Stadt der Zukunft - Deutscher Bundesjugendring
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3/2009<br />
bekommt, ist <strong>der</strong> Trauschein“, meint Hurrelmann.<br />
Auch die Shell-Studie stellt fest, dass die heutigen<br />
Jugendlichen – ganz entgegen <strong>der</strong> These<br />
von <strong>der</strong> Auflösung von Ehe und Familie – eine<br />
starke Familienorientierung haben. So sind 72<br />
Prozent <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>der</strong> Meinung, dass man<br />
eine Familie braucht, um wirklich glücklich leben<br />
zu können. Vor allem die relativ schlechte Wirtschaftslage<br />
verstärkt den Stellenwert von Familie.<br />
Diese bietet Rückhalt, sorgt für einen Spannungsausgleich<br />
und bringt Sicherheit und emotionale<br />
Unterstützung.<br />
Überhaupt kann man von einem guten Verhältnis<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen zu ihren Eltern sprechen;<br />
etwa 90 Prozent kommen nach eigener Auskunft<br />
gut mit den Eltern zurecht. Die Mehrheit <strong>der</strong> Jugendlichen<br />
ist mit <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> Eltern zufrieden.<br />
Junge Frauen sind dabei weitaus stärker<br />
familienorientiert, wünschen sich häufiger Kin<strong>der</strong><br />
und befinden sich früher in festen Partnerschaften.<br />
Sie werden früher als die jungen Männer selbständig<br />
und ziehen eher aus ihrem Elternhaus aus.<br />
Trotz <strong>der</strong> Fokussierung auf Familie wächst<br />
gleichzeitig die Zahl junger Erwachsener, die auf<br />
die Realisierung von Kin<strong>der</strong>n und Familie verzichtet.<br />
Dies liegt vor allem an den zahlreichen<br />
Schwierigkeiten, denen Frauen bei <strong>der</strong> Familiengründung<br />
begegnen. So sind in <strong>der</strong> „Rush Hour<br />
des Lebens“ in einem sehr engen Zeitfenster Ausbildung,<br />
berufliche Integration und Partnerschaft<br />
mit Familiengründung unterzubringen.<br />
Neben <strong>der</strong> Familie spielen Peergroups eine<br />
wichtige Rolle. Die Peer-Groups <strong>der</strong> Jugendlichen<br />
sind meist milieukonform und helfen bei <strong>der</strong><br />
Orientierungs- und Identitätssuche. Peer-Groups<br />
übernehmen oft Entwicklungsaufgaben: Sie sollen<br />
die Abhängigkeit von den Eltern lockern, die Aufnahme<br />
von Beziehungen zum an<strong>der</strong>en Geschlecht<br />
ermöglichen, bei Freizeitangeboten orientieren,<br />
soziale Beziehungen gestalten lernen und bei <strong>der</strong><br />
Schul- und Berufswahl unterstützen.<br />
Freizeit – zwischen Clique und Community<br />
Soziale Ungleichheiten wirken auch in an<strong>der</strong>e<br />
Lebenswelten hinein – auch in den Freizeitbereich.<br />
So beschäftigen sich Jugendliche aus den<br />
oberen Schichten in ihrer Freizeit beson<strong>der</strong>s häufig<br />
mit Lesen, mit kreativen o<strong>der</strong> künstlerischen<br />
Aktivitäten und pflegen ihre sozialen Kontakte –<br />
sie werden bezeichnet als „kreative Freizeitelite“.<br />
Für die Gruppe <strong>der</strong> „geselligen Jugendlichen“<br />
spielen Gleichaltrige eine enorm wichtige Rolle;<br />
sie organisieren sich ihre Freizeit um konkrete<br />
8<br />
Anlässe und Orte wie Jugendzentren, Kneipen,<br />
Discos o<strong>der</strong> Partys.<br />
Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien<br />
tauchen häufig in die Gleichaltrigengruppe<br />
mit ihrer spezifischen Freizeitkultur ab; sie verbringen<br />
ihre Zeit vor allem mit Rumhängen, Fernsehen,<br />
Computerspielen und Internet. „Computerspiele<br />
wie „Counterstrike“ sind wie mo<strong>der</strong>nes<br />
„Räuber und Gendarm“. Früher hat man es draußen<br />
im Garten gespielt, unsere Generation spielt es<br />
eben am Computer.“ (Kilian Ricken, 23, Spiegel)<br />
Zwischen den Geschlechtern gibt es im Freizeitverhalten<br />
eine klare Trennlinie: So gehen junge<br />
Frauen gerne shoppen o<strong>der</strong> verbringen Zeit mit <strong>der</strong><br />
Familie, junge Männer interessieren sich eher für<br />
Technik. Insbeson<strong>der</strong>e männliche Jugendliche aus<br />
<strong>der</strong> Unterschicht gehören zu den so genannten<br />
Technikfreaks.<br />
Engagement für an<strong>der</strong>e gehört für Jugendliche<br />
häufig ganz selbstverständlich zum persönlichen<br />
Lebensstil dazu. Dabei liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt eindeutig<br />
im Umfeld <strong>der</strong> Jugendlichen und im Einsatz<br />
für konkrete bedürftige Zielgruppen – übergreifende<br />
Ziele sind nicht Fokus des Engagements.<br />
Die Jugendlichen engagieren sich in Vereinen,<br />
Schulen, Hochschulen, teilweise auch Kirchengemeinden<br />
o<strong>der</strong> Jugendorganisationen. Bildungsniveau<br />
und soziale Schicht haben auch hier einen<br />
deutlichen Einfluss – Jugendliche aus gehobenen<br />
Herkunftsschichten bzw. Gymnasiasten und Studierende<br />
weisen die höchsten Quoten auf. Die<br />
Motivation <strong>der</strong> Jugendlichen für ihr Engagement<br />
entspricht dem pragmatischen Gestus dieser Generation.<br />
Die persönliche Befriedigung durch die<br />
aktive Beteiligung im eigenen Umfeld prägt viel<br />
mehr als ideologische Konzepte o<strong>der</strong> auch mögliche<br />
gesellschaftliche Utopien.<br />
Eine zentrale Rolle im Freizeitverhalten <strong>der</strong><br />
jungen Generation spielt das Internet, es wird<br />
quasi zum Herz <strong>der</strong> Gesellschaft. „Das Internet ist<br />
<strong>der</strong> einzige Ort, an dem die Generation nicht unsichtbar,<br />
son<strong>der</strong>n durchsichtig ist. Wer etwas über<br />
sie wissen will, muss sie googeln, ganze Leben<br />
entblättern sich in Suchresultaten. Du bist deine<br />
Treffer. Hier hinterlässt sie ihre Spuren, nicht draußen<br />
in <strong>der</strong> Welt. Diese Generation ist die erste, für<br />
die das Internet immer schon selbstverständlich<br />
war. (...) Ohne Internet, ohne Handy wäre ihr Leben<br />
nicht denkbar, könnten sie sie gar nicht zusammenhalten.<br />
Die private E-Mail-Adresse ist das<br />
Einzige, was konstant bleibt, während sich Wohnorte<br />
dauernd än<strong>der</strong>n“ (Spiegel). Fast alle jungen<br />
Menschen sind Mitglie<strong>der</strong> von Communities; dort<br />
melden sich 85 Prozent <strong>der</strong> Befragten mehrmals<br />
Jugend politik