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BIBER 11_18 DA_AR (1)

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„RASSISTEN HABEN<br />

JETZT BACK-UP<br />

VON OBEN“<br />

T-Ser, Rap-Künstler<br />

DER<br />

ALBTRAUM<br />

DER<br />

RASSISTEN<br />

EIN RAPPER, EINE POLITIKERIN, EIN AKTIVIST UND EINE<br />

JOURNALISTIN MACHEN GEMEINSAME SACHE. ZIEL: DEM<br />

AUFKOMMENDEN RASSISMUS IN ÖSTERREICH DIE STIRN BIETEN.<br />

DIE GESICHTER HINTER #NICHTMITUNS.<br />

Text: Aleksandra Tulej, Fotos: Marko Mestrović<br />

All different, all equal. Das ist doch nicht so schwer,<br />

oder? “, fragt Politikerin Faika El-Nagashi, während<br />

sie gemeinsam mit Rap-Künstler T-Ser, Journalistin<br />

Nour Khelifi und Aktivist Rami Ali beim Biber-<br />

Cover-Shooting in der Runde sitzt. Die vier Aktivisten probieren<br />

Teile des Labels „Kids of the Diaspora“ an und werden darin<br />

auf unserer Titelseite abgelichtet. In diesem Fall spricht die<br />

Mode eine politische Sprache. Alle vier haben keinen Bock<br />

mehr, sich vor dem Rassismus in Österreich zu ducken. Und<br />

wie sie das machen? Die neue Generation des Widerstands<br />

versteckt sich nicht mehr. Sie ist da, sie ist laut, sie ist präsent.<br />

Und Widerstand heißt längst nicht mehr, sich bereits dagewesenen<br />

Strukturen oder Parteien anzuschließen. Die Zivilbevölkerung<br />

ergreift Eigeninitiative. Genau wie die Gesichter der<br />

Bewegung #nichtmituns.<br />

„WIR SIND HIER NICHT IN TIMBUKTU“<br />

„Diesen Hashtag #nichtmituns gab es schon länger, wir haben<br />

ihn aber für die Aktion verwendet, um auf Racial Profiling und<br />

rassistische Kontrollen aufmerksam zu machen“, sagt der<br />

österreichische Rap-Künstler T-Ser. Der Salzburger mit nigerianischen<br />

Wurzeln wurde vor einigen Wochen in einem Wiener<br />

Park von Polizisten kontrolliert. Laut Polizei handelte es sich<br />

hierbei um eine reguläre Schwerpunktkontrolle. T-Ser und seine<br />

Label-Kollegen, die ebenfalls bei der Aktion mit dabei waren,<br />

sahen darin einen klaren Fall von Racial Profiling. Sie filmten<br />

den Vorfall und stellten ihn unter dem Hashtag #nichtmituns<br />

ins Netz. Damit lösten sie eine Welle des Widerstands aus:<br />

Immer mehr Menschen schreiben unter diesem Hashtag über<br />

ihre eigenen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung.<br />

Schnell wird klar, dass T-Ser’s Erlebnis kein Einzelfall war.<br />

Laut dem Z<strong>AR</strong>A-Rassismus-Report 2017 wurden vergangenes<br />

Jahr in Österreich 1.162 rassistische Vorfälle dokumentiert.<br />

Im Vergleich dazu zeigt die Z<strong>AR</strong>A-Statistik 2005 insgesamt 406<br />

dokumentierte Vorfälle. Ein Großteil der Fälle im vergangenen<br />

Jahr fand im Internet oder im öffentlichen Raum statt. Das<br />

bedeutet nicht zwingend, dass die Vorfälle mehr werden, sie<br />

werden einfach öfter zur Anzeige gebracht. Rassismus wird<br />

nicht mehr totgeschwiegen. Und dafür war es höchste Zeit.<br />

T-Ser wird, wie er sagt, aufgrund seiner Hautfarbe mit<br />

Rassismus konfrontiert, seitdem er ein Kind ist: „Schon in der<br />

Schule habe ich mir von Lehrern Sachen angehört wie „ob ich<br />

denn aus dem Dschungel komme“, oder dass wir „hier nicht in<br />

Timbuktu sind“, erzählt der junge Salzburger. T-Ser`s Mutter ist<br />

halb Schwedin, halb Österreicherin, sein Vater ist Nigerianer.<br />

„Rassismus hat es hier immer schon gegeben, aber durch die<br />

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