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Berliner Zeitung 06.11.2018

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 259 · D ienstag, 6. November 2018<br />

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Tagesthema<br />

Zwischenwahl in den USA<br />

Eine Welle baut sich langsam auf. Sie<br />

kann eine beeindruckende Höhe<br />

und Kraft entfalten. Manchmal<br />

aber bricht sie, bevor sie das Ufer<br />

erreicht.<br />

Einen solchen Moment haben die US-Demokraten<br />

Anfang Oktober erlebt. Bis dahin<br />

war die Euphorie der Opposition über die<br />

bevorstehende „blaue Welle“ bei den Kongresswahlen<br />

an diesem Dienstag groß. Blau<br />

ist die Farbe der Demokraten. In New York<br />

war Alexandria Ocasio-Cortez, eine 29-jährige<br />

Parteilinke mit puertoricanischen Wurzeln,<br />

über Nacht zur Hoffnungsträgerin für<br />

die politische Wende im Repräsentantenhaus<br />

geworden. Und imstockkonservativen<br />

Texas feierten die Medien den demokratischen<br />

Senatskandidaten Beto O’Rourke<br />

schon als „neuen Kennedy“. Kaum jemand<br />

zweifelte, dass Präsident Donald Trump<br />

nach all seinen Lügen und Unverschämtheiten<br />

am Wahltag eine gewaltige Klatsche bekommen<br />

würde.<br />

Doch dann drückte Trump seinen umstrittenen<br />

Kandidaten für den obersten Gerichtshof,<br />

Brett Kavanaugh, trotz aller Missbrauchsvorwürfe<br />

durch –und die Zustimmungswerte<br />

der Demokraten stiegen nicht.<br />

Im Gegenteil: Die wilde Attacke des erzkonservativen<br />

Abtreibungsgegners gegen die<br />

MeToo-Bewegung elektrisierte die Trump-<br />

Basis.Hinzu kamen die gutenWirtschaftsdaten.<br />

Die Umfragekurve der Republikaner<br />

ging nach oben. Plötzlich erinnerten sich<br />

viele Demokraten an das Debakel von 2016,<br />

als die Favoritin Hillary Clinton gegen alle<br />

Prognosen den Einzug ins Weiße Haus verpasste.<br />

Seither sind die Auguren vorsichtig<br />

geworden.<br />

Erste Ergebnisse am frühen Mittwoch<br />

Kurz vor Öffnung der Wahllokale zeigt sich<br />

ein differenziertes Bild. Zur Mitte der präsidialen<br />

Amtszeit stehen das gesamte Repräsentantenhaus<br />

mit 435 Abgeordneten, ein<br />

Drittel des 100-köpfigen Senats sowie drei<br />

Dutzend Gouverneure zur Wahl. Bislang<br />

werden beide Kammerndes Kongresses von<br />

den Republikanern beherrscht. Um die<br />

Mehrheit im Senat zu gewinnen, bräuchten<br />

die Demokraten rein rechnerisch nur zwei<br />

Sitze hinzugewinnen. Im Repräsentantenhaus<br />

müssen sie 23 derzeit republikanische<br />

Mandate erobern. Doch dieWahrscheinlichkeit<br />

ist genau anders herum, als es die nackten<br />

Zahlen vermuten lassen: Alles spricht dafür,dass<br />

der Senat in republikanischer Hand<br />

bleibt. Im Repräsentantenhaus hingegen haben<br />

die Demokraten gute Chancen auf die<br />

Mehrheit.<br />

Wegen der sechsjährigen Amtszeit werden<br />

im Senat nämlich nur 35 Sitze neubesetzt.<br />

Diese Mandate befinden sich derzeit<br />

überwiegend in demokratischer Hand und<br />

müssen in tendenziell konservativen Staaten<br />

wie Nord-Dakota, Indiana oder Ohio gegen<br />

erstarkte Republikaner verteidigt werden.<br />

Deshalb könnte am Ende die republikanische<br />

Mehrheit im Senat sogar wachsen.<br />

Ganz anders sieht es im Repräsentantenhaus<br />

aus: Dortbeziffertder renommierteWahlforscher<br />

Nate Silver die Chance auf einen<br />

Machtwechsel in seiner aktuellen Prognose<br />

auf 85 Prozent. Im Durchschnitt rechnen die<br />

Demoskopen mit einem Zugewinn vonetwa<br />

35 Sitzen für die Demokraten. Allerdings sind<br />

die gemessenen Mehrheiten in den meisten<br />

51 Republikaner<br />

i<br />

235<br />

i<br />

zwei Senatoren pro Bundesstaat<br />

Anzahl entsprechend<br />

Einwohner des Bundesstaates<br />

Sitzverteilung<br />

SENAT<br />

insgesamt 100 Sitze<br />

35 werden neu gewählt<br />

9Republikaner und 26 Demokraten<br />

REPRÄSENTANTENHAUS<br />

wird vollständig neu gewählt<br />

435 Sitze<br />

zurzeit 7vakant<br />

GOUVERNEURE: 36 von 50 werden neu gewählt<br />

49 Demokraten<br />

Der US-Präsident nennt die „Midterms“ eine Schicksalswahl.<br />

Die Demokraten könnten die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern.<br />

