Stadt der Zukunft - Deutscher Bundesjugendring
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politische Schwerpunktsetzungen („Jetzt sind zuerst<br />
einmal die alten Menschen dran“) abgetan<br />
werden? Wenn Jugendliche, die ihre Wünsche und<br />
For<strong>der</strong>ungen stellen, ohne Perspektive vertröstet<br />
werden?<br />
Was geschieht also, wenn eine Aneignung von<br />
Raum aufgrund verkümmerter parteilicher Jugendpolitik,<br />
des ordnungspolitisch faktenschaffenden<br />
Willens von Verwaltungen, juristisch erzwungenen<br />
Einschränkungen, Bürgern/innen, die<br />
wie Lärmseismographen handeln, stets vorfahrthaben<strong>der</strong><br />
Verkehrsplanung o<strong>der</strong> unwirtlicher Bebauung<br />
<strong>der</strong> Städte nicht mehr o<strong>der</strong> nur noch erheblich<br />
eingeschränkt möglich ist?<br />
Durch räumliche Beengtheit entsteht sozialer<br />
Stress – häufig leiden Jugendliche und Kin<strong>der</strong> unter<br />
eben diesem. Die Folgen sind im positiven<br />
Fall, dass sich Jugendliche und Kin<strong>der</strong> dennoch<br />
Raum und Territorien aneignen. Nicht selten<br />
kommt es jedoch zu Vandalismus, Provokationen,<br />
Überschreitung von Regeln, Gewalt o<strong>der</strong> Normbrüchen.<br />
Die Jugendlichen versuchen, dem Mangel<br />
an Erlebnismöglichkeiten und -qualität auf<br />
diese Weise entgegenzusteuern. Sie versuchen,<br />
Bedeutung für sich und ihr Leben zu erlangen. Der<br />
Teufelskreis endet damit, dass die Erwachsenenwelt<br />
auf dieses deviante Verhalten von Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen zuerst mit Erstaunen und Entsetzen,<br />
dann mit <strong>der</strong> Verschärfung von Regelungen,<br />
Gesetzen und Verordnungen reagiert.<br />
Anstiften zum Unfrieden<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> sozialräumlichen Kategorie ist<br />
ein gelingendes Aufwachsen von Kin<strong>der</strong> und Ju-<br />
Jugend politik<br />
3/2009<br />
gendlichen zunehmend gefährdet. Das gilt mit unterschiedlichen<br />
Parametern gleichwohl für Städte<br />
wie auch für ländliche Räume. Nur am Rande sei<br />
hier erwähnt, dass die sozialräumliche Komponente<br />
sich hinsichtlich Geschlecht, soziokulturellem,<br />
sozioökonomischem o<strong>der</strong> Migrationshintergrund<br />
zum Teil sehr unterschiedlich ausprägt.<br />
Das Aufwachsen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
und die Sozialisation als Bürger/in in eine demokratische<br />
Gesellschaft gelingt dort, wo Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche nicht aus den Zentren in die Peripherie<br />
des gesellschaftlichen Geschehens verbannt<br />
werden, son<strong>der</strong>n teilhaben an Räumen und<br />
Territorien. Deshalb bedarf das Verständnis von<br />
Jugendpolitik einer Neuausrichtung.<br />
Land auf und Land ab ist in Studien und Erhebungen<br />
bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen ein Bedarf<br />
an Räumen konstatiert worden. Die Zeichen<br />
<strong>der</strong> räumlichen Enge von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
sind allerorts zu finden. Doch was tun? Im<br />
Folgenden wird nur auf die jugendpolitischen<br />
Aspekte eingegangen mit einigen Thesen zu einer<br />
parteilichen Jugendpolitik des, wenn man so will,<br />
„räumlichen Unfriedens“:<br />
» Jugendpolitik muss sich mehr politischen Raum<br />
aneignen und zwar in allen Politikfel<strong>der</strong>n, die<br />
Einfluss auf die Einengung von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
aus sozialräumlicher Perspektive haben.<br />
Sie hat das Recht dazu, denn Jugendpolitik<br />
ist <strong>Zukunft</strong>spolitik.<br />
» Jugendpolitik darf nicht weiter stillschweigend<br />
zusehen, wie sämtliche Ressorts indirekte<br />
Staatspädagogik ausüben und dabei „Räume<br />
und Territorien“ für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
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