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Berliner Zeitung 16.08.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 189 · F reitag, 16. August 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Diesel-Fahrverbote<br />

wohl doch erst<br />

ab Oktober<br />

Seite 12<br />

Historisches Gesellschaftshaus: Teilabriss trotz Denkmalschutz Seite 13<br />

Ehemaliger Todesstreifen: Führungen durch einst verbotene Zonen Seite 14<br />

Stadtbild<br />

Lauf,<br />

Mops, lauf!<br />

Lutz Schnedelbach<br />

bedauertdas Ende einer<br />

Rennära in Lichtenrade.<br />

Ich bin traurig. Nicht nur weil der<br />

Sommer langsam zu Ende geht,<br />

nicht nur weil mein Späti an der Ecke<br />

nicht mehr jeden Tag öffnen darf<br />

und auch nicht, weil ein Bekannter<br />

sich scheiden lässt. Ich bin traurig,<br />

weil ich im kommenden Jahr weniger<br />

Möpse zu sehen kriege.<br />

Das Mopsrennen für 2020 ist<br />

nämlich abgesagt worden. Der Aufwand<br />

sei zu groß, sagt der Veranstalter<br />

als Begründung. Schade. Damit<br />

verliert Berlin eine deutschlandweit<br />

bekannte und im Ausland beachtete<br />

Veranstaltung. Nach zehn Jahren soll<br />

Schluss sein. DenTierschützernmag<br />

das in den Kram passen, mir aber<br />

nicht so recht. Lasst doch Möpse laufen,<br />

wenn sie es wollen und Spaß<br />

daran haben. Unddas haben sie.<br />

Ich hab es im vergangenen Jahr<br />

selbst gesehen. Es ist witzig, kurzbeinige<br />

Möpse im Kampf gegen die Uhr<br />

zu beobachten. Ich bin kein spezieller<br />

Fan von Rennmöpsen. Aber die<br />

Stimmung am Rande der Rennen<br />

war gut und erheiternd. Das ist wie<br />

beim Oktoberfest. Man muss die<br />

Berge nicht unbedingt mögen, um<br />

bayrisches Bier zu trinken und<br />

Schweinsbraten zu essen.<br />

Aber noch ist es nicht so weit,<br />

denn das 10. Internationale Mopstreffen<br />

in Berlin-Lichtenrade startet<br />

am 31. August um 13 Uhr. Für die<br />

Rennen auf dem Gelände desVereins<br />

Jugend und Hund in der Eisnerstraße<br />

54 nahe des S-Bahnhofs Schichauweg<br />

sind 205 Tiereangemeldet.<br />

Es gibt elektronische Zeitnahmen,<br />

Zielfotos und Laufvideos. Auch<br />

wenn nur die Hälfte der Hunde Lust<br />

haben sollte,umdie Wette zu laufen<br />

–esbleibt ein Spektakel.<br />

Der große Loriot hat vor Jahren<br />

einmal gesagt: „Ein Leben ohne<br />

Mops ist möglich, aber sinnlos.“<br />

Recht hat der Mann. Schade,dass die<br />

Veranstalter des Mopsrennens es<br />

nicht so sehen. Aber vielleicht ringt<br />

sich einer durch und organisiert das<br />

Rennen im nächsten Jahr doch noch.<br />

Übrigens: Drei Jahrehintereinander<br />

hat Emma den Sprint gewonnen.<br />

Siebrauchte für die 50-Meter-Rasenstrecke<br />

nicht einmal sechs Sekunden.<br />

Die Konkurrenz war chancenlos.<br />

Für jeden Sieg bekam sie einen<br />

Pokal –und für den dreimaligen Sieg<br />

gab es ein blaues Ruhekissen mit einem<br />

aufgedruckten Mops.<br />

In diesem Jahr wird sie voraussichtlich<br />

nicht starten. Sie soll gesundheitlich<br />

nicht so gut drauf sein,<br />

sagen Mopsbesitzer. Aber vielleicht<br />

kommt sie mit ihrer Besitzerin zum<br />

Zugucken, wenn ein neuer „Usain<br />

Bolt der Möpse“ gesucht wird.<br />

Mops Emma gewann auch im<br />

vergangenen Jahr das Rennen. SABINE GUDATH<br />

In Notfällen: Lange klingeln lassen!<br />

Koalition des Unfriedens<br />

Senatorinnen unter Druck: Die SPD stützt Sandra Scheeres und lässt Katrin Lompscher schlecht aussehen<br />

