elektro AUTOMATION 09.2019
Trendthemen: Identtechnik, Data & Communication - Trendinterview: Expertenmeinungen zu 0G-Netzen im Produktionsumfeld; 0G-Netzte - ein Versuch einer Übersicht
Trendthemen: Identtechnik, Data & Communication - Trendinterview: Expertenmeinungen zu 0G-Netzen im Produktionsumfeld; 0G-Netzte - ein Versuch einer Übersicht
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DATA & COMMUNICATION<br />
TRENDS<br />
Player der Elektronik-Hardware-Branche (NXP, Radiocrafts, Silicon<br />
Labs, Texas Instruments, u.a.) stellen Sigfox-Module und fertige Geräte<br />
her. Auf der Softwareseite bieten internationale Softwarekonzerne<br />
eine große Anzahl von Dashboard-Lösungen an, sodass der<br />
Anwender mit geringem Auswand, auf der Basis eines Baukastens,<br />
seine eigenen Visualisierungs- und Auswerteanwendungen für PC,<br />
Tablet und Smartphone realisieren kann. Außerdem bietet Sigfox<br />
auch eine genormte API-Schnittstelle, sodass die Anwender-IT bei<br />
Bedarf selbst Lösungen erstellen kann. Diese Vielfalt der vorhandenen<br />
Hard- und Softwarekomponenten machen den Einstieg in die<br />
Technik sehr einfach, sodass im Wissenschaftsbereich Elektro-/Informationstechnik<br />
an der Technischen Hochschule Georg Agricola, Bochum,<br />
Sigfox in der Lehre und in verschiedenen Forschungs- und<br />
Entwicklungsvorhaben zum Einsatz kommt.<br />
Bild: Wi-SUN Alliance<br />
„Die Wi-SUN Alliance<br />
setzt auf standardbasierte,<br />
interoperable<br />
Wireless-Mesh-Field-<br />
Area-Network-Technologie.“<br />
Phil Beecher, Präsident und CEO<br />
der Wi-SUN Alliance, San Ramon,<br />
CA/USA<br />
René Dünkler (Fraunhofer): Das Fraunhofer-Institut für Integrierte<br />
Schaltungen (IIS) entwickelte eine softwarebasierte Konnektivitätslösung<br />
für den Aufbau von sicheren und leistungsfähigen Low<br />
Power Wide Area Networks (LPWAN), die vor allem im lndustrieumfeld<br />
und in Smart City-Bereich eingesetzt wird. Von den oben genannten<br />
Technologien hebt sich MIOTY dadurch ab, dass es derzeit<br />
das erste und einzige LPWAN ist, das die gerade veröffentlichte<br />
technische Spezifikation ETSI TS 103 357 für sogenannte Low<br />
Throughput Networks (LTN) erfüllt. Diese Norm des European Telecommunications<br />
Standards Institute (ETSI) schafft eine wesentliche<br />
Voraussetzung für die weltweite Interoperabilität von IoT- Komponenten<br />
und -Systemen. Technologisch setzt der neue Funkstandard<br />
Maßstäbe im Bereich der drahtlosen Datenübertragung hinsichtlich<br />
Kosteneffizienz, Reichweite, Batterielebensdauer und Störsicherheit.<br />
So kann die robuste Datenübertragung von rund einer Million<br />
Sendern mit nur einem einzigen Empfänger sichergestellt werden.<br />
Selbst bei einer anspruchsvollen Topologie erzielt die MIOTY-Technologie<br />
Reichweiten von bis zu 15 km und zeichnet sich durch eine hohe<br />
Energieeffizienz mit Batterielebenszeiten von bis zu 20 Jahren<br />
aus.<br />
Aurelus Wosylus (Sigfox): Sigfox ist Initiator des gleichnamigen<br />
0G-Netzwerks, das grenzüberschreitend ohne Roaminggebühren<br />
verfügbar ist. Es hat integrierte Geolokalisierungsfunktionen, was<br />
es für Logistikapplikationen sowie für Asset-Überwachungs-Funktionen<br />
prädestiniert. 140 Nachrichten pro Tag a 12 Byte bieten einen<br />
reichen Schatz an Big Data für das Zustands- und Nutzungsmonitoring<br />
und Predictive Maintenance. Dies alles bei besonders geringem<br />
Energieverbrauch und minimalen Kosten. Adaptive Sensorik<br />
kann über Jahre und Jahrzehnte wartungsfrei ohne Batteriewechsel<br />
betrieben werden. Anwender brauchen keine eigene Infrastruktur<br />
