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Berliner Kurier 08.01.2019

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Christian<br />

Burmeister<br />

Besser erst mal<br />

sitzen bleiben<br />

Mit ihrem Tweet zu den<br />

Rundfunkgebühren<br />

zeigt „Aufstehen“,die Bewegungvon<br />

Sahra Wagenknecht:<br />

Man kanntatsächlich sitzen<br />

bleiben! Dass dieganze Aufmachung<br />

des Beitrags in Stilund<br />

Ton an die AfD erinnert,ist für<br />

eine „linke“ Bewegungschon<br />

befremdlich. Dazu kommt,<br />

dassdie „Aufstehen“-Erfinderin<br />

und Oppositionspolitikerin<br />

wirklich nichtbehaupten kann,<br />

sie käme im „Regierungsrundfunk“<br />

von ARD undZDF nicht<br />

oft genug ungestört zu Wort.<br />

Wie so etwas aussieht,ist in<br />

Russland, der Türkeioder<br />

Ungarn zu beobachten.<br />

Endgültig absurdwird es,<br />

wenn man den„Lösungsvorschlag“betrachtet:<br />

Die Fernsehintendanten<br />

sollen auf Geld<br />

verzichten,umden Rundfunkbeitrag<br />

zu drücken. Selbst<br />

wenn alle Senderchefs derÖffentlich-Rechtlichengar<br />

kein<br />

Gehalt mehrbekämen, läge die<br />

Entlastung für die Beitragszahler<br />

beieinem einstelligen Centbetrag–im<br />

Jahr!Esist nicht<br />

so, dassesanARD und ZDF<br />

nichts zu kritisieren gäbe. Aber<br />

„Aufstehen“liegtziemlich daneben.<br />

Wofür die Bewegung<br />

selbst hingegen steht–außer<br />

ebenplattem Populismus–<br />

weiß man bis heute nicht.<br />

Schade!<br />

Fotos: Arno Burgi/dpa; g p ; Kay y Nietfeld/dpa; p ; @aufstehen_de/Twitter<br />

„Aufstehen“ attackiert<br />

Frontalangriffper<br />

Twitter auf ARD<br />

und ZDF:Sahra<br />

Wagenknecht.<br />

MANN DESTAGES<br />

Christian Lindner<br />

Gestern feierte der FDP-Chef<br />

seinen 40. Geburtstag –und<br />

sorgte auf Twitter für Verwirrung:<br />

„Alles Gute zum<br />

40. Geburtstag,<br />

lieber<br />

CL! Auf die<br />

nächsten<br />

40 Jahre…<br />

TL #happybirthdayCL“,<br />

hieß es auf<br />

seinem Account<br />

unter<br />

anderem.<br />

Gratulierte<br />

Lindner da etwa sich selbst?<br />

Nein, TL steht für Team<br />

Lindner, CL für von ihm<br />

selbst verfasste Nachrichten.<br />

Und der Post war offensichtlich<br />

nicht für die Öffentlichkeit<br />

bestimmt.<br />

Foto: Arnulf Hettrich/imago<br />

Berlin – Wie nahe ist „Aufstehen“<br />

der AfD? Ein Tweet<br />

zum Thema Rundfunkbeitrag<br />

bringt die Sammelbewegung<br />

von Sahra Wagenknecht<br />

nun in Bedrängnis.<br />

Vor allem die Linken-Politikerin<br />

sieht dabei nicht gut<br />

aus. Nicht zum ersten Mal.<br />

Arbeiten bei ARD und ZDF<br />

nur Großverdiener, unsoziale<br />

Geldeintreiber und Propagandisten?<br />

In einer Grafik wetterte<br />

„Aufstehen“ nun gegen die<br />

hohen Gehälter von öffentlich-rechtlichen<br />

Intendanten.<br />

In dem Bild hält ein mit „ARD/<br />

ZDF“ beschrifteter Mann<br />

einen anderen kopfüber und<br />

schüttelt das Geld aus ihm heraus.<br />

Dazu die Überschrift:<br />

„Rundfunkgebühren anheben?<br />

Bessere Idee: Einkommen<br />

der Fernsehintendanten<br />

