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Berliner Zeitung 16.08.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 189 · F reitag, 16. August 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

492 Taten<br />

aus<br />

Judenhass<br />

Meist handelte es sich<br />

um Schmierereien<br />

VonKlaus Peters, Potsdam<br />

Von 2014 bis 2018 gab es in Brandenburg492<br />

antisemitische Vorfälle.<br />

Darunter waren 433 polizeilich<br />

registrierte Straftaten, die anderen<br />

Vorfälle wurden von Beratungsstellen<br />

gemeldet. Das sagte Benjamin<br />

Steinitz, Geschäftsführer des Bundesverbands<br />

der Recherche- und Informationsstellen<br />

Antisemitismus.<br />

Er stellte in Potsdam eine entsprechende<br />

Studie vor. Diemeisten Straftaten<br />

wie Schmierereien oder Sachbeschädigungen<br />

gab es im Umfeld<br />

jüdischer Einrichtungen.<br />

In 67 Fällen handelte es sich um<br />

antisemitische Straftaten gegen<br />

Menschen – meist Beleidigungen<br />

und Bedrohungen. Aber es gab auch<br />

14 Gewalttaten gegen jüdische Menschen.<br />

Sie ereigneten sich in etwas<br />

weniger als der Hälfte der Fälle in<br />

Kleinstädten und in ländlichen Regionen.<br />

„Dies alles sind aber nur die<br />

bekannt gewordenen Taten“, sagte<br />

Steinitz. „Untersuchungen haben<br />

gezeigt, dass Betroffene nur in einem<br />

von fünf Fällen Anzeige erstatten<br />

oder sich beraten lassen.“<br />

Staatskanzleichef Martin Gorholt<br />

(SPD) berichtete, dass es in den ersten<br />

fünf Monaten des Jahres bereits<br />

51 antisemitische Straftaten gab, gegenüber<br />

38 im Vorjahreszeitraum.<br />

„Antisemitismus ist leider ein hochaktuelles<br />

Phänomen, dem wir entschieden<br />

entgegentreten müssen.“<br />

Für die Studie wurden im Herbst<br />

2018 zwölf jüdischeVertreter und ein<br />

Vertreter einer Kirchengemeinde zu<br />

ihren Wahrnehmungen von Antisemitismus<br />

und ihren Wünschen zur<br />

Prävention gefragt. Dabei habe sich<br />

gezeigt, dass Antisemitismus jüdischen<br />

Bürgernmeist in subtilen Formen<br />

begegne, auch bei Behörden.<br />

„So berichtete ein Teilnehmer, dass<br />

ein Jobcenter seinen Hinweis, dass<br />

er am Sabbat nicht arbeiten könne,<br />

als unbegründet zurückgewiesen<br />

habe“, sagte die die Autorin der Studie,Dorina<br />

Feldmann.<br />

„Antisemitismus ist aus meiner<br />

Sicht eine kollektive Bewusstseinskrankheit,<br />

die in Wellen auftritt und<br />

unheilbar ist“, sagte Julius H.<br />

Schoeps, Direktor des Potsdamer<br />

Moses-Mendelssohn-Zentrums.Dagegen<br />

könne man nur mit Bildung<br />

und Aufklärung arbeiten.„Wir haben<br />

keine andereChance.“ (dpa)<br />

Potsdam will autofrei werden<br />

Die neue rot-rot-grüne Mehrheit im Rathaus ruft für die Landeshauptstadt den Klimanotstand aus<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Potsdams neuer Oberbürgermeister<br />

