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„Die Leiden des jungen Todors“<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
Proteste<br />
Ich schaue im Internet Bilder von einem<br />
Protest in Frankreich an. Die Menschen<br />
protestieren gegen die hohen Benzinpreise.<br />
Eine Frau meint, dass Poltiker<br />
die ganze Zeit auf Staatskosten herumfliegen, die<br />
Umwelt verschmutzen und nichts dafür zahlen. Sie<br />
meint, dass die hohen Benzinpreise in ihrem Land<br />
ungerecht seien. „Warum fahren Poltiker nicht mit<br />
dem Rad?“, fragt sie. Danach tankt sie ihr Auto voll<br />
und fährt weg. Das Drücken aufs Gaspedal drückt<br />
ihre Unzufriedenheit mit ihrer Lage aus. Auch wenn<br />
das starke Drücken aufs Gaspedal zweimal so viele<br />
schädliche Gase in die Luft wirft.<br />
In Bulgarien wird auch gegen die hohen Benzinpreise<br />
protestiert. Einige Bürger der Donaustadt<br />
Russe protestieren aber auch für eine bessere<br />
Luftqualität. Sie haben mit ihren Autos den Grenzübergang<br />
nach Rumänien blockiert. Das kommt mir<br />
komisch vor. Hunderte von LKWs stecken an der<br />
Grenze fest und verschmutzen die Luft von Russe<br />
weiter.<br />
Ich rede darüber mit einem Freund, dessen<br />
Familie aus politischen Gründen aus dem Iran nach<br />
Österreich geflüchtet ist. „Die Menschen in Europa<br />
sind glücklich“, meint er, „man kann protestieren so<br />
viel man will. Der Protest ist in Europa sowas wie<br />
ein sozialer Auspuff.“ Im Iran werden oft Proteste<br />
von der Regierung organisiert. Die anderen werden<br />
so schnell es geht niedergewälzt. Die gebildete Elite<br />
des Landes sei gegen das Regime, das Presse- und<br />
Gedankenfreiheit unterdrückt, doch die Massen<br />
unterstützen die Machthaber. „Also Sinn machen<br />
die Proteste leider nicht besonders“, sagt er.<br />
Laut dem gleichen Freund ist es in Österreich<br />
genauso. Man kann protestieren so viel man will,<br />
das bringe am Ende auch gar nichts. Die Regierung<br />
habe was vor und wird es durchziehen, egal wie<br />
viel man dagegen protestiert. „Dafür glaubt ihr, ihr<br />
seid frei“, sagt mein Freund und lächelt mich an.<br />
Ich erzähle das anderen Freunden, die jeden Donnerstag<br />
gegen die Regierung und das Kürzen des<br />
Sozialsystems protestieren. Sie sind natürlich nicht<br />
einverstanden. Sie sind sehr eifrige Protestierende.<br />
Im Gegensatz zu denen in Frankreich und in Russe<br />
gehen sie zu den Protesten nicht mit ihren Autos,<br />
sondern zu Fuß. Sie fühlen sich lebendig, nützlich<br />
und wichtig.<br />
Was ist jetzt das Gemeinsame an diesen<br />
Geschichten? Der Iran wird wieder wirtschaftlich<br />
sanktioniert. Das Regime wird dagegen protestieren.<br />
Das Benzin wird teurer und die Menschen in<br />
Frankreich und in Bulgarien werden weiter protestieren.<br />
Meine Freunde werden auch weiter gegen<br />
die österreichische Regierung protestieren. Gibt<br />
es doch einen Sinn, frage ich meinen persischen<br />
Freund. Er antwortet mit einem Zitat von Omar<br />
Khayyam:<br />
Von allen, die auf Erden ich gekannt,<br />
Ich nur zwei Arten Menschen glücklich fand:<br />
Den, der der Welt Geheimnis tief erforscht,<br />
Und den, der nicht ein Wort davon verstand. ●<br />
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