Berliner Kurier 02.01.2019
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10 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 2. Januar 2019*<br />
Baustellenplan 2019 Berlin<br />
DasStraßen- und Schienennetz wird 2019<br />
gleichzeitig repariert, saniertoderneu gebaut<br />
Berlin – 2019 wird das Jahr<br />
der Staus, Umwege, vollen<br />
Züge und unterbrochenen<br />
Bahnlinien. Das Straßen- und<br />
Schienennetz in Berlin wird<br />
2019 gleichzeitig repariert,<br />
saniert oder neu gebaut. Bei<br />
so schlechter Planung schlägt<br />
der ADAC die Hände überm<br />
Kopf zusammen.<br />
Es entsteht „der Eindruck, dass<br />
Baustellen genehmigt werden,<br />
ohne den Verkehrsablauf halbwegs<br />
akzeptabel aufrechterhalten<br />
zu können“, fasst der ADAC<br />
den kommenden Ärger zusammen.<br />
Zusätzliche Staus entstünden<br />
durch schlechte oder<br />
kaum vorhandene Umfahrungsmöglichkeiten.<br />
„Es fehlt<br />
hier ganz klar an einer zentralen<br />
Koordinierungs- und Genehmigungsstelle.“<br />
Ein Beispiel<br />
dafür sind die vielen Baustellen<br />
im Nordosten. Dort gibt<br />
es weiter starke Behinderungen<br />
durch die Großbaustellen A10<br />
Nord und am Pankow-Zubringer<br />
der A114. Gleichzeitig wird<br />
an der Bundesstraße 2bei Malchow<br />
und der B109 an der Schönerlinder<br />
Straße gebaut. Die<br />
übrigen Strecken dürften den<br />
Berufspendlerverkehr kaum<br />
aufnehmen können.<br />
Der Umstieg vom Auto auf<br />
den Nahverkehr sei auch nicht<br />
unbedingt empfehlenswert,<br />
denn „auch hier sind die Zustände<br />
gleichermaßen dramatisch“.<br />
„Schon jetzt platzen die<br />
Bahnen vor allem im Berufsverkehr<br />
aus allen Nähten“, teilt der<br />
ADAC weiter mit. Wagenmangel<br />
und Personalprobleme verschärfen<br />
die Situation.<br />
Zu Jahresbeginn sind bei der<br />
U-Bahn im Westen Teilstrecken<br />
unterbrochen. Grund ist<br />
die Erneuerung von Weichen<br />
am Wittenbergplatz. Sieben<br />
Wochen lang, vom 4. Januar bis<br />
24. Februar, fährt die Linie U2<br />
nicht zwischen Bahnhof Zoologischer<br />
Garten und Gleisdreieck.<br />
Die U3 ist von Spichernstraße<br />
bis Warschauer Straße<br />
außer Betrieb. Ab Ende Februar<br />
sind Sanierungsarbeiten auf<br />
Teilen der U1 und U3 geplant.<br />
Auch bei der Bahn gibt’s –oh<br />
Wunder –Probleme. So wird<br />
der Nord-Süd-Tunnel der S-<br />
Bahn zwischen Gesundbrunnen<br />
und Yorckstraße im Januar<br />
zweimal für jeweils vier Tage<br />
gesperrt. Im April und Mai 2019<br />
unterbrechen Arbeiten die<br />
Ringbahn zwischen Schönhauser<br />
Allee und Greifswalder<br />
Straße sechs Wochen lang.<br />
Dort werden vier parallel verlaufende<br />
Gleise der Fern- und<br />
der S-Bahn erneuert.<br />
Dreist: Laut einer Regelung<br />
dürfen neu gemachte Fahrbahnen<br />
fünf Jahre sowie Rad- und<br />
Fußwege drei Jahre lang nicht<br />
erneut aufgegraben werden.<br />
Diese Regelung werde oft umgangen,<br />
erklärt der ADAC.<br />
Stau und kein Ende<br />
in Sicht. Das viele<br />
Bauen und Planen<br />
wird <strong>Berliner</strong><br />
Autofahrer wieder<br />
strapazieren.<br />
Polizeichefin<br />
BarbaraSlowik.<br />
In kaum einer<br />
anderen deutschen<br />
Stadt stehen die<br />
Beamten so unter<br />
Druck wie in Berlin.<br />
Fotos: imago, dpa<br />
Warum Berlin bald 6000<br />
neue Polizisten braucht<br />
So viele werden pensioniert. Polizeichefin Slowik fordertStellen-Offensive<br />
Berlin –Polizeipräsidentin<br />
Barbara Slowik fordert mehr<br />
Personal für ihre Behörde. „Wir<br />
brauchen deutlich mehr Stellen<br />
im Haushalt 2020/2021, um<br />
die Aufgaben in dieser Stadt<br />
zu bewältigen“, sagt sie. Auf<br />
eine konkrete Zahl wollte<br />
sich Slowik nicht festlegen.<br />
Die Stellenzahl bei<br />
den uniformierten<br />
Polizisten und der<br />
Kripo ist seit dem<br />
Jahr 2000 von<br />
etwa 18000 auf<br />
rund 16400<br />
Ende 2015 zurückgegangen.<br />
Derzeit<br />
gibt es<br />
17000<br />
Polizisten,<br />
von denen in den nächsten fünf<br />
Jahren mehr als 6000 pensioniert<br />
werden. Führende Polizisten<br />
und manche Innenpolitiker<br />
halten eine Zahl von 19 000<br />
Polizisten für nötig.<br />
Slowik nannte als Beispiele<br />
für besondere Herausforderungen<br />
den Kampf gegen islamistischen<br />
Terror und kriminelle<br />
arabische Strukturen sowie die<br />
Begleitung von inzwischen<br />
5000 Demos pro Jahr.<br />
„Dann gibt es ja noch die Idee,<br />
über die Social-Media-Kanäle<br />
Europäer, die schon in<br />
Deutschland sind, anzusprechen.<br />
Junge Menschen, die<br />
schon Deutsch können und die<br />
man erreichen kann“, sagte Slowik.<br />
In Berlin lebten zahlreiche<br />
Franzosen, Spanier und Italiener,<br />
die man auf eine Berufsperspektive<br />
als deutscher Polizist<br />
hinweisen könne.<br />
„In einer zweiten Stufe könnte<br />
man in einer Art Pilotprojekt<br />
und in Absprache mit anderen<br />
europäischen Ländern auch<br />
dort junge Menschen ansprechen<br />
und mit Deutschkursen in<br />
Berlin fit machen. Aber das<br />
müssen wir erst mal genauer<br />
planen.“ Rund 40 Prozent der<br />
Anwärter in den Ausbildungsjahrgängen<br />
für den mittleren<br />
Dienst haben einen Migrationshintergrund.<br />
Als Anreize sieht<br />
Slowik neben der Ausstattung<br />
auch immer noch Verbesserungsbedarf<br />
bei der Bezahlung.<br />
Ein Zusatz-Problem: Die Ausbildungsstätten<br />
seien ausgelastet<br />
und könnten nicht mehr<br />
Personal für den mittleren und<br />
gehobenen Dienst ausbilden.