SPORTaktiv August 2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fotos: iStock. privat<br />
rüher, ja früher gehörte das zum guten<br />
Ton, wenn man etwas auf sich gehalten<br />
hat. Aber wer geht heute schon noch mit<br />
drei Kühen auf den Tennisplatz? Zugegeben,<br />
mit drei Kühen in natura ist nie jemand<br />
auf einen Tennisplatz gegangen. Aber mit einer<br />
Bespannung aus Naturdarm. „Und um einen<br />
Schläger mit einer Naturdarmsaite zu bespannen,<br />
benötigt es die Därme von 3 Kühen“, sagt<br />
Andreas Bergen, Experte vom belgischen Saitenhersteller<br />
Luxilon. Natürlich gibt es Naturdarmsaiten<br />
heute immer noch, aber verwendet<br />
werden sie nur sehr selten, weil sie eben so viel<br />
teurer sind als alle anderen Produkte. „Von der<br />
Qualität her sind sie aber das Beste vom Besten.<br />
Extreme Power, extrem gutes Gefühl, super<br />
Kontrolle“, schwärmt Bergen. Allerdings eben<br />
auch sehr anfällig. Nass durften die Saiten früher<br />
nicht werden, oder länger ungeschützt in<br />
großer Hitze liegen. „Dann sind sie oft ohne<br />
ANDREAS<br />
BERGEN<br />
ist Produktmanager beim<br />
Tennissaiten-Weltmarktführer<br />
Luxilon in Belgien<br />
www.luxilon.de<br />
Fremdeinwirkung gerissen“, erinnert sich Bergen.<br />
Heutzutage hat sich das ein wenig verbessert,<br />
weil selbst Naturdarmsaiten ummantelt<br />
sind.<br />
Heute sind also Kunstsaiten das Produkt der<br />
Wahl und dabei unterscheidet man zwei weitere<br />
grundsätzliche Saitentypen, die sowohl leistbar,<br />
als auch spielbar sind: die Filamentsaiten<br />
und die Polyestersaiten. Bei den Filamentsaiten<br />
unterscheidet man zwischen Mono- und Multifilament.<br />
Erstere bestehen aus einem einfasrigen<br />
Nylonkern, der dann für Widerstandfähigkeit<br />
noch ummantelt wird. Zusätzlicher Effekt:<br />
Der allzu rasche Spannnungsverlust wird abgemildet.<br />
Bei den Multifilamentsaiten werden mehrere<br />
Fasern verdrillt und ebenfalls mit widerstandsfähigen<br />
Materialien ummantelt. Der Nachteil:<br />
Sie fasern auch recht schnell wieder auf und<br />
halten daher nicht so lange wie etwa Nylonsaiten,<br />
die im Hobbybereich am häufigsten zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Bleiben noch die relativ jungen Polyestersaiten,<br />
die ebenfalls nur aus einer Faser bestehen.<br />
Die Haltbarkeit dieser Saiten hat sich über die<br />
Jahre stark verbessert. „Und man braucht sie<br />
nicht ganz so hart spannen, um dieselbe Kontrolle<br />
zu erreichen“, sagt Andreas Bergen. „So<br />
erreicht man mit 26 Kilo schon den Effekt, den<br />
man mit 30 Kilogramm hatte.“ Der Vorteil daran:<br />
Man braucht weniger Kraft für das gleiche<br />
Tempo und schont gleichzeitig auch den Arm.<br />
Das macht Polyestersaiten gerade für junge Talente<br />
besonders interessant. Hergestellt werden<br />
solche Saiten mit dem Extrusionsverfahren.<br />
Dabei wird – sehr vereinfacht gesagt – der<br />
Kunststoff in einem beheizten Zylinder ge-<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
57