jahr Babylon<br />

Dokumentation<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Oma ist verknallt TV-Komödie, D’18<br />

Mit Florian Panzner,Ruth Reinecke,<br />

Hilde Dalik, Konstantin Schmidt u.a.<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Die große radioeins Satireshow<br />

Moderation: Florian Schroeder<br />

0.45 Abendshow<br />

ProSieben<br />

11.00 How IMet Your Mother. Das letzte Mal<br />

in NewYork/Der gebrochene Bro-Code 11.50<br />

2Broke Girls. BoyToy/Die Geschmacksfrage.<br />

Comedyserie 12.40 Mom. Violet und die ahnungslosen<br />

Trottel/Das mutierte Muttertier.<br />

Comedyserie 13.30 Twoand aHalf Men. Spüren<br />

Sie meinen Finger?/Weiche von mir,Mary<br />

Poppins/Ist das meine Hose? Comedyserie<br />

14.45 The Middle. Die geschenkte Putzfrau/<br />

Die Lala-Band. Comedyserie 15.40 The Big<br />

Bang Theory. Der Romantik-Ninja/Keiner ist so<br />

kaputt wie ich/Prinzessinnen der Wissenschaft.<br />

Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 Die Simpsons. Silly Simpsony/Global<br />

Clowning.Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 Die Simpsons<br />

Doppeltes Einkommen, kinderlos /<br />

Homer Academy.Zeichentrickserie<br />

21.15 Die Simpsons<br />

Curling Queen /Die Farbe Gelb<br />

Zeichentrickserie<br />

22.10 Family Guy Ein Haus voller Peter /Der<br />

Herzensbrecher-Hund. Zeichentrickserie<br />

23.10 Mr.Griffin –Kein Bock auf Schule<br />

Durbins Absturz /Acht Schweine und<br />

eine Ratte. Comedyserie<br />

0.05 Die Simpsons Die 138. Episode, eine<br />

Sondervorstellung.Zeichentrickserie<br />

11.50 Begegnung mit den Meeresvölkern 12.15<br />

(für HG)Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt<br />

Land Kunst 13.40 Mit Kompass und Köpfchen<br />

auf hoher See 14.10 Absturz ins Leben. Drama,<br />

F2016 16.00 Grenzflüsse 16.55 (für HG)<br />

X:enius 17.20 MitKompass und Köpfchen auf<br />

hoher See 17.50 360° Geo Reportage 18.35<br />

Amerikas Flüsse 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />

HG) Re: 20.15 (für HG)Mission Wahrheit –Die<br />

NewYorkTimes und DonaldTrump 23.45 Arte<br />

Journal 0.10 Love Island. Komödie, KRO/D/BIH/<br />

CH 2014 1.30 Europa hochprozentig<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.15 Mein Périgord 13.25<br />

Pulverfass Italien –Unter den Vulkanen Ätna,<br />

Vesuv und Stromboli 14.10 Universum 15.00<br />

Auf den Schienen des Doppeladlers 18.30<br />

nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Das<br />

Attentat –Sarajevo 1914. TV-Thriller,A/CZ/D<br />

2014 21.55 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 (für HG) 14 –Tagebücher des Ersten<br />