Dem Land und den Beobachtern steht ein Nervenkrimi bevor.<br />

Warten auf die Welle<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

16 9 1 Unabhängiger 33<br />

26<br />

193<br />

BLZ/REEG; QUELLE: DPA<br />

umkämpften Bezirken knapp und liegen innerhalb<br />

der statistischen Fehlergrenze.<br />

Es wird also eine äußerst spannende<br />

Wahlnacht mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen<br />

erst am frühen deutschen Mittwochmorgen.<br />

Wegen der Briefwahlmöglichkeit<br />

und regionaler Besonderheiten kann es<br />

im schlimmsten Fall sogar noch Tage dauern,<br />

bis das Ergebnis feststeht.<br />

Alles hängt nun vonder Mobilisierung ab.<br />

Traditionell geben bei den Zwischenwahlen<br />

gerade einmal 40 Prozent der Amerikaner<br />

ihre Stimme ab. Mit seinen permanenten<br />

Tweets,einer Dauerbeschallung auf Kundgebungen<br />

und seinen hasserfüllten Attacken<br />

gegen Einwanderer versucht Trump, die Basis<br />

aufzuheizen. Dabei wird seine Rhetorik<br />

immer apokalyptischer: Die Demokraten<br />

nennt er inzwischen „Verbrecher“, den<br />

Flüchtlingstreck an der mexikanischen<br />

Grenzeeine „Invasion“ und die Einwanderer<br />

„den schlimmsten Abschaum“. Entscheidend<br />

wird sein, ob es den Demokraten gelingt,<br />

ihre eigenen Anhänger und unentschiedene<br />

Wähler in stärkerem Umfang zu<br />

aktivieren. Dabei setzt die Partei vor allem<br />

auf die Frauen in den Vorstädten, bei denen<br />

der Präsident wegen seiner sexistischen Rhetorik,<br />

seiner Schweigegeldzahlungen an Ex-<br />

Geliebte und der Parteinahme für Richter<br />

Kavanaugh überwiegend unbeliebt ist.<br />

Trump steht auf keinem Wahlzettel<br />

Erste Zahlen deuten auf eine ungewöhnlich<br />

hohe Zahl von Briefwählern hin. Zwar steht<br />

Donald Trump nirgendwo auf dem Wahlzettel.<br />

Aber natürlich geht es bei den „Midterms“<br />

um seine Politik. Wechselt die Mehrheit<br />

im Repräsentantenhaus, würde das für<br />

ihn das Ende seiner Gesetzgebungsprojekte<br />

bedeuten. Zentrale politische Vorhaben wie<br />

die Zerstörung der Krankenversicherung, die<br />

Finanzierung der Mauer zu Mexiko oder eine<br />

weitere Steuersenkung könnten vom Parlament<br />

blockiertwerden.Weil die Demokraten<br />

die Kontrolle über alle Ausschüsse erhielten,<br />

dürfte es auch für Trump persönlich unangenehm<br />

werden. Mit Sicherheit würden die<br />

Russland-Kontakte, seine Einschüchterungsversuche<br />

gegenüber der Justiz sowie<br />

seine Schweigegeldzahlungen untersucht<br />

und seine brisanten Steuerunterlagen angefordertwerden.<br />

Auch ein Impeachment-Verfahren<br />

könnte das Repräsentantenhaus einleiten.<br />

Zur eigentlichen Amtsenthebung bedarf<br />

esdann freilich einer Zweidrittelmehrheit<br />

im Senat.<br />

Trump selbst stilisiertdie Abstimmung zu<br />

einer Schicksalswahl herauf: „Alles, was wir<br />

bislang erreicht haben –und das ist monumental<br />

–, steht bei dieserWahl auf dem Spiel.<br />

Das ist eine der wichtigsten Wahlen unseres<br />

Lebens“, haut er bei seinen Kundgebungen<br />

gewaltig auf den Putz. Falls die Sache schief<br />

geht, hat er aber schon einen Schuldigen<br />

ausgemacht: Paul Ryan, den Mehrheitsführer<br />

der Republikaner im Repräsentantenhaus.<br />

Erhatte es gewagt, dem Präsidenten<br />

bei der von ihm angekündigten Änderung<br />

des Staatsbürgerschaftsrechts zu widersprechen,<br />

was ihm eine deftige verbale Abreibung<br />

Trumps einbrachte. Für sich selber<br />

baut der Präsident schon vor:„Meine Hauptaufmerksamkeit<br />

hat immer dem Senat gegolten,<br />

und da läuft es wirklich gut“, sagte er<br />

am Wochenende bei einer Kundgebung in<br />

Tennessee.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute erreichen die Höchstwerte15bis 17 Grad. Dazu ist der Himmel<br />

wechselnd bewölkt. Vielerortskommt auch die Sonne heraus. Der Wind<br />

weht nur schwach aus südöstlichen Richtungen. In der Nacht gibt eszeitweise<br />

klaren Himmel, ab und zu aber auch Wolken, und es werden bis<br />

7Grad gemessen.<br />

Biowetter: In der aktuellen Luftmasse<br />

fühlen sich viele Menschen<br />

unwohl. Der gesunde Tiefschlaf verläuft<br />

gestört. Kreislauf und Blutdruck<br />

sind mitunter Schwankungen 7°/15°<br />

Wittenberge<br />

unterworfen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 23 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 41 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 57 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 66%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 15Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

