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Ich werde<br />
Anwalt. Oder<br />
Elektriker<br />
Generation AMS?<br />
Fehlanzeige. Von Elektriker<br />
über Kinderarzt bis hin zum<br />
Dönerladenbesitzer - wir<br />
haben mit SchülerInnen<br />
einer vierten Klasse in einer<br />
Wiener Mittelschule über<br />
ihre Zukunftspläne geredet.<br />
Nach der Vierten mache ich ein Jahr HTL<br />
und danach beginne ich eine Ausbildung<br />
zum bautechnischen Zeichner“,<br />
sagt der 14-jährige Amer. Er hat in den<br />
Sommerferien seinem Vater geholfen,<br />
ein Haus in Serbien zu bauen – das hat ihm Spaß<br />
gemacht, deshalb kann er sich vorstellen, einmal etwas<br />
in diese Richtung beruflich zu machen. Sein Klassenkollege<br />
Ali möchte auch eine Lehre im Bauwesen absolvieren.<br />
„Oder ich mache meine eigene Dönerbude auf,<br />
Ali’s Döner“, sagt er zufrieden. Seine berufspraktischen<br />
Tage wollte Ali bei einem Dönermann absolvieren.<br />
„Mein Vater hat mir dann aber doch geraten, dass ich<br />
es lieber bei einem Bauunternehmen machen soll“, sagt<br />
der 13-Jährige. Egal ob Dönerbude oder Bauwesen:<br />
Amer und Ali scheinen genau zu wissen, wie sie zu ihrer<br />
Lehrstelle kommen. Wo sie sich anmelden sollen, wann<br />
und wie. Dabei wird in den Medien über die „Generation<br />
AMS“ und die fehlende Zukunftsperspektive von<br />
Mitschüler/innen geredet – wir haben direkt bei SchülerInnen<br />
der vierten Klasse einer Neuen Mittelschule<br />
in Wien nachgefragt, was sie nach diesem Schuljahr<br />
machen wollen. Das Ergebnis war geradezu überraschend:<br />
Die Dreizehn- bis Vierzehnjährigen haben<br />
oft schon einen ziemlich durchdachten Plan für ihre<br />
Zukunft. Kreative Ideen inklusive. Sie wissen, was sie<br />
wollen und bleiben dabei realistisch. „Ich wollte zuerst<br />
eine Lehre als Konditor machen, weil mein Onkel eine<br />
Konditorei hat und so gute Torten macht. Aber dann<br />
habe ich erfahren, dass es den Lehrberuf Bürokaufmann<br />
gibt – der hat mir gefallen, weil man dort nicht so<br />
viel wie beim Konditor machen muss. Es ist körperlich<br />
auch nicht so anstrengend“, sagt der 13-jährige Teo.<br />
„Ich war mit meiner Klasse beim AMS, wo wir uns ein<br />
Video zum Thema Bürokaufmann-Lehre angesehen<br />
haben. Das fand ich cool und jetzt bin ich mir sicher,<br />
dass ich das machen will“, fügt er hinzu. Fast alle SchülerInnen<br />
aus der Klasse haben Migrationshintergrund,<br />
einige sind erst seit einigen Jahren oder gar Monaten<br />
in Österreich. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen<br />
könnten, einmal im Journalismus zu arbeiten, antworten<br />
sie „Dafür kann ich nicht gut genug Deutsch.“ Aber<br />
dafür spricht so gut wie jedes Kind noch eine andere<br />
Sprache, die 13-jährige Ellinor beherrscht sogar vier<br />
Sprachen fließend. Deutsch inklusive.<br />
„ICH WERDE ANWALT. ODER<br />
ELEKTRIKER.“<br />
Ob Uni eine Option für die jungen Erwachsenen ist?<br />
„Ich wäre gerne einmal Anwalt. Oder Elektriker. Aber<br />
lieber Anwalt. Da macht man was für Menschen“,<br />
sagt Amers Sitznachbar Paul. Dass er dafür zuerst<br />
eine Matura an einer weiterführenden Schule braucht,<br />
ist ihm bewusst. Auch seine Klassenkollegin Berivan<br />
möchte einmal Jus studieren: „Ich will Anwältin werden<br />
und Menschen verteidigen“, sagt die eloquente und<br />
selbstbewusste 14-Jährige. Ein langes Studium stört sie<br />
nicht, ihre beiden älteren Schwestern studieren auch,<br />
eine davon Jus. In Berivans Reihe sitzt Ivana, die Medizin<br />
studieren möchte. Und das mit einem konkreten<br />
Ziel: Sie will einmal Schönheitschirurgin werden. „Ich<br />
liebe die Serie „Keeping Up with the Kardashians“. Sie<br />
hat mich auf die Idee gebracht, dass man damit Geld<br />
