FineTobacco 03/2019

Die olfaktorische Leistung von Nasenbären
wird wohl überschätzt. Ihr Außenbereich im
Karlsruher Zoo ist von der Pâtisserie Ludwig
keine 30 Meter Duftlinie entfernt; trotzdem
gehen die Tiere ungerührt ihrem Tagwerk
nach und erfreuen die Besucher. Aber vielleicht
machen sich Nasenbären auch nichts
aus Süßem. Auf der anderen Straßenseite
werden gerade frische Törtchen in der Vitrine
platziert – perfekte Halbkugeln, die in
die nicht automatisch in eine traditionelle
Konditorei münden. Im nur 10 km entfernten
Frankreich wird süßes Backwerk häufig als
raffinierte Gaumenschmeichler gefertigt.
Selbst in einer schlichten Dorfbäckerei
findet man neben Baguettes, Brioches
und Croissants oft kleine Tartelettes mit
Cremefüllung. In einer Stadt wie Paris – wo
der Genuss auch mal in Richtung Dekadenz
kippen kann – wird das Ganze auf
leuchtenden Farben glänzen wie Fabergé-Eier.
Daneben ein dunkler Traum aus Schokolade,
mit Macarons gekrönt. Dann überpuderte
Himbeeren und Pistazien, die sich auf
einem goldbraun gebackenem Fundament
türmen. Nebenan geschichteter Genuss, in
dessen Glasur zwei Feigenachtel baden...
Manche Besucher kleben minutenlang an
der Trennscheibe, unschlüssig, für welche
Kreation sie sich entscheiden sollen. Meist
werden dann gleich mehrere in hübscher
Verpackung über die Theke gereicht oder
auf Tellerchen im Café serviert.
Die Pâtisserie zwischen Stadtgarten und
Hauptbahnhof ist eine der beiden Genussdestinationen
von Miriam Kungl und Sven
Ludwig. Als das Paar 2012 seinen ersten Laden
eröffnete, wollte es neue Wege gehen,
die Spitze getrieben und manche Pâtissiers
wie Popstars gefeiert. Ihre Anhänger
pilgern regelrecht zu den Tempeln der
süßen Lust, wo sich die handgefertigten
Törtchen wie Schmuckstücke von Cartier
präsentieren. Entsprechend kostspielig ist
jede Geschmacksexplosion. Von solchen
Extravaganzen ist Karlsruhe freilich meilenweit
entfernt. Die Ansprüche an Geschmack
und Qualität sind in der Pâtisserie Ludwig
jedoch ebenso hoch wie im Nachbarland.
Sven Ludwig ist mit einem freundlich-fröhlichen
Naturell gesegnet. Wenn er aber über
sein Handwerk spricht, tritt eine gewisse
Ernsthaftigkeit zutage. Eigentlich sei ein
Pâtissier nichts anderes als ein Konditor,
sagt der Inhaber. Seine Partnerin Miriam
Kungl und er hätten sich aber für den etwas
eleganteren Begriff entschieden, weil sie
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