Berliner Zeitung 01.04.2019

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10 * Berliner Zeitung · N ummer 76 · M ontag, 1. April 2019 ························································································································································································································································································· Stadtgeschichte Frisch eingekleidet, satt und glücklich: Berliner Kinder bei ihrer Rückkehr von einem Erholungsaufenthalt in Schweden, aufgenommen am Stettiner Bahnhof in Berlin Ende Dezember 1920. Ermöglicht wurden die Reisen von der im November 1919 gegründeten schwedischen Schwesterorganisation von Save the Children, Rädda Barnen (Rettet die Kinder), Mitglied der 1920 gegründeten internationalen Save the Children Union. UISE (5) Als Berlin hungerte Vor100 Jahren half Save the Children in der Not VonMaritta Tkalec Im Charlottenburger Cäcilienhaus betrieb Rädda Barnen einen Kindergarten und eine Kakaostube für 200 Kinder. Kakaostube in Charlottenburg 1920: Für jedes Kind gab es einen Becher Kakao und ein Stück Gebäck von 100 Gramm Gewicht. April 1919. Die Männer machten Revolution oder Konterrevolution. Mit der Monarchie war die alte staatliche Ordnung zusammengebrochen, die Weimarer Republik noch nicht etabliert. Die Frauen suchten Nahrung, die Kinder hungerten. Verhungerten –inDeutschland etwa 800 jeden Tag. In Berlin lag die Sterblichkeitsrate von Kleinkindern doppelt so hoch wie 1913. Deutschland brachte nicht die Kraft auf, sich um die Kleinen zu kümmern. Die Regierung Großbritanniens gehörte zu den Siegern des Ersten Weltkriegs. Sie unterstützte die über das Kriegsende hinaus verlängerte „Hungerblockade“, die Presse bejubelte die Härte. Doch ausgerechnet in Großbritannien regte sich Mitleid: Als erste trat Eglantyne Jebb mit dem schockierenden Foto eines verhungernden Wiener Babys indie uninformierte Öffentlichkeit. Sieverteilte ein Flugblatt, wurde am 15. Maideswegen zu einer Strafe vonfünf Pfund oder elf Tagen Gefängnis verurteilt. Ihr Richter spendete daraufhin fünf Pfund für die notleidenden Kinder auf dem Kontinent: die erste Spende für die Organisation Save the Children, die Eglantyne Jebb kurzdarauf gründete.Viele Briten gaben großzügig und großherzig, die Hilfe lief an. 1920 erreichten die Hilfsgüter von Save the Children auch die Berliner Kinder. Als erstes trafen „Liebesgaben aus Schweden“ ein. Die Organisation Rädda Barnen, als Schwester der britischen gegründet, schickte Kleidung, Schuhe, Milch, Kakao, Fässer voll Lebertran und eine große Lieferung Gummisauger für Babyflaschen, die an Säuglingseinrichtungen verteilt wurde. In Berliner Bezirken eröffneten mehrereKakaostuben, in denen ausgewählte Kleinkinder bis 1922 jeden Tagein heißes Kakaogetränk und einen Keks bekamen. In sechs Neuköllner Grundschulen und zwei Sonderschulen betrieben Save the Children und die Internationale Vereinigung für Kinderhilfe ab Januar 1924 Küchen, in denen Schulspeisungen für mehr als 6500 Kinder zubereitet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg leistete Save the Children abermals Nothilfe für deutsche Kinder. Legendär wurden die „Schwedensuppen“. Hundert Jahre nach dem Beginn ist die Großtat fast vergessen. Dassollte nicht sein. Save theChildrenruftauf: Sind Sie eines der Kinder,das nachdem I. oder II. Weltkriegmit Save