verdienen kann, Menschen zu verschönern“, sagt sie.<br />
Sahra ist sich noch nicht sicher, ob sie in die Medizin<br />
gehen möchte. „Ich will entweder Kinderärztin oder<br />
Kindergärtnerin werden. Eines von beiden“, erzählt sie.<br />
Dass sie ihre Kindergärtnerinnenausbildung in einer<br />
BAKIP machen muss, weiß sie.<br />
„NA ZWEITAUSEND EURO!“<br />
Ihre Klassenkameradin Melisa will unbedingt einmal in<br />
einer Parfümerie arbeiten. Dafür wird sie eine Lehre als<br />
Einzelhandelskauffrau machen. „Am liebsten würde ich<br />
bei Marionnaud arbeiten“, erzählt sie. Melisas Cousine<br />
arbeitet in einer bekannten österreichischen Parfümerie<br />
und wird Melisa erklären, was sie alles braucht und wo<br />
sie sich um eine Stelle bewerben soll, wenn sie diesen<br />
Beruf ausüben möchte. Nuradin und Mustafa wollen<br />
Elektrotechniker werden. Auf die Frage, ob sie wissen,<br />
wie viel sie später einmal in ihrem Beruf verdienen<br />
werden, kommt von Nuradin wie aus der Pistole<br />
geschossen „Na zweitausend Euro.“ Die Jungs haben<br />
sich schon genau erkundigt. Ihr Mitschüler Tobias hat<br />
seine berufspraktischen Tage bei einem IT-Techniker<br />
absolviert. Er liebt es, Computer zu reparieren und sieht<br />
seine Zukunft im Bereich der IT. Elli und Lea wollen die<br />
dreijährige Fachausbildung an der Modeschule Wien<br />
machen. Angemeldet sind sie schon. Die Ausbildung<br />
an der Modeschule ist gleichgestellt mit einschlägigen<br />
Lehrabschlüssen.<br />
Auch die restlichen Klassenkollegen von Ali, Tobi, Mert,<br />
Melisa und Co. haben schon Vorstellungen, was sie<br />
nach der vierten Klasse machen wollen. Die meisten<br />
zumindest. Einige schwanken noch zwischen zwei<br />
Berufen oder Ausbildungen oder gehen nach der NMS<br />
ein Jahr aufs Poly und überlegen dann, was sie später<br />
machen werden. „Es ist aber schon ein bisschen blöd,<br />
dass wir uns so früh entscheiden müssen, was wir in<br />
Zukunft machen wollen“, heißt es seitens der Jugendlichen.<br />
Die, die noch keinen Plan haben, sind sich<br />
Intelligentes Bauen<br />
braucht neugierige<br />
Einsteiger.<br />
Bauen ist ein People Business. Der Einsatz und das Können<br />
aller Projektbeteiligten entscheiden hier über den Erfolg. Seit<br />
fast 150 Jahren steht die PORR für Kompetenz, Engagement,<br />
Teamstärke und Vielfalt – und ist laufend auf der Suche nach<br />
neugierigen Einsteigern. lehre.porr.at<br />
jedenfalls bewusst, dass sie nur noch wenige Monate<br />
Zeit haben, um sich zu entscheiden. Aber eines ist<br />
sicher: An Motivation und Eifer fehlt es hier nicht.<br />
„AMS IST NICHTS FÜR MICH“<br />
Aber: Egal, ob die jungen Erwachsenen nach der Mittelschule<br />
weiter in eine Schule gehen, eine Ausbildung<br />
machen oder arbeiten gehen, in einem Punkt ist sich<br />
die ganze Klasse einig: „AMS ist nichts für mich.“ Sie<br />
alle wollen eine Beschäftigung im Leben haben. „Man<br />
glaubt am Anfang, dass es chillig ist, wenn man AMS-<br />
Geld bekommt, weil man immer lange schlafen kann.<br />
Aber nach einer Zeit wird es langweilig, glaube ich“,<br />
sagt Amer. „Außerdem muss man beim AMS immer so<br />
lange warten, das ist nichts für mich“, fügt Paul hinzu.<br />
Die Jungs sagen alle, dass sie so ein Leben nicht wollen.<br />
„Ich glaube, wenn man nichts zu tun hat, wird man<br />
einsam und traurig“, sagt Amer, „und begeht irgendwann<br />
Selbstmord“, schließt Nuradin ab. Für sie alle ist<br />
klar: Sie müssen etwas für ihre Zukunft tun und haben<br />
auch Bock darauf. Egal, ob nun Elektriker, Anwalt,<br />
Kindergärtnerin oder Dönermann: Diese Jugendlichen<br />
haben nicht nur einen Plan, sondern auch Motivation.<br />
Von der Zukunftsperspektive „Von der NMS zum AMS“<br />
sind die Jugendlichen weit entfernt. ●<br />
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