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„RASSISTEN HABEN<br />
JETZT BACK-UP<br />
VON OBEN“<br />
T-Ser, Rap-Künstler<br />
DER<br />
ALBTRAUM<br />
DER<br />
RASSISTEN<br />
EIN RAPPER, EINE POLITIKERIN, EIN AKTIVIST UND EINE<br />
JOURNALISTIN MACHEN GEMEINSAME SACHE. ZIEL: DEM<br />
AUFKOMMENDEN RASSISMUS IN ÖSTERREICH DIE STIRN BIETEN.<br />
DIE GESICHTER HINTER #NICHTMITUNS.<br />
Text: Aleksandra Tulej, Fotos: Marko Mestrović<br />
All different, all equal. Das ist doch nicht so schwer,<br />
oder? “, fragt Politikerin Faika El-Nagashi, während<br />
sie gemeinsam mit Rap-Künstler T-Ser, Journalistin<br />
Nour Khelifi und Aktivist Rami Ali beim Biber-<br />
Cover-Shooting in der Runde sitzt. Die vier Aktivisten probieren<br />
Teile des Labels „Kids of the Diaspora“ an und werden darin<br />
auf unserer Titelseite abgelichtet. In diesem Fall spricht die<br />
Mode eine politische Sprache. Alle vier haben keinen Bock<br />
mehr, sich vor dem Rassismus in Österreich zu ducken. Und<br />
wie sie das machen? Die neue Generation des Widerstands<br />
versteckt sich nicht mehr. Sie ist da, sie ist laut, sie ist präsent.<br />
Und Widerstand heißt längst nicht mehr, sich bereits dagewesenen<br />
Strukturen oder Parteien anzuschließen. Die Zivilbevölkerung<br />
ergreift Eigeninitiative. Genau wie die Gesichter der<br />
Bewegung #nichtmituns.<br />
„WIR SIND HIER NICHT IN TIMBUKTU“<br />
„Diesen Hashtag #nichtmituns gab es schon länger, wir haben<br />
ihn aber für die Aktion verwendet, um auf Racial Profiling und<br />
rassistische Kontrollen aufmerksam zu machen“, sagt der<br />
österreichische Rap-Künstler T-Ser. Der Salzburger mit nigerianischen<br />
Wurzeln wurde vor einigen Wochen in einem Wiener<br />
Park von Polizisten kontrolliert. Laut Polizei handelte es sich<br />
hierbei um eine reguläre Schwerpunktkontrolle. T-Ser und seine<br />
Label-Kollegen, die ebenfalls bei der Aktion mit dabei waren,<br />
sahen darin einen klaren Fall von Racial Profiling. Sie filmten<br />
den Vorfall und stellten ihn unter dem Hashtag #nichtmituns<br />
ins Netz. Damit lösten sie eine Welle des Widerstands aus:<br />
Immer mehr Menschen schreiben unter diesem Hashtag über<br />
ihre eigenen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung.<br />
Schnell wird klar, dass T-Ser’s Erlebnis kein Einzelfall war.<br />
Laut dem Z<strong>AR</strong>A-Rassismus-Report 2017 wurden vergangenes<br />
Jahr in Österreich 1.162 rassistische Vorfälle dokumentiert.<br />
Im Vergleich dazu zeigt die Z<strong>AR</strong>A-Statistik 2005 insgesamt 406<br />
dokumentierte Vorfälle. Ein Großteil der Fälle im vergangenen<br />
Jahr fand im Internet oder im öffentlichen Raum statt. Das<br />
bedeutet nicht zwingend, dass die Vorfälle mehr werden, sie<br />
werden einfach öfter zur Anzeige gebracht. Rassismus wird<br />
nicht mehr totgeschwiegen. Und dafür war es höchste Zeit.<br />
T-Ser wird, wie er sagt, aufgrund seiner Hautfarbe mit<br />
Rassismus konfrontiert, seitdem er ein Kind ist: „Schon in der<br />
Schule habe ich mir von Lehrern Sachen angehört wie „ob ich<br />
denn aus dem Dschungel komme“, oder dass wir „hier nicht in<br />
Timbuktu sind“, erzählt der junge Salzburger. T-Ser`s Mutter ist<br />
halb Schwedin, halb Österreicherin, sein Vater ist Nigerianer.<br />
„Rassismus hat es hier immer schon gegeben, aber durch die<br />
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