the Children in Berührung gekommen ist? Oder mit einer der Organisationen, denenSave the Children mit Spenden geholfen hat? Kennen Sie jemanden,dem vonSavethe Children geholfen wurde? Bittemelden: zeitzeugen@ savethechildren.de, 030/27 59 59 79 79 Berliner Schulspeisung 1924: VonSavethe Children finanzierte Lebensmittelpäckchen werden an die Kinder einer Klasse verteilt. Kinderspeisung vor einer Neuköllner Schule 1924: Die Inflation stellte bis 1923 Arbeiterfamilien vor die Frage, wie man die Kinder satt bekommen sollte. DAS IST DAS WAR DAS KOMMT Helle Panke e.V. Der Boulevard, ein Bollwerk Brecht, Berlin und 1918 Der Helle Panke e.V. ist ein gemeinnütziger Verein unter dem Dach der Rosa Luxemburg Stiftung mit Sitz in Berlin. Ziel des Vereins ist die Förderung politischer Bildung und Kultur. Der Verein will damit einen Beitrag zur Entfaltung freien und mündigen Denkens und solidarischen Handelns im humanistischen, demokratischen und weltoffenen Sinne leisten. Und weil Mitglieder sowie Sympatisanten des Vereins Bücher –meist zu viele –haben, betreibt derVerein auch ein Antiquariat mit gespendeten Exemplaren. Helle Pankelogiert in der Kopenhagener Straße 76 (Hinterhaus). Öffnungszeiten Mo–Do 14–17 Uhr.ImNetz: www.helle-panke.de Die Straße Unter den Linden wird gerne als Boulevard, gar als Prachtboulevard bezeichnet. Doch im eigentlichen Sinn des Wortes ist sie kein Boulevard. Das lässt sich aus der Wortherkunft ersehen. Die liegt im mittelniederländischen bulwerc, was im Deutschen zum Bollwerk,imEnglischen zum bulwark, im Italienischen zum balvardo und französisch zu Boulevard wurde. Boulevardswurden in vielen Städten auf jenen Freiflächen angelegt, die aus geschleiften Stadtmauernentstanden. Exemplarisch gilt das für Paris, wo ab Juni 1670 alte Forts und Stadtmauern abgerissen und die Gräben verfüllt wurden. An deren Stelle entstanden Straßen – meist breite und vonBäumen flankierte.Dadie alten Festungs- mauerninder Regel ringförmig um die alten Stadtkerne lagen, verlaufen nun auch die Boulevards als Straßenringe. Auch in Berlin kann man solche Verläufe noch an etlichen Stellen nachvollziehen, wenn auch nicht als prächtige, breite Straßen: Der Berliner Festungsgraben (Teil der Stadtbefestigung aus dem 17. Jahrhundert) wurde zwischen den heutigen Bahnhöfen Hackescher Markt und Jannowitzbrücke zugeschüttet und auf dem preisgünstigen Bauland in Stadtbesitz die Stadtbahn gebaut. DemVerlauf der Akzisemauer aus dem 18. und 19. Jahrhundertfolgen unter anderem die Torstraße im Norden sowie die Straßen zwischen Halleschem und Schlesischem Tor. Dieser Trasse folgt auch die U1. (mtk.) VonTrommeln in der Nacht bis zu nie geschriebenen Werken –inStücken, Gedichten und Prosa von Bertolt Brecht hat die Revolution von1918/19 Spuren hinterlassen. Brecht war in den Tagen der Revolution selbst Mitglied im Augsburger Arbeiter- und Soldatenrat. Der Publizist und Literaturwissenschaftler Michael Bienert spricht über Brechts Sicht auf die Zeit und die damaligen Ereignisse.Die Veranstaltung findet im Rahmen der Sonderausstellung „Berlin 18/19 –Das lange Leben der Novemberrevolution“ statt. Vortrag: Brecht, Berlin und die Novemberrevolution, 4. April, 18 Uhr, Märkisches Museum, Am Köllnischen Park 5