VonElmar Schütze<br />

Zwei Frauen in der <strong>Berliner</strong><br />

Politik stehen unter gewaltigem<br />

Druck, zwei Senatorinnen.<br />

Doch der Umgang<br />

mit ihnen könnte unterschiedlicher<br />

nicht sein. Dashängt –soschlicht ist<br />

es wohl –inerster Linie mit ihrer Parteizugehörigkeit<br />

zusammen. Und in<br />

beiden Fällen ist es der Regierende<br />

Bürgermeister Michael Müller beziehungsweise<br />

seine SPD, die da einen<br />

feinen Unterschied macht. Während<br />

Müllers Sozialdemokraten ihre Parteifreundin,<br />

Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres, stützen, lassen sie<br />

Bausenatorin Katrin Lompscher<br />

(Linke) auflaufen.<br />

Seit fast zwei Wochen wirdScheerespolitisch<br />

und medial angegriffen,<br />

weil sie divergierende Zahlen zu fehlenden<br />

Schulplätzen im Jahr 2021<br />

genannt hat. Erst war in ihrem eigenen<br />

Haus von einem Defizit von<br />

24 000 Plätzen die Rede, amDienstag<br />

nannte Scheeres plötzlich eine<br />

Zahl von 9 500 fehlenden Plätzen.<br />

Dassei die realistische Prognose.<br />

Als am Donnerstag im Abgeordnetenhaus<br />

die Opposition Scheeres<br />

angriff und – mal wieder – ihren<br />

Rücktritt forderte,blieb die SPD cool<br />

und verteidigte sie.Bildungspolitikerin<br />

Maja Lasic machte sogar die<br />

Schulstadträte in den Bezirken für<br />

die Misere mitverantwortlich: Sechs<br />

der zwölf sind in der CDU.<br />

Auch die dunkelroten und grünen<br />

Partner verteidigten Scheeres –auch<br />

wenn es bei Linken-Bildungsfachfrau<br />

Regina Kittler seltsam klang, als<br />

sie sagte: „Nur wer nichts macht,<br />

macht auch keine Fehler.“<br />

Stefanie Remlinger von den Grünen,<br />

die vorzehn Tagen die Zahl von<br />

24 000 fehlenden Plätzen erst öffentlich<br />

gemacht hatte, forderte „mehr<br />

Transparenz“. Denn „nur ein Problem,<br />

das klar benannt wird, kann<br />

man auch lösen. Unddas werden wir<br />

auch tun“, sagte Remlinger. Zu<br />

Scheeres sagte sie, dieses sei „eine<br />

Kämpferin mit Steherqualitäten“,<br />

die sich vom „Getöse“ der Opposition,<br />

wie Remlinger es nannte, nicht<br />

vomrichtigenWegabbringen lassen.<br />

Vorallem aber ließ sich Michael<br />

Müller vonder Opposition nicht treiben.<br />

Da konnte CDU-Fraktionschef<br />

Burkard Dregger von ihm noch so<br />

vehement eine Regierungserklärung<br />

beziehungsweise die Ausrufung eines<br />

Bildungsgipfels einfordern –<br />

Müller sah den Oppositionsführer<br />

nicht einmal an und schwieg. Er<br />

wusste,dass jede andereReaktion eines<br />

Regierungschefs seiner Senatorin<br />

geschadet hätte, weil sei ihre<br />

Kompetenz untergraben hätte.<br />

Im Parlament schwieg Müller zugunsten<br />

der Bildungssenatorin, und<br />

auch im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> gab er Rückendeckung.<br />

