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Berliner Kurier 20.01.2019

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21<br />

Nicht ohne<br />

mein Orchester:<br />

André Rieu beim<br />

Neujahrskonzert<br />

in Amsterdam.<br />

Mit seinem<br />

Ensemble wird er<br />

am 24.Januar<br />

auch in Berlin<br />

auftreten.<br />

„Viele Manager,<br />

Agenten oder<br />

Plattenfirmen<br />

haben früher<br />

nicht an mich<br />

geglaubt.Sie<br />

sagten: ,Geh nach<br />

Hause und spiel<br />

für deine Großmutter!‘<br />

Nur meine<br />

Frau Marjorie<br />

hat mich immer<br />

bedingungslos<br />

unterstützt.“<br />

schnell aus der Übung!<br />

Haben Sie einen Tipp, wie<br />

Eltern ihre Kinder für den<br />

Instrumentalunterricht<br />

begeistern können?<br />

Zum einen hilft es, wenn<br />

die Musik zu Hause eine<br />

positive Rolle spielt, und<br />

der Unterricht sollte vor<br />

allem Freude machen. Ich<br />

denke, es ist wichtig, auf<br />

sein Kind zu hören. Welches<br />

Instrument möchte<br />

es gerne lernen? Welches<br />

macht ihm Spaß? Bei mir<br />

war das immer die Geige.<br />

Ich konnte als Kind mit<br />

Klavier überhaupt nichts<br />

anfangen. Und dann<br />

braucht man einen<br />

guten Lehrer<br />

beziehungsweise<br />

eine<br />

gute Lehrerin. Wenn man<br />

sich dann noch in den Lehrer<br />

verliebt, hilft das ungemein,<br />

ha, ha! Dann übt man<br />

besonders viel. Meine erste<br />

Geigenlehrerin war eine 18-<br />

jährige Blondine, ich war als<br />

kleiner Junge total fasziniert<br />

von ihr.<br />

Ist Ihnen als Sohn eines Dirigenten<br />

das Üben leichtgefallen?<br />

In meiner Kindheit war<br />

Musik vor allem Arbeit.<br />

Mein Vater war sehr streng.<br />

Alle meine Brüder und<br />

Schwestern haben mehrere<br />

Instrumente gelernt. Ich<br />

dachte einfach, das wäre<br />

überall so. Ich habe meine<br />

Mitschüler gefragt, welche<br />

Geige sie spielen. Meine<br />

Frau und ich haben unsere<br />

Söhne dann offener erzogen,<br />

ohne Zwang. Irgendwann<br />

hat Pierre seine Geige auf<br />

dem Kopf von Marc zerhauen,<br />

das war es dann mit dem<br />

Musikunterricht.<br />

Was haben Sie sich für die<br />

Deutschland-Österreich-<br />

Schweiz-Tournee 2019<br />

vorgenommen?<br />

Es ist Tradition, dass diese<br />

Konzerte im Januar,<br />

Februar und<br />

jetzt<br />

auch im<br />

Mai stattfinden.<br />

Wir beginnen in<br />

Deutschland jedes Jahr unsere<br />

neue Welttournee. Es<br />

wird ein völlig neues Programm,<br />

natürlich mit den<br />

schönsten Walzern, Musik<br />

aus Musical, Oper und Operette<br />

sowie bekannten Schlagern.<br />

Das Schöne ist, mein<br />

Publikum weiß vorher nie,<br />

was wir spielen werden.<br />

Aber sie wissen, wir haben<br />

einen Abend zusammen, den<br />

wir nie vergessen werden.<br />

Meine Konzerte enden immer<br />

in einer großen Party.<br />

Humor ist mir dabei ganz<br />

wichtig!<br />

Nach welchen Kriterien<br />

stellen Sie Ihr Programm<br />

zusammen?<br />

Viele dieser wunderbaren<br />

Stücke, wie zum Beispiel<br />

„Ballade Pour Adeline“,<br />

„Amazing Grace“, „An der<br />

schönen blauen Donau“<br />

oder Stücke aus Musicals<br />

sind in Konzerten anderer<br />

Orchester nur sehr selten<br />

live zu hören. Dabei lieben<br />

die Menschen sie! Zu denken,<br />

dass ein weltbekanntes<br />

Stück automatisch auch oft<br />

aufgeführt wird, ist ein Irrglaube.<br />

Ich spiele ja<br />

nicht nur<br />

Walzer,<br />

sondern<br />

ab und zu<br />

auch romantische Popsongs<br />

oder Balladen. Die mal<br />

mit Orchester zu hören, ist<br />

schon sehr schön!<br />

Wann haben Sie das letzte<br />

Mal ein Konzert erlebt,<br />

das ganz besonders glückhaft<br />

war?<br />

Es ist immer das letzte<br />

Konzert. Buenos Aires im<br />

Oktober war fantastisch. Ich<br />

bin sicher, Australien wird<br />

das auch sein, und auf Großbritannien<br />

und Deutschland<br />

freue ich mich besonders.<br />

Wir brauchen nach dem<br />

Konzert selbst eine Weile,<br />

um wieder „runterzukommen“.<br />

Ich bekomme Briefe<br />

von Fans, die sagen, sie waren<br />

nach einem Konzert<br />

zwei Wochen richtig „high“.<br />

Waren Sie nach einem<br />

Konzert auch schon mal so<br />

unzufrieden mit sich, dass<br />

Sie es im Nachhinein lieber<br />

nicht gegeben hätten?<br />

Ha, ha, nein. Aber ich bin<br />

vor jedem Konzert schrecklich<br />

nervös.<br />

Wie anstrengend ist das<br />

Spielen körperlich?<br />

Ein dreistündiges Konzert<br />

zu geben, ist natürlich anstrengend.<br />

Denn ich spiele<br />

ja nicht nur, sondern dirigiere<br />

auch und moderiere.<br />

Ich führe durch<br />

den Abend. Aber<br />

– und das ist der<br />

Grund, warum ich immer<br />

mein eigenes Orchester<br />

haben wollte –ich<br />

kann mein Programm selbst<br />

gestalten. Die Stücke, die<br />

ich wähle, geben mir und<br />

dem Publikum viel Energie.<br />

Ich fände es persönlich<br />

schrecklich, in einem Sinfonieorchester<br />

sitzen zu müssen<br />

und Tag für Tag Musik<br />

zu spielen, die ich nicht<br />

selbst auswählen kann und<br />

die ich vielleicht gar nicht<br />

mag. Am Anfang meiner<br />

Karriere als Musiker war<br />

ich einige Jahre in einem<br />

Sinfonieorchester. Ich habe<br />

mich dort wirklich allein gefühlt.<br />

Wenn man die Freude<br />

an seiner Tätigkeit verliert,<br />

wird alles anstrengend. Ich<br />

aber arbeite nicht, ich habe<br />

Spaß!<br />

Welchen Traum möchten<br />

Sie sich unbedingt noch erfüllen?<br />

Ich würde wahnsinnig gerne<br />

einmal auf dem Mond<br />

spielen!<br />

Das Interview führte<br />

Olaf Neumann<br />

Fotos: imago, Paul Bergen/ANP/AFP

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