SPORTaktiv August 2019
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Fotos: Erwin Pils, Rainer Mirau, Dynafit<br />
agistra intrat, auctor salutat. So beginnen<br />
Lateinbücher in Gymnasien und Hochschulen.<br />
„Die Lehrerin tritt ein, der Autor<br />
grüßt.“ So beginnt aber auch unsere<br />
Geschichte über eine Doktorin der Philosophie,<br />
die gerade an ihrer Dissertation in<br />
Latein arbeitet und die auch noch Österreichs<br />
aktuell vielleicht beste Trailrunnerin<br />
ist: Veronika Limberger. Mehr als diese<br />
Einsteigerphrasen der Sprache Caesars<br />
und Senecas fließen dann aber nicht<br />
mehr ins Gespräch ein. „Mein Doktorvater<br />
kann Latein aber auch noch sprechen“,<br />
sagt Vroni und lacht.<br />
Latein und Philosophie sollten eigentlich<br />
einmal ihr Berufsleben bestimmen –<br />
geworden ist es etwas komplett anderes:<br />
das Laufen. Während des Studiums hat sie<br />
Ausbildungen zur Lauf- und Fitnesstrainerin<br />
gemacht und ist dann mehr oder<br />
weniger hineingerutscht in die Kurstätigkeit<br />
am Universitäts-Sportinstitut USI auf<br />
der Schmelz in Wien-Ottakring.<br />
Heute vermittelt sie anderen die Freude<br />
daran, was sie selbst begeistert. „Ich hatte<br />
auch einen 70-Jährigen in der Laufgruppe,<br />
der einen Halbmarathon in zwei<br />
Stunden gelaufen ist. Und in der Rückengymnastikgruppe<br />
ist der älteste Teilnehmer<br />
über 80.“<br />
Trailrunning hat die 33-Jährige schon<br />
betrieben, als die Bezeichnung noch gar<br />
nicht in Mode war. „Berglaufen oder besser<br />
Laufen im Gelände hat es ja schon<br />
immer gegeben.“ Über die Berge ist sie<br />
auch zum Sport gekommen. Mit Vater<br />
und Bruder hat sie in Kindheit und Jugend<br />
zahlreiche Gipfel erklommen. „Oft<br />
wusste ich gar nicht wirklich, auf<br />
welchem Berg wir waren. Erst später<br />
dann, als ich von Großvenediger und so<br />
gehört hab, ist mir aufgefallen: Dort war<br />
ich ja oben.“<br />
Das Laufen im Gelände macht ihr, wie<br />
aktuell immer mehr Leuten, große Freude<br />
und es ist auch eine gute, ja, nahezu<br />
notwendige Abwechslung für Vielläufer.<br />
„Du trainierst auf dem unebenen Gelände<br />
mehr Muskelgruppen, weil jeder<br />
Schritt anders ist. Du musst dich mehr<br />
konzentrieren auf den nächsten Schritt“,<br />
erklärt sie. Gleichzeitig müsse man viel<br />
genauer auf seinen Körper hören, um es<br />
bergauf oder bergab nicht zu übertreiben.<br />
„Und: Man löst sich vom Druck der<br />
Bestzeit, hechelt nicht ständig einer Pace<br />
hinterher.“ Darum zieht sie auch viel<br />
Kraft aus dem Training. Alleine in der<br />
Natur unterwegs zu sein, abzuschalten,<br />
den Atem zu spüren und zu hören, das ist<br />
es. Gerade in beschleunigten Zeiten ein<br />
guter Ausgleich und ein Weg nicht nur<br />
weg von der Straße, sondern vom Kopf in<br />
die Emotion.<br />
So sind auch die Strecken immer länger<br />
geworden, bis sie Österreichs beste Trailrunnerin<br />
wurde. Zumindest sehen das<br />
viele Experten so, Limberger selbst bleibt<br />
da bescheiden. „Na, das ist schon übertrieben.<br />
Ich bin halt immer da. Nicht jedes<br />
Jahr ganz oben, aber konstant.“ Laufen,<br />
das macht sie aus Freude und Leidenschaft<br />
und nicht getrieben vom Ehrgeiz<br />
nach Ergebnissen.<br />
„Halte ich durch oder gebe ich auf –<br />
auf diesem schmalen Grat bewegt man<br />
sich bei Ultraläufen“,<br />
erzählt Limberger. Neben<br />
der körperlichen<br />
Fitness braucht es vor<br />
ICH BIN HALT IMMER<br />
DA. NICHT JEDES<br />
JAHR GANZ OBEN,<br />
ABER KONSTANT.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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