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BERLINER KURIER, Sonntag, 20. Januar 2019<br />
Freunde werden sie<br />
wohl nie: Söder und<br />
Seehofer (r.).<br />
Verheerende Halbzeit:<br />
Zwei JahreTrump im Amt<br />
Konstruktiveshat der US-Präsident kaum vorzuweisen – zerstörthat er viel<br />
Washington –Donald Trump<br />
ist mit sich zufrieden. „Keine<br />
Regierung in der Geschichte<br />
des Landes hat so viel erreicht<br />
wie ich“, brüstete er sich im<br />
Herbst vor der UN-Generalversammlung.<br />
Die Delegierten<br />
lachten. Heute ist der US-<br />
Präsident zwei Jahre im Amt<br />
–Zeit für die Halbzeitbilanz.<br />
Foto: Elliot Spagat/AP<br />
Foto: KayNietfeld/DPA<br />
NACHRICHTEN<br />
Auf die Briten zugehen!<br />
Berlin –Die SPD-Spitzenkandidatin<br />
zur Europawahl,<br />
Katarina Barley, plädiert in<br />
der Brexit-Debatte für ein<br />
Zugehen der EU auf Großbritannien.<br />
Der frühere SPD-<br />
Chef Sigmar Gabriel schlug<br />
gegenüber dem Redaktions-<br />
Netzwerk Deutschland zum<br />
Beispiel vor, das Austrittsdatum<br />
zu verschieben.<br />
nen Nachfolger vorschlagen.<br />
Zunächst vor einem Jahr als<br />
Regierungschef in Bayern, jetzt<br />
als Parteivorsitzender.<br />
Doch Söder ist an diesem Tag<br />
nicht nachtragend. Er bedankt<br />
sich bei Seehofer: „Ich habe von<br />
dir viel gelernt.“ Und: „Wir haben<br />
uns manchmal auch gegenseitig<br />
geprüft.“ Schließlich<br />
schlägt er ihn als Ehrenvorsitzenden<br />
vor.<br />
Und wohin will Söder mit der<br />
CSU? Bodenständig und nicht<br />
abgehoben, weltoffen und<br />
nicht provinziell, lässig,<br />
nicht spießig –„das könnte<br />
der neue Sound der CSU<br />
sein“, gibt Söder als<br />
Marschroute aus. „Wir<br />
wollen nicht dem Zeitgeist<br />
hinterherlaufen, wir<br />
müssen ihn prägen.“<br />
Franz-Josef-Strauß-Fan<br />
Söder zitiert sein Vorbild.<br />
Die CSU müsse immer „die<br />
Partei für die Leberkäs-<br />
Etage“ sein. Das mit der Erneuerung<br />
werde „kein<br />
Sprint, sondern ein Marathonlauf“.<br />
Nun ist er nicht nur Ministerpräsident<br />
eines Landes, sondern<br />
auch Bundespolitiker.<br />
Einer, der in Berlin am Koalitionstisch<br />
mitmischt. Wohl<br />
deshalb machte auch die neue<br />
CDU-Chefin Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer ihre Aufwartung<br />
–und wurde gefeiert, als hätte<br />
es zwischen den Unionsschwestern<br />
nie etwas anderes<br />
gegeben.<br />
▶ Konjunktur stottert: Tatsächlich<br />
sank die Arbeitslosigkeit<br />
2018, die Wirtschaft<br />
wuchs robust, auch wenn<br />
Vorgänger Barack Obama dafür<br />
den Boden bereitet hatte.<br />
Der von Trump entfachte<br />
Handelskrieg bringt die Entwicklung<br />
aber ins Wanken: So<br />
hat sich das Wachstum verlangsamt.<br />
Seit dem Höchststand<br />
im September haben<br />
US-Aktien gut 10 Prozent<br />
ihres Wertes verloren.<br />
▶ Die verratene Mittelschicht:<br />
Seine Steuerreform<br />
werde Durchschnittsverdienern<br />
mindestens 4000 Dollar<br />
mehr Jahreslohn bringen,<br />
versprach er. Die schuldenfinanzierte<br />
Steuerreform hilft<br />
„Keine Regierung in<br />
der Geschichte des<br />
Landes hat so viel<br />
erreicht wie ich.“<br />
Donald TrumpimOktober 2018<br />
vorden Vereinen Nationen<br />
Unternehmen, sie melden Rekordgewinne.<br />
Bei den Arbeitnehmern<br />
kam freilich weniger<br />
an. Und: Sein 1,5-Billionen-Infrastrukturplan<br />
fand<br />
nie den Weg in den Kongress.<br />
▶ Handel am Abgrund: Der<br />
selbsternannte Dealmaker<br />
fühlt sich vom Rest der Welt<br />
über den Tisch gezogen. Deshalb<br />
kündigt er Abkommen,<br />
errichtet nationale Barrieren,<br />
setzt Partner unter Druck.<br />
Weil sich Betroffene wehren<br />
