Berliner Kurier 08.01.2019
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2 I KREUZFAHRTEN, FÄHR- UND FLUSSREISEN 2019<br />
DIENSTAG, 8.JANUAR 2019 I VERLAGSBEILAGE<br />
Die MS Roald Amundsen ist das erste von drei neuen Schiffen der Hurtigruten-Flotte. Es hat einen Hybridantrieb und eine fortschrittliche Rumpfkonstruktion.<br />
Zu Besuch bei Eisbären, Pinguinen und Flusspferden<br />
Expeditionskreuzfahrten erleben derzeit einen Boom. Immer mehr Seereisende suchen das Abenteuer in abgelegenen Regionen der Welt<br />
Wer denkt, Abenteuer seien<br />
gefährlich, sollte es mal<br />
mit Routine versuchen:<br />
Die ist tödlich. So formulierte es<br />
der brasilianische Schriftsteller<br />
Paulo Coelho de Souza. Vor allem<br />
„Entdeckern auf Zeit“ – die<br />
meisten sind zwischen 50 und<br />
70+ –spricht er damit aus dem<br />
Herzen. Daniel Skjeldam, Chef von<br />
Hurtigruten, dem größten Anbieter<br />
solcher Reisen, erklärt das Besondere:<br />
„Bei einer klassischen Kreuzfahrt<br />
passiert das meiste an Bord<br />
des Schiffs. Bei einer Expeditionskreuzfahrt<br />
sind die aktiven Erlebnisse<br />
und Beobachtungen außerhalb<br />
des Schiffs am wichtigsten.“<br />
Noch nicht in Dienst gestellte<br />
Schiffe wie das neue Hurtigruten-<br />
Flaggschiff „Roald Amundsen“ haben<br />
für ihre ersten Fahrten bereits<br />
keine freien Plätze mehr, obwohl<br />
diese je nach Dauer und Destination<br />
ab etwa 7000 Euro kosten.<br />
Expeditionsreisen können aber<br />
auch den Preis eines Mittelklassewagens<br />
haben.<br />
Spektakuläre Orte<br />
Nur noch wenige Restplätze gibt<br />
es für die „Roald-Amundsen“ –<br />
Reisen „Auf den Spuren der<br />
Polarentdecker“, Grönland- und<br />
Island-Expedition, Costa Rica und<br />
Peru, Antarktis, Patagonien und<br />
chilenische Fjorde. Dort kann man<br />
kalbende Gletscher und massive<br />
Eisberge bestaunen und Robben<br />
und Walen begegnen. Ab Sommer<br />
2020 expandiert Hurtigruten mit<br />
einem großen Expeditions-Programm<br />
nach Alaska.<br />
„Die Nachfrage nach Expeditionskreuzfahrten<br />
ist derzeit drei<br />
Mal so hoch wie die Buchungsmöglichkeiten“,<br />
konstatierte imvergangenen<br />
Jahr Karl J.Pojer, der Chef<br />
von Hapag Lloyd. Die hochmodernen<br />
Schiffe „Hanseatic nature“<br />
und „Hanseatic inspiration“ mit<br />
der höchsten Eisklasse für Passagierschiffe<br />
(PC6) ergänzen 2019<br />
die Flotte. Ausfahrbare gläserne<br />
Balkone auf dem Sonnendeck geben<br />
dem Gast das Gefühl, direkt<br />
über dem Wasser zu schweben,<br />
und der Decksumlauf auf dem<br />
Vorschiff ermöglicht den Expeditionsteilnehmern<br />
ganz vorn auf der<br />
Back zu stehen. Geplant sind auch<br />
Expeditionen auf dem Amazonas,<br />
in die chilenischen Fjorde oder in<br />
die Großen Seen Nordamerikas.<br />
Das älteste Schiff der Flotte, die<br />
1990 erbaute und laufend modernisierte<br />
MS Bremen, ist wegen<br />
ihres besonderen Routings inter-<br />
Expeditionskreuzfahrten sind<br />
komfortable Abenteuerkreuzfahrten<br />
mit Studienreisecharakter,<br />
die in entlegenste und außergewöhnliche<br />
Regionen wie die Arktis,<br />
Antarktis oder die Amazonasregion<br />
führen. Sie folgen keinem<br />
detailliert festgelegten Fahrplan,<br />
sondern sind abhängig von den<br />
örtlichen Gegebenheiten, dem<br />
Wetter und der Eislage in polaren<br />
Gebieten. Es werden kaum größere<br />
Häfen angelaufen. Bordeigene<br />
Zodiacs bringen die Gäste<br />
in abgelegene Gebiete.<br />
essant. Vom Berlitz Cruise Guide<br />
2018/19 erhielt sie das 4-Sterne-Prädikat.<br />
Neu im Fahrplan des französischen<br />
Luxus-Expeditionskreuzfahrten-Anbieters<br />
Ponant ist eine<br />
15-tägige Fahrt mit der L’Austral<br />
zur unerforschten Ostküste Grönlands.<br />
Im Oktober gehört die achttägige<br />
tropische Expeditionskreuzfahrt<br />
zum Bissagos-Archipel zu<br />
den Neuheiten. Die Inselgruppe<br />
liegt vor der Küste von Guinea-<br />
Bissau und wird als Biosphäre von<br />
der Unesco behütet. Hier schwimmen<br />
„Fluss“-Pferde im Ozean<br />
und man findet die bedeutendste<br />
Schildkrötenkolonie Westafrikas.<br />
