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Berliner Kurier 21.07.2019

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Die künstlerische Darstellung der NASA zeigt das<br />

Orion-Raumschiffauf dem Wegzum Mond.<br />

Kapsel angekoppelte Modul beinhaltet<br />

das Haupttriebwerk und liefert<br />

über vier Solarsegel den Strom; außerdem<br />

reguliert es Klima und Temperatur<br />

im Raumschiff und lagert Treibstoff,<br />

Sauerstoff und Wasservorräte<br />

für die Crew.<br />

„Mit diesem Beitrag hat sich die Esa<br />

eine Beteiligung an den Flügen mit der<br />

Orion gesichert“, erklärt der ehemalige<br />

deutsche Shuttle-Astronaut Ulrich<br />

Walter, „und damit könnten irgendwann<br />

auch europäische Astronauten<br />

auf dem Mond landen.“ Bis Ende 2020<br />

soll eine SLS eine unbemannte Orion-<br />

Kapsel auf eine Flugbahn zum Mond<br />

bringen. Während des mindestens<br />

acht Tage dauernden Fluges soll eine<br />

Reihe von Tests erfolgen, bevor die<br />

Kapsel zur Erde zurückkehrt.<br />

Das Vorhaben einer bemannten<br />

Mondlandung bis 2024 gilt unter<br />

Fachleuten als äußerst sportlich, zumal<br />

Astronauten mit der Orion zwar<br />

zum Mond fliegen, aber nicht auf ihm<br />

landen können. Eine Landefähre ist<br />

bei der Nasa nicht in Sicht.<br />

Da ist es kein Zufall, dass der Amazon-Gründer<br />

und Chef der Raumfahrtfirma<br />

Blue Origin Jeff Bezos<br />

kürzlich eine Landefähre namens<br />

Blue Moon vorstellte. Angeblich soll<br />

das Fluggerät bis 2024 so weit sein,<br />

dass es mehr als drei Tonnen Material<br />

auf dem Mond absetzen kann. Die<br />

Raumfahrtunternehmen OHB und<br />

Airbus in Bremen arbeiten mit Bezos<br />

zusammen. Zur Diskussion stehen die<br />

Entwicklung des Lebenserhaltungsoder<br />

Navigationssystems. Ob Blue<br />

Moon innerhalb von fünf Jahren einsatztauglich<br />

gemacht werden kann<br />

und mit welchem Modul Astronauten<br />

vom Mond zum Rückflug aufbrechen<br />

sollen, sind noch offene Fragen.<br />

Jedenfalls setzen die USA verstärkt<br />

auf Unternehmen. In ihrem Programm<br />

Commercial Lunar Payload<br />

Services wollen sie über die nächsten<br />

zehn Jahre hinweg Firmen mit 2,6<br />

Milliarden Dollar unterstützen. Die<br />

ersten 250 Millionen vergab sie im<br />

Mai an drei Unternehmen für den Bau<br />

von unbemannten Sonden, die in den<br />

kommenden zwei Jahren auf dem<br />

Mond landen und neue Technologien<br />

testen sollen.<br />

Parallel dazu schlagen die Amerikaner<br />

den Bau eines neuartigen Elements<br />

vor, das als Tor zur weiteren<br />

Erkundung des Sonnensystems gilt,<br />

das Lunar Gateway. Dabei handelt es<br />

sich um eine den Mond umkreisende<br />

Station. Sie kann zeitweilig von Astronauten<br />

besetzt sein und verfügt über<br />

ein eigenes Antriebssystem. Sie könnte<br />

dazu dienen, Module einer Mondfähre<br />

zu montieren und diese zu betanken.<br />

Außerdem könnten Astronauten<br />

zwischen der Mondoberfläche und<br />

der Station pendeln und beispielsweise<br />

Proben an ein angedocktes Raumschiff<br />

übergeben, das sie zur Erde<br />

bringt. Mit einer solchen Station erspart<br />

man sich bei bestimmten Szenarien<br />

Landungen auf der Erde, was den<br />

Einsatz von wiederverwendbaren<br />

Sonden ermöglicht.<br />

Es wäre auch<br />

denkbar, dass in<br />

ferner Zukunft<br />

Raumschiffe von<br />

dort aus zu anderen<br />

Planeten wie<br />

dem Mars starten.<br />

Nach dem derzeitigen<br />

Plan soll<br />

2024 eine Orion<br />

am Gateway andocken.<br />

Dort steigen<br />

die Astronauten in<br />

ein Landefahrzeug<br />

um und schweben<br />

hinab zur Mondoberfläche.<br />

Nach<br />

dem Wiederaufstieg<br />

fliegen sie zur Station<br />

zurück, steigen in die Orion um und<br />

fliegen nach Hause. Ob es so kommen<br />

wird, hängt entscheidend vom Willen<br />

und der Finanzierung ab. Das Lunar<br />

Gateway hat eine Reihe prominenter<br />

Kritiker, wie den ehemaligen Nasa-<br />

Chef Michael Griffin und den Apollo-<br />

11-Veteran Edwin „Buzz“ Aldrin. Sie<br />

halten es für unnütz.<br />

Die Europäische Weltraumorganisation<br />

Esa hingegen will das Lunar<br />

Gateway für ihre Robotermission<br />

Heracles nutzen, die sie mit der kanadischen<br />

und japanischen Weltraumbehörde<br />

entwickelt. Ein kleiner<br />

Lander mit einem Rover im Inneren<br />

soll auf dem Mondlanden und<br />

von Astronauten im Gatewaygesteuert<br />

werden. Der Rover sammelt Bodenproben,<br />

verstaut sie in einem<br />

Containerund fährt in das Aufstiegsmodul.<br />

Alles zusammen fliegt zum<br />

Gateway, wo der Container in die<br />

Orion umgepackt und zusammen<br />

mit Astronauten zur Erde fliegt. Der<br />

Rover könnte anschließend erneut<br />

zur Mondoberfläche absteigen.<br />

Das Gateway ist als internationales<br />

Projekt geplant. „Ich stelle mir verschiedene<br />

Partner vor, sowohl internationale<br />

als auch kommerzielle, die<br />

zum Gateway beitragen und es nutzen“,<br />

erklärte kürzlich William Gerstenmaier,<br />

stellvertretender Administrator<br />

für Human Exploration and<br />

Operations der Nasa. OHB und Airbus<br />

arbeiten derzeit mögliche Beteiligungen<br />

aus.<br />

Der enge Zeitplan und das nötige<br />

Geld bringen die Mondträume indes<br />

in Bedrängnis. In diesem Jahr soll die<br />

Nasa 1,6 Milliarden Dollar extra bekommen<br />

und dürfte weitere sechs bis<br />

acht Milliarden pro Jahr benötigen.<br />

Ob der amerikanische Kongress das<br />

Geld bewilligt, ist fraglich. Im Juni<br />

verdutzte der wankelmütige Trump<br />

die Nasa mit einem seiner berüchtigten<br />

Tweeds: „Bei all dem Geld, das wir<br />

ausgeben, sollte die Nasa NICHT über<br />

eine Mondlandung reden. Wir haben<br />

das vor 50 Jahren gemacht.“<br />

Artemis geht dennoch weiter.<br />

Thomas Bührke

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