regiertseit Ende<br />

November 2018 – bislang<br />

verlief der Wechsel vom<br />

SPD-Vorgänger Jann Jakobs zum<br />

neuen SPD-Mann Mike Schubert<br />

doch recht still. Doch nun sorgt der<br />

46-Jährige mit der Mehrheit seiner<br />

Stadtverordneten bundesweit für<br />

Schlagzeilen: Am Mittwochabend<br />

hat Potsdam –als erste Stadt in Brandenburg<br />

–den Klimanotstand ausgerufen.<br />

In der Resolution heißt es:<br />

„Die Stadtverordnetenversammlung<br />

erkennt an, dass die Eindämmung<br />

der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden<br />

Folgen eine Aufgabe von<br />

höchster Priorität auch für die Kommune<br />

Potsdam ist.“<br />

DasGanzekann durchaus als politisches<br />

Signal verstanden werden –<br />

nicht nur für die Landeshauptstadt,<br />

in der der Oberbürgermeister nun<br />

voneiner rot-grün-roten Rathauskooperation<br />

getragen wird. Das stellt<br />

einen Kurswechsel dar, denn unter<br />

seinem Vorgänger war ein Zusammengehen<br />

der großen Konkurrenten<br />

SPD und Linken unmöglich und es<br />

kooperierten lange SPD, CDU, Potsdamer<br />

Demokraten und Grünen.<br />

Nun setzt Schubert klar auf eine<br />

linke und ökologische Politik.<br />

Signal für die Landtagswahl<br />

Dies soll nach Schuberts Aussage<br />

auch ein Zeichen an das Land sein.<br />

Denn am 1. September ist Landtagswahl.<br />

DieAfD steht in Umfragen klar<br />

auf Platz 1, und die CDU will die seit<br />

30 Jahren im Land regierenden Sozialdemokraten<br />

ablösen und endlich<br />

den Ministerpräsidenten stellen.<br />

Derzeit gibt es eine klare Polarisierung:<br />

Beachtliche Teile des konservativen<br />

Wahlvolks orientieren<br />

sich in Richtung AfD. Deren Gegner<br />

und auch viele „Fridays for Future“-<br />

Unterstützer sammeln sich hinter<br />

den Grünen. Da will der Oberbürgermeister<br />

der Landeshauptstadt zeigen:<br />

Auch meine SPD hat verstanden.<br />

Er wünscht sich auch auf Landesebene<br />

Rot-Grün-Rot. „Das wäre<br />

ein gute Option, wenn es eine stabile<br />

Mehrheit gibt und verbunden ist mit<br />

einer progressiven Programmatik<br />

wie bei uns“, sagte er der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. Schubertselbst lässt seinen<br />

großen Dienstwagen schon von Anfang<br />

an lieber stehen und nimmt ihn<br />

nur wenn nötig für repräsentative<br />

Anlässe. Erfährt meist selbst mit einem<br />

kleinen Elektro-Auto.„Das mache<br />

ich durchaus aus Überzeugung.“<br />

City Potsdam: Priorität sollen künftig die öffentlichen Verkehrsmittel haben. IMAGO IMAGES<br />