Erster Luxus-Eisbrecher<br />
Buchungsstart für Reisen mit<br />
„Le Commandant Charcot“,<br />
SUCHE NACH DER „TERRA INCOGNITA“<br />
Die AECO, die 2003 gegründete<br />
Association of Arctic Expedition<br />
Cruise Operators, ist eine internationale<br />
Vereinigung für Expeditions-Kreuzfahrtunternehmen.<br />
Sie will verantwortungsbewussten,<br />
umweltfreundlichen und sicheren<br />
Tourismus managen sowie<br />
höchste Betriebsstandards<br />
in der Arktis setzen.<br />
Die IAATO, die Internationale<br />
Gesellschaft der Anbieter für<br />
Antarktisreisen, überwacht seit<br />
1991 die Besucherzahlen in der<br />
Antarktis und gibt Richtlinien für<br />
sichere und umweltfreundliche<br />
Privatreisen vor.<br />
Den Südpol erreichte der Norweger<br />
Roald Amundsen mit seiner<br />
Crew am14. Dezember 1911.<br />
England schickte den Marineoffizier<br />
Robert Falcon Scott, der gut<br />
einen Monat nach Amundsen<br />
den Pol erreichte. Auf dem<br />
Rückweg kam er in einem<br />
Schneesturm ums Leben.<br />
dem ersten Luxuseisbrecher der<br />
Welt, der 2021 seinen Dienst<br />
aufnimmt, ist der 4. April. Mit<br />
der Namensgebung würdigt Ponant<br />
Jean-Baptiste Charcot, der<br />
sein Leben der Polarforschung<br />
widmete. Im bordeigenen wissenschaftlichen<br />
Labor kann man<br />
auch Forschungsarbeiten im Bereich<br />
Ozeanografie durchführen.<br />
Die Gäste haben die Möglichkeit,<br />
den geografischen Nordpol, unzugängliche<br />
Teile der Antarktis, wie<br />
das Rossmeer, die Charcot-Insel<br />
und die Peter-I.-Insel, oder auch<br />
den äußersten Nordosten von<br />
Grönland zu entdecken.<br />
Der portugiesische Seefahrer<br />
Magellan gab dem neuen Explorer<br />
der chilenischen Reederei<br />
Antarctica XXI seinen Namen.<br />
Damit den Passagieren die oft<br />
Den Nordpol überflog Amundsen<br />
am 12. Mai 1926. Die Behauptung,<br />
dass 1909 der Nordamerikaner<br />
Peary bereits vor ihm da<br />
war, wird durch das Verschieben<br />
der Eismassen und die sich dadurch<br />
stetig ändernde Lage des<br />
nördlichstes Punktes wohl nie<br />
bewiesen werden können.<br />
Besucherzahlen: 80 000 Kreuzfahrtpassagiere<br />
besuchten laut<br />
AECO im Jahr 2016 die Arktis.<br />
In der Saison 2017/18 kamen<br />
insgesamt 51 707 Besucher in<br />
die Antarktis. Alle müssen einem<br />
strengen Verhaltenskodex<br />
und den Regeln der IAATO folgen.<br />
So darf man sich zum Beispiel<br />
Pinguinen nicht mehr als<br />
fünf Meter nähern.<br />
HURTIGRUTEN<br />
unruhige Überfahrt indie Antarktis<br />
erspart bleibt, fliegen sie von<br />
Patagonien nach King George<br />
Island. Das Schiff hat nicht nur<br />
eine Aussichtsplattform. Sein<br />
Bug ermöglicht den Gästen eindrucksvolle<br />
Ausblicke.<br />
Die Celebrity Flora, die ab Mai<br />
die Flotte von Celebrity Cruises<br />
verstärkt, wurde für die Erkundung<br />
der Galapagos-Inseln im<br />
Pazifik entworfen. Das Schiff hat<br />
ausschließlich Suiten mit einem<br />
persönlichen Butler-Service im<br />
Angebot. Jede Suite besitzt eine<br />
Veranda oder einen Balkon.<br />
Mit der „Scenic Eclipse“, der<br />
laut Scenic Luxury Cruises &<br />
Tours ersten Discovery Yacht der<br />
Welt, steigt die australische Reederei<br />
in dieses Segment ein. Die<br />
baugleichen Ultra-Luxus-Expeditionsschiffe<br />
Scenic Eclipse Iund II<br />
verfügen nicht nur über die höchste<br />
Eisklasse, sondern auch über<br />
je zwei Hubschrauber und ein<br />
U-Boot mit sieben Plätzen.<br />
Wissenschaftler an Bord<br />
Expeditionskreuzfahrten werden<br />
von Wissenschaftler, Fotografen<br />
und Lektoren begleitet. Sie<br />
steuern umfangreiche Expeditionserfahrungen<br />
und Hintergrundwissen<br />
bei und begleiten<br />
die Landausflüge. Ponant und<br />
National Geografic Expeditions,<br />
ein renommierter Premium-Reiseanbieter,<br />
habensogar für diekommenden<br />
vier Jahre rund 130 gemeinsame<br />
Routen entwickelt, auf<br />
denen Ponant-Expeditions-Teams<br />
sowie National Geografic Explorer<br />
und Fotografen gemeinsam<br />
die Tier- und Pflanzenwelt erkunden.<br />
(Angelika Giorgis)