„Frau Scheeres bekommt für ihren<br />

bildungspolitischen Weg nicht nur<br />

meine volle Unterstützung, sondern<br />

das sind alles Themen, die wir gemeinsam<br />

in der Koalition verabredet<br />

haben. Da gibt es keine Kontroverse“,<br />

sagte er. „Wir müssen aber<br />

durch das Bevölkerungswachstum<br />

noch mehr tun und auch schneller<br />

werden“, sagte Müller.<br />

Ließ Müller im Plenum die Vorwürfe<br />

an Bildungssenatorin Scheeres<br />

–und auch an sich –abperlen,<br />

musste sich dagegen Bausenatorin<br />

„Es handelt sich in Buch um schützenswerten<br />

Naturraum. Außerdem wurden alternative<br />

Wohnbaupotenziale festgelegt.“<br />

Katrin Lompscher (Linke), Bausenatorin<br />

Lompscher in der Parlamentssitzung<br />

vorgeführt und blamiert vorkommen.<br />

Malwieder.<br />

Fast könnte man meinen, es gäbe<br />

in der Landespolitik ein Spiel, das<br />

heißt: Schlag die Lompscher! DieSenatorin<br />

gilt in weiten Kreisen vonPolitik<br />

–CDU, FDP, AfD –und Wirtschaft<br />

–IHK und Unternehmensverbände<br />

–als Verantwortliche für zu<br />

zögerliches Bauen. In den Tagen<br />

rund um die Plenarsitzung wurde<br />

einmal mehr deutlich, dass auch Politiker<br />

der SPD mit Lompscher fremdeln.<br />

Jüngstes Beispiel ist der Umgang<br />

mit dem –ehemaligen, muss man<br />

wohl sagen –Bauvorhaben in Buch<br />

IMAGO IMAGES<br />

Immer wieder hingen Anrufer beim Notruf 110 zuletzt in der Warteschleife<br />

oder wurden, wie die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> berichtete,sogar aus der<br />

Leitung geworfen. Jetzt schaltet die Polizei die Warteschleife ab.Wenn<br />

nun der Notruf gewählt wird, ist nur ein Freizeichen zu hören, bis das<br />

Gespräch angenommen wird. Die Polizei mahnt, dass Anrufer unbedingt<br />

in der Leitung bleiben sollen. „Nur wenn im Ausnahmefall die<br />

Verbindung abbricht oder ein Besetzt-Zeichen ertönt, ist ein erneuter<br />

Anruf bei der 110 erforderlich.“ DieProbleme sind darauf zurückzuführen,<br />

dass die Einsatzleitzentrale (ELZ) seit Juni in einem Provisorium an<br />

der Kreuzberger Friesenstraße untergebracht ist. Denn das Dach der<br />

ELZ im Polizeipräsidium wird derzeit saniert. Die langen Wartezeiten<br />

beim Notruf erklärt die Polizei damit, dass die Anlage in der Friesenstraße<br />