Weltkriegs 23.55 Der Landesverrat 0.45 Von<br />

Eva bis Jesus: Streifzüge durch Bibel und Koran<br />

1.45 10vor10 2.15 Wilde Schönheiten<br />

Phoenix<br />

9.30 phoenix plus 10.00 phoenix vor ort<br />

11.15 phoenix plus 12.00 phoenix vor ort<br />

12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />

16.00 Black in the USA (1+2/2) 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 Schicksal Schule? So<br />

gerecht ist Amerika! 18.30 Nixon –Arroganz<br />

der Macht 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

Stars gegenTrump –Amerikas neuer Widerstand<br />

21.30 Trump und Putin: Komplott gegen<br />

Amerika? Dokumentarfilm, D2018 22.15<br />

phoenix runde 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

phoenix runde 0.45 phoenix vor ort<br />

Kika<br />

11.35 (für HG) Doki 12.00 Tom 12.30 Garfield<br />

12.55 Käpt'n Flinn und die Dino-Piraten<br />

13.15 Max &Maestro 13.40 Die Pfefferkörner<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 Hank Zipzer<br />

15.25 Mirette ermittelt 16.00 (für HG) Mia<br />

and me –Abenteuer in Centopia 16.50 (für<br />

HG) Der kleine Prinz 17.35 Max &Maestro<br />

18.00 Sesamstraße präsentiert: Eine Möhre<br />

für Zwei 18.10 Sam 18.35 Elefantastisch!<br />

18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Yakari 19.25<br />

pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.<br />

Ka Live 20.10 (für HG) Durch die Wildnis<br />

Dmax<br />

16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Border<br />

Control –Spaniens Grenzschützer 17.15 Hardcore<br />

Pawn: Das härteste Pfandhaus Detroits<br />

18.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />

Alaskas 19.15 Fang des Lebens–Der gefährlichste<br />

Job Alaskas 20.15 Steel Buddies –<br />

Stahlharte Geschäfte 21.15 112: Feuerwehr im<br />

Einsatz 22.15 Im Angesicht des Feuers 23.15<br />

Escobar: Die Jagd nach den Millionen 0.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 1.10<br />

112: Feuerwehr im Einsatz 2.00 Diesel Brothers<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 Mensch, Leute!<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Weltspiegel-Reportage<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 19.15 Lindnerund dieFDP 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Hartaberfair 21.32 Ichwill<br />

leben! Dokumentarfilm, D2018 22.02 Extra<br />

22.15 Tagesthemen 22.45 tagesschau24 live<br />

23.10 SchicksalSchule?Sogerechtist Amerika!<br />

23.40 SpielohneGrenzen 0.25 Tagesschau 0.35<br />

Weltspiegel extra 1.05 tagesschau24 live 1.35<br />

Patient Amerika –Gesundheit unbezahlbar 2.05<br />

Schicksal Schule? So gerechtist Amerika! 2.35<br />

Weltspiegel extra 3.05 tagesschau24 live<br />

ONE<br />

10.35 Lindenstraße 11.05 In allerFreundschaft –<br />

Die jungen Ärzte 11.55 Verrückt nach Meer 12.45<br />

Sturmder Liebe 13.30 Sturm derLiebe 14.20<br />

Weingut Wader–DieErbschaft. TV-Drama, D2018<br />

15.50 In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

16.40 PartyofFive 17.20 Lindenstraße 17.50<br />

Hart aber herzlich 18.40 Sturm derLiebe 19.25<br />

Sturm derLiebe 20.15 DoctorWho 20.55 Doctor<br />

Who 21.45 Hustle–Unehrlichwährt am längsten<br />

22.35 Class 23.20 DoctorWho 0.00 Doctor Who<br />

0.50 Hustle–Unehrlich währtamlängsten 1.40<br />

Class 2.25 Close Up 2.50 SträtersMännerhaushalt<br />

3.35 Hartaberherzlich 4.25 Lindenstraße<br />

4.55 Verrückt nach Meer<br />

ZDF NEO<br />

8.10 Topfgeldjäger 9.05 Lafer! Lichter! Lecker!<br />

9.50 Baresfür Rares 10.45 Bares fürRares<br />

11.35 kaputt und ... zugenäht! 12.20 Die Rettungsflieger<br />

13.50 (für HG)Columbo. Eingründlich<br />

motivierterTod.TV-Kriminalfilm, USA 1973 15.00<br />

Heldt 15.45 Die Rettungsflieger 17.15 (für HG)<br />

Columbo. Ein gründlich motivierter Tod. TV-Kriminalfilm,<br />

USA 1973 18.30 Bares fürRares 19.20<br />

Bares für Rares 20.15 (für HG) KommissarinHeller.<br />

Querschläger. TV-Kriminalfilm,D2014 21.45<br />

(fürHG) Nachtschicht. Wirsindallekeine Engel.<br />

TV-Kriminalfilm, D2015 23.15 Lobbyistin 0.15 The<br />

KillerInside 1.40 Mo Hayders –Die Behandlung.<br />

Thriller,B2014 3.40 TerraX4.25 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