und beispielsweise China US-<br />
Soja verteuert, blieb der erhoffte<br />
Effekt aus. Im Gegenteil:<br />
Der Handelsüberschuss<br />
Pekings und Europas mit den<br />
USA vergrößerte sich zuungunsten<br />
der Amerikaner.<br />
▶ Verbündete verprellt:<br />
Trump lässt sich in der<br />
Außenpolitik nicht von Werten,<br />
sondern alleine von ökonomischen<br />
oder taktischen<br />
Überlegungen leiten. So hofiert<br />
er die Saudis trotz des<br />
bestialischen Mords an einem<br />
kritischen Journalisten. Im<br />
Alleingang kündigte er das<br />
Im südkalifornischen SanDiego konnten im Oktober 2017 verschiedene<br />
Modelle einer Mauer bestaunt werden.<br />
Atomabkommen mit dem Iran<br />
und droht, aus dem INF-Vertrag<br />
überMittelstreckenraketen<br />
auszusteigen. Im Bürgerkriegsland<br />
Syrien kündigte er<br />
ohne Rücksprache mit Alliierten<br />
einen Truppenabzug an.<br />
▶ Der eigene Clan zuerst:<br />
„Drain the swamp!“ (Trocknet<br />
den Sumpf aus) war sein<br />
Schlachtruf. Kaum saß der<br />
Milliardär im Weißen Haus,<br />
trieb er die Verquickung privater<br />
Interessen mit dem öffentlichen<br />
Amt auf die Spitze:<br />
Er schaffte die Erfassung von<br />
Lobbyistenbesuchen ab, versorgte<br />
seine Familie mit Beraterjobs,<br />
empfing Staatsgäste<br />
in seinem privaten Golfclub in<br />
Florida.<br />
▶ Der „MauerKonflikt“<br />
lähmt das Land: Die im<br />
Wahlkampf angekündigte<br />
Mauer an der Südwestgrenze<br />
kommt nicht voran.<br />
Entgegen<br />
Trumps früherer<br />
Behauptung<br />
denkt Mexiko<br />
nicht daran,<br />
für<br />
das Bauwerk<br />
zu<br />
zahlen.<br />
Um dem<br />
eigenen Parlament<br />
eine erste<br />
Tranche von 5,7<br />
Milliarden Dollar<br />
abzutrotzen, ver-<br />
US-Präsident<br />
Donald Trump<br />
weigert Trump<br />
seine Zustimmung<br />
zum Haushalt. Folge:<br />
Ein Viertel der Regierung befindet<br />
sich im Shutdown,<br />
800 000 Staatsdiener erhalten<br />
kein Gehalt.<br />
▶ Konservative Rolle rückwärts:<br />
Mit der Ernennung<br />
von Neil Gorsuch und Brett<br />
Kavanaugh hat Trump eine<br />
konservative Mehrheit am Supreme<br />
Court (höchstes Gericht)<br />
gesichert.<br />
▶ Mit der versprochenen Abschaffung<br />
des Gesundheitssystems<br />
Obamacare indes<br />
scheiterte er bei der Abstimmung<br />
im Senat.<br />
Foto: Andrew Harnik/AP<br />
Foto: Imago/Alexander Pohl<br />
Mueller dementiert<br />
Washington –Das Büro von<br />
US-Sonderermittler Robert<br />
Mueller hat einen Bericht<br />
von „BuzzFeed News“ als<br />
falsch zurückgewiesen, demzufolge<br />
der amerikanische<br />
Präsident Donald Trump seinen<br />
früheren Anwalt Michael<br />
Cohen angehalten haben<br />
soll, den Kongress anzulügen.<br />
Scheuer beruhigt<br />
Berlin –Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer<br />
(CSU) hat Überlegungen<br />
einer Regierungskommission<br />
zu einem Tempolimit auf<br />
Autobahnen und zu höheren<br />
Dieselsteuern strikt zurückgewiesen.<br />
Sie seien „gegen jeden<br />
Menschenverstand“ gerichtet,<br />
so Scheuer.<br />
Iran: Öl für Krieg<br />
New York –Zur Finanzierung<br />
des Kriegs der Huthi-<br />
Rebellen gegen die jemenitische<br />
Regierung werden diese<br />
aus dem Iran illegal mit<br />
Kraftstoff beliefert, so UN-<br />
Experten. Benzin sei in iranischen<br />
Häfen mit falschen<br />
Dokumenten verladen worden,<br />
um Inspektionen zu umgehen.<br />
Merzbleibt unsichtbar<br />
Berlin –Der bei der Wahl<br />
zum CDU-Vorsitz unterlegene<br />
Friedrich Merzwill<br />
2019nicht im Wahlkampf<br />
auftreten. Die Wahlkämpfe<br />
müssten von denen geführt<br />
werden,die sichumMandate<br />
bewerben, diesgelte für<br />
die Europawahl wieauchfür<br />
die Landtagswahlen, sagte<br />
er.