Stadt der Zukunft - Deutscher Bundesjugendring
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3/2009<br />
28<br />
Partizipation konkret<br />
Erfahrungen aus dem Aktionsprogramm für mehr Jugendbeteiligung<br />
Von Kristin Napiralla<br />
Eine zentrale For<strong>der</strong>ung von Jugendverbänden<br />
ist die Partizipation von Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen. Sie wird von vielen gesellschaftlichen<br />
Akteuren/innen unterstützt und als<br />
eine wichtige jugendpolitische Zielstellung anerkannt.<br />
Unter dem Begriff Partizipation wird im<br />
Allgemeinen die Teilhabe an politischen und gesellschaftlichen<br />
Prozessen verstanden. Dabei besteht<br />
in <strong>der</strong> Praxis allerdings immer die Gefahr,<br />
dass bereits die bloße Teilnahme Jugendlicher an<br />
Veranstaltungen o<strong>der</strong> Diskussionen als echte Partizipation<br />
ausgegeben wird.<br />
In solcherart Alibi-Veranstaltungen dienen die<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen dann lediglich als Dekoration<br />
und haben keine wirklichen Mitbestimmungsrechte;<br />
es handelt sich um eine „Scheinbeteiligung“.<br />
In <strong>der</strong> Definition des Deutschen<br />
<strong>Bundesjugendring</strong>s bedeutet Partizipation deshalb<br />
vor allem Gestaltungsmacht. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
sollen die Möglichkeit haben, ihr Recht<br />
wahrzunehmen, die Gesellschaft, in <strong>der</strong> sie leben,<br />
aktiv mitzugestalten. Überall, wo Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
sich beteiligen, soll ihr Mitwirken auch<br />
Wirkung zeigen (vgl. <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundesjugendring</strong><br />
2002).<br />
Ausgehend von diesen Überlegungen hat <strong>der</strong><br />
Deutsche <strong>Bundesjugendring</strong> 2006 gemeinsam mit<br />
dem Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend (BMFSFJ) und <strong>der</strong> Bundeszentrale<br />
für politische Bildung (bpb) das Aktionsprogramm<br />
für mehr Jugendbeteiligung ins Leben<br />
gerufen. Unter dem Motto „Nur wer was macht,<br />
kann auch verän<strong>der</strong>n!“ för<strong>der</strong>te das Aktionsprogramm<br />
Projekte und Initiativen, in denen Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche maßgeblich in gesellschaftliche<br />
und politische Entscheidungsprozesse eingebunden<br />
werden. Ziel war neben dieser Einbindung<br />
auch die Stärkung ihres gesellschaftlichen Engagements.<br />
Außerdem sollten Erwachsene und Entscheidungsträger/innen<br />
für die Belange und Bedürfnisse<br />
von Jugendlichen sensibilisiert werden.<br />
Im Rahmen des Aktionsprogramms för<strong>der</strong>te <strong>der</strong><br />
Deutsche <strong>Bundesjugendring</strong> über 200 Projekte<br />
mit bis zu 5000 Euro. Alle Projekte leisteten einen<br />
Beitrag zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Partizipation von Kin<strong>der</strong>n<br />
und Jugendlichen.<br />
Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang<br />
die Methode „Come in Contract“,<br />
die in über 120 Projekten zum Einsatz kam und<br />
zum Ziel hatte, dass Verträge zwischen Jugendlichen<br />
und Personen aus Politik und Gesellschaft<br />
geschlossen werden. Der Vertragsabschluss (Contract)<br />
– das Kernelement dieser Methode – führt<br />
dazu, dass die Ideen, Wünsche und For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen aufgrund <strong>der</strong> Verbindlichkeit einer<br />
schriftlichen Vereinbarung ernst genommen<br />
werden. So wird es möglich, dass die Jugendlichen<br />
mit ihren Vertragspartnern/innen gleichberechtigt<br />
und auf Augenhöhe miteinan<strong>der</strong> ins Gespräch<br />
kommen. Die Evaluation des Aktionsprogramms<br />
durch das Deutsche Jugendinstitut (DJI) kommt zu<br />
dem Schluss, dass die Methode „Come in Contract“<br />
ein sehr wirksames Instrument ist, um Jugendliche<br />
an politische Partizipationsprozesse heranzuführen.<br />
Nicht zuletzt durch die Anbindung <strong>der</strong> Projekte<br />
an Vereine und Verbände wurde eine hohe Nachhaltigkeit<br />
des Engagements Jugendlicher erreicht.<br />
Viele Projekte konnten auch über den För<strong>der</strong>zeitraum<br />
hinaus fortgeführt o<strong>der</strong> neu aufgelegt werden.<br />
Bei einer Befragung gegen Ende <strong>der</strong> Projektlaufzeit<br />
gaben zwei Drittel <strong>der</strong> befragten<br />
Jugendlichen an, sich künftig stärker sozial zu engagieren<br />
und mehr als die Hälfte (52%) möchte<br />
sich umfassen<strong>der</strong> mit politischen Themen auseinan<strong>der</strong>setzen.<br />
Durch die aktive Teilnahme an einem<br />
Projekt haben die Jugendlichen außerdem auch<br />
vielfältige persönliche Erfahrungen gewonnen. In<br />
<strong>der</strong> Auswertung gaben sie an, dass sie viel über das<br />
Projektthema erfahren haben, interessante Kontakte<br />
knüpfen konnten und gelernt haben, sich<br />
besser in einer Gruppe zu behaupten.<br />
Persönliche Entwicklung<br />
So vermitteln erste Partizipationserfahrungen<br />
nicht nur nötiges Wissen und Fähigkeiten für die<br />
weitere politische und gesellschaftliche Beteiligung,<br />
son<strong>der</strong>n sie sind auch für die persönliche<br />
Entwicklung jedes Jugendlichen hilfreich.<br />
Die Bedingungen für gelungene Partizipation<br />
sind heutzutage – zumindest theoretisch – besser<br />
denn je. Der gesellschaftliche Wertewandel von<br />
Jugend politik