nicht auf dem neuesten Stand ist. „Um sicherzustellen, dass in<br />

einer Notlage schnellstmöglich unter der 110 Hilfe herbeigeholt werden<br />

kann, ist es technisch erforderlich, bis auf weiteres die Bandansage<br />

und die Warteschleife abzuschalten“, hieß es am Donnerstag. (kop.)<br />

im Nordosten der Stadt. Dort befindet<br />

sich ein Gebiet mit einer sogenannten<br />

Moorlinse,ein Feucht- und<br />

Torfgebiet. Seit den 90er-Jahren galt<br />

es als Neubaupotenzial für bis zu<br />

2500 Eigenheime.<br />

Fast so alt ist die Kritik daran. Bei<br />

der Linse handele es sich um ein natürliches<br />

Gewässer und wichtiges<br />

Brutgebiet mehrerer Wasservogelarten<br />

und den Lebensraum zahlreicher<br />

gefährdeter Tierarten. In der Bezirksverordnetenversammlung<br />

von<br />

Pankowhatten sogar CDU-Leute die<br />

Ausweisung als Naturschutzgebiet<br />

gefordert. Schließlich beschloss der<br />

Senat im Januar die Änderung des<br />

Flächennutzungsplans für Buch. Es<br />

sollte dortnicht gebaut worden.<br />

Dies sollte nun ins Parlament eingebracht<br />

und mit dessen rot-rotgrüner<br />

Mehrheit beschlossen werden.<br />

Einen Tagvor der Sitzung erkannte<br />

die SPD-Fraktion plötzlich<br />

„Diskussionsbedarf“, der Antrag<br />

wurde von der Tagesordnung genommen.<br />

Die Linke wurde davon auf dem<br />

falschen Fuß erwischt. „Wir haben<br />

keine Erklärung dafür“, sagte Fraktionssprecher<br />

Thomas Barthel, „es<br />

gibt schließlich keine neue Situation.“<br />

Die CDU reibt sich unterdessen<br />

die Hände.„Der rot-rot-grüne Senat<br />

macht das, was er am bestens kann:<br />

nicht bauen“, sagt Baupolitiker<br />

Christian Gräff.<br />

Elmar Schütze<br />

hat seinen Spaß an<br />

politischen Scharmützeln.<br />

NACHRICHTEN<br />

Regierender unterstützt<br />

öffentliches Gelöbnis<br />

DerRegierende Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) setzt sich für ein<br />

öffentliches Gelöbnis in Berlin zum<br />

70. Bundeswehr-Geburtstag am 12.<br />

November ein. Im Abgeordnetenhaus<br />

verwies der SPD-Politiker am<br />

Donnerstag darauf, dass Bundesverteidigungsministerin<br />

Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer (CDU) die Länder<br />

um Unterstützung bei Gelöbnissen<br />

im öffentlichen Raum gebeten<br />

habe.„Dashabe ich selbstverständlich<br />

zugesagt“, sagte er. (dpa)<br />

Ersatzverkehr auf gleich<br />

sechs Straßenbahnlinien<br />

Aufden die Straßenbahnlinien 27,<br />

61, 62, 63, 67 und 68 in Köpenick<br />

müssen Fahrgäste ab Montag 4.30<br />

Uhrauf den Busumsteigen. Die<br />

Gleise im Bereich der Müggelheimer<br />

Straße werden bis zum 26. August erneuert,<br />

teilte die BVGmit. Zwischen<br />

den Haltestellen Bahnhofstraße/<br />

Lindenstraße und Krankenhaus Köpenick<br />

sowie Köllnischer Platz fahrenErsatzbusse.<br />

(dpa)<br />

Senatorin: Arbeiten an neuer<br />

Allende-BrückeimZeitplan<br />

DerNeubau der Salvador-Allende-<br />

Brücke in Köpenick kommt nach<br />

den Worten vonVerkehrssenatorin<br />

Regine Günther (Grüne) voran. „Wir<br />

sind sehr gut im Zeitplan“, sagte sie<br />

im Abgeordnetenhaus.Sie gehe davonaus,dass<br />

der erste Teil spätestens<br />

Ende des Jahres fertig und die<br />

Brücke dann teilweise befahrbar sei.<br />

Anschließend folge der Neubau des<br />

zweiten Brückenteils,der dann 2021<br />

fertig sein solle. (dpa)<br />

Vodafone aktiviertersten<br />

5G-Masten in Berlin<br />

Vodafone hat am Donnerstag im<br />

Wissenschafts- und Technologie-<br />

Park Adlershof die erste Station des<br />

neuen Mobilfunkstandard5GinBetrieb<br />

genommen. Bald würden zwei<br />

weitere5G-Stationen folgen, kündigte<br />

das Unternehmen an. Sowohl<br />

diese Firmaals auch die Deutsche<br />

Telekom bieten erste Smartphone-<br />

Tarife an, die die Nutzung von5G<br />

einschließen. DieTelekom hat ihr<br />

Netz noch nicht aktiviert. (dpa)<br />

Historische Funde auf dem<br />

Friedhof der Märzgefallenen<br />

Aufdem Friedhof der Märzgefallenen<br />

in Friedrichshain sind drei Grabsteine<br />

und zwei Grabmarkierungen<br />

der <strong>Berliner</strong> Revolutionärevon 1848<br />

entdeckt worden. Dasteilte das Landesdenkmalamt<br />

am Donnerstag mit.<br />

An den Erkundungenbeteiligten sich<br />

auch Schüler und Schülerinnen der<br />

John-Lennon-Schule und der Merian-Schule.Der<br />

Friedhof ist im Laufe<br />

seiner Geschichte mehrmals umgestaltet<br />

worden. (dpa)<br />

Grabzeichen von J. Friedrich Hirschmann,<br />

gestorben 1848 im Barrikadenkampf LDA

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