Abstimmung: In Potsdam<br />

stimmten die Abgeordneten<br />

der SPD,Grünen und Linken<br />

für die Ausrufung des Klimanotstandes<br />

sowie Die Andere<br />

und ein Abgeordneter von<br />

Die Partei. CDU,FDP,AfD und<br />

das Bürgerbündnis stimmten<br />

der Resolution nicht zu.<br />

NOTSTAND<br />

International: Weltweit haben<br />

Länder wie Großbritannien,<br />

Irland und Schottland<br />

den Notstand ausgerufen,<br />

auch Städte wie London, Los<br />

Angeles, Vancouver,Adelaide<br />

sowie sechs Kantone<br />

oder größere Städte in der<br />

Schweiz.<br />

Deutschland: Hier macht<br />

der Begriff des Klimanotstands<br />

erst mit den „Fridays<br />

for Future“-Demos Karriere.<br />

Im Mai rief Konstanz als<br />

erste deutsche Stadt den Klimanotstand<br />

aus. Potsdam<br />

ist Stadt Nr.47–und die<br />

fünfte Landeshauptstadt.<br />

Dieneuen Partner sagen, die Ausrufung<br />

sei keine bloße Symbolpolitik.<br />

In dem Papier heißt es, dass bei<br />

jeder einzelnen Beschlussvorlage<br />

künftig die Auswirkungen auf die Klimakrise<br />

und auf das Artensterben<br />

berücksichtigt werden muss. Essoll<br />

nun extraneue Antragsformularegeben<br />

mit einem Feld: Auswirkungen<br />

auf den Klimaschutz. Dort muss angekreuzt<br />

werden, ob die vorgeschlagene<br />

Maßnahme tatsächlich Auswirkungen<br />

haben wird. Die Auswahlmöglichkeiten<br />

lauten: „Ja, positiv“,<br />

„Ja, negativ“ oder „Nein“. Dies muss<br />

begründet werden.<br />

Bei Beschlussvorlagen der Verwaltung<br />

soll die Prüfung bereits vor<br />

dem Einbringen erfolgen. DieVorlagen<br />

der Fraktionen sollen unverzüglich<br />

an die Koordinierungsstelle Klimaschutz<br />

gehen, damit die Stellung<br />

nehmen können. Oberbürgermeister<br />

Schubertspricht voneiner „völlig<br />

neuen Arbeitsweise der Stadtverordnetenversammlungen“.<br />

Bis2050 klimaneutral<br />

Potsdam hat bereits seit elf Jahren einen<br />

Klimarat mit Vertretern aus<br />

Wirtschaft, Wissenschaft, Bürgerschaft<br />

und Verwaltung. Dort sollen<br />

nun auch Jugendliche von „Fridays<br />

for Future“ mitarbeiten. Die Stadt<br />

hat auch schon länger einen „Masterplan<br />

100 Prozent Klimaschutz“<br />

beschlossen und will im Jahr 2050 zu<br />

100 Prozent klimaneutral werden.<br />

Nun heißt es in der Resolution,<br />

dass geprüft werden soll, wie die Klimaschutzziele<br />

schneller zu erreichen<br />

sind: Die Innenstadt soll<br />

schrittweise bis 2024 autofrei und<br />

ein neues Radwegekonzept soll<br />

schneller umgesetzt werden. Neubauten<br />

und Energieversorgung sollen<br />

möglichst klimaneutral sein, ein<br />

365-Euro-Ticket für Busse und Bahnen<br />

wirdgeprüft.<br />

Vor lauter Euphorie plädiert die<br />

Grüne Jugend nun dafür, dass ganz<br />

Brandenburg den Klimanotstand<br />

ausruft. Sprecherin Ricarda Budke<br />

fordertdas Land sowie alle Kommunen<br />

auf, sich der Landeshauptstadt<br />

anzuschließen. „Die Klimakrise wartet<br />

nicht“, sagte sie.„Auch für das gesamte<br />

Land Brandenburg muss gelten,<br />

dass die größtmögliche Reduzierung<br />

von Klimaschäden oberste<br />

Priorität hat.“<br />

Solche Forderungen liegen bei einem<br />

bestimmten Teil der Bevölkerung<br />

im Trend: BisDonnerstag sprachen<br />

sich 84 300 Leute auf der Internetplattform<br />

Change.org für einen<br />

bundesweiten Klimanotstand aus.<br />

NACHRICHTEN<br />

CDU-Chefin widerspricht<br />

CDU-Spitzenkandidat<br />

Obwohl Brandenburgs CDU-Spitzenkandidat<br />

Ingo Senftleben seit<br />

vielen Monaten auch eine Regierungskoalition<br />

mit den Linken für<br />

möglich hält, hält seine Parteichefin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

nichts davon. Bündnisse der CDU<br />

mit der AfD oder der Linken in Brandenburgund<br />

Sachsen nach den dortigen<br />

Landtagswahlen am 1. September<br />

hat sie am Donnerstag erneut<br />

ausgeschlossen. „Wir haben<br />

dazu ganz klareBeschlussfassungen.<br />

Diese Beschlussfassungen sind getroffen<br />

worden unter Einbeziehung<br />

aller Landesverbände und das gilt“,<br />

sagte Kramp-Karrenbauer im ARD-<br />

Mittagsmagazin. Siebezieht sich dabei<br />

auf einen Beschluss des CDU-<br />

Parteitags in HamburgimDezember<br />

2018. (dpa)<br />

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Volksinitiative gestartet<br />

für Verkehrswende<br />

In Brandenburghat das Stimmensammeln<br />

für eine Volksinitiativezur<br />

„Verkehrswende“ begonnen. „Wir<br />

wollen BrandenburginBewegung<br />

bringen“, sagte der Landesvorsitzende<br />

des Verkehrsclubs Deutschland,<br />

FritzViertel, am Donnerstag in<br />

Potsdam. Dies sei sowohl politisch<br />

gemeint, als auch für die Bürger.<br />

Knapp zwei Wochen vorder Landtagswahl<br />

sei die Verkehrswende in<br />

Brandenburgnoch nicht so weit im<br />

Fokus,wie es für die Menschen im<br />

Land notwendig sei. DieInitiative<br />

fordertetwa den Landtag auf, ein<br />

Mobilitätsgesetz mit konkreten<br />

Maßnahmen, Zeitplänen und Budgets<br />

zu beschließen. Ziel sei es,den<br />

Anteil des Umweltverbundes –also<br />

Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr<br />

–bis zum Jahr 2035 von<br />

heute 41 Prozent auf 82 Prozent zu<br />

verdoppeln. Damit die Volksinitiativeerfolgreich<br />

ist, müssen die Unterstützer<br />

20 000 gültige Unterschriften<br />

vonBrandenburger innerhalb eines<br />

Jahres sammeln. (dpa)<br />

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