5.30 Mysterien desWeltalls 6.15 Mysterien des<br />

Weltalls 8.30 Poker Brain –ImKopf der Profi-Zocker<br />

9.15 Ermittler! 10.00 Dem Verbrechen auf<br />

der Spur 12.15 Aufgeklärt –Spektakuläre Kriminalfälle<br />

13.00 ZDF-History 13.45 DDR mobil<br />

14.30 Die schwersten Unglücke der DDR 16.30<br />

Mysteriöse Kriminalfälle der DDR 17.15 Die<br />

Macht der Stasi 18.00 Die letzteTruppe und der<br />

Fall der Mauer 18.45 Manganknollen vom Meeresgrund<br />

19.30 Reise durch die Erdgeschichte<br />

21.00 Katastrophen, die Geschichte machten<br />

21.45 Leschs Kosmos 23.15 Mysterien des Weltalls<br />

0.45 (für HG) heute-journal 1.15 Mysterien<br />

des Weltalls<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Mit Werken von Dvorák, Schubert,<br />

R. Strauss, Brahms, ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Beethovens 5. Klavierkonzert.<br />

In seinem letzten Klavierkonzert erreicht<br />

das Zusammenspiel von Solist und Orchester<br />

vollendete Gleichberechtigung.Das Werk ist<br />

ebenso Sinfonie wie Solokonzert., ca. 56 Min.<br />

22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Alte Musik Wer erfand das Orgelkonzert? Hän<br />

del und Bach auf dem Weg zueiner neuen<br />

Gattung., ca. 30 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Draußen im Watt leg ich dich hin” Mit Anna-Katharina<br />

Müller,Adrian Furrer,Urs Stämpfli.<br />

Regie: Dominik Busch, ca. 50 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung NataschaWodin: „Irgendwo in diesem<br />

Dunkel” (12/15), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

5.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Studio 9 Kultur und Politik am Morgen. U.a.<br />

Kalenderblatt:Vor 60 Jahren: Die Zentrale<br />

Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen wird<br />

in Ludwigsburg gegründet, ca. 235 Minuten<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Sprechstunde Lungenhochdruck: Gefahr für<br />

Lunge und Herz. Gast: Prof. Dr.med. Ardeschir<br />

Ghofrani (Oberarzt mit Schwerpunkt Pneumologie,<br />

Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinik<br />

Gießen). Mit Martin Winkelheide,<br />

ca. 80 Minuten<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzüge durch das klassische<br />

Musikleben der Hauptstadt, ca. 56 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin „Polizei sah ich nicht, nur viele<br />

SA-Leute”.Erinnerung an die Pogromnacht<br />

vom 9.November 1938., ca. 26 Minuten<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Märkische Wandlungen 28. Filmfestival Cottbus<br />

–Eröffnungsabend. Mit Danuta Görnandt,<br />

Peter Claus, ca. 56 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Simone Kopmajer., ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente India meets the World.<br />

Mit Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Radio Bigband Lettland &Randy Brecker.Mit<br />

Karsten Mützelfeldt, ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Julie Creffield ist zu fett, um zu rennen.<br />

