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Die künstlerische Darstellung der NASA zeigt das<br />
Orion-Raumschiffauf dem Wegzum Mond.<br />
Kapsel angekoppelte Modul beinhaltet<br />
das Haupttriebwerk und liefert<br />
über vier Solarsegel den Strom; außerdem<br />
reguliert es Klima und Temperatur<br />
im Raumschiff und lagert Treibstoff,<br />
Sauerstoff und Wasservorräte<br />
für die Crew.<br />
„Mit diesem Beitrag hat sich die Esa<br />
eine Beteiligung an den Flügen mit der<br />
Orion gesichert“, erklärt der ehemalige<br />
deutsche Shuttle-Astronaut Ulrich<br />
Walter, „und damit könnten irgendwann<br />
auch europäische Astronauten<br />
auf dem Mond landen.“ Bis Ende 2020<br />
soll eine SLS eine unbemannte Orion-<br />
Kapsel auf eine Flugbahn zum Mond<br />
bringen. Während des mindestens<br />
acht Tage dauernden Fluges soll eine<br />
Reihe von Tests erfolgen, bevor die<br />
Kapsel zur Erde zurückkehrt.<br />
Das Vorhaben einer bemannten<br />
Mondlandung bis 2024 gilt unter<br />
Fachleuten als äußerst sportlich, zumal<br />
Astronauten mit der Orion zwar<br />
zum Mond fliegen, aber nicht auf ihm<br />
landen können. Eine Landefähre ist<br />
bei der Nasa nicht in Sicht.<br />
Da ist es kein Zufall, dass der Amazon-Gründer<br />
und Chef der Raumfahrtfirma<br />
Blue Origin Jeff Bezos<br />
kürzlich eine Landefähre namens<br />
Blue Moon vorstellte. Angeblich soll<br />
das Fluggerät bis 2024 so weit sein,<br />
dass es mehr als drei Tonnen Material<br />
auf dem Mond absetzen kann. Die<br />
Raumfahrtunternehmen OHB und<br />
Airbus in Bremen arbeiten mit Bezos<br />
zusammen. Zur Diskussion stehen die<br />
Entwicklung des Lebenserhaltungsoder<br />
Navigationssystems. Ob Blue<br />
Moon innerhalb von fünf Jahren einsatztauglich<br />
gemacht werden kann<br />
und mit welchem Modul Astronauten<br />
vom Mond zum Rückflug aufbrechen<br />
sollen, sind noch offene Fragen.<br />
Jedenfalls setzen die USA verstärkt<br />
auf Unternehmen. In ihrem Programm<br />
Commercial Lunar Payload<br />
Services wollen sie über die nächsten<br />
zehn Jahre hinweg Firmen mit 2,6<br />
Milliarden Dollar unterstützen. Die<br />
ersten 250 Millionen vergab sie im<br />
Mai an drei Unternehmen für den Bau<br />
von unbemannten Sonden, die in den<br />
kommenden zwei Jahren auf dem<br />
Mond landen und neue Technologien<br />
testen sollen.<br />
Parallel dazu schlagen die Amerikaner<br />
den Bau eines neuartigen Elements<br />
vor, das als Tor zur weiteren<br />
Erkundung des Sonnensystems gilt,<br />
das Lunar Gateway. Dabei handelt es<br />
sich um eine den Mond umkreisende<br />
Station. Sie kann zeitweilig von Astronauten<br />
besetzt sein und verfügt über<br />
ein eigenes Antriebssystem. Sie könnte<br />
dazu dienen, Module einer Mondfähre<br />
zu montieren und diese zu betanken.<br />
Außerdem könnten Astronauten<br />
zwischen der Mondoberfläche und<br />
der Station pendeln und beispielsweise<br />
Proben an ein angedocktes Raumschiff<br />
übergeben, das sie zur Erde<br />
bringt. Mit einer solchen Station erspart<br />
man sich bei bestimmten Szenarien<br />
Landungen auf der Erde, was den<br />
Einsatz von wiederverwendbaren<br />
Sonden ermöglicht.<br />
Es wäre auch<br />
denkbar, dass in<br />
ferner Zukunft<br />
Raumschiffe von<br />
dort aus zu anderen<br />
Planeten wie<br />
dem Mars starten.<br />
Nach dem derzeitigen<br />
Plan soll<br />
2024 eine Orion<br />
am Gateway andocken.<br />
Dort steigen<br />
die Astronauten in<br />
ein Landefahrzeug<br />
um und schweben<br />
hinab zur Mondoberfläche.<br />
Nach<br />
dem Wiederaufstieg<br />
fliegen sie zur Station<br />
zurück, steigen in die Orion um und<br />
fliegen nach Hause. Ob es so kommen<br />
wird, hängt entscheidend vom Willen<br />
und der Finanzierung ab. Das Lunar<br />
Gateway hat eine Reihe prominenter<br />
Kritiker, wie den ehemaligen Nasa-<br />
Chef Michael Griffin und den Apollo-<br />
11-Veteran Edwin „Buzz“ Aldrin. Sie<br />
halten es für unnütz.<br />
Die Europäische Weltraumorganisation<br />
Esa hingegen will das Lunar<br />
Gateway für ihre Robotermission<br />
Heracles nutzen, die sie mit der kanadischen<br />
und japanischen Weltraumbehörde<br />
entwickelt. Ein kleiner<br />
Lander mit einem Rover im Inneren<br />
soll auf dem Mondlanden und<br />
von Astronauten im Gatewaygesteuert<br />
werden. Der Rover sammelt Bodenproben,<br />
verstaut sie in einem<br />
Containerund fährt in das Aufstiegsmodul.<br />
Alles zusammen fliegt zum<br />
Gateway, wo der Container in die<br />
Orion umgepackt und zusammen<br />
mit Astronauten zur Erde fliegt. Der<br />
Rover könnte anschließend erneut<br />
zur Mondoberfläche absteigen.<br />
Das Gateway ist als internationales<br />
Projekt geplant. „Ich stelle mir verschiedene<br />
Partner vor, sowohl internationale<br />
als auch kommerzielle, die<br />
zum Gateway beitragen und es nutzen“,<br />
erklärte kürzlich William Gerstenmaier,<br />
stellvertretender Administrator<br />
für Human Exploration and<br />
Operations der Nasa. OHB und Airbus<br />
arbeiten derzeit mögliche Beteiligungen<br />
aus.<br />
Der enge Zeitplan und das nötige<br />
Geld bringen die Mondträume indes<br />
in Bedrängnis. In diesem Jahr soll die<br />
Nasa 1,6 Milliarden Dollar extra bekommen<br />
und dürfte weitere sechs bis<br />
acht Milliarden pro Jahr benötigen.<br />
Ob der amerikanische Kongress das<br />
Geld bewilligt, ist fraglich. Im Juni<br />
verdutzte der wankelmütige Trump<br />
die Nasa mit einem seiner berüchtigten<br />
Tweeds: „Bei all dem Geld, das wir<br />
ausgeben, sollte die Nasa NICHT über<br />
eine Mondlandung reden. Wir haben<br />
das vor 50 Jahren gemacht.“<br />
Artemis geht dennoch weiter.<br />
Thomas Bührke