Stadt der Zukunft - Deutscher Bundesjugendring
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dung und den daraus resultierenden Chancen sind<br />
sich die Jugendlichen durchaus bewusst.<br />
Inzwischen haben die jungen Frauen die jungen<br />
Männer im Bereich <strong>der</strong> Schulbildung überholt<br />
und streben auch in <strong>Zukunft</strong> höherwertige Bildungsabschlüsse<br />
an.<br />
Arbeit – „Berufswunsch Geld und Sicherheit“<br />
Einerseits gibt es eine unglaubliche Vielfalt<br />
an Möglichkeiten – noch nie gab es so viele verschiedene<br />
Ausbildungen und Berufe, Schulen,<br />
Hochschulen, Studiengänge, Weiterbildungen.<br />
Das macht es den Jugendlichen schwer, sich angesichts<br />
des Überangebots und <strong>der</strong> Multioptionalität<br />
zu entscheiden. An<strong>der</strong>erseits können nicht<br />
alle Jugendlichen tatsächlich frei entscheiden, was<br />
sie machen möchten. Hauptschulabgänger haben<br />
inzwischen relativ eingeschränkte Möglichkeiten;<br />
immer seltener glauben Schüler generell an die Erfüllung<br />
ihrer beruflichen Wünsche. Selbst ein Ausbildungsplatz<br />
macht die Jugendlichen 2006 nicht<br />
zuversichtlicher, ihre beruflichen Wünsche erfüllen<br />
zu können – stets steht die Frage nach <strong>der</strong><br />
Übernahme im Raum.<br />
Die Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes<br />
bzw. davor, erst gar keinen Ausbildungs- o<strong>der</strong> Arbeitsplatz<br />
zu finden, stieg in den vergangenen Jahren<br />
drastisch von 55 Prozent auf 69 Prozent an.<br />
Berufliche und finanzielle Existenzsicherung ist<br />
für die jungen Menschen ein sehr präsentes<br />
Thema, das sowohl Hauptschulabgänger als auch<br />
gut ausgebildete Hochschulabsolventen beschäftigt.<br />
Letztere bezeichnete Jens Jessen, Feuilletonchef<br />
<strong>der</strong> ZEIT, als „traurige Streber“ und löste damit<br />
eine Debatte aus: „Die Praktikanten und<br />
Berufsanfänger akzeptieren bis zur Charakterlosigkeit<br />
jede Bedingung, jede eingespielte Dummheit,<br />
jede ethisch bedenkliche Praxis.“ Dies läge<br />
am „erbarmungslosen Leistungs- und Anpassungsdruck“,<br />
den alle empfinden. Die Imperative<br />
von Knappheit und Konkurrenz müssten nicht<br />
von außen herangetragen werden; sie seien längst<br />
verinnerlicht: „Man kann in dumpfes Brüten verfallen<br />
über die eingereichten Lebensläufe von<br />
Hochschulabsolventen, die tatsächlich alles enthalten,<br />
was heute gerne verlangt wird, Auslandsaufenthalte,<br />
soziale Hilfsdienste, Berufspraktika<br />
ohne Zahl, EDV- und Sprachkenntnisse. Sie enthalten<br />
nur eines nicht, können es gar nicht enthalten:<br />
persönliche Wege und Umwege zum<br />
Glück, denn für Selbstfindungen ist keine Zeit,<br />
nicht einmal für die winzigste in einem solch früh<br />
gestylten Lebensplan. Nur nicht bummeln! Nicht<br />
Jugend politik<br />
3/2009<br />
träumen, keine falschen Hoffnungen hegen. Es<br />
ist, als ob die Eltern ihre Abstiegsangst gnadenlos<br />
an die Kin<strong>der</strong> weitergereicht hätten. Schon die<br />
Berufswünsche sind von einem ernüchterten Realismus“.<br />
Für die Gutausgebildeten dieser Generation<br />
ist Arbeit nicht einfach nur ein Job, eine zu erfüllende<br />
Aufgabe – Arbeit ist Sinngebung, Arbeit ist<br />
– laut Klaus Hurrelmann – alles. Dennoch ist <strong>der</strong><br />
Weg für die Gutausgebildeten oft steinig und ein<br />
Studium mit Einserabschluss, Auslandserfahrung<br />
und Fachkenntnisse aller Art sind kein Garant<br />
mehr für Erfolg, Macht, Geld, überhaupt dafür, einen<br />
adäquaten Job zu finden. So hat sich inzwischen<br />
eine kreative Elite o<strong>der</strong> digitale Bohème<br />
gebildet, die sich selbst, ihre Ideen und Ideale<br />
verwirklichen möchte und dabei wenig Wert legt<br />
auf Materielles. Das Prekäre wird zum Lebensstil<br />
verklärt, fungiert als Gegenmodell zum trögen<br />
Angestelltendasein. „Es geht so: Ende des Sicherheitsdenkens.<br />
Das Schicksal in die eigene<br />
Hand nehmen“ (Spiegel).<br />
Insgesamt hat <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Shell-Studie 2002<br />
festgestellte große persönliche Optimismus einer<br />
gemischteren Sichtweise Platz gemacht hat. Doch<br />
trotz aller Ängste, vor allem in Bezug auf die<br />
Chancen am Arbeitsmarkt und die steigende Armut,<br />
überwiegt eine positive persönliche <strong>Zukunft</strong>saussicht.<br />
Nach wie vor kann von Resignation<br />
o<strong>der</strong> Ausstieg in vermeintliche jugendliche<br />
Ersatzwelten keine Rede sein. 50 Prozent <strong>der</strong> von<br />
Shell befragten Jugendlichen haben eine eher zuversichtliche<br />
Vorstellung von ihrer eigenen <strong>Zukunft</strong>;<br />
42 Prozent sehen sie eher gemischt, 8 Prozent<br />
eher düster.<br />
Familie, Freunde, Partnerschaft<br />
„Ich will für meinen Mann kochen, wenn er<br />
nach Hause kommt, und für meine Kin<strong>der</strong> da sein.<br />
Danach aber will ich in einem Club auflegen gehen.“<br />
(Karline Weiss, 27, Spiegel)<br />
Diese Aussage steht für den Wunsch einer Generation<br />
von Rastlosen nach Konstanz, Beständigkeit<br />
und Bindung. Das Wichtigste im Leben ist<br />
die Familie. So kommt es, dass Realisten überdimensionierte<br />
Traumhochzeiten feiern. „Absichtliche<br />
Überinszenierungen“ nennt Jugendforscher<br />
Klaus Hurrelmann den Kitschtraum aus Schloss,<br />
Kutsche und Hochsteckfrisur. 81 Prozent <strong>der</strong> vom<br />
Spiegel befragten jungen Menschen zwischen 20<br />
und 35 finden Treue gut, 70 Prozent wollen irgendwann<br />
heiraten. „Der einzige unbefristete Vertrag,<br />
den diese Generation noch ohne Probleme<br />
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