Stadt der Zukunft - Deutscher Bundesjugendring
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3/2009<br />
Sein sind entscheidende, lebensbejahende und systemimmanente<br />
Desi<strong>der</strong>ate <strong>der</strong> Pluralisierungsdynamik.<br />
Der Weg <strong>der</strong> Individualisierung führt<br />
von einer normenorientierten zu einer präferenzorientierten<br />
Alltagskultur und Lebensbiographie<br />
(Thomas Ziehe).<br />
Ästhetik als Ausdrucksform<br />
In dieser Atmosphäre <strong>der</strong> Multioptionalität<br />
steigt <strong>der</strong> Distinktionsdruck innerhalb <strong>der</strong> jungen<br />
Generation. Abgrenzung ist notwendig, um den eigenen<br />
Lebensradius zu beschreiben. Wenn dann<br />
die Mutter die Klamotten ihrer Tochter trägt und<br />
<strong>der</strong> Vater die Musik des Sohns hört und so die Elterngeneration<br />
nur wenig Abgrenzungsfläche bietet,<br />
werden die „jungen Alten“ zunehmend zur<br />
kulturellen Konkurrenz. Die gesamte demographische<br />
Entwicklung Deutschlands verläuft zu<br />
Ungunsten <strong>der</strong> nachfolgenden Generation. Der<br />
Jugend fehlt das Gegenüber; sie ist auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach ihrem Platz in einer sich permanent wandelnden<br />
Welt. Hier gewinnt nun gerade <strong>der</strong> ästhetische<br />
Aspekt an Bedeutung, um <strong>der</strong> Individuali-<br />
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tät so autonom Ausdruck zu verleihen. Die individuelle<br />
ästhetische Entscheidung schlägt einen<br />
Pflock, einen Haltepunkt in die pluralisierte Welt.<br />
Kulturelle Wissensbestände und Kompetenzen,<br />
Mode und Musik werden zu Rohstoffen <strong>der</strong> Identitätskonstruktion<br />
– die Postmo<strong>der</strong>ne macht den<br />
„aesthetic turn“. Konkret bedeutet das: Denke ich<br />
bei Beethoven an den Komponisten o<strong>der</strong> an den<br />
Bernhardiner aus dem gleichnamigen Film? – Jugendliche<br />
sind unterschiedlich. Devrim, Carola,<br />
Felix, Dennis und Marie werden nicht die gleiche<br />
Musik hören, nicht die gleichen Freunde treffen<br />
o<strong>der</strong> die gleichen Ziele im Leben haben.<br />
Dabei werden juvenile Lebenswelten differenzierter,<br />
auch diffiziler. Denn Zeichen lassen<br />
sich nicht einfach ideologischen o<strong>der</strong> soziokulturellen<br />
Positionen zuordnen – auch die Steinbrüche<br />
<strong>der</strong> Ästhetik sind <strong>der</strong> Pluralisierungsdynamik unterworfen.<br />
Der Teufel liegt im semiotischen Detail,<br />
wie sich am Beispiel des Palästinensertuchs zeigen<br />
lässt: Was die einen noch an die bäuerliche Protestbewegung<br />
<strong>der</strong> Palästinenser erinnert, verbinden<br />
an<strong>der</strong>e mit dem Aufmarsch von Rechtsextremen;<br />
wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e denken an die eigene<br />
Jugend politik