Dasist jedenfalls,was der Arzt<br />

der 40-jährigen Londonerin in recht<br />

unverblümter Artvor sechs Jahren<br />

ins Gesicht sagte.Dakannte er Creffield<br />

schlecht. DieMutter eines Kindes<br />

begann zu laufen und hält seitdem<br />

irgendwie nicht mehr an: „Ich<br />

bin vielleicht 30 Halbmarathons,<br />

Ultramarathons und Triathlons gelaufen<br />

–alles,was mich herausfordert“.<br />

So auch am Wochenende,wo<br />

die immer noch recht kräftige Creffield<br />

am NewYorker Marathon<br />

mitlief.<br />

Josh Brolin ist Vater geworden und<br />

gemäß des Anlasses im Zustand<br />

fröhlicher Hysterie.„Mama Kathryn<br />

war während dieses Wunders einer<br />

Geburtherausragend, und Bean ist<br />

ein makelloses Prachtstück durch<br />

und durch“, vermeldete Brolin (50)<br />

pflichtschuldig im digitalen Geburtenanzeiger<br />

Instagram. Mutter ist<br />

das Model Kathryn Boyd und der<br />

Nachwuchs trägt den gewöhnungsbedürftigen<br />

Namen Westlyn Reign,<br />

vonden ElternkurzBean, also<br />

Bohne genannt.<br />

Axl Rose ist schlecht zu sprechen<br />

auf den amerikanischen Präsidenten<br />

Donald Trump.Dieser hatte,<br />

wie es so seine Artist, ohne zu fragen<br />

Musik vonGuns n’Roses während<br />

seines Wahlkampfes gespielt.<br />

Es gebe jemanden im Weißen Haus,<br />

der wenig Achtung vorder Wahrheit,<br />

Moraloder Empathie habe,<br />

twitterte Rose entzürnt, um<br />

dann nachzulegen: Es sei<br />

schon eine ArtIronie,<br />

dass Trump-Unterstützerder<br />

„Anti-Trump-Musik“<br />

zuhörten, so der 56-<br />

Jährige.Rose hatte<br />

dazu<br />

aufgerufen,<br />

bei<br />

den Zwischenwahlen<br />

an diesem Dienstag<br />

für die oppositionellen<br />

Demokraten zu<br />

stimmen. (mpw./mit<br />

dpa)<br />

Wermag den Präsidenten<br />

nicht und will nicht, dass der<br />

seine Musik spielt. IMAGO<br />

TIERE<br />

Erich kennt keine falsche Zurückhaltung<br />

und beißt zu. DPA/W. GRUBITZSCH<br />

Alarm: In dem sächsischen, nahe bei<br />

Leipzig gelegenen DorfKaditzsch<br />

geht es seit neuestem hoch her.Denn<br />

hier führen jetzt Erich und Margot ihr<br />

harsches Regime.Neulich zum Beispiel,<br />

auf dem Dorfplatz: Da nahmen<br />

sich die beiden Gänse laut schimpfend<br />

und auch zwickend einen harmlosen<br />

Passanten vor, der mit seiner<br />

Schubkarrevollkommen arglos vorbeigerollt<br />

kam. Kein Zufall: Margot<br />

und Erich werden vonihrem Besitzer<br />

HenryVogel in aller Öffentlichkeit<br />

ausgeführt–ohne Leine! Und: Die<br />

beiden mittlerweile achtmonatigen<br />

Gänse haben die entscheidende Prägephase,nämlich<br />

die ersten 16 Lebensstunden,<br />

gemeinsam mitVogel<br />

auf einer MatratzeimStall verbracht.<br />

Jetzt ist er ein Familienmitglied, das<br />

gegen jeden verteidigt wird, der ihm<br />

zu nahe kommt. (schl.)<br />

Die Brooklyn-Bridge wurdet gesperrt für die Kolonne, die „El Chapo“ zum Gericht fährt(rechts).<br />

Im Ausnahmezustand<br />

In New York hatder Prozess gegen den Drogenboss „El Chapo“ begonnen –die ganze Stadt leidet darunter<br />