7°/17° 8°/15°<br />

Luckenwalde<br />

7°/17°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

wolkig wolkig wolkig<br />

8°/15° 8°/13° 6°/13°<br />

Prenzlau<br />

8°/15°<br />

Cottbus<br />

8°/17°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

9°/17°<br />

Aus dem Sturmtief Yaprak südwestlich von Island und Hoch Zouhir über Osteuropa<br />

ergeben sich bei uns südliche Winde, mit denen vor allem in höheren Luftschichten<br />

sehr warme Luft herantransportiert wird. Ihr steht kühlere und<br />

feuchtere Luft in Bodennähe gegenüber, sodass sich gebietsweise zäher Hochnebel<br />

bildet. Zwischen der Biskaya und Nordwestitalien besteht Unwettergefahr.<br />

Sylt<br />

7°/10°<br />

Hannover<br />

7°/16°<br />

Köln<br />

7°/17°<br />

Saarbrücken<br />

8°/16°<br />

Konstanz<br />

9°/18°<br />

Hamburg<br />

6°/16°<br />

Erfurt<br />

7°/15°<br />

Frankfurt/Main<br />

6°/16°<br />

Stuttgart<br />

8°/17°<br />

Rostock<br />

6°/13°<br />

Magdeburg<br />

7°/17°<br />

Nürnberg<br />

7°/16°<br />

München<br />

6°/19°<br />

Rügen<br />

7°/11°<br />

Dresden<br />

11°/16°<br />

Deutschland: Heute scheint immer<br />

wieder die Sonne, doch teilweise ziehen<br />

Wolken vorüber. Die Höchstwerte<br />

betragen 10 bis 19 Grad, die<br />

Tiefsttemperaturen 10 bis 6Grad.<br />

Der Wind weht nur schwach aus Südost.<br />

Morgen wird die Sonne gelegentlich<br />

von Wolken verdeckt. Dabei<br />

stehen 10 bis 17Grad inAussicht,<br />

und der Wind weht nur schwach aus<br />

südlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 9°-13°<br />

Nordsee: 11°-14°<br />

Mittelmeer: 17°-26°<br />

Ost-Atlantik: 12°-17°<br />

Mondphasen: 07.11. 15.11. 23.11. 30.11.<br />

Sonnenaufgang: 07:11 Uhr Sonnenuntergang: 16:27 Uhr Mondaufgang: 05:12 Uhr Monduntergang: 16:27 Uhr<br />

Lissabon<br />

17°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

12°<br />

Reykjavik<br />

8°<br />

Dublin<br />

13°<br />

London<br />

16°<br />

Paris<br />

18°<br />

Bordeaux<br />

14°<br />

Palma<br />

19°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

20°<br />

Trondheim<br />

7°<br />

Oslo<br />

9°<br />

Stockholm<br />

11°<br />

Kopenhagen<br />

11°<br />

Berlin<br />

15°<br />

Mailand<br />

17°<br />

Tunis<br />

21°<br />

Rom<br />

20°<br />

Warschau<br />

17°<br />

Wien<br />

17° Budapest<br />

17°<br />

Palermo<br />

22°<br />

Kiruna<br />

3°<br />

Oulu<br />

7°<br />

Dubrovnik<br />

20°<br />

Athen<br />

20°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

13°<br />

Kiew<br />

10°<br />

Odessa<br />

13°<br />

Varna<br />

15°<br />

Istanbul<br />

17°<br />

Iraklio<br />

21°<br />

Archangelsk<br />

6°<br />

Moskau<br />

6°<br />

Ankara<br />

18°<br />

Antalya<br />

25°<br />

Acapulco 33° heiter<br />

Bali 36° Gewitter<br />

Bangkok 34° heiter<br />

Barbados 29° Gewitter<br />

Buenos Aires 22° wolkig<br />

Casablanca 17° sonnig<br />

Chicago 11° bewölkt<br />

Dakar 29° heiter<br />

Dubai 32° sonnig<br />

Hongkong 28° heiter<br />

Jerusalem 18° heiter<br />

Johannesburg 24° wolkig<br />

Kairo 26° sonnig<br />

Kapstadt 19° heiter<br />

Los Angeles 22° sonnig<br />

Manila 31° heiter<br />

Miami 30° wolkig<br />

Nairobi 30° heiter<br />

Neu Delhi 27° sonnig<br />

New York 20° Regen<br />

Peking 12° wolkig<br />

Perth 18° Regen<br />

Phuket 33° wolkig<br />

Rio de Janeiro 25° bedeckt<br />

San Francisco 22° sonnig<br />

Santo Domingo 29° heiter<br />

Seychellen 28° heiter<br />

Singapur 32° Gewitter<br />

Sydney 35° bewölkt<br />

Tokio 21° Schauer<br />

Toronto 17° Schauer

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