aufzubauen und zu unterhalten. Auch müssen keine SIM-Karten gemanagt<br />
werden. Das alles hat beispielsweise DHL bewogen, seine<br />
Ladungsträger für Pakete mit Sigfox-basierten Trackern auszurüsten.<br />
Christian Trösch (Blackbox Solutions): Wir entwickeln und vertreiben<br />
End-to-End-Lösungen, mit denen eine große Anzahl von Assets<br />
in der Supply-Chain kostengünstig sowie unabhängig von Standort<br />
und lokaler Infrastruktur verfolgt werden kann. Die Transparenz von<br />
Logistik- und Produktionsprozessen innerhalb der Supply-Chain wird<br />
deutlich erhöht und eröffnet neue Möglichkeiten der Wertschöpfung<br />
und Kosteneinsparungen, die in dieser Form bisher nicht möglich<br />
waren. Neben der intelligenten Verarbeitung der Daten in der Software<br />
zur Prozess-Steuerung und Optimierung, welche letztendlich<br />
den konkreten Mehrwert für den Kunden darstellt, kommt den Sensoren<br />
eine wichtige Bedeutung zu. Diese müssen entlang der Lieferketten<br />
ihre Daten robust liefern, standort- bzw. länderübergreifend<br />
sowie unabhängig von lokaler Infrastruktur. Zudem müssen die<br />
Sensoren möglichst lange autark am jeweiligen Asset betrieben<br />
werden können, um die Betriebskosten auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Wir setzen aus diesem Grund Sensoren ein, die ihre Daten<br />
über das Sigfox-0G-Netzwerk senden. Das Unternehmen liefert als<br />
Netzwerk-Betreiber die Infrastruktur für einen länderübergreifenden<br />
Einsatz der Geräte. Zudem können die Geräte mit sehr geringem<br />
Energieverbrauch betrieben werden, wodurch eine hohe Batterielebensdauer<br />
und geringe Total Cost of Ownership erreicht werden.<br />
<strong>elektro</strong> <strong>AUTOMATION</strong>: Wie hoch ist der Aufwand für die Implementierung<br />
von Anwendungen? Welche Hard- und Software<br />
wird benötigt? Wie groß ist der Bereich oder die mögliche Gerätedichte?<br />
Sind SIM-Karten erforderlich? Welche Datenmengen<br />
sind möglich und wie wird abgerechnet?<br />
Beecher: Die Bereitstellung ist sehr einfach, da sich das drahtlose<br />
Mesh-Netzwerk selbst aufbaut und im Falle vorübergehender Störungen<br />
selbst heilt. Die Hard- und Software für ein Wi-SUN-Field-<br />
Area-Network ist von einer Vielzahl von Anbietern erhältlich und von<br />
der Wi-SUN Alliance auf Konformität zertifiziert. Die Abdeckung ist<br />
sehr gut, eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung kann über mehrere hundert<br />
Meter bis zu mehreren Kilometern aufgebaut werden. Die Gerätedichte<br />
ist ebenfalls sehr gut.<br />
Berg: Auf der Hardwareseite hat man bei der Realisierung von Sigfox-Endgeräten<br />
verschiedenste Optionen zur Verfügung. Zum einem<br />
kann man eine Vielzahl fertiger Sensor-/Aktor-Geräte von unterschiedlichen<br />
Kooperationspartnern weltweit kaufen (Tschechien,<br />
Frankreich, Italien, Spanien, etc.), wobei allerdings gerade in<br />
Deutschland noch relativ wenige Hersteller zu finden sind. Die zweite<br />
Möglichkeit besteht darin, eine eigene Stationsentwicklung zu<br />
betreiben. Hierzu stehen programmierte und lizensierte Module<br />
oder Endgeräte von unterschiedlichen Herstellern zur Verfügung,<br />
die den Protokollstack und die gesamte HF-Sende-/Empfangsstufe<br />
kombinieren. Der Anwender braucht dann lediglich das HF-Ausgangsfilter<br />
und die Antenne anzuschließen. Diese Einheiten können<br />
dann über SPI- oder I 2 C-Bus mittels AT-Befehlen von beliebigen Mikrocontrollern<br />
aus angesteuert werden. Eine Vielzahl von so ge-<br />
<strong>elektro</strong> <strong>AUTOMATION</strong> 09 2019 19