Berliner Zeitung · N ummer 76 · M ontag, 1. April 2019 11 · · ······················································································································································································································································································· Berlin Das Dilemma von drinnen und draußen Die Kreuzberger Markthalle 9sollte eine Öko-Vision sein. Jetzt steht sie für sozialen Ausschluss VonMichaela Schlagenwerth Wie absurd, jetzt stehe ich hier und kämpfe für Aldi. Dasist an diesem Sonnabendnachmittag einer der Sätze, der häufig durch die Eisenbahnstraße tönt. Die Initiative „Markthalle 9für alle“ hat zu einer Kundgebung für Aldi aufgerufen, und etwa 300 Menschen sind gekommen. Schilder werden in die Höhe gereckt, darauf steht: „Ernährungswende muss sozial sein, sonst ist sie keine.“ Oder: „Wo bleibt die Suppenküche für obdachlose Menschen?“ Drinnen geht der Verkauf von Bio-Gemüse, weitgehend aus regionalem Anbau, von raffinierten Torten, exquisitem Käse und Fleisch aus besonders fairer Tierhaltung ungestörtweiter,draußen geben sich wütende Anwohner gegenseitig das Mikroindie Hand. Drinnen, das ist für viele draußen zu teuer.Obwohl sie doch eigentlich selbst auch „Ökos“ sind. Viele ältere Menschen sind dabei und erstaunlich wenige junge.Einige derjenigen, die draußen stehen, hatten vor acht Jahren die Markthallen-Betreiber Nikolaus Driessen, Florian Niedermeier und Bernd Maier unterstützt. Die waren damals mit dem Konzept einer „Markthalle für alle“ angetreten. „Die Markthalle soll ein soziales Zentrum“ werden und auf gar keinen Fall eine „Eventlocation“, war ihr Versprechen. Aber genau das ist seit der Eröffnung vor acht Jahren Protest am Sonnabend vor der Markthalle 9. Anwohner wollen ihren Aldi behalten. passiert. Die Markthalle 9 ist eine Touristenattraktion geworden, sie ist eine hippe Food-Event-Location, kein „soziales Zentrum“, sondern aus Sicht vieler Anwohner ein rabiater Gentrifizierungs-Beschleuniger. Das passierte nicht durch Zufall, sondern durch entsprechende Marketingstrategien, und genau darüber sind die Menschen draußen so wütend. In der Markthalle 9kann man heute Torte für sechs Euro das Stück vom Pappteller essen und Brot für zwölf Euro das Kilo kaufen. „Kiezmarkthalle statt Luxus-Food-Halle“ lautet entsprechend auch die Forderung der Kundgebungsteilnehmer. Die Sängerin Christiane Rösinger bringt die Lage gleich in ihrer Eröffnungsrede auf den Punkt. Sie möge vieles von dem, was an den Ständen angeboten wird, aber es sei zu teuer. „Multikulti, das gibt es doch nur noch bei Aldi.“ Eine absurde Situation. Der Discounter Aldi ist zur letzten Bastion der sozialen Mischung geworden, die hier angeblich alle, auch die Betreiber selbst, wollen. Tatsächlich kommen durch Aldi Menschen in die Halle,die dortsonst nichts mehr einkaufen. Oder nur ab und zu, um sich etwas Besonders zu leisten, das Fleisch von„Kumpel &Keule“ etwa, oder ein nicht ganz so teures Stück Torte von „Konditormeisterin Frau Zeller“. Annette Zeller ist seit 2011, seit die neue Markthalle eröffnete, mit CHRISTIAN SCHULZ ihrem Stand dabei. Siehat zur Kundgebung ein Statement an die Schwarze Wand der Kreuzberger Markthalle 9 gehängt. Es macht deutlich, dass die Sache ziemlich kompliziert ist. 60 Stunden arbeitet sie in der Woche.Einen Mindestlohn kann sie sich dafür nicht auszahlen. Obwohl ihr Geschäft bestens läuft. Aber wenn sie nur gute Bio-Produkte verwenden und nicht völlig überhöhte Preise nehmen will, ist mehr für sie nicht drin. Gleiches schildert