VonSebastian Moll, New York<br />

Bei Gerichtsanhörungen<br />

wandertJoaquín Guzmáns<br />

(61) erster Blick immer direkt<br />

zu seiner Frau, sofern<br />

sie denn im Saal sitzt. Auch mit Beginn<br />

seines Strafprozesses kann der<br />

mexikanische Drogenboss, besser<br />

bekannt unter seinem Spitznamen<br />

„El Chapo“, wieder nach<br />

Emma Coronel und den gemeinsamen<br />

Zwillingstöchtern Ausschau<br />

halten. Erstmal müssen allerdings<br />

–unter höchsten Sicherheitsauflagen<br />

–zwölf Geschworene<br />

gefunden werden, die über den<br />

Mann urteilen sollen, der lange als<br />

einer der meistgesuchten Verbrecher<br />

der Welt galt.<br />

Nach rund zwei Jahren im Hochsicherheitsgefängnis<br />

in Manhattan<br />

–das härter sein soll als das Lager<br />

Guantánamo auf Kuba – begann<br />

am Montag für den nur 164 Zentimeter<br />

großen El Chapo („der<br />

Kurze“) der Prozess mit der Auswahl<br />

der zwölf Geschworenen, die<br />

aus Sicherheitsgründen anonym<br />

über Guzmáns Schicksal entscheiden<br />

sollen. Zu groß sei die von ElChapo<br />

ausgehende Gewalt, nachdem er<br />

mutmaßlich Hunderte Menschen ermorden,<br />

angreifen und entführen<br />

ließ, meint Richter Brian Cogan. Der<br />

Auswahlvorgang könnte sich über<br />

mehrereTage hinziehen.<br />

Ganz New York leidet unter dem<br />

Prozess. Die Brooklyn Bridge ist eine<br />

der HauptverkehrsaderninNewYork,<br />

täglich fahren mehr als 120000 Autos<br />

über die Brücke, die den bevölkerungsreichsten<br />

Stadtteil Brooklyn mit<br />

1<br />

Milliarde Dollar soll Joaquín<br />

„El Chapo“ Guzmáns Vermögenlaut<br />

Forbes im Jahre<br />

2012 betragen haben.<br />

SCHWERREICHER SCHWERVERBRECHER<br />

dem Geschäftszentrum in Manhattan<br />

verbindet. Umso ungehaltener<br />

waren die NewYorker, als Ende September<br />

zur Hauptverkehrszeit die<br />

Brücke komplett gesperrt wurde.<br />

Grund für die Sperrung war der<br />

Hochsicherheits-Transport<br />

des gefürchteten Drogenkartell-Bosses<br />

El Chapo<br />

von seinem Gefängnis im<br />

südlichen Manhattan zum<br />

Gericht des EasternDistrict<br />

von New York. Eswar nur<br />

eine Anhörung, zu der Joaquim<br />

Guzmán nach Brooklyn<br />

musste, doch wenn<br />

seine Gerichtsverhandlung<br />

nun beginnt, müssen die<br />

NewYorker mit täglichem Chaos auf<br />

der Brooklyn Bridge rechnen.<br />

DasVerkehrsärgernis könnte Monate<br />

lang andauern, das an Sensationsprozesse<br />

eigentlich gewohnte<br />

NewYorkerwartet eines der längsten<br />

und spektakulärsten Verfahren der<br />

vergangenen Jahrzehnte.ElChapo ist<br />

ein Public Enemy, ein Feind des Staa-<br />

200<br />

Tonnen Kokain soll der<br />

Drogenboss allein in die<br />

Vereinigten Staaten<br />

geschmuggelt haben.<br />