senken!“ Und die Forderung:<br />

„Bürgermedien statt Regierungsrundfunk!“<br />

Hintergrund: Der ARD-<br />

Vorsitzende Ulrich Wilhelm<br />

hatte kürzlich mit einer Verfassungsklage<br />

für höhere Gebühren<br />

gedroht. Dabei liegen<br />

die Gesamteinnahmen aus den<br />

Rundfunkgebühren bei fast 8<br />

Milliarden Euro im Jahr.<br />

Der „Aufstehen“-Tweet erinnert<br />

in der Aufmachung an<br />

die AfD. Die fordert in ihrem<br />

Wahlprogramm, den Rundfunkbeitrag<br />

(„Zwangsbeiträge“)<br />

ganz abzuschaffen und<br />

die Öffentlich-Rechtlichen zu<br />

einem schlanken „Bürgerrundfunk“<br />

umzubauen. Aber<br />

vor allem der Begriff „Regierungsrundfunk“<br />

sorgt für Empörung:<br />

„Das ist wirklich peinlich.<br />

Kritik auf AfD-Level.<br />

Fehlt nur noch der Begriff ,Altparteien‘“,<br />

schrieb der Linke-<br />

Bundestagsabgeordnete Niema<br />

Movassat. „Regierungsrundfunk–ernsthaft<br />

...?“,fragte<br />

Wolfgang Schmidt (SPD),<br />

Staatssekretär im Finanzministerium,<br />

auf Twitter.<br />

Dass ARD und ZDF Wagenknecht<br />

als die wohl wichtigste<br />

Oppositionspolitikerin links<br />

liegen lassen würden, kann<br />

man nicht behaupten. Noch<br />

2017 war sie die Talkshow-<br />

Queen mit insgesamt elf Auftritten<br />

bei Anne Will und Co.<br />

Sie ließ damit die Oppositionspolitiker<br />

Christian Lindner<br />

(FDP) und Cem Özdemir<br />

(Grüne) ebenso hinter sich wie<br />

„Das ist wirklich peinlich.<br />

Kritik auf AfD-Level.<br />

Fehlt nur noch der Begriff<br />

,Altparteien‘“<br />

Der Linken-Abgeordnete Niema Movassat<br />

die GroKo-Vertreter Thomas<br />

Oppermann (SPD), Ursula von<br />

der Leyen (CDU) und Peter<br />

Altmaier (CDU), die alle auf<br />

zehn Auftritte kamen. Und<br />

auch 2018 war sie alleininsieben<br />

ARD-Talkshows zu Gast.<br />

„Aufstehen“ war im Herbst<br />

an den Start gegangen: Mittlerweile<br />

haben sich 167 000<br />

Menschen auf der Webseite<br />

registriert, wirklich prominente<br />

Köpfe sind allerdings<br />

kaum zu finden. Auffällig wurde<br />

die Bewegung, beziehungsweise<br />

deren Anführerin, seither<br />

nur selten – und wenn,<br />

dann eher negativ: Vor Kurzem<br />

machte ein Streit um angeblich<br />

unbezahlte Rechnungen<br />

für die „Aufstehen“-Webseite<br />

Schlagzeilen. Dann bekundete<br />

die ehemalige AfD-<br />

Chefin Frauke Petry Sympathien<br />

für die Bewegung, vor allem<br />

für derenVorstellungen in<br />

der Zuwanderungspolitik.<br />

Die Linken-Fraktionschefin<br />

selbst sorgte für Kritik, als sie<br />

im Dezember vor dem Kanzleramt<br />

einen Videoclip drehte<br />

–ineine gelbe Weste gekleidet.<br />

Dabei lobte sie die Gelbwesten-Proteste<br />

in Frankreich<br />

als „vorbildlich“. Diese zeigten,<br />

wie durch den „Druck der<br />

Straße“ das Volk einer Regierung<br />

Zugeständnisse abtrotzen<br />

könne. Dass dieser „Druck<br />

der Straße“ allerdingts auch<br />

massive Gewalt beinhaltet, erwähnte<br />

sie dabei mit keinem<br />

Wort.

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