Berliner Kurier 02.01.2019
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8 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 2. Januar 2019 *<br />
NACHRICHTEN<br />
Neujahrs-Erfrischung<br />
Der <strong>Berliner</strong><br />
Reporter Billy Six<br />
(Mitte) mit Sicherheitskräften<br />
vor<br />
seiner Festnahme.<br />
Foto: dpa<br />
Berlin –Das war eine Neujahrs-Erfrischung:<br />
Mitglieder<br />
des Vereins „<strong>Berliner</strong><br />
Seehunde“ haben gestern<br />
ihr traditionelles Bad zum<br />
Jahresanfang genossen.<br />
Fantasievoll kostümiert<br />
und gut gelaunt planschten<br />
sie im kühlen Orankesee in<br />
Alt-Hohenschönhausen.<br />
Gemeinde geschändet<br />
Moabit –Unbekannte<br />
haben offensichtlich Hundekot<br />
an die Türklinke einer<br />
islamischen Gemeinde<br />
geschmiert. Laut Polizei<br />
hatte ein Vereinsmitglied<br />
die Fäkalien entdeckt und<br />
die Beamten gerufen. Entdeckt<br />
wurde auch ein offenbar<br />
bereits älteres eingeritztes<br />
Hakenkreuz.<br />
Wertfächer geplündert<br />
Baumschulenweg –Unbekannte<br />
haben in einer<br />
Bank in der Baumschulenstraße<br />
Wertfächer geöffnet<br />
und geplündert. Offenbar<br />
waren sie über den Keller<br />
gekommen und hatten die<br />
Decke aufgestemmt, so die<br />
Polizei. Die Ermittlungen<br />
führt das LKA.<br />
Zwei Schwerverletzte<br />
Schöneberg –Angreifer<br />
haben gestern in der Kulmer<br />
Straße drei Menschen<br />
verletzt, zwei von ihnen<br />
schwer. Eine Frau (45) erlitt<br />
eine schwere Stichverletzung,<br />
so die Polizei. Ihr<br />
Sohn (15) wurde leicht verletzt.<br />
Ein Mann (43) wurde<br />
ebenfalls schwer verletzt.<br />
Fünf Verdächtige wurden<br />
vorläufig festgenommen.<br />
Hintergrund unklar.<br />
ARCHE NOAH<br />
Silvia ... wurde gefunden.<br />
Sie ist verschmust, aber<br />
auch selbstbewusst und<br />
charaktervoll. Die lebhafte<br />
Samtpfote wünscht sich ein<br />
Heim mit Freigang in einen<br />
Garten, aber bitte ohne Artgenossen<br />
und Kinder.<br />
Vermittlungs-Nr. 18/4612<br />
Tierheim Berlin,<br />
Hausvaterweg 39, 13057 Berlin,<br />
Telefon: 030/768880,<br />
www.tierschutz-berlin.de<br />
Die Tiervermittlung ist geöffnet:<br />
Mittwoch–Sonntag 13–16 Uhr<br />
Foto: Tierheim Berlin<br />
<strong>Berliner</strong> im<br />
Geheimdienst-Knast<br />
Bruder fleht:<br />
Benno Six,der<br />
Bruder des<br />
inhaftierten<br />
Journalisten, ist<br />
in großer Sorge.<br />
Bitte, lasst Billy frei!<br />
Dem Reporter werden Spionage und Rebellion vorgeworfen –ihm drohen 28 JahreHaft<br />
Von<br />
P. DEBIONNE<br />
Berlin – Seit sechs Wochen<br />
sitzt der <strong>Berliner</strong> Journalist<br />
Billy Six in Venezuela in einem<br />
Militärgefängnis des berüchtigten<br />
Geheimdienstes<br />
Sebin. Die Vorwurf: Spionage,<br />
Verletzung von Sicherheitszonen<br />
und Rebellion.<br />
Dem 32-Jährigen drohen nun<br />
viele Jahre Haft (KURIER<br />
berichtete), seine Familie<br />
lebt in ständiger Angst um<br />
Billy Six. Jetzt fleht der Bruder<br />
des inhaftierten Reporters:<br />
Bitte, lasst Billy frei!<br />
Ein Sprecher des Auswärtigen<br />
Amtes sagte, Six werde seit Anfang<br />
Dezember konsularisch<br />
betreut. „Wir schöpfen die diplomatischen<br />
Möglichkeiten<br />
wirklich aus, um den konsularischen<br />
Zugang zu bekommen,<br />
um einen Haftbesuch zu ermöglichen“,<br />
so der Sprecher.<br />
Über Wege, die Benno Six<br />
nicht öffentlich machen möchte,<br />
hat er nach eigenen Angaben<br />
Foto: Privat<br />
Oben: In diesem<br />
Gefängnis sitzt<br />
Billy Six.Rechts:<br />
Der 32-Jährige<br />
reist seit Jahren<br />
um die Welt.<br />
–und anders als die Deutsche<br />
Botschaft – zumindest sporadisch<br />
Kontakt zu seinem Bruder.<br />
Demnach sei Six am 17. November<br />
2018 in Venezuela vom<br />
Geheimdienst Sebin im Strandhotel<br />
„Los Taques“ in Punto Fijo<br />
verhaftet und anschließend<br />
von „15 schwer bewaffneten<br />
Soldaten in das Geheimdienstgefängnis<br />
El Helicoide gebracht<br />
worden“. Inzwischen<br />
habe Benno Six auch erfahren,<br />
was genau die Sicherheitsbehörden<br />
dem Reporter überhaupt<br />
vorwerfen.<br />
Unter dem Anklagepunkt<br />
Spionage werden ihm Fotos<br />
von öffentlichen Militärparaden<br />
zum Nationalfeiertag in<br />
Venezuela zur Last gelegt. Ein<br />
Foto von Staatspräsident<br />
Nicolás Maduro, das Billy Six<br />
bei der Abschlusskundgebung<br />
bei der Präsidentschaftswahl<br />
im Mai 2018 gemacht hatte, soll<br />
laut Sicherheitsbehörden zudem<br />
innerhalb einer Sicherheitszone<br />
entstanden und damit<br />
illegal sein. „Die Anschuldigung<br />
ist falsch, da sich Billy hinter<br />
dem Sicherheitszaun 60 bis<br />
80 Meter entfernt in dem für jedermann<br />
zugänglichen öffentlichen<br />
Bereich befand, als er das<br />
Foto machte“, sagt sein Bruder.<br />
Zudem wird Billy Six Rebellion<br />
vorgeworfen, weil er sich<br />
mit Kämpfern der linksmilitante<br />
Guerillaorganisation FARC<br />
getroffen hatte. Die Interviews<br />
und Gespräche hätten jedoch<br />
„ausschließlich journalistischen<br />
Charakter“ gehabt, sagt<br />
sein Bruder. Billy Six arbeitet<br />
vor allem für die rechtskonservative<br />
„Junge Freiheit“ und ist<br />
laut seinem Bruder „ein gesellschaftskritischer<br />
Mensch“. Mit<br />
Rechtsextremen habe er aber<br />
„nichts zu tun“.<br />
Heute soll darüber entschieden<br />
werden, ob ein Gerichtsverfahren<br />
gegen Billy Six eröffnet<br />
wird. Ihm drohen bis zu 28<br />
Jahre Haft.