Joaquín „El<br />

Chapo“ Guzmán<br />

33<br />

Morde werden El Chapo im<br />

NewYorker Prozess zur Last<br />

gelegt, begangen hat er sehr<br />

viel mehr.<br />

AFP<br />

tes erster Güte,und die Anklage wird<br />

versuchen, wie es die NewYorkTimes<br />

beschrieb, die „epische Geschichte“<br />

nicht nur des Aufstiegs vonElChapo<br />

zum wichtigsten und größten Drogenboss<br />

der Welt zu erzählen, sondern<br />

gleichzeitig den Juroren<br />

eine Lehrstunde über<br />

die Verflechtungen und die<br />

Geschichte des weltweiten<br />

Drogenhandels zu erteilen.<br />

Für die USA steht viel<br />

auf den Spiel. Seit in den<br />

70er-Jahren Präsident Nixon<br />

der „Drogenseuche“<br />

den Krieg erklärt hat, hat<br />

das Land nach Schätzungen<br />

der Forschungsgruppe<br />

Drug Policy Alliance mehr als eine Billion<br />

Dollar für den Kampfgegen Drogen<br />

ausgegeben. Donald Trump hat<br />

gelobt, diesen Kampf auszuweiten,<br />

obwohl immer lautereStimmen kritisieren,<br />

dass der Kampfnicht nur den<br />

Drogenkonsum und die damit verbundene<br />

Kriminalität nicht zurück<br />

gedrängt hat, sonderndassdie Politik<br />

der Kriminalisierung mit den Folgen<br />

der Masseninhaftierung und der Militarisierung<br />

der Polizei massiven gesellschaftlichen<br />

Schaden anrichtet.<br />

Mit der mutmaßlichen Verurteilung<br />

vonElChapo kann die amerikanische<br />

Anti-Drogenpolitik nun zumindest<br />

einen sichtbaren Triumph<br />

verbuchen. Am Drogenproblem wird<br />

sie freilich nichts ändern. Die Drogenimporte<br />

sind seit El Chapos Verhaftung<br />

nicht zurückgegangen, die<br />

Strukturen des Sinaloa-Kartells sind<br />

weiterhin intakt. Zudem hat sich das<br />

amerikanische Drogenproblem von<br />

Kokain aus Südamerika auf synthetische<br />

Opiate aus der Pharmaindustrie<br />

verlagert.<br />

Dennoch wird die Anklage, wie<br />

aus einem Memo hervorgeht, beim<br />

Prozess hervorheben, welche verheerenden<br />

Folgen das Drogenproblem<br />

für amerikanische Städte wie New<br />

York, Miami und Chicago hat und<br />

hatte. Der Versuch der Regierung, El<br />

Chapo als Sündenbock für Amerikas<br />

soziale Schwierigkeiten hinzustellen,<br />

ist eindeutig.<br />

Daran, dass es zu einer Verurteilung<br />

zu lebenslanger Haft kommt, besteht<br />

indes kaum ein Zweifel. Die<br />

Staatsanwaltschaft wird Tausende<br />

von Seiten an Dokumenten vorbringen,<br />

in denen Chapo Mord oder Beteiligung<br />

am Mord in vermutlich<br />

Hunderten von Fällen nachgewiesen<br />

wird.<br />

Millionen für den Nachlass des Mondfahrers<br />

Sebastian Moll<br />

steht dank El Chapo ebenfalls<br />

in NewYork im Stau.<br />

Neil Armstrong hortete zeit seines Lebens alle möglichen Dinge. 2000 von ihnen kamen nun unter den Hammer<br />

