Berliner Kurier 26.01.2019
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PANORAMA<br />
SEITE41<br />
BERLINER KURIER, Sonnabend, 26. Januar 2019<br />
NACHRICHTEN<br />
Staudamm bricht<br />
Mit 21 Jahren<br />
Brumadinho –Nach dem<br />
Bruch eines Staudamms im<br />
Süden Brasiliens hat eine<br />
Schlammlawine Teile einer<br />
Eisenerzmine und eines<br />
Wohngebiets getroffen.<br />
Der Präsident des Konzerns<br />
Vale, dem die Mine gehört,<br />
sagte, von den rund 300 Minenarbeitern<br />
seien nur etwa<br />
100 nach dem Dammbruch<br />
auffindbar gewesen.<br />
Wir sind 83 Millionen<br />
Wiesbaden –Ende 2018<br />
lebten in Deutschland nach<br />
Schätzung des Statistischen<br />
Bundesamtes 83 Millionen<br />
Menschen. Ein Höchststand<br />
seit der Wiedervereinigung,<br />
der trotz eines Geburtendefizits<br />
durch Zuwanderung<br />
erreicht wurde.<br />
Jäger erschießt Tochter<br />
Ettlingen –Ein Jäger (56)<br />
hat in Ettlingen (Ba-Wü) in<br />
seiner Wohnung seine<br />
Tochter (19) erschossen.<br />
Gegen ihn wird wegen fahrlässiger<br />
Tötung ermittelt, so<br />
die Polizei. Der Mann wollte<br />
die Wohnung verlassen,<br />
als sich aus ungeklärter Ursache<br />
ein Schuss aus seinem<br />
Gewehr löste.<br />
Stellenabbau geplant<br />
München –Die Mitarbeiter<br />
des WarenhauskonzernsGaleria<br />
Kaufhof müssensich<br />
auf harte Einschnitte einstellen:2600Vollzeitstellen<br />
müssten gestrichen werden,<br />
zudem sei einAusstieg aus<br />
dem Flächentarifvertrag geplant,<br />
so das Unternehmen.<br />
GaleriaKaufhofist mit Karstadt<br />
fusioniert.<br />
Bussard im Kühlergrill<br />
Lenggries –Aus einer misslichen<br />
Lage haben Polizisten<br />
in Bayern einen Bussard befreit.<br />
Der stecktenach einem<br />
Zusammenprall im Kühlergrill<br />
eines Autos fest. Der<br />
Fahrer (29) rief mit der Information<br />
„flattert noch“ die<br />
Beamten. Mit Flügelbruch<br />
kam der Bussard in eine Auffangstation.<br />
KENO-ZAHLEN<br />
1, 2, 4, 22, 26, 27,28, 32, 35, 38,<br />
43, 44, 47,52, 53, 55, 56, 62, 63,<br />
64; plus-5-Gewinnzahl:<br />
07094 (ohne Gewähr)<br />
Foto: AFP<br />
Fotos: dpa<br />
ins Altenheim<br />
Studentin Anne wohnt mietfrei mit<br />
Senioren, schenkt ihnen dafür Zeit<br />
Trier –Studentin Anne Bourgmeyer<br />
wohnt in einer WG. Ein<br />
Zimmer gehört allein ihr,<br />
Wohnzimmer, Küche und Balkon<br />
muss sie sich mit einem<br />
Mitbewohner teilen. So weit, so<br />
normal. Und doch lebt sie anders<br />
als die meisten ihrer Kommilitonen:<br />
Anne wohnt in einem<br />
Altersheim.<br />
Die 21-jährige Luxemburgerin<br />
ist Anfang des Jahres in die<br />
Seniorenresidenz Zuckerberg<br />
in Trier gezogen. Drei weitere<br />
Studenten werden ihrem Beispiel<br />
im Februar folgen. Je zwei<br />
von ihnen in einer Wohnung.<br />
Miete werden sie nicht zahlen<br />
müssen. Sie bezahlen mit Zeit.<br />
Anne Bourgmeyer verbringt jeden<br />
Monat 35 Stunden mit den<br />
Bewohnern der Residenz.<br />
„Ich finde das einfach toll“,<br />
sagt die 21-Jährige. „Von alten<br />
Menschen lernt man so viel.“<br />
Neben Spielen, Reden, Spazierengehen<br />
plant sie gemeinsame<br />
Kochabende und eine Seniorendisco.<br />
Mit dem besonderen WG-<br />
Wohnprojekt will die Residenz<br />
„Leben ins Haus“ bringen, sagt<br />
Geschäftsführerin Andrea Cremer.<br />
Und zwar im „ganz natürlichen<br />
Miteinander“ – neben<br />
dem normalen Programm, das<br />
es gebe. Nach der Recherche<br />
von Cremer ist die Trierer WG<br />
in ihrer Form in Deutschland<br />
die erste. Die Idee dazu stamme<br />
aus den Niederlanden.<br />
Die kaufmännische Leiterin der<br />
Residenz Nicole Caspers (l.)<br />
und Geschäftsführerin Andrea<br />
Cremer (r.) mit Studentin Anne.<br />
Tatsächlich gab es ein solches<br />
Experiment aber auch schon in<br />
Deutschland. In einer Luxus-<br />
Residenz für Senioren in Konstanz<br />
lebte ein Jahr lang die<br />
heute 26 Jahre alte Studentin<br />
Marit Meinhold. Auch sie<br />
musste keine Miete zahlen, bekam<br />
sogar die Verpflegung gestellt.<br />
Dafür beschäftigte sie<br />
sich 20 Stunden im Monat mit<br />
den Bewohnern. In den Image-<br />
Filmen, die die Residenz während<br />
des Jahres veröffentlicht<br />
hat, ziehen die Studentin, die<br />
Bewohner und auch die Mitarbeiter<br />
der Einrichtung ein<br />
Die gemeinsame Zeit<br />
nutzen Anne und die<br />
Senioren zum Beispiel<br />
zum Rummikub spielen.<br />
durchweg positives Fazit.<br />
Das erhofft man sich sicherlich<br />
auch in Trier, wo das Programm<br />
gerade erst angelaufen<br />
ist. Wie auch in Konstanz habe<br />
das generationenübergreifende<br />
Wohnen und Leben auch zum<br />
Ziel, etwas gegen die Einsamkeit<br />
einiger Bewohner zu tun.<br />
„Viele Bewohner, die hier einziehen,<br />
werden entwurzelt. Sie<br />
müssen hier neu Fuß fassen“,<br />
sagt die kaufmännische Leiterin<br />
Nicole Caspers. Sie könnten<br />
sich in der Residenz zwar persönlich<br />
einrichten, seien aber<br />
oft allein.<br />
Hans Jürgen Heppner, Präsident<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Geriatrie, ist vom Ansatz<br />
des Projektes begeistert.<br />
„Der Kontakt mit jungen Leuten<br />
ist für ältere Menschen extrem<br />
wichtig.“