111. <strong>O+P</strong>-GESPRÄCHE MASCHINENBAU-MITTELSTAND UND SOFTWARE-GIGANTEN: KONKURRENTEN ODER PARTNER? letztlich eine einzige sein wird, glaube ich nicht. Auch denke ich, dass der „Innovator“ eher aus der Richtung Software kommt. Seutter (Microsoft): Ich verstehe den Wunsch nach einer einfachen Lösung. Wir unterstützen dabei als Microsoft gerne und haben grundsätzlich den Anspruch, Technologien jedem zugänglich zu machen. Wir setzen uns intensiv für Standards und Interoperabilität ein und sorgen dafür, dass Entwickler und Unternehmenskunden ihr Geschäft mit Microsoft Azure voranbringen können, egal welche Tools und Technologien sie bevorzugen. Dafür steht unser Engagement in der OPC Foundation ebenso wie unsere Akquisition von GitHub und wir arbeiten ja auch untereinander sehr eng zusammen, bspw. bei der Integration von SAP HANA mit Azure oder Siemens MindSphere und Azure. Diese Partnerschaften sind genau der richtige Schritt, damit sich unsere Kunden nicht völlig in einer Technologiewelt voller inkompatibler, getrennter Systeme verlieren. Doch wird es am Ende nur noch eine Plattform geben? Ich glaube, dass es künftig nicht eine, aber dennoch nur noch wenige große Industrieplattformen geben wird. Der Markt wird sich konsolidieren. Kellerhaus (Schaeffler): Wir müssen den Begriff Plattform differenziert betrachten. Ganz häufig diskutiert man bei Plattformen über die IT-Infrastruktur, aber das eigentlich Interessante – das Vertriebsbzw. Geschäftsmodell – rückt in den Hintergrund. Es muss jedoch ins Zentrum der Diskussion. Es müssen die Ideen her, die einen Mehrwert generieren, damit unsere Kunden diese Plattformen nutzen. Das funktioniert aber nur in der Zusammenarbeit mit Partnern, in Allianzen und mit offenem Denken. Plattform-Geschäftsmodelle bergen das Potenzial, dass der Mehrwert für die Zielkunden gesteigert wird. Vor allem wenn möglichst viele Anbieter, teilweise einfacher Lösungen, Teil der Plattform sind und die Services sich ergänzen. Aberle (Sick): Das möchte ich aufgreifen. Wir müssen ganzheitlich einen Nutzen spendieren. Und das ganze Thema Datenhoheit, Vertragswesen, kann heute mit entsprechenden Software-Lösungen wie z. B. dem Industrial Data Space gelöst werden. Damit regelt sich das dann von selbst. Ich würde mir wünschen, dass sich mal eine komplette Supply Chain gemeinsam hinsetzt und keine Inseln baut, sondern ganzheitlich überlegt, wer in welcher Sphäre das größte Know-how hat, und alle Beteiligten die Supply Chain gemeinsam optimieren. Und dann macht jeder ein Business, von dem er heute noch keine Vorstellung hat, da bin ich mir sicher. Lubnau (Bosch): Wir haben heute gesehen, dass einer alleine das Spiel nicht gewinnen kann. Ich wünsche uns allen dabei den nötigen Mut, die Geschwindigkeit und den Enthusiasmus, die Dinge gemeinsam anzugehen. Krause (Bosch-Rexroth): Das sehe ich auch so. Es braucht den Mut, einfach mal Dinge zu machen. Weniger diskutieren, mehr Referenzprojekte schaffen. Das kann meiner Meinung nach auch klein anfangen. Wichtig ist es, Projekte umzusetzen, die den Kunden wirklichen Mehrwert und gleichzeitig Investitionssicherheit bieten. So können wir den Mittelstand mitziehen und als deutsche Industrie voranschreiten. Wir dürfen nicht stehenbleiben. Ich möchte nicht, dass es irgendwann heißt: Deutschland ist der Erfinder der Industrie 4.0, heute ist es ein Technik-Museum. Sandhöfner (B&R): Es braucht eine Möglichkeit, über verschiedene Cloud-Lösungen hinweg unabhängig zu kommunizieren. Die Silos, die momentan entstehen, müssen abgebaut werden. Mit OPC UA TSN haben wir es endlich geschafft, die jahrzehntelange Problematik der unterschiedlichen Feldbusse in den Griff zu bekommen. Bei der Cloud-Kommunikation sollten wir die Schwierigkeiten mit inkompatiblen Insellösungen gar nicht erst aufkommen lassen. Thomas (Siemens): Ich wünsche mir, dass wir künftig an den Use Cases arbeiten, und so herstellerunabhängig zu Standards kommen. Die Investitionssicherheit muss geschaffen werden. Britzger (Aventics): Wir als Komponentenlieferant werden bei den Plattformen nicht mitreden können. Wir wollen kompatibel sein und die kleineren OEMs als Mittler zwischen den Welten unterstützen. Der Innovationsgedanke ist für mich das A und O bei der Digitalisierung – und dabei geht es vor allem um die Fähigkeit, sich anzupassen. Diese Fähigkeit müssen wir wahren und ausbauen, damit wir auch in Zukunft am Markt erfolgreich und gemeinsam mit anderen innovativ sein können. Synek (VDMA): Die Vertreter der Firmen, die an diesem Fachgespräch teilnehmen, stehen für das Thema Industrie 4.0 bzw. für die Umsetzung der 4.0-Philosophie in der Welt des Maschinen- und Anlagenbaus – etwas provozierender ausgedrückt, sie stellen die bereits missionierten Unternehmen dar, die die Chancen aber auch die Möglichkeit, die sich durch Industrie 4.0 eröffnen, erkannt haben. Der Diskussion aufmerksam folgend, muss die Frage gestattet sein, inwieweit die Erwartungshaltungen der vorwiegend mittelständig geprägten Unternehmen bekannt sind, oder anders ausgedrückt, sind gerade die Mittelständler in der Lage, sich den Herausforderungen von Industrie 4.0 in der notwendigen Konsequenz zu stellen? Sicherlich gibt es auch Mittelständler, die „die Zeichen der Zeit“ erkannt und entsprechend reagieren, aber es gibt eine sicherlich nicht zu unterschätzende Zahl mittelständiger Unternehmen, die die Herausforderungen bzw. die vor ihnen liegenden Aufgaben, die sich durch Digitalisierung, durch Konnektivität und durch Kommunikation ergeben, nicht in der nötigen Konsequenz erkennen. Es ist unsere Aufgabe, diese Unternehmen an das Thema Industrie 4.0 und die Aufgaben des notwendigen Wandels, nicht nur auf die Produkte bezogen, heranzuführen. Glatz (Moderator): Vielen Dank, dass sie heute mit uns dieses Thema so offen besprochen haben. Ich glaube, dass diese Diskussion in ihrer Breite sehr wertvoll ist. Es ist klar geworden, dass wir alle irgendwo zusammenarbeiten müssen, um die Anforderungen der Zukunft zu erfüllen. Denn nur so können wir uns als Industriestandort Deutschland künftig im internationalen Wettbewerb behaupten. ERSTER TEIL UNSERES EXPERTENDIALOGS Dies ist die Fortsetzung des ersten Teils der 111. <strong>O+P</strong>- Gespräche aus <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> Ausgabe 1-2/<strong>2019</strong>. Das Gespräch kreiste im ersten Teil um die generelle Definition von Industrie 4.0, den internationalen Wettbewerb zwischen Deutschland, China und den USA sowie moderne Arbeitswelten. Die Diskussion um diese Themen können Sie auch online lesen, indem Sie untenstehendem Link folgen: bit.ly/OP111 24 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 3/<strong>2019</strong>
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