Neil Armstrongs<br />

Pilotenhelm<br />

AP/HERITAGE AUCTIONS<br />

Handgeschriebene Notizen, Anstecknadeln<br />

und eine Fahne,<br />

die mit ins All geflogen war –insgesamt<br />

2000 private Erinnerungsstücke<br />

von Neil Armstrong, dem ersten<br />

Mann auf dem Mond, wurden am<br />

Wochenende bei einer Auktion versteigert.<br />

Raumfahrt-Liebhaber gaben<br />

zusammen gut 6,5 Millionen<br />

Euro (7,45 Millionen Dollar) für die<br />

Memorabilien aus, wie das Auktionshaus<br />

Heritage Auctians in Dallas<br />

(US-Bundesstaat Texas) auf seiner<br />

Webseite mitteilte.Den höchsten Erlös<br />

mit fast 470 000 Dollar erzielte dabei<br />

eine Identifikationsplakette, die<br />

Armstrong (1930-2012) in der Mondlandefähre<br />

„Eagle“ bei<br />

sich hatte.<br />

Armstrong war seinerzeit<br />

Kommandant der<br />

Raumfähre Apollo 11.<br />

Mitihm flogen die Astronauten<br />

Buzz Aldrin und<br />

Michael Collins zum<br />

Mond. Armstrong steuerte<br />

am 20. Juli 1969 die<br />

Landefähre „Eagle“ und<br />

meldete sich mit den<br />

mittlerweile geflügeltenWorten„The<br />

Eagle has landed“ bei der Bodenstation<br />

auf der Erde.<br />

Noch berühmter sind seine<br />

Worte, die er sprach, als er dann einige<br />

Stunden später, am<br />

21. Juli 1969 (MEZ), als<br />

erster Mensch den Mond<br />

betrat: „Das ist ein kleiner<br />

Schritt für den Menschen<br />

…ein …riesiger<br />

Sprung für die Menschheit.“<br />

Armstrong pflegte<br />

zeitlebens seine Sammelleidenschaft<br />

und<br />

hob alles auf. Unter den<br />

mehr als 2000 Stücken, die seine<br />

Söhne versteigern ließen, war auch<br />

ein Raumanzug, den Armstrong<br />

1966 an Bord der Weltraummission<br />

Gemini 8getragen hatte. Erbrachte<br />

AFP/IMOTHY A. CLARY<br />

der Familie immerhin fast 110 000<br />

Dollar.<br />

„Es gibt Stücke, die einen zum<br />

Denken bringen, Stücke, die einen<br />

zum Lachen bringen, und Stücke,<br />

die einen dazu bringen, sich vor<br />

Staunen am Kopf zu kratzen“, sagte<br />

Armstrongs Sohn Mark vor der Versteigerung.<br />

Die Familie hatte bereits zuvor<br />

historische Objekte des Vaters dem<br />

Raumfahrtmuseum (National Air<br />

and Space Museum) in Washington<br />

überlassen. Zwei weitere Auktionen<br />

mit restlichen Stücken aus dem<br />

Nachlass sind für das kommende<br />

Jahr geplant. (dpa)<br />

Sneaker,<br />

Jeans und<br />

Knitterleder<br />

Stilkritik: Heiko Maas zieht<br />

den Anzug aus -warum nur?<br />

VonMarcus Weingärtner<br />

Heiko Maas gilt als Politiker neuer<br />

Prägung, der Außenminister<br />

macht auf dem internationalen Parkett<br />

zumeist eine gute Figur, ist alert<br />

und –für einen deutschen Politiker<br />

seit Gerhard Schröder eher ungewöhnlich<br />

– immer bemerkenswert<br />

gut angezogen. Maas’ Anzüge sitzen,<br />

seine Krawatten zeugen von Stilbewusstsein.<br />

Und wer einmal Gerhard<br />

Schröder in einer Badehose gesehen<br />

hat, der weiß, wie wichtig ein gut geschnittener<br />

Anzug für die Außenwahrnehmung<br />

sein kann.<br />

Waswar passiert? Der Außenminister<br />

kam zur Präsidiumssitzung der<br />

SPD in die Parteizentrale der Partei im<br />

Willy-Brandt-Haus.Der Termin hatte<br />

Maas offenbar daheim auf dem Sofa<br />

überrascht. Der Fahrer wartete wohl<br />

schon, da wirft man halt so über,was<br />

an derGarderobe hängt. Im Falle des<br />

Außenministers waren das eine Lederjacke,<br />

ein sogenannter Herrenschal<br />

und ein paar Sneaker zu einer<br />

dunklen Jeans. Kann man machen.<br />

Danach vielleicht noch ein Abstecher zu<br />

Curry 36? Weit ist’snicht. DPA/GREGOR FISCHER<br />

Bei Heiko Maas ergeben sich nur<br />

zwei Probleme. Erstens ist der Mann<br />

der Außenminister dieses Landes,<br />

man möchte ihn aus den einen oder<br />

anderen Gründen nicht in seiner Privatkleidung<br />

sehen. Auch Guido Westerwelle<br />

ließ sich in legerer Kleidung<br />

ablichten, doch diese bestand zumeist<br />

aus der zwar biederen, aber<br />

durchaus seriös daherkommenden<br />

Kombination Chino,Hemdund Pullover.<br />

Womit wir beim zweiten Problem<br />

wären: Maas’ Lederjacke sieht<br />

billig aus, nach Massenproduktion<br />

vom schwedischen Oberbekleidungsdiscounter,dessenzuglänzendes<br />

Leder,gar Kunstleder knittrig am<br />

Arm hängt und dort auch noch eine<br />

Idee zu lang ist. Das Schälchen des<br />

Außenministers dient offenbar der<br />

reinen Zierde, vor rund zehn Jahren<br />

war diese Art von Tuch en vogue,<br />

warum, das weiß heute kein Mensch<br />

mehr. Als ob das nicht schlimm genug<br />

wäre, trägt Maas dazu ein paar<br />

Hightop-Sneaker, die ihm inder Gesamterscheinung<br />

etwas von einem<br />

sympathischen Känguru verleihen.<br />

Dasist ganz süß.Wenn man 15 ist.<br />

Alldas kann manabtun und für irrelevant<br />

erklären, Maas ist eben nicht<br />

mehr jene Art Politiker, der in Zeiten<br />

nach dem Krieg und später im Kalten<br />

Krieg den Anzug wie eine Rüstung<br />

trug. Bei manchen Politikern dieser<br />

Zeiten hatte man das Gefühl, sie würden<br />

darin schlafen, so wenig konnte<br />

man sich Edmund Stoiber, Helmut<br />

Kohl oder Helmut Schmidt in sogenannter<br />

Leisure Wear, Freizeitkleidung,<br />

vorstellen. Aber will man das<br />

denn überhaupt? Eines muss man<br />

Maas allerdings lassen –sograuenhaft<br />

bekleidet wie sein Kollege von<br />

der CSU, Alexander Dobrindt, ist der<br />

Außenminister nicht einmal am<br />

Sonntagabend. Nicht mal in schwarzemKnitterleder.


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