draußen mit gepresster Stimme eine Floristin vom Blumenstand. Regional, fair,bio,handgemacht, daran ist selbst bei hohen Preisen nicht viel zu verdienen. Viele der Stände drinnen repräsentieren eine Öko-Vision, die auch viele, die jetzt draußen stehen, eigentlich gut finden. Das ist eben das Dilemma. Günstig ist nicht Handwerk, sondern Industrie. „Wir sind nicht gegen die Händler“, wird immer wieder betont. Aufkleber mit Herz Mehr Mischung der Angebote sollte her.Mehr Mitbestimmung durch die Anwohner, mehr Bewusstsein dafür, dass die Markthalle kein Ort des sozialen Ausschlusses sein sollte und dass deswegen ein Discounter wie Aldi dazugehöre. Im Hintergrund stehen die Betreiber und hören mit grimmigen Gesichternzu. Sietragen wie fast alle Händler an diesem Tag einen Markthalle-9-Aufkleber mit Herz. Gegen sie, nicht gegen die Händler,richten sich die Statements der Anwohner. Nikolaus Driessen, Florian Niedermeier und Bernd Maier haben mit der Markthalle 9aus dem Nichts einen florierenden Ort geschaffen. Aber die Weise, wie sie dabei politischen Anspruch als Markenkern für Event-Food verkaufen, könnte ihnen jetzt böse auf die Füße fallen. In den vergangenen Wochen dürften sie mehr der linken Kreuzberger Kundschaft verloren haben, als sie mit dem Drogeriemarkt dm je dazu gewinnen werden. Birnen „Forelle“ Ursprung: Südafrika Äpfel „Red Jonaprince“ Ursprung: Deutschland Birnen „Rocha“ Ursprung: Portugal FEST UND SÜSS Äpfel„Braeburn“ Ursprung: Deutschland SÄUERLICH- KNACKIG BUTTERIG UND FEIN- SÄUERLICH Endl Birnen „Abate“ Ursprung: Italien/ Südafrika SÜSS- AROMATISCH SÄUREARM UND FEIN Äpfel „Golden Delicious“ Ursprung: Italien Endlich Äpfel mit Mix & Match Äpfel „Evelina“ Ursprung: Deutschland m mit l Stelle dir deine Sorten selbst zusammen Birnen it vergleichen Äpfel „Crimson Snow“ Ursprung: Italien 1.99 * SÜSS- FRUCHTIG SÜSS- SÄUERLICH SÜSS- SÄUER- LICH Diese Woche alle losen Äpfelund Birnen kg-Preis Montag,1.4. bis Samstag, 6.4. Garnelen Küchenfertige, rohe Garnelen mit Schale,ohne Kopf und entdarmt. Easy Peel –die Garnelen lassen sich durch ihren besonderen Rückenschnitt nach dem Braten leicht schälen. Abtropfgewicht: 720 g(1kg=18.04) 800-g-Packung 1kg=16.24 Jamón –Spanischer, luftgetrockneterRohschinken 8Monategereift. 1-kg-Packung genießen mit Deluxe Neuseeländische Lammkeule Mit Knochen. Ca. 1.150– 1.600-g- Packung** kg-Preis kg-Preis 9.99 * Camembert aus der Normandie Löffelgeschöpfter, feinwürziger Weichkäse aus nicht pasteurisierterKuhmilch. Mind. 45 %Fetti.Tr. 250-g-Packung 100 g=-.80 C° 800 g löffelgeschöpft 12.99 * 1.99 * Frische Macarons Mit Messer Mischung aus Vanille, Schokolade, Kaffee, und Ständer Pistazie, Zitrone und Himbeere. 132-g-Packung; 100g=2.64 C° 1kg 17.99 * 3.49 * Dieser Artikel kann aufgrundbegrenzter Vorratsmenge bereits im Laufe des ersten Angebotstages ausverkauft sein. Alle Preise ohne Deko. Für Druckfehler keine Haftung. Lidl Dienstleistung GmbH &Co. KG, Rötelstr. 30, 74166 Neckarsulm •Namen undAnschriftder regional tätigen Unternehmen unterwww.lidl.de/filialsuche oder 0800 4353361. Gewicht kann regional abweichen.
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Seite 7 und 8: ANZEIGE Thema: Rheumatische Schmerz
Seite 9: Berliner Zeitung · N ummer 76 · M
Seite 13 und 14: Mo.01.04.-Sa. 06.04. WOCHEN- KNALLE
Seite 17 und 18: FC Bayern MünChen Borussia dortMun

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